Echo der Zeit: US-Gericht setzt Zulassung für Abtreibungsmedikament aus

Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 4/8/23 - 27m - PDF Transcript

Radio-SRF, echere Zeit mit Matthias Gündig.

Und das beschäftigt uns am Samstag, dem 8. April.

In den USA geht der Streit in der Abtreibungsfrage in eine neue Runde.

Ein Bundesrichter hat die Zulassung eines Abtreibungsmedikamentes landesweit ausgesetzt.

Dazu gleich mehr.

Dann, die Zürichversicherung steigt aus der Klimaallianz der großen Versicherer aus.

Wir beleuchten die Gründe und die Folgen dieses Entscheids.

Und, Tunesien leidet unter starkem Wassermangel.

Deshalb stellt die Regierung die Wasserversorgung zeitweise ab, vor allem abends.

Und das kommt in der Bevölkerung gar nicht gut an.

Gerade im Moment ist ja Ramadan, also fast ein Monat.

Und da findet ein Großteil des sozialen Lebens auch am Abend statt.

Und wenn man dann auf einmal kein Wasser hat, das stört die Bevölkerung natürlich.

Sagt die Journalistin Sarah Merch in der tunesischen Hauptstadt Tunis.

Im Echo der Zeit.

Nachdem in den USA das oberste Gericht im letzten Juni das landesweite Recht auf Abtreibung gekippt hat,

sorgt nun ein Richterspruch aus Texas für neue Aufregung.

Ein Bundesgericht in Texas hat die Zulassung des Abtreibungsmedikaments

Mithy Pristone in den USA per einstweiliger Verfügung ausgesetzt.

Mithy Pristone ist eines von zwei Medikamenten,

die in den USA üblicherweise zusammen für den medikamentösen Schwangerschaftsabbruch eingesetzt werden.

Sollte es die Zulassung verlieren, würde das auch für Staaten gelten, in denen Abtreibung noch erlaubt ist.

Schauen wir uns zunächst dieses Medikament etwas genauer an.

Mit USA-Korrespondentin Barbara Golby in seiner Urteilsbegründung schreibt der Richter in Texas,

die Gesundheitsbehörde FDA, die Mithy Pristone vor 23 Jahren zugelassen hatte,

habe Sicherheitsbedenken gegen das Medikament nicht beachtet.

Gibt es aus medizinischer Sicht tatsächlich Bedenken gegen Mithy Pristone?

Medizinische Fachpersonen sagen Nein.

Die Ärztevereinigungen, Ginochologinnen und auch Universitätsprofessorinnen haben sich geäußert

und sagen Mithy Pristone sei sicher und effizient und habe sich bewährt für Schwangerschaftsabbrüche

in einem früheren Stadium üblicherweise in den ersten sieben Wochen zugelassen werden,

das Medikament für die ersten zehn Wochen.

Es sind über die Hälfte der Abtreibungen in den USA die Werten medikamentös eingeleitet

mit der Kombination von Mithy Pristone und einem zweiten Medikament,

das alleine jedoch weniger wirksam sei.

Der Richter in Texas hat nun die Zulassung von Mithy Pristone

per einstweiliger Verfügung ausgesetzt. Welche unmittelbaren Folgen hat das?

Es könnte eben zu einem landesweiten Verbot von Mithy Pristone führen,

doch die richterliche Verfügung ist noch nicht rechtskräftig.

Das US-Justizministerium hat bereits angekündigt, Berufung einzulegen.

Das heißt, früher oder später wird der Fall vor dem obersten Gericht dem Supreme Court landen.

Nur eine Stunde nach dem Urteil aus Texas hat ein anderes Gericht im Bundesstaat Washington

ein gegensätzliches Urteil erlassen. Dieses verlangt von der Zulassungsbehörde FDA

keine Änderungen mit Blick auf den Zugang zu dem Medikament vorzunehmen.

Welche Bedeutung hat dieses Urteil?

Das bedeutet eben, dass der Zugang zu Mithy Pristone nicht so schnell,

wenn überhaupt landesweit unmöglich wird.

