11KM: der tagesschau-Podcast: Taiwan - Sonnenblumen gegen China

tagesschau tagesschau 5/8/23 - Episode Page - 28m - PDF Transcript

Das ist Xi Jinping, Chinas Staatschef auf dem Kongress der kommunistischen Partei im letzten Jahr.

Da behauptet er, China strebe die friedliche Wiedervereinigung mit Taiwan an, so seine Worte,

aber den Einsatz von Gewalt, den schließt er trotzdem nicht aus.

Chinese Kriegsschiffe sind zuletzt rund um die Insel Taiwan unterwegs.

Diese Bedrohung, die wir auch regelmäßig als Meldung in der Tagesschau sehen,

die sorgt international immer wieder für Sorge und Angst vor einem offenen Krieg.

Und in Taiwan bereiten sich Menschen auf den Ernstfall vor.

Laura Beck ist freier Reporterin beim Bayerischen Rundfunk.

Sie hat viele Wochen in der Hauptstadt Taipei recherchiert,

wie sich die junge Generation in Taiwan selbst sieht und wie sie auf China schaut.

Was Sonnenblumen damit zu tun haben und warum jüngere Taiwaner das Verhältnis zu China

ganz anders sehen als noch ihre Eltern und Großeltern, das erfahrt ihr heute bei 11 km.

Ein Thema in aller Tiefe. Immer in der AID-Audiothek.

Ich bin Victoria Michalsack und heute ist Montag, der 8. Mai.

Herzlich willkommen, Laura. Hi.

Injured is still bleeding.

Wir starten diese Geschichte in der Hauptstadt Taiwan.

Was wir hier hören, wo warst du da?

Das war ein Raum im 9. Stock eines Hochhauses in Taipei's Innenstadt.

Der Boden war ausgelegt mit Plastikfolie.

Auf dieser Plastikfolie lagen Menschen, die Wunden hatten an den Weinen oder Armen,

die riesig waren und sehr, sehr echt aussahen.

Und die haben sich gewunden und geschrien und nach Hilfe geschrien und das sie bluten.

Das richtig Aufwand dahinter, also da sind Maskenbildner, Bühnenbildner,

die schminken die Leute sehr, sehr realistisch, die sehen dann eben aus,

als wären sie verletzt von Trümmerteilen, von Herabstürzenden oder irgendwas

und haben klaffende Wunden und schreien und winden sich.

Und die Trainer, das sind ausgebildete Feuerwehrleute oder Sanitäter,

sprühen Kunstblut und zwar so lange bis die Freiwilligen, die in dem Kurs gelernt haben,

wie man Blutung stoppt, die Blutung wirklich erfolgreich gestoppt haben.

Und der hat das sehr realistisch gemacht, dass man sehr, sehr schnell sein muss,

weil die Leute sehr, sehr schnell sehr viel Blut verlieren.

Das heißt, es war ein großes, ziemliches Geschrei, ziemlich viel Hektik,

aber gleichzeitig irgendwie auch eine entspannte Stimmung,

weil es ja nur ein Spiel war in dem Moment.

Also die Leute bereiten sich auf eine ernste Situation vor,

aber natürlich wissen in dem Moment alle, dass es gerade noch nicht ernst ist.

Ich habe meine Hand nicht in eine reale Wunde gestoppt,

also wir befinden uns hier in einem ersten Hilfekurs

in ganz besonders realistischer Form.

Wen hören wir hier, wer ist das?

Das war Aurora, oder Aurora, die habe ich in einem politischen Veranstaltungskaffee kennengelernt

und die hatte gemeint, dass sie schon ganz, ganz lange bei solchen ersten Hilfekursen mal mitmachen möchte.

Viele Lehrerfreunde machen das gerade, aber die sind sofort ausgebucht,

wenn die online gehen, dann sind die innerhalb von Sekunden,

sind alle Plätze weg und sie hat seit Monaten nicht geschafft,

einen Platz zu ergattern in einem dieser Kurse.

Und deswegen habe ich dann gesagt, dann komm doch mit mir mit,

du bist meine Übersetzerin für den Tag und dann kannst du dir das mal anschauen.

Und ich hatte dann jemanden, der mir mit dem chinesischen hilft.

Das war ganz cool.

Und warum wollte sie unbedingt einen Platz in so einem ersten Hilfekurs?

