11KM: der tagesschau-Podcast: Sprachnachrichten aus dem Sudan

tagesschau tagesschau 5/4/23 - Episode Page - 28m - PDF Transcript

Das hier ist Amna, eine junge Frau im Sudan, in der Hauptstadt Khatum.

Sie bleibt trotz der Schüsse und Bomben.

Im Sudan kämpften seit Wochen die Armee und eine Miliz gegeneinander.

Gerade wurde zwar eine einwöchige Feuerpause beschlossen,

aber es geht um die Macht und um die Rivalität zweier Generäle.

Was bedeutet das für die Menschen, die seit der Revolution 2019 hoffen

auf Freiheit, auf Frieden und eine demokratische Regierung?

Die BR-Reporterin Julia Fritsche war im Februar auf einer privaten Reise im Sudan,

kurz vor den aktuellen Kämpfen.

Und sie hat dort Menschen kennengelernt und bekommt jetzt Updates von zwei Bekannten,

von Amna und Hadi.

Die beiden erzählen ihr und uns, wie sie gerade unter diesem Konflikt bleiben.

Ihr hört 11km der Tagesschau-Podcast ein Thema in aller Tiefe

mit Sprachnachrichten aus dem Sudan.

Ich bin Hannes Kunz, heute ist Donnerstag der 4. Mai.

Ich bin nachts bei Dunkelheit in den Sudan geflogen.

Und dann kommst du, wenn du von Europa kommst, fliegst du erst mal über Ägypten.

Das kennen ja viele.

Und das ist Julia Fritsche, die im Februar, also kurz vor den aktuellen Kämpfen,

im Sudan auf privater Bildungsreise war.

Und da sah man noch so Lichter, ja, Cairo und so.

Und dann fliegst du aber weiter Südlicher in den Sudan,

der liegt direkt unterhalb von Ägypten.

Und dann war erst mal stundenlang totale tiefe Dunkelheit unter mir,

wirklich über Stunden.

Warum?

Ja, warum?

Weil da ist die Sahara die größte Trockenwüste der Welt.

Und Wüste heißt Dunkelheit.

Und nach dieser Dunkelheit kam aber dann plötzlich unter uns

nach ein paar Stunden ein Lichter mehr.

Dann erstrahlt so Kartum vor euch im Flieger und ihr landet.

Wie geht es dann weiter?

Ja, der Flughafen ist mitten in der Stadt,

also so ein bisschen wie das Tempelhofer Feld in Berlin

oder hier wie die Theresienbiese, als würden da Flugzeuge landen.

Und an diesem Flughafen landen zwar internationale Airlines,

aber der ist wirklich verhältnismäßig klein, ja.

Also das ist so eine Gebäude mit drei Mehrzweckhallen mehr oder weniger,

auch sehr runtergerockt.

Warum bist du eigentlich in den Sudan?

Ich war da im Februar jetzt für zwei Wochen und zwar mit einer Reisegruppe,

einer Studienreise, also ganz privat und als Urlaub.

Und wir waren wirklich einige der wenigen Touristinnen dort.

Also es war wunderschön dort.

Aber wir haben in zwei Wochen dort nur zwei deutsche Touristinnen gesehen

und zwei US-amerikanische, weil und auch deswegen bin ich jetzt in den Sudan.

Man konnte ganz lange gar nicht in dieses Land,

das herrschte ja 30 Jahre Diktatur.

Und seit der Revolution und der Übergangsregierung in den letzten Jahren

ist es leichter geworden, dort hinzufahren.

Wie sich jetzt gezeigt hat, war das leider nur ein sehr kurzer Zeitraum,

wo das möglich war.

Am nächsten Tag dann in der Stadt war es heiß, obwohl es Februar war.

Es war hell, es war sonnig und die Straßen sind schon sehr staubig,

weil die meisten Straßen dort selbst in der Hauptstadt sind Sandstraßen.

Also es ist so ein ockerrötlicher Ton überall.

Die Straßen haben auch Löcher im Boden am Nil.

Es ist grüner und die Innenstadt ist auch reicher als der Rest.

Also in der Innenstadt gibt es teilweise mehrstöckige Häuser,

Wohngebäude, Bürogebäude, Unis, auch Galerien.

