Thema des Tages: Wird Österreich rauchfrei?
DER STANDARD 5/31/23 - Episode Page - 30m - PDF Transcript
Ich bin Tobias Holub, das ist Thema des Tages, der Nachrichten-Podcast vom Standard.
Fast ein Viertel der Menschen in Österreich konsumiert täglich Nikotin, besonders bei
jungen Menschen werden Ersatzprodukte wie E-Zigaretten immer beliebter.
Doch auf kurz oder lang muss sich das ändern, denn Österreich soll, wie alle anderen EU-Länder,
rauchfrei werden. Wie das funktionieren kann, zeigen andere Länder wie Schweden oder Neuseeland
vor, doch dabei gibt es oft einen Haken. Wir sprechen heute darüber, ob und wie auch Österreich
tatsächlich rauchfrei werden könnte. David Krutzler, du hast für die Standard
Chronik-Redaktion zum heutigen Welt-Nichtrauchertag recherchiert und vielleicht mal für den Einstieg.
Wie viel rauchen wir Österreicherinnen und Österreicher im Jahr 2023 denn eigentlich noch?
Also Solop und Grob gesagt, wir schicken immer noch ziemlich viel, aber es war auch schon deutlich
mehr. Also in den letzten 20 Jahren ist der Anteil der Personen in Österreich die regelmäßig
der Pack konsumieren, um gut die Hälfte gesunken, also doch ein ordentlicher Wert. An
diesen Entwicklungen haben sicher auch die verschärften Nichtraucherschutzgesetze einen
bedeutenden Anteil. Also erinnern wir uns das generelle Rauchverbot in der Gastronomie zum
Beispiel. Das ist nach jahrelangen Debatten, Halbgaden, zwischen Lösungen, typisch österreichischen
Lösungen, um das zu sagen erst im November 2019 in Kraft getreten. Aber im internationalen
Vergleich mit europäischen Staaten zeigt sich zu dem, dass Österreich von einem Spitzenplatz
beim Rauchen in Richtung oberes Mittelfeld abgerutscht ist. Aktuelle Zahlen der Gesundheit
Österreich, das ist eine Gesellschaft des Bundes, die zeigen aber auch, dass die Zahl der Raucherinnen
und Raucher seit der Corona-Pandemie wieder angestiegen ist. Das ist eine recht neue Entwicklung.
Zuvor gab es eben diesen jahrelangen kontinuierlichen Rückgang. Konkretgriffen vor Jahr 20,3% der
Gesamtbevölkerung täglich oder fast täglich zur Zigarette, das ist jeder fünfte, also auch ein
ordentlicher Wert. Zum Vergleich im Jahr 2020 waren es noch 17,2%, also ein deutlicher Anstieg.
Rechnet man auch E-Zigaretten dazu, dann konsumieren 23% der Österreicherinnen und Österreicher
regelmäßig Rauchwaren. Für die Gesundheit Österreich ist Rauchen weiterhin die am
weitesten verbreitetes Sucht in Österreich. Jetzt ist Rauchen vielleicht ein bisschen eine
Generationenfrage. Vor eben einigen Jahrzehnten hat man noch überall Rauchen können in Flugzeugen,
in Restaurants und so weiter. Wie schaut das heute bei jüngeren Altersgruppen aus? Rauchen
die auffällig viel oder auffällig wenig? Wenn es nur ums Rauchen geht, dann gibt es hier keine
extremen Abweichungen vom Durchschnittswert. Also auch bei den Jugendlichen zeigt sich schon
längern abnehmender Trend beim täglichen Rauchen. So hat sich zum Beispiel der Anteil der täglich
Rauchenden bei den 15-Jährigen seit dem Jahr 2002 mehr als halbiert. Aber ich habe da auch
aktuell bei der Gesundheit Österreich nachgefragt, wie es jetzt speziell bei jungen Menschen
ausschaut seit der Corona-Pandemie, ob die auch wieder mehr schicken. Die Antwort war einerseits
ja, aber die Zunahme bei der Gruppe der 15- bis 34-Jährigen war zum Beispiel weniger stark
ausgeprägt als in der Gesamtbevölkerung. Also hier kann man nicht deutlich sagen, ja, die
Jungen rauchen jetzt mehr. Ein doch deutlicher Anstieg wurde bei den jungen Frauen verzeichnet.
Also das ist bemerkenswert laut der Gesundheit Österreich. Also die rauchen öfter. Man muss
aber dazusagen, Frauen schicken immer noch weniger häufig als Männer, aber der Raucheranteil näher
sich dem der Männer an. Was aber vor allem bei den Jungen immer beliebter wird, sind die ganzen
neuen Produkte, also die ganzen neuen Tabakprodukte wie E-Zigaretten, Tabakerhitzer oder auch Nikotinbeutel.
