11KM: der tagesschau-Podcast: Träum weiter! - Rassismus in den USA

tagesschau tagesschau 9/20/23 - Episode Page - 28m - PDF Transcript

60 Jahre nach Martin Luther King, 10 Jahre Black Lives Matter, 3 Jahre nach George Floyd's

gewaltsamen Tod und ein Jahr vor der US-Präsidentschaftswahl.

Wo stehen die USA heute im Kampf gegen Rassismus?

Washington-Korrespondentin Gudrun Engel hat zum 60.

Jahrestag der Rede von Martin Luther King nach einer Antwort gesucht.

Was ist aus dem Traum geworden?

Ihr hört 11 km der Tagesschau-Podcast, zu hören in der AID-Audiothek und überall

wo es Podcasts gibt. Hier bekommt ihr ein Thema in aller Tiefe.

Mein Name ist Victoria Kobmann. Heute ist Mittwoch, der 20. September.

Und Gudrun nimmt uns mit nach Washington. Und zwar das Washington am 28. August 1963.

Ja, wir sind mitten in Washington auf dieser berühmten Mall, wo diese ganzen Monuments stehen.

Und wir sind vor dem Monument von Abraham Lincoln.

Ich begann im 1. März, meine Mutter war sehr aktiv in der Bewegung.

Und wir waren in dem 1. März in Washington.

Es ist angekündigt, dass ganz viele Menschen aus dem ganzen Land kommen,

um für ihre Rechte einzustehen. Und sie kommen tatsächlich aus dem ganzen Land.

Den ganzen Morgen fahren Busse vor. Die Stadt ist total verstopft.

Das ist großes Verkehrshaus. Es ist wahnsinnig heiß.

Trotzdem sind alle in ihren besten Sonntagsanzügen gekommen.

Die Männer in Krawatte, obwohl es 40 Grad hat,

die Frauen tragen ihre besten Sonntagskleider und tolle Kopftücher

und schicke Handtaschen. Und es war wahnsinnige Aufbruchstimmung in der Stadt.

Das war ein tolles Event für eine junge Frau.

Ich habe Sandra Butler-Chustale getroffen, die als 23-Jährige dabei war.

Ihre ganze Familie war auch in der Bürgerrechtsbewegung organisiert.

Sie hat auch ihr schönstes Sonntagskleid angezogen.

Sie hatte ein Plakat dabei, wo sie für ihr Wahlrecht protestieren wollte.

Sie sagte, sie sind die Constitution Avenue runtergelaufen.

Die Verfassungsallee, sie haben sich alle untergehakt.

Sie haben gemeinsam gesungen, We shall overcome.

Wir werden das alles überwinden.

Es war eine wahnsinnig tolle Aufbruchstimmung.

Sie sagte, es hat sie total inspiriert für den Rest ihres Lebens.

Das war die größte Versammlung der Geschichte der Vereinigten Staaten.

Bis zu diesem Zeitpunkt eine Viertelmillion Menschen.

Die standen da, Schulter an Schulter, so weit das Auge reicht.

Sie standen da, alle in der prallen Sonne, um Martin Luther King zuzuhören.

Eine der berühmtesten Reden aller Zeiten und vielleicht auch ein paar der berühmtesten Sätze aller Zeiten,

die damals Martin Luther King gesagt hat.

Denn er hat ja gesagt, er wünscht sich, dass seine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben,

wo sie nicht nach der Farbe ihrer Haut beurteilt werden, sondern nach ihrem Charakter.

Wir schauen uns heute mal an, was aus diesem Traum geworden ist.

Und damit natürlich zwangsläufig auch aus diesen Kindern von den Martin Luther King damals gesprochen hat.

Genau, also von den Vieren leben noch drei.

Und ich habe die jüngste Tochter getroffen, Dr. Bernice King,

die auch quasi in die Fußstapfen ihres Vaters getreten ist.

Die leitet mittlerweile das King Center in Atlanta.

Da kommt die Familie King ja her aus Atlanta.