Aber einige Gebiete außerhalb, wenn man dann ein bisschen weiter rausfährt,

die sind schon extrem arm und die Häuser sind dann eben auch nur noch ganz flach.

Und diese Armut ist sichtbar?

Diese Armut ist sichtbar, ja.

Ist das Militär eigentlich präsent auf den Straßen?

Ja, immer mal wieder und das hat wohl auch in den letzten Wochen

auch da, als wir da waren, stark zugenommen.

Und dann hast du Amna kennengelernt, wie habt ihr euch getroffen?

Ich bin dann gleich am ersten Tag Amna begegnet in Khatum.

Sie ist eine Freundin unserer Reiseleitung und sie hat uns in dem Museum begleitet.

Die hatte so ein feministisches T-Shirt an und wir kamen ins Gespräch.

Sie erzählte, sie ist Dermatologin, also Ärztin, 30 Jahre alt.

Und Amna trug ihr Krauses schwarzes Haar offen.

Und erzählte aber, dass das lange Zeit nicht möglich gewesen ist,

sondern dass das Neues, dass sie das so tragen kann,

das geht nämlich erst seit der friedlichen Revolution.

Vorher galt es der alten Garde, also vor allem in konservativ-religiösen Kreisen

und den Islamisten, die vorher geherrscht haben.

Und dann kam das

unter Diktator Al-Bashir, galt das als rebellisch, als revolutionär.

Männer wie Frauen mussten das Afrohaar verstecken.

Also die Männer haben das dann abrasiert oder die Frauen haben es unter einen Kopf duch gesteckt.

Und unter dem Diktator Al-Bashir galt die Shariyan-Gesetzessystem,

das eben vor allem Frauengewalt voll unterdrückt hat.

Und so eröffnete sich mir eigentlich in diesem Bild von Amna

am ersten Tag so ein ganz konkretes Symbol

von dieser friedlichen Revolution, die ich von da an kennenlernen wollte.

Und das alles ist ein ganz bewusstes Statement wahrscheinlich von ihr, oder?

Überhaupt so auf die Straße zu gehen ist jeden Tag ein Statement, ja.

Das war jeden Tag eine bewusste Entscheidung, die du treffen musstest.

Wie gehst du auf die Straße?

Nach der alten Ordnung oder nach der neuen?

Die Generation waren wie Al-Bashir華, wenn er in seinem

Bild daccord war.

Die Menschen wurden unterdrückt 30 Jahre lang vom Diktator Al-Bashir bis Ende 2018, 2019

die Proteste losgingen. Wie ging es denn los?

Also die wirtschaftliche Lage, die war praktisch ursachlich mit dafür.

Ich bin dann aus Khartoum nach Norden rausgefahren und du fährst erst mal so stundenlang durch

Es erscheint auf den ersten Blick ziemlich trocken, so als könnte man da überhaupt nichts irgendwie anbauen oder so.

Tatsächlich ist das gar nicht so. Khartoum ist gar nicht so arm an Rohstoffen, wie es eigentlich aussieht.

Es gibt dieses breite Band des Nils, wo du ganz viel anbauen kannst, Früchte, Gemüse, Fische fangen und so.

Und auch an den Rändern des Landes ist das Land durchaus ertragreich.

Also es gibt die Küste am Roten Meer mit Fischfang, es gibt im Westen Daphur mit Bergen, es gibt im Süden fruchtbares Land mit Bäumen und Sträuchern.

Aber einerseits nimmt diese Trockenheit total zu und das wurde für mich auch ganz stark ersichtlich, welche Rolle wir da auch wiederum spielen.

Also die Certifikation, die Verwüstung ist ein Riesenproblem, das einfach Felder austrocknet.

Und da war für mich klar, wer verursacht eigentlich diese ganze Klimakrise und die konkret dann da dazu dieser Trockenheit führt und wer muss hier leben, damit die Menschen dort im Sudan.

Und weil wir gerade bei der Ökonomie sind, also auf dem Weg da oben hat sich noch etwas gezeigt.

Wir fuhren Richtung Norden Richtung Roten Meer und die Lkw dort, die fuhren immer Rohstoffe raus Richtung Ausland, also zum Beispiel Baumwolle, aber Industrieprodukte rein, zum Beispiel Kleidung.

