Echo der Zeit: Ständerats-Ersatzwahl im Kanton St.Gallen

Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 3/12/23 - 29m - PDF Transcript

Radio-SRF Echo der Zeit mit Rosche Brändlin.

Die Themen am 12. März, die St. Gala-Ständerätinnen-Wahl.

Vier Nationalrätinnen haben sich beworben.

Eine liegt nach dem ersten Wahlgang klar vorne, Esther Friedli von der SVB.

Der Fußballboykott am britischen Fernsehen.

Die BBC sperrt ihren Starmoderator, weil der die Regierung kritisiert hat.

Es folgt ein Kollaps der ganzen Fußballberichterstattung und eine politische Debatte darüber.

Dann die Schweizerische Neutralität.

Wir haben schon immer gewurzelt, vor allem im Krieg.

Aber selbst das Durchwurzeln wird heute schwieriger.

Wann ist ausgewurstelt und ist die neutrale Schweiz aus der Zeit gefallen?

Fragen an den Staatswissenschaftler im Echo-Gespräch.

Und die Welchen im Weltraum.

In der Homondie gibt es eine besondere Affinität für den kosmischen Raum.

Wir suchen nach den Gründen.

Im Echo der Zeit.

Der Kanton sagt Gala hat heute gewählt, es geht um einen Sitz im Ständerat,

der durch den Rücktritt von SP-Politiker Paul Rechsteiner freigeworden war.

Vier Nationalrätinnen wollen Ständerätin werden, verteilt über das ganze politische Spektrum.

Esther Friedli von der SVP, Susan Winzenz Staufacher von der FDP,

Barbara Gisi von der SP und Franziska Rieser von den Grünen.

Gewonnen hat klar Esther Friedli.

Sie holte 44% der Stimmen.

Die drei weiteren Kandidatinnen liegen weit zurück.

Es kommt zu einem zweiten Wahlgang.

Friedli hat die Erwartungen erfüllt, wie mir Ostschweiz-Korrespondent

Inselina Etter im Gespräch erklärt.

Die Resultate von heute dementsprechend ziemlich genau der Prognose von Vorderwahl,

dass Esther Friedli gut 40% der Stimmen erhält

und sich die restlichen drei ja eben über den Rest hermachen

und den einigermaßen gleich aufteilen.

Ganz konkret sehen die Resultate heute so aus.

Esther Friedli holte 44% mit großem Abstand.

Zweitplatzierte Susan Winzenz Staufacher von der FDP mit 21%

und SP-Kandidatin Barbara Gisi und die Grüne Franziska Rieser holen je gut 17%.

Also die Prognosen, die haben sich da in diesem Punkt bewahrheitet.

Es zeigt sich, die SVP-Kandidatin hat Stimmen weit über ihre Parteigrenze hinausholen können.

So erhielt sie zum Beispiel schon im Wahlkampf

Unterstützung von Bauern, Verbandspräsidenten und Mitte-Nationalrat Markus Ritter.

Das dürfte sich ja eine große Rolle gespielt haben.

Es zeigte sich auch, dass sie heute auch in den linksgrünen Städten

zum Teil mehr Stimmen holte als ihre Konkurrentinnen

und das hat sie offenbar selbst erstaunt.

Es macht mich schon fast ein wenig sprachlos, aber es freut mich natürlich,

dass es mir gelungen ist, auch im städtischen Umfeld Stimmen zu holen.

Ich glaube, ich mache eine lösungs- und sachorientierte Politik

mit einem klar bürgerlichen Kompass.

Das war überzeugt, dass das auch viele Wählerinnen und Wähler

im städtischen Umfeld überzeugt hat.

Esther Friedli von der SVP freut sich also, wie ein gutes Resultat

hat in den Städten offenbar auch gute Punkte können.

Nun geht es in den zweiten Wahlgang und da trifft

Esther Friedli auf Barbara Gisim und der SVP.

Sie hat klar gesagt, sie will in den zweiten Wahlgang gehen.

Die Grüne Franziska Rieser zieht sich im zweiten Wahlgang zurück.