Gerade diese E-Zigaretten sind man in den letzten Jahren ja ganz, ganz oft, wo dann aus der Tasche
das kleine Gerät gezogen wird, einmal kurz dran ziehen und dann eben wieder in die Tasche zurück.
Wie schaut da genau der Anstieg aus? Kannst du uns da ein bisschen mehr erzählen?
Vor allem der Anstieg bei den E-Zigaretten und den Tabakerhitzern, der ist beträchtlich. Also der
Anteil der Personen, die diese täglich oder fast täglich konsumieren, der hat sich zuletzt in nur
zwei Jahren, also ab 2020, verdreifacht und zwar von zwei auf sechs Prozent hoch sind die Konsumzahlen
in Wien. Also da sticht die Altersgruppe 50 bis 34 Jahre hervor. Da nutzen bereits neun Prozent
solche elektronischen Rauchprodukte regelmäßig und elf Prozent gelegentlich. Aber auch bei den
Konsumentinnen und Konsumenten von Nikotinbeutel, den sogenannten SNUES, ist insgesamt ein Anstieg
zu verzeichnen. Und sind solche Ersatzprodukte dann eigentlich gesünder als herkömmliche
Zigaretten? Also die neuen Produkte, das sagen Expertinnen und Experten, würden jetzt Konsumenten
und Konsumenten einfach machen süchtig zu werden. Das hat so viel Meingassener gesagt,
die ist fachlich verantwortliche Psychologin beim Rauchfreitelefon. Bei dieser Hotline gibt es
Ratschläge mit dem Rauchen aufzuhören oder gar nicht anzufangen. Und auch in diesen neuen
Produkten ist vielfach Nikotin enthalten. Und das sei eben ein Nervengift und sicher kein
gesundheitsförderndes Produkt, wie das Meingassener formuliert. Ewald Lochner, er ist Koordinator
für Psychiatriessucht und Drogenfragen der Stadt Wien. Da waren zum Beispiel davor, dass etwa
Nikotinbeutel irreführenderweise als gesunde Alternative zur Zigarette beworben werden.
Und diese Werbung ziele da ganz klar auf diese junge Zielgruppe ab. Da diese Nikotinbeutel eben
noch nicht unter das Tabak- und Nichtraucherschutzgesetz fallen, fallen dies auch nicht unter das
Werbeverbot. Und hier wird von Lechne eine Gesetzesänderung gefordert, dass man auch diese
Gruppe in das Gesetz aufnimmt. Auch Rad auf Draht waren zum Beispiel vor diesen Nikotinbeuteln.
Ganz neu hat sich heute zum Beispiel der Sportdachverband ASKÖ zu Wort gemeldet. Auch
eher warnt vor gefährlichen Nikotinbeuteln. Diese würden besonders junge Menschen nicht
nur in ihrer Entwicklung eindeutig Schaden zufügen, sondern auch ein nachhaltiges
Suchtverhalten auslösen können. Und laut dem ASKÖ ist dieses Thema noch viel zu wenig bei
sportvereinen Trainern oder in der Schule angekommen. Also hier ordnet man einen deutlichen
Kommunikationsbedarf, dass man da irgendwie mehr Aufklärung, mehr Präventionsarbeit etc. betreibt.