Und die kümmert sich eben darum, dass das Erbe ihres Vaters weitergetragen wird.

Bernice King, die sagt, es hat deshalb einfach so den Nerv bei so vielen Menschen getroffen

und tut es auch nach wie vor heute noch, weil viele Menschen oder die Gesellschaft ist in einer schwierigen Situation

damals wie heute. Und vielen Menschen geht es schlecht und man sucht Orientierung.

Und in diesem Moment, wo er gesagt hat, ich habe diesen Traum, hat es irgendwie den Menschen die Hoffnung gegeben,

dass dieser Traum irgendwann Wirklichkeit werden könnte.

Und das hat sie motiviert, weiterzumachen.

Und das war der Hoffnungsschimmer, der damals funktioniert hat und der heute noch genauso gut funktioniert.

Die Menschen, die sich mit so vielen ungewöhnlichen Situationen betrachten,

und alles, was die Hoffnung betrifft, die Leute gravitieren gegen das, sie brauchen das.

Der Auseinandersetzung mit Russland, das große Aufrüsten.

Und wenn man sich die Vereinigten Staaten intern anguckt, dann haben wir da immer noch

Segregation in den Südstaaten vor allem, haben Schwarze viel weniger Rechte, haben nicht das Recht wählen zu gehen,

haben nicht die Möglichkeit, in jedes Hotel einfach einzuchecken, wie sie möchten,

haben nicht die Möglichkeit, Bus zu fahren, wie sie möchten und so weiter und so fort.

Also wir befinden uns in einer Zeit, wo es zwar die Segregation offiziell nicht mehr überall gab,

aber wo sie immer noch umgesetzt wurde. Also wir waren sehr weit weg von Gleichberechtigung.

Bevor wir uns das noch weiter anschauen, was aus diesem Traum von vor 60 Jahren geworden ist,

gehen wir nochmal kurz genau dahin zurück, auch zu Martin Luther King.

Viele wissen, dass der wichtig oder vielleicht die wichtigste Figur war

in der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, der Afroamerikaner,

der sich für die Gleichberechtigung von Schwarzen USA eingesetzt hat.

Dafür hat er auch den Friedensnobelpreis bekommen. Was war das für ein Mensch?

Es gibt ja ganz viele Bilder von ihm, wie er diese Märsche anführt,

überall in den Südstaaten vor allem, also auch weil er eben selbst aus Atlanta kommt.

Und da gibt es schreckliche Bilder, wie dann diese weißen Polizisten,

entweder die Hunde in die Menge schicken oder mit Pferden in die Menge reiten

oder die Schwarzen einfach brutalen Niederknüppeln.

Sie alle verhaften und so weiter. Also es gab immer Tote.

Es gab immer Tote auf Seiten der Schwarzen und trotzdem hat Martin Luther King immer gesagt,

wir müssen das friedlich machen. Wir sind alle Menschen, sind gleich

und wir müssen friedlich für das einstehen, was wir erreichen wollen.

Und was haben sie erreicht?

Also ein Jahr nach seiner großen I Have a Dream Rede

gab es das Civil Rights Act dann in den Vereinigten Staaten,

das er mit ausgehandelt hat, also das Antidiskriminierungsgesetz würde man jetzt auf Deutsch sagen

und in dem einfach festgehalten ist, man darf nicht aufgrund seiner Herkunft,

seines Geschlechtes, seiner Religion oder seiner sexuellen Präferenz diskriminiert werden.

Und dann noch ein Jahr später, 1965, gab es dann endlich auch das allumfassende Wahlrecht

für alle Schwarzen, das vorher vor allem in den Südstaaten teilweise noch wirklich sehr eingeschränkt war.

Er war natürlich eine hochumstrittene Figur, also die viele Weiße hatten auch Angst vor ihm

und er wurde intensiv vom Secret Service beobachtet

und es gibt jetzt neue Dokumente, die jetzt freigegeben worden sind,

wo man nachlesen kann, wie man ihn abgehört hat, wie man versucht hat,

in seine Ehe einzugreifen, wie man versucht hat, Zweifel zu säen,

wie man versucht hat ihm Affären anzuhängen und so weiter, um ihn zu diskreditieren.