Viel spannender ist aber noch die Frage, was mit der FDP passiert,

weil da hat sich die Kandidatin noch nicht klar geäußert,

wie sie sich verhält. Weiss man da schon mehr?

Das ist tatsächlich die entscheidende Frage, was die FDP macht.

Also vereinfacht gesagt, wenn drei Kandidatinnen

im Rennen bleiben für den zweiten Wahlgang,

dann wird das Bild wahrscheinlich dort dann gleich sein wie heute.

Die SVP kann mit ihrem Vorsprung davonziehen

und die anderen beiden würden sich gegenseitig die Stimmen wieder abgraben

und hätten keine Chance, die SVP einzuholen.

So rein mathematisch gesehen, müsste es also ein Duell geben.

Das wäre das einzige, was Esther Friedli noch gefährlich werden könnte.

Dazu müsste aber die FDP, also wohlgemerkt mit dem

zweitbesten Resultat heute einen Rückzieher machen.

Ob das wirklich der Fall sein wird,

das wird sich in den nächsten Tagen zeigen.

FDP-Kandidatin Susanne Winsens Staufacher

will sich noch einige Tage Zeit lassen.

Hinter den Kulissen hört man von der FDP, dass man nicht sehr erfreut ist,

dass die SVP schon vorgeprescht ist,

ihre Kandidatur für den zweiten Wahlgang schon heute bekannt gegeben hat.

Es dürfte also spannend bleiben, was die FDP entscheidet.

Mal angenommen, die FDP würde sich wirklich zurückziehen

und es kommt zu einem Duell zwischen SP und SVP, Barbara Gisi gegen Esther Friedli.

Da müsste ja diese Barbara Gisi noch ziemlich aufholen,

weil sie hat ja lediglich 17% der Stimmen gemacht,

Esther Friedli 44%.

Und auch wenn man die grünen Stimmen noch dazu nimmt,

dann ist Barbara Gisi erst bei 35%.

Es braucht also Stimmen aus den bürgerlichen Lager.

Kann es Barbara Gisi gelingen, Stimmen in bürgerlichen Lager zu holen?

Barbara Gisi zeigt sich heute nach der Wahl sehr überzeugt

und kämpfer ist, dass sie im zweiten Wahlgang eine Chance hat.

Wir hatten einen fairen Wahlkampf miteinander

und zusammen haben wir 35% Stimmenkoldt heute.

Und ich glaube, das zeigt links-grün.

Sozial-ökologisch hat ein gutes Potenzial

und das wollen wir natürlich im zweiten Wahlgang ausschöpfen.

Barbara Gisi ist also zuversichtlich auf den zweiten Wahlgang.

Es dürfte aber sicher schwierig werden,

für sie Stimmen in bürgerlichen Lager zu holen.

Die politische Distanz von der FDP zu SP ist doch sehr groß.

Und die Stimmen der FDP dürften also höchstwahrscheinlich

eher zu Esther Friedli wandern als zu Barbara Gisi.

Dazu kommt eben, dass Esther Friedli nicht so stark polarisiert,

obwohl sie stark auf Parteilinie ist, sie gilt als beliebt

und deshalb wohl auch wählbar für FDP-Wählerinnen und Wähler.

Und die FDP-Wählerinnen und Wähler haben wohl auch nicht

so einen starken Grund, mit allen Mitteln die SVP verhindern zu wollen.

Schließlich ist da der zweite Ständerat von St. Gallen

ein Mitte-Ständerat benedikt wird, ein Mitte-Politiker.

Und damit wären die Mitte-Wählerinnen und Wähler

und sicher auch einen Teil der FDP zufrieden

mit einem bürgerlichen Ticket.

Gewählt wird noch einmal am 30. April dann der zweite Wahlgang in St. Gallen.

Das war unsere Ostschweiz-Kuris-Mondentin Silina Etter mit der Ausgangslage.

Nicht nur St. Gallen war heute an den Urnen

die kantonalen und kommunalen Abstimmungsresultate des Sonntags

zusammengefasst jetzt von Dominic Brandt und Monela Burgermeister.