Dass es einfach wirklich, seitdem der Ukrainekrieg angefangen hat,

ist den Taiwanern bewusst geworden, dass ein Krieg in ihrem Land eventuell eine Möglichkeit ist,

die ist irgendwie näher gerückt und die ist als Option realistischer geworden

und dann auch zu sehen, was in der Ukraine passiert,

hat bei den Taiwanern so ein Bedürfnis ausgelöst, sich jetzt da besser darauf vorzubereiten,

um im Fall des Falles reagieren zu können, um zu wissen, was tu ich eigentlich,

wenn jemand verletzt ist, wie halte ich den am Leben, bis die Hilfe da ist

oder was kann ich als Zivilist wissen, um dann helfen zu können.

Und im Fall des Falles hieß es, dass China-Taiwanen angreift.

Das chinesische Militär hat ein dreitägiges Manöver vor der Küste Taiwanes begonnen.

Es handele sich um eine Übung zur Kampfvorbereitung.

Eine erneute Machtdemonstration Chinas, dass die Insel für sich beansprucht

und mit scharfer Munitionen feuern chinesische Kriegsschiffe

in der Mehrenge zwischen China und Taiwan.

In der Luft chinesische Kampfjets auch sie fliegen teilweise bis in die Taiwanesische Luftverteidigungszone.

Die Truppen stünden bereit, je wie des Streben Taiwanes nach Unabhängigkeit zu verhindern.

Konflikte dürfen nur friedlich gelöst werden.

Die Spannungen nehmen seit Monaten immer weiter zu.

Zuletzt noch mal mit einer Großübung vom chinesischen Militär vor Taiwan im April.

Laura, du warst im Januar und Februar in Taiwan.

Wie hast du es denn Anfang des Jahres vor Ort erlebt, also vor den letzten Anspannungen?

Also, als ich ankam, war das erste Gefühl absolute Überforderung.

Ich habe nichts verstanden und nichts lesen müssen.

Das ist alles auf chinesisch.

Und ja, das Leben ist total fröhlich dort.

Die Leute sind wahnsinnig freundlich.

Sobald du mal ganz kurz einmal stehenbleibst, um was zu gucken, fragt jemand, ob du Hilfe brauchst.

Manchmal wirklich haben die Leute so, hey, welcome to Taiwan.

Das heißt, die freuen sich dann total, dass man sich interessiert für ihr Land, dass man da ist.

Sie sind sehr, sehr, sehr offen und gastfreundliche Menschen.

Und ja, es ist eine richtig, richtig coole Stadt.

Aber das heißt, von dieser akuten Bedrohung und dieser Vorbereitung,

die du im ersten Hilfekurs erlebt hast, merkt man da gar nichts, oder?

In den Straßen, so erstmal nicht.

Man merkt es dann so pöa pö, wenn man genauer hinguckt.

Ich bin dann an einem Buchladen vorbeigelaufen.

Da klebte dann riesig groß von innen an der Scheibe, this is my country, resist China.

Oder in einem Café war so ein kleiner Zettel an eine Wand gepinnt.

Da konnten Leute ihre Träume hinpinnen.

Und dann hatte eine aufgeschrieben.

Ich hoffe, dass die Ukraine, die russischen Investoren, besiegt Gott schütze Taiwan.

Das waren auch viele Ukraine-Flaggen zu sehen, um so Solidarität zu zeigen,

weil man ja in einer ähnlichen Situation ist, mit so einem großen

Nachbarn, der einen bedroht.

Und dann bin ich in ein politisches Café gegangen, das gegründet wurde

von Studenten der Sonnenblumenbewegung.

Und diese Studenten haben eben dieses Café, wo sie jetzt nach der Bewegung,

das war 2014, politische Diskussionen machen, Panel Talks,

Gastredner aus der ganzen Welt einladen, um über Demokratie zu sprechen

und wie sie die Demokratie in Taiwan erhalten, stärken, weiterführen.

Taiwan will ja auch eine neue, moderne Form von Demokratie entwickeln,

also eine digitale Demokratie, die noch mehr Mitsprache ermöglicht und so weiter.

Und was haben die Menschen, die da getroffen haben, erzählt über die aktuelle Lage?

Wie fühlen sie sich da jetzt in dieser Bedrohungslage?

Also ich glaube, das Erste ist, dass sie das ständig gefragt werden

und davon so ein bisschen genervt sind.

