11KM: der tagesschau-Podcast: Trumps Erbe: Wie junge Rechte in den USA ticken (Wiederholung)
tagesschau 4/3/23 - Episode Page - 27m - PDF Transcript
Hi! Ich bin's, Victoria. Elfkm ist in der Osterpause. Die nächste neue Elfkm-Folge hört
ihr am Montag, den 17. April. Bis dahin empfehle ich euch hier jeden Tag eine Elfkm-Folge,
die ich besonders gern mag, aus den bisherigen Episoden. Heute habe ich eine für euch, die
immer noch aktuelle ist. Letzte Woche wurde ja gegen den ehemaligen US-Präsidenten Donald
Trump Anklage erhoben. Und das gab's noch nie. Aber Trump bleibt, laut Umfragen, der beliebteste
Vertreter der Republikaner. Wer sind seine Fans? Was bewegt sie? Hier kommt die Wiederholung der
Elfkm-Folge vom 10. Januar in voller Länge. Trumps Erbe. Wie junge Rechte in den USA ticken.
Macht mal kurz die Augen zu. Und stellt euch jetzt mal wen vor, der richtig großer Fan von Donald
Trump ist. Wer von euch hatte jetzt ein Bild im Kopf von einer Drag Queen im Glitzer-Kostüm?
Vermutlich nicht so viele. Das könnte sich mit dieser Elfkm-Folge ändern. Hier ist Elfkm der
Tagesschau-Podcast in der ARD-Audiothek. Ein Thema in aller Tiefe. Mein Name ist Victoria
Michalsack. Heute ist Dienstag, der 10. Januar 2023. Und das ist die Geschichte von unserer
USA-Korrespondentin Kerstin Klein. Kerstin hat für ihren Film Trumps Erbe, nämlich Trump-Anhänger,
begleitet, die wir so vielleicht nicht vermuten würden. Und die wir auch eher selten in unseren
Nachrichten sehen. Sie wollte nämlich herausfinden, wer alles in Amerika die Werbetrommel für das
ganz, ganz rechte Lager rührt. Auch abseits unserer Klischees. Als ich mich als Trump-Unterstützer
geoutet habe, verlor ich meine gesamte Drag-Karriere. Kerstin, schön, dass du da bist. Das war ja ein
großes Wahlchaos in den letzten Tagen. 15 Wahlgänger hat es gebraucht, bis der Republikaner
Kevin McCarthy zum Sprecher vom Repräsentantenhaus gewählt wurde. Das ist immerhin eine der
wichtigsten Jobs in der US-Politik. Kerstin, dass das so viele Anläufe gebraucht hat,
was sagt dieses Wahlchaos denn über Trumps Erbe bei den Republikanern aus? Oh, das sagt sehr viel
aus. Also viele dieser, am Anfang waren es ja 20 Abgeordneten, die sich da Kevin McCarthy in
dem Weg gestellt haben. Viele dieser Abgeordneten sind Trump-Pisten, gehören zum Rechtsaußen
Freedom Caucus der Partei. Es sind auch viele von denen von Trump unterstützt worden im Wahlkampf.
Und ja, denen ging es einerseits um inhaltliche Punkte, um ideologische Punkte, auch um Regeländerungen.
