11KM: der tagesschau-Podcast: Tatort Rasen: Fäuste gegen den Schiri

tagesschau tagesschau 5/3/23 - Episode Page - 29m - PDF Transcript

Fachkräfte mangeln? Klar, den gibt's. Aber nicht nur in Büros, Werkstätten oder an Maschinen,

sondern auch auf dem grünen Rasen. Und dass es immer weniger Schiedsrichter,

vor allem im Amateurbereich gibt, das hat auch einen entscheidenden Grund.

Gewalt und Aggressionen auf dem Fußballplatz, da wird gepöbelt, geschrien, beleidigt und es fliegen

immer öfter auch die Fäuste. Wenn wir nicht ganz schnell reagieren und nachhaltig reagieren,

haben wir irgendwann einen toten Schiedsrichter.

Die Gewalt auf deutschen Fußballplätzen, die wird immer krasser. Warum eigentlich und

warum gibt es Schiedsrichter, die trotz dieser rohen Gewalt gegen sie weitermachen? Dazu hat

Sebastian Krause recherchiert. Er ist Reporter beim BR und er hat zusammen mit seinen Kollegen in

den letzten Monaten viel Zeit auf Dorffußballplätzen verbracht. Ihr hatt 11 km, der Tagesschau-Podcast,

ein Thema in aller Tiefe. Ich bin Hannes Kuns, heute ist Mittwoch, der 3. Mai.

Hi, Sebastian, schön, dass du da bist. Freue mich, vielen Dank.

Wir beginnen unsere Geschichte im vergangenen November, ganz im Süden Deutschlands.

Es ist ein kleines Dorf, Rettenberg im Allgäu. Man sieht noch die Berge drum herum,

der Sportplatz ist idyllisch gelegen, würde ich jetzt mal sagen. Es ist keine große Tribüne oder so.

Es war ein Samstag, glaube ich. Wer hat gespielt? Es war die Mannschaft von Rettenberg 2

gegen Türk-Sport-Kempten 2 und ein Spiel in der A-Klasse. Es geht da eigentlich um nichts.

Klar, für die Spieler schon, die wollen natürlich gewinnen und so, aber da hat niemand irgendwelche

Ambitionen, damit Geld zu verdienen. Okay, also Rettenberg gegen Kempten, das Spiel läuft einigermaßen

normal. Es ist die 74. Minute gewesen, der Schiedsrichter hat das Spiel im Griff, Dietmar Fuchs pfeift.

Dort war das 4-1 gefallen und der Spieler war dann nicht einverstanden, weil er dachte,

es war abseits und hat reklamiert und ich bin zur Mittellinie gelaufen und habe mir in den

Rotizen gemacht, zum Torschützen, Spielminute. Und dann kommt von hinten ein Spieler auf ihn zu

und stößt ihn mit beiden Fäusten in den Rücken, so dass er nach vorne fällt, auf den Rasen fällt

und sich dabei auch am Auge verletzt, also mit dem Kugelschreiber offensichtlich irgendwie sich im

Gesicht oder am Auge verletzt. Danach habe ich eigentlich nichts mehr mitbekommen und dann war

eigentlich dunkel momentan. Er liegt am Boden und dann kommen gleich Betreuer von der Seite

reingerannt, helfen ihm. Wo ich dann wieder zu mir gekommen bin, waren halt diese Betreuer da und

die haben mich aufgerichtet, dann war ein Towa Bohu neben mir, aber viel hat man dann nicht mitbekommen,

hat erst mal wieder zu sich kommen müssen. Und dann bricht er das Spiel ab. Wie schwer ist er

verletzt? Also er hat Prellungen am Rücken und ein Cut am Auge und das hat für ganz schön Schlagzeilen

gesorgt im Allgäu und darauf sind wir auch aufmerksam geworden und den haben wir dann kontaktiert

und dann ihn nochmal getroffen. Nach einer Prügelattacke auf einen unparteiischen ist die Debatte über die

