Thema des Tages: Wie gefährlich sind Bären?

DER STANDARD DER STANDARD 4/21/23 - Episode Page - 33m - PDF Transcript

Dieser Podcast wird unterstützt von Sophos. Ich bin Antonia Raut, das ist Thema des Tages,

der Nachrichten-Podcast vom Standard.

Seit dem norditalienischen Trentino ein Bär einen Jogger getötet hat, beschäftigt der Bär auch

Österreich. Jetzt ist diese Woche auch noch in Tirol ein Bär gesichtet worden und die Debatte

spitzt sich weiter zu. Wir fragen heute deshalb, wie gefährlich sind Bären eigentlich? Und was soll

mit Bären geschehen, die sich eben auffällig verhalten und vielleicht sogar Menschen angreifen?

Wir schauen uns heute noch einmal an, was da im Trentino eigentlich genau passiert ist und was

mit der Bärin dort jetzt passieren soll. Wir fragen außerdem einen Umweltschützer, wie er denn die

Thematik sieht und wir schauen uns an, ob und wie denn die Interessen von Bär und Mensch vereinbar

werden. Manuel Escher, du bist Redakteur im Außenpolitischen Resort beim Standard und du hast

dich mit dem Vorfall im Trentino ausführlicher beschäftigt. Kannst du noch mal für uns zusammenfassen,

was ist da passiert? Also es haben sich bereits seit März im Trentino, also dem südlichen Teil der

gemeinsamen Region Südtirol Trentino, Angriffe auf Menschen ereignet, mehrere, die Bären zur Last

gelegt worden sind. Es gab im März einen Angriff auf einen Spaziergänger, der mit einem Hund

unterwegs war, der ist verletzt worden, konnte sich aber ansonsten retten und von ungefähr zwei

Wochen ist dann aber ein 26-jähriger Jogger im Wald auf einen Bären gestoßen, wollte sich

offenbar noch wehren mit einem Stock, den er dann in seiner Nähe gefunden hat und es von diesem Bären

aber getötet worden. Wer die genaue Täterin ist, hat man dann relativ schnell herausgefunden. Man

hatte da schon einen Verdacht, weil es gibt einige Problembären, die man kennt unter den

circa 100 Exemplaren, die es insgesamt in der Region gibt. Es handelt sich um eine Bärinnahmens

formell JJ4, die auch den Namen Gaia hat und die auch mit anderen Bärenverwandte ist, die in der

Vergangenheit schon für Probleme gesorgt haben, unter anderem mit dem berühmten Braunbären Bruno,

der in den 2000er Jahren in Bayern erschossen worden ist, nachdem er auch sich auffällig verhalten hat.

Dieser Vorfall hat über die kretschen Italienz hinaus für ziemlich viel Aufregung gesorgt,

auch bei uns. Wie hat denn die Politik in der Region jetzt mal auf den Vorfall reagiert?

Ja, dort ist das Ganze schon länger Thema. Es hat eine Vorgeschichte, es gab immer wieder

Warnungen, dass die Situation in der Region, also im Trentino, nicht gut gemanagt ist. Dort regiert die

rechte Lega, die auch in der italienischen Regierung vertreten ist und der Präsident der Region,

ein gewisser Maurizio Fugatti, hält nicht so wahnsinnig viel vom Management der Bären, sondern seine

Devise ist eher der Abschuss dieser Problembären bzw. auch größerer Gruppen von Bären. In anderen

Regionen werden z.B. Bären mit GPS Sendern versehen oder es wird spazieren mit Hunden,

eingeschränkt, das Mountainpiken im Wald verboten und dergleichen. Und dort scheint das auch zu

funktionieren. Jedenfalls gab es dann danach erst wieder Streit. Dieser Fugatti hat recht schnell

mit einem Abschussbefehl für diesen Bären und auch für drei weitere, die aus der gleichen Familie

sind reagiert und auch den Plan vorgestellt, ungefähr die Hälfte, also 50 dieser rund 100 Bären

und Bärinnen in den Wäldern der Region erschießen zu lassen. Das alles haben dann Gerichte aber recht

schnell verboten, umweltschutzorganisationen hatten geklagt und sind damit natürlich gut

durchgekommen, weil Bären in einem Großteil der EU unter recht strengem Atemschutz stehen. Die Bären

Gaia hat man dann vor einigen Tagen gefangen mit einer Rohrfalle, also das ist so ein großer

Apparat, in dem Beutel drinnen liegt. Da hat sie reinmarschiert, die hat sich geschlossen, sie

ist dann betäubt worden und wurde dann in eine Einrichtung gebracht, wo man sie jetzt inzwischen

hält. Und wie soll es mit ihr jetzt weitergehen? Also gibt es da schon konkrete Pläne, ob die jetzt

tatsächlich noch eingeschlefert, getötet wird oder kann die in einem Reservoir weiter leben?

