11KM: der tagesschau-Podcast: Windkraft und die geheimen Bundeswehrpläne

tagesschau tagesschau 10/25/23 - Episode Page - 21m - PDF Transcript

Ein Bürgermeister will Windräder bauen, kann aber nichts und es liegt nicht an bedrohten

Arten oder an besorgten Anwohnerinnen und Anwohner.

Zeitenwende trifft auf Energiewende. In dieser Folge erfahrt ihr, warum streng geheime Bundeswehrpläne

in hunderten Fällen den Windkraftausbau blockieren, obwohl wir den ja dringend brauchen. Und was

Schiffe versenken damit zu tun hat. Das alles erzählt uns Andreas Wenleder, BR-Korrespondent

in Regensburg. Er hat zusammen mit Matthias von Lieben die Irrungen und Wirrungen eines

geplanten Windparks recherchiert, und zwar in Kelheim in Niederbayern.

Ihr hört 11km der Tagesschau-Podcast in der ARD Audiothek. Ein Thema in aller Tiefe. Mein

Name ist Hannes Kunz. Ihr hört mich immer dann, wenn Victoria mal nicht kann. Heute ist

Mittwoch der 25. Oktober. Hi Andreas, willkommen bei FKM, hallo.

Also da gibt es den Stadtwald in Kelheim und der gehört auch der Stadt. Ich war unterwegs

mit Christian Schweiger, dem Bürgermeister von Kelheim, der dort diesen Windpark vorantreiben

will. Ein CSU-Politiker vor Ort, noch einigermaßen jung und mit dem sind wir da hingefahren, sind

wir in diesen Wald gefahren. Christian Schweiger ist glaube ich ein Typ, der wirklich kein

alterhergebrachter Bürgermeister ist, sondern schon jemand, der moderne Ideen hat. Er will

beim Nahverkehr den fehlenden Bahnhof in Kelheim ausgleichen, indem das eine Seilbahn gebaut

wird zum nächsten Bahnhof, also er will was bewegen in Kelheim. Und dann war auch ein

Vertreter der Firma dabei, die die Stadt bei der ganzen Planung unterstützt, die sogenannte

Projektiererfirma. Und wir sind da hingefahren mit dem Bürgermeister. Da geht es von einer

Straße in einem Ort, geht es da auf einen Feldweg, da geht es in diesen Wald hinein,

also schon ein bisschen abgelegen, ein großes zusammenhängendes Waldgebiet. Und dort sind

wir dann stehen geblieben auf einer großen Lichtung. Und dann haben wir hier den Solarpark

und dann kommt der Windpark hin. Hat dann der Bürgermeister und seinen Projektierer

hat dann die Pläne rausgeholt. Und wir befinden uns jetzt hier. Und die haben gezeigt praktisch

auf dem Plan, wie dieser Windpark aussehen soll. Und die Anlagen wurden eben so verteilt, dass

man möglichst gut die Fläche ausnützen können. Es ist aus unserer Sicht jetzt das optimale Leut.

Sechs große Anlagen sind da geplant. Das geht quasi hier drüben los und geht bis dahinten.

Bezugsweise da drüben steht die letzte, die südlichste. Das ist die da. Die sind richtig hoch,

280 Meter sollen die Türme werden, das ist auch notwendig, weil der Wind natürlich in Bayern

jetzt nicht so weht wie beispielsweise in Schleswig-Holstein. Da muss man höher bauen und

eigentlich ein idealer Ort für Windkraft. Keine Bevölkerung in der Nähe, also keine

grosseren Siedlungen in der Nähe. Die Sicht wird dann nicht zerstört. Man hat da eigentlich

ideale Bedingungen und eben auch genügend Wind. Genügend Wind heißt, was können die produzieren

an Strom? Also geplant ist, dass die Anlagen jeweils 6 bis 7 Megawatt Leistungen in der Spitze

erbringen können. Insgesamt könnten da 3.500 Haushalte damit versorgt werden. Das ist ungefähr