Martin Busch vom Kompetenzzentrum Sucht, der verweist auf die hohe Anziehungskraftzöcher
auch freien Produkte, vor allem für junge Menschen. Und er sieht den Konsum dieser Produkte
differenziert. Also einerseits können sie eine Ausstiegshilfe beim klassischen Zigarettenrauchen
sein, andererseits können aber auch diese neuen Produkte der Einstieg in einem Suchtrelevantes
Verhalten sein. Also vielleicht können wir die Situation in Österreich so zusammenfassen. Es wird
generell noch recht viel geraucht und vor allem bei jungen Menschen nimmt der Konsum von diesen
Ersatzprodukten stark zu in letzter Zeit. Ganz anders schaut das aus in anderen Ländern und damit
hast du dich genauer beschäftigt, Gianluca Valles für die Standard-außenpolitik-Redaktion und hast
dir da vor allem ein interessantes Land angeschaut, nämlich Schweden. Wie viel oder wenig rauchen
denn die Schweden nennen? In Schweden ist die Lage einerseits ganz anders und dann auch wieder
sehr ähnlich. Vielleicht sollte man unterscheiden zwischen Nikotinkonsum und Tabak-Konsum. Es ist
tatsächlich so, dass in Schweden knapp über fünf Prozent der Gesamtbevölkerung rauchen. Das
ist extrem wenig. Es gibt von der EU die Regelung, dass jedes Land das maximal fünf Prozent der
Bevölkerung als Raucher deklariert hat. De facto rauchfrei ist ein rauchfreies Land. Das ist so
wie ein Land mit Vollbeschäftigung, das halt eine gewisse Prozentzahl nur hat. Diese fünf Prozent
bedeutet Rauchfreiheit. Alles, was drunter ist, ist einfach ein extrem niedriger Wert, den kein
anderes Land noch erreicht hat. Und die Schweden liegt, glaube ich, jetzt bei 5,3 Prozent. Und wenn
der Rhythmus so hinhaut, wie es die Schweden sich vorgenommen haben, erreichen sie diese
fünf Prozent Marke noch heuer in diesem Jahr 2023. Und damit wären sie mehr oder weniger Rauchweltmeister
oder Rauchfreiweltmeister in Wirklichkeit. Wenn wir uns die österreichischen Zahlen hernehmen,
in etwa ein Viertel der Bevölkerung greift zur Zigarette, das ist schon ein Riesenunterschied
bei den Schweden. Das wäre so schon beeindruckend, wenn Schweden tatsächlich das erste rauchfreie
Land auf der Welt wäre, zumindest auf dem Papier. Gibt es da irgendeinen Haken?
Sag mal so, die Schweden haben von Haus aus, als sie vor 10, 15 Jahren begonnen haben mit
diese Initiative weniger zu rauchen, schon einen niedrigeren Schwellenwert gehabt. In etwa 15 Prozent
ist dieser gelegen. Und jetzt eben fast fünf Prozent. Das hat man wirklich ordentlich ruter
gedrückt. Allerdings darf man hier nicht vergessen, dass es in Schweden ein Ausnahmephänomen gibt,
europaweit, nämlich der Konsum von Snus. Das sind kleine Tabakbeutel, die hinter die Oberliebbe
geklemmt werden. Und in diesen zuzelt man teilweise Stunden lang. Auf diese Weise bekommt man über
den Tabak, den diesen kleinen, debeutelartigen Gebilden drinnen ist, durchaus sein Nikotin und kann
auf diese Weise das Verlangen nach Nikotin stillen, ohne dass man raucht. Also an und für sich ist
es ein bisschen ein Etikettenschwindel. Man sagt, wir sind rauchfrei, aber wir sind nicht Nikotinfrei
oder nicht Tabakfrei. Also insofern, da muss man ein bisschen unterscheiden, weil das durch den
Konsum von Snus wirklich ziemlich hoch ist. Also hier sehen wir sowas in dem Bereich von in etwa
15 bis 20 Prozent der Bevölkerung, wo wir dann de facto wieder unter dem Strich gesehen einen
sehr ähnlichen Wert kommen wie bei uns oder im Vergleich bei anderen europäischen Ländern.
Etikettenschwindel trifft es ganz gut, aber trotzdem die Zahlen beim reinen Zigarettenrauchen
sind ja doch stark zurückgegangen. Wisst man denn da konkret vorgegangen, wird man das zumindest
geschafft? Ja, ich glaube, die schwedische Politik ist hier relativ intelligent vorgegangen. Während
es in anderen Ländern sehr strikt geht mit Verbot, Verbot, Verbot, sind die Schweden, die ja durchaus
eine liberale Tradition auch in anderen Politikbereichen haben, hier nicht so strikt vorgegangen, sondern
haben mitgeholfen, seitens der Politik so Initiativen zu starten, wie können wir
hier unterstützen von den Zigaretten wegzukommen? Und da ist natürlich Snus eine wesentliche
Komponente gewesen, wo das leichter gewesen ist. Da gab es Imagekampagnen, die das Rauchen wirklich
unattraktiv gemacht haben. Gleichzeitig hatte man diesen Vorteil europaweit als einziges Land
Snus haben zu dürfen. Das gibt es in keinem anderen EU-Land, dort ist der Verkauf der Konsum verboten,
also wenn wir nach Schweden fahren können, können wir es dort kaufen und konsumieren. Hier bei uns
in Österreich können wir es nicht importieren und auch hier nicht kaufen. Also Schweden hat,
als sie zur EU beigetreten sind, in diesem Zusammenhang wirklich eine Ausnahmeregelung auch
erwirkt und Druck gemacht, weil das einfach eine kulturelle Gewohnheit war, auf die sie nicht
verzichten wollten. Snus hat eine Tradition, die geht auf das 19. Jahrhundert, Mitte des 19.
