11KM: der tagesschau-Podcast: §218: Die (unendliche) Geschichte eines Paragrafen

tagesschau tagesschau 10/19/23 - Episode Page - 29m - PDF Transcript

Es gibt ein Paragrafen im deutschen Recht, der spaltet unsere Gesellschaft und zwar schon seit über 100 Jahren.

Der Paragraf 218 im Strafgesetzbuch regelt in Deutschland Schwangerschaftsabbrüche und das schon seit der Kaiserzeit.

Wir tauchen heute gemeinsam mit Lucia Schmidt ein in die Geschichte des sogenannten Schmuddelparagrafen.

Der hat bis heute massiver Auswirkungen auf die medizinische Versorgung von Frauen in Deutschland.

Für ihre RBB-Doku-Serie Ungewolltschwanger in Deutschland, der Paragraf und ich, hat Lucia Ärztin begleitet, die bis heute dafür kämpfen,

dass Schwangerschaftsabbrüche in der medizinischen Ausbildung überhaupt gelehrt werden.

Und was die DDR und Papaias damit zu tun haben, das erzählen wir euch in dieser Folge von 11km der Tagesschau-Podcast.

Ein Thema in aller Tiefe. Mein Name ist Victoria Kobmann und heute ist Donnerstag, der 19. Oktober.

Kurzer Hinweis, wir starten diesen Podcast mit Tönen aus einem Schwangerschaftsabbruch.

Wollt oder könnt ihr das nicht hören, dann skip direkt auf Minute 3.

Hallo. Na, wie geht's Ihnen? Es geht gleich los, haben Sie noch irgendwelche Fragen?

Okay, jetzt ein bisschen aufgeregt. Ja, es ist gleich vorbei.

Ja, also wir haben uns lange überlegt, machen wir es oder machen wir es nicht.

Und dann haben wir gedacht, das müssen wir zeigen, wir müssen zeigen, worum es geht.

Und man sieht tatsächlich, dass es nicht so gut ist.

Ich habe zwei Kinder und die sind mein alles das Wichtigste, das Einzige.

Für mich stand nach dem zweiten Kindfest mehr nicht,

dann eben auch noch kurz danach, weil ich die Kinder in der medizinischen Ausbildung hatte.

Ich habe das Gefühl, dass es nicht so gut ist, dass es nicht so gut ist.

Ich habe das Gefühl, dass es nicht so gut ist, dass es nicht so gut ist.

Ich habe den zweiten Kindfest mehr nicht, dann eben auch noch kurz danach meine Mama verloren.

Und dann wusste ich, also mehr packe ich alleine nicht und will ich auch gar nicht.

Das muss man alles ganz alleine stemmen, ohne dass man auch den Kindern das vermitteln möchte.

Mama geht es gerade nicht gut und ich bräuchte eigentlich Hilfe, aber ich habe sie nicht.

Man sieht einfach quasi schräg von der Perspektive der Patientin her,

auf Alicia Bayer, auf diese Ärztin, die wir begleitet haben,

wie sie sehr konzentriert und sehr genau und gewissenhaft einen Abbruch vornimmt.

Also eine Aussaugung, also nicht die Ausschabung, das ist dann wichtig,

sondern einfach die Schwangerschaft wird abgesaugt.

Ja, so eine Aussaugung habe ich nachgelesen, die dauert ca. 15 Minuten.

Und diese 15 Minuten, die spalten unsere Gesellschaft bis heute.

Viele Ärztinnen und Ärzte bieten diesen medizinischen Eingriff nicht an.

Die Ärztin, die du da getroffen hast, Alicia Bayer, die schon.

Also ich finde, das gehört irgendwie zu meinem Beruf dazu

und ich finde es ganz schrecklich, dass so viele Ärztinnen das eben nicht machen

und wir da in Deutschland irgendwie auch die Patientin alleine lassen, finde ich.

