11KM: der tagesschau-Podcast: Yellowstone: Die Erfindung des Nationalparks

tagesschau tagesschau 7/6/23 - Episode Page - 30m - PDF Transcript

Gigantische Vulkankrater, heiße Gaisiere, wilde Bisons.

Das ist der Yellowstone Nationalpark, der allererste Nationalpark der Welt,

ohne den es viele andere nicht gebe.

Seine Geschichte hat aber auch ein paar weniger idyllische Kapitel.

Vor 150 Jahren entsteht in den USA die Idee,

nicht überall zu siedeln, sondern die Landschaft zu schützen.

Aber der Schutz gilt längst nicht für alle.

Im Gebiet des heutigen Yellowstone Park gab es auch damals schon 27

indigene Gemeinden zum Beispiel, die lebten dort.

Warum der Yellowstone Nationalpark nicht nur für Vulkankrater steht,

sondern auch für Vertreibung, für menschliches Eingreifen in die Natur,

das hören wir in dieser Folge mit Thorsten Teichmann.

Er war für über fünf Jahre US-Korrespondent für die AID

und ist zum 150. Geburtstag des Yellowstone Parks dort hingefahren

und ist dort auch auf einen Versuch einer Wiedergutmachung gestoßen.

Ihr hört 11 km der Tagesschau-Podcast, ein Thema in aller Tiefe.

Ich bin Victoria Michalsack, heute ist Donnerstag, der 6. Juli.

Es gibt im Yellowstone Nationalpark, der ist vor allem bekannt für ein Bild.

Das ist der Old Faithful, das ist ein Gaisier.

Weil dieser ganze Park im Grunde auf einem ehemaligen Vulkan sitzt,

der eben erloschen ist und das ist so ein Kessel,

aber eben ist dampft von unten nach wie vor.

Und dieser Gaisier, der sprüht Wasser nach oben,

eine Fontaine aus Dampf und Wasser und Gasen,

und das ist vorher sackbar.

Das bedeutet, man kann sich darauf einstellen,

die Uhr danach stellen, wann gehe ich dahin, wann sehe ich den Vulkan.

Sehr angenehm für Touristen.

Ist beeindruckend, ist spektakulär.

Aber ich glaube fast, dass der Yellowstone Park

im Winter noch viel beeindruckender ist.

Ich hatte das Glück, für eine Recherche dort in den Winter hinzufahren

und habe etwas gemacht, was ich vorher noch nie gemacht hatte.

Ich bin Schneeschuh gewandert.

Im Yellowstone an einem kleinen Creek, an einem kleinen Fluss,

dem Feierhof Fluss, ist ein schmaler Bach, der nicht zufriert,

weil der gespeist wird von dem Wasser der Gaisiere, also warmes Wasser.

Dadurch wirkt das Wasser schwarz, die Bäume sind weg

und dann kannst du auf die andere Seite sehen, dieses Flusses

und da stehen die Bissons.

Und die stehen da und die Grasen, das heißt,

die versuchen mit ihrem riesigen Kopf den Schnee wegzuschieben,

um an das Gras darunter zu kommen.

Und du stehst einfach nur da.

Und du kannst das ewig beobachten.

Und es ist ruhig, es gibt sonst keine Geräusche außer der Natur

und es ist ein unheimlich eindrücklicher Moment,

bei dem dir aber auch klar wird, wenn du die Tiere siehst,

was für eine lange, große Geschichte ist, die da zurückreicht.

Du sagst, du bist da in Schneeschuhn durchgewandert.

Wie warst du da? Warst du da eigentlich alleine?

Also, es ist ja so im Winter im Yellowstone,

kannst du nicht selber mit dem Auto reinfahren.

Yellowstone ist sonst so ein kompletter Autofahrerpark.

Die haben mal eine Erhebung gemacht,

dass die meisten Touristen, die nach Yellowstone

mit dem eigenen Auto kommen,

sich eigentlich nicht weiter als 8 Minuten von ihrem Pkw bewegen.

Das funktioniert im Winter nicht.

Der Winter hat ganz viel Schnee

und deswegen sind die Touren organisiert.

Das heißt, am Eingang zu Yellowstone gibst du dein Auto ab.

Du stehst das da auf einem Parkplatz

und du wirst dann mit einem Schneemobil weitergebracht.

Das sind so große amerikanische Pick-up-Wagen

mit einem Aufbau mit Sitzendrin, also wie ein kleiner Bus.