Das ist eben unsicher. Also erneut ist es so, dass die Regierung des Trentino dafür plädiert, sie zu

erlegen. Da ist aber natürlich wieder ein Gerichtsfall anhängig. Momentan ist sie in einem Tierpflegezentrum

untergebracht, wo ebenfalls bereits ein anderer Bär ist, dessen Haltung immer wieder kritisiert wurde

von Tierschützern. Das heißt unter anderem, dass man diesem Tier Psychopharmaker verabreicht,

um diesen Bären ruhig zu halten, was natürlich nicht bei einer idealen Situation entspricht. Man kann

also davon ausgehen, dass diese Einrichtung nicht unbedingt geeignet ist. Tierschutzorganisationen

schlagen vor, die Bären ins Ausland zu bringen, in geeignetere Einrichtungen. Da gibt es auch

vereinzelte Stimmen, die sagen, wir würden das schon machen. Aber es gibt hier auch nichts

Konkretes und die Regierung des Trentino plädiert dafür, J.J.4 umzubringen. In den ersten Maiwochen,

also in der ersten Hälfte, ist da ein Gerichtsurteil zu erwarten.

Wie jetzt Tierschützer mit Gaia oder J.J.4 weitermachen würden, darüber sprechen wir dann noch

ausführlicher. Manuel, die Debatte ist auch jetzt in Österreich wieder so hochgekocht, weil in Tirol

diese Woche ein Bär aufgetaucht ist bzw. die Sichtung bestätigt wurde. Was ist da los?

Naja, diese Situation scheint fürs Erste weniger riskant zu sein. Dieser Bär ist da und war

wahrscheinlich schon länger da. Man hat Spuren im Schnee gefunden auf einer Alm und man hat vor

allem Aufnahmen dieses Bären in einer Wildkamera gefunden, wo eigentlich die Abgabe von Wildfutter

normalerweise kontrolliert wird. Dieser Bär hat, wie es so schön heißt, einen Futterautomaten

brach Jaal aufgebrochen und er hat auch ein Regerissen dessen abgenagtes Skelettmann dann

gefunden hat. Hinweise, dass dieser betreffende Bär für Menschen unmittelbar gefährlich wäre oder

dass er deren Nähe sucht, was für Bären ja an sich sehr untypisch ist, gibt es aber nicht. Was für

ein Bär das genau ist und das welcher Familie der kommt, das soll untersucht werden. Da laufen DNA

Untersuchungen, die allerdings etwas dauern. Da wird es wahrscheinlich aus dem Juni Ergebnisse

geben. Allerdings und das ist wahrscheinlich ein Grund, wieso die Aufregung so groß ist,

das trifft in Tirol auf eine Situation, wo ohnehin schon stark über Raubtiere diskutiert wird,

die in der Wildnis herumlaufen, dort zum Teil wieder angesiedelt wurden, weil die Diskussion über

Wölfe ja sehr stark derzeit stattfindet und sehr emotional geführt wird in Tirol. Die Debatte

rund um den Wolf spielt natürlich rein, ist dann aber noch mal ein ganz anderes Kapitel.