Aber die hat Kevin McCarthy ihnen irgendwann im Laufe dieser 15 Wahlgänge zugestanden und trotzdem
gab es dann noch einen harten Kern an Rechtsaußen Abgeordneten, die ihn trotzdem haben auflaufen
lassen, auch noch mal im 14. Wahlgang. Also eigentlich dachte er, er hat die Stimmen. Und da muss man
schon sagen, denen geht es teilweise gar nicht mehr um Ideologie und Politik, sondern denen geht es
wirklich darum, ja, größtmögliches Chaos anzuzetteln, auch vielleicht ihre Marge zu stärken. Und dann
gibt es auch Abgeordnete wie eine Frau Luna, die kannte vorher keiner, die kennt jetzt hier in
Amerika jeder. Ja, größtmögliches Chaos, Hauptsache dagegen. Da geht es ja um Leute, die zum Beispiel
bis heute das Wahlergebnis der letzten Präsidentschaftswahl anzweifeln. Und das sind eben nicht immer die
Art Republikaner, die wir Deutschen so klischemäßig im Kopf haben, sondern auch junge Leute, von denen
man es erst mal so gar nicht erwarten würde. Und bei einem von denen sprechen wir jetzt. Du bist ja
für dein Film durchs ganze Land gereist. Kerstin, nimm uns doch mal mit. Es ging ja nach Utah in den
Westen der USA. Das ist so ein klassischer republikanischer Staat, also einer, in dem viel
Republikaner gewählt werden. Wen hast du da getroffen? Ja, es ist auch ein Mormonenstaat,
also ein sehr religiöser. Und den, den wir da getroffen haben, Ryan heißt, der ist eigentlich
auch aus einer Mormonen-Familie, fällt aber aus jeglichem Klischee. Denn Ryan ist schwul.
You must be Ryan. You can talk. I'm Christian. You've been Ryan. So, this is Brixton's Make Potato
Cafe. Freedom, Potatoes in Amerika, our favorite thing. So, anyway, let's just get started.
I was a very successful drag queen here in Utah. I was in the number one show. I was a
Britney impersonator, which is why I quilt Britney all the time. And once I came out as a Trump
supporter and, you know, a conservative, I lost my entire drag career. Er hat eine Karriere
gehabt als Track Artist, als Britney Spears Darsteller und ist aber totaler Trump-Anhänger.
Und ja, er hat eine Rolle erfunden dann, die er nennt er Lady Maga USA, Maga für das
Make America Great Again, der Slogan von Trump und auch so ein bisschen das Motto dieser
ganzen Bewegung. Und er tritt eben auf vielen Maga-Veranstaltungen, Trump-Veranstaltungen
auf als Lady Maga und wirbt für Trump und seine Politik und hat da so sein Herzblut
reingesteckt. Okay, also Maga heißt M-A-G-A für Make America Great Again. Okay. Ganz genau.
Und das ist auch so ein bisschen die Bezeichnung geworden für den Teil der republikanischen
Partei. Also man sagt auch die Maga-Republikaner zu denen, die eben in dieser Strömung des
Trumpismus mitschwimmen. Und wenn Ryan als Drag Queen, also als Mann, der sich als Frau
verkleidet, dann zu Lady Maga wird, wie sieht er dann aus? Der ist eine ganz schillerne
Persönlichkeit. Der hat eine große blonde Perücke, klebt sich die Augenbrauen ab und
macht die Höhe, macht falsche Wimpern dran, schminkt sich ganz doll, trägt dann natürlich
einen ausgestopften BH und eben Frauenkleidung. Und ein bisschen so Barbie-Style, würde ich
sagen. Und du hast ihn ja zu einem Auftritt begleitet auf dem Land, als er dort als Drag
Queen, als Lady Maga aufgetreten ist. Richtig. Kannst du das mal erzählen? Wo wart ihr
da, was war das von Auftritt?
Da waren wir in Tennessee und das war eine Veranstaltung von Trumpisten. Das war so
eine Wiese, da war eine große Bühne aufgebaut, Trombomasostände mit Trump-Defuzionalien und
kleinen Essenständen. Und als wir da angekommen sind, war Lady Maga noch nicht da und wir
haben uns erstmal so langsam ran getastet als Kamerateam, weil wir auch nicht wussten,
was sind das für Leute, wie reagieren die auf uns. Da waren Leute in Tarnhosen, da waren
Leute, die offenen Waffen getragen haben, da hingen konfiderierten Flaggen, was ja auch
so ein Symbol der Rechtsextremen geworden ist. Da waren Evangelikale, da waren Impfgegner
und wir mussten doch erstmal ran tasten, wie ist die Stimmung da. Wir sind ja aggressiv
gegenüber uns, weil wir sind ja die Medien, eher so der Feind. Oder geht das? Und dann
haben wir uns also vorsichtig ran getastet und dann kam irgendwann Ryan als Lady Maga und
wir sind eben mit ihm da rein.