Das heißt, das ganze Land hat jahrzehntelang immer darauf gesetzt, eigentlich Fertigprodukte einzukaufen und nicht eine eigenständige Wirtschaft irgendwie zu haben.

Baumwolle hast du angesprochen?

Ich meine, es gibt ja noch viel mehr Gold, Eisen, Erz, Uran.

Trotzdem ist der Sudan eines der ärmsten Länder der Welt.

Wie passt das zusammen?

Wo ist dieses Geld hingewandert?

Die Hälfte der Menschen im Sudan sind von absoluter Armut betroffen.

Das liegt an verschiedenen Arten der Misswirtschaft eben.

Also unter anderem darin, dass eben ganz viel Geld ins Militär fließt und das Geld fließt zu großen Teilen in die Elite aus den herrschenden Familien, die dort seit Jahrzehnten herrschen.

Und Ende 2018 haben die Menschen dann die Schnauze voll wie und wo beginnen die Proteste?

Die beginnen in einer Stadt, in die wir auch gekommen sind, in Adbarra.

Davon erfuhre ich dann, als ich vor den Mauern von so einer Berufsschule stand und ging über von der Berufsschule ist eine Cafeteria.

Und im Dezember 2018 gingen die Schüler in dort rüber und wollten sich in der Cafeteria da ein Brot kaufen und über Nacht war bei der Preis für dieses Brot fast dreimal so hoch geworden.

Und eben weil die Regierung unter anderem Subventionen gestrichen hatte und die Preise für Grundnahrungsmittel im ganzen Land in der letzten Zeit extrem gestiegen waren.

Und Verteuerung heißt für Menschen, für alle Menschen Hunger.

Amna sagt dazu, wir nennen diese Jahre die Jahre des Schlangesstehens,

so stehst für alles an, für Brot, für Medizin, für alles Mögliche und wir hatten diese Wut unter einem Diktator zu leben und die startete die Revolution.

Und was passierte war, diese Schüler, die vor dieser Cafeteria standen, die haben gesagt, wir protestieren jetzt, das geht nicht mehr weiter.

Und in Adbarra konnte das gut füßen, diese Proteste, denn die Menschen dort sind historisch sehr gut organisiert.

Das ist eine alte Gewerkschafterstadt, weil Adbarra eine Eisenbahnerstadt ist und eine ganz starke Organisation hat seit den 40er Jahren.

Und die Proteste verbreiteten sich dann dort und in wenigen Tagen auch in andere Städte.

Getragen wurden diese Proteste, das ist ganz entscheidend von sogenannten Widerstandskomitees.

Das sind so ganz lokale Organisationen in Nachbarschaften und in Stadtvierteln, die waren im Zuge der ganzen arabischen Revolutionen ab 2011 und konkret im Sudan ab 2013 waren die entstanden in vielen Städten.

Und diese Widerstandskomitees, die hatten sich schon seit Jahren um die Anliegen von Menschen gekümmert und die Rechte von Händlerinnen, von so Tee-Verkäuferinnen, die es da viel gibt.

Und diese Widerstandskomitees, die waren sehr stark vernetzt und konnten jetzt diese Revolution mit organisieren.

Junge Menschen vor allem?

Also vor allem junge Menschen, ja, die ganze Revolution ist ganz stark von jungen Menschen geprägt gewesen.

Das Durchschnittsalter ist im Sudan allerdings ohnehin 18,5 Jahre.

Also das heißt, wenn wir von Menschen im Sudan sprechen, sprechen wir von jungen Menschen.

Und 70 Prozent der Protestierenden in dieser Zeit waren Frauen.

Und für viele Menschen, die von meiner Generation sind, Menschen, die in den 90ern geboren waren, die nur die Regierung Beschehrs bisher erfahren hatten, war das das erste Mal, als wir von sowas träumen könnten.

Hadi ist ein junger Arzt, 30 Jahre alt, den habe ich natürlich auch gefragt, ob er dabei war.

Und er sagt, wir waren alle dabei, alle meine Bekannten und ich, wir waren alle bei den Protesten dabei.

