FALTER Radio: Vergesst Oppenheimer! Der eigentliche Vater der Atombombe war Leo Szilard - #988

FALTER FALTER 8/20/23 - Episode Page - 34m - PDF Transcript

Die Fall der Sonnergespräche im Wienermuseumsquartier zu den heißen Themen des Jahres.

Mittwoch, den 30. August, nimmt die grüne Umweltministerin Leonore Gewessler-Platt.

Es geht um die drängende Frage, wie wir die Klimawende schaffen.

Umweltministerin Leonore Gewessler im Gespräch mit Barbara Todt und Katharina Krobshofer.

Mittwoch, den 30. August und 19 Uhr auf der Bühne im großen Hof im Museumsquartier in Wien.

Der Eintritt ist frei. Schauen Sie doch vorbei.

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Der Film sagt Ihnen etwa der Vater, Tom Bombe, war Oppenheimer und das stimmt so ganz sicher nicht.

Er hat die Forschung verwaltet, die in diesem Zusammenhang wichtig war.

Aber inhaltlich ist das in keiner Weise gewesen.

Inhaltlich ist das nicht nur Vater, Tom Bombe, sondern Tom Energie.

Ist der Leo Silat.

Geschätzte Zuhörerinnen und Zuhörer natürlich gleichermaßen, den Mann, den sie da eben gehört haben, das ist Peter Michael Lingens.

Peter Michael Lingens ist einer der profiliertesten Journalisten des Landes und Kolumnist beim Falter.

Sie können wöchentlich seine geistreichen Beobachtungen zu Wirtschaft und Weltgeschehen im Falter lesen.

Heute wollen wir aber über eine andere, eine persönliche Geschichte von Herrn Lingens sprechen.

Worum soll es denn gehen, Herr Lingens?

Ja, es soll gehen um Leo Silat, der der wahre Vater, der Tom Bombe ist.

Wir haben uns also ganz schön etwas vorgenommen. Herzlich willkommen, Herr Lingens, im Falter Podcast Studio.

Mein Name ist Eva Konzert.

Ich leite das Politikressort im Falter und ich bin heute mit großer Freude Ihr Host.

Herr Lingens, wir müssen das, glaube ich, für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer ein bisschen aufdröseln.

Als Kolumnist melden Sie normalerweise am Anfang der Woche Ihre Themen beim Falter ein.

Sie schreiben viel über die EU, über ökonomische Zusammenhänge.

In der letzten Ausgabe haben Sie etwa über die industriellen Vereinigung und die Staatsschuldenbremse berichtet.

Aber mit der Juli haben Sie sich mit einem ganz besonderen Thema an die Falter-Redaktion gewarnt,

weil Sie haben gesagt, dass mit dem Oppenheimer Film das stimmt nicht ganz.

Ja, das ist richtig, aber natürlich von diesem Film gehört und mittlerweile habe ich ihn auch gesehen.

Und da ist die Behauptung, der Film sagt ihn etwa, der Vater-Dautom-Bombe war Oppenheimer und das stimmt so ganz sicher nicht.

Er hat die Forschung verwaltet, die in diesem Zusammenhang wichtig war, aber inhaltlich ist er das in keiner Weise gewesen.

Inhaltlich ist das, und jetzt sage ich nicht nur Vater-Dautom-Bombe, sondern Automenergie ist der Leo Silat,

der war der Mann, der auf die Idee gekommen ist, dass man die von Einstein behauptete,

in einem Atom enthaltene Energie praktisch verwenden kann.

Er hat also als Erster die Idee gehabt, man könnte durch eine Kettenreaktion diese Energie nutzbar machen.

Und das war entscheidend dann, leider auch oder wie man das sieht auch für die Atom-Bombe.

Das heißt, wir müssen Hollywood ein bisschen dankbar sein, dass wir heute eine ganz besondere Geschichte hören können von Ihnen.

Das bringt mich jetzt natürlich zur Frage, warum man dann den Oppenheimer zum Vater der Atom-Bombe gemacht hat.

Im Film, also unter Physikern nicht.

