FALTER Radio: Siebeneinhalb Jahre Hölle - #965

FALTER FALTER 6/28/23 - Episode Page - 46m - PDF Transcript

Die Fall der Sommergespräche im Wienermuseumsquartier zu den heißen Themen des Jahres.

Mittwoch, den 30. August, nimmt die grüne Umweltministerin Leonore Gewessler-Platt.

Es geht um die drängende Frage, wie wir die Klimawende schaffen.

Umweltministerin Leonore Gewessler im Gespräch mit Barbara Todt und Katharina Krobshofer.

Mittwoch, den 30. August und 19 Uhr auf der Bühne im großen Hof im Museumsquartier in Wien.

Der Eintritt ist frei. Schauen Sie doch vorbei!

Okay, mein Bumble-Date läuft gerade richtig gut. Sonst bin ich ja echt verkopft.

Aber weißt du was? Not this time.

Mein Intuition sagt mir, lass dich drauf ein. Vertraue dein Bauchgefühl. Go with the flow.

Und dieses Mal werde ich auf mein Intuition hören. Für etwas Neues. Oder für die Story.

Noch ein Drink?

Finde was Deins ist. Auf Bumble.

Herzlich willkommen meine Damen und Herren im Falter Radio.

Sie hören in dieser Sendung einen Bericht aus einem iranischen Gefängnis.

Sieben einhalb Jahre lang saß Kamran Garderie im berüchtigten Teheraner Gefängnis Ewen.

Kamran Garderie ist österreichisch iranischer Doppelstadt-Bürger.

Das Regime in Teheran hat in der Spionage bezichtigt. Er gestammt und erfoltert.

Die Verhaftung Kamran Garderies fand am 2. Jänner 2016 statt.

Das war damals eine Phase, in der sich die Beziehungen zwischen dem Iran und dem Westen gerade entspannt hatten.

Ein halbes Jahr zuvor ist in Wien im Rahmen eines internationalen Abkommens der Rückbau des iranischen Atomprogramms baktiert worden.

Garderie ist IT-Spezialist.

Er war wenige Monate vor seiner Verhaftung mit dem damaligen österreichischen Bundespräsidenten,

ein Zwischen im Iran, als Teil der offiziellen Delegation.

Am 2. Juni dieses Jahres ist er nach sieben einhalb Jahren iranischer Haft überraschend freigekommend.

Das ist jetzt drei Wochen her.

In seinem ersten längeren Interview spricht er mit Falter Redaktorin Nina Pernada über die unmenschlichen Haftbedingungen,

die österreichische Diplomatie und was ihm in all den Jahren am meisten Kraft gegeben hat.

Herr Garderie, seit 2. Juni sind Sie in Freiheit. Wie haben Sie die vergangenen drei Wochen erlebt?

Die drei Wochen scheinen vielleicht eine kurze Zeit zu sein, hat aber sehr, sehr lange gedauert bis jetzt.

Ich habe eine Familie gefunden, deren Mitglieder ich nicht vollständig kenne,

angefangen von meiner Frau und dann eben drei Kinder, die ohne Vater gewachsen sind.

Da ist ein großer Gap dazwischen entstanden.

Sie haben sich entwickelt, sie haben ja ihr Leben geführt und haben Fronzeichen ohne mich.

Und dann ist dann nach sieben und einhalb Jahren, der Vater ist gekommen.

Der Vater, der hier nicht präsent war, in schwierigen Zeiten, bei den zwei Tüchtern,

in dem Alter, wo sie dann wirklich zu Frau wurden, ein Sohn, der überhaupt nicht an mich erinnern könnte,

weil er war ja zwei Jahre alt, als ich dann verhaftet wurde.

Und daher eben lang, deswegen weil jeder dieser Einzelheiten, obwohl sie klein erscheinen,

vielleicht klein erscheinen, in der Familie ein sehr, sehr großes Sorge verbreitet hat.

Also deswegen, die Zeit hat für mich sehr lange gedauert.

Wie kann man sich hier wiedersehen, wieder vorstellen,

dass wiedersehen mit der Familie war das im Flughafen oder zu Hause?

Das erste Treffen war am Flughafen.

Das wurde vom Außenministerium Österreich perfekt organisiert, auch abgeschirmt mit Recht,

dass man die Privatfäre nicht verletzt.

Ich habe schon zwei, drei Seiten darüber geschrieben von dem Treffpunkt Schalenberg,

von dem Flugzeug bis zum ersten Treffen mit der Familie und die Berührungen, die wir dort hatten.