Aber die Reifen sind so große Ballonreifen

von einem Meter durchschnitt,

damit die eben durch den Schnee durchkommen.

Und da gibt es Reiseführer.

Reiseführer, die sofort anfangen, einem alles zu erklären.

Ich hatte Mary Lee und sie hat im Grunde

ihre Begeisterung für den Yellowstone Park.

Den hat sie auf alle Übertragen,

die da in dieser Reisegruppe drinnen stand.

Jetzt beschäftigen wir uns ja heute

mit der Geschichte vom Yellowstone-Nationalpark.

Und den gibt es jetzt so seit ungefähr 150 Jahren.

Letztes Jahr war das 150. quasi Jubiläum

oder der Geburtstag, gab es da eine Party.

Nein, die ist ausgefallen.

Also tatsächlich, es gibt keine Party dazu.

Ich glaube, der Nationalpark hat dieses Jubiläum

auch nicht sehr groß gemacht,

weil die Sorge tatsächlich ist,

dass das Interesse an diesem Park sowieso schon so groß ist,

dass es die Natur womöglich

aus dem Gleichgewicht schon wieder haut

oder die Bemühungen, die Natur wieder ins Gleichgewicht zu bringen,

eben erschwert.

Insofern, die Granger und der Nationalparks Verwaltung

waren total zurückhaltend. Das fand ich interessant.

Die waren sehr, sehr sperrlich.

Es gab Schalten.

Es war auch eben noch so die Nachwähne von Corona zu spüren.

Und deswegen habe ich mich auf den Weg gemacht,

um dann eben über diese Tour zu erfahren,

was die Faszination dieses Parkes macht

und eben auch seine Geschichte ist.

Ja, die sind sehr gefragt.

Die Amerikaner lieben den Park

und die sind weiter sehr, sehr gut besucht.

Diese Park sind irre besucht.

Die Yellowstone ist nicht mal der viel besuchteste,

ich glaube, in den Appellachen.

Da kommen Millionen Besucher hin, das ist noch viel mehr.

Aber es ist eben einer der Attraktivsten,

weil er solche Natursensationen hat.

Also die Amerikaner zum großen Teil leben eben auch in Städten.

Und wenn man sich dann aufmacht in den Urlaub

und man macht Urlaub im eigenen Land,

dann entdeckt man die Natur im Grunde wieder.

Du sagst, die Amerikaner können da heute die Natur entdecken,

so wie sie ganz ursprünglich war.

Du hast Bisons gesehen.

Man könnte ja jetzt denken, es ging von Anfang an

um Schutz bei Nationalparks, um Schutz von der Natur

und auch von Tieren, aber das ist gar nicht so.

Nein, das glaube ich nicht.

Also gerade bei den Bisons kann man deutlich sagen,

dass es das nicht ist.

Du musst dir Nordamerika so vorstellen,

dass Nordamerika um 1600 wahrscheinlich 30 Millionen Bisons hatte.

Das ist eine unvorstellbare Zahl heute,

die da wirklich frei durch die Gegend gegangen ist.

Und in der Zeit der Besiedlung des Westens in den USA,

also nach 1800, nach diesem Louisiana Land Purchase,

als man auf einmal vier mehr Land hatte und den Leuten gesagt hat,

macht euch auf den Weg.

Siedelt dort jeder, der Landwirtschaft betreibt,

kann dieses Land unter bestimmten Bedingungen auch behalten.

Hat eben auch ganz viel Veränderung in der Natur stattgefunden.

Das bedeutet zum Beispiel bei den Bisons,

die ja sehr stark auch mit der Lebensgeschichte

der Indigenenamerikaner verbunden sind,

dass die Regierung wollte, dass die Indigenenamerikaner

in Reservate zusammengezogen werden

und das bedeutete, ihnen die Lebensgrundlage zu nehmen.

Das heißt, man hat auf die Bisons geschossen.

Und man hat sie fast so ausgerottet,

dass fast nur noch 400 Tiere übrig waren.

Von 30 Millionen auf 400, was sind das für Zahlen?

Also das war ja kurz davor dann,

dass es gar keine mehr gegeben hätte, oder?

Genau.

Also das war doch dann ganz schön knapp.

Also es war eigentlich davor,

dass das Bison komplett ausgerottet ist.

Und ich muss auch sagen,

dass das mit Absicht gemacht wurde,

um die Indigenen zu vertreiben.