Weil natürlich jemand, der so mit so viel Strahlkraft vorne wegläuft

und so viele Menschen begeistert.

Er macht natürlich vielen anderen auch Angst, denn er erreicht was für eine Gruppe der Gesellschaft

und eine andere Gruppe der Gesellschaft, muss halt gefühlt was abgeben

und das Ganze ist dann eben halt hochgeschaukelt,

bis dann eben ein weißer Rassist gedacht hat, ja, ich muss den aus dem Weg räumen.

Und als Martin Luther King dann fünf Jahre nach seiner I Have a Dream Rede 1968 in Memphis war,

um da wieder eine Rede zu halten, hat er ihn auf dem Balkon von seinem Hotel einfach erschossen

und das war ein Riesenschock.

Das war Deep Breaking News in der ganzen Welt, weil es war der Friedensnobelpreisträger,

es war der Hoffnungsträger, es war der Architekt der Bürgerrechtsbewegung

und dann wird er einfach so vom Balkon geschossen.

Es war, glaube ich, auch ein großer Rückschlag dann eben im Kampf gegen Rassismus in den USA

und nicht der einzige. Wie ist es denn seitdem weitergegangen?

Na ja, die Bewegung hatte erstmal ihren Kopf verloren

und es gab dann viele, die versucht haben diesen Platz einzunehmen,

aber es fehlte eben einfach auch diese charismatische Figur an der Spitze.

Es gab viele weitere Bürgerrechtler, die versucht haben das Erbe weiterzuführen,

die Kinder selbst waren noch zu klein dafür, andere haben es versucht,

es hat nicht so richtig gut funktioniert und deswegen ging es nicht mehr so richtig weiter in der Entwicklung.

Was aber zugenommen hat oder wo der Fokus immer mehr hingerichtet wurde, war die Polizeigewalt

von weißen Polizisten gegenüber schwarzen, wegen Nichtigkeiten, wegen Kleinigkeiten

oder wegen überhaupt komplett ohne Gründe, einfach nur so aus dem Motiv heraus, weil ich es kann

und das führte dann dazu, dass auch die schwarze Community sich immer mehr radikalisiert hat

und gesagt hat, wir können uns das nicht weiter gefallen lassen

und wir müssen uns jetzt auch mit Gewalt dagegen wehren.

Gudrun, wenn du sagst, die schwarze Community hat sich ein Stück weit radikalisiert.

Gewalt gibt es ja hierbei beiden Parteien.

Was war denn der traurige Höhepunkt?

Also ich würde sagen, der traurige Höhepunkt war 1992 dann, das ist ein Fall in LA,

der ist verbunden eng mit dem Namen Rodney King, das war ein Schwarzer,

der eben von weißen Polizisten zusammengeschlagen und misshandelt wurde

und danach wurden die weißen Polizisten vor Gericht freigesprochen

und das war quasi der Tropfen, der das Fass überlaufen gebracht hat, kann man sagen.

Guten Abend meine Damen und Herren.

Los Angeles war vergangener Nachtschauplatz der schwersten Rassenunruhen in den USA seit 1965.

Der Gouverneur von Kalifornien hat inzwischen die Nationalgarde mobilisiert.

Auslöser der Unruhen war der Freispruch von vier weißen Polizisten, die einen schwarzen, schwer misshandelt haben.

ganz Amerika kennt die Bilder, die zum Ausbruch der Gewalt führten.

Vier weiße Polizisten von einem Augenzeugen gefilmt,

wie sie vor 14 Monaten einen schwarzen Amokfahrer auf einer Straße von Los Angeles zusammenschlagen.

Das endete mit dramatischen Straßenschlachten in LA, in Süd-LA

und da gab es drei Tage lang, kann man sagen, brannte die Stadt.