die Hälfte von Kälheim. Kälheim hat 15.000 Einwohner und 6.000 Haushalte ungefähr. Und wie

ist es, können die Kälheimer diese Windräder jetzt dort auch tatsächlich hinstellen? Es gibt

auch in Bayern diese 10-H-Abstandsregel, die zwar gelockert wurde, aber nicht überall. Genau. Also

die 10-H-Abstandsregel sagt eigentlich aus, dass ein Windrad mindestens das Zehnfache der Höhe

von der nächsten Siedlung oder Bebauung entfernt sein muss. Das heißt, wir haben hier in Kälheim Pläne

für eine Höhe von 280 Metern. Das wären dann 2,8 Kilometer, die dieses Windrad von der nächsten

Siedlung von den nächsten Häusern entfernt sein müsste. Diese 10-H-Regeln, das sagen die Experten,

hat den Windkraftausbau in Bayern auf jeden Fall behindert. Und deswegen gibt es jetzt diese

Ausnahmen von der 10-H-Regel. Und auch, weil es gesetzlich da Druck gab von der Bundesregierung.

Klimaschutzminister Harbeck hat sich in Bayern für mehr Windkraftanlagen eingesetzt. Und dass

Bayern als hochindustrie-Land günstige, grüne Energie braucht, das leuchtet jedem ein, der ein

bisschen ökonomisches einmal eins kennt und bestimmt auch den Bayerischen Ministerpräsidenten. Wir

reden ja von 2 Prozent der Landesfläche, die wir für den Ausbau von Windkraftanlagen brauchen.

Es gibt dieses Wind an Land gesetzt. Da wurde festgeschrieben, dass die Bundesländer und das

zielt natürlich sehr auf Süddeutschland ab. Da jetzt neue Flächen bereitstellen müssen,

1,8 Prozent der Landesfläche muss da bereitgestellt werden. Und das gilt nicht nur für Bayern?

Genau. Also alle Bundesländer müssen Windkraftflächen bereitstellen. Manche tun sich dann natürlich

leichter im Norden, wo der Wind mehr weht. In Bayern tut man sich da deutlich schwerer,

weil einfach der Wind nur an sehr ausgewählten Stellen in ausreichender Form weht. Also nicht

ganz Bayern kann Windkraftland werden. Deswegen muss man natürlich die Flächen, wo der Wind

besonders gut weht, wie beispielsweise in Kälheim besonders gut nutzen. Wir wollen die Energiewende

auch regional hier vorantreiben, und zwar massiv, denn wir warten auf niemanden. Wir sind die, die

dem Bürger dann am Ende des Tages Energiesicherheit liefern müssen. Jetzt heißt es doch oft,

wenn man sich so eine Windkraftanlage genehmigen lassen will, dann muss man eine Lkw-Ladung

voll von Aktenordnern mit ins Amt bringen. Ist es denn wirklich so kompliziert auch dort in

Kälheim? Also es ist immer kompliziert, wenn man Windkraftanlagen baut. Also das ist wirklich

ein Behördenungethym, das da entstanden ist. Man muss verschiedenste Anträge vorbringen. Man muss

Umweltgutachten einreichen. Man muss sich natürlich um den Artenschutz vor Ort kümmern. Das wurde in

Kälheim auch alles schon gemacht. Das ist alles schon Gang gekommen. Da hat der Projektierer auch

schon Geld investiert. Da müssen verschiedenste Behörden befragt werden, wenn so ein Antrag

erst einmal steht. Und man muss natürlich auch irgendwie die Bevölkerung mit ins Boot holen.

Man muss natürlich da auch irgendwie die nicht von außen vorlassen, muss Gesprächsangebote

schaffen und muss das Ganze auch mit der Bevölkerung durchsprechen. Und natürlich in

dem Genehmigungsverfahren werden dann alle Stellen abgefragt vom Wasserwirtschaftsamt

über die Naturschutzbehörden bis eben auch zu der Luftsicherung zum Beispiel.