Im Film und auch de facto und deshalb, weil er der einzige amerikanische Staatsbürger unter den Physikern gewesen ist, die da zusammengekommen ist.

Die Familie Oppenheimer ist schon früh in 1900 in die USA ausgewandert.

Oppenheimer ist dort zur Welt gekommen, war als amerikanischer Staatsbürger.

Und natürlich wollte der amerikanische Staat im Zweifel wenigstens einen Amerikaner als Chef dieser Physikergemeinde, die ja aus lauter Ausländern bestanden hat.

Es ist eine Ironie des Schicksals, dass sie mit dem Oppenheimer auch nicht glücklich waren,

weil sie dem ja dann später auch als Spionner in der Mikaseera bezeichnet haben,

weil er, ich glaube, er war ein großer Womanizer und hatte Kommunistinnen, Zufreiendinnen.

Erzählen Sie uns ein bisschen, Herr Lingens, dieser Leo Silat.

Was war das für ein Mann, wo kam der Herr, aus was für einer Zeit kommt er?

Also er kam aus Ungarn, er ist im kaiserlich-königlichen Monarchie geboren worden

und hat sich auch als dieser kaiserlich-königlichen Monarchie zugehörig gefühlt.

Er war mit einer Wienerin verheiratet, daher auch der Umstand, dass er nach Wien gekommen ist und dass ich ihn kennenlernen konnte.

Er hat für mein Gefühl Wienerisch gesprochen, obwohl er zu diesem Zeitpunkt in Amerika gelebt hat.

Schauen wir noch zurück, wie er denn überhaupt Vater der Atombombe oder einen grundlegenden Physiker für die Atomenergie werden konnte.

Leo Silat geht dann nach Göttingen, studiert dort, lernt auch Albert Einstein kennen

und er löst ein so schwieriges physikalisches Problem, dass Albert Einstein veranlasst,

dass diese Arbeit von Silat sofort als vollwertige Doktorarbeit anzuerkennen sei.

Mir ist Silat heute natürlich viel geläufiger, also mir damals gewesen ist.

Mir hat Victor Weißkopf, der mich mit ihm bekannt gemacht hat, auch ein selbst, ein recht bedeutender Physiker,

gesagt, Silat ist der nach Einstein größte Physiker, den es gibt.

Und wir nennen unter uns einen Marzianer, weil wir der Meinung sind er so intelligent,

so viel Intelligenz nur außerirdisch sein kann. Das ist Spassbezeichnung gewesen.

Victor Weißkopf muss man vielleicht einwerfen, über den wir auch später noch sprechen werden.

Der spricht über eine Gruppe, in der eben er sowohl als auch Silat verkehrt sind

und die haben eben den Silat als Marzianer bezeichnet.

Er hat dann ein Patent angemeldet zur nuklearen Kettenreaktion in London

und hat das dem britischen Verteidigungsministerium vermacht,

weil er sich, weil er gesagt hat, dass was ich hier erkannt habe, das ist so weitreichend, das muss unter Verschluss bleiben.

Er hat zu diesem Patent, also sozusagen er hat zur Atomenergie als solcher,

hatte eine Einstellung, die soll man natürlich gewinnen

und er hat primär einmal Patente angemeldet zu Atomkraftwerken.

Erst später ist sozusagen die Bombe in seinen Kopf nach vorne gerückt,

weil eben er aus seiner Kenntnis der deutschen Physiker angenommen hat,

dass Hitler die Atombombe auch entwickeln würde.

Das war ein Irrtum, die deutschen Physiker sind damals auf einem anderen,

auf einem falschen Weg gewesen, die hätten das nicht gekonnt.

Aber er war ja bekannt mit Männern wie Heisenberg, mit Bohr,

mit denen hat er auch gemeinsam wissenschaftlich gearbeitet.

Ja, die alle kannten ihn und er hat aber vor allem mit Einstein gearbeitet.

Er war eben nicht nur dieser hervorragende Student,

sondern sie haben später gemeinsam gearbeitet

und es gibt sogar ein gemeinsames Patent von ihnen,

den Sillard Einstein Refrigerator.

