FALTER Radio: Wider die Verlockungen der Macht im Journalismus - #951

FALTER FALTER 6/7/23 - Episode Page - 11m - PDF Transcript

Die Fall der Sommergespräche im Wienermuseumsquartier zu den heißen Themen des Jahres.

Mittwoch, den 30. August, nimmt die grüne Umweltministerin Leonore Gewessler-Platt.

Es geht um die drängende Frage, wie wir die Klimawende schaffen.

Umweltministerin Leonore Gewessler im Gespräch mit Barbara Todt und Katharina Krobshofer.

Mittwoch, den 30. August und 19 Uhr auf der Bühne im großen Hof im Museumsquartier in Wien.

Der Eintritt ist frei. Schauen Sie doch vorbei!

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Falter Radio, der Podcast mit Raimund Löw.

Sehr herzlich willkommen, meine Damen und Herren im Falter Radio.

Hugo Porti ist der vor zwei Jahren verstorbenen Journalist und Autor vieler Bücher,

war ein Vorkämpfer des freien, seriösen und unabhängigen Journalismus.

Porti hat die Weltpolitik für die Bürger dieses Landes erklärt

und die historischen Entwicklungen Russlands, Europas, Amerikas und Chinas begleitet.

Erstmals wurde er am ersten Juni der Hugo Porti Preis für unabhängigen

und unbestechlichen Journalismus verdient.

Premiert wurden die ARD-Journalistin Tatjana Mischke

in der Subkategorie Zeitgeschichte und Dokumentation.

Den Nachwuchspreis erhielt Benjamin Hindrichs von der Zeit online.

Den Hauptpreis erhielt ORF-Aus- und Politikkommentator Peter Fritz.

Wir freuen uns und gratulieren sehr herzlich.

Peter Fritz ist ein Freund und Kollege, der auch in Extremsituationen

die Verlockungen der Emotionen auf Distanz hält.

In verworrenen Lagen klärt er präzise und sachlich auf.

Das macht ihm keiner so leicht nach.

Auf Distanz hält er auch die Verlockungen der Mächtigen,

den Journalistinnen und Journalisten in diesem Land und bekanntlich auch im ORF,

nicht nur einmal erlegen sind.

In der Begründung der Jurie heißt es, Peter Fritz hat im besten Sinn des Werks

von Hugo Portisch den Österreicherinnen und Österreichern über Jahrzehnte

mit seinen Berichten und Analysen das Weltgeschehen erschlossen.

Von Fall der Mauer 1989 über die Kriegstrahmen am Golf 1991

bis zu den Terroranschlägen von 9.11 in den USA und weiterüber hinaus bis ins Heute.

Peter Fritz skizziert in seiner Dankesrede Herausforderungen und Grundsätze

des unbestechlichen Journalismus in der Präzision,

mit der er auch an internationale Konflikte herangeht

und in der Tradition von Hugo Portisch hören sie selbst.

Dem Geist von Hugo Portisch entspricht es sicher nie, um passende Worte verlegen zu sein.

Ich gestehe aber, dass ich die passenden Worte zu diesem Anlass nur nach und nach zusammentragen konnte.

Wie so viele in diesem Forum habe ich Hugo Portisch zunächst nur als Fernsehzuschauer gekannt

und das von Kindesbeinen an.

Er hat uns eine Welt näher gebracht, die uns damals schon als Kinder verlockend

und furterregend zugleich zu sein schien.

Und er hat in vielen auch in mir die Lust darauf geweckt, sich näher mit dem zu befassen,

was in den machtpolitischen Sphären dieser Welt geschieht.

Es war eine Welt, die uns damals ziemlich fest gefügt erschienen ist.

In all ihrer Absurdität.

Ein eiserner Vorhang, der 60 Kilometer hinter Wien beginnt.

Ein riesiger Teil Europas, der sein Heil in größtmöglicher Abgeschlossenheit zu verwirklichen sucht.

Ein Gleichgewicht des Schreckens, wie es Hugo Portisch so kenntnisreich beschrieben hat.

Der Bogen seines Lebens hat sich in einer Weise gespannt,

die ihn zum Zeitzeugen für Faschismus, Krieg und Zerstörung werden ließ.

Aber auch zum Zeitzeugen für die Überwindung all dessen.

Bis hin zum Fall des eisernen Vorhangs und der Entstehung einer angeblich neuen Weltordnung,

die sich jetzt schon wieder als ziemlich alter weist.