Im Kanton Bern sagt das Stimmvolk ja zu zwei Verkehrsprojekten.

Knapp 57% der Stimmenden haben einen Paket von Straßenbauprojekten

im Emental zugestimmt.

Bei der Umfahrungsstraße von Ahrwangen beträgt der Jahrstimmenanteil 51,7%.

Ob diese Umfahrungsstraße aber wirklich gebaut wird,

ist noch unklar, eine Beschwerde gegen die Abstimmung ist noch hängig.

In den Kantonen Niedwalden und Obwalden

sind Initiativen für den Klimaschutz gescheitert.

Diese hatten verlangt, dass die beiden Kantone bis im Jahr 2040 klimaneutral werden.

In Niedwalden wurde allerdings der Gegenvorschlag angenommen

mit 61% Jahrstimmen.

Damit wird in der Kantonsverfassung festgehalten,

dass der Kanton klimaneutral werden soll.

Jedoch ohne fixe Angabe bis wann das Ziel erreicht sein soll.

Im Kanton Baselstadt muss die Bevölkerung künftig weniger Steuern zahlen.

Das Stimmvolk hat deutlich ja gesagt zu einer Steuersenkungsvorlage

in der Höhe von 88 Millionen Franken.

Damit sollen einerseits Familien entlastet werden,

aber auch die Einkommens- und Vermögenssteuern generell werden gesenkt.

In den Kanton Soloturn.

Dieser wird Gemeindefusionen künftig stärker finanziell unterstützen.

Das Stimmvolk hat die Vorlage dazu angenommen.

Ja gesagt hat es auch zu weiteren 8 Millionen Franken

Corona-Entschädigung für Spitäler.

Wer im Kanton Schaffhausen seine Kinder zu Hause unterrichten will,

braucht dafür neu eine Ausbildung als Lehrerin oder Lehrer.

Die neuen Regeln für Homeschooling wurden mit 60% Jahrstimmenanteil angenommen.

Die Fachhochschule Graubünden bekommt in Kur ein neues Hochschulzentrum

für 178 Millionen Franken.

Die entsprechende Vorlage ist deutlich angenommen worden.

Aktuell ist die Hochschule Graubünden auf 5 Standorte und 9 Gebäude verteilt.

In Altdorf wird das für seine Tellspiele berühmte Theater Uri renoviert.

Kostenpunkt 8 Millionen Franken.

Sowohl die Stimmbevölkerung im Kanton Uri als auch die der Gemeinde Altdorf

hat entsprechenden Krediten zugestimmt.

Im Kanton Abendsel Außerroden sitzt künftig wieder eine Frau in der Regierung.

Kathrin Alder von der FDP ersetzt ihren Parteikollegen Paul Siegner.

Es gab keine Gegenkandidatur.

Die vier bisherigen Regierungsräte, die erneut angetreten sind,

sind im Amt bestätigt worden.

Damit zu ausgewählten Abstimmungen auf kommunaler Ebene.

Wohnungen in Luzern dürfen nur noch an maximal 90 Tagen im Jahr

über Plattformen wie Airbnb vermietet werden.

64% der Stimmenden sagten ja zu einer entsprechenden Initiative der SP.

Damit solle wieder mehr Wohnraum für die ortsansässige Bevölkerung

zur Verfügung stehen.

Nein, gesagt hat das Stadtluzernerstimmvolk zum Gegenvorschlag der Regierung,

der die Zahl an Ferienwohnungen beschränken wollte.

In der Stadt Genf wird es im öffentlichen Raum auch weiterhin

kommerzielle Plakatwerbung geben.

Eine Initiative, die ein Verbot fordert,

ist mit knapp 52% nein stimmen, abgelehnt worden.

Und im Kanton Aargau fusionieren die Stadt Baden

und die Benachbarte Gemeinde Turgi.

Die Stimmberechtigten haben in beiden Orten ja gesagt zum Zusammenschluss.

Baden wird damit neu zur größten Stadt im Kanton Aargau.