Luftsicherung, was heißt das? Also dieses ganze Windkraftprojekt hat ein Problem,

nämlich man hat das sehr motiviert angegangen, wollte jetzt diese Genehmigung haben und dann

kam etwas, was man eigentlich schon befürchtet hat. Nämlich man hat schon befürchtet, dass ein

nahe Militärflugplatz da ein bisschen Probleme machen könnte. Und das hat sich letztendlich

dann jetzt auch bewahrheitet. Inwiefern? Also der Bürgermeister hat ein Schreiben bekommen von

dem zuständigen Amt der Bundeswehr. Das ist das Bundesamt für Infrastruktur und Dienstleistungen

bei der Bundeswehr. Und die lehnen diesen Windpark ab. Und die Begründung, es gibt mehrere Gründe,

warum es abgelehnt wird. Der Hauptgrund ist aber eine Hubschrauber-Tiefflugstrecke. Und das letzte,

was wir jetzt noch haben und was ist sehr hart der Ausschlussgrund ist, wir haben einen Hubschrauber-Tiefflug-

Korridor, der scheinbar hier über das Gebiet geht. Ein Hubschrauber-Tiefflugkorridor, was toll ist

für alle Scrabble-Fans, was ist das? Also so ein Hubschrauber-Tiefflugkorridor, der ist in der

Regel drei Kilometer breit. Der führt quer durchs Land, natürlich zu Militärstandorten, verbindet

Militärstandorte miteinander. Und der ist eigentlich dafür gedacht, dass hier Hubschrauber-Piloten

trainieren können, an den Hubschraubern geschult werden können und eben auch Tiefflüge machen

können in der Nacht zum Beispiel. Also das ist Trainingsgelände eigentlich für die Bundeswehr.

Das ganze Problem dabei ist von diesen Hubschrauber-Tiefflugkorridoren. Da weiß jetzt nicht jeder davon.

Das wird von der Bundeswehr teils geheim gehalten, weil man nicht will, dass diese

Übungsflächen praktisch bekannt werden. Die gibt es im ganzen Land, in ganz Deutschland,

aber eben auch in Kälheim und zwar genau da, wo der Wind parken soll. Aber das Problem ist in

Kälheim eigentlich. In Kälheim kann man sich jetzt gar nicht richtig erinnern, wann da das letzte Mal

ein Hubschrauber geflogen ist. Also es ist nicht so, dass hier wöchentlich ein Hubschrauber drüber

fliegt oder mehrere. Es ist auch nicht so, dass hier monatlich Hubschrauber fliegen. Es ist

eigentlich so, dass man hier nicht weiß, wann der letzte Hubschrauber geflogen ist. Also braucht

diese Korridore vielleicht gar nicht unbedingt? Ja, die Bundeswehr sagt, sie brauchen sie unbedingt

zur Schulung ihrer Piloten. Das muss möglich sein hier zu trainieren. Es müssen hier Trainingsflüge

abgehalten werden, damit man die Verteidigungsfähigkeit erhalten kann. Das bei der Bundeswehr. Also die

sehen diese Flugkorridore als unbedingt notwendig an. Generell kennt man das natürlich auch von

anderen Projekten in einer Stadt wie Kälheim, dass man da natürlich immer viele Stellen mit

einbeziehen muss. Und man hat da schon eine gewisse Geduld. Aber diese Geduld hat natürlich auch

Grenzen. Jetzt hat die Stadt Kälheim diese Firma beauftragt, das du gesagt hast. Man hat viel Geld

in die Hand genommen. Hätte da nicht eher klar sein müssen, dass es da diese Flächenkollisionen

gibt, dass es diesen Korridor gibt? Also der Korridor ist wie gesagt geheim. Jetzt ist es so, dass man

da Voranfragen stellen könnte an die Bundeswehr. Die Bundeswehr würde das anbieten, dass man da

vorher auch schon Anfragen stellt. Los, leider ist es so, dass die Projektierer sagen mit so

