Thema des Tages: Wer ist schuld am griechischen Bootsunglück?

DER STANDARD DER STANDARD 6/16/23 - Episode Page - 31m - PDF Transcript

Dieser Podcast wird unterstützt von A1XITE.

Ich bin Margit Ehrenhofer, das ist Thema des Tages, der Nachrichten-Podcast vom Standard.

Am Mittwochmorgen ist vor der Küste Griechenlands ein Boot mit hunderten geflüchteten Menschen

an Bord gesunken.

Nur ein Bruchteil von ihnen hat überlebt.

Wir sprechen heute darüber, was genau bei der geplanten Überfahrt nach Italien passiert ist.

Wir fragen nach, was sich an der europäischen Flüchtlingspolitik ändern muss,

damit solche Tragödie nicht mehr passieren.

Und wir sprechen darüber, wer letztendlich die Verantwortung dafür trägt,

dass immer wieder Migrantinnen im Mittelmeer ertrinken.

Erik Frey, du bist leitender Redakteur beim Standard und stehst uns hier im Podcast immer wieder

zu außenpolitischen Themen, Rede und Antwort.

Das tragische Schiffsunglück über das wir heute sprechen wollen,

das hat bereits am Mittwochmorgen stattgefunden.

Und wir haben es eingangs schon gehört von mehreren hundert Menschen,

die auf diesem Schiff gewesen sein sollen.

Ich habe Zahlen bis zu 700 gelesen, dürften nur knapp 100 überlebt haben.

Kann man da mittlerweile genaueres zu den Opferzahlen sagen?

Nein, das kann man nicht.

Wir wissen nicht, wie viele Menschen wirklich auf diesem Schiff waren.

Die sind ja auch nirgendwo registriert.

Die Schätzungen laufen von 450 bis 750.

Wir wissen, dass knapp 100 Menschen gerettet wurden.

78 Leichen wurden geborgen.

Aber wie viele Menschen dann wirklich drinnen im Schiff waren,

um mit diesem Schiff untergegangen sind,

weiß man nicht, wird man auch wahrscheinlich nie erfahren.

Denn es ist wirklich an der tiefsten Stelle im Mittelmeer gesunken.

Im sogenannten Kalipsotief wurden Peloponnes

und dieses Schiff dann zu bergen, um nur die Leichen zu zählen.

Dafür wird niemand etwas bezahlen.

Woher kam denn dieses Schiff eigentlich und wer war da tatsächlich an Bord?

Also es war offenbar ein ägyptisches Schlepperschiff,

das von Ägypten aus losgefahren ist, aber danach Libyen hinübergefahren ist

und dort mehr oder den Großteil der Flüchtlinge aufgenommen hat.

Das heißt, die Schlepper, die sind die Männer, die jetzt auch in Griechenland

auch festgenommen wurden, das sind Ägipter.

Die Flüchtlinge dürften es sich vor allem um Syrer, Afghanen und Pakistanien handeln,

also eigentlich diese Bevölkerungsgruppen,

die schon seit vielen Jahren zu den Hauptgruppen der Flüchtlinge um Migranten zählen.

Aber die genauen Nationalitäten, wer da alle noch dabei war,

wird man vielleicht bei der Befragung der Schlepper erfahren,

aber möglicherweise wird das nie ganz klar sein.

Weiß man denn, wie es denn zu dem Unglück gekommen ist?

Also warum das Schiff letztendlich gesunken ist?

Ja, so genau weiß man das nicht.

Was da wirklich passiert ist, man weiß, das Schiff war völlig überladen

und dadurch schon sehr fragil.

Es wurde beobachtet von der griechischen Küstenwache.

Es wurde Hilfe angeboten, die dann angeblich zurückgewiesen wurde,

weil die Menschen nicht nach Griechenland wollten.

Der Kapitän soll sich vorher in einem kleinen Schiff

möglicherweise mit Teilen seiner Mannschaft schon einmal entfernt haben.

Das heißt, das Schiff sich selbst überlassen haben.

Möglicherweise, weil er gemerkt hat, das hält es nicht aus, es sinkt.

Was dann genau das Kentern verursacht hat, ist auch nicht bekannt.

Man weiß nur, das ging sehr, sehr schnell.

Innerhalb von Minuten ist der Schiff untergegangen.

Wer immer sich im Bauch des Schiffes aufgehalten hat,

der hatte gar keine Chance zu überleben.

Die Überlebenden sind alles junge Männer, die waren oben

und angeblich im Bauch waren es auch viele Frauen.

Und es heißt auch mehr als hundert Kinder.

Du hast es schon angesprochen.