Weiter mit Ski Alpine und Marco Odomatt.

Den Gesamtweltkapatt hat er gewonnen,

Disziplinenwertung im Super Ski auch,

und heute sichert sich der Schweizer Ski-Star

nun auch noch die kleine Kristallkugel

für den besten Riesenslalom-Fahrer der Saison

aus der Sportredaktion Lionel Mattmiller.

Marco Odomatt konnte den Riesenslalom in Kranz-Gagora

vor Henrik Christoffersen aus Norwegen

und dem Franzosen Alexi Bernt-Tiro gewinnen.

Es war bereits der sechste Sässersieg in dieser Disziplin.

Diese Konstanz macht ihn dann auch stolz, sagte Marco Odomatt.

Einige haben 10 Hundertstelle gefehlt,

einige haben 2-3 Hundertstelle gewonnen.

Das ist schon sehr cool und die Konstanz.

Jedem Rennen auf jedem Hang, bei jedem Bedingungen.

Danke um das Superteam hinter mir.

Ich kann eigentlich um jeden Sieg mitfahren.

Das ist das Wichtigste.

Insgesamt feierte Marco Odomatt in dieser Saison 11 Weltsköpfsiege.

Im Schweizer Fußball spielt er heute nachmittags

mit Tag Serviette gegen Luzern.

Luzern konnte dank eines 1-0-Auswärtssiegs

den Anschluss an das zweitplatzierte Serviette wahren

und hat noch zwei Punkte Rückstand.

Das vom Sport noch kurz zum Wetter, Manuela Wolgemeister.

In der Nacht ist es oft bewölkt, aber kaum nass.

Morgen hat es im Osten noch einige Wolkenfelder.

Sonst wird es tagsüber ziemlich sonnig

und sie ermilzt mit 18 bis 22 Grad.

Dazu frischt mäßiger bis stärker Südwestwind auf.

Im Süden ziehen tagsüber immer mehr Wolken auf bei maximal 15 Grad.

Wir sind am Echo der Zeit, am Sonntag und so geht es weiter.

Die BBC in der Krise.

Eigentlich eine betriebsinterne Krise in der Sportredaktion,

die jetzt aber immer politischer wird im ganzen Land.

Dann die Schweizerische Neutralität in Kriegszeiten.

Eigentlich müsste sie sich jetzt bewähren,

doch sie wird zunehmend in Frage gestellt.

Das Gespräch mit dem Staatswissenschaftler.

Und die Rommondies und deren Beziehungen ins All.

Claude Nicolier ist nur ein möglicher Grund,

weshalb in der Westschweiz viel für Raumfahrt produziert wird.

Fußballberichterstattung ohne Kommentar,

ohne Expertin und ohne Spielerinterviews.

Fußball pur sozusagen.

Das gab es an diesem Wochenende beim britischen Fernsehsender BBC.

Es ist gewissermaßen ein Blackout der gesamten Fußballberichterstattung.

Die Vorgeschichte dazu.

Star-Moderator Gary Lenecker hat sich kritisch zum neuen Migrationsgesetz

der britischen Regierung geäußert.

Die BBC entschied darauf,

ihn als Moderator zumindest vorläufig vom Sender zu nehmen.

Zahlreiche BBC-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

solidarisierten sich mit Lenecker

und boykottierten darauf die Berichterstattung.

Mit den provokativen Äußerungen der Fußball-Legende Gary Lenecker

könnte ausgerechnet der Fußball die BBC einmal mehr

zum Spielball der Politik werden lassen.

Aus London, Patrick Wilson.

Von der weltberühmten Fußballsendung Match of the Day

blieb am Ende nur noch das Signet übrig.

Die meisten Kolleginnen und Kollegen solidarisierten sich mit Gary Lenecker

und verweigerten am Samstag schlicht ein Dienst.

Erstmals in der Geschichte der Kultsendung

mussten die Spielzusammenfassungen aus den Stadien

ohne jegliche Kommentare ausgestrahlt werden.

Der Kollaps der Fußballberichterstattung der BBC ist einzigartig.