Es zeigt aber auch die folgenden Urteils von letzten Sommer dem Supreme Court,

nämlich dass die politische Debatte um das Recht auf Abtreibung nun in den Bundesstaaten geführt wird

und dass es ein neues Schlachtfeld gibt mit der Abtreibungsbille

und der wissenschaftlich unabhängigen Zulassungsbehörde FDA.

Es ist ja ungewöhnlich, dass ein Gericht trotz Zulassung der Gesundheitsbehörde

ein spezifisches Medikament verbieten will. Hat der Richterspruch aus Texas

also möglicherweise sogar Präsidentcharakter?

Absolut, das ist neu, diese Vermischung von Politik, Justiz und Wissenschaft.

US-Präsident Joe Biden hat großes Bedenken geäußert,

dass mit einem Richterspruch die wissenschaftliche Kompetenz der Zulassungsbehörde untergraben werde

und er sagte, dass wenn dieses Urteil Bestand hätte,

es praktisch kein von der FDA zugelassenes Medikament mehr gäbe,

dass sicher wäre vor ideologischen und politischen Angriffen

und Fachpersonen befürchten, dass die Abtreibungsbille nur der Anfang sei

und auch versucht werde, andere Arzneimittel auf richterlichem Weg zu verbieten genannt,

werden zum Beispiel Impfungen gegen Kinderkrankheiten.

Das waren Einschätzungen und Informationen von USA-Korrespondentin Barbara Golpi.

Nun zur Nachrichtenübersicht des Tages mit Yvonne Lambricker

und da geht es zunächst um einen Lawinen-Niedergang oberhalb von Saas Fehm, Kanton Wallis.

Dort sind 16 Ski-Tourengänge aus den Schneemassen gerettet worden.

Alle verschüttenden Personen hätten lebend geborgen werden können,

teilte das Rettungsunternehmen E. C. Matt mit.

Acht Personen wurden laut Angaben der Polizei verletzt, eine davon schwer.

Die Polizei geht davon aus, dass niemand mehr vermisst wird.

Die Lawine war am Morgen im Gebiet Alpubel auf etwa 3.700 Metern über Meer niedergegangen.

Zahlreiche Rettungskräfte und acht Helikopter standen im Einsatz.

Die EU verurteilt die eskalierende Gewalt zwischen Israel und Palästinensern.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell forderte alle Parteien zur Zurückhaltung auf.

Es müsse alles getan werden, um eine Ausweitung des Konflikts zu verhindern.

In den vergangenen Tagen und Wochen ist es zwischen Israel und Palästinensern immer wieder zu Gewalt gekommen.

Gestern starren bei mutmaßlichen Angriffen im Westjordanland und in Tel Aviv drei Personen.

Mehrere weitere wurden verletzt.

Iran will stärker kontrollieren, ob Frauen die geltenden Kleidervorschriften im Land einhalten.

Die Polizei kündigte an, an öffentlichen Plätzen und Straßen würden deshalb Kameras installiert.

Das melden iranische Staatsmedien.

Fehlbare Frauen könnten so identifiziert, per SMS gewarnt und über mögliche Strafen informiert werden.

Seit Monaten gibt es in Iran Frauen, die sich ohne das vorgeschriebene Kopftuch in der Öffentlichkeit zeigen,

als Zeichen des Widerstands gegen die iranische Regierung.

Ausgelöst wurden die Proteste durch den Tod einer 22-jährigen Frau.

Sie soll gegen Kleidervorschriften verstoßen haben und starb in Polizei gewahrsam.

Nach dem Osterwochenende wollen in Großbritannien Assistenzärztinnen und Ärzte streiken.

Deshalb seien Leiterinnen und Leiter von Spitälern oder Praxen so besorgt wie noch nie vor einem Streik.

Das sagte die Direktorin einer Dachorganisation des staatlichen Gesundheitsdienstes gegenüber der BBC.

Sie befürchtet, dass bis zu 250.000 Termine und Operationen wegen des geplanten Streiks verschoben werden könnten.

Die Sicherheit von Patientinnen und Patienten könnte gefährdet werden, so die Befürchtungen.

Die Assistenzärztinnen und Ärzte fordern mehr Lohn. Sie wollen ab Dienstag insgesamt vier Tage lang streiken.