Sicherheit von Schiedsrichtern im Amateurfußball neu entrat. Bei den Profivereinen schauen, da könnte

leicht übersehen werden, dass auch Amateurvereine ein Gewaltproblem haben und nicht zu knapp. Dort

richtet sich die Wut meistens gegen die Schiedsrichter und das schon im Kinder- und Jugendbereich. Jeder

325. Amateurpartie werden Schiedsrichter täglich angegriffen. Das klingt nicht dramatisch, ist es aber in

jedem einzelnen Fall. Am Wochenende hat in der hessischen Kreisliga Einspieler den Schiedsrichter

bewusstlos geschlagen. Das, was Dietmar Fuchs da erleben muss, das ist auch anderen Schiedsrichterinnen

und Schiedsrichtern passiert so oder so ähnlich. Immer wieder gibt solche Fälle und zwar überall

in Deutschlands. Ja, es ist wirklich irre, was da passiert. Es sind Jagdzzenen, also dass wirklich

Schiedsrichter von Spielern über den Platz gejagt werden. Der Schiedsrichter rennt weg aus Angst,

dass sie ihn verbrügeln. Schiedsrichter werden gewirkt. Schiedsrichter werden geschlagen. Da kommt

einen Spieler plötzlich von der Seite und schlägt ihm die Faust ins Gesicht und er fällt um. Ich

habe vor rund 10 Jahren schon ein Bericht gemacht über einen Vorfall in Bayern. Da ist ein Schiedsrichter

zuerst umgerannt worden von einem Spieler auf den Platz. Dann hat er das Spiel abgebrochen,

ist in die Kabine gegangen und musste sich dort einsperren, weil die Spieler und Zuschauer ihn

verbrügeln wollten. Dann hat er die Polizei angerufen und dann kamen 15 Polizisten und mussten

ihn aus der Kabine, aus dem Stadion vom Sportplatz weg begleiten, damit er nicht verbrügelt wird.

Das war vor rund 10 Jahren. Die Situation hat sich offensichtlich überhaupt nicht verbessert und das

ist natürlich die große Frage, was machen die Verbände, was machen die Verantwortlichen, um die

Schiedsrichter endlich zu schützen. Dass uns darüber gleich sprechen, wie oft kommt es denn vor,

dass Chires angegriffen werden? Es gibt eine Statistik vom Deutschen Fußballbund DFB aus der

Saison 2021-22. Dort gab es rund 2400 Gewalt- und Diskriminierungsvorfälle gegen

Schiedsrichter in allen Ligen und 911 Spiele mussten nach Gewalt oder Diskriminierungsvorfällen

abgebrochen werden. Im Vergleich zu den Jahren davor, ist es mehr geworden? Es ist mehr geworden,

es ist Höchststand. Also so viel waren es noch nie. Weil der Schiedsrichter angegriffen wurde

oder weil insgesamt eine Gewaltaktion auf dem Platz passiert ist. Also kommt ja auch vor, dass Spieler

untereinander sich prügeln. Auf das Spiel von Dietmar Fuchs wurde ja abgebrochen, hast du gesagt,

was heißt es denn eigentlich, wenn ein Spiel abgebrochen werden muss? Das heißt, dass normalerweise die

Mannschaft, die den Spielabbruch verursacht hat, dieses Spiel verloren hat und dann gibt es beim

Sportgerichten Verfahren und da wird entschieden, wie hoch die Strafe ausfallen wird. Das geht von

mehrjährige Sperren gegen die Spieler bis zum Ausschluss, komplett Ausschluss aus dem Verband.

Da ist im Prinzip alles möglich. Wie war es im Fall von Dietmar Fuchs? Da ist der Spieler

vorläufig gesperrt worden, so ist es eigentlich immer. Der war von Kempten. Und das Sportgerichtsverfahren

läuft noch. Also da ist jetzt noch kein Urteil da. Wie ging es für ihn in seinem Verein weiter? Die Reaktion

des Vereins war dann auch ganz klar und deutlich. Die haben sich sofort distanziert von der Tat. Es gab

ein öffentliches Entschuldigungsschreiben und sie haben den Spieler sofort rausgeworfen aus dem Verein.