Die griechische Küstenwache hat Hilfe angeboten.

Das heißt, man wusste, dass da dieses Schiff unterwegs ist.

Warum glaubst du, wollte man keine Hilfe von den Griechen haben?

Warum wollte das Schiff unbedingt nach Italien?

Das Schiff wollte wahrscheinlich deshalb nach Italien,

weil in den vergangenen Jahren sich Italien

als der bessere Aufnahmeort für Migrantenflüchtlinge erwiesen hat,

das Griechenland.

Griechenland hat in den letzten Jahren eine immer härtere

Antiflüchtlingspolitik betrieben, auch verbunden mit Pushbacks,

wo Leute an der Grenze oder auch auf dem Meer zurückgeschoben wurden.

Angeblich gab es auch schon welche, die in Griechenland an Land waren

und auch schon dann mit Gewalt außer Landes gebracht wurden.

Die Aufenhaltsbedingungen sind schlechter in Griechenland,

die Flüchtlingsunterbringung.

Also Italien trotz einer jetzt rechten Regierung von Georgia Meloni,

was wahrscheinlich ihr gar nicht gefallen würde, gilt als jetzt eher als Paradies

oder zumindest als Anziehungspunkt für Flüchtlinge und Griechenland,

der Ort, den man vermeiden möchte.

Und die Route ging von dort eindeutig nach Italien.

Aber dann fährt man halt in der Nähe von Griechenland vorbei.

Und dort entstand diese Situation,

dass die griechische Küstenwache behauptet hat, dass sie gesagt hat,

wir helfen euch, wir ziehen euch praktisch zu uns herein und die gesagt haben,

nein, wer das genau gesagt haben soll, ist auch unbekannt.

Und es gibt auch anders lautende Berichte.

Ein linker griechischer EU-Abgeordnete hat in einem Video

jetzt behauptet auf Grundlage von Aussagen von Überlebenden,

dass die Küstenwache das Schiff sogar an einen Taug gebunden hat

und begonnen hat zu schleppen, aber nicht in die griechischen Gewässer herein,

sondern heraus.

Das wird heftig dementiert von griechischen Behörden.

Dafür gibt es auch noch keinen Beleg.

Aber es zeigt nur, wie unklar die Lage ist und die Frage,

wie ist das Unglück genau passiert, wird auch nicht so schnell sich klären lassen.

Was ich mich da aber noch dazu frage,

ist, dass, wenn dieses Schiff offensichtlich bekannt war,

hätte dann nicht ein Rettungsboot zum Beispiel rausfahren können

und in der Nähe bleiben oder so?

Hunderte von Menschen zu retten ist nicht etwas, was eine kleine Yacht oder so machen kann.

Das ist schon ein größeres Unterfangen.

Es gibt ja auch inzwischen nur noch keine oder sehr wenige private Rettungsboote,

die überhaupt unterwegs sind.

Inzwischen mehr, weil das auch vor allem von Italien her

mit massiven Repressalien auch verhindert wird.

Und die große Frage war, die die hätten einschreiten können,

dann war die griechische Küstenwache.

Und es gibt jetzt Kritiker, die sagen, auch wenn euch gesagt wird,

lasst uns in Ruhe, wollen weiterziehen,

ist man verpflichtet, einzugreifen und die Menschen an Bord zu nehmen,

auch sogar gegen ihren Willen, wenn man merkt, dass Gefahr ein Verzug ist.

Also das Argument, na ja, die wollten ja nicht gerettet werden,

ist aus juristischer Sicht nicht wirklich haltbar.

Kann man dann also die griechische Küstenwache dafür verantwortlich machen

für dieses eine konkrete Unglück jetzt?

Es ist schwer hier die Schuld einer einzigen Gruppe,

einer einzigen Einrichtung hier zuzuschieben.

Es war auf jeden Fall eine Verkettung.

Die Hauptschuld tragen jene Schlepperbanken,

die viel zu viele Flüchtlinge um viel zu viel Geld gezahlt wurden,

ja 4.500 Dollar, wie es heißt für diese Überfahrt, aufnehmen

und sie dann möglicherweise auch ihrem eigenen Schicksal überlassen.

Aber ja, die griechische Behörden und die griechische Küstenwache

hat sicher nicht alles getan, um diese Menschen vor dem Tod zu retten.

4.000 Dollar pro Person.

4.500 Dollar pro Person soll der Preis betragen haben für diese Überfahrt.

Das ist leider und das ist das Schlimme daran.