Das ist ein Eiskasten gewesen, der mit komprimierten Gas gekühlt hat,

statt mit beweglichen Teilen.

Den haben sie damals entwickelt, nachdem es einen Unfall mit einem normalen Eisschrank gegeben hat.

Diese beiden waren aufs Ängste verbunden.

Ohne jetzt zu weit in die Tiefen der Physik zu gehen, Herr Lingens,

aber was hat denn der Leo Sillard eigentlich entdeckt?

Er war der Erste, der die Idee hatte,

dass man die laut Einstein im Atomkern enthaltene Energie

auch praktisch nutzbar machen könnte.

Und zwar eben in Form einer Kettenreaktion.

Er hat dann auch diese erste Kettenreaktion

zusammen mit dem italienischen Physiker, auch einem Juden Enrico Fermi, durchgeführt.

Und das ist die Basis von Atomkraftwerken oder eben auch der Atombombe.

Herr Lingens, wir haben jetzt eine große Aufgabe vor uns.

Wir müssen jetzt die Kurve kratzen vom Eiskasten zur Atombombe.

Wir springen da jetzt von Deutschland über London in die USA,

und zwar in die Wüste von New Mexico.

Es ist Anfang der 40er Jahre und die US-Regierung hat die klügsten Wissenschaftler

der freien Welt zusammengezogen, damit die da abgesperrt von allen anderen

und geheim vor allem die Atombombe entwickeln, bevor es die Nationalsozialisten tut.

Ja, und das war aufgrund einer Initiative des Leo Sillard.

Es hat nämlich Sillard an Roosevelt einen Brief geschrieben,

in dem er sagt, die Deutschen könnten das entwickeln.

Wir müssen das vorher entwickeln.

Diesen Brief haben dann eine Reihe anderer Wissenschaftler

und insbesondere auch Einstein unterschrieben.

Und dieser Brief war der Grund dafür, dass die US-Regierung

die Finanzierung dieses Manhattan Project bewilligt hat.

Sillard hat das also nicht nur indirekt angestoßen, er war auch dort.

Er war auch dort und er hat es direkt angestoßen.

Ohne seinen Brief wäre es nicht entstanden.

Man muss sich das so vorstellen.

Auf einem Hochplateau mitten in der Wüste von New Mexico in einer Stadt,

die Los Alamos, heißt, in einer ehemaligen High School für Buben mit Tuberkoloze,

sind jetzt diese Wissenschaftler mit ihren Familien, mit ihren Frauen und Kindern.

Es gibt ein Krankenhaus, es gibt Schulen, es gibt Kinderbetreuungsstätten.

Alles ist hermetisch abgeriegelt.

Wenn es regnet, versinkt alles im Schlamm

und in den Hitzeperioden kommt es zu Buschbrennen.

Es ist also alles auch ein bisschen ungemütlich.

Aber die Leute dort, die dort sind, die stehen zusammen

und da kommen wir jetzt zu Victor Weißkopf, dem anderen ganz wichtigen Altösterreicher,

wenn man so sagen darf.

Und der hat über seine Zeit in Los Alamos gesagt,

viele der tiefen Freundschaften, die wir dort schlossen, bestehen heute noch.

Wer war denn jetzt dieser Victor Weißkopf?

Also Victor Weißkopf war ein Freund meiner Mutter und damit meiner Familie.

Und zwar seit langer, langer Zeit.

Es gab da in Österreich einen jetzt doch bestehenden Verbandssozialistischen Studenten.

Wir sind in den 30er Jahren.

Wir sind in den 30er Jahren, ja.

Damals gab es also den Verbandssozialistischen Studenten auch schon.

Nur damals war das eine äußerst elitäre Gruppe.

Den Arbeiter haben damals kaum studiert.

Studiert haben Bürgerliche.

Und als Sozialisten deklariert, haben sich vor allem jüdische Bürgerliche,

denn die Sozialdemokraten waren im Gegensatz zu den Christuchsozialen nicht antisemitisch.