Es ist auch sehr lange gedauert, obwohl es nur vielleicht zehn Minuten waren,

aber so viele Gedanken dazwischen.

Ja, das war der Höhepunkt eigentlich, das erste Treffen, ganz was Spezielles.

Haben Sie Ihre Familie seit 2016 nie wieder gesehen

oder gab es irgendeine Möglichkeit in des Besuchs oder über WhatsApp, über Videotelefonie?

Im Gegenteil zu vielen Mitgefangenen hatte ich unter Anführungzeichen das Glück,

dass ich in den letzten vier Jahren jedes Jahr einen kurzen Urlaub bekommen habe im Iran.

Das erste Mal drei Tage, dann wegen Corona, da hat man zweifache Gefühle gehabt.

Dank Corona habe ich Urlaub bekommen, auf der anderen Seite war ja Corona, also das heißt komisch.

Und dann zuletzt, genau vor einem Jahr, vor 13 Monaten.

Und die Zeit habe ich immer verbracht, weil ich habe ja eine kranke Mutter,

noch sehr alte, die sozusagen ich betreut habe vorher.

Und da war ich immer mit ihr zu Hause im Iran bei ihr.

Und habe während dieser Zeit eben WhatsApp kommuniziert.

Das heißt nicht nur telefonisch, sondern auch gesehen.

Und das ist eine der seltenen Glücksfälle.

Weil ich weiß, dass die anderen das auch nicht hatten oder viele nicht das hatten.

Am 2. Juni hat die österreichische Öffentlichkeit davon erfahren, dass sie in Freiheit sind.

Da saßen sie schon im Flieger. Wann haben Sie eigentlich erfahren, dass sie freikommen?

In meinem Fall, und so viel ich weiß, im Gegenteil zu den anderen zwei Fälle, die mit mir freikamen,

ich habe es 15 Minuten vor dem Flughafen erfahren.

Also man hat mich komplett in Dunkeln gelassen und abgeholt vom Gefängnis offiziell.

Also geschrieben offiziell im Gefängnis Urlaub.

Aber sie haben gesagt, ich soll meine Sachen räumen.

Und das war ja Paradox.

Aber nach 7,5 Jahren Erfahrung wussten wir eher alle.

Wenn jemand sagt, wenn die Polizei sagt Sachen aufräumen, heißt das entweder Verlegung oder Freiheit.

Also in meinem Fall haben wir auf Freiheit getippt.

Es war so Mittag eher ein früheren Nachmittag, weil um 4 Uhr sind wir abgeflogen nach Uman.

Aber die Nachricht kam im Gefängnis, dass ich dann gehen soll, aber nicht wohin eben.

Das war zwei Stunden vorher vielleicht.

In der Eile, da sind drei Polizisten gekommen und sie haben immer gesagt, schnell, schnell, schnell.

Ich habe gesagt, aber ich brauche mindestens für jedes Zimmer 7,5 Minuten, um mich zu abschieden nach 7,5 Jahren.

Ich habe so viele Freunde, so viele Bekannte.

Da haben sie gesagt, nein, sie haben keine Zeit, es ist ein Befehl.

Dann habe ich nur meine Bücher und Hälfte, so Bücher, die ich geschrieben habe und so weit habe ich alles mitgenommen.

Aber trotzdem ordentlich mich verabschiedet von anderen Salons und anderen Mitgliedern.

Dann haben sie mich in ein Auto gebracht.

Auf der Autobahn haben sie gesagt, wir fahren zum Flughafen.

Also erst dann wusste ich dann.

15 Minuten Fahrt und dann waren wir im Flughafen.

Erst dort habe ich dann gesehen, da ist ein Flugzeug.

Die zwei anderen Herren sind dort, einer aus Dänemark und der andere, mein Zimmerkollege.

Musaheb, Doktor Musaheb.

Also dann wussten wir, das ist also definitiv.

Das heißt, Sie haben im Gefängnis-Tagebuch geführt?

Nein, im Gefängnis habe ich zwei Bücher übersetzt und zwei Bücher geschrieben.

Das heißt, Sie hatten Ihre Bücher dabei, was hatten Sie sonst noch dabei?

Nichts.

Und das war auch ein bisschen schämhaft, weil ich bin der Einzige im Flugzeug, der mit der Kleidung, die ich anhatte im Gefängnis,

es war ein Freitag, ich wollte am Nachmittag mich duschen und rasieren, also das Wochenende.