Irgendwie finde ich, hat man ja so schnell das Bild

von einem Nationalpark als weitgehend unberührte Natur,

als vielleicht das, was gar nicht angefasst wurde,

was geschützt wurde

und irgendwie weniger als das, was freigeräumt wurde quasi.

Die Europäer, die nach Amerika gegangen sind

und das Land dort besiedelt haben,

erst an der Ostküste und dann später nach Westen gezogen sind.

Diese Europäer haben eben auch sehr stark

ihre Vorstellungen vom Leben mitgebracht

und wollten das umsetzen.

Und haben auch immer so getan,

als sei das Land eigentlich frei, als sei da niemand.

Das stimmt natürlich nicht.

Also im Gebiet des heutigen Yellowstone Park

gab es auch damals schon 27 indigene Gemeinden zum Beispiel.

Und wie bekommt man dieses Land dann frei?

Man entzieht den Menschen, die dort leben, die Lebensgrundlage.

Das war tatsächlich Regierungspolitik.

Jetzt war es aber so,

dass selbst damals dann eben der Eindruck entstand,

wir können nicht wirklich überall siedeln.

Das geht nicht.

Wir müssen Punkte ursprünglicher Natur bewahren.

Es gab also Expeditionen.

Es gab wirklich so, wie man sich das vorstellt.

Geologen, Ökologen, Meteorologen

haben sich von Washington DC

mit einem offiziellen Auftrag auf den Weg gemacht.

Haben eine Expedition gepackt

und sind Richtung Westen,

um überhaupt Karten zu machen.

Von dem Gebiet, das man gekauft hat, von dem,

wo man ihn jetzt siedelt.

Und diese Expeditionen kamen aus dem Westen der USA zurück

mit der Nachricht.

Es gibt dort Natur, die halten wir für schützenswert.

Das heißt, es gab damals schon dieses Bewusstsein von

man kann nicht alles platt machen und einfach besiedeln.

Ja, und dann schränke ich wieder ein.

Ich weiß nicht, ob man es mit unserem heutigen Bewusstsein,

was wir darunter verstehen, sofort vergleichen kann.

Sondern es kam womöglich woanders her.

Was ich gemacht habe,

ich bin in Washington DC dann ins Archiv gegangen.

Dort gibt es eine große Bibliothek,

das ist die Bibliothek des Kongress.

Und in dieser Bibliothek des US Kongress

werden alle Debatten, alle Gesetzestexte aufgehoben.

Das ist total spannend.

Also ich wurde dort empfangen von Bibliothekern

der juristischen Abteilung, unter anderem von Anna Price.

Und die haben das Ganze aufbereitet.

Das heißt, die haben diese Bücher von 1870

und von der Debatte damals um einen Nationalpark herausgezogen.

Ah, die Originale hast du schon gesehen.

Absolut.

Und haben die Bücher aufgeklappt und haben mir gezeigt,

was zum Beispiel bei der Expedition

von Ferdinand van der Verheden rausgekommen ist.

Das ist einer dieser Männer,

die den Auftrag karten, das Land zu kartografieren.

Und zurückkam mit der Nachricht, es gibt da etwas so Großartiges,

das ist schützenswert.

Er hat viele Berichte über die Jahre geschrieben,

in denen er durch die Wildnis zog.

Und dieser insbesondere ist mehr als 500 Seiten lang.

Und es ist einfach unglaublich detailliert,

wie er die Landschaft beschreibt.

Alle Bibliotikare hatten Handschuhe an.

Und sie haben mit diesen Handschuhen diese Bücher geöffnet.

Aus dem Jahr 1870, wie gesagt.

Und diese Beschreibung von Hayden,

von dem Gebiet, das heute der Yellowstone Park ist,

das sind 500 Seiten.

Da sind Fotos drin, Zeichnungen.

Da sind Karten halt drin,

da sind Texte drin, die das Ganze beschreiben.

Und die Karten, wenn man die ausfaltet,

dann wird das Buch eben viel, viel größer.

Und das war der Versuch, den Politikern in Washington,

die ja da gar nicht hinreisen, klar zu machen,

was gibt es da eigentlich zu entdecken?

Das ist ja nicht wie heute,

dass ich mich ins Auto setze und dort hinfahren kann,

auch wenn es noch sehr, sehr weit ist.

Da kann man nicht einfach bei Google Maps mal eben auf Bilderschalten.

Keine Chance.

Sondern du musst es wirklich sehr, sehr deutlich machen,

painstakingly.

Also wirklich ins kleinste Detail musst du deutlich machen,

was da eigentlich geht.