Und bei dieser Veranstaltung tritt Ryan dann als Lady Maga, als Frau verkleidet mit ganz
viel Make-up und dieser riesen Perücke und alles auf einer Bühne auf. Würde man ja jetzt
erstmal nicht so zusammenbringen vor dem Publikum, akzeptieren die denen denn da so?
Ja, das war auch die ganz große Frage für uns. Ryan selbst sagte immer, die Maga, das
Magamovement, das ist seine Familie. Das ist das, wo er sich akzeptiert und aufgenommen
fühlt. Und ich war mir da auch nicht so sicher. Und klar, die Veranstalterin, Hardcore Trompistin,
hat ihn eingeladen. Aber wir reagieren die anderen und das war schon teilweise so ein
bisschen awkward.
Als dann Lady Maga auf die Bühne trat und eher seinen Song da performte, war erst mal
im Publikum so, okay, what? Was fangen wir jetzt mit dem an? Also so richtig, das ist
auch so ein bisschen ein Feigenblatt. Damit kann man ja auch seine eigene Toleranz zeigen
und sagen, guck mal hier, wir sind gar nicht so, wie uns die Medien darstellen. Wir sind
ja ganz tolerant, wir akzeptieren jemanden wie Ryan. Und der hat ja auch dann auf der
Bühne all die Sachen gesagt, die die anderen auch gesagt haben. Dass die radikale Linke
über das Land steht, dass wir kämpfen müssen, um unser Land zurückzuerobern.
So richtig, dieser Kampfton, den auch Donald Trump bei seinen Reden immer hat, das hat
Lady Maga alles abgeliefert und dann auch Applaus dafür bekommen. Dann gab es eben auch eine
Szene von zwei so evangelienkalen Impfgegnern, die dann nach dem Auffritt noch zu ihm rüber
gegangen sind und versucht haben ihn zu bekehren, dass das was er dann macht, ja komplett falsch
gesagt haben. Sie sagten, du musst zu Jesus kommen, du bist eine Frau und du bist ein Pfarrer.
Aber dann ist es eben doch nicht ganz so sehr, dass er da so akzeptiert ist, wie er das so
sagt. Ich weiß auch nicht, was ich da nicht in die Tasche lügt. Also für ihn ist halt
seine Geschichte, er kommt aus einer Monfamilie, sehr religiös, die haben ein Problem damit
gehabt, als er sich als schwul geoutet hat. Dann war er Track Artist und hat Britney Spears
dargestellt auf der Bühne und dann hat ihm diese LGBTQ Community, die Track Community,
in der er da war, die er den auch verstoßen, als er sich dann als Trump-Anhänger geoutet
hat. Also er ist quasi zweimal verstoßen worden und aus seiner Sicht eben dann aufgenommen
worden in dieser Maga-Familie und da wird er akzeptiert. Das ist glaube ich auch ein ganz
großer Teil seiner Motivation und ich glaube, dass in diesen ganzen Maga-Bewegungen trifft
das auch auf wahnsinnig viele andere Menschen zu, dass sie sich eben in dieser Bewegung
als Teil eines größeren Ganzen empfinden und sich da eben auch aufgehoben und heimisch
fühlen. Ja. Hat Ryan denn keine Sorge, als schwuler Mann, dass genau solche Leute dann
aber einfach politisch seine Rechte einschränken? Ich habe ihn das ganz konkret gefragt, das
hat es leider am Ende gar nicht in den Film geschafft, aber ich habe ihn das, als wir
da beim Schminken waren, auch gefragt, weil der Supreme Court hat ja das Recht auf Abtreibung
gekippt letzten Sommer und es gibt ganz viele, gerade in der LGBTQ Community, die Sorge