Vielen Dank schon mal Manuel Escher für diese Einordnungen der bisherigen Ereignisse. Sehr

gern. Wir sprechen jetzt mit dem WWF-Experten Christian Piechler und da wäre jetzt gleich mal

meine erste Frage, wenn wir jetzt von dieser Bärnsichtung in Tirol sprechen. Wie viele Bären

gibt es denn in Österreich eigentlich? Der Bär ist in Österreich ein zweites Mal ausgestorben. Beim

ersten Mal war das Ende des 19. Jahrhunderts, wo man den Bären gezielt verfolgt hat. Dann sind Bären

in Europa schon langsam wieder durch Schutzprogramme, aber auch durch den strengen Schutz. Also haben

sich diese Populationen wieder ausbreiten können und da ist auch ein Bären nach Österreich zugewandert

in den 70er Jahren und aufgrund dieses zugewanderten Bären hat dann unter anderem der WWF ein

Wiederansiedlungsprojekt gestartet mit drei zusätzlichen Bären aus dem ehemaligen Jugoslawien

und damals war es so, dass sich aufgrund dieser ausgesiedelten Bären eine kleine

Population entwickelt hat in der Gegend der nördlichen Kalkalpen und diese Population ist

aber leider wieder verschwunden. 2011 sind sehr viele Jungbären verschwunden und der Hauptgrund,

was vermutet wird, ist, weil sie illegal verfolgt wurden und dadurch eben der Bär wieder ausgestorben

ist. Das heißt, wenn jetzt zum Beispiel wie im Lechtal Bären in Österreich gesichtet werden,

dann sind die nur auf Durchzug? Richtig, also bei diesem Bären handelt es sich nicht um heimische

Bären, sondern um Zuwanderer, die entweder in Tirol aus dem Trentino kommen, dort gibt es eine

Bärenpopulation oder in Kärnten meistens aus Slowenen kommen, auch dort gibt es eine eigentlich

ganz große Bärenpopulation mit 1000 Bären. Es sind immer nur männliche junge Bären, weil die

Weibchen bleiben meistens in der Nähe ihres Geburtsortes. Die jugendlichen, männlichen Bären,

die sind oft sehr abenteuerlustig und die versuchen dann ihre Gegend ein bisschen zu erkunden und

begeben sich dann oft auf ein bisschen weiteren Streifzügen und schaffen es dann oft sogar

eben bis nach Österreich oder sogar bis an die bayerische Grenze. Wie oft kommt es denn ungefähr

vor, dass solche Bären auf Besuch kommen bzw. wird es eher mehr in letzter Zeit? Die Populationen

in unseren Nachbarländern haben sich erholt oder sogar eben erhöht. Im Trentino haben wir

mittlerweile 100 Bären und das führt auch dazu, dass regelmäßig Bären auch in Tirol gesichtet

werden und nachgewiesen werden. Derzeit sind es pro Jahr im Schnitt 2 bis 3 Bären in Tirol und

die Slowenische Population mit 1000 Bären, auch dort gibt es immer wieder Abwanderer und Wanderer

jährlich ebenfalls so 2 bis 3 Bären in den Norden rauf und kommen dann auch bis nach Kärnten. Das

heißt, wir haben im Schnitt in den letzten Jahren 4 bis maximal 5 Bären in Österreich gehabt. Es ist

zu erwarten, dass natürlich mit zunehmender Ausbreitung des Bären auch in den anderen Ländern auch die

Zahl der Zuwanderer nach Österreich steigen wird, aber eine eigenständige Bärenpopulation wird es

so schnell in Österreich nicht geben. Da fehlen einfach die Weibchen und die kommen nicht, weil

sie nicht zu weit abwandern. Weil sie jetzt die Bärenpopulation im Trentino angesprochen haben,

dass dort mittlerweile 100 Bären leben, dass sie verhältnismäßig schnell gegangen und die

Politik sieht das jetzt kritisch. Wie sehen Sie denn das als Umweltschützer? Leben dort mittlerweile

wirklich zu viele Bären? Gibt es hier einen Konflikt? Als Naturschützer, als Umweltschützer sehe ich

nicht, dass das Wachstum sehr schnell gegangen ist. Man hat Ende der 90er Jahre mit der Aussiedelung von

10 Bären begonnen, weil nämlich die Population im Trentino gedroht hat, auszusterben. Es hat damals

noch vier Bären in der Region gegeben. Das waren die letzten Bären, die es im Alpenraum gegeben hat.