Der Spieler, der hat sich bei mir schriftlich entschuldigt, war aber enttäuscht, bin ich schon. So was

könnte nicht auf dem Fußballplatz. Also das verachte ich. Also hat ihn ganz schön mitgenommen,

die Attacke. Hat ihn mitgenommen. Er hat auch gesagt, er ist jetzt 63 Jahre alt, seit 25

Jahren ist er Schiedsrichter und er hätte nie gedacht, dass ihm das mal passiert.

Lass uns ein bisschen über die Rolle des Schiedsrichters sprechen, über Dietmar. Wie wichtig ist er auf dem Platz?

Er ist schon extrem wichtig, weil ohne den Schiedsrichter kann ein Spiel nicht stattfinden. Der ist

in erster Linie verantwortlich, dafür das Spiel zu leiten, zu organisieren, zu schauen, dass alle Spieler

offiziell angemeldet sind, ein Pass haben, dass die Tornetze keine Löcher haben, die Mannschaften

einzustimmen, vorher zu sagen, hey, fair play, geht vor und schauen, dass das Spiel gut über die Bühne geht.

Also heißt, Chiris haben eine wahnsinnige Verantwortung und müssen froh sein, wenn sie nicht angespuckt

geschlagen werden. Viele andere schreckt das wahrscheinlich ab, oder?

Ja, definitiv. Viele andere sagen, das will ich mir nicht mehr antun. Diese Aggression auf dem Platz

ständig beschimpft zu werden, obwohl ich eigentlich nur was Gutes tun will, oder einfach nur meinen Job

machen will, oder euch überhaupt die Möglichkeit geben will, dass ihr euren Sport machen dürft

und Fußball spielen dürft. Deswegen hören wirklich tatsächlich viele auf.

Gibt es Zahlen, die das belegen?

Ja, im Jahr 2006, als in Deutschland die FußballWM war und Fußball ja über allem stand, würde ich

fast sagen, da gab es rund 81.000 Schiedsrichter in Deutschland und inzwischen sind es nur noch

rund 50.000. Es macht sich bemerkbar und zwar können Spiele in der Jugend und auch in den unteren

Amateur-Ligen zum Teil nicht mehr besetzt werden mit Schiedsrichtern, da kommt dann einfach niemand,

es gibt einfach niemand mehr für diese Spiele und da muss dann irgendjemand pfeifen.

Irgendjemand heißt?

Krass gesagt, irgendjemand auf der Straße, den man ansprechen kann, der gerade vorbei läuft.

Häufig ist es so, dass es dann ein Betreuer macht, ein Trainer macht, der halt auch da ist, ein Vater macht

und das ist natürlich fatal, weil erstes Mal ist derjenige nicht gut geschult.

Das heißt, er sieht viele Sachen nicht, entscheidet viele Sachen nicht gut.

Und auf der anderen Seite ist dann ein Trainer von einer Mannschaft natürlich auch nicht so richtig unparteiisch.

Das heißt, es führt zu noch mehr Unmut auf den Plätzen, verständlicherweise auch bei den Spielern.

Und das ist wie so ein Teufelskreis, definitiv.

Und es ist offensichtlich so krass, dass manche Nachwuchsspieler, bis sie 15, 16 sind,

nie einen richtigen Schiedsrichter hatten bei einem Spiel, weil sie die einfach nicht gibt.

Und da ist es natürlich schwierig, ein gutes Verhältnis zum Schiedsrichter aufzubauen,

wenn ich nie einen richtigen Mal vor mir hatte, der wirklich gut pfeift, der gut ausgebildet ist,

der auch eine super Ansprache hat, Ausstrahlung hat und der eine Respektsperson darstellt.

Das macht den Fußball kaputt, weil der Schiedsrichter essentiell wichtig ist, eine wichtige Figur ist,

eine Respektsperson sein sollte. Und wenn es den gar nicht gibt und dadurch die Spiele nicht fair ablaufen,

braucht man gar nicht mehr weiterspielen.

Also Schiedsrichter spielt eine zentrale Rolle als Respektsperson auf dem Platz,

wie ja eigentlich auch Dietmar Fuchs, der dann ja aber angegriffen wurde.

Er genießt auch, muss man sagen, im Allgäu ein recht hohes Ansehen.