haben, dass als nächstes die Rechte von Schwulen und Lesben beschnitten werden können, dass
zum Beispiel das Recht auf gleichgeschlechtliche Ehe wieder einkassiert werden könnte. Das
ist eine große Sorge von vielen hier und da habe ich ihn auch direkt darauf angesprochen
und da ist er mir ausgewichener gesagt, nee, nee, das wird schon nicht passieren und hat
vielleicht das nächste Thema aufgemacht, nämlich das Thema Transmenschen, was für
ihn so ein rotes Tuch ist. Aus seiner Sicht sagt er, es gibt nur Männer und nur Frauen
und ich bin eben auch nur ein Mann, der sich als Frau verkleidet und dieses ganze Gerede
über Transmenschen ist aus seiner Sicht eine politische Ideologie-Sierung, eine Beeinflussung
von Kindern. Er ist total dagegen, dass es so was wie Hormontherapie gibt, dass es Beratung
gibt und das ist auch ganz typisch für diesen rechtskonservativen Mainstream dieses Gegenwokeness,
um Transmenschen zu hetzen und damit eben auf der konservativen Seite zu mobilisieren
und das hat eben auch Ryan ganz klar gemacht an der Stelle.
Jetzt hast du Ryan da begleitet, hat sich denn dein Bild zu jungen rechten Republikanern
nach dieser Begegnung verändert?
Man hat ja als in Deutschland immer das Klischee bei Trump-Anhängern, dass das alte weiße
Männer sind und das ist auch sicher, der Großteil der Anhängerschaft des Trump-Lagers
in der republikanischen Partei sind Männer und sind auch Weiße. Aber das ist bei Weitem
nicht mehr so, es gibt auch und da klar, das sind immer noch minderheit noch innerhalb
ihrer eigenen Bewegung, aber wir haben ja nicht nur Ryan als schwulen Mann getroffen,
wir haben ja auch eine junge schwarze Council-Member getroffen, einen jungen Latino-Abgeordneten
auf lokaler Ebene, die sind eben auch Teil der konservativen Bewegung und zum Teil auch
Teil dieses Trump-Lagers.
Der Ausgangspunkt war so ein bisschen, ich war im letzten Sommer hier ganz oft vor dem
Supreme Court, bevor diese Entscheidung zum Thema Abtreibung viel und auch an dem Tag
als diese Entscheidung viel und was mir da aufgefallen ist, ist, wie viele wahnsinnig
junge Frauen da demonstriert haben gegen das Recht auf Abtreibung und das kam mir als
deutscher so ein bisschen, ja, es war für mich sehr überraschend, dass junge, eigentlich
moderne Frauen den kulturellen Rollback da haben wollen.
Du hast noch mehr Menschen getroffen, deine Reise hatte ich auch nach New York geführt,
zu wem?
Ja, das ist Savannah Hernandez, eine junge Influencerin, die auf den sozialen Medien
stark ist, die bei YouTube stark ist, jetzt aber auch ganz neu einen Vertrag hat mit
einer ultra-konservativen bis rechten Internet-Plattform, die sie untervertragt hat und wo sie eben
Sachen für produziert, also Filme für produziert, die auch als politische Kommentatoren auftritt.
Also das ist jetzt nicht so eine kleine Influencerin, die das privat macht, sondern die hat schon
eine große Reichweite.
Na, das ist eine Influencerin, die das bis kurz bevor wir sie getroffen haben das privat
gemacht hat und ich glaube auch nicht wahnsinnig viel Geld damit gemacht hat, die aber in
diesen konservativen Kreisen auch entdeckt wurde als Talent.