Wenn man sich Bilder einguckt, das sieht wirklich aus wie Bürgerkrieg

und es gab 53 Tote insgesamt.

Ich habe mich da an dieser Kreuzung, wo das alles losging,

habe ich mich mit Brian Magnum getroffen, der damals auch das schon als Kind miterlebt hat und gesehen hat.

Er hat direkt um die Ecke gewohnt und hat das alles vom Wohnzimmerfenster gesehen.

Er hat gesehen, wie seine Nachbarin aus dem Auto gezogen wurde,

wie man Steine in ihre Fensterscheibe vom Auto geworfen hat.

Er hat gesagt, er konnte die ganze Nacht nicht schlafen,

weil es einfach wahnsinnig hell erleuchtet war, alles von den Flammen.

Man hat überhaupt nicht verstanden, was da los war

und dann hat man eben diesen kompletten Stadtteil abgeriegelt.

Sie hatten die ganze Nacht auf die Ecke geworfen,

dann hat man die ganze Nacht auf die Ecke geworfen,

dann hat man geworfen, das haben wir hier nicht und das ist auch der möchte gesagt.

Es war ein gigant iced war.

Da stand etwas der Lage Governaver serves net.

Ich bin schon so oft in Polizeikontrollen gekommen.

Ich bin auch schon einfach verhaftet worden,

weil ich in der zweiten Reihe geparkt habe.

Und dann gab es aber doch eine Zeit, ich kann mich noch sehr gut daran erinnern,

in der es die große Hoffnung gab,

dass dieser strukturelle Rassismus endlich überwunden werden könnte,

zumindest ein Stück weit.

Nämlich 2008.

Und das, was wir auf diesem Tag gemacht haben,

in dieser Sektion,

in diesem furchtbaren Moment,

hat sich gewechselt.

Das war erstmal der sensationellste positiv Moment

in der jüngeren Geschichte der Vereinigten Staaten.

Also das war so undenkbar gewesen bis dahin.

Und da standen wirklich, als das Ergebnis bekannt gegeben wurde,

stand der Sohn von Martin Luther King und Oprah Winfrey

und Jesse Jackson L. Sharpton.

Und alle, die man kennt aus der Bewegung,

die standen da und haben geheult wie die Schlosshunde.

Und es war so eine wahnsinnige positive Welle,

weil man dachte, wenn jetzt ein Schwarzer auch Präsident werden kann,

dann kann es nur noch besser werden.

Ja, das war die Hoffnung.

Und was hat sich dann genau verändert?

Also es hat konkret weniger verändert,

als er hofft im Sinne von Gesetzesänderungen etc.

Aber was es auf jeden Fall bewirkt hat,

ist, dass die Sichtbarkeit der Schwarzen Community

und deren Bedürfnisse viel, viel größer wurde.

Und diese größere Sichtbarkeit hat dann auch dazu geführt,

dass man natürlich auch in Sachen Polizeigewalt

viel deutlicher hingeguckt hat

und auch grundsätzlich in Fragen von Gewalt gegenüber Schwarzen.

Es gab da diesen Fall von Schweven Martin,

ein 17-Jäger Schwarzer, der unterwegs war,

in einer weißen Neighborhood.

Der war einfach spazierend.

Er hatte einen kurzen Pulli, hatte die Kputze auf

und war in dieser weißen Neighborhood unterwegs.

Allein das hat schon gereicht,

dass die ganzen weißen Nachbarn da gesagt haben,

ja, das ist aber jetzt komisch.

Was hat der denn hier verloren?

Der will ja bestimmt einbrechen oder der will irgendwas.

Und dann hat einer auch tatsächlich die Polizei gerufen

und gesagt hier, das ist aber komisch,

hier ist so ein Schwarzer Jugendlicher unterwegs.

Weil die Polizei aber nicht sofort reagiert hat,

hat er sich dann selbst auf den Weg gemacht

und ist hinter dem Her so als so eine Art

selbst erneuter Sheriff Nachbarschaftspatrouille

und hat ihn tatsächlich erschossen.