Sie war damals Studentin an der Charité und über diverse Umstände

hat sie irgendwann mal mitgekriegt, dass das einer der häufigsten Eingriffe ist

in dem Leben eines Gynäkologen oder einer Gynäkologin,

aber in der Ausbildung eben kaum vorkommt.

Er betrifft so viele Frauen im Laufe ihres Lebens,

der gehört zu unserem Leben so stark dazu

und kommt aber in einem sechsjährigen Medizinstudium überhaupt nicht vor.

Seit 2019, also seit vier Jahren erst, wird an der Charité in Berlin

der Schwangerschaftsabbruch praktisch in der Facharztausbildung unterrichtet.

Am größten Universitätsklinikum Europas,

weil Alicia Bayer unter anderem dafür gekämpft hat.

Um zu verstehen, warum das bis heute nicht selbstverständlich ist,

springen wir jetzt mal so 150 Jahre in der Zeit zurück.

§ 218 StGB, eine Frau, die ihre Leibesfrucht abtötet

oder die Abtötung durch einen anderen zulässt,

wird mit Gefängnis in besonders schweren Fällen mit Zuchtaus bestraft.

Der Versuch ist strafbar.

Der § 218, den gibt es heute im Kaiserreich

und er grieht immer dann von politischen Regimen besonders stark in den Fokus,

wenn der Staat entweder Soldaten brauchte oder viele Arbeiter.

Das war eigentlich immer der Fall.

Damals waren Kriegszeiten und der Staat brauchte Soldaten,

also hatten die Frauen Kinder zu Gebären.

Wir beschränken uns aber auf den Zeitpunkt nach dem Zweiten Weltkrieg.

Also damals war es verboten, für die Frauen abzutreiben

und es war für die Ärzte verboten, das zu machen.

Wenn sie es gemacht haben, hat ihnen der Verlust der Appropation gedroht

und auch Gefängnis.

§ 218, der Abtreibungsparagraf im Deutschen Strafgesetzbuch,

der verbietet Abtreibung, stellt ihn unter Strafe

und den gibt es ja heute so auch noch nur mit Ausnahmen,

die das straffrei machen.

In den 60er Jahren war das so, das war eben die Zeit.

Die Pille gab es noch nicht oder sie war kaum zugänglich

und das wurde diskutiert, wer da für eine Pille kriegen

und wenn dann überhaupt nur eine Frau, die verheiratet war

und schon Kinder hatte.

Also es gab einfach nicht die Möglichkeit einer guten Verhütung

und es gab auch damals, das muss man ganz klar sagen,

noch nicht das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung.

Also der Mann hatte das Recht mit seiner Ehefrau zu schlafen,

ob sie wollte oder nicht.

Und die Frauen wurden schwanger, wie ich gerade sagte,

in der Regel 13 Mal pro Leben.

Ich dachte, ich weiß, wie es damals war

und als ich dann in die Recherche eingestiegen war,

war ich total fertig, weil mir das nicht bewusst war,

wie krass die Verhältnisse damals waren.

Ich sage nur eine Zahl.

Also da gab es eine Dunkelziffer,

dass ungefähr 3 Millionen Abbrüche im Jahr in Deutschland stattfinden.

15.000 Frauen sind ungefähr daran gestorben.

Also das sind ja mehr als Verkehrstote.

Also unglaublich.

Aber es ist auch, finde ich, rückblickend einfach manchmal schwer

zu begreifen und wichtig, sich in Erinnerungen zu rufen,

was das für eine Zeit war.

Also eine Zeit in den 60er Jahren vor der sexuellen Revolution

oder um diese Zeit herum,

in der Frauen wirklich sehr weit von Gleichberechtigung entfernt waren.

Genau.

Und das war mir total wichtig, das nochmal richtig herauszuarbeiten.