Also man kennt ihn, wenn er auf die Plätze kommt, weil er das einfach schon so lange macht.

Und deswegen war es auch umso verwunderlicher für viele, dass er attackiert wurde,

weil er eigentlich schon ein gutes Verhältnis hat.

Und trotzdem dieser Angriff. Was ist danach passiert? Dietmar macht als Schiedsrichter weiter?

Er macht auf jeden Fall weiter, er ist nach wie vor motiviert.

Von so was lasse ich mich nicht davon abbringen, mit der Schiedsrichterei aufzuhören.

Also ich bin von Haus aus Sportler und habe schon immer keinen Umgang mit Menschen gehabt.

Fußball ist eigentlich mein Leben und es hält euch eigentlich jung.

Ist es aber schon Wahnsinn, oder? Der Mann ist Anfang 60, opfert für den Fußball seine Freizeit,

wird dann selber zum Opfer und statt, dass er sagt, ihr könnt mich alle mal gern haben,

hängt er sich die Pfeife wieder um und steht wieder auf dem Platz.

Ihr habt ihn dann auch begleitet, als er wieder auf dem Platz stand.

Das war rund fünf Monate später, auch im Allgäu, auch ein Spiel in der A-Klasse, also die gleiche Liga.

Das war das Spiel TSV Bleichach gegen FC Altstadt.

Waren Sie jetzt im Hinterkopf, dass etwas passiert ist, dass jemand sehr attackiert hat?

So ein bisschen schon, aber ich habe ihn schon weggesteckt.

Das passt schon. Mit Sicherheit nicht.

Okay, danke.

Und wie lief das Spiel ab, wenn du dabei warst?

Ja, es war wirklich interessant.

Es war auch angekündigt, dass wir dort mit Kamerateam dabei sind, das Filmen dürfen.

Ihn auch verkabeln dürfen.

Jungs, langsam in der Zweikampf jetzt, komm!

Man hat gehört, was er sagt, wie er mit den Spielern spricht.

Man hat auch gehört, was die Spieler zu ihm sagen.

Also das war allen klar auf dem Feld.

Martin, zu mir her, das war letzte Warnung beim nächsten Mal konsequent.

Das war jetzt die dritte Mal.

Solange die Kamera aufgebaut war, lief alles sehr gesittet ab, relativ ruhig.

Ein paar Mal musste der Spieler ermahnen.

Letzte Warnung, dann kriegst du gelb und so weiter.

Aber es war eigentlich ein normales Spiel.

Dann haben wir die Kamera abgebaut.

Und dann in den letzten Minuten, also in der Schlussphase, ging es dann wieder richtig rund.

Also da sind Spieler, Trainer von einer Mannschaft, die sind regelrecht ausgetickt wieder.

Also die haben reingebrüllt bei Fouls.

Also sie sind sofort auf 180 gewesen bei jeder Aktion

und haben auch sofort den Schiedsrichter so als Zielpunkt ausgemacht.

Also den Dietmar Fuchs, man muss es einfach so sagen, den blanken Hass entgegen gesendet.

Wahnsinnig aggressiv.

Also richtig aggressiv, also richtig Hass erfüllt, wo man wirklich merkt,

dass die Emotionen einfach nicht mehr unter Kontrolle sind.

Das hat mich wirklich entsetzt, muss man wirklich so sagen.

Weil nachdem ja schon etwas passiert war gegen Dietmar Fuchs

und das allen bekannt ist oder war

und dass man sagt, okay, wir wollen das jetzt mal beobachten, die Medien kommen

und jetzt zeigen wir mal, wie das auch gehen kann.

Und dass dann, wenn die Kamera weg ist, dass dann wieder alles vergessen ist,

das war unglaublich für mich.

Für Dietmar Fuchs wahrscheinlich auch.

Ich habe ihn gefragt, ob ihn das jetzt auch wieder überrascht hat

oder ob ihm das nahe gegangen ist.

Und da hat er gesagt, er kennt so seine Papenheimer, er kennt die Mannschaften.

Ich kenne die schon, ich kenne die schon.

Also der war wirklich die Ruhe selbst.