Am Abend musste sich BBC-Direktor Tim Davy

auf allen Kanälen wortreich entschuldigen.

Man arbeitet daran, das Problem zu lösen,

doch seine Aufgabe sei es ebenso,

die Unparteiligkeit der BBC zu garantieren.

Indem Lenecker die Tonalität des neuen Migrationsgesetzes

der britischen Regierung mit dem Sprachduktus der Nazis

verglichen habe, sei die Linie klar übertreten worden.

Die Suspendierung des ehemaligen Captains

der englischen Nationalmannschaft sei deshalb unvermeidlich gewesen.

Seither füllt der Fall die Frankzeiten,

wobei der Fußballer auf den Bildern deutlich entspannt raus sieht,

als der BBC-Direktor.

Denn egal was dieser entscheidet,

Davy wird in jedem Fall im Regen stehen.

Linke Kreise sehen in Lenecker einen Märtyrer für die Redefreiheit

und danken ihm für seinen Mut,

seine prominente Stimme für die Geschundenen zu erheben.

Für konservative Politiker dagegen ist es eine Entgleisung,

die einmal mehr illustriert, wie tendenziell die BBC sei.

Für Lenecker-Salär von jährlich gut 1,5 Millionen Franken

müssten die britischen Gebührenzahlerinnen und Zahler hart arbeiten.

Nicht alle von ihnen würden linikerspolitische Meinung teilen, argumentieren sie.

Konservative Parlamentarien verlangen vom Aufsichtsrat der BBC nun eine Untersuchung.

Doch ausgerechnet dessen Vorsitzender Richard Sharp

strapaziert die Unabhängigkeit der BBC selber gerade ziemlich arg.

Unmittelbar vor seiner Wahl in sein Amt

hat er dem damaligen Premierminister Boris Johnson

ein privates Darlehen von rund 1 Million Franken vermittelt.

Notabene jenen Mann, der am Ende seine Beförderung unterzeichnet hat.

Ob dabei Richtlinien oder nur der Anstand verletzt wurde, wird immer noch untersucht.

Unabhängig vom Ergebnis stellen sie aber bereits heute viele die Frage,

weshalb für den obersten Chef nicht die gleichen Regeln gelten, wie für den Fußballmoderator.

Ihr macht Krieg, wir machen nicht mit.

Das ist die Haltung eines neutralen Staates nach Hager-Konvention.

Keine Waffendieferungen, keine Truppen und auch keine finanzielle Hilfe für Kriegsführende Staaten.

Nun diskutiert die Schweiz aber als neutrales Land gerade intensiv darüber,

ob die Schweiz den anderen Staaten Hand bieten soll,

wenn diese ihrerseits die Ukraine im Krieg gegen Russland unterstützen wollen.

Eine Diskussion über indirekte Waffenhilfe.

Irgendwie gibt es in der Schweiz als Bedürfnis, im Ukraine Krieg mehr zu tun,

als bloß die Waffengewalt zu verurteilen, mit Worten oder die guten Dienste der Vermittlung anzubieten.

Darüber habe ich mit dem Schweizer Staatswissenschaftler Christoph Frey von der Universität St. Gallen gesprochen.

Warum ist es für die Schweiz im Fall des Ukraine Krieges schwieriger zu sagen,

wir machen nicht mit im Krieg?

Wir haben schon immer gewurzelt, vor allem im Krieg, aber selbst das Durchwurzeln wird heute schwieriger.

Warum? Weil wir deutlich stärker miteinander verflachten sind.

Wirtschaftlich, technologisch, sozialkulturell.

Wir sind zusammengewachsen, ob uns das passt oder nicht.

Das ist das eine, das andere ist, dass wir völkerrechtlich an einem völlig anderen Ort sind, also noch vor 60, 70 Jahren.

Und von daher ist das mit der Enthaltung, auf die wir uns so lange festgelegt haben, das wird schwieriger.

International zusammengewachsen und völkerrechtlich an einem komplett anderen Ort als früher, sagen sie.