Und wenn du fragst, die Frauen,

eben Frauen, die damals aufgestanden sind

und sich damals ganz stark für die Rechte der Frauen

und für die Erbschaffung des Paragraphen 2018 stark gemacht haben,

die sind jetzt quasi wieder nach vielen Jahren,

wo sie gedacht haben, es ist doch alles im Lot und im Lack,

haben die gemerkt, okay, da ist aber überhaupt nicht alles im Lack.

Und da gibt es jetzt plötzlich so eine ganz schöne Verbindung

wieder zwischen alten Frauen und jungen Frauen.

Und in Kontakt mit diesen Frauen kam dann irgendwann auch Alice J. Bayer

im Zuge ihres Kampfes, weil sie gemerkt hat, oh wow,

ich bin nicht die Erste, ah, die Frauen gibt es immer noch

und wir haben immer noch gemeinsame Interessen.

Und ihr habt auch solche Frauen getroffen,

die schon sehr lange dafür kämpfen.

Zeitraum Ende 60er, Anfang 70er, wen habt ihr da kennengelernt?

Also zum Beispiel vielleicht Susanne Day,

ich darf jetzt ihren Namen hier nicht richtig sagen.

Also wir wissen, wer sie ist, sie ist auch schon leftlich aufgetreten,

aber die Stimmung um den Paragraphen 2018

ist ja sehr aufgeheizt und aus Selbstschutz möchte sie das nicht.

Sie war eine junge, angehende Gynäkologin

und hat so im Rahmen ihrer Ausbildung

und auch in ihrer Ferienjobs als Schwesternhelferin im Krankenhaus

hat sie auch mitgekriegt, wie Frauen an Abbrüchen gestorben sind

und sie hat mitgekriegt, wie Männer über Frauen geredet haben.

Sie hat einfach mitgekriegt,

Frauengesundheit ist komplett in Männerhand.

Und sie hat gedacht, das kann nicht sein.

Also jede Entscheidung über den Körper einer Frau,

das war alles in Männerhand.

Und deswegen wollte sie unbedingt Gynäkologin werden

und im Zuge dessen hat sie sich dann auch für den Abtreibungsparagraphen

angefangen, total stark zu machen.

Wir müssen endlich, endlich verstehen.

Nur gemeinsam wird es gehen.

Es muss fast geschehen.

Ja, die Wut kam auf, ne?

Die Frauen waren wütend

und sie hatten endlich Möglichkeiten, sich zu formieren

und diese Wut Ausdruck zu verleihen.

Und das waren einige wenige Frauen,

die damit angefangen haben, die erkannt haben, das geht nicht.

Das ist das Letzte.

Es gab massenhaft dann irgendwann in den 60er-Jahren TV-Diskussionssendungen.

Da kann man sich dann vorstellen, da sitzen der Theologe,

der Rechtsprofessor, der Mediziner und der Moderator

und reden darüber, wie schrecklich das ist,

dass die Frauen einfach abtreiben.

Wenn wir ein Gesetz bekommen, das uns Frauen ermöglicht,

sofort, so wie wir das merken, zum Arzt zu gehen,

dann haben wir keinen illegalen Abtreibung mehr, gar nicht.

Wir wissen nicht, was die Nazis gemacht haben,

die haben unwertes Leben getötet

und sie töten lebende, lebiertes Leben.

Sie sind mit den Nazis auf einer Stufe.

Hier wird getötet.

Und dann sind die Frauen endlich auf die Straßen gegangen,

weil die gesagt haben, mein Bauch gehört mir.

Genau, das war damals so eine Parole.

Es haben Leute auf Demos gerufen oder auch noch mal so ein Satz,

der vielleicht vielen heute noch präsent ist,

die damals noch gar nicht geboren waren, so wie ich,

ist, wir haben abgetrieben.

Das war dieser berühmte Titel auf dem Magazin Stern,

und es hat 1971 war das, wo ganz viele Frauen gesagt haben,

wir haben das auch gemacht.