Es ist so ein gutes Geschäft geworden, diese Schlepperei,

dass egal, wie stark die Gegenbewegungen, die Maßnahmen sind,

auch von der Frontex der europäischen Grenzkontrollbehörde

und auch den Nationalstaaten, es zahlt sich aus, das zu versuchen.

Und es gibt auch leider immer genügend Kunden

für solche schrecklichen, gefährlichen Überfahrten.

Jetzt hast du vorhin auch schon gesagt, es wurden bereits Menschen verhaftet.

Da wurden also schon Konsequenzen gezogen.

Ja, also man hat offenbar eine ganze Gruppe von Schleppern hat man festgenommen,

ob die jetzt aus dem Meer gefischt wurden

oder ob sie sich alle in diesem einen Boot von dem Schiff gelöst haben

und gesagt haben, das wird uns jetzt so unsicher, jetzt fahren wir weg.

Was ja auch sonst auch schon bei vielen solchen Flüchtlingsschiffen schon passiert ist.

Das hat man noch nicht genau nachvollziehen können.

Aber zumindest neun Personen sind hingewasern.

Es sind alles Ägypter.

Es wird in den Vorgeworfen auch die Bildung einer kriminellen Vereinigung,

Gefährdung von Menschen und alle anderen möglichen Straftaten.

Erik, was denkst du, wenn dieses Boot nicht voller geflüchteter Menschen gewesen wäre,

sondern voller Urlauberinnen, wäre die Geschichte dann vielleicht anders ausgegangen?

Na ja, Urlauberinnen und Urlauber würden sich nicht so auf ein kleines Fischerboot

zu werchen und sich eine solche Gefahr begeben.

Aber natürlich, wenn ein Urlauberboot in Seenot gerät,

dann ist da keine politische Frage dabei, dann wird einfach gerettet.

Jedes einzelne Flüchtlingsschiff ist gleichzeitig auch ein Spielball

der europäischen Asyl- und Migrationspolitik.

Keiner möchte es allzu einfach machen, Menschen aufzunehmen, zu retten.

Man hat immer die Angst vor dem sogenannten Pull-Effekt,

dass wenn dann wirklich systematisch jedes Boot, das in Seenot gerät,

aufgefangen wird und die Menschen praktisch an Land gebracht werden,

dann wird der Anreiz für Schlepperbanden dies zu machen

und möglichst schnell auch dann die Seenota vorzurufen, noch größer.

Doch ist man hier in einem Spannungsfeld zwischen

wie kann man einzelne Menschenleben vor dem Untergang bewahren?

Aber wie schaffen wir auch einen politischen Rahmen,

der diese Fluchtbewegungen eher dämpft und nicht fördert?

Der Vergleich ist also nicht so einfach zu ziehen.

Trotzdem bleibt es ein bisschen das unangenehme Gefühl,

wie hier unterschiedlich mit Menschenleben umgegangen wird.

Erik, wie hat denn eigentlich die Politik, die griechische und auch international reagiert?

Das Interessante ist, dass Griechenland, wo Flüchtlinge immer eher ein Reizthema sind

und bisher es eher wenig Empathie auch für Opfer an der Grenze gab.

Diesmal hat das sehr viel auch Entsetzen hervorgerufen.

Die Regierung hat auch eine dreitige Staatstrauer ausgerufen,

was auch eher ungewöhnlich ist.

Das Ganze findet im Vorfeld von Parlamentswahlen statt,

wo ja die konservative Regierung, die das letzte Mal eine relative Mehrheit gewonnen hat,

diesmal aufgrund eines anderen Wahlsystems auf eine absolute Hoffnung.

Und offenbar auch der Premier setzt darauf, dass er diesmal, wenn er Menschlichkeit zeigt,

dass das möglicherweise bei gewissen Wählern doch ganz gut ankommt und niemanden verschreckt.

Und in der EU ist es genauso, es ist Entsetzen, aber gleichzeitig eine Hilflosigkeit.

Gerade erst vor Kurzem hat man sich auf eine neue Asylpolitik geeinigt,

wo ja auch der Plan ist, dass es dann an den Grenzen gleich solche Aufnahmezentren geben soll,

womöglicherweise Asylverfahren schnell abgewickelt und schnell Rückführungen stattfinden sollen.

Und dieses Unglück zeigt, wie dringend der Handlungsbedarf ist, etwas zu tun.

Und gleichzeitig ist von sich bewusst, dass wahrscheinlich auch eine Änderung der EU-Asylpolitik

solche Katastrophen nicht wirklich verhindern wird können.

Weil es immer Menschen geben wird, die sagen, dass ich bereits sehr viel Geld dafür zu bezahlen,

um irgendeine Chance zu haben, nach Europa zu kommen.

Wir sind gleich zurück.