Sie ist eine junge Latina-Frau, eloquent, kann auf den Punkt formulieren, ist toll vor
der Kamera und es ist wahnsinnig schwer an so Leute heranzukommen, weil die ja uns gegenüber
noch viel skeptischer sind und uns als klassischen Medien noch weniger Zugang geben und das
fand ich wahnsinnig wichtig, weil es gibt so viele rechte Influencer hier in den USA,
die diese ganze Bewegung auch die Verschwörungstheorien online verbreiten und salonfähig machen
und pushen, Steve Bannon ist ja das bekannteste Beispiel, Alex Jones ist auch einer der ganz
großen und da kommt eben auch eine neue Generation nach, also Steve Bannon, Alex Jones, weiße
Männer, aber da kommen jetzt eben auch wie Savannah junge People of Color nach, die eben
genau dasselbe verbreiten, aber mit einer anderen Glaubwürdigkeit vielleicht auch in
andere Communities hinein.
Und mit Savannah wart ihr dann unterwegs?
Also Savannah haben wir das erste Mal in New York getroffen, tatsächlich in dem Hotelzimmer,
wo sie da übernachtet hat und wo sie sich fertig gemacht hat quasi für ihren Tränen,
noch geschminkt hat, ihre Sachen gepackt hat.
Oh, you can see the bridge from here.
Yeah, it's pretty.
Beautiful.
Are you guys close here?
Oh, you can see Manhattan.
Dann haben wir ihren Kameramann getroffen, mit dem sie da an dem Tag unterwegs war, weil
sie eben eine Straßenreportage machen wollte in der Bronx, dann sind wir mit ihrem Auto
mitgefahren, wie sie da in die Bronx gefahren sind.
I like being able to give people that angle and perspective of being in the middle of the
fight, in the middle of the insanity.
So, that's why I enjoy doing that, you know, we're headed to the Bronx right now, typically
the media won't go to the Bronx, so we go to where the media won't go.
Das erzählte sie mir halt eben auch schon, ich gehe dahin, wo die Mainstream Medien nicht
hingehen, ich lege den Finger in Wunden und nur bring Themen hoch, die andere ignorieren
aus ihrer Sicht.
Da ist ja schon so ein bisschen komisch, oder sie sagt, wir fahren jetzt wohin, wo Medien
nicht hinfahren, aber sie ist ja ein Medium und ihr seid auch ein Medium, also ist irgendwie
ein bisschen komisch, oder?
Ja, naja, sie sagt halt, die Mainstream Medien gehen da nicht hin, die ignorieren die schlimme
Lage an der Grenze, die ignorieren die Drogenprobleme, die ignorieren all das, was schiefläuft
in den demokratisch regierten Städten.
Stimmt, meine Sachten, es gar nicht, weil auch die etablierten Medien auch CNN über
solche Themen natürlich berichtet, aber das ist dieses Narrativ auf der rechten Seite,
ne?
Die etablierten Medien berichten nicht über die wahren Missstände, wir müssen dahingehend,
wir als die, die die Wahrheit beschreiben und entdecken.
Das ist schon was, was man hier oft in diesen konservativen Kreisen hört.
Und in New York quasi eben unterwegs auch in Sachen Flüchtlinge und Savannah und ihr
Kameramann, die waren auf der Suche, ihre These war, Obdachlose in New York werden aus
den Obdachlosen Shelton, also aus diesen Wohnheimen vertrieben von den Migranten, die in die Stadt
drängen und müssen auf der Straße leben.
Was denkst du als New Yorker über die Migrantenkrise?
Ich denke, wir sollten Menschen helfen, aber wir sollten uns zuerst um unsere eigenen
Leute kümmern.
Da macht sie etwas ganz Geschicktes, sie nimmt echte Missstände, die ich auch als Missstände
erkenne und geht dahin und dreht das dann aber politisch in, guckt mal die Demokraten
kriegen das nicht in den Griff und macht da auch steile Thesen dazu und in New York hat
sie eben das nicht gefunden, was ihre These war, aber hat das trotzdem dann einen Filmnachhalt
rausgemacht und diese These vertreten, dass die New Yorker da völlig überfordert sind
und hat im Prinzip ja Obdachlose gegen Flüchtlinge ausgespielt.