Und das war wirklich irre für mich eigentlich auch zu sehen.

Du hast vorhin erzählt, dass es so viele Spielabbrüche

wegen Gewalt und Anfeindungen gegen Schiedsrichter gibt wie noch nie,

hat sich denn eigentlich auch die Art und Weise verändert,

wie Skiris angegangen werden, ist es brutaler geworden?

Ja, das was wir gehört haben, auf jeden Fall, es gibt eine Arbeitsgruppe,

keine Gewalt gegen Schiedsrichter, die hat sich gegründet in Nordrhein-Westfalen

aufgrund krasser Fälle schon vor 20 Jahren

und die bekommen Nachrichten von Schiedsrichtern aus ganz Deutschland,

die nicht wissen, was sie machen sollen

und die versuchen, diese Schiedsrichter zu unterstützen

und die bekommen eben sehr viel mit.

Also die Fälle werden tatsächlich immer schlimmer.

Also Quantität und Qualität steigern sich.

Thomas Kirches, der diese Arbeitsgruppe leitet,

der sagt eben, wenn es früher, vor 20, 25 Jahren,

nur Ohrfeigen waren gegen Schiedsrichter, dann sind es jetzt Faustschläge.

Wir haben Dritte, wir haben Leute, die den Schiedsrichtern in den Rücken springen.

Es werden Schiedsrichter angespuckt.

Also es gibt die ganze Bandbreite dessen,

was man sich leider vorstellen kann heutzutage.

Das Schlimmste, was passieren kann, ist natürlich,

dass irgendwann ein Schiedsrichter tödlich verletzt wird.

Das gibt es in anderen Ländern schon.

Irgendwann fällt vielleicht ein Schiedsrichter auch ungünstig.

Thomas Kirches sagt eben auch, es sei eigentlich bisher einfach Glück gewesen,

dass in Deutschland noch kein Schiedsrichter gestorben ist.

Wenn man nicht ganz schnell reagieren und da haltig reagieren,

haben wir irgendwann einen toten Schiedsrichter.

Das ist schon eine sehr heftige Aussage.

Nicht jeder würde mit der Einschätzung wahrscheinlich so weit gehen.

Aber was heißt denn schnell handeln, wenn es nach dieser Arbeitsgruppe geht?

Wer sollte handeln?

Die fordern, dass der DFB und die Landesverbände aktiv werden,

wenn es zu einem Vorfall gekommen ist.

Das heißt, dass sie dann den jeweiligen Schiedsrichter unterstützen,

weil es eben offensichtlich so tatsächlich der Fall ist,

dass Schiedsrichter, die körperlich angegriffen wurden

und das Spiel dann abgebrochen haben, danach dann bedroht werden.

Und aufgrund dieser Bedrohungen trauen sich dann viele Schiedsrichter

einfach nicht, eine Anzeige zu erstatten.

Es wäre ein tolles Zeichen, wenn der DFB erstattet Anzeige

oder aber eben runtergebrochen die regionalen oder Landesverbände.

Und um eine Macht zu demonstrieren oder zu demonstrieren,

dass da ein Verband, eine Institution, also wir alle als Fußballverband

dahinterstehen und wer einen Schiedsrichter angreift,

der bekommt es nicht nur dann mit dem Schiedsrichter zu tun,

weil er sich dann wert und gegen ihn eine Anzeige erstattet,

sondern da bekommt der Spieler mit allen zu tun, auch mit dem DFB.

Das wäre ein Zeichen, um auch abzuschrecken.

Wie was bei Dietmar Fuchs hat er Anzeige erstattet?

Er hat Anzeige erstattet, ja.

Die Gewalt auf dem Spielfeld von Fußballspielern gegen die Unparteischen

nimmt also zu und es gibt konkrete Forderungen,

zum Beispiel an den Deutschen Fußballbund, die Betroffenen zu unterstützen.

Macht denn der DFB schon was?

Deutschlandweit, also vom DFB aus, gibt es in diesem Jahr das Jahr der Skiris.

Also die haben da eine Kampagne gestartet,

offensichtlich weil sie auch gemerkt haben, dass sie was machen müssen.