Höchste Zeit für ein Upgrade.

Jetzt auf 5G von A1 Upgraden in das beste 5G-Netz Österreichs.

Mit dem Samsung Galaxy A34 5G um 49 Euro im Tarif A1 Side S für alle unter 26.

Jetzt du im A1 Giga-Netz.

Schaffen wir es noch, die Erderhitzung zu stoppen?

Wie verändert künstliche Intelligenz unser Leben?

Wie werden wir in einer heißeren Welt leben, arbeiten, urlauben?

Und wann fahren Autos autonom?

Ich bin Alicia Prager und ich bin Florian Koch.

Um solche und viele weitere Fragen geht es im Podcast

Äthziom Zukunft und Äthziom Zukunft Klimafragen.

Wir sprechen mit Expertinnen und Experten und diskutieren Lösungen für die Welt von morgen.

Jeden Freitag gibt es eine neue Folge.

Erik, dass Menschen auf der Flucht übers Mittelmeer ertrinken,

da kann man leider schon lange nicht mehr über Einzelfälle sprechen.

Und gerade jetzt jehrt sich schon zum zehnten Mal die große Tragödie

vor der Italienischen Insel Lampedusa, bei der über 500 Menschen gestorben sind.

Und schon damals hat sich die Politik sehr stark betroffen gezeigt.

Und zwar die Rede davon, dass so etwas nicht mehr vorkommen darf.

Warum passiert es dann trotzdem heute immer noch?

Nach diesem Unglück vor zehn Jahren auf Lampedusa gab es eigentlich eine Bewegung,

dass man mehr tut, um Menschen aus der Seenot zu retten.

Damals wurden die ganzen Überwachungen auch von der Italienischen Seite her

deutlich verstärkt und die Rettungen intensiviert.

Dann kam es im Jahre 2015, 2016 zur ganz großen Flüchtlingsbewegung,

wo dann auch eine politische Gegenbewegung eingesetzt hat.

Ein Eindruck, wenn wir jetzt überall unsere Schiffe haben und jeden

Mal aus dem Meer fischen, dann werden einfach noch mehr Menschen kommen.

Dann verschärft sich nur das Problem und dann wird das politische Problem

im eigenen Land, wo sich die öffentliche Meinung dann gegen

Asylaufnahmen und Migrationen gedreht hat, noch stärker werden.

Dann ist Frontex auch in den letzten Jahren stark aufgerüstet worden.

Nun versucht man einerseits sehr wohl die Schiffe, die wirklich beim Sinken sind,

also dort, wo Menschenleben wirklich in Gefahr sind, zu retten,

aber gleichzeitig möglichst die Schiffe davon abzuhalten,

europäisches Hochheitsgebiet überhaupt zu erreichen.

Und da ist man jetzt auch in einem Zwiespalt drinnen, ist Frontex

sind das Retter oder sind das Grenzwächter?

Was ist da die Rolle?

Also, es ist sehr viel passiert in den letzten zehn Jahren, aber zu einer

einheitlichen und in dem Sinne auch erfolgreichen Asyl und Migrationspolitik

hat die EU ihren Weg noch immer nicht gefunden und dürfte das auch nicht so schnell finden.

Es gab ja auch Kooperationen oder

Deals mit Ländern bzw. Machthabern, die eher kritisch zu sehen sind.

Ich erinnere mich da zum Beispiel an die Türkei.

Kannst du uns diesen Deal noch mal genauer erneut haben?

Ja, der Deal mit der Türkei, der damals 2016 vereinbart wurde,

folgte einer ganz interessanten Logik, man hat gesagt, es kommen so viele

Flüchtlinge aus der Türkei.

Griechenland hat das Recht, sie sofort in die Türkei zurückzuschieben,

weil sie auch illegal reingekommen sind.

Dafür aber nehmen wir, nimmt die EU, die gleiche Zahl an Flüchtlingen wieder auf

und entlastet damit der Türkei und gibt damit der Türkei auch einen Anreiz,

selbst das Ablegen von solchen Schiffen zu vermeiden.

Das hat auf dem Papier sehr, sehr gut ausgeschaut.

Es hat aber nicht funktioniert, aus zwei Gründen.

Erstens einmal haben die griechischen Asylbehörden diese schnellen Verfahren,

die da notwendig wären, einfach nicht durchgeführt.

Da gab es verschiedene Widerstände.

Und die europäischen Länder waren auch nicht bereit,

die Flüchtlinge aus der Türkei aufzunehmen, also dieses Resettlement zu machen,

wo man sagt, wir warten nicht darauf, bis sich jemand auf ein Schiff setzt,

sondern wir geben euch die Möglichkeit, auf legalen Weg nach Europa zu kommen.