Und damit dieses Vorkommen nicht ausstirbt, hat man ein Projekt gestartet und zusätzlich 10 Bären

aus Slowenien gebracht. Und aus diesen dann anfangs 14 Bären hat sich dann jetzt 25 Jahre später eine

Population von 100 Bären entwickelt. Das ist natürlich als Naturschutz Erfolg zu sehen, aber es zeigt

auch, dass die Lebensräume auch bei uns in den Alpen nach wie vor gut geeignet sind, auch für den

Bären. Und es ist auch ein gutes Zeichen für unsere Natur. Denn Bären erfüllen einfach wichtige

Aufgaben in unserer Natur. Wenn sie wieder vorkommen, dann machen sie unsere Natur wieder

vollständiger. Sie ist gesünder und das wirkt auch positiv auf uns Menschen. Trotzdem haben Sie ja

gesagt, dass sich in Österreich wahrscheinlich so schnell keine eigene Bärenpopulation wieder

ansiedeln wird. Aber werdet es denn aus Ihrer Sicht also grundsätzlich wünschenswert?

Ja, prinzipiell haben jetzt diese großen Beute greifern, der gehört neben dem Bär auch der Luchs

und der Wolf dazu. Fast 100 Jahre in Österreich gefehlt und das sieht man leider auch. Unsere

Wildtiere wie Rehehirsche, Wildschweine haben sich stark vermehrt. Wir haben auch sehr viele

Krankheiten unter den Wildtieren. Die hohe Zahl dieser Schalenwildarten ist auch nicht immer

positiv zu sehen, was den Wald betrifft, weil einfach die Verbissschäden hoch sind. Deswegen braucht

es diese natürlichen Gegenspieler. Der Mensch kann nur eingeschränkt die Funktionen von Bär,

Luchs und Wolf übernehmen. Die Natur kann das viel besser. Und deswegen ist es aus ökologischer

Sicht zunächst einmal gut, wenn es diese Arten wieder gibt bei uns in Österreich. Es wirkt sich

aber auch positiv auf uns Menschen aus. Denn eine intakte Natur ist natürlich eine wichtige

Lebensgrundlage für uns. Wir beziehen saubere Luft, sauberes Wasser, aber auch Rohstoffe aus

der Natur. Und ist unsere Natur gesünder, dann ist es letzten Endes auch der Mensch.

Landwirtinnen und Landwirte und auch der Tourismus vertreten ja die Ansicht, dass es in Österreich

keinen Platz mehr für die großen Beutegreifer gibt. Wie sehen Sie das dann? Ist da wirklich der

Lebensraum des Menschen und der Wildtiere einfach nicht mehr vereinbar in dieser Form?

Wir haben natürlich sehr viele Nutzungsinteressen auf relativ kleiner Fläche. Hier gibt es natürlich

verschiedene Interessen, die Interessen des Tourismus, der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft.

Manchmal sind die Interessen dieselben, aber teilweise sind sie auch sehr unterschiedlich.

Also gerade die Forstwirtschaft merkt natürlich, dass es oft gut wäre, wenn es wieder zum Beispiel

Luchs und Wolf oder auch den Bären in Österreich gebe, weil die Schäden an den Waldbeständen

oft groß sind. Und hier erwartet man sich auch eine Hilfe durch Bär, Luchs und Wolf. Was man

natürlich trotzdem sagen muss, ist es absolut verständlich, dass gerade die Landwirtschaft in

den Bergen mit der Rückkehr von großen Beutegreifern keine Freude hat. Das ist absolut

verständlich. Aber hier brauchen wir in Österreich das Rad nicht neu erfinden. Es gibt genügend

Regionen rund um Österreich, auch im Alpenraum oder in anderen Gebirgsregionen, wo es bereits

Lösungen gibt, um diesen Konflikt zu minimieren. Es ist nie so, dass es keinen Konflikt gibt,

aber man kann mit den richtigen Maßnahmen den Konflikt minimieren. Und daher komme ich wieder

auf den Bär zurück, warum wir heute diskutieren ist, weil es im Endeffekt ein Bär war, der eine

Ausnahme darstellt, das Leben im Trentino 100 Bären, von denen verhalten sich mehr als 95 total

unauffällig. Aber wichtig ist, sich diese Ausnahmen anzuschauen und hier einzugreifen und nicht

generell die Anwesenheit von Bär, Luchs und Wolf in Frage zu stellen. Sie haben es jetzt schon

angesprochen. Bei der Bärin im Trentino hat sich sie auch eine sogenannte Problembärin gehandelt.