Ich glaube, das, was wir alle gemeinsam danach sehnten, war die Möglichkeit von einem besseren Sudan zu träumen, von einem gerechteren Sudan zu träumen.

Die Proteste haben dann Kartum erreicht, sagst du, sie sind größer und größer geworden, was war der Höhepunkt?

Ja, in der Hauptstadt kommt es dann eben ab Anfang 2019 nicht mehr nur noch zu einzelnen Protesten, sondern zu wirklich einem wochenlangen Sit-in um das Militärhauptgebäude.

Und das muss man sich vorstellen, wie eine Art Straßenfest, wo Männer und Frauen zusammenkommen, alt und jung, Menschen aus allen Ecken des Landes, aus den verschiedenen Konfliktregionen.

Es gibt kaum jemanden im Sudan damals, der oder die, nicht in irgendeine Proteste, irgendeine Proteste oder dem Sit-in anwesend war.

Das sind irgendwann so viele Menschen in so vielen Städten, aber auch in Kartum bei dem Sit-in über so einen langen Zeitraum,

dass die Sicherheitskräfte und vor allem das Militär sich schließlich gegen das autokratische Regime von Diktator Bashir stellen und ihn am 11. April absetzen.

Im Sudan hat das Militär mit einem Putsch Langzeitpräsident Bashir abgesetzt und die Kontrolle übernommen.

Das heißt, das Militär hat geholfen?

Ja, ich würde sagen, sie kamen da nicht mehr drum herum und wahrscheinlich auch mit dem Kalkül zu sagen, naja, dann wird die Macht danach neu aufgeteilt.

Wenn wir vom Militär sprechen, dann sprechen wir ja nicht nur von der sudanesischen Armee, sondern es gibt noch eine zweite große Gruppe. Was ist das für eine Gruppe?

Das sind die Rapid Support Forces.

Die sind in großen Teilen hervorgegangen aus einer Terrormiliz aus dem Westen des Landes in Darfur.

Dort haben sie unter anderem einen Genozid mitverantwortet und die wurden stark gemacht von Diktator Bashir.

Und leider muss man sagen mutmaßlich auch gefördert von der Europäischen Union, die dementiert, dass sie denen direkt Gelder gegeben hat.

Aber sie hat in einem eigenen Dokument gesagt, sie kann nicht ausschließen, dass sie repressive Kräfte unterstützt hat.

Das Geld der EU ging direkt an Bashir, damit keine Flüchtenden durch den Sudan Richtung Norden kommen.

Und Bashir hat das die Rapid Support Forces machen lassen.

Deswegen ist der Vorwurf, dass das unter anderem von der EU mit finanziert wurde.

Und diese Rapid Support Forces sind in den letzten Jahren stärker auch in Khatum präsent gewesen und haben dann gemeinsam mit dem Militär zum Sturz Bashir es geführt.

Im Sudan hat das Militär mit einem Putsch Langzeitpräsident Bashir abgesetzt und die Kontrolle übernommen.

Der Verteidigungsminister erklärte, Bashir sei an einem sicheren Ort in Arrest.

Unter anderem wegen einer schweren Wirtschaftskrise hatten Zehntausende Menschen monatelang für einen Machtwechsel demonstriert.

Erst gibt es ganz viel Jubel, nachdem Bashir abgesetzt wurde.

Das hält aber nicht so richtig lange, weil die Proteste gehen weiter, die Menschen sind weiter unzufrieden. Warum denn?

Die Leute bleiben skeptisch, vor allem weil es leider im Juni auch noch mal zu einem großen Massaker kommt, wo Sicherheitskräfte hunderte von Menschen auf der Straße protestierende erschießen.

Zum Teil auch gibt es Augenzeugen Berichte von Vergewaltigungen von regelrechten Hinrichtungen, mutmaßlich durch die Rapid Support Forces ausgeführt.

Dann gibt es aber ab August 2019 eine Übergangsregierung, wo auch wie die Protestieren fordern wirklich nicht nur Militärs, generelle drinsitzen, sondern auch zivile VertreterInnen.

Und das ist die Zeit, wo die Menschen skeptisch sind, aber die Hoffnungen schon groß.