Und das hat der Mann offenbar geschafft.

Und dann begann die politische Debatte.

Also es gab mehrere Politiker,

die diesem Vorschlag,

das Gebiet zu schützen, gefolgt sind.

Aber es gab auch eine krasse Debatte darüber,

ob das überhaupt sein muss.

Weil es ist so, in dieser Zeit gibt es eben den Wunsch,

seit 1803 im Grunde,

im Westen der USA zu siedeln.

Das heißt, Leute machen sich auf den Track,

mit großen Planwagen.

Das ist ein bisschen Film, die ziehen da rüber

und wollen dort eben neues Land besiegeln.

Und das tun sie tatsächlich überall.

Und das ist ein großes Interesse der amerikanischen Regierung.

Das Gebiet, das man dazubekommen hat,

eben auch zu halten.

Und dann braucht man eben Leute dort vor Ort.

Das steht aber dem Wunsch,

etwas so zu bewahren, wie es ist,

nämlich die ursprüngliche Wildnis,

das steht denen im Weg.

Und deswegen war die Diskussion so interessant im US-Kongress.

Es gab natürlich Szenatoren, die im Senat argumentiert haben,

ja, warum sollte man denn das schützen,

wenn doch eigentlich unsere Aufgabe ist, alles zu besiedeln.

Und dann haben die Befürworte argumentiert,

ja, in dieser Höhe, dort, wo der Yellowstone Park liegt,

wächst ja ohnehin nichts.

Aufhin hat die andere Seite dann wieder gesagt,

ja, wenn da nichts wächst,

dann brauchen wir auch dieses Gesetz überhaupt nicht.

Das kann man alles in diesen Büchern in der Bibliothek nachlesen.

Und am Ende haben sie sich aber dafür entschlossen,

dass das schützenswert ist.

Und das Spannende daran ist ja,

dass es eigentlich zum ersten Mal so passiert.

Dieses Konzept,

wenn man heute das Wort Nationalpark hört,

man weiß irgendwie, was damit gemeint ist.

Vielleicht war man auch schon mal in einem, hier in Deutschland,

Nationalpark, Wattenmeer oder Eifel, das kennt man.

Und man kapiert irgendwie das Prinzip davon,

dass da Natur geschützt ist.

Aber das ist eben gar nicht so natürlich.

Und es geht quasi zurück auf diesen Yellowstone Nationalpark.

Vielleicht hätten wir also dieses Prinzip

und unsere Nationalparks wie Eifel oder Wattenmeer hier gar nicht.

Wird das damals nicht so gewesen?

Die würde es in der Form nicht geben,

hätte es die Debatte damals nicht gegeben,

hätte es den Hayden nicht gegeben, wahrscheinlich auch nicht.

Und die würde es in der Form auch nicht geben,

wenn es die Entwicklung seitdem nicht gegeben hätte.

Denn erst einmal wurde nur beschlossen,

im Grunde die Landschaft zu schützen.

Der Park ist in einer Zeit entstanden,

als es den Leuten gar nicht primär um die Natur ging.

Und heute hat sich so ein umfassender Schutzgedanke

dann doch durchgesetzt.

Das Interessante, warum das in Amerika entstanden ist,

hängt, glaube ich, noch einmal mit der Gründung

der Vereinigten Staaten oder eben der Besiedlung Amerikas

zusammen durch die Europäer.

Europa hatte groß Bedeutung nach wie vor für die Menschen,

die dort hingezogen sind und eben die Siedler war.

Und mit den Vorkommnissen mit der Natur dort

vielleicht nicht immer viel anfangen konnten.

Das heißt, der Blick zurück war sehr stark.

Und man hat dann eben gesagt, Europa hat Schlösser, Europa hat Kathedralen.

Aber was haben wir?

Und das ist jetzt nochmal tiefer in die Geschichte geschaut.

Es gab in Washington 2020 eine Ausstellung

über Alexander von Humboldt in Amerika.

Also das war ja ein deutscher Forschungsreisender unter anderem.

Und der war ja so um 1800 in Amerika.

Genau, der war ganz, ganz lange in Südamerika.

Der hat eben auch Expeditionen gestartet.

Auch er hat das Leben dort beschrieben.

Er hat die Natur dort beschrieben.

Es gibt Gemälde, es gibt Bücher, es gibt alles von ihm.

Und er kam 1804 in die USA.

Und er wurde wahnsinnig hoffiert.