Und ich bin nicht auch dazu gekommen, mich zu rasieren.

Vielleicht habe ich dann auch geschwitzt, weil ich war im Hof und ja, und die Omanis waren so nett.

Sie haben das bemerkt.

Also der Einzige, der jetzt da ist und nicht wusste uns eigentlich auch nicht gut gekleidet bzw. gut gepflegt ist

und da haben sie, als ich dann ankam, haben sie alles vorbereitet.

Sie haben mich in einem Zimmer gebracht, ich habe mich geduscht, rasiert

und sogar die ganze Kleidung, was ich anhatte, ist ein Geschenk von Omanis.

Also ich habe nichts gehabt.

Also vom Gurtel entschuldigen Sie Unterhose bis zum Anzug, es war alles Geschenke von Kollegen aus Oman.

Nur die Bücher, also das waren meine eigenen.

Was geht dann dann durch den Kopf, wenn man quasi ein paar Stunden vorher noch im Gefängnis saß

und überlegt hat, wann man sich rasiert und duscht

und plötzlich sitzt man im Flugzeug und dann normal passagieren.

Was sind das für Gedanken, die einem da kommen?

Dankbarkeit einer Seite, Freude, Freude auf Wiedersehen, wieder Leben zu dürfen, wieder Atmen zu dürfen.

Vielleicht die Angst zu vergessen, irgendwann mal.

Aber auch Trauer habe ich gehabt, interessanterweise, warum ich, warum nicht die anderen.

Und auch jemand andere sein oder wir konnten alle sein.

Und das, unser Schicksal waren nicht in unseren Händen.

Und das merkt man dann, wirklich dort.

Wissen Sie, wem Sie das zu verdanken haben, diese Freilassung?

Genau, ich weiß es sehr, sehr genau.

Und in meiner ersten Aussendung, Twitter habe ich das auch tatsächlich einzeln eingeführt.

Das sind die Gruppen, die ich genannt habe.

In erster Stelle meiner Familie, meine Frau Harika hat ja die ganze Zeit gekämpft.

Und sie hat ja mehr als ich gelitten.

Also ich war im Gefängnis, aber sie musste ja zusätzlich auch die drei Kinder erzielen

und die ganze Schwierigkeiten hier und noch dazu den Fall handeln und bearbeiten.

Dann kam eben die Gruppe Presse, Leute wie ihnen, die versucht haben, in ihrer Art und Weise zu helfen.

Ich sage, die Waffen einer Journalistin oder ein Journalist sind ja die Kugelschreiber

und die Zeitschriften und Newspapers.

Das heißt, dadurch, dass sie das erwähnt haben,

dann haben auch die Politiker mehr Motivation bekommen, zu helfen.

Dann die dritte Gruppe waren die Aktivisten, die ich zum Teil kannte vorher,

aber viele von denen kannte ich nicht im Bereich Amnis International,

im Bereich die Iranien, Menschenrechtsorganisationen oder internationale Menschenrechtsorganisationen.

Es ist wirklich eine Regenbogenpalette, es ist nicht nur eine bestimmte Richtung,

also eine politische Richtung, sondern Menschenrecht ist ja eine gemeinsame Nenner von allen.

Alle haben auch geholfen.

Und die Behörde selber habe ich auch genannt, die Ausfuhr vom Iran war perfekt organisiert.

Ich weiß genau, und das hat auch meine Frau bestätigt,

in den letzten ein- und halb Jahren Außenministerium Österreich hat sich sehr, sehr viel Mühe gegeben

und auch sehr viele Verhandlungen geführt mit Iran, damit sie die Freiheit veranlassen können.

Dr. Tiefenthal ist der Generalsekretär im Außenministerium,

er hat daraus seine persönliche Sache sogar gemacht, er hat sich eingesetzt.

Selbstverständlich auch die Omanis und die Belgier, also die Regierungen in diesen zwei Ländern haben auch sehr viel

in ihren Verhandlungen mit Iran darüber gesprochen, das weiß ich ja im Nachhinein auch sehr viel.

Seitens Ihrer Familie gab es immer wieder auch Kritik an der Untätigkeit der österreichischen Diplomatie.

Die Österreicher haben immer wieder gesagt, das ist stille Diplomatie, sie arbeiten im Hintergrund.

Wie beurteilen Sie das jetzt im Nachhinein? Haben Sie das Gefühl, da wurde eh viel getan,

nur wussten Sie es nicht? Oder wie ist das zu verstehen?