Absolut, das war diese Aktion von Frauen, prominenten auch,

die an die Öffentlichkeit getreten sind und gesagt haben,

wir solidarisieren uns mit all den Frauen,

die gezwungen sind, in die Illegalität zu gehen.

Und man muss sich vorstellen, das war eine riesige Bewegung.

Tausende, hunderttausende von Frauen zum Teil

sind in den großen Städten von Deutschland auf die Straßen gegangen

und haben proklamiert und haben gesagt, wir haben die Schnauze voll.

Wir haben die Kinder, die wir wollen,

nur die Kinder, die wir wollen.

Wir sind 18.

Wir sammeln Unterschriften für die Abschaffung des Abtreibungsparagrafs 218.

Bitte geben Sie uns Ihre Unterschriften.

Ja und dann sollte dieses Gesetz auch wirklich geändert werden,

wie sollte es geändert werden und was ist da passiert.

diese Frage wurde dann 1974 im ganzen land aufs heftigste debattiert das kann

man sich heute gar nicht mehr vorstellen von den kanzeln die kardinäle die

Pfarrer die politiker sie wetteten es geht uns hier nicht um die kirche nicht um

kirchliche positionen es geht um die sicherung des in seinen fundamenten

gefährdeten grundgesetzes es geht um den menschen und seine zukunft

dieser paragraf hat frauen mit strafe bedroht wo ein gespräch und ein

mitteländslicher rat nötig gewesen wäre die freigabe der abtreibung und sei

es nur befristet relativiert für uns unverrückbare grundpositionen und

verändert unsere wertordnung eben doch entscheidend und auf den strassen

wüteten die frauen haben gesagt wir wollen unser recht auf unseren bauch

haben und die gegner haben gesagt das ist mort das ist nicht das dürfte nicht

machen die frau ihnen gehört doch der kopf runter bist du denn das da wissen

sie nicht dass sie dass sie indirekt mäuchelmord unterstützen und das noch

als frau schämen sie sich also jetzt hören sie aber auf das eine

unverschämtheit eine unverschämtheit denn jede frau sollte allein entscheiden

können was sie zu tun hat und es sollten nicht alte männer entscheiden was

dort gemacht wird und ich finde es ein ganz großen skandal das hat die nation

gespalten und natürlich auch das parlament und es wurde gerungen und

gerungen und gerungen 1974 mit spd fdp also die sozial liberale koalition hat

das dann durchgebracht hat die fristenlösung im parlament abgesignet

guten abend meine damen und herren zur reform des abtreibungs paragrafen 218 hat

der bundestag heute die fristenregelung verabschiedet eine fristenlösung

bedeutet dass die frau in den ersten zwölf schwangerschaftswochen entscheiden

kann ob sie das kind behalten will oder nicht und entsprechen kann sie dann einen