Und er hat das Bild in der Kultur, aber eben auch im Verhältnis

der Amerikaner zu ihrer Natur sehr, sehr stark geprägt

für die nächsten Jahrzehnte tatsächlich.

Er war eigentlich nur sechs Wochen da.

Aber er hat so einen großen Einfluss gehabt.

Und das zeigte diese Ausstellung.

Das war mir vorher überhaupt nicht klar.

Und in dieser Ausstellung waren diese Gemälde gesehen.

Und es waren amerikanische Künstler, die gemalt haben dann

die Bilder, die Alexander Humboldt mitgebracht hat aus Südamerika.

Es wurde dann auf einmal schick über die Natur zu reden.

Und es wurde im Grunde die Natur erhoben zur amerikanischen Kathedrale.

Das zeigt uns auch, warum wir dem Nationalpark

und vor allen Dingen auch gerade Yellowstone

heute so eine Bedeutung beimessen.

Weil wir hier von ursprünglicher Wildnis reden.

Wir reden wirklich von etwas, was vor tausenden Jahren wahrscheinlich genau so war.

Das ist diese starke Verbindung zur Natur, die es eben vor allen Dingen

in diesem Ort gibt und die dann eben auch zu diesem Konzept Nationalpark

so stark beigetragen hat.

Ja klar.

Da ist ja auch das Spannende daran, wenn man sich zum Beispiel

eine Burg oder ein Schloss anschaut, dass man sagt,

guck mal, das ist so alt, was hier passiert

und sich die Geschichte von dem Land anschaut.

Und der Alexander von Humboldt hat dann gesagt,

hey, bei euch ist das eben nicht die Geschichte von Menschen,

was wir hier sehen, sondern die Natur dann.

Weil die europäischen Siedler in Amerika ja auch nicht bereit waren,

sich mit der menschlichen Kultur, die dort existierte, auseinanderzusetzen.

Ist ja nicht so, als hätte es es gar nicht gegeben.

Also es war sozusagen auch ein schönes Substitut,

weil man sich mit den anderen Themen,

nämlich der Vertreibung der Indigen Amerikaner,

in dem Fall dann gar nicht auseinandersetzen musste.

Das machen wir jetzt jetzt.

Man hat sehr viele Jahre gebraucht, um daraus zu lernen.

Es ist ein langsamer Prozess.

Ich glaube, es gibt großartige Beispiele dafür,

dass man erkannt hat, wie wichtig die Natur ist.

Und ich glaube, die Bisons sind ein gutes Beispiel dafür.

Also es waren dann in ganz Amerika noch 400 Bisons übrig.

Und man hat dann angefangen, im Yellowstone Bisons wieder zu züchten

und die Herde wieder zusammenzubringen.

So, dass man zwei Herden hat.

Das hat man im Yellowstone unter dem Aspekt von Naturschützen,

Naturwähler herstellen, in ganz vielen Bereichen gemacht.

Man hat sich Gedanken darüber gemacht,

wie man die Wölfe zurückbringt.

Man hat sich Gedanken darüber gemacht,

wie man die Flüsse besser schützen kann.

Das Bison ist wahnsinnig erfolgreich.

Die beiden Herden sind wahnsinnig erfolgreich.

Und damit begangen in der Natur,

eigentlich auch wieder die Probleme.

Und zwar?

Naja, der Yellowstone ist so groß wie Zypern.

Aber drumherum gibt es natürlich Gebiete,

die nach wie vor bewirtschaftet werden.

Ja.

Und wenn diese Bison-Herden größer und größer werden,

dann gehen sie natürlich über die Gänsten des Yellowstone hinaus.

Das heißt, die ursprünglichen Fahde dieser Bison-Herden,

die Wege dort, wo sie Nahrung finden,

sind natürlich sehr, sehr wichtig.

Für uns ist der Park gigantisch.

Für die Tiere ist es nur ein kleiner Flick.

Und dementsprechend ist eben die Herde immer wieder größer geworden.

Und die Rinderindustrie drumherum hat verlangt,

dass diese Tiere im Park bleiben sollen.

Und man musste jedes Jahr Bisons töten.

Also es ist ja eigentlich überall auf der Welt so,

dass der Mensch schon so sehr in die Natur eingegriffen hat,

dass er dann quasi mit dem, was noch an Bison-Herden,

wenig im Lebensraum für die Tiere übrig ist,

da dann wieder regulierend eingreifen muss,

weil es von alleine einfach nicht mehr funktioniert.