Obwohl er komplett unbewaffnet war und vollkommen ungefährlich.

Und als dann aber dieser George Simmerman,

der Mann, der geschossen hat, freigesprochen wurde,

da war das quasi so der Initiativmoment

für die Black Lives Matter Bewegung.

Die hat sich danach gegründet.

Das ist jetzt zehn Jahre her.

Und die haben eben ganz klar gesagt,

Black Lives Matter schwarze Leben sind genauso viel wert

wie alle anderen Leben auch.

Und die haben eben ganz klar gesagt,

Black Lives Matter schwarze Leben

sind genauso viel wert wie alle anderen Leben auch.

Und es gab danach immer noch eine dramatische Abfolge

an Todesfällen durch Polizeigewalt.

Als Nächster dann Eric Garner, der erste, der gesagt hat,

I can't breathe, diesen berühmten Satz.

2014 hat er in New York auf der Straße Zigaretten verkauft

und dann hat die Polizei ihn verhaftet

und dann in diesen berühmten Polizeivirgegriff genommen.

Er hat eben gesagt, I can't breathe,

bevor er da ganz elendig erstickt ist.

Ein Satz, den wir auch dann bei George Floyd später

wieder gehört haben und so.

Was mit einem Hashtag anfängt,

wird zur größten Bürgerbewegung in der Geschichte der USA.

Millionen Menschen schließen sich Black Lives Matter an

und das ist in der Zeit,

dass die Menschen in der Gesellschaft

in der wir leben wollen.

Auch in Deutschland gab es große Demonstrationen.

Was hat das bewegt?

Wie du ja auch gesagt hast,

viele haben sich solidarisiert, viele haben hingeguckt

und es hat noch mal ganz klar den Scheinwerfer darauf gelenkt,

dass das immer noch so ist.

Und dass das Problem nicht gelöst ist,

dass es nicht weg ist, dass es immer noch da ist,

dass man sich immer noch drum kümmern muss

in der wir leben wollen.

Und viele, auch mittlerweile weiße,

sie eigentlich beantworten mit Nein,

in dieser Gesellschaft wollen wir so nicht leben.

Was lässt sich denn so insgesamt sagen

über die USA und den Zustand der Gleichberechtigung

von schwarzen und weißen Menschen in diesem Land?

Gibt es da eine Art Bestandsaufnahme, wie das heute aussieht?

Auf dem Papier juristisch sind alle gleichberechtigt.

Aber de facto ist man dann natürlich überhaupt nicht.

Die Müttersterblichkeit in den USA

ist sowieso die höchste in allen entwickelten Ländern,

aber die Müttersterblichkeit bei schwarzen Frauen

ist überproportional hoch.

Das liegt daran, dass die schwarzen Communities nach wie vor

keine oder keine gute Krankenversorgung haben,

kaum Zugang zu Krankenhäusern,

es gibt weniger Ärzte, weniger Krankenschwestern etc.

Das liegt daran, dass man nach wie vor davon ausgeht,

dass Schmerzen bei schwarzen Menschen nicht so ernst genommen werden

wie bei weißen Menschen.

Die Änderung der Abtreibungsgesetze jetzt hat große Auswirkungen,

vor allem auf die schwarze Community,

weil vor allem schwarze Frauen von diesem Abtreibungsrecht

bislang Gebrauch gemacht haben.

Die Polizeigewalt ist nach wie vor da,

das haben wir ausführlich besprochen,

das ist nach wie vor was, was immer wieder auftaucht.

Es gibt offiziell auf dem Papier, das meinte ich mit juristisch,

sind wir alle gleich und gleichberechtigt.

Aber emotional gibt es immer noch sehr große Unterschiede

und auch statistisch kann man einfach sehen,

dass es sehr viele abgehängte Communities gibt,

schwarze Sterben viel früher als weiße.

Das hat damit zu tun, wie die beispielsweise Ernährungsversorgung ist

und auch die Gesundheitsversorgung.

Es gibt nach wie vor viele Probleme.