Und aus diesem Grund ist dieses Abkommen eigentlich letztlich ein totes Papier geblieben.

Mit Libyen, wo ja offenbar ein Großteil dieser Flüchtlinge herkam,

gibt es schon seit vielen, vielen Jahren eine Kooperation,

ohne dass es dort eine wirkliche Regierung gibt.

Das ist dann wirklich mit Warlords, mit Milizen,

wo man sie praktisch dafür bezahlt, dass sie dafür Sorgen in der Schiffe nicht ablegen.

Auch das wird halt nicht konsequent durchgesetzt und ist auch nicht immer in Kraft.

Das dritte Problem ist, was die EU ja erreichen möchte,

ist, dass wenn sie dann ein Asylverfahren durchführt,

wie es ja auch nach dem EU-Recht und dem Völkerrecht auch notwendig ist,

wenn dann festgestellt wird, dass jemand keinen Anspruch auf Asyl hat,

dann möchte man in der Lage sein, diese Menschen wieder zurückzuführen.

In ihre Heimatländer.

Die meisten, auch Länder in Afrika und so, nehmen ihre eigenen Bürger gar nicht zurück

oder möchten das nur tun, wenn sie dafür sehr viel Geld erhalten.

Und diese Art von Rückführungsabkommen stecken auch noch in den Anfängen

und sind auch noch immer nicht konsequent durchgesetzt.

Und an all diesen Ecken und Enden,

ja die Diplomatie, die hier versucht hat, hier Lösungen zu finden,

bisher viel weniger Fortschritte gebracht, als man gehofft hat.

Ein Punkt, der auch noch immer wieder aufkommt,

der von ExpertInnen auch gefordert wird, ist es, dass es legale Fluchtroten geben soll.

Warum gibt es die eigentlich nichts?

Es gab früher die Möglichkeit vom Ausland, um Asyl anzusuchen,

zum Beispiel in einer Botschaft, der sogenannte Botschaftsasyl.

Dann wurden diese Botschaften gestürmt und dann wurde das abgeschafft.

Und das ist sicher ein Problem, dass wir heute einfach diesen legalen

weder Flucht noch Arbeitsmigrationswege haben.

Wenn ich heute sagen möchte, ich möchte in Europa arbeiten

und ich weiß, ich werde gebraucht, weil ich zum Beispiel auf dem Feld

oder auch in der Pflege arbeiten könnte,

gibt es praktisch keine Möglichkeit, das auf legale Weise zu tun.

Und diese Forderung danach, die ist laut, die ist auch berechtigt,

es umzusetzen, ist allerdings sehr, sehr schwer.

Die politische Bereitschaft zu sagen, wir nehmen auch auf legale Weise jetzt

Flüchtlinge auf, ist in keinem Land in Europa wirklich, wirklich vorhanden.

Vor allem auch, weil immer noch so viele illegale Flüchtlinge kommen.

Und die Sorge von denen oder zumindest die Warnung von den Kritikern und

Gegnern ist immer zu sagen, wenn wir zusätzlich noch

dann legale Flüchtlinge aufnehmen, dann haben wir dann am Ende doppelt so viele.

Und das brauchen wir gar nicht.

Und die Hoffnung, dass dann, wenn man legale Fluchtwege hat,

dass dann die illegalen aufhören werden, die ist auch nicht bewiesen

und ist möglicherweise trügerisch.

Es könnte auch umgekehrt sein, dass wenn es legale Fluchtwege gibt,

die aber auch eingeschränkt sind von den Zahlen, dass dann all jene,

die abgewiesen werden, erst rechtes Illegalüberschlepper versuchen

oder aber, dass die Tatsache, dass man hört, bis in die Dörfer in Sub-Sahara

Afrika, es gibt eine Möglichkeit, nach Europa zu kommen, dass dann noch

viel mehr Menschen sagen, ich mach mich jetzt auf den Weg.

Das Leben hier in dem Land gibt mir zu wenig Chancen, zu wenig Hoffnung.

Also all das sind Argumente, die dagegen sprechen,

aber dass es so überhaupt nicht möglich ist, ist sicher eines der

Hauptursachen für die Tragödien, die wir hier erleben.

Um jetzt aus dieser jetzigen

Ist-Situation herauszukommen oder die zumindest zu verbessern,

was würdest du sagen, es sind so die wichtigsten Punkte, die die EU verändern müsste.

Das Problem ist, ich wüsste keinen wirklichen klaren Weg,

wie man solche Tragödien vermeiden kann.