Und es war an einem dieser Schnittpunkte der alten und der neuen, vorgeblich neuen Weltordnung,

an dem meine ausführlichste persönliche Begegnung mit Hugo Portisch stattgefunden hat.

Das war im Mai des Jahres 2004.

Die USA waren auf Betreiben von Präsident George W. Bush in den Irak einmarschiert,

hatten dort rasch gesiegt, hatten das Regime von Saddam Hussein gestürzt,

waren daraufhin aber bald mit Widerstand und Feindschaft konfrontiert.

Und nun kam der Folterskandal im Gefängnis Abu Ghraib dazu.

Bilder gingen um die Welt, die US-Soldaten im Irak bei Folterungen und grausamer Entwürdigung von irakischen Häftlingen zeigten.

Ich war damals Auslandschef derzeit im Bild und führte unter dem Eindruck dieser Ereignisse

ein langes Interview mit Hugo Portisch, das in der Zeit im Bild 2 auf Sendung ging.

Hugo Portisch war um markante Aussagen nicht verlegen, so sagte er etwa,

das einzige Motiv, das die Amerikaner hatten, um diesen Krieg gemacht zu haben,

nämlich dem Irak Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu bringen, das haben sie nun selbst zerstört.

Oder auch, es ging ums Erdöl, selbstverständlich.

Ja, keine Frage, der Mann redete Klartext.

Aber abseits des Interviews hat er noch viel klarere, viel deutlichere Worte gefunden.

Es war ganz eindeutig, dass er den US-Präsidenten George W. Bush als totalen Dilettanten einschätzte,

der sein Land und auch den Irak in eine Katastrophe geführt hatte.

Aber damit wollte er nicht zitiert werden.

Er wusste um die Kraft und die Macht seiner Worte, auch der öffentlich gesprochenen Worte,

er war bedacht darauf, diese Worte passend zu wählen

und er war vor allem bemüht um eine gewissenhafte Unterscheidung zwischen privater Meinung und nüchterner Analyse.

Wenn es darum geht, den Dingen auf den Grund zu gehen,

dann sollte man auch die eigenen Meinungen nicht im Weg stehen lassen.

So hat es europatisch gehalten, so versuche ich es zu halten, so schwer es manchmal auch fällt.

Ja, und noch schwerer fällt es zuweilen, die gebotene Distanz zu halten zwischen denen, die die Macht ausüben

und denen, die sie beobachten, beschreiben und damit auch kontrollieren.

Gerade in letzter Zeit haben wir erlebt, dass auch Angehörige unseres Berufs

der Verlockung erliegen können, sich an bereits mächtige oder an nachmachtstrebende Aufsteiger anzuhängen,

anzubiedern und ihnen vielleicht sogar zu Diensten zu sein.

Dass aber jetzt doch einige von ihnen nach und nach das Feld räumen mussten,

das liegt auch an der großen Masse derer, die die Medienfreiheit nicht als etwas akzeptieren,

sondern als etwas, was einem gegeben wird, sondern als etwas, was man sich nimmt.

Wir nehmen uns die Freiheit, unabhängig zu sein, selbst wenn sich manche unter uns freiwillig in Abhängigkeit begeben haben sollten.

Wir sind nicht perfekt, aber wir wollen uns auch in kritischer Selbsteinschätzung perfektionieren,

denn zumindest in dieser Kunst sind wir, wenn wir wollen, der Roboterwelt der künstlichen Intelligenz noch um einiges voraus.

Ich danke Ihnen.

Die Verleihung des ersten Hugo Portischpreises für unabhängigen und unbestechlichen Journalismus erfolgt am 1. Juni 2023.

Beim ORF bedanke ich mich sehr herzlich für das Audio dieser Veranstaltung.

Ich verabschiede mich von allen, die uns auf UKW hören, im Freira Tirol und auf Radio Agora in Kärnten.

Gute und unabhängige Journalismus lesen Sie auch im Falter jede Woche.

Ein Abonnement des Falters ist eine gute Idee.

Alle Informationen gibt es im Internet unter der Adresse www.abo.falter.at.

Ursula Winterauer hat die Signation gestaltet. Miriam Hübel betreut dieser Tage die Audio-Technik im Falter.

Ich verabschiede mich. Bis zur nächsten Sendung.

Sie hörten das Falter Radio, den Podcast mit Raimund Löw.

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Bei der erstmaligen Verleihung des Hugo Portisch-Preises skizziert ORF-Chefanalyst Peter Fritz Herausforderungen und Grundsätze des unabhängigen und unbestechlichen Journalismus in der Tradition von Hugo Portisch.

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