Was heißt das jetzt aber eigentlich konkret? Wann wird ein Bär ein Problembär? Bären verhalten

sich im Normalfall eher scheu. Sie versuchen den Kontakt zu Menschen zu vermeiden. Aber in diesem

Fall war es so, dass vor allem die Mutter dieser Bärin, die Jürger, schon Anfang der 2000er Jahre,

die ist damals von Slowenien in Trentino übersiedelt worden bei diesem Wiederansiedlungsprogramm.

Und das Problem war, dass diese Bären regelmäßig gefüttert worden ist. Das war natürlich sehr,

sehr nett, weil Touristen immer wieder gewusst haben, dass die Bärin kommt, wenn sie gefüttert

wird, dass sie beobachtet werden kann. Aber die Bärin hat natürlich gelernt, dass man erstens vor

Menschen keine Angst haben muss und sogar belohnt wird die Anwesenheit des Menschen durchfutter

und hat dieses Verhalten dann auch auf ihre Nachkommen weiter verjappt. Und diese Nachkommen

waren alle problematisch. Darunter war auch der berühmte Bär Bruno, der in Österreich 2006

für Schlagzeilen gesorgt hat und der dann auch 2006 in Bayern erschossen worden ist. Und diese Bären

jetzt im Trentino, die leider für diesen tragischen Zwischenfall gesorgt hat, war die Schwester dieses

Bären Bruno. Das heißt, menschliches Fehlverhalten hat dazu geführt, dass diese Bären zu zutrollig

war. Und so eine Bärin kann man nicht mehr im Freier Wildbahn leben lassen. Die muss man unbedingt

entnehmen. Entnehmen heißt, solche Problembären sollten auch in den Augen der Umweltschützer

getötet werden. In Italien ist es so. Entnahme heißt entweder in ein Gehege oder die Tötung. Und

hier gibt es einfach unterschiedliche Meinungen. Hier gibt es unterschiedliche Gruppierungen,

die einen sind für das Verfrachten in ein Gehege. Andere wiederum sagen, der Bär leidet

unter der Haltung in einem Gehege. Und hier muss nun ein Gericht mit der Mai entscheiden,

wie es mit dieser Bären weitergeht. Was glauben Sie denn, was in dieser Situation die beste Entscheidung

wäre? Ja, das ist schwierig zu sagen. Als Naturschutzsicht ist es mir speziell wichtig,

dass man jetzt eher den Fokus wiederlegt auf die anwesenden Bären im Trentino auf die restlichen

Bären. Weil hier ist leider die Diskussion aufgekommen, auch 50 bis 70 der anderen Bären zu

töten. Da handelt es sich um unauffällige Bären. Und die brauchen jetzt unsere volle

Aufmerksamkeit. Ein großes Gehege für die Geier kann vielleicht tierschutzgerecht sein. Ein

zu kleines Gehege ist es sicher nicht. Sie haben jetzt angesprochen, es gibt ja doch noch sehr viele

Bären, die dort unterwegs sind. Und eben auch in Österreich sind doch auch immer wieder mal Bären

auf Besuch, haben wir jetzt gesagt. Wie sollte ich mich denn jetzt eigentlich wirklich verhalten,

wenn mir beim Wandern ein Bär begegnet? Das Wichtigste ist überhaupt diese Begegnung zu

vermeiden. Bären vermeiden normalerweise selbstständig die Begegnung mit Menschen, weil sie früher als

der Mensch merken, dass es zu einer Begegnung kommen würde. Der Bär hört sei gut, der riecht gut.

Und wenn es zu einer Begegnung kommt, ist es meistens so, dass entweder der Wind in die falsche

Richtung geht oder dass Menschen vielleicht unbeabsichtigt Bären stören beim Fressen,

beim Füttern oder zwischen einer Bären mit ihren Jungtieren geraten. Das heißt, um einen Kontakt

überhaupt zu vermeiden, sollte man sich in der Natur im Bärengebiet fallen, durchaus lauter

bewegen, man kann singen, man kann reden, man kann lauter auftreten. In anderen Gegenden, in Kanada und

den USA verwenden Leute Glöckchen, die man sich an Rucksäcken anbindet, damit der Bär einfach einem

wahrnimmt. Wenn man dann trotzdem einem Bären überrascht und ihm begegnet, dann sollte man Respekt

haben, so wie vor allen anderen Wildtieren. Man sollte stehen bleiben, man sollte den Bären nicht

provozieren, nicht in aggressiv anschreien, keine Steine werfen, sondern sich langsam zurückziehen.