Aber für die Taiwaner ist die Bedrohung schon immer da gewesen in den letzten Jahrzehnten.

Ganz grundsätzlich leben sie einfach schon sehr lange damit.

Und die sind ja eher kämpferisch.

Die sehen das nicht ein, ihr Land da abzugeben oder keine Demokratie mehr zu sein

und dafür sind sie bereit auch zu kämpfen.

2014 gab es die Sonnenblumenbewegung.

Das war die zweite große Studentenbewegung in Taiwan.

Bei Zusammenstößen zwischen Studenten und Polizisten

sind in Taiwan mehr als 150 Menschen verletzt worden.

In der Nacht waren in Taipei die Proteste gegen ein Handelsabkommen mit China eskaliert.

Aussicher demonstranten öffnet das Abkommen die Wirtschaft des demokratischen Taiwan

zu weit für Unternehmen aus dem kommunistischen China.

Es gab schon einen Handelsabkommen und es gab einfach die weitreichendste Annäherung

zwischen den beiden Ländern seit 1949, weil die Regierung Angst hatte

wirtschaftlich isoliert zu werden auf der Welt und sich deswegen mehr

nach China hin angenähert hat.

Und die Studenten wussten, es geht jetzt darum, dass China gerade die Möglichkeit hat,

Taiwan quasi ohne Waffengewalt zu annektieren, indem man es wirtschaftlich komplett von sich abhängig macht.

Und dann haben sie beschlossen, in einem fast Kurzschlussmoment

wir besetzen das Parlament, weil nämlich zwei Tage später sollte das Dienstleistungsabkommen

mit China dort ratifiziert werden.

Das heißt dort sollte abgestimmt werden.

Und die haben gesagt, wenn wir da drin sind, können die Abgeordneten nicht kommen.

Und dann sind die einfach losgerannt.

Dann haben die Polizisten, die das Parlament bewacht haben, quasi überrannt

und haben sich in diesem Abgeordnetensaal verbarrikadiert, haben die Türen zugemacht,

haben die Meter hoch mit den Sesseln zugemacht, auf denen sonst die Abgeordneten sitzen

und haben dann gesagt, wir bleiben hier drinnen so lange, bis der Präsident mit uns spricht,

bis irgendwer mit uns spricht darüber, was in diesem Dienstleistungsabkommen drinsteht

beziehungsweise, dass nicht ratifiziert wird.

Der Anführer, oder der sich dann so ein bisschen herauskristallisiert hat,

als Anführer, war Lin Fei Fan, ein 25-jähriger Politikstudent an der National Taiwan University.

Die haben Lüftungssysteme dann irgendwann gebaut, in die Abgeordnetenkammer herein,

weil die hat keine Fenster, damit die dann ein Frischluftsystem hatten und solche Dinge.

Ach, damit die da länger drin bleiben können?

Genau.

Und diesen Lin Fei Fan, der Anführer dieser Proteste, den hast du ja jetzt wieder getroffen auf deiner Reise, ne?

Genau, aber ich wollte ihn unbedingt treffen, weil ich ihn so eine interessante Figur fand

und weil er halt dabei war, also er war im Zentrum der Bewegung der jungen Menschen, die gesagt haben,

wir sind nicht mehr eigentlich die Republik China, wir sind Taiwan, wir sind das demokratische Taiwan

und wir wollen ein souveränner Staat sein und wir wollen unsere eigenen Entscheidungen treffen.

Diese Systemfrage für uns ist beantwortet, wir wollen in Demokratie bleiben.

Und erst war unklar, wie viel Rückhalt sie haben in der Bevölkerung

und nach innerhalb kürzester Zeit hat sich um das Parlament ein riesiges Protestcamp gebildet,

zwar eine der größten politischen Bewegungen in Taiwan.

Die Leute haben dort übernachtet, die haben dort gezeltet, es gab Lesungen, es gab Bühnenperformen,

es gab Poetry Slams, es gab Demokratie-Workshops,

die Professoren von der Uni haben ihre Vorlesungen auf die Straße verlegt

und die Leute von Taipei haben die Studenten in der Abgeordnetenkammer mit Essen und Trinken versorgt.

Es gab dann so einen Versorgungskorridor, da haben die Leute dann das Essen reingebracht,

damit die da drin essen können.