Und doch die Hagerkonventionen sind die gleichen geblieben, die völkerrechtlichen Verträge,

die definieren, was ein neutraler Staat ist und was ein neutraler Staat zu befolgen hat.

Kann man denn wirklich sagen, die Neutralität ist ein veraltetes Konzept?

Die Hagerkonventionen gelten nach wie vor.

Nur weil völkerrecht alt ist, bedeutet es nicht, dass das völkerrecht nicht mehr seine Geltung bewahrt.

Andererseits hat sich das moderne völkerrecht weiterentwickelt.

Es hat die Hagerkonventionen diesen komplexen Neutralitätsrechts zwar nie formal ausgeschieden,

aber es hat ihn eben deutlich hinter sich gelassen. Wichtigstes Beispiel.

Damals hatte jeder souveräne Staat das Recht auf Krieg.

Seit dem Zweiten Weltkrieg, spätestens seit dem Zweiten Weltkrieg,

und der Unochharter haben souveräne Staaten kein Recht mehr, Krieg zu führen.

Wie könnte denn Neutralität nach einem modernen völkerrechtlichen Konzept aussehen?

Gute Frage, schwierige Frage. Man spricht ja immer wieder vom sogenannten harten Kern

und meint damit meistens ein Restbestand an militärischer Neutralität.

Nur Gegenfrage, können wir auch militärisch neutral bleiben,

wenn wir in unserer Sicherheit seit Jahrzehnten abhängig sind von anderen,

die unsere Sicherheit produzieren und finanzieren.

Interessant ist aber, dass es kaum jemand in der Schweiz gibt,

der auch jetzt wieder in der Debatte laut fordern würde.

Die Neutralität gibt es nicht mehr, wir müssen uns von ihr verabschieden.

Irgendetwas muss das Label neutral der Schweiz herbringen, was ist das denn?

Das mag jetzt vielleicht komisch oder schräg tönen,

aber bitte nicht vergessen, dass gerade bei uns die Neutralität tiefenkulturell

oder auch identitär verankert ist.

Der Leistungsausweis, wie wir ihn wahrnehmen aus der Neutralität,

ist derart phänomenal historisch, dass wir uns schon aus vielen verständlichen Gründen

schwer damit tun, dieses Konzept zu verabschieden,

dass es heute aber überlebt ist oder sich überlebt hat, davon bin ich überzeugt.

Man hat ja wirklich das Gefühl, es ist eine Frage der Identität in der Schweiz,

des nationalen Selbstverständnisses, wie Sie es eben auch angetönt haben.

Warum ist das so, dass die Schweizer Nation so stark sich über die Neutralität definieren muss?

Sie sagen, warum muss sie sich über die Neutralität definieren?

Ich würde dem entgegenhalten, warum kommt sie dazu, sich über die Neutralität zu definieren

und die Antwort lautet, weil kein anderes Land dieser Welt so lange und so erfolgreich

das Konzept der Neutralität praktiziert hat.

Wir machen das seit 500 Jahren und sind bis zum Mitte des 20. Jahrhunderts gut damit gefahren.

Aber es gibt in Europa noch diverse Staaten, die sich alle auch als neutral bezeichnen,

gemäß Hager-Konventionen, Österreich, Irland, Malta.

Ist die Schweiz im Vergleich mit diesen Ländern wirklich das neutralste Land

mit dem ursprünglichsten Neutralitätsbegriff?

Die Schweiz ist sicherlich das dogmatischste Land.

Wir halten an einer Konzeption fest, die man ja auch pragmatisch anpassen könnte,

damit ein bisschen vom hohen Ross der immerwährenden Neutralität runterkommen.

Wir können ja immer noch neutral sein, aber warum nicht auch fallweise?

Warum nicht zum Beispiel von der dauernden Neutralität wechseln zur gewöhnlichen Neutralität von Fall zu Fall?

Was mir einfach auffällt, ist diese dogmatische Verhärtung nicht.

Es war immer so und muss darum so bleiben.

Heute kommen wir damit kaum mehr durch.