Jetzt gibt es nach diesem tragischen Vorfall im Trentino natürlich eine Riesendebatte. Gleichzeitig

hört man hin und wieder aber auch das Argument, dass hier ein wenig übertrieben bzw. fast schon

Panikmache betrieben würde. Wie sehen Sie das denn? Wir müssen hier eindeutig unterscheiden,

dieser Zwischenfall ist tragisch und solche Fälle muss man in Zukunft absolut verhindern,

indem man früher Maßnahmen setzt und vielleicht solche Bärinnen früher entfernt.

Was aber absolut überzogen ist, ist jetzt die Diskussion, Bären zu töten, die eigentlich

unauffällig sind und die wichtig für unsere Natur und für unser Ökosystem sind. Und hier

müssen wir unbedingt vehement dagegen auftreten, weil es ist ein absoluter Erfolg, dass ehemals

ausgestorbene Arten wieder vorkommen. Wenn wir in Europa keine Bären haben wollen,

dann müssen wir aber auch den inneren erlauben, sämtliche Tiger zu töten,

denn auch dort gibt es Zwischenfälle, man müsste auch in Afrika sämtliche Elefanten töten,

weil auch die sorgen für Zwischenfälle. Das heißt, wenn wir und mit Wildtieren wieder

leben wollen, wenn wir nicht alle Wildtiaten, die für den Menschen potenziell gefährlich

sind, weltweit ausraten wollen, dann müssen wir auch lernen, wieder mit ihnen zu leben

und die richtigen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Das Zusammenleben von Mensch und Wildtieren bleibt

auf jeden Fall eine Herausforderung. Vielen Dank, Herr Pichler, für diese Einschätzungen.

Vielen Dank für das Gespräch. Ja, ob das Zusammenleben von Bär und Mensch wirklich

funktionieren kann, darüber spreche ich gleich noch mit meiner Kollegin Marlene Erhardt

aus dem Wissenschaftsressortestandard. Bleiben Sie dran.

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Marlene Erhardt, du schreibst dem Standard über Wissenschaftsthemen und hast dich jetzt

auch mit der Debatte rund um den Bär in Österreich und generell in Europa beschäftigt. Jetzt

haben wir es gerade gehört, Umweltschützerinnen setzen sich sehr stark dafür ein, dass Bären

bei uns bleiben dürfen, sich sogar wieder ansiedeln. Vieles ändert es aber auch anders.

Ganz genau. Die Politik sieht die Lage natürlich anders, und zwar nicht nur in Italien, sondern

inzwischen auch in Rumänien. Dort wurden im vergangenen Jahr 140 Bären geschossen.

Im heurigen Jahr soll sich diese Zahl auf 426 steigern. Den zwischen 2016 und 2021

kam es zu 14 Vorfällen, bei denen Menschen getötet wurden. Zusätzlich wurden 154 Menschen verletzt.

Dann wieder nach relativ viel, jetzt mal ganz objektiv betrachtet, wie gefährlich sind Bären

eigentlich? An sich sind Bären sehr scheue Tiere. Sie greifen nur dann an, wenn sie sich bedroht

fühlen, beziehungsweise wenn eine Bärin ihre Jungtiere schützen möchte. Eine solche Situation

sollte man unbedingt vermeiden. Also man darf niemals zwischen Muttertier und Jungtiere kommen.

Am besten zieht man sich schon zurück, wenn man bemerkt, dass eine Bärin mit Jungtieren

unterwegs ist. Darüber haben wir ja auch schon gesprochen, wie man sich eben bei Begegnungen

verhält. Nun hat Herr Pichler vom WWF ja angesprochen, dass es quasi vor allem bessere Konzepte bräuchte,

um das Zusammenleben zwischen Mensch und Bär problemlos zu gestalten. Kann man so alle Vorfälle

vermeiden oder wird es zwangsläufig hin und wieder eben Angriffe auch geben? In gewissen

Gebieten werden sich solche Begegnungen nicht vermeiden lassen. Es ist so, dass in Slowenien

zum Beispiel rund 1000 Bären leben. Dort hat der letzte tödliche Angriff 1987 stattgefunden.