Die Somnumbewegung dauerte relativ lange, die waren über drei Wochen im Parlament

und in der Mitte der Zeit ungefähr gab es eine riesige Demonstration,

wo so viele Leute auf den Straßen waren wie schon lange nicht mehr.

Und für diese Großdemonstration hatte dann ein Blumenhändler aus Taipei den demonstranten Sonnenblumen gegeben

und das wurde dann die Sonnenblumenbewegung.

Und die Regierung konnte sich dem dann einfach nicht mehr verschließen.

Also die haben dann dieses Dienstleistungsabkommen nie ratifiziert,

das heißt es ist nie in Kraft getreten.

Und die Studenten sind dann aus dem Parlament wieder ausgezogen,

als sie das sozusagen geschafft haben und haben das gesamte Parlament geputzt, aufgeräumt,

alles was kaputt gegangen ist repariert und Sachen, die sie nicht mehr reparieren konnten, ersetzt.

Also hätte man jetzt nicht gedacht, man geht da rein, man demonstriert und besetzt das Parlament

und dann hinterher räumen die auf und putzen damit auch alles ordentlich hinterlassen ist?

Genau, aber das ist so ganz typisch Taiwan.

Also es gibt in Taiwan keinen Vandalismus, es gibt zum Beispiel keinen Graffiti auf der Straße,

es gibt auch keinen Müll auf der Straße.

Es ist alles superordentlich und die Leute sind sehr, sehr, sehr höflich

und auch wenn du protestierst, bist du sehr höflich dabei.

Limpfer Pfann hat zu mir gesagt, wir wollen ja, dass die Leute uns zuhören

und die Leute hören uns nicht zu, wenn wir uns daneben benehmen, in Anfangsstrichen,

sondern die Leute hören uns nur zu, wenn sie das Gefühl haben,

wir haben eine gewisse Souveränität, um zu sprechen und dafür müssen wir höflich sein,

sonst nehmen uns die älteren, vor allem die älteren, Taiwaner nicht ernst.

Also es ist ganz interessant, dass es einen großen Unterschied in der Wahrnehmung, glaube ich,

des Landes gibt zwischen der jüngeren Generation, sage ich mal, alle, die so U-30 sind

und der Generation darüber.

Für die Jungen geht es ja um ihre Zukunft, für die Jungen geht es ja darum,

in was für einem Land und in was für einem System werden sie in Zukunft leben,

arbeiten, ihre Familien haben und so weiter und so fort.

Das Zweite ist aber, dass für die Jungen Taiwan ein ganz anderes Land heute ist,

als es noch vielleicht für ihre Eltern und vor allem für ihre Großeltern war,

weil die jungen Taiwanesen haben einfach ein selbstbewusstes,

gefühlene selbstbewusste Einstellung zu ihrem demokratischen Taiwan.

Die Jungen haben dafür ja gekämpft, also im Endeffekt haben die sich das selber erkämpft.

Hm, selber erkämpft, sagst du, aber China und die kommunistische Partei sehen Taiwan ja ganz einfach

nur als abtrünnige Provinz, die zum Festland China dazugehören soll.

Und das notfalls auch mit militärischem Einsatz.

Wie schauen denn Menschen aus dieser jungen Generation auf diese ständige Bedrohung aus Peking?

Mit wem hast du da gesprochen?

Ja, Kevin habe ich in diesem politischen Café getroffen

und Kevin ist in Hinschuh aufgewachsen.

Das ist so 80 Kilometer südwestlich von Taipei.

Und Kevin meinte eben, dass für die Taiwaner es ziemlich schmerzhaft ist,

dass sie seit eigentlich jeher nicht das Gefühl hatten,

selber über ihr Schicksal entscheiden zu dürfen.

Auch jetzt ist es ja so gefühlt, sind sie der Spielball zwischen den USA und China

und keiner redet mit den Taiwanern, was sie eigentlich wollen.

Sondern alle reden mit den USA oder mit China.

Es geht immer um irgendwelche anderen Großmächte, die über das Schicksal von Taiwan pohkern, schon immer.

Und er hat mir erzählt, er war letztes Jahr bei seiner Familie und eine Verwandte,

ich weiß nicht genau, ob es seine Großmutter war oder eine Großtante,

also eine Schwester seiner Großmutter, hat erzählt.