Und du hast sie ja noch mal getroffen, ne?
Genau, wir waren noch mal in Austin, in Texas, das ist da, wo sie lebt und dann hat sie uns
auch tatsächlich zu sich nach Hause eingeladen, in ihre Wohnung, durch die Kamera sieht das
alles so viel größer und professioneller aus, das sieht auch professionell aus und da hat
sie in einem Raum, hat sie sich so ein kleines Studio aufgebaut, wo sie dann eben ihre YouTube-Videos
macht, ihre Schalten in die Fernsehsendungen, in die Online-Sendungen, in denen sie als
Kommentatoren auftritt.
Das ist so ein, ja, also ein Bürozimmer mit einem Schreibtisch, mit einer kleinen Kamera,
mit einem Ringlicht und im Hintergrund ein Regal mit einer Amerika-Flagge.
Meine kleine Schwester hat mir diese Flagge geschenkt, sie war in der Air Force, wurde
aber rausgeworfen, weil sie sich nicht impfen ließ.
Die Muscheln sind von meiner Mutter und von dort aus dendet und produziert sie eben und
sie meinte so, ne, ist hier alles so klein und so bescheiden, auf mich wirkte das aber
schon recht professionell, was sie sich da aufgebaut hat und dann wollten wir eben auch
mit ihr zusammen zuschauen, wie sie das, was sie da gefilmt hat aus New York, noch in
Street Reporting in Bericht macht und da sind wir aber dann, als sie da angefangen hat,
es zu schneiden, habe ich dann auch angefangen, sie nochmal zu fragen und habe sie vor allen
Dingen nicht so sehr zum Street Reporting gefragt, das ist teilweise auch, ja, das ist
auf jeden Fall tendenzieus und teilweise auch problematisch, das fand ich aber gar nicht
so krass, wie das, was sie in ihrer anderen Rolle macht.
Sie ist ja auch noch politische Kommentatoren und da tritt sie eben auf und verbreitet
wirklich Verschwörungstheorien, also kudeste Dinge, die ich auch für gefährlich halte
und danach wollte ich sie unbedingt fragen.
Und da sind wir dann eben ins Gespräch gekommen drüber und dann war das Editing und das
Schneiden ihres Films, war dann irgendwann vergessen und wir kamen eben in eine sehr
hitzige Debatte rein.
Okay, warum war das denn dann so hitzig, was ist denn da so hitzig geworden in eurem Gespräch?
Na, ich habe mit ihr über Street Reporting gesprochen und da sich da auch manche Sachen
tendenzieus finde, das fand sie schon angegriffen gefühlt und dann haben wir über die Rolle
als Kommentatoren gesprochen, in einer Show von Turning Point und wo sie eben tatsächlich
aus meiner Sicht gute Verschwörungstheorien verbreitet hat, zum Beispiel beim Thema Impfung.
Das, in dem sie behauptet, Corona-Impfstoffe würden viele Menschen töten.
Und darauf habe ich sie angesprochen und das war der Moment, wo man merkte, es kippte
so und was stört dich daran konkret, du sprichst über die Impfstoffe und dass viele Menschen
daran sterben.
Ich halte das für falsch.
Die Daten zeigen, dass die Impfungen viele Leben gerettet haben und dann vermischt du
es noch mit dem Klimawandel.
Ich vermische das nicht, ich sage, es gibt viele junge Menschen mit Herzproblemen und
die Medien behaupten, das läge am Klimawandel, daran, dass sie zu viel Eier, Butter und Fleisch
essen.
Da habe ich gesagt, darauf beziehe ich mich und dann war sie so, was ist daran problematisch
und dann sind wir in so eine Diskussion gekommen und du merkst, sie fühlt sich immer angegriffen
und ging in so eine defensive Haltung und sagt dann irgendeinen Punkt.