Jahrhunderts, glaube ich, zurück. Darauf wollten sie nicht verzichten und das ist sozusagen jetzt für
sie, was diese Statistik betrifft, ein Vorteil. Aber im Wesentlichen denke ich, dass die Politik in
Schweden prinzipiell eher nicht so auf Verbotsniveau läuft, sondern eher wirklich versucht auf
Aufklärung unterwegs zu sein und das hat relativ gut funktioniert. Ich denke, dass es in Ländern wie
bei uns in Österreich teilweise in Deutschland oder Frankreich, wo die Rauchertraditionen vielleicht
ein bisschen härtere Fronten haben, dass das vielleicht von Haus aus nicht so gut funktioniert
hätte, weil hier einfach die persönliche Reserve gegenüber dieser oder der anderen Lobby einfach
ausgeprägter gewesen ist. Da müssen wir jetzt, glaube ich, noch kurz was klarstellen. David hätte
vorher schon gesagt, Nikotin Beutel gibt es hier in Österreich auch, die werden teilweise auch Snus
genannt, aber soweit ich weiß, ist das nicht wirklich Snus. Ich glaube, der große Unterschied
ist da, dass in dem einen wirklich Tabak drinnen ist, in Schweden, das ist offiziell Snus und hier
bei uns sind das andere Materialien, die eben nur mit Nikotin behandelt werden. Das ist eben der
Unterschied. Das heißt, wirklich Snus mit Tabak könnten wir dann in Österreich nicht als Alternative
verwenden. Und überhaupt, wenn da nur das eine Nikotin Produkt gegen ein anderes ausgetauscht
wird, hat sich das dann überhaupt positiv auf die Gesundheit der Menschen in Schweden ausgewählt?
Gibt es da irgendwelche Zahlen? Es gibt schon Zahlen, wobei ich glaube, es ist gar nicht so
interessant, hier auf die Prozentwerte zu sehen, was man auf jeden Fall, glaube ich, ohne
irgendeine Statistik zu bemühen sagen kann, wenn wirklich nur fünf Prozent der Bevölkerung rauchen,
belasten nur fünf Prozent der Bevölkerung durch Rauch andere Mitmenschen. Also die
Fremdgefährdung ist signifikant zurückgegangen. Das ist ein ganz eindeutiger Wert. Was nicht
unbedingt zurückgegangen ist, ist die Gefährdung der eigenen Gesundheit. Weil Tabak, auch wenn er
nicht geraucht wird, wenn er über die Blutbahn aufgenommen wird auf oralem Weg in diesem Fall,
ist genau so schädlich oder anders genauso schädlich. Es gibt dann halt andere Arten von
Krebs, weniger in Richtung Lungenkrebs, sondern vielleicht eher Mundkrebs, Lippen, Katzenome
und andere Arten von Gesundheitsrisiken gibt es nach wie vor. Und was beide Arten des Tabak und
Nikodinkonsums verbindet, wir haben Risiko an Herzinfarkten zu sterben, Schlaganfälle zu erleiden.
Das ist bei Rauchen und beim Snooze-Konsum genau das Gleiche. Was bei Snooze-Konsum, glaube ich,
im Vergleich zum Rauch-Konsum höher ist, sind eben Arten wie Bauchspecheltrüssenkrebs und
Mundkrebs, wobei gerade Bauchspecheltrüssenkrebs einer der am schwierigsten zu behandelnden
Krebsorten ist. Also da kann man nicht sagen, ich habe jetzt lieber Bauchspecheltrüssenkrebs als
Problem. Wir haben wirklich auf beiden Ebenen sehr markante und nachweisbare gesundheitliche Risiken.
Also das reine Austauschen eines Suchtmittels gegen ein anderes hilft auch nicht. Am Ende des
Tages sprechen wir gleich noch ein bisschen darüber, welche anderen Möglichkeiten es noch gibt, um ein
Land rauchfrei zu machen und was vielleicht auch Österreich machen könnte und machen vor eine
kurze Pause. Wir sind gleich wieder da.
Gibt es außerirdisches Leben? Haben Tiere ein Bewusstsein? Können wir durch die Zeit reisen?