Und dieser Verbandssozialistischen Studenten war damals eine Ansammlung von brillanten Personen.

Eben zum Beispiel Victor Weißkopf, der bei Nils Bohr gearbeitet hatte.

Und von dem man damals schon wusste, dass er ein wichtiger Physiker sein würde,

ist dann später Head of Physics im Massachusetts Institute of Technology,

ist im MIT geworden, galt als einer der wichtigsten wäre

und wurde später dann auch Leiter des europäischen Kernforschungszentrums zählen.

Da sind wir jetzt schon in der Nachkriegszeit.

Kommen wir aber noch einmal zurück zur Rolle von Victor Weißkopf in Los Alamos

beim Manhattan Project.

Es geht immer noch darum, im Wettrennen um die Atombombe zu reussieren

und erster zu sein, Victor Weißkopf war ja auch dann sogar Bürgermeister.

Die dort anwesenden haben Wien und das rote Wien gekannt

und daher hat man gesagt, einer der das zusammenhalten kann

und der geeignet ist als Bürgermeister, das ist ein Wiener.

Und da hat man dann Victor Weißkopf dazu erkobert.

Manche Quellen nennen ihn auch den Leiter der Physikergemeinde.

Ich habe das nicht genau herausfinden können.

Er selbst hatte immer gesagt, ich war halt dort Bürgermeister.

Wir wissen, wie die Geschichte weitergegangen ist.

Es gab zwei Atombombenabwürfe, einmal auf Hiroshima, einmal auf Nagasaki

und insgesamt mehr als 120.000 toten Menschen, die sofort gestorben sind,

die Langzeitwirkungen sind, hier nicht inkludiert.

Erlingenswie, wie sind denn diese beiden Männer, der Leo Sillat und der Victor Weißkopf,

wie sind die dazu gestanden zu diesen Abwürfen?

Beide höchstkritisch.

Leo Sillat hat eigentlich sofort, als er wusste,

dass die Atombombe funktioniert, gefordert,

dass man eine eventuelle Kriegspartei, bevor man die Bombe abwirft,

einlädt, bei einem Abwurf zuzuschauen und sich zu sehen,

was diese Bombe für einen Krater hinterlässt

und erst, wenn die Kriegspartei das gesehen hat,

dann soll man, und trotzdem nicht bereit ist, sozusagen den Krieg aufzugeben,

dann soll man die Bombe abwerfen.

Sillat hat sogar eine Eingabe an die US-Regierung gemacht, in der er das gefordert hat.

Angeblich ist die Regierung nie zur Kenntnis gekommen.

Vorstellen kann ich mir das nicht, denn etwas, was Sillat unterschrieben hat,

wird man dort wohl weitergegeben haben, aber das Militär hat sich halt nicht danach gerichtet

und hat die Bombe abgeworfen.

Weißkopf hat das insofern akzeptiert, also gesagt hat,

es war tatsächlich so, dass man befürchten musste, dass der Krieg mit Japan lange dauert

und dass da unendlich viele Leute umkommen.

Das war, ist ja zum Beispiel im Zweiten Weltkrieg,

den hat er in Wirklichkeit 1942 verloren mit seiner nicht-Sieg in Russland.

Trotzdem ist der Krieg weitergegangen und da sind aber Millionen Tote

nach dem Zeitpunkt, zu denen er den Krieg eigentlich verloren hatte, zustande gekommen.

Und Weißkopf sagt, die erste Atombombe hat das erspart, denn damit war der Krieg aus.

Die zweite Atombombe nennt Weißkopf ein Kriegsverbrechen,

weil da schon klar war, dass Japan kapituliert

und dasselben Ansicht ist auch Sillat gewesen, natürlich gewesen, der noch viel mehr.

Beide Männer finden nach dem Zweiten Weltkrieg in ein ziviles Leben zurück.

Sillat erzwungenermaßen, weil die US-Regierung ihm eine de facto ein Arbeitsverbot auferlegt.

Das ist die McCarty-Ära Sillat, wird als sowjetische Spion diffamiert

und darf eben nicht mehr an Hochsicherheitsprojekten arbeiten.