Genau, man hat das Gleichgewicht zerstört,

eben mit Erschaffung des Nationalparks, interessanterweise.

Und versucht dann, das Gleichgewicht herzustellen,

und dann kommt es eben auch wieder an seine Grenzen.

Und was jetzt passiert ist,

und was ich nochmal sehr, sehr spannend fand, ist,

dass man angefangen hat, Tiere aus dem Nationalpark zu nehmen,

um sie eben nicht zu töten,

sondern sie weiter östlich im Montana,

im US-Bundestadt Montana, auf eine Farm zu bringen.

Okay.

Auf eine große, große Plantage,

Farm von indigen Amerikanern.

Ach guck.

Fort Pack.

Also das ist in Montana, ich habe es nachgeschaut,

schon Richtung kanadische Grenze, ganz im Norden.

Ganz im Norden.

Ganz im Norden.

Also das ist in Montana,

ich habe es nachgeschaut,

schon Richtung kanadische Grenze, ganz im Norden.

Ganz oben, Grenze zu Nordde Cota und Kanada.

Eine sehr karge Gegend,

sehr hochgelegen.

Wahnsinnig kalt.

Ja, ihr wart da im Dezember.

Dann ist es wahrscheinlich maximal kalt.

Wie viel Grad war das?

In der Zeit einmal minus 25 Grad.

Und das war der Tag,

an dem Tiere aus dieser ursprünglichen Herde des Yellowstone

getestet werden mussten.

Und zwar passiert Folgendes.

Die Tiere aus Yellowstone werden also dort in die Farm gebracht

oder eben auf das Gelände der Sioux,

der Native Americans.

Und sie werden dort in Quarantäne gebracht.

Denn diese Bisons sollen einmal ausgewildert werden

bei anderen Native American Gemeinschaften.

Und damit sie das können

und damit die Rinderfarme auch zufrieden sind,

müssen sie getestet werden auf Prozesse.

Das ist ein Bakterium.

Wenn das die Kühe bekommen,

dann haben die nur noch Todgeburten.

Oh.

Und dementsprechend müssen die Bisons

über zwei Jahre immer wieder getestet werden.

Das sind wilde Bisons.

Das sind keine Zootiere.

Sondern das sind wilde Bisons.

Ah, die sind freilaufend?

Freilaufend in einer Abzäunung drin.

Aber sonst freilaufend.

Und an dem Tag müssen sie zum Tierarzt.

Und wie machen die das?

Fangen die die mit dem Lasso wie die Cowboys?

Oder wie läuft das auch noch im Schnee bei minus 25 Grad?

Sie werden eingetrieben mit Trucks.

Und man fährt in diesem Truck mit.

Und der Boden ist gefroren.

Die Furchen des Bodens sind hart.

Und man knallt die ganze Zeit in den Truck hin und her.

Und man knallt immer wieder gegen das Amaturenbrett.

Und es ist wirklich heftige Arbeit,

um die Tiere in die eine Richtung zu bekommen.

In den einen Gang, wo sie dann aufgeteilt werden,

wo ihnen Blut abgenommen werden kann.

Und warum ich das erzähle?

Ich habe dort nochmal sehr stark begriffen,

was für eine harte und schwere Arbeit es ist,

die Natur wieder in ihr Gleichgewicht zu bekommen.

Also das, was relativ einfach war,

relativ einfach war im Kippen,

ist unheimlich schwer es wieder zurückzubringen.

Das ist eben eine Zusammenarbeit von Sioux,

von Native Americans.

Robbie Magnan war das,

der dort eben das Ganze gestartet hat.

In Zusammenarbeit mit Tierärzten aus dem Yellowstone Park.

Und zu erleben, dass die Vision davon,

die bei Robbie eine ist,

dass es irgendwann wieder Herden gibt,

die durch Nordamerika ziehen.

Und zwar von oben, von Alaska bis nach New Mexico.

Und diese Vorstellung und die Arbeit, die er dafür tult,

was immer ein kleiner Schritt dahin ist,

wenn es überhaupt möglich ist,

die war schon ganz, ganz toll anzuschauen und zu begleiten.

Und die Härte besteht eben darin,

dass die Tiere ja im Grunde sich nicht einfangen lassen,

weil es Wildtiere sind.

Du kannst sehen, wie sie sich darin wären.

Einige bekommen Angst, die sind schnell gestresst.

Deshalb will man so schnell wie möglich arbeiten.