Das ist eine sehr, sehr lange Diskussion, aber ich denke, wir sollten das für heute
rappen.
Ich habe einfach keine gute Gefühle mehr über das.
Und dann sagt es irgendwann, ich glaube, das macht keinen Sinn, wir brechen das hier
ab.
Mein letzter Kommentar macht die Kamera bitte aus.
Okay, also dann ist die Kamera erstmal aus und dann werdet ihr rausgeworfen, seid ihr
gegangen oder was ist dann passiert?
Das Kamerateam ist rausgegangen, aber ich bin tatsächlich noch sitzen geblieben und das
war das Überraschende, dass sie uns rausschmeiß, damit habe ich gerechnet, dass wir aber noch
weiter reden.
Das war tatsächlich das Überraschende und wir haben noch fast eine Stunde weiter gesprochen
und da war Savannah dann wieder sehr viel differenzierter.
Dein Film sucht ja nach Trumps Erbe, also danach, was Donald Trump seine Präsidentschaft
bei den Menschen so hinterlassen hat.
Was hast du denn da jetzt gefunden?
Was sagst du denn jetzt nach deinem Film?
Also das eine, was man ganz klar sehen kann, auch ganz besonders an Savannah und an Lady
Marga, ist, wie sehr sich der Ton in der Gesellschaft verschoben hat.
Trump hat eben Dinge gesagt, die vorher keiner gesagt hat und in einem Ton in einer Aggressivität
auch verbreitet, die jetzt eben aus der Nische rausgeholt ist und doch weit in die Gesellschaft
eingesickert ist.
Und jemand wie Savannah hat eben das Gefühl, sie muss besonders laut und besonders aggressiv
sein, um in diesem Spektrum gehört zu werden.
Und das andere, was mich echt überrascht hat, ist Trumps Lüge von der gestohlenen
Wahl und das Misstrauen gegen die Regierung und gegen das vermeintliche Establishment,
dass das bei den Marga-Republikanern tief verankert ist, war mir klar.
Wir hatten aber auch andere in dem Film, die eher so für uns moderatere Republikaner waren
und auch diese Protagonistin hat es auf die Nachfrage nicht hinbekommen zu sagen, ja,
die Wahl war in Ordnung.
Passt mir nicht das Ergebnis, aber Joe Biden hat gewonnen.
Also selbst die Leute, die die Lüge von der gestohlenen Wahl nicht aktiv verbreiten, trauen
sich offenbar nicht in dieser republikanischen Partei, sich hinzustellen und zu sagen, nee,
die war nicht gestohlen.
Das sind echt Sachen verschoben worden und ich glaube, das sind auch Dinge, die bleiben
werden, dieses Nicht-Beachten von Spielregeln, dieses Lautsein, den politischen Gegner nicht
als politischen Gegner, sondern tatsächlich als Feind anzusehen, vor dem man das Land
retten muss, weil es sonst im Untergang geweiht ist, das ist echt was, was total eingesickert
ist in große Teile dieses Landes und was bleiben wird, glaube ich, auch wenn Trump irgendwann
mal nicht mehr als politische Figur hier selber groß aktiv sein wird.
Also dieses Vertrauen da rein, dass das Wahlsystem schon grundsätzlich funktioniert und dass
man sich aus so einer gemeinsamen politischen Basis bewegt, das sagst du, das ist weg oder
ganz beschädigt?
Ja, zwei Sachen, das Vertrauen in das Wahlsystem ist schon lange weg, das ist jetzt noch weiter
untergraben, das Vertrauen in den Supreme Court ist auf rekordtiv, das ist auch total
zerstört, aber was noch viel krasser ist, damit Demokratie funktionieren kann, müssen
sich alle an eine grundlegende Spielregel halten, das nämlich, wenn man eine Wahl verloren
hat, man das noch 100 Mal vor Gerichten überprüfen lassen kann, aber wenn dann die Gerichte
auch feststellen, die Wahl war schon in Ordnung, dass man dann am Ende akzeptiert, dass man
unterlegen ist.