In der norditalienischen Provinz Trentino haben die Behörden den Tod eines 26-jährigen Mannes durch einen Bären bestätigt.

An der Leiche seien entsprechende DNA-Spuren festgestellt worden.

Der tote Mann war am Donnerstagmorgen in einem Wald in der Gemeinde Galdes aufgefunden worden,

nachdem er am Tag zuvor nicht vom Chocken zurückgekehrt war.

Seine Familie hat laut der italienischen Nachrichtenagentur ANSA angekündigt,

die Provinz Trentino und den italienischen Staat zu verklagen,

weil in der Region wieder Bären angesiedelt worden seien, ohne dazu die Bevölkerung zu befragen.

In der Region rund 40 km südlich der Schweizer Grenze leben etwa 100 Bären in freier Wildbahn.

1999 waren dort rund eindutzend Bären wieder angesiedelt worden.

Der Bär, der den Chocker tötete, soll laut den Behörden nun erliegt werden.

Zum Sport. Die Schweizer Tennis-Spielerin Belinda Bencic spielt derzeit erfolgreich

beim Sandplatz Turnier in Charleston und das ohne Tränen. Dann ja spichtig.

Belinda Bencic hat weiter Chancen in Charleston ihren Titel vom letzten Jahr zu verteidigen.

Im Viertelfinal bekundete sie mit der Russin Jekaterina Alexandrova keine Mühe

und gewann 6-3 und 6-3.

In der Nacht auf morgen trifft sie im Halbfinal auf die Weltnummer 3, Jessica Pegula aus den USA.

Am Rande des Turniers in Charleston wurde bekannt, dass sich Belinda Bencic und ihr russischer Coach

Dmitry Tursonov bereits nach fünf Monaten wieder trennen,

aufgrund von unterschiedlichen Vorstellungen, wie es weitergehen soll.

Dies bestätigte Bencic's Manager gegenüber CH-Media.

Zurück zu Yvonne Lambricker. Sie weiß, wie das Hosterwetter wird.

Am Abend bleibt es wechselnd bewölkt und vor allem im Osten und in der Zentralschweizfeld teilweise etwas regen.

An Ostern wird es trotz hochnebelartigen Wolkenresten ziemlich sonnig.

Im Norden gibt es mit schwacher Biese rund 14°C, im Süden und im Wallis bis 18°C.

Sie hören das echaure Zeit auf Radio SRF mit Antworten auf diese Fragen.

Warum beginnt die weltweite Klimaallianz der großen Versicherer zu bröckeln und welche Folgen hat dies?

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat es, wenn die Regierung in Tunesien wegen Trockenheit den Wasserverbrauch einschränkt?

Welche Folgen des jahrelangen Terrors der Untergrundorganisation ETA sind im spanischen Baskenland heute noch spürbar,

fünf Jahre nachdem sich die ETA aufgelöst hat?

Und an dieser Stelle noch ein Hinweis in eigener Sache. Wer während der Woche wenig Zeit hat zum Echo hören, sollte unseren Newsletter abonnieren.

Dieser liefert ihnen jeweils am Samstagmorgen die Echo der Zeithör-Tipps der vergangenen Woche und einen Blick hinter die Kulissen des Redaktionsalltags.

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Versicherer haben einen großen Einfluss auf Klima und Biodiversität.

Zum Beispiel, wenn Sie sich entscheiden, nur klimafreundliche Firmen zu versichern.

Sie sind aber auch vom Klimawandel direkt betroffen, denn wenn es zu Unwettern kommt, steigen die Kosten der Versicherer.

Deshalb wollen Sie sich fürs Klima engagieren.

Die größen Versicherer haben sich deshalb zusammengeschlossen in der NetZero Insurance Alliance.

Dabei sind alle wichtigen im Markt aus Europa und Asien, wie zum Beispiel AXA, die Allianz oder Generali.

Nun aber bröckelt diese Allianz. Letzte Woche gab der Rückversicherer Munich-Rei seinen Austritt bekannt.

Diese Woche die Zürich-Versicherung, der mit Abstand größte Versicherer der Schweiz, Grund für den Austritt, der Druck der Öl- und Gaslobby.

Wirtschaftsredakteur Philipp Ehrad berichtet.