abbruch bekommen oder nicht also die paragraf 2018 wäre damit gefallen

gewesen aber das cdu geführte bundesland baden- württemberg hat dann sofort

gesagt nee wir gehen von das bundesgericht und das war dann auch so

und also das war sofort wiedergekippt das war klar das kommt nicht und diese

frustration darüber das war der moment als susanne die entschieden hat meine

güte wir werden das nie kriegen das wird einfach nicht passieren

die fristenregelung bei der reform des abtreibungs paragrafen ist nach dem

urteil des bundesverfassungsgerichts nicht mit dem grundgesetz vereinbart es war

einfach unsäglich also es war ja man hat es ja gefeiert die fristenlösung

und das war glaube ich für uns auch so ein ganz entscheidender punkt zu sagen

wenn das so schnell wieder gekippt wird wann kommen wir jeweils

jemals wieder in die situation und der fristenregelung das wird jahre dauern

das gesetz kommt nicht das gesetz kommt nicht und dann hatten sie und andere

frauen entschlossen gut dann machen wir dasselbe weil die alternative war man

muss sich vorstellen die frauen gingen einfach nach holland holland war

fortschrittlich die frauen gingen busweise nach holland

es war immer möglich für wohlhabende frauen den abbruch zu kriegen aber nie

für die einfachen frauen und das war auch diese soziale ungerechtigkeit glaube

ich diese susanne die auch noch mal motiviert hat zu sagen nee da machen

wir das eben selber wir machen selber heißt in dem fall also wir machen es

illegal wir machen es heimlich ja genau sie ist in die illegalität gegangen und

dann hat sie gesagt okay ich stelle sogar meine mögliche appropriation in frage

es war gefährlich für die frauen und für uns als medizinerin hätte das

bedeutet appropriationsverlust oder erst gar keine kriegen wenn man verurteilt

wird wegen illegaler abtreibung geldstraf in mindestens wenn ich

geschwängnis strafe damals glaube ich bis fünf jahre wir hatten glaube ich zwei

oder drei feste gruppen die immer zusammen gearbeitet haben es musste eine

medizinerin oder mediziner dabei sein als sicherheit und weil das die einzigen

wand am anfangen die es auch konnten vom ablauf her war es so dass wir den

kontakt gekriegt haben dann von telefonzellen aus mit den frauen telefoniert

haben und erklärt haben was auf sie zukommt dann auch ein erstes treffen

mit denen gemacht haben wo wir sie untersucht haben und dann hat man

termin ausgemacht und das war dann der berühmte picknick termin also die

brauchten halt drei vier gadgets quasi wenn man das so sagen will medizinische

instrumente die brauchten ein spekulum um die gebärmutter zu öffnen und sie

brauchten eine kanüle kam an kanüle hieß die um die schwangerschaftsfrucht

abzusaugen und um den so herzustellen brauchten sie eine fahrradpumpe das

hört sich jetzt total schrecklich an aber es war pumpen es war einfach das

einfachste mittel um einen so herzustellen sehr kontrolliert und die

haben einfach sich quasi dieses konstrukt selber gebaut mit dem sie dann

mithilfe der fahrradpumpe die frucht absaugen können und das haben sie dann

eben in einen picknick korb gepackt damit sie möglichst nicht auffahren weil sie

sind ja meistens mit dem rott oder eben mit der straßenbahn dann zu den

patientinnen gefahren weil natürlich ging das jetzt auch nicht in einem

krankenhaus und es wurde tatsächlich zu hause einmal sogar auf dem küchentisch

oder im bet oder auf dem sofa bei den patientinnen zu hause bei den

frauen vorgenommen und das heißt eine doktor tasche durfte es mit der 70er

jahren nicht sein weil das wäre aufgefallen das wäre aufgefallen ja okay

also die hatten auch angst manchmal das war jetzt nicht das war schon sehr

riskant und vor allem weil die auch extrem gewissenhaft waren also die hatten

ganz klar sich regeln gemacht unter welchen umständen werden wir den

abbruch noch vornehmen ja und sie mussten halt auch vorsichtig sein dass

sie nicht erwischt werden also das war ja tatsächlich gefährlich auch für die