Es gibt so viele große Fragen, die uns Menschen seit Jahrtausenden beschäftigen. Aber erst jetzt
kann die Wissenschaft Antworten daraus liefern oder neue Rätsel entdecken. Ich bin Tania Traxler
und ich bin David Renert. Im Standard-Podcast Rätsel der Wissenschaft gehen wir großen Fragen der
Menschheit auf die Spur. Wir fragen Wissenschaftlerinnen, was in schwarzen Löchern passiert, wo die Aliens
bleiben und die Fusionskraftwerke und wo die Mathematik an ihre Grenzen stößt. Rätsel der
Wissenschaft, jeden Mittwoch eine neue Folge. Überall, wo es Podcast gibt.
Jan Luka, warum ist denn Schweden überhaupt so verhältnismäßig engagiert im Kampf gegen
das Rauchen gewesen? Du hast schon gesagt, es gibt da grundsätzlich Vorgaben, die Aussagen,
wann ein Land offiziell rauchfrei ist. Aber gibt es auch Zielvorgaben, die Länder erfüllen müssen?
Es gibt natürlich wie überall in der Europäischen Union eine Zielvorgabe. Wir reden alle seit
Wochen und seit Monaten vom Verbot von Verbrennermotoren. In diesem Fall 2035. Beim Rauchen ist es
das Jahr 2040. Das sind einfach so Meilensteine, die sich die EU in gemeinsamer Absprache gesetzt hat.
Also da gibt es eine Einigung. Bis 2040 sollen die Länder rauchfrei sein. Das heißt, jedes 27
Länder momentan soll bis zum Jahr 2040 dieses Ziel erreicht haben, unter diese statistische
5-Prozent-Hürde gekommen sein. Wir sind noch relativ weit entfernt davon. Wir haben aber noch 17
Jahre und ich vermute mal unsere Politik, ich würde sagen, weil es was in 17 Jahren ist, gehen wir es
gemächlich an, machen wir das nicht allzu konfrontativ. Die Schweden hingegen haben das Problem
oder diese Initiative sofort ergriffen, nämlich schon vor 10, 15 Jahren und sind hier relativ
konsequent weitergegangen. Und hier hat man halt diese kleinen Schritte, die vielleicht andere
Länder erst in wenigen Jahren einmal beginnen werden, schon frühzeitig gesetzt. Und der Benefit
ist natürlich, dass insgesamt die Gesundheitsauswirkungen jetzt schon merkbar sind in Schweden. Wie gesagt,
für diejenigen, die nach wie vor Tabak und Nikotin konsumieren, sind die Risiken nicht rasend groß
unterschiedlich. Aber natürlich die Folgen von Fremdgefährdung, Passivhauchen sind schon markant
zurückgegangen. Insofern haben die jetzt schon einen Vorteil. Und je früher sich eine Bevölkerung
auf ein Thema einstellt und darauf reagiert, desto leichter ist es natürlich. Hier haben wir in
Österreich durch eine lange Verzögerung wahrscheinlich eine umso größere Hürde zu meistern,
in umso kürzerer Zeit. Hier hinken wir hinten nach und der Widerstand wird immer größer.
Und vor allem haben wir schon besprochen, dieser schwedische Weg mit Snooze als Ersatzprodukt,
der ist in Österreich nicht möglich, ist auch gesundheitlich nicht unbedingt eine sehr
naheliegende Alternative. Gibt es dann vielleicht noch ganz andere Länder, die eben wieder andere
Zugänge haben, wie sie rauchfrei werden wollen? Wir können einen Flug rund um den Globus machen
nach Neuseeland. Ich finde, das ist eines der radikalsen Beispiele, die mir aufgefallen sind
bei meinen Recherchen, weil Neuseeland hier ganz anders vorgeht als zu Schweden. Nämlich nicht mit
einer Art kooperierenden Funktion oder Methode zwischen Regierung und Bevölkerung, sondern die
haben sehr strikte Anweisungen, sehr strikte Verbote und Regelungen erlassen. Ganz konkret,
seit 1. Jänner dieses Jahres dürfen Menschen, die 14 Jahre oder jünger sind, prinzipiell keine
Zigaretten erkaufen, und zwar nicht nur jetzt, sondern auch in Zukunft nicht. Das bedeutet,
dass diese Menschen gar keine legale Art und Weise haben werden, im Laufe ihres Lebens zu rauchern
zu werden, solange sie Neuseeland leben oder sich aufhalten. Jetzt haben wir das Jahr 2023. Diese