Munich-Rei trat Ende März aus der Allianz aus und gab als Grund kartellrechtliche Risiken an.

In den USA lobbyieren republikanische Politiker dafür, dass die Kartellbehörden gegen Mitglieder der NCIA rechtlich vorgehen, weil diese Öl- und Gasfirmen benachteiligten.

Das verstoße gegen das Wettbewerbsrecht, so das Argument.

Diesem Risiko wollte sich Munich-Rei nicht aussetzen.

Nun folgt die Zürich-Versicherung.

Auf Anfrage von SRF will der Versicherer einen kartellrechtlichen Grund weder dementieren, noch bestätigen und schreibt eher technisch.

Zürich hat beschlossen, sich aus der NetZero Insurance Alliance zurückzuziehen.

Nachdem wir eine standardisierte Methode zur Messung und Offenlegung von Treibhausgasemissionen im Zusammenhang mit Versicherungs- und Rückversicherungsportfolios eingeführt haben,

wollen wir unsere Ressourcen darauf konzentrieren, unsere Kunden bei ihrem Übergang zu unterstützen.

Keine Abkehr also vom Netto Null-Ziel, aber nicht mehr dabei bei der Allianz.

Was sagen Umweltverbände dazu?

Der WWF ist nicht sonderlich beeindruckt.

Regula Hess zuständig für Finanzthemen bei der Umweltorganisation sagt…

Ob jetzt die Zürich-Versicherung diese Klimaziele im Rahmen der NetZero Insurance Alliance setzt oder außerhalb scheint uns dabei etwas weniger relevant,

weil eben auch diese Allianz nicht besonders glaubhaft ist und auch nicht sicher stellt, dass die Klimaziele eben wissenschaftlich fundiert sind.

Viel wichtiger ist es für den WWF, in des, dass die Zürich-Versicherung in ihrem Alltagsgeschäft etwas für das Klima tut.

Doch hier enttäusche der größte Schweizer Versicherer.

Sie versichern nämlich weiterhin neue Öl- und Gasprojekte und das ist nicht kompatibel,

mit dem Klimaziel die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken.

Andere Versicherer sind da weiter.

So versichern etwa die Allianz, die Swiss-Ri, wie auch die Munich-Ri,

keine neuen Projekte zur Erschliessung von Öl- und Gasvorkommen mehr.

Beim WWF hält man generell nicht so viel von Branchen absprachen.

Klare Regeln des Gesetzgebers seien effektiver und noch wichtiger sei, dass Versicherer konkurrent in ihrem Handeln seien.

Versicherer investieren nämlich auch und können so beeinflussen, wo ihr Kapital hinfließt.

Schellt sich noch die Frage, wie groß die Macht der Versicherer überhaupt ist, etwas fürs Klima zu tun.

Weil man kann auch argumentieren, versichert die eine Firma eine Öl-Plattform nicht, tut es die andere dann schon.

Regular Hess vom WWF widerspricht.

Ja, ich denke, gerade im Kohlebereich sieht man, dass der Ausschluss nun Wirkung zeigt.

Dann gibt es zwei Lösungen.

Das eine ist die sogenannte Selbstversicherung, dass sich eine Gruppe von Kohleunternehmen selbst versichert.

Das andere ist, dass sie einfach mit einer Versicherung zu zusammenarbeiten, die einen schlechteren Hof hat.

Beide Optionen sind nicht besonders attraktiv für die Kohleunternehmen und erschweren so ihr Geschäft.

Zusammengefasst kann man sagen, Taten sind wichtiger als Worte.

Und wenn nun die Zürichversicherung, die übrigens noch in anderen Klima-Allianzen dabei ist,

aus der NetZero-Allianz der Versicherer aussteigt, ist das nicht entscheidend,

sondern wie ein Versicherungsunternehmen Tag für Tag handelt.

Und offensichtlich nützt es, wenn Versicherer mit klimaschädlichen Unternehmen nicht mehr geschäften.

Denn sonst würden Politiker und Lobbyisten in den USA die Kartellbehörden nicht bemühen.

Das war ein Beitrag vom Wirtschaftsredakteur Philipp Ehratz.

In Tunesien fällt seit vier Jahren viel zu wenig Regen.