Also es gibt dann eine zivil-militärische Übergangsregierung unter der Führung von Abdullah Hamdok, keiner für Militär, einen Ökonom, der war vorher bei den Vereinten Nationen.

Wie geht es weiter?

Die Hoffnungen der Zeit sind groß, es werden eben einige dieser Änderungen durchgesetzt und die auch zu dieser geführten liberalen Stimmung führte.

Aber die Leute haben Angst, dass sich das Militär zurück an die Macht putzt und tatsächlich passiert das auch.

2021 putzt sich das Militär an die Macht.

Im Sudan hat das Militär geputscht, es ist der zweite Umsturzversuch in dem osteafrikanischen Land innerhalb weniger Wochen.

Der höchste General erklärte, die Übergangsregierung von Premier Hamdok für abgesetzt.

Und dann ist der Militärputsch sogar stattfand.

Damals hatte ich Angst davor, dass all das, was wir bisher erreicht hatten oder erreichen hätten können, Belong gehen würde.

Das Leben in Sudan ist, wir können sagen, stopped.

At some point it stopped, nothing is going on, no change is no improvement, no progress.

Amna, die junge Ärztin aus Khartoum, sie sagt, also das Leben seit dieser unfallendeten Revolution und dem Militärkuh ist sehr instabil, das Leben hat teilweise gestoppt.

Und nach dem Militärkuh, die Demonstration, die Protest sind, dass die Leute immer wieder aus dem Kuh rufen, weil sie das wollen.

Das ist warum sie das alles gemacht haben, weil sie Demokratie wollen, sie wollen nicht Militär, um das Land zu regeln.

Es gibt keine Verbesserung, aber die Leute gehen eben weiter auf die Straße.

Sie wollen weiter Demokratie, auch wenn das Militär auf sie schießt. Sie wollen Demokratie.

Und das heißt, also nach dem Putsch 2021, da gab es weiterhin Proteste, eine Bewegung für Demokratie oder zumindest die Hoffnung drauf.

Trotz der ganzen Niederschläge, das Massaka, der Putsch hat diese Revolution nie geendet, die ist die ganze Zeit weitergegangen, immer wieder.

Viele waren lethargisch und haben aufgegeben, aber trotzdem haben vor allem die stark organisierten in den Widerstandskomitees die ganze Zeit weitergemacht.

Und jetzt, letzten Endes, trotz der Militärputsch, das Militär dazu genötig zu sagen, ja, aber irgendwann müsst ihr schon einfach diese echten Wahlen zulassen und wirklich auf eine zivile Regierung hinarbeiten.

Das Militär sah sich jetzt auch genötig zu sagen, ja, es gibt irgendwann echte Wahlen mit einer zivilen Regierung.

Und das war immer wieder hinausgeschoben worden.

Und im Zuge dieses Prozesses sollte es auch darum gehen, wie wird jetzt die Macht aufgeteilt zwischen Militär und Miliz.

Und die Miliz sollte eben integriert werden in das Militär.

Es war aber die Frage über einen wie langen Zeitraum soll das ersten zehn Jahren passieren oder schon in zwei Jahren passieren.

Und da entstand ein Machtkampf, weil die natürlich viel Macht zu verlieren hatten da auf beiden Seiten.

Im Sudan haben schwere Kämpfe zwischen der Armee und Paramilitärs die Sorge vor einem neuen Bürgerkrieg verstärkt.

Bei den Auseinandersetzungen starben am Wochenende mehr als 50 Menschen unter ihnen auch.

Jetzt gibt es seit Mitte April Gefechte.

Auf der einen Seite eben die sudanesische Armee, angeführt vom General Abdel Fatah al-Burhan.

Auf der anderen Seite die RSF-Truppen, also die Milizen, angeführt von Mohamed Hamdan-Dakalo, bekannt als Hermiti.

Was heißt das denn für die Menschen dort, wie gehen die damit um?

Also das ist sehr unterschiedlich, das kommt eben auf die einzelnen Leute drauf an.

Amna zum Beispiel bleibt in Khatum, weil sie alte Eltern hat, bei denen sie bleiben möchte.

Und seit einigen Tagen sind die Gefechte in ihre Nachbarschaft gekommen.

Sie hat mir die Töne von den Geschossen auch zugespielt.