Haben das auch die Menschen erzählt, die du getroffen hast?

Bernice und Brian zum Beispiel erleben die das auch in ihrem Alltag?

Die erleben das alle.

Also Bernice King beispielsweise sagt, sie versteht auch,

dass ganz viele müde sind zu kämpfen,

weil es so wahnsinnig langsam vorangeht.

Und das aber jede Generation ihren eigenen Kampf kämpfen muss,

um überhaupt voranzukommen.

Brian in LA sagt eben, er ist wahnsinnig frustriert

und er befürchtet, dass es wieder gewalttätige Ausschreitungen geben wird,

wenn sich nicht bald was ändert,

weil eben auch alle keine Lust mehr haben,

mit ihren Kindern The Talk zu haben, um zu erklären,

es kann sein, dass du irgendwie in eine Bedeutung,

und es kann sein, dass du sie nicht überlebst,

obwohl du nichts falsch gemacht hast.

Und alle, die zum March in Washington gekommen sind,

zum Jubiläum, vor allem auch junge Menschen,

haben gesagt, sie haben durchaus verstanden,

dass sie nach wie vor sich einsetzen müssen,

um beispielsweise Zugang zu Universitäten zu haben.

Jetzt wurde hier gerade vom Obersten Gerichtshof ein Gesetz zurückgedreht.

Da geht es um Affirmative Action,

also das heißt so viel wie positive Verstärkung,

und da ging es um Quoten für Minderheiten zum Zugang zu Unis,

weil natürlich viel weniger Schwarze studieren,

aber viel mehr Schwarze im Gefängnis sitzen zum Beispiel.

Und das wurde jetzt auch in Frage gestellt vom Obersten Gerichtshof.

Und da waren ganz viele junge Menschen auch, die gesagt haben,

so, ich habe jetzt einen Studienplatz,

aber ich habe den nur, weil es diese Quote gab,

und ich mache mir Sorgen, dass andere kein Zugang mehr kriegen.

Und wir waren schon viel weiter, und wir müssen immer noch kämpfen.

Also jede Generation merkt quasi, dass sie für irgendwas kämpfen muss.

Früher fürs Wahlrecht, für die Gleichberechtigung,

jetzt für den Zugang zur Uni.

Jede Generation hat also ihr Thema.

Und ist das so? Waren wir schon mal weiter?

Ich glaube, wir waren an einigen Stellen schon deutlich weiter.

Also wir waren einfach gefühlt durch Obama schon mal weiter,

durch die Möglichkeit, dass ein Schwarzer Präsident sein kann.

Und eben durch beispielsweise dieses Gesetz zu den Quoten für die Unis,

das jetzt in Frage gestellt wurde.

Und all das, da sehen wir tatsächlich so ein Rollback in ganz vielen Bereichen.

Die konservativen Strömungen werden wieder deutlich stärker,

werden deutlich lauter.

Und ja, das erleben wir hier auf jeden Fall.

Also 60 Jahre später ist Martin Luther King's Traum,

also nicht wahr geworden, muss man wohl so sagen, oder?

Also alle sagen, wir geben nicht auf, wir träumen weiter,

aber der Traum ist noch nicht Realität geworden,

oder noch nicht Wirklichkeit geworden, genau.

Ich glaube, es hängt sehr stark davon ab,

wer der nächste Präsident der Vereinigten starten wird.

Wir steuern ja sehr stark auf die Situation zu,

dass wir eine Neuauflage Biden vs. Trump erleben werden.

Und mein Eindruck ist schon, dass auch in seiner letzten Präsidentschaft

Donald Trump einfach, na ja, auch ein bisschen das Rad zurückgedreht hat.

Er war ganz klar der, der sich mit den Proud Boys und mit den White Supremacists,

also mit den weißen Rechtsextremen gezeigt hat

und von denen Unterstützung bekommen hat und so weiter.

Also es ist also ein bisschen immer die Frage, wie geht die nächste Wahl aus,

wo steuern wir da drauf hin?