Regelung geht einmal bis 2027. Und ab dann ist es so, dass jedes Jahr diese Schwelle um ein Jahr
erhöht wird. Das heißt, ab 2027 dürfen dann 15-Jährige nicht mehr Zigaretten kaufen. Danach
16, 17, 18-Jährige. Und diese Skalierung geht so weiter bis ins Erwachsenenalter hinein. Irgendwann
wird es dann so sein, dass wirklich nur noch die Methuso-Lames, die vor dem Jahr 2009 geboren
sind, überhaupt noch Zigaretten kaufen dürfen. Und irgendwann werden noch diese Leute älter werden
und im wahrsten Sinne des Wortes aussterben. Das ist wirklich eine Art Projektion dieses Gesetzes,
dass es wirklich sozusagen in die Jahrzehnte weit hinausläuft, weil irgendwann einmal sozusagen
dieser Dricht da immer enger wird und die Leute, die überhaupt noch Zigaretten kaufen dürfen,
immer weniger werden. Und durch die Altersverteilung in der Bevölkerungspyramide könnte man, wenn man
mit diesen Themoskopen sich zusammenzusetzen, mal ausrechnen, ab wann es statistisch in Neuseeland
keine Raucherinnen und Raucher mehr geben wird. Also Neuseeland geht den Weg, das Rauchen über die
Zeit einfach komplett zu verbieten. Schweden geht den Weg über Aufklärung, Ersatzprodukte und
vor allem früh anfangen. David, kommen wir noch mal zu dir. Welchen Weg geht Österreich? Haben
wir irgendein Plan, um dieses Ziel 2040 rauchfrei zu erreichen? Wenn man weiß, dass in Österreich
noch immer jeder fünfte oder jede fünfte raucht, dann haben wir da als Gesellschaft noch einen sehr
langen Weg für uns. Das Ziel ist jedenfalls sehr ambitioniert. Man muss aber auch klar sagen, ohne
weitere gesetzlichen Einschränkungen wird das nicht erreichbar sein. Das Grüne Gesundheitsministerium
hat etwa eine weitere Gesetzesnovelle angekündigt. Diese soll auch Verschärfungen bei den neuen
Nikotinprodukten und weitere Einschränkungen beim Rauch umfassen. Konkret soll etwa das Rauchverbot
auf zusätzliche öffentliche Orte im Freien ausgedehnt werden, etwa auf Kinderspielplätze oder
Freizeitflächen für Kinder und Jugendliche. Und auch die Ärztekammer hat heute gefordert,
dass Rauchverbot in der Gastronomie, das es eben seit 2019 generell gibt, auch auf den
Außenbereich ist, auch auf Scharnigärten auszudänen. Und wenn es diesen Entwurf jetzt schon gibt,
warum ist das dann ein bisschen auch nicht umgesetzt worden? Ja, es ist eben ein langer Prozess,
gerade beim Thema Rauch und was jetzt Gesetze betrifft. Das erinnern wir uns immer an diese
Gesetzgebung beim generellen Rauchverbot in der Gastronomie. Da hat es jahrelang Debatten gegeben,
wie kommt das, wie wird das umgesetzt etc. Gekommen ist es dann 2019, was man quasi schon
vergessen hat ist. Es hat ja schon den Beschluss gegeben, dass das 2018 kommen soll, also das
generelle Rauchverbot in der Gastronomie, in Lokalen und in Papps. Als die neue Regierung damals
türkisblau gekommen ist, die haben diesen Beschluss einfach revidiert und gesagt, okay,
soll weiterhin Ausnahmen in der Gastronomie geben. Erst nach dem Ibiza-Video und dem Regierungswechsel
in Richtung türkisgrün hat es da auch wieder ein Umdenken gegeben und dann hat man sich hingesetzt
und gesagt, okay, 2019 wird dieses Gesetz in Kraft gesetzt. Das bleibt abzuwarten, ob sich türkis
grün jetzt wieder hinsetzt und auch diese Verschärfungen bald noch umsetzen wird. Aber David,
was denkst du denn jetzt? Haben wir schon gehört, in Schweden wird sehr viel getan, um zumindest
das Zigarettenrauchen zu vermindern, andere Länder machen überhaupt noch mehr. Warum wird
denn dein Österreich generell so zögerlich gehandelt? Warum dauert das alles so lange bei uns?
Sehr gute Frage. Das Rauchen ist durchaus bei uns in der Gesellschaft verankert traditionell. Es hat
jahrelang natürlich auch Werbungen dazu gegeben, diese ganzen Präventionsprogramme, die es jetzt gibt.