Die Gefechte haben teilweise Stromleitungen getroffen, so dass sie über Tage immer wieder keinen Strom hatte.

Sie sagt, dort in ihrer Umgebung haben so gefühlt 70 Prozent der Menschen die Stadt verlassen.

Die versuchen dann entweder aufs Land zu kommen oder ins Ausland zu kommen,

oder in den Südsudan.

Weil auch, wie Amna sagt, fast alle Märkte geschlossen haben.

Die Krankenhäuser haben geschlossen, sie als Ärztin beschreibt,

dass jetzt die Menschen halt keine Chemo mehr kriegen, keine Nierenbehandlungen mehr bekommen.

Sie ist noch dort, sie sagt und postet auch auf Instagram immer,

naja, sie ernährt sich jetzt gerade nicht gerade sehr gesund, sondern von Konserven, von Datteln.

Aber es gibt genug noch zu essen.

Ich fürchte nicht.

Also teilweise haben die Märkte nur noch, wenn überhaupt eine Stunde am Tag offen

und dann musst du dich auch raustrauen.

Ein großes Problem ist auch Wasser.

Teilweise holen Leute jetzt Wasser als Trinkwasser aus dem Niel.

Vor allem das Stadtzentrum ist sehr leer.

Da sind viele Menschen rausgeflogen in Khatum, weil da die Gefechte begonnen haben

und weil da aber auch viele aus der Mittelschicht,

die sich das Fliehen leisten können, also die das Geld haben und die Kontakte haben.

Es können ja gar nicht alle gehen.

Wo fliehen die hin?

Also entweder einfach aus der Stadt raus aufs Land

oder in andere Nachbarländer, nach Ägypten zum Beispiel

oder in anderen Regionen, wo es gerade keine Kämpfe gibt.

Amna, sagst du, will nicht fliehen, sie will bei ihren Eltern bleiben, wie sie es mit hadi?

Der Stronk, der Stronk, der Stronk.

Wer will nicht fliehen, sie will bei ihren Eltern bleiben, wie sie es mit hadi?

Der Strom in unserer Nachbarschaft fällt aus.

Und zwar seit dem ersten Tag, weil es durch eine Granate oder Schüße, ich weiß es nicht,

ja, der Stromleitung war geschädigt.

Und ich wagte es nicht, das Haus zu verlassen,

weil ich von einer Nachbarin gehört hatte, dass die RSF unsere Nachbarschaft umgab.

Hadi, hatten wir gehört, war zu Beginn, als die Gefechte ausbrachen in Khartoum.

Nach 10 Tagen ruft mich ein Nachbar an und sagte mir, dass er Khartoum verlassen will

und dass ich ihm begleiten sollte.

Und er wollte aber aus der Stadt raus.

Und dann haben wir sein Auto gefahren in Richtung Sudkhartoum gegangen.

Unser Familien kommen aus dem gleichen Bundesland in Sudan,

also in Weißniel, Bundesland, im Süden von Khartoum.

Deswegen dachte ich, dass es eine gute Idee war, mit ihm Khartoum fürs zu verlassen.

Und dann ist er mitgefahren, hat aber seinen Ausweis,

dass er Arzt ist, zu Hause lassen müssen in Khartoum,

weil er gesagt hat, sie sind an Checkpoints von den Rapid Support Forces gekommen.

Weil ich hörte, dass wenn sie herausfinden, dass du ein Arzt bist,

dann können sie dich mitnehmen, sodass du seine Patienten handelst.

Und tatsächlich ist er dann aber durchgekommen.

Okay. Kriegt er denn Hilfe von außen, wie es ist mit internationaler Hilfe?

Das ist eine der großen Forderungen der ganzen Bewegung dort, der Protestierenden dort,

der organisierten Gruppen dort.

Dass es eigentlich aus dem Ausland jetzt humanitäre Hilfskorridore geben müsste,

wo wirklich Hilfsgüter wie Medikamente, Nahrungsmittel,

alles lebensessenzielle ins Land kommen müsste.

Also gesicherte Korridore, um die Menschen dort zu versorgen.

Und eine weitere Forderung, gesicherte Korridore raus.

Also, dass die Menschen wirklich ins benachbarte Ausland können,

dass sie dort gut aufgenommen werden in Ägypten und in Äthiopien zum Beispiel.

