Thema des Tages: TdT Short: Wenn die Reise in den Iran lebensgefährlich wird

DER STANDARD DER STANDARD 9/18/23 - Episode Page - 5m - PDF Transcript

Welche brutalen Konsequenzen drohen Andersdenkenden im Iran?

Ich bin Tobias Holop vom Standard und darüber habe ich am Randeiner Preisekonferenz mit

dem iranischstämmigen Unternehmer Ali Malochi gesprochen.

Einen Ausschnitt davon hört man in unserer Thema des Tagesfolge vom 16.

September über die Iran-Proteste.

Das ganze, ungekürzte Gespräch mit Malochi hören Sie jetzt.

Ali Malochi, du bist Unternehmer hier in Österreich, hast aber eine Verbindung zum Iran.

Kannst du vielleicht kurz beschreiben, wie diese Verbindung aussieht?

Die Verbindung ist so, dass ich dort geboren worden bin im Jahr 81, aber als ich drei Jahre alt war,

sind meine Eltern geflohen mit einer Schlepperbande und damit der Hilfe von Amnesty sind wir dann

nach Europa gekommen und dann in einem Flüchtlingsheim aufgewachsen.

Aber ich komme aus dem Iran, bin in Teheran geboren, das heißt alle meine Wurzeln sind dort.

Jetzt gibt es dort seit bald einem Jahr wieder diese ganz großen Proteste für Menschenrechte.

Kannst du irgendwie einschätzen, wenn du morgen zurück in den Iran fliegen würdest,

würde dir etwas drohen, was würde dir drohen, welche Konsequenzen?

Ich weiß ziemlich genau, dass mir drohen würde, dass man dort meinen Reisepass einbehalten würde,

obwohl ich österreichischer Staatsbürger bin mittlerweile.

Ich weiß, man würde mir dort wahrscheinlich vorwerfen, Spionage oder Irgendetwas Fagenscheiniges

und mir noch einzusperren, um mich aus einer Art Druckmittel einzusetzen gegenüber den ganzen westlichen Ländern.

Ich weiß, dass es lebensgefährlich wäre.

Deshalb kann ich seit meiner Flucht auch nicht zurückgehen.

Mit welchen Gefühlen, Gedanken schaust du jetzt auf diese Proteste, die es in den letzten Monaten gegeben hat und diese Bewegung gerade?

Die Proteste von dem Jahr waren aus denselben Gründen, warum meine Eltern damals geflohen sind,

dass ich ein Kind war, weil es nicht möglich war für die Freiheit auf die Straße zu gehen.

Damals wurde auch mit Schafermunditionen auf die Menschen geschossen und sie haben gewusst, sie müssen sofort fliehen.

Ich habe das Glück, in Europa aufzuwachsen mit europäischen Werten

und ich hatte immer das Gefühl, es passt schon alles irgendwie.

Dann siehst du diese Bilder aus dem Iran und plötzlich fühlst du dich zurückversetzt und merkst,

diese Menschen müssen dort so einen Lebenshunger haben, so einen Hunger nach Frieden haben.

Sonst gehst du nicht auf die Straße, obwohl du weißt, es wird auf dich geschossen.

Und auf deiner Seite hat mich das traurig gemacht, weil das immer noch notwendig ist, als die Menschen, die uns dringen.

Auf der anderen Seite hatte ich einen unfassbaren Stolz auf meine Landsleute, weil sie der Weltgemeinschaft zeigen, Freiheit ist uns wichtig.

Menschenrecht ist uns wichtig und wir riskieren sogar unser Leben, damit andere in Freiheit leben können.

Was erwartest du, was erhoffst du dir, wie es jetzt weitergeht in den nächsten Monaten im Iran?

Letztes Jahr haben wir einen Schwung erlebt von globaler Solidarität.

Das ging sogar soweit, dass solche Bands wie Coldplay bei einem großen Stadientournee darauf hingewiesen haben.

Das heißt, das Thema ist mittlerweile in einer breiten Masse angekommen.

Dafür war letztes Jahr sehr, sehr gut, auch wenn der Hintergrund sehr traurig war.

Und wir sehen, dass jetzt eine Bewegung losgerollt ist, die jetzt vielleicht auf den ersten Blick nicht mehr so groß aussieht wie vor einem Jahr.

Aber ganz viele Menschen beschäftigen sich damit, wie man für Freiheit im Iran sorgen kann, für eine zukünftige Demokratie im Ausland, aber auch im Inland.

Das heißt, wenn ich mit Menschen zu tun habe im Iran und mit denen rede, sagen die, du alle, es ist nicht vorbei.

Es ist nur ruhiger geworden, es wird andere Wege geben.

Aber wir haben jetzt ein bisschen dieses Gefühl, wir können was verändern.

Das heißt, du siehst auch ein bisschen westlicher Länder Österreich, andere Länder in Europa,

in der Verantwortung da auch quasi in den Gesprächen auf solchen Medien mitzuarbeiten und quasi auch dieses Thema groß zu machen.

Ich glaube, wir müssen verstehen, dass jedes Land nicht davor geschützt ist, dass plötzlich eine Diktatur wiederkommt.

Allein vor 70 Jahren in Österreich hatten wir in der Nachkriegszeit das eine sehr dunkle Phase Europas.

Da haben sich Menschen auch gewünscht, woanders zu leben.

Menschen sind damals wegen ihrer Ethnie einfach ermordet worden, also quasi wegen ihrer Herkunft einfach ermordet worden.

Und das erleben wir aber im Iran jetzt auch, wo du wegen deiner Meinung einfach ermordet wirst.

Und das ist in Österreich knapp 70 Jahre her.

Ich glaube, dass der Iran eine gute Erinnerung ist an Europa selbst, dass dieser Frieden, den wir hier haben seit 70 Jahren, nicht die Regel ist,

sondern das musste dafür gekämpft werden.

Wir mussten uns dafür zusammenschließen. Solidarität zeigen über Landesgrenzen hinweg.

Und wenn wir eine Welt wollen, wo wir globalen Frieden haben, müssen wir die Länder, wo die Bevölkerung für die Freiheit kämpft,

die müssen wir radikal unterstützen.

Marloschi, vielen Dank für das Gespräch.

Ich danke euch.

Wenn Sie noch mehr darüber wissen wollen, wie brutal das iranische Regime gegen Demonstrierende im eigenen Land vorgeht

und warum diese trotzdem auf die Straße gehen, dann hören Sie in die Thema des Tagesfolge vom 16. September ein. Überall, wo es Podcasts gibt.

Danke für das Gespräch.

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