Ich glaube, die waren früher in dieser Menge nicht da. Schauen wir 20 Jahre zurück. Damals haben mehr
als die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher statistisch gesehen. Regelmäßig
geraucht, das ist ein unfassbar großer Wert, dass das vorangesprochen hat, den Flugzeugen
rauchen dürfen, man hat den Beißeln rauchen dürfen und das ist noch nicht lange her, aber das ist
ja heute oder mit dem heutigen Wissen ja fast nicht mehr vorstellbar. Schon, wenn was in 20 Jahren
von jetzt an vorstellbar oder nicht vorstellbar ist. Aber David, wenn ich mir persönlich jetzt zum
Beispiel denke, ich rauch mehr als mir eigentlich lieb ist, ich will irgendwas ändern, was kann ich
dann machen? Du hast vorher schon ein paar Kontaktadressen angesprochen, kann ich mich irgendwo
hinwenden? Wenn jemand merkt, dass einem das intensive oder regelmäßige Rauchen, Hitten oder
Wapen nicht gut tut, der kann sich zum Beispiel an das Rauchfreitelefon wenden. Das ist Werktags von
10 bis 18 Uhr unter der Nummer 0800 810 013 zu erreichen. Die Wiener Ärztekammer verweist darauf,
dass allein in der Hauptstadt 230 niedergelassene Ärztinnen und Ärzte ein sogenanntes Raucher
Entwünnungstertifikat besitzen und hier auch fachkundig weiterhelfen können. Also man wendet
sich da an den Arzt des Vertrauens und wird da weiter vermittelt, vor allem auch das Rad auf
Draht-Telefon für junge Menschen, da ist die Hotline 147. Und spätestens 2040 müssen wir dann
den nächsten Podcast zum Thema machen und schauen, ob Österreich tatsächlich rauchfrei geworden ist.
Danke mal für heute, euch beiden für den Überblick. David Kruzlau und Gianluca Wallisch.
Vielen Dank. Danke sehr gerne. Wir machen jetzt dann gleich noch weiter mit unserer
Meldungsübersicht und sprechen darüber, welche Rolle eine Zigarette beim Brandt in der Klinik
in Mödling gespielt hat. Wenn Sie, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, die journalistische Arbeit,
die wir hier beim Standard machen, unterstützen möchten, dann geht das zum Beispiel in dem
Sie ein Standard-Abo abschließen. Einen Link dazu finden Sie in unseren Shownotes und wenn Sie
Thema des Tages über Apple-Podcasts hören, dann kann man dort ganz einfach unseren Podcast
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Zukunft dann auch ohne Werbung. Danke für jede Unterstützung. Wir sind gleich wieder da.
Wie viel Geld macht eigentlich glücklich? Werde ich mit Day Trading reich und ist jetzt
der richtige Zeitpunkt, um in China zu investieren? Das und mehr sehen wir uns in der neuen Staffel
vom Standard-Podcast. Lohnt sich das an? Wir, das sind Davina Brumbauer, Alexander Amon und
Michael Wendisch. Und gemeinsam mit Expertinnen und Experten fragen wir uns, wie ein Pyramidenspiel
funktioniert, was eigentlich ein Baby kostet und ob es sich lohnt, in eine Steuer-Wase auszuwandern.
Lohnt sich das? Der Standard-Podcast über Geld findet ihr jeden Dienstag auf allen gängigen
Podcast-Plattformen. Und hier ist, was Sie heute sonst noch wissen müssen. Erstens, ein Update zum
Brand im Landesklinikum Mödling. Nachdem dort in der Nacht auf Dienstag ein Feuer ausgebrochen
ist, gehen die Ermittlerinnen jetzt davon aus, dass die Brandursache eine Zigarette sein dürfte,
die nicht ordentlich ausgedrückt wurde. Laut Polizei war einer der Patienten im
Betroffenenzimmer starker Raucher und eine andere technische Ursache wird aktuell ausgeschlossen.
Der besagte Mann und die zwei weiteren Patienten in seinem Zimmer sind bei dem Brand ums Leben
gekommen, bis zu 20 weitere Patienten wurden verletzt oder evakuiert. Gesundheitsexperten
innen weisen jetzt darauf hin, wie wichtig Rauchverbot in Krankenhäusern sind. Offiziell
sind diese in Niederösterreich oft sehr streng, wichtig wären demnach aber auch die Überwachung
und, falls nötig, Strafen. Zweitens, im Streit um die SPÖ-Führung ist gestern am Dienstag ein
Video aufgetaucht, in dem sich Kandidat Andreas Babler sehr scharf gegen die Europäische Union
ausspricht. Konkret bezeichnet Babler die EU als aggressives, außenpolitisches, militärisches
Bündnis und schlimmer als die NATO. Der Ausschnitt stammt aus einem Podcast, den Babler im Jahr
2020 mit dem PR-Berater Rudi Fusi aufgenommen hat. Dieser gilt als Unterstützer des anderen
SPÖ-Vorsitzkandidaten, also Hans-Peter Dosko-Zils. Babler hat sich im Nachhinein in der Kronenzeitung
geäußert, er wäre zwar nicht für einen Ausstieg Österreichs aus der EU, aber für eine
grundlegende Reform ihrer Verträge. Zur Diskussion über dieses Video sagt Babler nun, dass es sich
da nur um sementische Spitzfindigkeiten bzw. Formulierungsfragen handeln würde. Die finale
Entscheidung um den SPÖ-Vorsitz wird kommenden Samstag auf einen Parteitag in Linz getroffen.