Sie unterscheiden zwischen dauernder und gewöhnlicher Neutralität

und gewöhnlich würde bedeuten, man entscheidet von Fall zu Fall, ob man neutral ist?

Korrekt, genau so.

Bei allem Respekt, wenn sich die Umstände, wenn sich das Umfeld verändert,

dürfen wir nicht länger von innen her aufgrund unserer eigenen Weltsicht

an etwas festhalten, was nicht mehr mit dem übereinstimmt, was außen vor sich geht.

Von Fall zu Fall entscheiden, ob man neutral ist oder nicht.

Ist das noch eine glaubwürdige Neutralität?

Jedenfalls glaubwürdiger als das dogmatische oder ideologische oder identitäre

Festhalten an einer dauernden Neutralität, die wir, wir sehen es heute,

nur schwerlich mehr durchziehen können.

In der Wahrnehmung vieler Menschen kommen wir damit nicht mehr durch.

Das Gespräch über die Schweizerische Neutralität mit dem St. Galler Staatswissenschaftler Christoph Frey.

Die Schweiz hat ja kein eigenes Weltraumprogramm, was aber nicht heißt,

dass die Schweiz im All nicht vertreten ist.

Diverse Schweizer Firmen produzieren Produkte, die im Weltall gebraucht werden.

Auffällig viele solche Firmen gibt es in der Chromodie,

wie West-Schweiz-Korrespondente Invaleri Wacker berichtet.

Neue Raketen lande Beine, das war der Grund für die Einladung des Wattländerunternehmens Almatec nach Bayern.

Und da liegt nun ein solches Landebein im Hangar des Flughafens, 6 Meter lang, eine Tonne schwer.

Das ist principalmente die Fibre der Karbonne, also die Tübe, und auch die Aluminium.

Carbon rühren Titan Aluminium.

Vier solche Beine gehören an eine Rakete.

Also nicht an irgendeine Rakete präzisiert Fabrice Rottmeier von Almatec.

Sie sind bestimmt...

... für Temis Lancer, also der erste europäische Lancer, reutilisabel.

So können die Beine, die sich für den Terrain verabschieden können...

... für die Temis-Rakete der ESA.

Die wiederverwendbare europäische Rakete, also die nach einer Mission wieder auf der Erde landen soll.

So wie dass die Amerikaner genauer Elon Musk mit SpaceX schon können.

Warum kommen diese technischen Wunderbeine denn ausgerechnet aus der West-Schweiz?

Eine Möglichkeit, das ist nicht unsere erste Astronaut in der Schweiz.

Es ist ein Swiss-Roman.

Er gibt auch Kurs an den PFL.

Vielleicht hat er die Leute mehr zu studieren.

Vielleicht liegt es daran, dass der erste Schweizer im All ein Roman war, Claude Nicollier.

Die Schweiz mag kein nationales Raumfahrt-Programm haben, keine eigene Star-Trampen.

Trotzdem rangiert sie bei den Zulieferern der europäischen Raumfahrt-Agentur an siebter Stelle.

Es sei Claude Nicollier, der das Verkörpere, finden viele hier.

Nur er selber winkt ab.

Aber das, die Roman, die im Raumfahrt-Fieber ist, steht er nicht in Abrede.

Ja, es bewegt sich gut, es bewegt sich überall.

Aber die Swiss-Roman ist sehr aktiv.

Es gibt keine Sorgen.

Ich denke, es ist viel Spass.

Es ist viel Spass.

Weltweit bewegt sich gerade viel in der Raumfahrt.

Die Swiss-Roman sei besonders aktiv.

Da bestimmten keine Zweifel.

Claude Nicollier kommt sofort auf Clear Space zu reden.

Eine Firma bei Lausanne, die gerade an einer Methode arbeitet, um Weltraumschrott einzusammeln.

Bis heute gibt Claude Nicollier Kurse an der EPFL, der einzigen Schweizer Hochschule,

an der man Raumfahrttechnik im Nebenfach studieren kann.