Voranfragen haben, wie schlechte Erfahrungen gemacht. Wir machen das nicht. Wir stellen immer

einfach einen Antrag, um eine rechtssichere Antwort zu bekommen, um sicher gehen zu können. Was kann

ich? Was kann ich nicht machen? Und deswegen wird das nicht gemacht. Aber es gibt ein weiteres

Beispiel. Ich kenne von einem anderen Windpark. Da wurde eine Fläche ausgewiesen, wurden diese

ganzen Stellen befragt und keiner hatte was dagegen. Und wie dann konkret ein Windrack gebaut

werden wollte, kam dann die Ablehnung, dass es doch nicht geht. Aber es gibt jetzt keine Karte,

wo diese Korridore irgendwie eingezeichnet sind. Nein, die hat die Bundeswehr als Geheim eingestuft

und es ist ein bisschen wie Schiffeversenken spielen, wo die mir schon häufig gesagt von

Projektieren. Man hat einen Windpark, man stellt einen Windrad irgendwie hin und dann heißt es,

nein, hier ist ein Hubschrauber-Tieflohr-Korridor. Dann probiert man in der Nähe einen anderen

Standort aus, der vielleicht auch geeignet wäre. Da geht es dann auch nicht. Und beim dritten

Standort geht es dann. Und man muss jedes Mal aber einen neuen Antrag stellen und muss neu

herausfinden, ist denn dieser Tieflohr-Korridor da? In Keeleim weiß man zumindest jetzt, das haben

unsere Recherchen herausgefunden, dass dieser Hubschrauber-Tieflohr-Korridor direkt über

diesen Windpark liegt, ziemlich in der Mitte, 700 Meter, dieses 3 Kilometer Korridors würden da

betroffen sein. Und deswegen tut sich die Bundeswehr hier besonders schwer, diesen Windpark in

irgendeiner Form zu genehmigen. Also ein Treffer beim Schiffe versenken. Warum aber dieses Geheimnis?

Also warum macht die Bundeswehr da so ein Geheimnis draus? Die Bundeswehr sagt, diese

Korridors sind für die Landesverteidigung wichtig und deswegen werden die aus Geheimheim gestuft.

Also auf der einen Seite die Energiewende mit dem Windkraftausbau, die politische Vorfahrt haben

soll und dann auf der anderen Seite die Bundeswehr, die auch politische Priorität hat, Stichwort

Zeitenwende. Wir müssen deutlich mehr investieren in die Sicherheit unseres Landes, um auf diese

Weise unsere Freiheit und unsere Demokratie zu schützen. Das Ziel ist eine leistungsfähige,

hochmoderne, fortschrittliche Bundeswehr. Das sieht man auch an dem Budget, dass ja da auch in

diesem Sondervermögen bereitgestellt wurde für die Bundeswehr. Landesverteidigung ist wieder ein

ganz großes Thema seit in der Ukraine Russland angegriffen hat, aber natürlich die Energiewende

auch. Und hier in diesem Bereich, in der Nutzung von Flächen, in diesen Flächenkonflikten,

da prallen diese beiden Bereiche gerade richtig aufeinander in mein Gefühl. Meine Damen und Herren,

wir stecken mittendrin in der Transformation, also im Umbau unserer Wirtschaft hin zu Klimaneutralität.

Wir richten den Blick in die Zukunft, um all die Voraussetzungen zu schaffen, damit dieser Wandel

in Deutschland gelingt. Was heißt es konkret, bis 2030 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren

Quellen zu erzeugen. Dafür müssen wir jetzt aber Tempo machen. Bis 2030 haben wir eben viel vor,

pro Tag vier bis fünf Räder zu errichten. Kann man sagen, dass das eine das andere ausbremst,

also die Landesverteidigung, die Energiewende. Also zumindest teilweise ist das sicher der Fall,

das sagt auch der Bundesverwandte Windenergie, Werbel Heidelberg, die Präsidentin sagt das.