Eine der Probleme, die wir dort haben, ist das Mangel an Informationen.

Das heißt, wir haben keinen Zugriff gehabt, um überhaupt an die Informationen heranzukommen,

um eine Beurteilung richtigerweise und hundertprozentigerweise auszusprechen.

Haben Sie auch Besuch bekommen von den österreichischen Diplomaten-Gefängen des Beispiels in den Jahren?

Nein, nein, kein einziges Mal.

Einmal, als ich im Krankenhaus lag, ich wurde operiert, von der österreichischen Botschaft,

jemand ist gekommen, mich zu besuchen, aber die Polizisten haben das nicht erlaubt.

Also, dann mussten sie gehen. Also, das war ein Versuch, aber fehlgeschlagen leider eben vom Iranern abgelehnt.

Ich frage mich immer noch, wäre das möglich, vielleicht früher, dass wir frei gekommen wären?

Heute, wenn man die Fakten anschaut, vielleicht ja, weil da waren die Verhandlungen noch in Wien,

jeden Tag die Iraner waren hier, man konnte sie direkt ansprechen,

vielleicht um einen Gefallen bitten, vielleicht Druck ausüben, weiß ich nicht, ich bin kein Politiker.

Ich spreche vom Gefühl her, also vom Gefühl her denke ich, man hätte vielleicht doch was machen können am Anfang.

Warum das nicht geschehen ist, muss ich betonen, die Schuld liegt an Iran und nicht an westlichen Ländern oder Österreich.

Sie sind diejenigen, die willkürlich Leute verhaften. Sie sind diejenigen, die uns als Geisel nehmen und nicht österreich.

Die Frage ist, ob man diese Stilepolitik auch richtig interpretiert. Stilepolitik konnte auch sein, okay, ich spreche mit dem Geiselnehmer,

ich versuche dann herauszufinden, was er will, was ich geben kann, was ich nicht geben darf und welchen Druck mittel ich nutze.

Aber das muss nicht in Offenlichkeit sein, das akzeptiere ich, das ist okay.

Aber ich habe auch einmal in einem Brief geschrieben, was ich meiner Frau gegeben habe am Telefon.

Ich habe keinen Geiselnehmer gesehen, nirgendwo in der Welt, wo man mit Bitte die Geisen frei bekommt.

Diesen Druck mittel habe ich nicht gesehen, es gab vielleicht, aber ich bin darüber nicht informiert, ich weiß es nicht.

Haben Sie jetzt drei Wochen später Einblicke in die genauen Umstände, wie es dazu kam, das ausgerechnet sieht und eben noch einige weitere

ausgesucht wurden für diesen Austausch, weil wir dürfen mich nicht vergessen, für Ihre Freiheit ist auch ein Terrorist,

ein verurteilter, das reigekommen. Wissen Sie, wie das konkret zustande gekommen ist, hat man Ihnen das in irgendeiner Form erklärt oder näher gebracht?

Das sind eigentlich zwei Fragen. Nein, also egal welche Verhandlungen auch immer zwischen Iran und Österreich oder zwischen Iran und Europa geschah,

wir wurden nicht informiert. Ich glaube nicht, dass Sie uns auch informieren werden.

Diese Verhandlungen vom Natur aus sind das Geheim, verstehe ich es auch, möchte ich auch nicht mich hineinmischen.

Wenn ein Politiker eine gute Arbeit lastet, soll man ihn lassen oder Sie lassen, dass Sie weiterkommen.

Deswegen weiß ich nicht. Die zweite Frage dieser Austausch, das wissen wir auch nicht, ob das tatsächlich in diesem Rahmen war.

Wie Sie recht gesagt haben, es ist tatsächlich ein verurteilter und zwar nicht durch ein Scheingericht wie in Iran,

sondern mit Fakten genannte Terrorist freigelassen worden. Das wissen wir alle.

An dem Tag, wo er freikam, da hat man ein Belgier dann zurückgeschickt, also Sie haben dann Austausch gemacht.

Unsere Freilassung kam eine Woche später und im Gegenzug war keiner andere freigekommen aus Belgien,

zum Beispiel die anderen zwei noch im Haftsitzende Ex-Iraner Terroristen.

Deswegen, ob das wirklich in diesem Rahmen war oder nicht war, weiß ich nicht.

Ich kann es auch nicht beeinflussen. Niemand kann das beeinflussen im Gefängnis.

Vielleicht nutzt das zu wissen, aber wenn man selber dort sitzt, hat man wieder so eine Gefühle.