Sie haben die Männer dann in Wien getroffen. Wie kam das dazu? Wie war das?

Ja, Weißkopf war eben ein Freund meiner Familie und hat mir irgendwann gesagt,

du, wir treffen da jetzt einen Freund von mir, Lea Sillat,

und das ist der nach Einstein bedeutendste Physiker der Welt.

Und hat dann eben diese Marciana Erzählung damit verbunden.

Ich hatte keine Ahnung von Sillat davor und was ich mittlerweile von ihm weiß,

bestätigt nur, dass diese Einschätzung als Marciana eben richtig gewesen ist.

Nehmen Sie uns da ein bisschen mithilmings. Sie sind ein junger Bursch.

Es ist das Wien der Nachkriegszeit. Sie treffen sich in einem Kellerlokal

und da stehen diese beiden absoluten Wissenschaftsgrößen vor ihnen,

die in Amerika sehr groß geworden sind, die Deutsch sprechen mit wienerischem Einschlag.

Was geht einem da durch den Kopf? Wie haben Sie das erlebt?

Ich habe es nicht als so etwas Außergewöhnliches erlebt,

weil ich eben den Weißkopf öfter getroffen habe, weil er mich auf den Sillat vorbereitet hat

und weil generell die wirklich großen Leute, die ich in meinem Leben getroffen habe,

zum Beispiel Karl Popper oder eben Sillat oder Weißkopf, die sind in ihrem Auftreten unglaublich bescheiden.

Also die stellen sich dann nicht dar als was bist du und was bin ich

und sprechen mit einem, ich war damals als ein junger Journalist,

sprechen mit mir halt ganz normal über Dinge, die mich interessieren.

Der Auftritt nett und bescheiden, die Themen visionär, denn Sie haben damals,

Ende der 50er Jahre, schon das erste Mal über den damals noch so genannten Glashauseffekt gesprochen.

Es war für beide eigentlich Stand für beide außer Zweifel, dass es den gibt.

Als wir über die Weiterentwicklung der Atomkraft gesprochen haben,

sozusagen was wird das eher, war für beide klar, es gibt den Glashauseffekt

und die Atomkraft ist ein Weg, ihn zu bewältigen oder trägt dazu bei,

bis man Photovoltaik haben wird.

Und das war für beide nachträglich verbrüftlich, das vollkommen selbstverständlich.

Die haben auch damals schon über Photovoltaik gesprochen.

Das weiß ich nicht, ob Sillat das gesagt hat, aber Weißkopf sicher.

Also Weißkopf war auch der Meinung, natürlich wird man die Sonnenenergie irgendwann einmal anders nutzen.

Also zusammenfassen zwei altösterreichische Juden, die vor den Nationalsozialisten fliehen mussten,

in der Wüste von New Mexico die Atombombe entwickeln, danach ins zivile Leben zurückfinden,

erklären ihnen in einem Wiener Kellerrestaurant die drängendsten Probleme der Gegenwart

und das Ganze vor 60, 70 Jahren.

Wie geht es denn für die beiden Männer dann weiter nach dem Krieg?

Sie haben schon erwähnt, Weißkopf wird Head of Physics am Massachusetts Institute of Technology,

also am MIT, er wird erster Schiff des europäischen Kernforschungszentrums zählen

und er wird Berater von Bruno Kreisky in Fragen der Atomenergie.

Das war auch eine sehr typische Form, in der er sich da verhalten hat.

Es gab damals die Behauptung der Atomlobby, wenn das Kraftwerk nicht gebaut wird, geht das Licht aus.

Und der Weißkopf hat dem Kreis gesagt, dass das Licht geht sicher nicht aus,

das ist ein Unflug, hat allerdings sehr wohl gemeint, man sollte die Atomenergie weiterhin beachten,

weil er dafür dieses Kraftwerk zu bauen, hat gemeint, dass der Atomsperrvertrag

eine eher unsinnige Entscheidung von Kreisky ist.