Im Zweiten Weltkrieg war sie acht Jahre alt oder neun Jahre alt

und sie ist mit ihren Freundinnen immer in die Hügel gegangen

und hat die Flugzeuge beobachtet, die Kampfjets im Zweiten Weltkrieg.

Die Amerikaner haben riesige Luftschlachten geforchten über der Insel Taiwan gegen die Japaner.

Und das gab zum Beispiel das Formosa Battle,

eine Luftschlacht mit über 300 Flugzeugen, die über der Insel Taiwan gegeneinander gekämpft haben.

Und die Lagen in den Hügeln haben sich das angeschaut,

dieses Spektakel, die Flugzeuge haben sich abgeschossen, sind explodiert,

sind in Felswände geflogen, also es muss total,

das ist so ein

Geflogen, also es muss total, kann man sich gar nicht vorstellen, sich so was anzugucken.

Und seine Verwandte hat zu ihm gesagt, für uns war das wie Feuerwerk angucken,

weil wir immer da lagen und dachten, niemand von denen gehört zu uns,

wir sind überhaupt nicht gemeint, nichts für uns steht auf dem Spiel,

wir sind einfach nur die, die sterben, aber das ist nicht unser Krieg.

Also so total unbeteiligt einfach.

Es waren immer andere, damals war Taiwan ja eine japanische Kolonie

und dann haben halt die Japaner gegen die Amerikaner gekämpft,

aber quasi über Taiwan mit auch taiwanischen Soldaten,

die quasi in der japanischen Armee dienen mussten

und die dann da für eine Großmacht gestorben sind,

in dem Fall Japan, denen sie auch nichts gemein hatten.

Es ging aber nie um die japanischen Soldaten,

und jetzt zum ersten Mal in der Geschichte geht es halt vielleicht mal wirklich um Taiwan.

Okay, an der Stelle ist vielleicht ganz gut,

wenn wir mal so einen kurzen historischen Abriss machen.

Also Japan kämpft im Zweiten Weltkrieg gegen die USA.

Und dann 1945 nach den Atombombenabwürfen der USA

und Japans Kapitulation hatte Chiang Kai-chek,

der die Republik China auf dem Festland geführt hat,

mit den Briten und den Amerikanern ausgehandelt.

Wenn Japan kapituliert, kommt Taiwan zurück zu China.

Taiwan wird also chinesisch unter diesem General Chiang Kai-chek.

Er war aber selber in einem Bürgerkrieg zu der Zeit,

nämlich mit den Kommunisten unter Mao Zedtung.

Und dieser Bürgerkrieg, den hat er im Endeffekt nicht gewinnen können.

Er ist dann 1949, also vier Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg,

auf die Insel Taiwan geflohen,

mit zwei Millionen seiner Regierung, Administration und Anhängern der Republik China.

Chiang Kai-chek flieht aus dem Bürgerkrieg,

geht also vom Festland China weg, auf die Insel nach Taiwan.

Und dann hat Chiang Kai-chek die Republik China auf der Insel Taiwan

einfach weiter geführt,

während Mao Zedtung 1949 die Volksrepublik China

auf dem Festland ausgerufen hat.

Okay, Festland China wird durch Mao Zedtung kommunistisch.

Wir erinnern uns an den Geschichtsunterricht

und das ist jetzt die folgende Frage,

und Taiwan wird dann von diesem General weitergeführt.

Chiang Kai-chek selbstverständnis war immer, wir sind China.

Und irgendwann schlage ich die Kommunisten da auf dem Festland

und hol mir das Festland zurück.

Das wurde aber immer unrealistischer.

Je mehr Zeit vergangenes und so unrealistischer wurde,

ist, dass Chiang Kai-chek das Festland zurückerobert.

Und das ist der Fall,

dass wir in der Zeit,

wenn es so unrealistischer wurde,

ist, dass Chiang Kai-chek das Festland zurückerobert.

Und 1971, das auch noch mal ganz knapp erwähnt,

da geht der Sitz bei den Vereinten Nationen

dann auch an die Volksrepublik China.

Das heißt, die in Anführungszeichen Republik China

auf Taiwan verliert Weiteranbedeutung.

Und die USA waren damals die Einzigen,

die Taiwan noch stark protegiert haben.

Und eigentlich, die USA haben immer was gegen die Kommunisten gehabt

und wollten natürlich das Chiang Kai-chek,

der aber als Diktator auf Taiwan geherrscht hat,

dass der sozusagen gewinnt.