Einmal möchte man rauskommen. Ein Teil des Herbstes sagt, was soll das?

Er ist ja Terrorist, aber alle kennen ihn und kann nicht mehr was einstellen, falls es darum ging.

Ich weiß es aber nicht. Auf der anderen Seite, und das ist das Wichtigste und das habe ich auch schriftlich dokumentiert,

ich als Kameramateri wollte und möchte niemals ein Deal befürworten, indem man irgendwas Falsches macht

oder anderen benachteiligt. Das möchte ich nicht, auch wenn ich zehn Jahre sitzen wollte.

Sie haben gemeint, es lässt sich nicht direkt in Verbindung setzen, ihre freie Lassung mit derjenigen in Belgien verurteilt in Iraner.

Dennoch wird das in einem Zusammenhang gebracht, wenn man so will. Wie gehen Sie damit um?

Einerseits ist Ihre persönliche Freiheit wieder hergestellt, auf der anderen Seite ist dieses Unrecht,

dass Sie ja selbst auch kritisieren. Wie bringt man das persönlich in Einklang?

Oder muss man das einfach akzeptieren, als ein Zwiespalt und ein Widerspruch, der sich nichts aufheben lässt?

Ein Podcast macht kurz Pause. Hate Speech dagegen hört nicht so einfach auf.

Wer hat dir überhaupt erlaubt zu Reden schlampe? Verzieh dich in die Küche, bevor ich herausfinde, wo du wohnst und dir...

Ich persönlich danke, sage. Hör nicht auf die Hater. Du machst einen richtig guten Job und wir stehen alle hinter dir.

Wir alle entscheiden, ob wir das Netz dem Hass überlassen.

Werde Teil der Telekom-Initiative gegen Hass im Netz und setze ein Zeichen. Telekom.

Ich glaube, eine einfache Lösung wäre das zu vergessen. Möchte ich aber nicht.

Ich kann sagen, was soll es unter Anführungszeichen? Ich bin in Freiheit und fertig.

Das ist aber nicht in meiner Persönlichkeit drin, also ich überlege wohl darüber.

Und nochmal, wenn jemand eine Entscheidung trifft, dann steht auch auf diese Entscheidung.

Und es gibt immer Leute, die eben dagegen oder dafür sind.

Da muss man wegen. War das wert oder war das nicht wert zu diesem Zeitpunkt?

Meine Ansicht nach, Europa hat mit Iran verhandelt. Nicht Österreich. Allein.

Und das ist auch gut so. Weil es ist nicht nur Österreicher dort, sondern es ist in der Schweden, Belgien, Deutsche, Spanier, Franzosen dort.

Ob jetzt Europa als Ganzes die Politik Druck auszuüben an Iran macht oder vielleicht doch ein Kompromiss, das ist ein europäischer Problem.

Da bin ich überfragt.

Sie wurden eben Anfang Jänner 2016 verhaftet am Flughafen, soweit ich weiß, in Teheran. Können Sie sich noch an diesen Tagen erinnern?

Sehr genau. Es war eigentlich eine Reise für fünf Tage oder eine Woche geplant.

Es war die erste Reise nach dieser großen Handelseligierung, die damals mit dem Dr. Fischer Ex-Präsident nach Iran gefahren.

Ich bin angekommen, wie immer, und die Passkontrolle war auch gut gelaufen.

Ich habe so ein Stempel bekommen, ein Reise Stempel.

Aber nachdem ich die Polizei, also die Zoll- und die Grenzpolizei, verschwitten habe, da war jemand auf der linken Seite gestanden mit einem Wokidoki, und da hat man ihn angerufen.

Und ich habe meinen Namen gehört, das ist Kamran Gadiri.

Und da bin ich für ihn gegangen, ich habe meinen Namen gehört.

Er sagt, ja, Sie sind Kamran Gadiri, bleiben Sie da, und da haben Sie mich dann verhaftet.

Also das heißt Informationsministerium, das ist also die Geheimpolizei.

Also Sie haben sozusagen ein anderes System wahrscheinlich im Hintergrund, wo die Namen erscheinen und so weiter.

Also die Polizei wusste nicht, dass ich verhaftet werde.

Haben Sie damals gedacht, das handelt sich um ein Missverständnis?

Ja, ja, ja, ja.

Im JCPOE wurde unterschrieben vor ein paar Monaten.

Und dann haben Sie gesagt, ja, Sie waren ja auch dort bei der Delegations dabei.