Er hätte also bei der Volksabstimmung über die Zukunft Zwendendorf mit ja gestimmt?

Er hätte mit ja gestimmt, das hätten, also das war ja eine ganz seltsame Volksabstimmung,

da ist ja kurz, lange Zeit ein eindeutig in allen Umfragen das Ja mit einem großen Vorsprung da gewesen.

Dann hat Bruno Kreisky etwas völlig Unsinniges gemacht, er hat nämlich erklärt,

also wenn die Abstimmung gegen das Kraftwerk ausgeht, dann trete ich zurück.

Und in dem Moment hat die gesamte ÖVP gesagt, also dann muss sie dagegen ausstehen.

Und für mich war das so besonders Komisches mitzuerleben, die Spitzen der industriellen Vereinigung,

die also denkbar für das Atomkraftwerk waren, dafür Wärmung gemacht haben, wo immer sie konnten,

die haben plötzlich mit Nein bei Zwendendorf gestimmt.

Das besteht also für keinen Soziologen irgendein Zweifel, dass das entscheidend dafür war,

dass die Abstimmung knapp gegen Zwendendorf ausgegangen ist, weil die Leute die ÖVP gedacht hat,

da wird der Kreisky zurücktreten, was er natürlich nicht getan hat,

sondern dann hat er eben den Atomsperrvertrag verkündet und ist damit sozusagen bis heute berühmt.

Es war also weniger ein Votum über eine Technologie als über eine politische Ausrichtung.

Herr Lingens, dass Herr Kreisky den Weißkopf zum Berater sich gemacht hat, das kann man ja auch,

und da können wir jetzt den Kreis schließen, damit erklären, dass die beiden sich kannten seit vielen Jahrzehnten,

nämlich ausgerechnet, aus der VSSDÖ in den 30er Jahren.

So ist es, die beiden kannten sich von dort und das Amisante dabei war, im VSSDÖ Galter Kreisky war er nicht sehr angesehen,

der Galter dort nämlich als dumm.

Und jetzt muss man dazu sagen, im Verhältnis zu jemanden wie zum Beispiel,

dass es gab den Physiker Alexander Weißberg, der nicht die Bedeutung von Silat hatte und auch nicht von Weißkopf,

aber immerhin hat sich auch da der Einstein, der in Russland verhaftet worden, für seine Freilassung eingesetzt.

Ein physikalisches Labor in Russland gegründet, weil er damals ein Kommunist gewesen ist, ist vom Stalin verhaftet worden

und Einstein hat dann beim Stalin dafür plädiert, in Freizeit, was das Stalin nicht getan hat.

Der hat einmal einen IQ-Test gemacht, wie er sagt, zum Spaß, in Wirklichkeit war er ziemlich eiter

und der ist bei 180, ist dem Test, sind dem Tester die Fragen ausgegangen.

Und natürlich gemessen an so jemanden war der Kreisky oder ich natürlich dumm, nicht?

Und ich glaube, dass ein bisschen die Geringschätzung, die dem Kreisky im VSSDE wiederfahren ist,

dazu beigetragen hat, später zu seinem etwas verqueren Verhältnis zum Judentum.

Er ist dann auch aus dem VSSDE ausgetreten und ist zur sozialistischen Jugend gewechselt, wo die arischen Mitglieder der SBA sich gesammelt haben.

Politisch war das sehr gescheit, weil die sozialistische Jugend war viel einflussreicher, später politisch als der VSSDE.

Da hat er also seine Wege schon gelegt. Was ist denn eigentlich aus dem Leo Silat geworden?

Leo Silat ist ein Heroe, der beide übrigens weiß, Kopf auch der Friedensbewegung gewesen,

weil die Friedensbewegung sehr genau gewusst hat, dass die ja beide gekämpft haben für eine möglichst friedliche Gesellschaft,

in der man eben zum Beispiel eine Probeatombom-Abwurf macht, um einen Frieden zu erreichen und nicht sie wirklich auch Menschen abwirft und ähnliches mehr.