Da gab es eine bisher einmalige Aktion.

Im März dieses Jahres waren zwei Bundesliga-Profis,

Nils Petersen und Anton Stach in Schiedsrichter-Dress geschlüpft

und haben ein Bezügsligaspiel gepfiffen, mal selber,

weil dann auch Spieler auch mal merken, was es heißt,

Schiedsrichter zu sein.

Wobei das natürlich eine Sonder-Situation ist, ganz klar, oder?

Klar, nee, also es ist natürlich eine Werbeaktion auch,

um neue Schiedsrichter zu finden in erster Linie

und um es attraktiver zu machen, aber es ist definitiv zu wenig.

Und was sagt jetzt jemand wie Dietmar Fuchs, der seit über 25 Jahren Skiri ist dazu?

Also wo muss man ansetzen, um tatsächlich eine Lösung dazu zu finden?

Er sagt, der Respekt insgesamt sollte steigen

und seinen Punkt war auch die Vorbildfunktion der Bundesliga-Profis.

Wenn man jetzt Bundesligaspiel anschaut, wenn gleich vier, fünf Spiele auf den Schiedsrichter

nach einer Aktion, wo er pfeift, auf den Schiedsrichter zu gerannt kommt,

das schauen sich dann in den unteren Ligen die Spieler auch an,

die Jungen schauen sich das schon an und meinen sie müssen das dann

bei uns auf dem Fußballplatz auch so gestalten, wie es da bei der Profi schon zugeht.

Und sowas sehen wir ja quasi jedes Wochen in den Profibereichen?

Ja, und sogar in der Champions League, beim Spiel FC Bayern München gegen Manchester City,

haben wir es gesehen, dass der Bayern-Trainer Thomas Tuchel ausgetickt ist

an der Seitenlinie immer wieder, dass er sogar einen Platzverweis bekommen hat

wegen Beschimpfen des Skiris.

Und das ist ja klar, dass das kein positives Zeichen sein konnte

für alle Nachwuchsspieler und Amateur-Spieler da draußen.

Das ging ja auch nach dem Spiel weiter, also total aus Fall,

Vollkatastrophe, Note 6, was man da alles irgendwie für Kommentare

von den Bayern-Verantwortlichen gelesen und gehört hat.

Klar, dass das irgendwie kein so richtig gutes Vorbild ist, oder?

Genau, das ist auch ein Punkt, der bei der Recherche rauskam,

dass das Problem im Fußball eine Erziehungssache ist.

Also die Kleinen, die mit dem Fußball anfangen,

die sehen in der Bundesliga, dass die Profis auf den Schiedsrichter zu rennen in Anbrüllen,

die sehen bei ihren Spielen, wie ihre Eltern den Schiedsrichter von außen anbrüllen,

die sehen, wie ihr Trainer mit dem Schiedsrichter umgeht,

und dann denken sie, wow, okay, das gehört einfach offensichtlich dazu.

Das ist in Ordnung, das ist normal, also mache ich das auch.

Das ist eine Mentalität, die so drin ist im Fußball

und über Jahrzehnte offensichtlich gewachsen ist, die man einfach nicht rauskriegt,

anders als, als dass man die Regeln ändert.

Dass man das da so machen sollte, wie in anderen Sportarten,

wie im Handball oder im Rugby, wo es ganz klare Regeln gibt,

wie mit dem Schiedsrichter umgegangen werden darf

und wenn man die nicht befolgt, dann gibt es sofort knallharte Strafen.

Wie ist es denn beim Rugby zum Beispiel?

Beim Rugby ist es so, dass nur die beiden Kapitäne der Mannschaften

mit dem Schiedsrichter überhaupt sprechen dürfen.

International werden die Schiedsrichter im Rugby sogar mit Serr angesprochen

und wenn die Regeln nicht eingehalten werden,

wenn irgendein Spieler den Schiedsrichter angeht oder ihn beschimpft sogar,

dann gibt es sofort knallharte Strafen.

Was bringt das denn?

Es bringt Respekt.

Die ganze Atmosphäre ist anders bei den Spielen.