Da habe ich mir gedacht, vielleicht wollen Sie über ein Projekt mit mir sprechen.

Ja, genau das habe ich auch gedacht.

Bis Sie unterwegs dann meine Augen gebunden haben, ja, dann wusste ich, dass das nicht der Fall ist.

Weil ich durfte nicht wissen, wo wir hinfahren.

Eine Nacht war ich außer Gefängnis, es war in einem Haus.

Und da haben Sie gesagt, Sie haben 24 Stunden gestehen, sonst bringen wir Sie ins Gefängnis.

Sie haben ja spüleniert.

An dem Zeitpunkt, ich habe trockene Mund bekommen, also wirklich ist es komisch,

dass man durch Stress auch physikalische Auswirkungen bemerkt.

Dann ein Blackout, Angst und schockiert, alles auf einmal.

Ich habe meine Freunde gesagt, nach 40 Jahren, ich weiß immer noch nicht, wo das Gefängnis in Wien ist.

Keine Ahnung.

Woher auch?

Oder, dass ich zu einer Polizeiwache gehe, vielleicht für eine Verlustanzeige.

Das ist das Maximum.

Und dann in einem Land verhaftet zu werden.

Und das noch unter Verdacht.

Sie haben ja ausländische und hauptsächlich Länder geholfen, gegen uns was zu machen.

Haben Sie je verstanden, warum ausgerechnet Zins, wie Sie der iranischen Behörden geraten sind?

Nein, immer noch nicht.

Und da habe ich bemerkt, dass ich nicht allein bin, was das betrifft.

Vor mir waren auch Österreichs schon dort im Haft.

Nach mir sind auch wieder in den Haft gekommen.

Das bedeutet, ich war nicht der Erste und auch nicht der Letzte.

Am Anfang habe ich mich immer gefragt, warum.

Irgendwo im Hinterkopf habe ich auch gedacht, naja, der Recht nimmt mir,

vielleicht hat er doch was gemacht.

Aber Sie haben mich verwechselt und mich auch hinein gebracht.

Ich war ja zufrieden, wenn Sie eine Entschuldigung gesagt hätten.

Da habe ich mir gesagt, das war ein Fehler.

Sie kommen Sie, entschuldigen Sie sich und dann gehe ich auch und vergesse ich alles.

Es hat eine Zeit gedauert, dann habe ich gesagt, nein, die Entschuldigen müssen Sie sich neben meiner Frau machen.

Also so habe ich erwartet.

Sie müssen meine Familie holen und sagen, entschuldigen Sie, wir haben ein Fehler gemacht.

Dann habe ich gesagt, naja, Sie müssen eine Party ausgeben,

alle meine Freunde auch einladen und auch eine Rede halten und sagen, wir haben ein Fehler gemacht.

Entschuldigen Sie.

Haben Sie auch nicht gemacht, natürlich.

Aber es war kindisch vielleicht, es klingt vielleicht kindisch,

vielleicht lachen Sie ein bisschen darüber.

Aber so dachte ich mir, weil es gab keine Antwort auf warum.

Heute frage ich mich anders.

Sie haben seit sieben und ein halben Jahren als Erfahrene und Handvollzeichen gefangen in Iran.

Die Frage ist, welche Kriterien nutzen Sie?

Und die Frage ist, warum ist das geklärt?

Das iranische Regime nutzt Gefangene für politischen Ziele.

Sie wollen entweder Geld haben oder Sie wollen irgendetwas haben, Leute haben

oder Sie wollen ein Druckmittel haben in Ihren Verhandlungen gegen Europa, gegen Westen.

Deswegen für mich ist die Frage, warum geklärt?

Die Frage ist eher, welche Kriterien nutzen Sie und warum nicht Herr X, sondern Frau Y oder umgekehrt?

Denken Sie sich im Nachhinein, weil Sie waren ja vorher ziemlich häufig im Iran unterwegs,

dass Sie da vielleicht zu blauäugig waren, wenn man so viel um da einfach so unterwegs zu sein.

Ja, also wir haben auch in unserem Gespräch im Außenministerium gebeten,

Sie sollen auf die Webseite eine Ausstreibung machen, ein All ex Iraner oder noch Iraner und Österreicher,

Leute, die Doppelstaatsburg geschafft haben, dass man eine Aussendung macht, dass man sie über Risiken informiert.

Es kann sein, dass tausend Leute hinfliegen und zurückkommen und passiert nicht.