Man versucht sie reinzubekommen, Blut abzunehmen

und sie ziehen zu lassen.

Es müssen Tiere getrennt werden,

wenn sie dann, wenn man ihnen dein Blut abnehmen möchte,

Jungtiere, weibliche Tiere, Bullen,

müssen alle getrennt und aufgeteilt werden.

Die, die das machen in der Zeit, dürfen sich den Tieren nicht zeigen.

Das heißt, für die Tiere passiert das Ganze in einem großen Gestänge

aus Metallwänden und Gittern,

passiert das alles wie von Zauberhand.

Weil wenn sie einen Menschen sehen,

rennen sie automatisch in die andere Richtung

und man kann sie dann nicht wieder zurückholen.

Die können in der Zeit den Menschen nicht sehen.

Das heißt, die Leute, die das machen,

verstecken sich, sie arbeiten mit Tüchern, die sie aufziehen.

Sie versuchen, die Tiere zu locken, zu treiben

und am Ende kommt ein Tierarzt und entnimmt dem Tier das Blut,

bevor es dann wieder freigelassen wird

und dann wird das Blut untersucht.

Mit der Hand dann oder wie mit einer Spritze?

Tatsächlich ähnlich wie bei Rindern.

Kommen diese Tiere in eine Apparattschaft,

die sie festhält

und dann tritt dieser mutige, mutige Tierarzt

hinter das Bison, nimmt ihm Blut ab, steigt wieder raus.

Das Bison wird freigelassen

und das Blut kann untersucht werden.

Okay.

Jetzt frage ich mich natürlich,

was kam denn raus eigentlich bei den Tests?

Wahrscheinlich schaut man ja genau deswegen und hofft,

dass diese Barzillen diese Bisons nicht befallen haben,

sodass man sie auswildern kann.

Es kam raus, dass keines der Tiere

brutzelose Bakterien in sich getragen hat

und damit kamen zwei große Viehtransporter

und in diese großen Anhänger,

in diese amerikanischen Trucks

kamen die Tiere hinein,

gut aufgeteilt, viel Platz

und einer ging nach Washington State

zu einer Gemeinschaft

und einer ging nach Oklahoma.

Und das ist jetzt bei diesen Native Americans

die Keimzelle, womöglich für eine neue Bison-Herde.

Und jetzt ist eben der Versuch dort wieder

Bison-Herden heimisch zu machen.

Und quasi so ein bisschen das Ganze

wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Ins Gleichgewicht zu bringen

und es zeigt eben die große Bedeutung von Yellowstone,

die eben über das, was wir am Anfang gesprochen haben,

wo wir sagen, wir kommen als Besucher,

hinausgeht.

Sondern es hat tatsächlich für den Umweltschutz

und für das, was wir erfolgreich machen wollen,

eine noch viel, viel größere Bedeutung,

die weit über die Grenzen dieses Parks hinausgeht.

Was nimmst du mit aus der Geschichte

von der Entstehung des Nationalparks?

Dass es alles ein langwieriger Prozess ist

und dass es Zeit braucht

und dass ich ungeduld verstehen kann

und dass ungeduld notwendig ist,

aber dass die Dinge wahrscheinlich nie geradlinig laufen.

Also ich glaube, das macht es ganz deutlich.

Wir stehen ja vor neuen Herausforderungen

und die Herausforderungen jetzt in Yellowstone sind,

dass sich das Klima insgesamt gewandelt hat,

dass es sich verändert hat

und sich die Ranger, die Naturschützer dort überlegen,

was tun wir?

Werden wir bei jedem Feuer, bei jedem Wildfire eingreifen?

Werden wir Dinge, die womöglich von den Feuern,

die heute heftiger sind, mitgerissen werden, schützen können?

Oder versuchen wir gar nichts zu tun,

weil sich der Park immer verändert hat,

weil sich die Natur immer verändert hat?

Oder wird man sich auf einzelne Dinge konzentrieren,

wo man versucht, dass man die Veränderung der Natur unterstützen kann,

sodass es zu etwas kommt, was dann wieder im Gleichgewicht ist?

Ja.

Aber daran merkst du, wie kompliziert das Ganze ist,

wie kompliziert der Naturschutz ist

und wie schwierig es ist,

wirklich eine einfache Antwort in den Zusammenhang zu finden,

die wirklich alle zufrieden stellt

und bei der alle gleich an Bord sind?

Und auch diese Frage, wie weit eingreifen?