frauen absolut also wenn sie erwischt worden wären dann wären sie ins

gefängnis gegangen also dann hätten sie ein prozess gehabt

wie lange hat so sahne das gemacht das hat sie zwei jahre gemacht und zwar die

zwei jahre die das parlament dann brauchte um eine endgültige gesetzgebung

heraus zu arbeiten und der kompromiss mit dem übrigens beide seiten nicht

glücklich waren war dann eben dass ein schwangerschaftsabbruch verboten

bleibt aber straffrei ist wenn sie nach einer beratung stattgefunden hat die

sogenannte soziale indikation war da quasi das türchen durch das man

schlüpfen konnte also bis 1976 da kam ja dann die sogenannte indikationslösung

also es gab dann gesetzlich geregelte gründe für die durchführung das

eingriff das waren soziale gründe also auch gravierende persönliche gründe warum

eine schwangerschaft abgebrochen werden soll straffrei auch nach beratung wenn

die gesundheit der frau oder das kindes gefällt war oder nach einer

vergewaltigung da sind wir dann Mitte der 70er und dann kam die wende die

frauen in der ddr hatten seit 1972 das recht eben auf einen schwangerschafts

abbruch das war dann das trauma der frauen aus der ddr oder eben von den neuen

bundesländen die beiden staatssysteme mussten angepasst werden das recht

musste angepasst werden und das war der moment wo die progressiven frauen in

ost und west gedacht haben das ist der moment wo wir die fristen lösung

kriegen hier wird ddr recht übernommen also in der ddr gab es dieses recht schon

seit 1972 mit einer reihe von anderen familien und frauen fördenden gesetzes

paketen das war eines von vielen die hatten die kinderwunschpille gratis also

kostenlos die hatten unterstützungen für junge familien die ddr hatte einfach

eine komplett andere politik in sachen frauen und familien in den ersten zwölf

wochen war das in der ddr erlaubt die schwangere frau könnte das für sich

selbst entscheiden und die festdeutschen progressiven frauen oder viel auch männer

wollten jetzt dass das bundesrecht wird dass das für die brd auch gilt aber es

ist nicht so gekommen

es gab da eine einzige frau unter den acht richten und sie war die einzige die für

die einführung der fristen lösung gestimmt hat das bundesverfassungsgericht

hat gesagt abtreibung ist nicht verfassungskonform das ist dieser ewige

konflikt der ist auch heikel das kann man schon sagen die wegen ab zwischen dem

recht des ungeborenen kindes auf das recht des lebend und auf das selbst

bestimmungsrecht der frau das sind die beiden güter die abgewogen werden ja und

das ist total heikel und schwierig aber an dem punkt kann man vielleicht einfach

auch noch mal sagen deutschland hat die unkonvention ratifiziert die den frauen

die körperliche selbstbestimmung und die selbstbestimmung darüber wie viel

kinder wann sie ihre kinder kriegen wollen ihnen zugesteht aber auf bundesebene

wird das nicht angewandt also das heißt unser jetziges gesetz das ist so ein

kompromiss genau also es ist immer noch verboten aber unter bestimmten

voraussetzungen eben also nur bis zur zwölften schwangerschaftswoche bleibt

straffrei genau die formulierung ist es ist verboten aber straffrei und die frau

muss eine beratung durchlaufen bevor sie den abbruch nimmt das muss sie sich

auch beschanigen lassen dass die beratung durchlaufen hat das urteil war

1992 nicht glaube ich in endgültiges recht gegossen wie es jetzt ist war dann

glaube ich 95 oder 96 jetzt haben wir eine zeitreise gemacht und uns

angeschaut wie oft um dieses gesetz um diesen paragrap 218 diskutiert wurde wie

oft an ihm gerüttelt wurde und dass er dann doch geändert wurde zu zumindest

einem kompromiss warum erzählen wir diese zeitreise lucea warum war dir das

wichtig es waren zwei dinge das erste ist ich möchte dass meine

töchter die jetzt im teenage alter sind wissen woher wir kommen ich glaube das

ist total wichtig und das andere was mir total wichtig ist niemand behauptet dass