Das liegt daran, dass Slowenien ein sehr striktes Konzept im Bärenmanagement hat. Das sieht vor,

wenn ein Problem auftritt und ein Bär auffällig wird, wird er entnommen, sprich geschossen.

Das heißt, wenn man Angriffe verhindern will, dann muss man einfach sobald ein Bär auffällig

wird, sofort eingreifen und ihn mitunter auch erschießen. Das ist zumindest die Meinung,

die auch Experten auf diesem Gebiet vertreten, genau. Wenn es jetzt darum geht, dass Bären eben

wieder heimisch werden sollen bei uns, dann hat jetzt zum Beispiel Herr Pichler vom WWF ins Treffen

geführt, dass Bären eben für die Natur so wichtig sein. Ist es denn tatsächlich so, dass das Ökosystem

ohne Bären sozusagen aus dem Gleichgewicht ist? Es ist natürlich so, dass jede Art, egal ob Bär,

großer Beutegreifer oder kleines Pflänzchen, die in einem Ökosystem ausfällt, fedelt und das

Ökosystem schwächt. Bei Bären als Beutegreifer ist es allerdings so, dass sie relativ groß und

langsam sind und ohnehin sehr wenig Schalen will reißen. Also selbst wenn es dann mal zu einem

Riss kommt, dann muss das Tier wirklich schon sehr, sehr langsam, sehr geschwärcht und sehr

krank gewesen sein. In dieser Hinsicht spielen Wölfe zum Beispiel eine viel größere Rolle als

Bären. Bären entsorgen als so eine Art Müllabfuhr, vielleicht Aas, aber das machen auch Füchse oder

Kohlgraben sehr, sehr fleißig. Jetzt sind die Menschen natürlich besonders im Trentino gerade

extrem verunsichert. Was kann man denn, wenn es Probleme mit Bären gibt, akut machen, auch kurz

und mittelfristig, um die Situation zu verbessern, um die Gefahr zu mindern? Im Trentino wird es wahrscheinlich

so sein, dass man um eine Entnahme von Bären nicht herumkommt. Was allerdings sehr relevant ist,

auch in anderen Gebieten, in denen Bären leben, ist, gewisse Verhaltensmaßnahmen und präventive

Schritte zu setzen. Das wäre etwa Müll wegzusperren. Bären keinesfalls anzufüttern, dadurch lernen sie

nur in die Nähe des Menschen zu kommen und auch die Schau vor Menschen zu verlieren. Das heißt,

es gibt doch auch vor dem Abschuss und der Entnahme noch einige Dinge, die man umsetzen kann, um das

Zusammenleben von Bär und Mensch zu verbessern. Ganz komplikationsfrei wird sich es wohl so

einfach nicht gestalten lassen. Vielen Dank, Marlene Erhardt, für diesen Überblick.

Danke. In der Meldungsübersicht sprechen wir gleich noch über den Streik in Deutschland,

der Bahn- und Flugverkehr betrifft und der auch in Österreich spürbar ist. Wenn Sie uns in der

Zwischenzeit unterstützen wollen, dann können Sie das übrigens mit einem Standard-Abo machen oder

wenn Sie uns über Apple-Podcasts hören mit einem Premium-Abo. Das kostet wenige Euro und hilft

uns wirklich sehr. Bleiben Sie jetzt aber noch dran, wir sind gleich zurück.

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Es gibt so viele große Fragen, die uns Menschen seit Jahrtausenden beschäftigen. Aber erst jetzt

kann die Wissenschaft Antworten daraus liefern. Oder neue Rätsel entdecken. Ich bin Tanja Traxler.

Und ich bin David Renert. Im Standard-Podcast Rätsel der Wissenschaft gehen wir großen

Fragen der Menschheit auf die Spur. Wir fragen Wissenschaftlerinnen, was in Schwarzen Löchern

passiert, wo die Aliens bleiben und die Fusionskraftwerke und wo die Mathematik an ihre Grenzen stößt.

Rätsel der Wissenschaft. Jeden Mittwoch eine neue Folge.