Und damals hatte Taiwan tatsächlich eben nicht wie Rückhalt,

weil es eine Diktatur war.

Aber seitdem hat sich Taiwan halt komplett verändert.

Seit den 90ern ist Taiwan eine Demokratie

mit einer ganz anderen Bevölkerung,

mit ganz anderen Menschen,

die ganz anders über die Welt denken.

Aber jetzt hängt immer noch ihre ganze Geschichte nach.

Welche Rolle spielt denn diese Geschichte noch,

die Geschichte von China und Taiwan für die jüngere Generation?

Also viele der Jüngeren, mit denen ich gesprochen habe,

haben mir erzählt, dass ihre Eltern schon noch

ein engeres Verhältnis zu der Republik China haben.

Also zu den chinesischen Wurzeln, die ja viele Taiwaner haben,

weil sie damals mit Chiang Kai-chek rübergegangen sind sozusagen.

Und die immer noch das chinesische sehr hervorheben

und auch daran glauben, die auch gelernt haben,

dass eine Staatsform am besten funktioniert,

wenn eine gute Führungsfigur das Volk sozusagen

in die richtige Richtung führt.

Und die Jugendlichen oder die jungen Leute,

mit denen ich gesprochen habe, die so in ihren 20ern sind,

die haben da ein ganz anderes Verständnis.

Zum einen, die Republik China ist denen nicht mehr so wichtig,

denen ist das Land Taiwan wichtig

und das demokratische Taiwan vor allem.

Und die sind eben sehr demokratisch aufgewachsen.

Das heißt, die glauben daran, dass das Volk die Macht hat

und dass aus dem Volk heraus gute Entscheidungen getroffen werden können

und dass nicht diese eine Führungsfigur braucht.

Also einige spüren schon noch die chinesischen Wurzeln,

die älteren noch eher politisch,

aber die Jüngeren, die fühlen sich nicht als politischer Teil China.

Es gibt so Umfragen, die meisten Taiwaner möchten einfach,

dass alles so bleibt wie es ist, also dass der Status quo so bleibt.

Die sagen, wir brauchen keine offizielle Anerkennung von anderen Ländern.

Wir sind ja quasi die Faktos schon ein souveräner Staat.

Wir wählen unseren Präsidenten oder unsere Präsidentin selbst.

Wir brauchen das nicht unbedingt.

Es gibt ein paar, die wünschen sich eine Unabhängigkeitserklärung,

aber das würde sofort ein Krieg mit China bedeuten

und nur ein Prozent wünscht sich die Zusammenführung von China und Taiwan.

Am Anfang der Folge haben wir ja Aurora kennengelernt beim ersten Hilfekurs.

Wie denkt ihr denn darüber, wenn sich schon so konkret vorbereitet?

Aurora sagt, Taiwan war nie Teil der kommunistischen Volksrepublik China.

Womit sie recht hat, die kommunistische Volksrepublik China,

also die unter der kommunistischen Partei,

hatte nie auch nur einen Tag über Taiwan geherrscht.

Und sie sagt, wir haben mit denen nichts zu tun,

wir haben mit diesem politischen System nichts zu tun,

wir haben mit deren Werten politisch gesehen nichts zu tun

und Taiwan ist ein eigenes Land und das ein anderes Land als China.

Insofern wünscht die sich, dass das einfach getrennt bleibt.

Ja, nun denke ich mir ja gut, das hat jetzt lange so geklappt,

allerdings es gibt plötzlich diese ganz konkreten Bedrohungen.

Es gibt eben diese Manöver.

Das steht ja jetzt nochmal ganz konkret im Raum,

dass es da eine militärische Auseinandersetzung geben könnte.

Wie schauen denn jetzt die jungen Leute vor allen Dingen,

die du da getroffen hast, auf diese ganz konkrete Provokation

und auf diese ja doch neue akute Bedrohungslage?

Ich habe niemanden getroffen, der so einen Plan B hat im Sinne von

ich verlasse dann das Land.

Da kommen wir dann zurück zu den ersten Hilfekursen.

Es gibt natürlich schon die verstärkte Sache,

dass Leute sich darauf vorbereiten, wo wäre meine Rolle?

Wo sehe ich mich in einer Zivilgesellschaft?