Aber auch zum Beispiel, dass es legale Fluchtrouten direkt nach Europa zum Beispiel gibt.

Also, sonst fliehen die Menschen halt übers Mittelmeer ein.

Die haben sich schon auf den Weg begeben.

Vielen Dank, Julian.

Gerne.

Aktuell rechnen die Vereinten Nationen mit mehr als 800.000 Menschen,

die wegen der Kämpfe fliehen.

Die aktuellen Entwicklungen im Sudan, die findet ihr auf tageschaut.de

und uns, 11km, gibt es in der ARD-Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt.

Das war unsere Episode für heute mit Julia Fritsche vom BR,

die von ihrer Sudan-Reise im Februar und der aktuellen Lage vor Ort erzählt hat.

Folgenautor ist Hans-Christoph Böhringer, mitgearbeitet hat Sandro Schröder,

Produktion Ursula Kirstein, Gerhard Vicho, Eva Erhardt und Viktor Werisch.

11km ist eine Produktion von BR24 und NDR Info.

Ich bin Hannes Kunz.

Morgen hört ihr Victoria wieder.

Ciao.

Und zum Schluss noch ein Tipp von uns,

wenn ihr jeden Morgen direkt nach dem Aufstehen wissen wollt, was heute wichtig ist,

dann empfehlen wir euch den Podcast 36 bei WDR Aktuell.

Der News-Podcast versorgt euch mit den Themen des Tages

und das immer direkt morgens um halb sieben.

Den Podcast 36 bei WDR Aktuell findet ihr wie 11km auch in der ARD-Audiothek.

Und wenn du noch nicht genug von Podcasts hast, dann hör doch mal bei uns rein.

Wir sind Lisa und Mattis vom News-Podcast 36

und da sprechen wir Montag bis Freitag über die wichtigsten Nachrichten.

Und das, wie der Name sagt, morgens um 6.30 pünktlich für euch beim Aufstehen im Bad

oder auf dem Weg zur Uni oder zur Arbeit in ungefähr 20 Minuten,

damit ihr informiert in den Tag starten könnt.

Wichtig ist uns dabei, wir reden ganz normal wie Menschen darüber,

also ohne Nachrichten floskeln oder kompliziertes Drumherum.

Und wir sprechen nicht nur miteinander, sondern wir wollen auch eure Meinungen hören

per Sprachnachricht aus der Community.

Für den Podcast stehen wir sehr früh morgens im Studio,

gucken, was in Deutschland und der Welt passiert

und nehmen dabei auch eure Themen mit.

Ich würde gerne einmal anregen, dass ihr über den Streik des Krankenhauspersonal berichtet.

Hört doch gerne auch mal rein 0 6 3 0 in der ARD-Audiothek

und überall, wo es Podcasts gibt.

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Schüsse, Bomben, Evakuierungen. Im Sudan sind seit April offene Kämpfe ausgebrochen, besonders in der Hauptstadt Khartum. Zwei junge Menschen aus dem Sudan schildern bei 11KM in Sprachnachrichten, wie sie ihr Land sehen und warum sie entweder trotz der Kämpfe bleiben oder deswegen fliehen. BR-Reporterin Julia Fritzsche war im Februar – kurz vor den aktuellen Kämpfen – privat auf Bildungsreise im Sudan, hat Land und Leute kennengelernt. Seit langem ringen zwei Generäle dort im Konflikt um die Macht im Land, nun kämpft das Militär gegen die RSF-Milizen. Aktuell wurde eine Waffenruhe beschlossen.



Aktuelle Meldungen zum Sudan auf tagesschau.de:

https://www.tagesschau.de/thema/sudan



An dieser Folge waren beteiligt:

Autor der Folge: Hans Christoph Böhringer

Mitarbeit: Sandro Schroeder

Produktion: Ursula Kirstein, Gerhard Wicho, Viktor Verres, Eva Erhard, Hanna Brünjes

Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler

11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Folge trägt der NDR.



Unser Podcast-Tipp: “0630 by WDR aktuell” präsentiert euch jeden Morgen die Nachrichtenthemen des Tages, kompakt in 15 Minuten.

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