eine abtreibung ein spaziergang ist oder dass es ein nicht emotionales thema ist

aber mir ist es total wichtig das in diesen kontext zu stellen deswegen haben

wir auch nur frauen vor die kamera gebeten die einen persönlichen bezug

da haben dann finde ich es total wichtig dieses thema weg aus diese moral ebene

zu nehmen und einfach mal anzugucken was ist es was ist das recht der frau und

wovon reden wir eigentlich

der paragrap 218 existiert weiterhin aber eben mit diesen ausnahmen aber es gibt

immer noch herausforderungen für frauen welche sind das absolut und das war

auch der grund weshalb ich mich überhaupt quasi in der first place wie man

sagt angefangen habe mit diesem thema so intensiv auseinander zu setzen den

tatsache ist in deutschland ist einfach die versorgung nicht mehr gut 9 von 10

gynäkologin führen keine abbrüche durch jeden monat schließen wieder ein paar

einrichtungen gehen wieder ein paar ärztinnen renne die keine nachfolger

in finden das ist übrigens wieder die ärztin alicia bayer die wir am

anfang unserer folge schon gehört haben hier auf einer demo

wofür sich alicia bayer sehr stark macht ist dass sie sagt deswegen muss es in

die ausbildung deswegen muss es wieder in die mittelgesellschaft deswegen muss

die gesellschaft sich zu dem paragrapen 218 verhalten weil eigentlich ist es

einfach ein ganz normaler eingriff und es sollte die große ausnahme sein dass

ein arzt oder eine ärztin es nicht macht und nicht umgekehrt und ich glaube

es geht vielen frauen wie es mir am anfang gegangen ist also ich nach

langen wir mal wieder mit diesem thema in kontakt haben dass ich dachte her in

eine frau in deutschland wenn sie ein abbruch haben will dann hat sie halt

den abbruch mei dann macht sie halt die beratung und gut ist aber es ist eben

nicht so das ist vielleicht in großen städten wie hamburg und berlin so dass

die versorgen gut ist aber in weitem teilen von deutschland ist weils ich die

stimmung gesellschaftlich ein bisschen gewandelt hat weil die frauen die

genökologinnen die damals aus überzeugung gelernt haben wie man

abbrüche macht die gehen jetzt in renne die finden keine nachfolgerinnen mehr

weil es nicht ordentlich gelehrt wird weil es immer noch ein schmuddel

paragraf ist weil man irgendwie so eine diffuse ungeklärte situation um diese

abbrüche hat immer noch fehlt jetzt im moment total der nachwuchs es ist

schwierig ein abbruch zu kriegen so ist das so wenn man abbrüche macht dann

muss so eine op vorrichtung haben du musst deine praxis entsprechend einrichten

das macht man dann vielleicht nicht dann gibt es die problematik mit den

gesteig belästigungen dann hat man einfach diese abtreibungsgegner gesteig

belästigung ist wenn leute vor der praxis stehen und demonstrieren sowas

genau die stehen vor der praxis und beten und belästigen deine patientinnen und

ich glaube es ist einfach wie alicia sagt man muss es schon richtig wollen also

heutzutage ist es so man muss es wollen man muss über all diese

widerstände hinweg gehen und sich ganz bewusst dafür entscheiden ja ich mache

abbrüche und man muss sie erst mal praktisch lernen im medizinstudium und

wie wir am anfang der folge schon gehört haben war und ist das nicht selbst

verständlich alicia bayer hat dafür an der charité lange gekämpft und mit

papayas gearbeitet ja mit papayas die papaya ist unser uterus dass die eignet

sich sehr dafür weil die so eine ähnliche form hat die haben kerne die

man absaugen kann so wie man auch die schwangerschaft absaugt und man kann

auch perforieren was ja auch in wirklichkeit passieren kann mit den

richtigen instrumenten lernen die dort oder lehrte dann die alicia bayer den

studentinnen in freiwilligen workshops wie ein abbruch ungefähr von statten

geht also wie das rein handwerklich funktioniert und was man da fühlen muss

2015 hat alicia bayer das angefangen mit den workshops wie hat denn ihre uniederauf reagiert

die hat sich jetzt nicht beliebt gemacht in der charité erstmals der professor hat

dir damals gesagt sie würde die abtreibung eines menschenlebens propagieren und

die wollten ihr keine räume zur verfügung geben aber die hatte da einfach

irgendwie dieses rückgrat auch und dieses selbstbewusstsein und wenn man sie dann