Was sicher richtig wäre, ist zu sagen, wir öffnen jetzt einmal legale Flucht

und Migrationswege vor allem und wir geben auch eine Möglichkeit

für Asylansuchen aus dem betroffenen Ländern oder aus Drittländern heraus.

Ich meine, heute hat jeder dieser Migranten den Handy.

Könnten alles, was derzeit in einer Asylbehörde in Österreich oder Italien

aufgenommen wird, könnte über Handy, über digitale Wege auch gemacht werden.

Und so könnte man wahrscheinlich auch mit Hilfe von Organisationen von NGOs

möglicherweise wirklich da versuchen, zumindest die wirklich verfolgten

und asylberechtigten schon sehr früh festzustellen.

Und die dann auch ihnen die Möglichkeit geben, legal ins Land zu kommen.

Gleichzeitig muss man wahrscheinlich versuchen, sehr wohl weiter mit den Ländern,

wo die Schiffes starten, das sind jetzt Libyen, Ägypten, Tunesien,

wo jetzt gerade eine EU-Delegation war, um dort sich auch mit der Regierung zu einigen,

denen noch mehr Anreiz zu bieten, dass sie ihre eigenen Küsten bewachen.

Und dass das funktioniert, hatte die Türkei bewiesen.

Also da kann man schon sehr, sehr viel verhindern.

Die Beschleunigung von Asylverfahren wäre ganz entscheidend.

Und da glaube ich, dass man inzwischen weiß, dass ja sehr viele Asylwerber

kommen aus Ländern, wo die Wahrscheinlichkeit, dass sie wirklich asylberechtigt sind, sehr, sehr gering ist.

Und alle Maßnahmen zusammen können vielleicht ein wenig helfen.

Was am wenigsten helfen würde, ist zu sagen, na ja, wenn wir die Fluchtursachen beseitigen,

dann hört die Fluchtbewegung auf.

Dazu braucht es Jahrzehnte, bis diese Länder sich wirtschaftlich so entwickeln,

dass die Menschen sagen, wir bleiben lieber dort, als Versuche nach Europa zu kommen.

Es zeigt sich sogar, um den Weg nach Europa einzuschlagen, braucht man ja Geld.

Das heißt, die Allerärmsten können es ja ohnehin nicht tun.

Es sind die, die schon etwas Mittel haben, geht meistens einer aus der Familie,

irgendein Sohn sagt so, ich versuche nach Europa zu kommen,

um auch dann Geld später wieder zurückzuschicken.

Die Zahlungsflüsse spielen auch eine große Rolle.

Also, es gibt keine gute Antworten für all diese Probleme.

Und ich befürchte, wir werden nicht nur in diesem Sommer, sondern auch in den kommenden Sommern,

immer wieder mit solchen Tragödie in konfrontiert sein.

Und was wir am Ende vielleicht noch einmal betonen sollten, in diesem komplexen System,

am Ende geht es darum, dass Menschen hier im Mittelmeer sterben,

die gefährliche Flucht, die sie auf sich nehmen, nicht überleben.

Und Erik, du hast es schon gut erklärt, es sind viele verschiedene Parteien hier beteiligt.

Politiker, Hilfsorganisationen, NGOs, nicht zuletzt die Schlepper.

Was würdest du sagen, wer ist denn letztendlich dafür verantwortlich,

dass Migrantinnen im Mittelmeer ertrinken?

Die Verantwortung ist breit gestreut.

Es sind auf jeden Fall die Schlepper banden.

Nämlich nicht nur, dass sie einen Dienst anbieten

unter falschen Voraussetzungen, den sie auch nicht erfüllen.

Weil sie könnten auch etwas bessere, festere, stärkere Boote haben,

die nicht so leicht in Seenot geraten, aber das kostet dann mehr.

Also das ist sicher eine kriminelle Bewegung, die wir hier haben,

die hauptverantwortlich ist.

Es sind die Entscheidungen der europäischen Politiker

und letztlich auch der europäischen Wählerinnen und Wähler und der Bevölkerung.

Die wählen ja die Politiker und die wählen ja diesen Kurs, tragen mit dazu bei,

auch wenn man dann ganz entsetzt ist, wenn man die Konsequenzen sieht.

Und wir dürfen nicht vergessen,

nach all diesen Jahren muss eigentlich jeder Mensch

irgendwo in Afrika, in Asien, in all diesen Ländern wissen,

dass sie sich einer sehr, sehr großen Gefahr aussetzen,

wenn sie sich auf diesen Weg machen, um per Schiff versuchen, nach Europa zu kommen.