Es ist ja eigentlich auch so eine ständige Frage,

die auch mit dem Klimawandel ganz, ganz eng zusammenhängt.

Man sich denkt, was haben wir eigentlich gemacht

und inwiefern kriegen wir das wieder hin?

Oder kurz gesagt, wie wollen wir als Menschen

eigentlich mit der Erde umgehen, mit der Natur leben?

Und ich glaube, da kann man in Yellowstone lernen,

weil das wie ein Labor wirkt tatsächlich.

Über die Vergehen der Vergangenheit haben wir gesprochen,

über das, was angerichtet worden ist.

Was passiert jetzt?

Und in welche Richtung geht das Ganze?

Und ich empfand alle, mit denen ich da gesprochen habe,

im Park, die Ranger, die Behörden, die Tourguides,

mit einem großen, großen Bewusstsein, was für ein Juwel das ist

und mit einem großen Verständnis auch dafür,

was Natur bedeutet und was für eine schwere Arbeit es ist.

Das war 11km der Tagesschau-Podcast

von Thorsten Teichmann, der in seiner Zeit als USA-Korrespondent

eingetaucht ist in die Geschichte des Yellowstone-Nationalparks,

des ersten Nationalparks überhaupt.

11km findet ihr in der ARD-Audiothek

und überall dort, wo es Podcasts gibt.

Thorstens Radioreportage findet ihr in unseren Shownotes.

Auto dieser Folge ist Stefan Beutting.

Er arbeitet, hat Jasmin Brock, Produktion Brutmaria Ostermann,

Florian Teichmann, Konrad Winkler und Alexander Gerhardt.

Redaktionsleitung Lena Göttler und Fumiko Lipp.

11km ist eine Produktion von BR24 und NDR Info.

Mein Name ist Victoria Michalsack.

Es bald.

Am Ende möchten wir euch noch einen Podcasttipp mitgeben.

Bei Radio Wissen ist der Name Programm.

Dort wird die gesamte Welt des Wissens für euch ausgebreitet

und täglich eine neue hochwertige Folge produziert.

In Radio Wissen ist der Name Programm.

Wir breiten die ganze Welt des Wissens vor euch aus,

immer gut recherchiert, spannend erzählt und hochwertig produziert.

Für alle ist etwas dabei, für Geschichte-Fans,

für Leute, die sich für Psychologie und Philosophie interessieren,

für Kultur und Literatur liebhaber

und für den Deep Dive in Natur und Technik.

Wir verraten, mit welchen Methoden der innere Schweinehund zu besiegen ist,

wie sich Picasso immer wieder neu erfunden hat

oder wie der Marshallplan umgesetzt wurde.

Aber auch, ob man kreatives Schreiben lernen kann

und welche Spinnen bisig sind.

Das und noch viel mehr in Radio Wissen.

In der nächsten Folge findet ihr in der App der ARD-Audiothek.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Er ist der erste Nationalpark überhaupt: Yellowstone mit seinen gigantischen Vulkankratern und wilden Bisons. Vor etwas mehr als 150 Jahren entsteht dort die Idee, eine große Fläche nicht zu besiedeln und die Natur zu bewahren. Das Konzept Nationalpark ist geboren, tata! Bis heute prägt sie den Umgang mit der Natur und dem Naturschutz. Aber: Die Geschichte des Yellowstone Nationalparks ist auch eine Geschichte von Weißen, die Indigene verdrängt haben – und die Bisons fast ausgerottet hätten. In dieser Folge 11KM erzählt Torsten Teichmann, der fünf Jahre fürdie ARD als Korrespondent in den USA war, von seiner Reise durch den Yellowstone Nationalpark – genau wie von dessen weniger idyllischen Kapiteln und der Schwierigkeit die Natur wieder ins Gleichgewicht zu bringen.



Torsten Teichmanns Reportage “150 Jahre Yellowstone - Der erste Nationalpark der Welt” im Breitengrad (BR):

https://www.br.de/mediathek/podcast/breitengrad/150-jahre-yellowstone-der-erste-nationalpark-der-welt/1849955



Unseren Podcast-Tipp “radioWissen” findet ihr hier in der ARD Audiothek:

https://www.ardaudiothek.de/sendung/radiowissen/5945518/



An dieser Folge waren beteiligt:

Autor: Stephan Beuting

Mitarbeit: Jasmin Brock

Produktion: Ruth-Maria Ostermann, Florian Teichmann, Konrad Winkler und Alexander Gerhardt

Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler

11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Episode liegt beim NDR.