Die daraus folgende Wasserknappheit hat sich mittlerweile derart zugespitzt,

dass die Regierung nun drastische Maßnahmen verfügt hat.

So kann die Wasserversorgung jede Nacht aber 21 Uhr für sieben Stunden unterbrochen werden.

Zudem hat die tunesische Wassergesellschaft weitere strenge Beschränkungen

für den Wasserverbrauch angekündigt, zum Beispiel auch für die Landwirtschaft.

Ich habe die Journalistin Sarah Merzsch in Tunes gefragt,

wie sich die Wasserknappheit und die Maßnahmen dagegen im Alltag konkret auswirken.

Also es gibt einige Regionen, wo es jetzt schon immer wieder zu Abschaltungen kamen nachts

und am Abend. Und das führt natürlich zu großem Unmut.

Gerade im Moment ist ja Ramadan, also fast ein Monat.

Und da findet ein Großteil des sozialen Lebens auch am Abend statt.

Und wenn man dann auf einmal kein Wasser hat, das stört die Bevölkerung natürlich.

Zumal es jetzt auch in den letzten Wochen immer mehr den Großraum tun ist,

also von der Hauptstadt getroffen hat und andere große Städte.

In anderen Regionen gibt es das schon länger, dass es nachts und auch tagsüber,

gerade im Sommer, immer mal wieder kein Wasser gibt.

Also für Menschen in etwas entferntegelegenen Gebieten oder in ländlichen Regionen

ist das alles nicht besonders neu. Aber seit das jetzt eben auch die großen Städte getroffen hat,

ist der Ärger der Bevölkerung doch sehr groß.

Betroffen sind ja nicht nur die Haushalte,

die Verwendung von Wasser kann auch in der Landwirtschaft eingeschränkt werden.

Welche wirtschaftlichen Folgen zeichnen sich für Tunesien ab?

Die sind voraussichtlich sehr, sehr groß.

Es gibt auch einige Organisationen, die jetzt schon in Schädigungen für betroffene Landwirte fordern,

weil die Ernte-Aussichten waren sowieso schlecht,

einfach weil das Jahr schon sehr, sehr trocken war.

Und wenn jetzt noch zusätzlich nicht genug Wasser zur Bewässerung der Felder zur Verfügung steht,

dann wird das natürlich zu noch gravierenderen Folgen führen.

Das heißt, viele Landwirte haben jetzt Angst,

dass sie nicht ernten können oder nicht genug ernten können

und dann natürlich auch finanzielle Probleme haben dadurch.

Und das dürfte sich dann auch auf die Versorgungslage der Bevölkerung auswirken?

Genau, die war ja schon in den letzten Monaten immer wieder schwierig.

Also Grundnahrungsmittel wurden rationiert, was auch daran lag,

dass das Land einfach in einer schwierigen wirtschaftlichen Situation ist

und nicht genug Geld in den Staatskassen ist, um Lebensmittel zu importieren.

Und jetzt fürchten eben viele, dass durch diese Wasserabschaltung

und die damit befürchteten Ernte einbussen,

die Situation sich nochmal verschärfen wird über den Sommer.

Ich habe es eingangs bereits erwähnt, seit vier Jahren regnet es viel zu wenig in Tunesien,

aber sind die ausbleibenden Regenfälle eigentlich der einzige Grund für die Wasserknappheit in Tunesien?

Nein, sind sie nicht. Also es gibt eine ganze Reihe an Faktoren.

Zum einen ist es so, dass die Infrastruktur, also das Trinkwassernetz einfach sehr veraltet ist

und der staatliche Wasserversorger die Wasserwerke chronisch verschuldet sind.

Das heißt, der Wasserversorger hat gar kein Geld,

um die nötigen Maßnahmen durchzuführen, um das Netz in Stand zu halten

oder Reparaturen durchzuführen.

Er soll, glaube ich, jährlich um die 1000 Kilometer Sanieren, 1000 Kilometer Leitungen

und er schafft vielleicht 10 Prozent davon.

Das heißt, es geht auch einfach unglaublich viel Wasser unterwegs verloren.

Das heißt, von der Wasseraufbereitungsanlage von den Wasserwerken auf dem Weg zum Endverbrauch

geht bis zu ein Drittel, sagen manche Experten, geht verloren.