Es ist insgesamt viel weniger Hektik, viel weniger Aggression im Spiel

und auf dem Spielfeld, was es mit Sicherheit auch angenehmer macht,

zu spielen überhaupt für die Spieler, wenn nicht ständig rumgeprüllt wird.

So eine Regeländerung, wie schwierig wäre das, das umzusetzen, ist es realistisch?

Es müsste von ganz oben kommen, tatsächlich von der FIFA, vom Fußball-Weltverband,

weil es dann durch alle Liegen international dann so gehandhabt werden müsste.

Es gibt immer wieder Regeländerungen, was Schiedsrichter angeht,

also der Videobeweis zum Beispiel.

Ich halte es jetzt nicht für unrealistisch,

aber es muss halt auch von den Fußballfunktionären, von oben ein klares Zeichen kommen.

Es wäre durchaus auch mal eine Aufgabe für die Spitze der FIFA, das mal anzusprechen und anzugehen.

Würdest du sagen, dass der Fußball als Breitensport auch anfälliger für Gewalt ist als andere Sportarten?

Würde ich schon sagen, weil Fußball niederschwellig ist,

weil der Einstieg sehr einfach ist, dort kann einfach jeder ganz einfach mitmachen.

Es gibt überall Fußballplätze, Fußballvereine, viel mehr als in anderen Sportarten.

Und deswegen treffen sich dort einfach alle unterschiedlichen sozialen Schichten

und der Fußballplatz ist im Endeffekt dann das Spiegelbild der Gesellschaft.

Sozusagen was im Spiegelbild der Gesellschaft, weil das Aggressionspotenzial insgesamt gestiegen ist?

Genau, also man sieht es ja auch in anderen Bereichen, wenn Rettungssanitäter beschimpft werden,

einfach das Miteinander, der Umgang miteinander in unserer Gesellschaft ist schlechter geworden

und das spiegelt sich halt auch wieder im Sport und halt am meisten im Fußball.

Das ist ein gesellschaftliches Problem und das zeigt sich eben im Fußball am meisten,

weil dort halt alle zusammenkommen können.

Das Aggressionslevel ist also gestiegen.

Schiedsrichter müssen viel mehr einstecken und so eine richtige Lösung als Ausweg aus der Situation,

die scheint es bisher nicht zu geben.

Wie geht denn Dietmar mit der ganzen Situation mittlerweile um?

Er ist positiv, wirklich.

Es hat mich beeindruckt, er auch nach so einem Vorfall hat er offensichtlich Spaß an seinem Job

und er will einfach ein gutes Beispiel sein und weiter versuchen, Spiele fährt zu pfeifen.

Ist er abgestumpft oder ist das die Liebe zum Fußball?

Das ist eine gute Frage.

Ich glaube, es ist die Liebe zum Fußball bei ihm und auch das Gemüt, das er hat.

Am nächsten Tag ist dann schon wieder weitergegangen.

Da hatte ich ein Kreisligaspiel im Baden-Württemberg zu pfeifen.

Da habe ich halt zwei Schmerz-Tabletten genommen.

Von so einer Aktion lasse ich mich als Schiedsrichter nicht unterkriegen.

Danke dir, Sebastian.

Gerne.

BR-Reporter Sebastian Krause hat für die ARD-Radio-Recherche Sport zusammen mit Norbert Kuppmeier

und Robert Freis von BR Sport recherchiert.

Den Link zu ihrem Film.

Schiri, wir wissen, wo dein Auto steht.

Findet ihr wie immer in den Showmates.

Wenn euch die Folge gefallen hat, dann lasst uns gerne ein Abo da,

so verpasst ihr keine Folge von 11KM.

Folgenautor ist Sebastian Schwarzenböck, mitgearbeitet hat Mark Hoffmann,

Produktion Konrad Winkler, Gerhard Wichow und Simon Schuling,

Redaktionsleitung Lena Gürtler und Fumiko Lipp.

11KM ist eine Produktion von BR24 und NDR Info.

Mein Name ist Hannes Kunz.

Ciao.

Und ganz zum Schluss habe ich noch einen Podcast-Tipp für euch.