Natürlich hat der Krieg in der Ukraine erst mal die gesamte Bevölkerung geschockt und damit auch

ein ganz anderes Verhältnis wieder zum Militär hervorgerufen. Ich würde mir wünschen, dass man

da stärker in die Kommunikation geht, dass man früher von diesen Strecken erfährt und auch,

dass die Bundeswehr wirklich überprüft, sind alle Strecken wirklich notwendig, brauchen sie alle,

brauchen sie sie in der Breite und brauchen sie sie genau an der Position oder gibt es da eventuell

auch die Möglichkeiten, Korridor geringfügig nach links oder rechts zu verschieben oder auch eventuell

innerhalb dieses Korridors mit Windenergieanlagen zurechtzukommen. Kann man die denn so einfach

verschieben? Also die Bundeswehr sagt, dass das juristisch schwierig ist, diese Korridore zu

verlegen. Ich denke mir, da müsste man dann auch neu beantragen, da müsste praktisch die Bundeswehr

sich auch auf das Therape geben, auf dem jetzt die Windkraft aktuell gerade steht. Dann gibt es

natürlich den Konflikt, wo ist so ein Hubschrauberflugkorridor? In normal Fall dort, wo keine Häuser

stehen und dort müssen halt auch die Windkraftanlagen hin. Über starke Besiedlungen im stark

besiedelten Gebiet ist so ein Hubschrauberkorridor nicht möglich, aber eben auch kein Windkraft.

Aber könnte man die Korridore zum Beispiel auch schmaler machen? Die Korridore haben eben diese

drei Kilometer Breite und da will die Bundeswehr aktuell auch nicht davon abdrücken.

Jetzt könnte man ja auf die Idee kommen, dass die beiden zuständigen Minister, also der für

Wirtschaft und Klima Robert Habeck und der für die Verteidigung Boris Pistorius, sich da an einen

Tisch setzen und das auskarteln passiert ist. Ja, das passiert tatsächlich. Also es gibt eine

gemeinsame Arbeitsgruppe der beiden Ministerien, da sind dann auch Vertreter von anderen Interessensverbänden

dabei, zum Beispiel auch aus der Windkraftbranche, die da an dem Tisch sitzen und die beraten natürlich

schon, wie können wir das irgendwie erleichtern? Wie können wir da Lösungen finden, damit das

Ganze doch irgendwie einvernehmlich vorangeht? Erste Lösungen gibt es zum Beispiel auch

einzelne Hubschrauber-Tiefflugkorridore werden zusammengelegt oder entfallen. Die sind dann nicht

mehr notwendig, sagt die Bundeswehr. Das hilft jetzt dem Fall Kelheim nichts. Insgesamt dauert es

für die Kommunen viel zu lange, das sagt auch Christian Schweiger. Ich könnte mir vorstellen,

dass es da durchaus Möglichkeiten gäbe. Ich glaube, am wichtigsten ist einfach, dass die Politik

sich im Klaren ist, dass es diesen Konflikt gibt und dass man irgendwie schaut, wie kann man im

Einzelfall nicht nur jetzt einen Antrag ablehnen oder genehmigen, sondern auch schaut, wenn eine

Ablehnung erfolgt, wie kann man es vielleicht doch noch irgendwie ermöglichen, dass beide Seiten am

Ende zufrieden sind? Wir weisen Flächen aus, wir haben uns im Stadtteil ein extra kleines Gremium

gemacht für den Energienutzungsplan. Wir haben die kommunale Wärmeplanung angestoßen, weit

bevor die Gesetze kommen, muss man dazusagen. Also wir sind da wirklich proaktiv, aber du kriegst

halt ständig irgendwelche Knüppel rein. Haben andere Gemeinden da ähnliche Erfahrungen gemacht?