Das ist der eine Grund.

Und der andere Grund ist, dass sehr, sehr viel Trinkwasser auch eben in der Landwirtschaft verwendet wird

und dass oft die Bewässerungssysteme nicht besonders effizient sind.

Dass auch dort man mit wassersparen Bewässerungstechniken durchaus einsparen könnte.

Aber das erfordert natürlich zunächst mal Investitionen in moderne Bewässerungssysteme

und das haben eben viele Landwirte nicht.

Das heißt, man könnte da durchaus was machen.

Es würde aber Investitionen erfordern, die Tunesien im Moment nicht in der Form stemmen kann.

Sie haben bereits den Unmut in der Bevölkerung angesprochen.

Wirtschaftliche Probleme und Perspektivelosigkeit führten vor gut 12 Jahren in Tunesien

ja zu Massendemonstrationen, die schließlich zum Sturz des damaligen Langzeitdiktators Bernalie führten.

Steht Tunesien eigentlich wieder an einem ähnlichen Punkt wie damals?

Das ist natürlich immer schwer voraus zu sagen, wie sich das auswirken wird.

Aber es ist schon so, dass sich die wirtschaftliche Lage in den letzten Monaten und Jahren zunehmend verschlechtert hat.

Die Inflation ist sehr hoch.

Das heißt, viele Menschen haben einfach Probleme über die Runden zu kommen,

sich gut zu ernähren und ihre Kinder zu versorgen und Ähnliches.

Die wirtschaftliche Probleme waren ja auch schon 2010, 2011, einer der Hauptgründe für den damaligen Aufstand.

Das heißt, die Situation ist natürlich angespannt.

Sagt Sarah Merch.

Sie berichtet seit 12 Jahren als freie Korrespondentin für verschiedene deutschsprachige Medien aus Tunesien.

Jahrzehntelang kämpfte im Norden Spaniens die Baskische Terrororganisation ETA für ein unabhängiges sozialistisches Baskenland.

Doch vor fünf Jahren hat sich die ETA aufgelöst. Im April 2018 gab die verbleibende Führung in einem Brief bekannt,

dass die ETA nicht länger existieren.

Der brutalen Gewalt der Baskischen Terroristen fielen mehr als 850 Menschen zum Opfer.

Mehr als 2500 Menschen wurden verletzt.

Doch noch weit höher dürfte die Zahl derjenigen sein, die die ETA aus dem Baskenland vertrieben hat.

Melanie Pfendler.

Die ETA hat sich aufgelöst, ohne ein einziges ihrer Ziele erreicht zu haben.

Diesen Satz konnte man in den letzten Jahren immer wieder hören und lesen.

Doch wenn man Antonio Rivera zuhört, wird klar, das stimmt nicht.

Es ist der größte Erfolg, der Terrorismus hat. Es gibt keinen Erfolg als das.

Antonio Rivera ist Historiker und Lehr- und Vorstand der Universität von Vitoria, der Hauptstadt des Baskenlandes, im Norden Spaniens.

Nationalismus und politische Gewalt gehören zu seinen Spezialgebieten.

Und Rivera sagt, auch wenn die ETA ihr Hauptziel eines unabhängigen Staates verfehlt habe,

habe sie doch einen unvergleichlichen Erfolg erzielt.

Sie habe jene, die sich ihr entgegensetzten, sie kritisierten, entweder vertrieben, oder sie zum Schweigen gebracht.

Kritische Journalistinnen, unliebsame Professoren, Unternehmer, Schriftstellerinnen, seien über Jahre von der ETA bedroht worden.

So massiv, dass manche keinen anderen auswechseln, als ihre Heimat zu verlassen.

Transterados nennt Rivera diese Menschen.

Wie viele es waren, das lasse sich unmöglich beziffern.

Es gibt Schätzungen, die in die Zehntausenden, sogar Hunderttausende gehen, doch die hält Rivera für unseriös.

Denn wo sieht man die Grenze?

Gelten nur jene als Transterados die Knapp einem Attentat entgingen, die Angehörigen von Ermordeten,

oder auch jemand, der es nicht länger ertrug, in einer Gesellschaft zu leben, in der man immer zuerst über die eigene Schulter schaute, um zu sehen wer zuhörte, bevor man sprach.