Offenbar sind genügend Menschen dafür bereit, vor allem Jüngere,

die besonders verzweifelt sind oder die besonderen auch

wahrgemut haben und sich nicht so mit nur Risiko auseinandersetzen.

Aber irgendwo steckt auch eine gewisse Selbstverantwortung auch mittendrin.

Und wenn man irgendeinen Rat an noch so arme und verzweifelte Menschen

in verschiedensten Ländern der Welt geben kann, ist,

wie ihr euer Leben verbessern könnt, es auf diese Weise zu versuchen,

ist wahrscheinlich die allergefährlichste und möglicherweise,

die die euch am Ende des Lebens wenig bringen wird.

Weil wenn sie einmal nach Europa hineinkommen,

die Chancen heute hier einen Arbeitsplatz, ein stabiles Leben zu finden,

eine Familie gründen zu können, aufgenommen zu werden

und integriert zu werden, die sind heute viel schlechter

als noch vor zehn Jahren oder gar vor 20 Jahren.

Wie sich die Situation in Griechenland weiterentwickeln wird

und welche neuen Erkenntnisse man zu diesem tragischen Bootsunglück

vielleicht in den nächsten Stunden oder Tagen noch finden wird,

das lesen Sie dann auf der Standard.rc.

Vielen Dank dir, Erik, frei für diese Einschätzungen dazu.

Ja, sehr gerne.

Wir sprechen jetzt in unserer Meldungsübersicht gleich noch

über einen möglichen Untersuchungsausschuss zu den Deals

von Immobilienunternehmer René Benko und über die neue Single von Matthias Streuz.

Wenn Sie Thema des Tages in der Zwischenzeit unterstützen möchten,

dann können Sie das zum Beispiel mit einem Standard-Abo-Ton,

alle Infos dazu finden Sie auf abo.terstandard.at

oder wenn Sie Thema des Tages über Apple-Podcast hören,

dann können Sie dort auch für ein Premium-Abo bezahlen

und unseren Podcast ganz ohne Werbung hören.

Wir sind gleich zurück.

Höchste Zeit für ein Upgrade.

Jetzt auf 5G von A1 Upgraden in das beste 5G-Netz Österreichs.

Mit dem Samsung Galaxy A34 5G um 49 Euro im Tarif A1 X S

für alle unter 26.

Jetzt du im A1 Giganetz.

Wie viel Geld macht eigentlich glücklich?

Wäre ich mit Day Trading reich und ist jetzt der richtige Zeitpunkt,

um in China zu investieren?

Das und mehr sehen wir uns in der neuen Staffel vom Standard-Podcast.

Lohnt sich das an?

Wir, das sind Davina Brumbauer, Alexander Amon und Michael Wendisch.

Und gemeinsam mit Expertinnen und Experten fragen wir uns,

wie ein Büromidenspiel funktioniert, was eigentlich ein Baby kostet

und ob es sich lohnt, in eine Steuer-Oase auszuwandern.

Lohnt sich das?

Der Standard-Podcast über Geld findet wir jeden Dienstag

auf allen gängigen Podcast-Plattformen.

Und hier ist, was Sie halt sonst noch wissen müssen.

Erstens.

Die SPÖ soll planen, einen neuen Untersuchungsausschuss zu verlangen.

Was das genaue Thema des Urausschusses sein soll, das steht aber noch nicht fest.

Zur Auswahl sollen etwa die Kiga-Liner-Deals von Unternehmerin Benko und die Frage danach,

welche Rolle die türkisblaue Regierung darin gespielt hat, stehen.

Denkbar sind aber auch Themen wie die Corona-Förderungen

rund um die Covid-Finanzierungsagentur Kofok oder ein U-Ausschuss rund um

Behördenfehler in Zusammenhang mit Ermittlungen zur Terrorgefahr in Österreich.

Laut dem U-Ausschuss-Experten der SPÖ Kajan Kreiner würden derzeit verschiedene

Möglichkeiten geprüft.

Anschließend will die SPÖ Verhandlungen mit den anderen Oppositionsparteien Nios und

FPÖ beginnen.

Passieren soll das alles noch vor der Sommerpause des Parlaments?

Starten würde dann besagter U-Ausschuss im Herbst.

Zweitens.

Die Bundesregierung will die Beteiligung von Vätern an der Kinderbetreuung per Gesetz erhöhen.

Genauer gesagt sollen zwei Monate der Karenzzeit vom Vater bzw. anderen Elternteil

den Anspruch genommen werden müssen, wenn eine Elternpartie vollen 24 Monate Karenz nutzen möchte.

Außerdem soll der Familienzeitbonus während des sogenannten Papa-Monats auf 1.480 Euro

verdoppelt werden.