Also mir sind mittlerweile allein hier in der Umgebung in meinem Berichtsgebiet

vier Windparks bekannt, die aktuell von der Bundeswehr gestoppt werden und gerade in Bayern,

wo es jetzt losgeht, wo jetzt die ersten Projekte nach dieser langen Jahrzehn-H-Abstinenz

wirklich ausgewiesen werden. Also man muss gar nicht lange suchen, wenn man sich mit dem Thema

beschäftigt. Es gibt sehr, sehr viele Windparks, die hier in der Gegend allein schon jetzt Probleme

bekommen. Hier mal acht Windräder, hier acht Windräder, hier mal zwei. Da kommt ganz schön was

zusammen. Und auch wenn man das bundesweit sieht, ist das wirklich kein Einzelfall. Wir haben da mit

dem Bundesverband für Windenergie gesprochen und die Präsidentin Bärbel Heidebrog, die sagt auch,

Wir haben eine Umfrage gemacht im Jahr 2022. Im Januar ist die veröffentlicht worden. Da ist

festgestellt worden, dass durchaus 4,5 GW, also das ist die Hälfte des Ausbauziels für 2023,

durch militärische Belange blockiert waren, also ungefähr 1000 Windenergieanlagen. Die Bundeswehr

sieht es ein bisschen anders. Die sagt, wir haben 200 Projekte nur abgelehnt. Und wer hat Recht? Ich

würde sagen, dass der Bundesverband Windenergie hier schon verlässliche Zahlen hat, weil eben die

Bundeswehr nur zählt, was kommt wirklich bei ihnen an als Anfrage, also was kommt wirklich als

Bauanfrage rein und das wird dann beschieden. Aber es gibt natürlich Projekte, die dann überhaupt

nicht so weit kommen, weil man eben diese Problematik schon vorher sieht. Ich habe mir mehrere

Kommunenvertreter gesprochen. Einer sagt, ein Bürgermeister sagt von einem anderen betroffenen

Windpark, ich fahre nach Berlin, ich fahre nach Bonn, ich fliege um die ganze Welt, dass ich

mein Windpark bekomme. Also hier ist wirklich vor Ort, ist da große Motivation da, das Problem

vor Ort ist aber auch, die haben keinen Ansprechpartner. Die beschweren sich bei den Ministerien,

zumindest in Fall Kelheim, bekommt eine Antwort, hat Christian Schweiger eine Antwort bekommen. Ja,

wir haben ihr Schreiben bekommen, das wird jetzt geprüft. Aber Christian Schweiger sagt,

ich bräuchte eigentlich jemand, mit dem ich wie beim Wasserwirtschaftsamt über die Pro

und Kontras reden könnte, irgendwie eine Lösung irgendwie heroieren könnte, wie das doch noch

klappt. Aber es gibt eine pauschale Ablehnung in diesem Fall und das ist das, was die Kommunen

im Allermeisten stört. Okay, was heißt das jetzt alles für Kelheim und für Christian Schweiger?

Also Christian Schweiger steht jetzt vor die Situation, dass er ja um seinen Windpark weiter

kämpfen möchte. Ich muss sagen, ich bin jetzt eine deprimiert, denn ich halte diese ganze

Verschiebung für möglich und eine Lösung sehe ich da schon. Die Frage ist, ist der politische

Wille da, hier auch die Wichtigkeit für die Energieversorgung so hoch aufzuhängen, wie es

momentan zumindest in den politischen Reden dann auch versichert wird. Also Kelheim ist eine Stadt

mit einer Chemieindustrie. Das ist ein Energiegroßverbraucher, der vor Ort ist. Man will einen

Wasserstoffpark bauen, wo man auch gerne für beide Themen grüne Energie bereitstellen würde.