Und dazukomme, jene, die sich entschieden zu gehen, gingen leise.

El Transterado sale en silencio, porque en el fondo es una derrota.

Viele empfanden ihre Flucht, dieses Vertrieben werden, als persönliche Niederlage.

Antonio Rivera hat letztes Jahr ein Buch zu den Transterados veröffentlicht, das erste seiner Art.

Doch er hat den Terror der Eta nicht nur erforscht, Rivera weiß aus erster Hand, was es heißt, bedroht zu werden.

Die Eta begann Ende der 60er Jahre zu töten und legte erst 2011 ihre Waffen nieder.

Während Jahrzehnten waren viele Menschen im Baskenland auf Personenschutz angewiesen, auch Antonio Rivera.

7, 8 Jahre lang war ich mit Leibwächtern unterwegs, erzählte er.

Was das bedeutet, dass du nicht einmal allein den Müll rausbringen kannst,

dass du nicht spontan entscheiden kannst, auf der Straße rechts statt links abzubiegen, einfach nur, weil du Lust drauf hast.

Das ist wichtig, das ist die Realität, das ist absolut nichts.

Sind sie wichtig, diese kleinen Dinge? Es gibt nichts Wichtigeres, sagt Rivera, denn das bedeutet, zu leben.

Und so war das hier damals. Die Eta hat uns das Leben unmöglich gemacht.

Wer das nicht aushielt, der ging oder blieb, aber versuchte sich, Freiräume zu schaffen.

El País Basco es ist der Ort, wo die Zutaten mehr Residenzen haben.

So sei es kein Zufall, dass die Baskinen und Basken jene Bevölkerungsgruppe in Spanien sind, die die höchste Zahl an Zweitwohnungen besessen, sagt Rivera.

Wer es sich leisten konnte, suchte außerhalb des Baskenlandes ein Refugium. Wofür?

Respirar. Respirar. Um zu atmen, sagt Antonio Rivera, einfach nur atmen.

Der Eta sei es gelungen, über Jahrzehnte eine Kultur der Angst zu etablieren.

Und sie habe damit direkten Einfluss genommen auf die Demografie, die Zusammensetzung der Baskischen Bevölkerung.

Wer ging an die Wahlurnen? Wer unterrichtete an den Schulen, den Universitäten?

Wer arbeitete in der öffentlichen Verwaltung?

Seit die Eta ihre Waffen niedergelegt habe, habe sich vieles verändert.

Auch manche Transterados seien mittlerweile zurückgekehrt.

Aber zumindest ein Teil dieser Effekte wirke bis heute nach.

Der Terror, die Gewalt, die politischen Spannungen, seien wie Zahnschmerzen, sagt Antonio Rivera.

Ziehst du den Zahn, sind sie weg.

Aber an den Schmerz erinnerst du dich ein Leben lang.

Melanie Pfende.

Die langfristigen Folgen des Terrores der Eta im Spanischen Baskenland, fünf Jahre nach deren Auflösung,

sind auch Thema der aktuellen Ausgabe der Sendung International zu hören.

Morgenabend auf SRF 1 oder jetzt schon als Podcast auf srf.ch schrägstrichaudio.

Das war das Echo der Zeit vom Samstag, dem 8. April mit Redaktionsschluss um 18.25 Uhr.

Das nächste Echo der Zeit gibt es dann am Ostermontag.

Bis dahin halten wir sie in den SRF Nachrichten auf dem Laufenden jeweils zur vollen Stunde

und jederzeit auf der SRF News App.

Die Verantwortung für die heutige Sendung ist Lukas Schneider für die Nachrichten Thomas Fuchs.

Mein Name Matthias Kündig.

Das war ein Podcast von SRF.

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Themen dieser Sendung:
(01:09) US-Gericht setzt Zulassung für Abtreibungsmedikament aus
(10:41) Die Klima-Allianz der Versicherer bröckelt
(15:17) Extreme Trockenheit und Wasserknappheit in Tunesien
(19:52) Von der ETA aus dem Baskenland vertrieben: die Transterrados