Genauso wie ich. Im Jahr viermal bin ich nach Iran gereist, in einem Jahr vielleicht fünfmal.

Das geschah nichts. Und ich war eine der Befürworter für Zusammenarbeit, da hat man eine neue Präsidentin gehabt.

Ich habe gehofft, nachdem sie unterschrieben haben, dass sie sich ändern und sich an Westen nähern.

Und gerade mich haben sie verhaftet.

Deswegen habe ich mir gedacht, hätte ich dann tatsächlich die Reise unternommen, wenn ich das gewusst hätte?

Das weiß ich nicht. Vielleicht ja, vielleicht nein. Aber ich wusste das nicht.

Es war keine Aussendung, es war keine Informationen darüber.

Liebe Mitbürger, da gibt es ein Österreicher dort, drei Jahre im Haft.

Wir wussten nicht, obwohl er mein Freund war.

Es ist interessant, der ex Österreicher, der dort war, war ein Bekannter von mir, ein Freund von mir zur Studentenzeit.

Ich wusste nicht davon. Ich habe kein Gefahr gefühlt.

Sie waren in diesem berüchtigten Gefängnis in Wien. Was ist das für ein Ort?

Wir haben den Namen Hölle für Wien gewählt.

Es ist ein großes Gelände mit verschiedenen Gebäuden verteilt im Wien.

Innenministerium hat ein Gebäude dort, bekannt als 209 und 241.

Die Pastaran hat auch dort ein Gebäude, bekannt als 2A.

Und auch die Justiz hat dann ein Gebäude, 240, denke ich.

An diesen drei Gebäuden dürfen die Wien verantwortlichen und Polizei nicht hineingehen, nicht einmal zu Parkplatz.

Sie sind innerhalb der Wien abgeschrieben.

Nur Leute von diesem Ministerium oder von zwei Pastaran oder von Justiz dürfen dort hineingehen.

Also der Verhörer oder Leute von Ihnen.

Und innerhalb von diesem Bereich ist kein Gesetz vorhanden.

Das Gesetz schreibt im Ministerium.

Das heißt, ein Gefangener hat null Rechte.

Sie haben mir nicht erlaubt, zu sagen, wo ich bin.

Sie haben ein Telefon hat, nach 24 Stunden erlaubt.

Er hat gesagt, er war ja am Telefon mit dem Finger an dem Hörer.

Du darfst anrufen und sagen, du bist gesund. Fertig.

Wo du bist, von wem du gehalten bist, nichts.

Das habe ich auch gemacht.

Und dann musste ich auch unterschreiben.

Es waren zwei Minuten Gespräche. Es waren zwei Wörtergespräche.

Das heißt, ich war, als ob ich unterwegs vom Flughafen nach Hause entführt wurde.

Und damit haben Sie auch gespielt, sozusagen.

Ich habe mir gedacht, wenn Sie mich umbringen, dann irgendwo auf die Straße lassen.

Keine denkt, dass ich offiziell verhaftet wurde.

Oder bei Polizei bin oder bei Ministerium.

Das, was dort geschieht, ist gegen jede Regelung der Menschenrechtskonverzation.

Und deswegen denke ich, Iran hat es nicht einmal unterschrieben, die Konverzation.

Iran ist kein Mitglied.

Und dann gibt es andere Gebäude, die auch zu Ewing gehören, also in diesem großen Gelände.

Und da sind dann eben die Normale und hauen Französisch.

Also wenn Sie dann fertig sind mit jemandem von 209 oder 208 und so weiter,

Sie bringen ihn dann dorthin.

In meinem Fall nach fast eineinhalb Jahre.

Eineinhalb Jahre lang war ich bei 209.

Und dann haben Sie mich zu, wie gesagt, so einen Ewing gebracht.

Also das, was man als Ewing kennt.

Wo die Normale Gefangene gehalten werden.

Immer noch sehr, sehr harte, schlechte Bedienungen.

Und Infrastruktur wirklich.

Seitdem der Gefangene kauft sich selber was.

Bis zum Freilassung.

Das heißt in 209, was ist genau da in dieser Zeit passiert in diesen ersten einen Teil Jahren,

wenn Sie darüber sprechen möchten?

Vielleicht ein paar Beispiele.

Eineinhalb Jahre darf ich kein Gugelschreiber nutzen.

Also wir haben zwar bei in dem Zimmer, wo wir dann zu 20 waren,

da hat eine ein Gugelschreiber gestohlen von einem Verhör.

Wir haben es versteckt und manchmal genutzt.