Das hat Trump nicht getan, er hat die grundlegende Spielregel der Demokratie nicht eingehalten
und dass er damit durchkommt und dass das mitgetragen wird von so vielen Menschen, auch
von jungen Menschen, die das nicht kritisieren, sondern die ihm das durchgehen lassen oder
das mit unterstützen, das ist wirklich gefährdend für die Demokratie.
Kerstin, danke, dass du uns davon erzählt hast.
Ich danke.
Liebe Grüße nach Deutschland.
Kerstin Klein, ARD-Korrespondentin in Washington, war in vielen anderen US-Bundesstaaten unterwegs,
um junge rechte Republikaner und Trump-Anhänger zu treffen.
Ihren ganzen Film Trumps Erben seht ihr in der ARD-Mediathek, den Link dazu findet ihr
in den Shownotes.
Und in der ARD-Audiothek findet ihr uns, 11km, der Tagesschau-Podcast.
Feedback und Anregungen sehr gerne an 11kmattagesschau.de.
Autorin dieser Folge war Jasmin Brock.
Mitgearbeitet haben Mira Sophie Potten und Hannes Kuns.
Produktion Dennis Schröder, Hanna Brünjes, Gerhard Wichow und Eva Erhard.
Redaktionsleitung Fomiko Lipp und Lena Gürtler.
Mein Name ist Victoria Michheidsack.
11km, der Tagesschau-Podcast, ist eine Produktion von BR24 und NDR Info.
Morgen geht's weiter mit einer neuen Folge.
Ciao.
Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.
Letzte Woche wurde gegen den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump Anklage erhoben. Doch Trump bleibt, laut Umfragen, der beliebteste Vertreter der Republikaner. Wer sind seine Fans? Was bewegt sie? Eine Wiederholung der 11KM-Folge vom 10. Januar in voller Länge: Trumps Erbe – Wie junge Rechte in den USA ticken.
Dragqueen, Latina und zugleich glühende Trump-Fans – Begegnungen mit vermeintlich ungewöhnlichen Unterstützern des Ex-US-Präsidenten. USA-Korrespondentin Kerstin Klein reist durchs Land und trifft die junge Influencerin Savanah und die Dragqueen “Lady Maga”, die sich für den Ex-US-Präsidenten einsetzen. Savanah wettert gegen Corona-Impfungen, Lady Maga wirbt mit Tanz-und Gesangseinlagen für Trump. Kerstin Klein will herausfinden, was die beiden antreibt und wer am rechten Rand der republikanischen Partei die Werbetrommel für Trump rührt.
Sie erlebt, wie ultrakonservative Evangelikale auf die Drag Queen mit Trump-Faible reagieren und versucht herauszufinden, wieso Savanah in ihren Youtube-Videos Verschwörungerzählungen verbreitet.
Kerstin Kleins Doku “Trumps Erbe(n): Wie die jungen Rechten Amerika verändern wollen” könnt ihr euch hier anschauen:
https://www.ardmediathek.de/video/dokus-im-ersten/trumps-erbe-n-wie-die-jungen-rechten-amerika-veraendern-wollen/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3JlcG9ydGFnZSBfIGRva3VtZW50YXRpb24gaW0gZXJzdGVuLzg4OWE3ZDBmLWVlYzEtNDM1ZC05YzMyLTdjN2VjYTM1NzdiZA
An dieser 11KM-Episode waren beteiligt:
Autorin: Jasmin Brock
Mitarbeit: Mira-Sophie Potten
Produktion: Dennis Schröder, Gerhard Wicho, Simon Schuling und Eva Erhard
Redaktionsleitung: Lena Gürtler und Fumiko Lipp
Host: Victoria Michalczak
11KM: der tagesschau-Podcast ist eine Produktion von BR24 und NDRInfo. Die redaktionelle Verantwortung für diese Folge liegt beim NDR.