Weißkopf war zum Beispiel einer der wichtigen Berater der amerikanischen Regierung bei der Frage,

ob man einen Abwehrring errichten soll gegen Atomwaffen und Weißkopf hat vorgerechnet,

dass es für den Gegner immer billiger sein wird, zusätzliche Angriffsraketen zu erzeugen, als man Abwehrraketen erzeugen kann.

Und daher sei es unsinnig, einen solchen Abwehrriegel einzurichten.

Also das waren beide waren in der Friedensbewegung tätig, Weißkopf dann auch im Club of Rome.

Silat ist dann leider, das habe ich noch miterlebt, krank geworden.

Er hat Krebs gehabt und zwar Blasenkrebs und da hat man mir dann der Weißkopf erzählt,

er hat aber sofort eine eigene Behandlung gefunden und zwar eine extreme Kobaltbestrahlung

und tatsächlich hat er mit dieser Kobaltbestrahlung den Krebs besiegt.

Ich habe mich da ursprünglich geirrt, ich habe gedacht, er hat nur seinen Tod hinausgezögert,

sondern er hat ihn wirklich besiegt und ist aber dann zufällig knapp danach an einem Schlaganfall gestorben.

Der vielleicht eigentliche Vater der Atombombe Leo Silat hat sich also mit den Kräften seiner eigenen Wissenschaft selbst kuriert.

Das bringt mich zum Film zurück, Herr Lingens, und zu einer abschließenden Frage.

Wie hat er Ihnen denn gefallen?

Er hat mir mittelgut gefallen, er war viel zu lang, man hätte ihn problemlos um eine Stunde kürzen können.

Der Hauptdarsteller ist Großartig gewesen, der den Oppenheimer gespielt hat und auch manche Bildeffekte waren Großartig,

also weil man da die Atombombe-Explosion immer wieder gezeigt hat zu oft.

Er hat halt zwei gravierende Schwächen gehabt, das eine, dass man den Eindruck hatte,

ob ein Heimer seit tatsächlich der Vater der Atombombe, was eben nicht gestimmt hat.

Und der zweite gravierende Fehler war, dass es eine Schlusssequenz gibt,

wo Oppenheimer dem Einstein sagt, ich habe sozusagen dem Teufel in die Welt gesetzt und das ist doch ganz schrecklich.

In Wirklichkeit, wie gesagt, hat das nie stattgefunden, dieses Gespräch mit Einstein.

Und Oppenheimer hat sich gegen diese Behauptung auch ausdrücklich verwahrt.

Die ist schon vorher in einem Theaterstück in Sachen Oppenheimer, hat das Stück, meiner Erinnerung, nach aufgestellt worden

und da hat er sich ausdrücklich gewährt, weil er gesagt hat, wir haben die Atombombe entwickeln wollen

und wir waren der Meinung, dass das richtig ist und dass das zu einem guten Zweck geschehen ist, nämlich um Hitler abzuwehren.

Und er hat ja Einstein gar nicht richtig gekannt.

Ja, er hat doch Einstein kaum gekannt hat in jeder wichtige Physik, aber ein persönliches Naheverhältnis hat es zwischen Einstein und Oppenheimer nicht gegeben.

Im Gegensatz zu Leo Sillert, mit dem er eben viel geforscht hat.

Herr Lingens, herzlichen Dank, dass Sie zu uns gekommen sind.

Heute das war der Falter Podcast.

Mehr von Peter Michael Lingens und der ganzen Falter-Redaktion lesen Sie in der nächsten Ausgabe.

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Ein Abo gibt es unter www.falter.at.

Die Signation hat Ursula Winterauer gestaltet.

Philipp Dietrich macht hier die Technik.

Ich war Ihr Host und darf mich nun verabschieden.

Herzliche Grüße und alles Gute.

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FALTER-Kolumnist Peter Michael Lingens im Gespräch mit Eva Konzett über einen herausragenden Physiker der Zwischenkriegszeit, der das Manhattan-Projekt anstieß und prägte. Er wurde aber nie dafür geehrt. Und wie er den jungen Lingens schon in den 1950er Jahren vor dem Klimawandel warnte. 

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