Aber bei der Entwicklung in der Romanie geht es nicht nur um Satelliten oder Raketen,

sagt Frédéric Dubois von der Wattländer-Wirtschaftsförderung Innovo.

Es geht auch um viel Programmierarbeit.

Satelliten, Bilder und Daten aus dem All sind nur nützlich, wenn sie verarbeitet werden.

Die gesamte Weltraumbranche haben unter dem Begriff New Space

eine neue Dynamik entwickelt.

Es sind wirklich neue Technologie, die vorhanden sind,

finanziell und privat in einem ersten Moment.

Und es gibt eine neue Dynamik.

Es gibt eine neue Dynamik.

Es gibt eine neue Dynamik.

Es gibt eine neue Dynamik.

Es gibt einen neuen Technologie, der auch in der Europäischen Union finanziert wird,

die finanziell und in der Europäischen Union finanziert wird.

Und dann später an Großabnehmer wie die ESA

oder das amerikanische Ponderant die NASA verkauft.

Das Weltall wird derzeit gerne mit dem wilden Westen verglichen.

Viel Platz, wenig Regeln, große Zukunftsversprechen.

wenig regeln, große Zukunftsversprechen.

Es ist zunehmend die Rede davon, dass die Weltraumbranche privatisiert wird.

Wobei die Kunden von Elon Musk ja letztlich auch staatlich sein, sagt Renato Crepon vom

Swiss Space Office, dem Bindeglied zwischen Bund und der europäischen Raumfahrtagentur

ESA.

In Europa ist die Raumfahrt eigentlich schon sehr lange kommerziell.

Was uns jetzt fehlt, ist, dass wir effizienter werden, schneller werden in Europa und dass

wir auch neue Marktnischen finden, die vielleicht noch nicht von den USA besetzt sind.

Solche Nischen könnten etwa Satelliten für Spanking mit Quantencomputern sein oder die

Entwicklung kommerzieller Raumstationen, auf denen man dann zum Beispiel Nahrung herstellen

kann, so dass die Menschen immer länger im All bleiben können.

Tönt nach Seins Fiction, nach Menschen, die nach den Sternen greifen.

Aber für Ohren in der Raumfahrtbranche tönt das eher wie Mittelfrist-Plan.

Raumfahrt in der Romondie von West-Schweiz-Korrespondentin Valerie Wacker.

Wir blicken noch schnell in die kommende Woche, da wird uns der Mangel an Wohnraum

in der Schweiz weiter beschäftigen.

Ein Vorschlag lautet ja, mehr bauen, alte Häuser abreißen und ersetzen mit solchen,

die mehr Wohnungen drin haben.

Das ist vielleicht eine Lösung, die mehr Wohnraum verspricht, die aber schlecht für

die Umwelt ist fürs Klima und dazu noch teuer.

Wir lassen eine Architektengruppe zu Wort kommen, die findet nicht abreißen, umbauen,

aufstocken, umnutzen.

Doch wir sehen dann unsere Städte aus.

Ein Gespräch über die Abriss-Schweiz.

Und am nächsten Mittwoch reist der Vizepräsident der EU-Kommission Marosz Szevciowicz in die

Schweiz.

Er wird in den Referat halten und aus dem Ministerium Gassis treffen.

Offiziell geht es dabei um eine Standortbestimmung zu der derzeit komplizierten Beziehung zwischen

der Schweiz und der EU.

Wir schauen uns auch diese Baustelle an, die europapolitische Baustelle.

Das dann aber eben nächste Woche, diese Woche beschließen wir, das war das Echo der Zeit

am Sonntag, dem 12.

März, mit Redaktionsschluss um 18.28 Uhr.

Verantwortlich war Lukas Schneider für die Nachrichtenjahre von Tobel am Mikrofon Roger

Brennli.

Das war ein Podcast von SRF.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Themen dieser Sendung:
(01:11) Ständerats-Ersatzwahl im Kanton St.Gallen
(12:25) BBC nach Lineker-Suspendierung in der Krise
(16:10) Wieso die Schweiz so sehr mit der Neutralität ringt
(22:54) Die Westschweiz greift nach den Sternen