Für ihn hängt da auch sehr viel dran an diesem Projekt, denn neben diesen Windkrafträdern,

die da gebaut werden sollen, das soll ja auch ein großer Solarpark gebaut werden auf dieser

Fläche. Jetzt ist es aber so, wenn diese Windräder nicht kommen, kommt auch der Solarpark nicht,

weil allein für den Solarpark die Leitung dort hinzulegen wäre zu teuer und deswegen ist es so,

sterben die Windräder, dann stirbt auch der Solarpark und am Ende steht Kelheim an dieser

Stelle komplett ohne ein Fortschritt für die Energiewende da. Also könnte man fast schon sagen,

aus dem Einsatz für Windräder ist ein Kampf gegen Windmühlen geworden. Auf jeden Fall. Andreas,

danke dir. Sehr gerne. Das war 11km in der ARD Audiothek und dort findet ihr auch den BR

Funkstreifzug zu der Recherche von Andreas Wenleder und Matthias von Lieben und da erfahrt ihr,

warum nicht nur Hubschrauber-Tief-Flug-Korridore mein 11km-Wort der Woche mit Windradplänen

kollidieren können, sondern auch sogenannte Pflichtmeldepunkte. Den Link findet ihr in den

Shownotes. Abonniert uns gern. Folgenautoren ist Yasmin Brock, mitgearbeitet hat Mark Hoffmann,

Produktion EVR hat Christiane Gehäuser-Kamp, Fabian Zweck und Viktor Werisch, Redaktionsleitung

Lena Gürtler und Fumiko Lipp. 11km ist eine Produktion von BR24 und NDR Info. Mein Name

ist Hannes Kuns. Bis bald. Halt, bevor ihr weiterklickt, das noch kurz. Wenn ihr tiefer

einsteigen wollt in Klima-Themen, dann empfehle ich euch den Podcast Klimazentrale von SWR aktuell.

Den findet ihr natürlich auch in der ARD Audiothek. Hast du dich schon mal gefragt,

ob Online-Shopping schlechter fürs Klima ist als der Kauf im Laden? Oder ob in Zukunft das

Trinkwasser knapp wird? Fragen wie diese klären wir beide alle zwei Wochen in unserem Podcast

Klimazentrale. Und weil die Themen Klima und Umwelt manchmal ein bisschen trocken sein können,

gehen wir das so unterhaltsam wie möglich an. Also wir versuchen es zumindest im Rahmen

unserer Möglichkeiten. Genau, also wenn ihr also wissen wollt, wie die Stadt der Zukunft aussehen

kann. Oder ob durch die Energiewende ein totaler Stromausfall wahrscheinlicher wird, dann hört mal rein.

SWR aktuell Klimazentrale mit Werner Eckhardt und Tobias Koch

Das sind wir. Wir freuen uns auf euch.

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Freie Waldflächen, wenig Häuser, viel Wind: Ideale Bedingungen für den Windkraftausbau im Stadtwald des niederbayerischen Kelheim. Doch es gibt Protest – nicht von Naturschützern oder Anwohnern. Es ist die Bundeswehr, die Veto einlegt. In dieser 11KM-Folge erzählt BR-Journalist Andreas Wenleder von tieffliegenden Hubschraubern, hochanspruchsvollen Genehmigungsverfahren und es geht um die Frage: wie können “Zeitenwende” und “Energiewende” in Einklang gebracht werden.



Den BR24 Funkstreifzug „Zeitenwende first, Energiewende second? Wie die Bundeswehr den Ausbau der Windenergie ausbremst” von Andreas Wenleder und Mathias von Lieben hört ihr hier:

https://www.br.de/mediathek/podcast/der-funkstreifzug/zeitenwende-first-energiewende-second-wie-die-bundeswehr-den-ausbau-der-windenergie-ausbremst/2035212ps://www.br.de/



Hier geht’s zu unserem 11KM-Podcast-Tipp “Klimazentrale – Der Talk zu Klima & Umwelt”: https://www.ardaudiothek.de/sendung/klimazentrale-der-talk-zu-klima-und-umwelt/64922226/



An dieser Folge waren beteiligt:

Host: Hannes Kunz

Folgenautorin: Jasmin Brock

Mitarbeit: Marc Hoffmann

Produktion: Eva Erhard, Christiane Gerheuser-Kamp, Fabian Zweck und Viktor Veress

Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler



11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Für diese Folge ist der BR redaktionell verantwortlich.