Was passiert, wenn ein unparteiischer Schiedsrichter seine Werte verkauft

und Teil einer der größten Wettskandale im Profifußball wird?

Das zeigt der ARD-Podcast Heuzer Verrat am Fußball.

In dem Format, da rollen Haus Lawrence Schreiner, selber Schiedsrichter in Berlin

und Autorin Citer Zengerlin den Wettskandal

um den ehemaligen Fußball-Schiedsrichter Robert Heuzer ausführlich auf.

Und sie sprechen unter anderem mit einem Drahtzieher des Skandals,

mit DFB-Präsidenten und mit dem Mann,

der Heuzer vor der Öffentlichkeit versteckt hat.

Der Deutsche Fußballbund wird von einem möglichen Manipulationsskandal erschüttert.

Kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Schiedsrichter sowas macht?

Ich muss ehrlich zugeben,

dass ich zu dem Zeitpunkt die gerechte Sache völlig außer Augen verloren habe

und schon gar nicht mehr gesehen habe.

Robert Heuzer, 24 Jahre alt, schwierige Angelegenheit für ihn heute.

4 zu 2, die Entscheidung und der Entstand.

Tobi war aufgebracht ohne Ende.

Er hat ihm das auch gesagt, dass ihr irgendwas nicht stimmt.

Der Wurf, Schiedsrichter Robert Heuzer,

soll angeblich Spiele manipuliert haben, um hohe Wettgewinne zu kassieren.

Es ist unverzeihlich.

Die Leute werden gut bezahlt.

Sie genießen das Vertrauen der Öffentlichkeit

und verraten und verkaufen die ideellen Werte.

Man muss so auch verstehen, ich bin 25 Jahre alt, ich bin elf Jahre Schiedsrichter.

Ich habe für diese Schiedsrichterei viel, viel opfern müssen.

Ich habe mich fragen müssen, was willst du denn jetzt noch?

Die Schiedsrichterei ist vorbei,

ich bin auf gut Deutsch.

Ich weiß gar nicht, wo du jetzt ansetzten solltest.

Das ist Heuzer, Verrat am Fußball.

Ein Podcast vom Rund von Berlin-Brandenburg und Econemedia.

Für die ARD-Audiothek.

Den Podcast Heuzer, Verrat am Fußball,

den findet ihr exklusiv in der ARD-Audiothek.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Dietmar Fuchs ist leidenschaftlicher Schiedsrichter. Als er in einem Amateurfußballspiel ein umstrittenes Tor gibt, wird er plötzlich niedergeschlagen und verletzt. Solche Attacken gegen Unparteiische haben deutlich zugenommen. In dieser 11KM-Folge erzählt Sportreporter Sebastian Krause vom Bayerischen Rundfunk, wie Schiri Dietmar Fuchs die Attacke verarbeitet hat, warum die Aggression und rohe Gewalt im deutschen Freizeitfußball auf so erschreckend hohem Niveau liegt und was die Verantwortlichen in Vereinen und Verbänden dagegen unternehmen.



Sebastian Krauses ausführliche Reportage zu dem Thema:

https://www.ardaudiothek.de/episode/der-funkstreifzug/gewalt-auf-dem-spielfeld-wenn-schiedsrichter-zum-feindbild-werden/br24/12620761/



Zusammen mit Kollegen hat er auch eine halbstündige Doku gemacht: https://www.ardmediathek.de/video/blickpunkt-sport/schiri-wir-wissen-wo-dein-auto-steht-oder-sport-doku/br-fernsehen/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvLzhmYmZiMjVkLWQ4YWQtNDg4Yi1hMzk5LTc0MmFmMmZjYjc2OA



An dieser Folge waren beteiligt:

Folgenautor: Sebastian Schwarzenböck

Mitarbeit: Marc Hoffmann

Produktion: Gerhard Wicho (Konrad Winkler, Viktor Veres)

Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler



11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Folge trägt der NDR.



Hier geht’s zu “Hoyzer – Verrat am Fußball”, exklusiv in der ARD Audiothek:

https://www.ardaudiothek.de/sendung/hoyzer-verrat-am-fussball/12513513/