im film sieht das ja auch einfach eine total beeindruckende persönlichkeit und

die hatte das irgendwie in sich schon als junge frau zu sagen nö finde ich nicht

gut ich setz mich dafür ein was hat sich denn bewegt durch das was die alicia

da macht mittlerweile ist in der charité der schwangerschaft abbruch in den

leerplan aufgenommen aber eben noch nicht bundesweit und das ist jetzt quasi die

nächste strecke also quasi damit mehr ärztinnen und ärzte auch wissen wie

der eingriff geht worauf man achten muss die zu sonne hat irgendwann mal auch

gesagt dass sie plötzlich gemerkt hat die haben die letzten 20 jahre verpennt

die haben einfach nicht gemerkt was da in den letzten jahren so an versorgung

zurückgegangen ist wie so eine warpende stimmung sich geendet hat der fundamentalistische

schub der wirklich weltweit ist und der einfach eben hier auch ist ist derart krass im

vormarsch was man jetzt auch in usa sieht oder in polen in ungarn in italien das

macht mir extreme sorgen weitermachen kämpfen das würde ich sagen auf keinen

fall aufgeben ich sage was fällt nix vom himmel ja in den usa beispielsweise gibt

halt dieses richtungsweisende urteil genannt row versus wade in dem jane row

eben 1973 erfolgreich für das recht auf abtreibung geklagt hatte das wurde ja

erst letztes jahr vom supreme court gekippt und auch bei uns in deutschland

konnte sich die ampel noch nicht darauf einigen den paragraf 218 zu kippen das ist ein

thema das jetzt nicht schlafen gelegt wird das wird wieder kommen gesellschaftlich

lucia vielen vielen dank dass du uns davon erzählt hast herzlichen dank dass ich hier herkommen durfte

habe mich sehr gefreut die filmemacherin lucia schmidt hat uns heute mitgenommen auf eine

reise zu den ursprüngen des paragrafen 218 und wie wir dort angekommen sind wo wir heute stehen

ihre dokuserie für den rbb ungewollt schwanger in deutschland der paragraf und ich die ist in

der ad mediatik zu sehen den link findet ihr wie immer in den show notes autorin dieser

folge ist frederike wipfler mitgearbeitet hat steffan beutin produktion osu lakierstein adele

mesma christiane gehäuser kamp und eva erhard redaktions leitung leena gürtler und fomiko

lib 11 km ist eine produktion von br 24 und ndr info mein name ist rektoria kogmann wir

hören uns mit 11 km am montag wieder

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Seit über einhundert Jahren spaltet ein Paragraf die deutsche Gesellschaft: §218 StGB regelt Schwangerschaftsabbrüche und stellt sie bis heute grundsätzlich unter Strafe. In dieser 11KM-Folge erzählt rbb-Journalistin Luzia Schmid von den Ursprüngen des sogenannten "Schmuddelparagrafen” und warum er auch jetzt noch die medizinische Versorgung von Frauen beeinflusst. Denn auch die Ampelregierung konnte sich, trotz des Vorstoßes von Familienministerin Lisa Paus, bisher nicht darauf einigen, die Regelung zu kippen.



Hinweis: Wir starten diese Podcastfolge mit Tönen aus einem Schwangerschaftsabbruch. Wollt diesen Teil lieber skippen, dann startet doch bei 3.00 Min.



Hier geht es zur rbb-Doku-Serie von Luzia Schmid: “Ungewollt schwanger in Deutschland - Der Paragraf und ich”: https://1.ard.de/ungewollt-schwanger-in-deutschland



An dieser Folge waren beteiligt:

Folgenautorin: Friederike Wipfler

Mitarbeit: Stephan Beuting

Produktion: Adele Meßmer, Ursula Kirstein, Christiane Gerheuser-Kamp und Eva Erhard

Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler



11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Für diese Folge ist der BR redaktionell verantwortlich.