Ich fürchte grundsätzlich, dass wir eine große Welle der Gewalt wieder erleben werden,

egal wie es ausgeht.

Du hast aber gesagt, die Leute haben trotzdem Hoffnung.

Gibt es so einen Moment, in dem du den vielleicht auch noch hattest,

während deiner Recherche?

Ach, ich finde es wahnsinnig bewundernswert,

dass es doch immer wieder Menschen gibt,

die trotz all dieser Rückschläge und Frustrationen aufstehen und sagen,

ja, wir gehen voran und wir setzen uns ein.

Und nicht nur für uns individuell persönlich, sondern for the greater good.

Und das fand ich sehr bewundernswert.

Gudrun, vielen lieben Dank, dass du davon erzählt hast.

Sehr, sehr, sehr gerne.

Und ARD Washington-Korrespondentin Gudrun Engel

hat für ihre Recherche noch mehr Menschen getroffen.

Ihren Weltspiegelfilm findet ihr in der ARD-Mediathek

und den Link dahin in den Shownotes.

Das war FKM für heute.

Abonniert uns gerne in der ARD-Audiothek

oder überall da, wo ihr uns sonst hört.

Dann verpasst ihr keine Folge mehr.

Autor dieser Episode ist Hannes Kunz.

Mitgearbeitet hat Stefan Beutting.

Produktion Konrad Winkler und Jürgen Kopp.

Redaktionsleitung Lena Göttler und Fomiko Lipp.

FKM ist eine Produktion von BR24 und NDR Info.

Mein Name ist Victoria Kobmann.

Wir hören uns.

Und ganz zum Schluss gibt's von uns mal wieder einen Podcast-Tipp.

Und zwar geht's um einen, der sich unter anderem mit Rassismus

und mit anderer Sozialgeschichte beschäftigt.

Was euch bei Iconic Rebellion in Schik erwartet,

erzählt euch Host Aminata Belli.

Wissen Sie, dass das weiße T-Shirt eigentlich mal Unterwäsche war?

Oder dass es eine Zeit gab in der Doc Martens

die bequemsten Schuhe auf dem Markt waren?

Oder haben Sie schon mal darüber nachgedacht,

wie viel Rassismus mit Mode zu tun hat?

Nein, dann sollten Sie auf jeden Fall den neuen Podcast Iconic hören.

Hier führe ich Sie nicht nur durch Modegeschichte,

sondern auch durch sehr viel Kultur

und was uns eigentlich tagtäglich umgibt.

Ich bin Aminata Belli und ich freue mich, wenn Sie zuhören.

Copyright WDR 2021

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Wo stehen die USA 60 Jahre nach “I have a dream”? 11KM folgt diesem Traum in die Realität der heutigen USA. Dort treffen wir Dr. Bernice King, die Tochter von Martin Luther King und fragen uns, was sich seit der weltbekannten Rede bewegt hat. ARD-Korrespondentin Gudrun Engel in Washington hat Bernice King getroffen und erzählt uns in dieser 11KM Folge von strukturellem Rassismus in den USA - und davon, wie bedeutend die kommenden US-Präsidentschaftswahlen in einem Jahr dafür sind, ob sich King’s Traum jemals erfüllen lässt.



Gudruns Engels Film für den Weltspiegel findet ihr hier: https://www.ardmediathek.de/video/weltspiegel/gleichberechtigung-in-den-usa/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3dlbHRzcGllZ2VsLzU2MzU1ZTgwLTBkNzktNDY5ZS1iMTcwLWU2OTVjODIyZWE4Mg



Und hier geht es zu unserer Podcast-Empfehlung “ICONIC” in der ARD-Audiothek: https://www.ardaudiothek.de/sendung/iconic-modegeschichte-mit-aminata-belli/94737024/



An dieser Folge waren beteiligt:

Folgenautor: Hannes Kunz

Mitarbeit: Stephan Beuting

Produktion: Konrad Winkler und Jürgen Kopp

Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler



11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Folge trägt der NDR.