Drittens nochmal kurz zur SPÖ, der umstrittender Geschäftsführer der Partei Christian Deutsch
hat heute seinen Rücktritt angekündigt. Deutsch galt als enger Unterstützer der bisherigen
Parteichefin Pamela Rendi Wagner, die hat sich ja bereits zurückgezogen, nachdem sie bei der
SPÖ-Mitgliederbefragung auf dem dritten und letzten Platz gelandet ist. Nach dem bereits erwähnten
Parteitag am Samstag will, deutsches ihr jetzt gleich tun. Und viertens. Schwarze Löcher geben
der Wissenschaft weiterhin viele Rätsel auf. Denn in den letzten Jahren mehren sich die Anzeichen,
dass es in unserem Universum nicht genug sichtbare Masse gibt, um die viele Schwerkraft zu erzeugen,
die nachgewiesener Maßen auf die Erde und andere Planeten einwirkt. Als Erklärung dafür wurde
lange nach der mysteriösen, dunklen Materie gesucht, die unsichtbar zur Schwerkraft beitragen könnte.
Jetzt gibt es aber auch andere Thesen, nämlich dass Schwarze Löcher dafür verantwortlich sein
könnten, allerdings solche, die schon beim Urknall zu Beginn des Universums existiert haben. Ob es
tatsächlich möglich ist, dass es schon vor den meisten Sternen und Planeten Schwarze Löcher gegeben
hat, das können Sie in der neuen Folge unseres Schwester-Podcasts, Rätsel der Wissenschaft hören.
Den finden Sie überall, wo es Podcasts gibt. Große Hörempfehlung. Alles weitere zum aktuellen
Weltgeschehen können Sie dann auf der Standard.at nachlesen. Falls Sie dem Standard-Podcast-Team
jetzt noch irgendetwas sagen möchten, dann schicken Sie gerne eine Mail an Podcast.at der
Standard.at. Und wenn Ihnen diese Folge von Thema des Tages gefallen hat, dann abonnieren Sie uns
am besten gleich auf Ihrer liebsten Podcast-Plattform, dann verpassen Sie auch keine weitere mehr. Vielen
Dank dafür. Ich bin Tobias Holup und an dieser Folge haben außerdem Christoph Grubeitz und Antonia
Raut mitgearbeitet. Vielen Dank fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal.
Ich bin die Franziska. Ich bin der Martin. Und wir wollen besser leben. Lohnt sich 10.000
Schritte zugehen jeden Tag? Ist das Großraum-Büro wirklich so schlecht wie sein Ruf? Spoiler Ja,
bringt zwar das Intervall zu Fasten. Wir fragen die, die es wirklich wissen und probieren
Bei besser leben, jeden Donnerstag eine neue Folge.
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Fast ein Viertel der Menschen im Land konsumieren Zigaretten oder Ersatzprodukte. 2040 ist damit in der EU Schluss. Wie es weitergehen könnte
Fast ein Viertel der Menschen in Österreich konsumiert täglich Nikotin, besonders bei jungen Menschen werden Ersatzprodukte wie E-Zigaretten immer beliebter. Doch auf kurz oder lang muss sich das ändern, denn Österreich soll – wie alle anderen EU-Länder – rauchfrei werden.
Wie das funktionieren kann, zeigen Länder wie Schweden oder Neuseeland vor – doch dabei gibt es oft einen Haken, wie Gianluca Wallisch aus der STANDARD-Außenpolitikredaktion im Podcast berichtet. Sein Chronikkollege David Krutzler spricht darüber, ob und wie auch Österreich tatsächlich rauchfrei werden könnte.
**Infos zu Rauchentwöhnung… **
… gibt’s bei Hausärztinnen und Allgemeinmedizinern, oder unter folgenden Telefonnummern.
Rauchfrei-Telefon: 0800 810 013
Rat auf Draht: 147
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