Viele schauen noch auf die Ukraine, sehen wie die Ukraine das machen

und sind davon sehr beeindruckt, dass die Ukraine sich so zu wehrsetzen

und eben nicht klein beigeben haben, sondern ihr Land verteidigen

und das auch schaffen.

Aber also das heißt, auf die Ukraine blicken die ganz stark

und nehmen das so ein bisschen als Vorbild vielleicht.

Also auf jeden Fall in dem Sinne, dass die Zivilbevölkerung

halt total wichtig ist, dass die dabei ist.

Und alle, mit denen ich gesprochen habe, haben gesagt,

ich werde halt tun, was ich tun kann, wenn es soweit ist.

Und ansonsten hoffen wir, dass es nicht soweit kommt.

Ich möchte eine Zukunft für mich selbst in Taiwan bauen.

Und ich denke, das ist das, was viele Taiwanese Leute wollen,

und in der worst-case-Szenario,

ich werde hier sein.

Das ist mein Land.

Das war unsere Episode über Taiwan und China,

hier bei FKM, der Tagesschau-Podcast.

Laura Beck hat für das Bayern 2-Radiofeature

aus Tape He in einer Reportage zusammengefasst.

Den Link dazu findet ihr auch in den Shownotes.

Folgenautor ist Marc Hoffmann.

Mitgearbeitet hat Sandro Schröder.

Produktion Ursula Kirstein, Gerhard Wichu,

Viktor Werisch, Eva Erhardt und Hannah Brünjes.

Redaktionsleitung Lena Gürtler und Fumiko Lipp.

FKM ist eine Produktion von BR24 und NDR Info.

Mein Name ist Victoria Michalsack.

Wir hören uns morgen wieder.

Tschüss.

Und wenn ihr jetzt noch mehr hören wollt,

noch mehr zum Verhältnis zwischen Taiwan und China

und wie China zur Weltmacht geworden ist,

das erfahrt ihr im AID-Podcast Welt macht China.

Da findet ihr noch eine Folge zu den Spannungen

zwischen Taiwan und China.

Die Folge verlinken wir euch in den Shownotes.

Hört gern mal rein, Welt macht China findet ihr

so wie uns in der AID-Audiothek

Hallo, ich bin Steffen Wurzel aus dem Team von

Welt macht China.

Das ist der China-Podcast der AID.

Wir sind ein Team aus aktuellen und früheren China-KorrespondentInnen,

China-Expertinnen und Experten.

Und wir versuchen zu erklären, was das, was in China passiert,

für uns in Europa bedeutet.

Also wir sprechen zum Beispiel über die Frage,

warum die USA und China eine Art Krieg um Hightech-Computer-Chips führen.

Was Chinas Führung gegen Taiwan hat,

welche macht chinesische Geldgeber auf Hollywood haben,

oder auch was eigentlich aus dem chinesischen Fußball-Traum geworden ist.

Welt macht China, gibt's in der AID-Audiothek

und überall, wo's Podcasts gibt.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Menschen in Taiwan leben in einer ständigen Drohkulisse. China droht seit Jahren militärisch und politisch damit, das Land notfalls auch mit Gewalt einzugliedern. Warum will dann eine Mehrheit in Taiwan den aktuellen Stand beibehalten, also weder eine Unabhängigkeit noch eine Vereinigung mit China? In dieser 11KM-Folge ist BR-Reporterin Laura Beck zu Gast und berichtet von einer jungen, selbstbewussten Generation in Taiwan. Die das Verhältnis zwischen Taiwan und China ganz anders sehen als noch ihre Eltern und Großeltern.



Die Reportage von Laura Beck beim BR2 Radiofeature:

https://www.ardaudiothek.de/episode/radiofeature/wie-taiwan-sich-auf-eine-invasion-durch-china-vorbereitet-die-angst-vorm-grossen-nachbarn/bayern-2/12610815/



An dieser Folge waren beteiligt:

Autor der Folge: Marc Hoffmann

Mitarbeit: Sandro Schroeder

Produktion: Ursula Kirstein, Victor Veress, Gerhard Wicho, Hanna Brünjes und Eva Erhard

Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler



11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Folge liegt beim NDR.



Unser Podcast-Tipp zum Weiterhören: “Welt.Macht.China”

https://www.ardaudiothek.de/episode/welt-macht-china/echte-kriegsgefahr-oder-propaganda-greift-china-taiwan-an-7/ard/10724505/