Und hier ist, was Sie heute sonst noch wissen müssen. Erstens. Streiks auf Flughäfen und bei der

deutschen Bahn sorgen heute in Deutschland für einigen Trubel und wirken sich auch auf den

Flug- und Bahnverkehr in Österreich aus. Schon gestern Donnerstag sind ja auf den

Flughäfen Hamburg, Düsseldorf und Köln-Bond zahlreiche Flüge auch nach Österreich ausgefallen.

Heute kommt auch noch Stuttgart dazu. Am Flughafen Wien fallen voraussichtlich 30% der Flüge

aus, auch auf den Flughäfen Salzburg und Graz gibt es Ausfälle. Betroffen ist auch der

Bahnverkehr, besonders im deutschen Eck. Zweitens. In Österreichs Spitälern herrscht Ausnahmezustand.

Darüber haben wir ja auch gestern in Thema des Tages gesprochen. Die Folge finden Sie

natürlich zum Nachhören. Wegen des massiven Personalmangels schlägt das Gesundheitspersonal

Alarm. Die zunehmenden Versorgungsprobleme in manchen Spitälern lassen sich aber nicht durch

mehr Medizinstudienplätze lösen, sagen jetzt die Medunis. Direktoren haben zu Bedenken gegeben,

dass dadurch eine qualitative Verschlechterung der Ausbildung hinzunehmen wäre. Das ist es

jetzt aus einem Hintergrundgespräch. Gesundheitsminister Rauch von den Grünen hat gestern

Donnerstag in der Zeit im Bild im ORF die Möglichkeit angedeutet, in Zukunft Studierende

beim Aufnahmetest zu priorisieren, die sich dann nachführt dringend benötigte Stellen

verpflichten ließen. Ob daraus konkret etwas wird, ist natürlich noch nicht absehbar.

Und drittens. Die Anklage gegen den Schauspieler Alec Baldwin wird fallen gelassen. Er hatte

am Set einer Filmproduktion eine Kamerafrau erschossen. Jetzt hat das Gericht in Kalifornien

überraschend bekannt gegeben, das Strafverfahren einzustellen. Die genauen Umstände des Vorfalls

sind noch immer nicht klar. Baldwin gab an, man habe ihm die Waffe gegeben und gesagt, sie sei

nicht scharf geladen. Der Assistenz, den den Revolver gereicht hatte, ist zu einer bedingten

Haftstrafe verurteilt worden. Mehr zum Prozess gegen Alec Baldwin finden sie auf der Standard.at,

ebenso wie alles weitere zum aktuellen Weltgeschehen.

Und dann haben wir auch noch einen Hörtipp zum Wochenende für Sie. In der neuen Folge

unseres Schwester-Podcasts-Editionen Zukunft Klimafragen geht es heute um die Frage, ob

Wirtschaftswachstum und Klimaschutz sich eigentlich widersprechen. Das war es auch schon wieder

von Thema des Tages. Wir verabschieden uns ins Wochenende und falls Sie Feedback für uns haben,

dann schicken Sie uns das gerne an podcast.at.at.

Außerdem nicht vergessen, Thema des Tages zu abonnieren, wenn Sie es noch nicht getan haben,

dann verpassen Sie keine weitere Folge. Ich bin Antonia Rautz.

Danke fürs Zuhören, Baba und bis zum nächsten Mal.

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Wie viel Geld macht eigentlich glücklich? Wäre ich mit Day Trading reich?

Und ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um in China zu investieren?

Das und mehr sehen wir uns in der neuen Staffel vom Standard Podcast lohnt sich das an.

Wir, das sind Davina Brumbauer, Alexander Amon und Michael Wendtisch.

Und gemeinsam mit Expertinnen und Experten fragen wir uns, wie ein Pyramidenspiel funktioniert,

was eigentlich ein Baby kostet und ob es sich lohnt, in eine Steueroase auszuwandern.

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Den Bären-Experten Christian Pichler vom WWF fragen wir: Wird der Bär bei uns wieder heimisch? Was soll mit Bären geschehen, die sich auffällig verhalten oder sogar Menschen angreifen? Und Marlene Erhart aus dem Wissenschaftsressort des STANDARD erklärt, ob das Zusammenleben von Mensch und Bär wirklich so funktionieren kann, wie Tierschützer sich das vorstellen.