Der von Grünen und ÖVP eingebrachte Gesetzesantrag soll die europäische Richtlinie zur

Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben für Eltern und Pflege in der Angehörige umsetzen.

Drittens Ex-Nährs-Chef Matthias Strollt hat heute Freitag gemeinsam mit seinem Musikkollegen

Kurt Razzelli eine neue Single veröffentlicht.

Live ist er Komma, heißt diese Scheibe und sie ist bereits die zweite Single des Duos.

Im dazugehörigen Musikvideo legt sich Matthias Strollt nach einem Fußwaschungs-Ritual in einen

Sarg, wird dann angezündet und schwebt schließlich über einem Gewässer, so als wäre er auferstanden.

Das Video soll auf einer biografischen Erfahrung von Strollt's Büroon, die er in Indien gemacht

habe, so schreibt der Ex-Politiker in einem Newsletter.

Wer gerne noch mehr von Strollt's und Razzelli hören möchte, den können wir beruhigen.

Im Oktober soll nämlich ein ganzes Album der beiden erscheinen und auch eine Tour ist für

dieses Jahr noch angesetzt.

Und viertens.

Morgen Samstag findet in Wien die Regenbogenparade statt.

Auf der Wiener Ringstraße wird zum 27.

Mal gemeinsam für Akzeptanz, Respekt und gleiche Rechte für alle demonstriert, unabhängig

von sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität oder Geschlechtsmerkmalen.

Erwartet werden bis zu 250.000 Besucherinnen.

Los geht's ab 11 Uhr.

Falls Sie uns noch irgendetwas mitteilen möchten, dann schicken Sie uns gerne einen

E-Mail an Podcast at theStandard.at und wenn Ihnen dieser Folge von Thema des Tages gefallen

hat, dann lassen Sie uns das gerne mit einer guten Bewertung oder einem netten Kommentar

wissen und am besten abonnieren Sie unseren Podcast gleich auch, dann verpassen Sie auch

keine weitere Folge mehr.

Ich bin Margit Ernhöfer und an dieser Folge hat außerdem Marlene Lanzesdorfer mitgearbeitet.

Ich bedanke mich fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal.

Höchste Zeit für ein Upgrade.

Jetzt auf 5G von A1 Upgraden in das beste 5G-Netz Österreichs.

Mit dem Samsung Galaxy A34 5G um 49 Euro im Tarif A1-Site S für alle unter 26.

Jetzt du im A1-Giganetz.

Was ich nicht nachvollziehen kann ist, warum an jedem Unrecht immer ich Schuld sein soll.

Ein Korruptionskandal jagt den anderen.

Österreich hat in den letzten 30 Jahren viel über Klimaschutz gesprochen, aber zu wenig

getan.

Die Politik verschläft die Klimakrise.

Die Behörden haben alles richtig gemacht.

Fehler vergisst man, statt daraus zu lernen.

So sind wir nicht.

So ist Österreich einfach nicht.

Aber wie ist Österreich dann?

Das wollen wir bei Inside Austria herausfinden.

Wir blicken auf die großen österreichischen Skandale.

Von Ibiza bis Ischgl.

Wir wollen wissen, wer dafür in der Politik die Verantwortung trägt.

Und wir schauen genau hin, wo Österreich über seine Grenzen hinaus mitmischt.

Vom Wirecard-Skandal bis zum Ukraine-Krieg.

Das ist Inside Austria von Standard und Spiegel.

Jeden Samstag eine neue Folge, überall, wo es Podcast gibt.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Warum ertrinken nach wie vor Menschen im Mittelmeer? Und wer trägt die Verantwortung dafür?

Am Mittwochmorgen ist vor der Küste Griechenlands ein Boot mit hunderten flüchtenden Menschen an Bord gesunken. Nur ein Bruchteil von ihnen hat überlebt.
Eric Frey, leitender Redakteur beim STANDARD, spricht heute darüber, was genau bei der geplanten Überfahrt nach Italien passiert ist. Wir fragen nach, was sich an der europäischen Flüchtlingspolitik ändern muss, damit solche Tragödien nicht mehr passieren. Und wir sprechen darüber, wer letztendlich die Verantwortung dafür trägt, dass immer wieder Migrantinnen und Migranten im Mittelmeer ertrinken.

Hat Ihnen dieser Podcast gefallen? Mit einem STANDARD-Abonnement können Sie unsere Arbeit unterstützen und mithelfen, Journalismus mit Haltung auch in Zukunft sicherzustellen. Alle Infos und Angebote gibt es hier: abo.derstandard.at