Aber Gugelschreiber war verboten.

Papier verboten.

Am Korridor sprechen verboten.

Immer Augenbinde.

Nicht im Zimmer, aber außerhalb.

Auch wenn man im Einzelhaft, wenn man dann aufs Klo gehen wollte,

Tourschlagen, Augenbinde, WC und dann wieder Augenbinde zurück.

Diese Stille, es ist weniger als Friedhof leer dort.

Nichts.

Also die ersten drei Monate habe ich keine Brille.

Also sie haben meine Brille nicht gegeben im Zimmer.

Nur beim Verhör haben sie sie gebracht und dann wieder weggenommen.

Ein paar Bücher haben sie ja mit Wagen geholt.

Es waren im Zimmer kein Bücher, kein Buch überhaupt,

bis auf Koran und ein anderes Buch von Islamisten.

Aber die vielleicht eine Auswahl von 50 religiöse Bücher,

vielleicht zwei davon waren Wörterbücher oder Weltatlas.

Wenn sie nicht waren und ein paar Leute waren nicht so von den Anwärtern,

da haben sie uns gegeben, aber sonst ja.

Einzelhaft wochenlich 15 Minuten rausgehen vom Zimmer.

Gemeinsam in einem Zimmer, wochenlich 15 Minuten,

manchmal zweimal in der Woche.

Nicht mehr.

Telefonate, wenn sie erlaubt haben, wochenlich 10 Minuten.

Was hatten sie für Strategien, das durchzustehen?

Also was hat ihnen Kraft gegeben?

Worüber haben sie nachgedacht?

Sie konnten nicht schreiben, sie konnten nicht lesen.

Kraft gegeben hat mir meine Frau in erster Linie das erste Mal,

das wir gesprochen haben, Kraft gegeben,

weil sie gesagt hat, dass wir nicht alleine sind.

Also dort hilft kein Gott, auch wenn man religiös ist.

Ich bin kein religiösem Mensch, aber auch die religiösen nutzen ihn nicht.

Aber wenn man sagt, du bist nicht allein, das hilft sehr viel.

Wie helfen dir?

Wir sind für dich da.

Leute denken an dich, das hilft.

Das gibt Kraft.

Als sie nach 1,5 Jahren in die Normale kamen?

Ja, genau.

Was war der Unterschied?

Was hat sich da etwas verändert?

Was hat sich etwas womöglich verbessert?

Es gab ein kleines Geschäft in dem Salon.

Als erstes habe ich fünf Kugelschreiber gekauft

und Spiegelei gegessen.

Es war nicht möglich.

Wir haben sehr Schwierigkeiten gehabt.

Dort gab es keine Kochmöglichkeiten.

Wir haben Essen bekommen und fertig.

In Samoa hatten wir bei den normalen Zimmern 209.

Und da haben wir uns ein paar Sachen einfallen lassen.

Aber trotzdem, also so Einkaufen überhaupt,

dass man, obwohl das Geschäft im Gefängnis nichts hat,

das ist kein Supermarkt, damit ich klar stelle.

Aber allein diese Tatsache, dass man zahlen kann und was kaufen kann,

das ist sehr interessant.

Andere Menschen zu sehen, die auch gleiche Siegsal hatten,

das hat auch geholfen.

Sie haben so arrangiert, dass ich keinen gesehen habe,

auch weder Einzelhaft sowieso nicht,

aber auch wenn ich nicht die Einzelhaft war bei 209,

habe ich keine ähnlichen Fählen gesehen.

Bis zum Schluss, bis zum letzten Monat, also nach 1,5 Jahren.

Fälle, die so sind wie ihr?

Ja, überhaupt.

Also ich habe sehr viele Leute kommen und gehen sehen.

Aber die meisten waren Leute, die wegen der Religion dort waren.

Baha'is zum Beispiel.

Allein weil sie im Baha'is sind, kommen sie ins Gefängnis.

Oder Leute, die Werbung gemacht haben für Christentung.

Leute, die Oppositionelle waren.

Und dann viele, die wegen Geldwäsche im Betrug dort kamen.

Sehr viele.

Also aber zu meinem Fall habe ich nur zum Schluss

ein paar Leute kennengelernt.

Sie waren eine Woche dort und dann wieder weggebracht.

Und da war ich sowieso auch nachher zu Irwin gebracht.

Sie haben ja ein Geständnis abgelegt,

oder zwei Geständnisse,

dass Sie für die USA und für Österreich spioniert hätten,

unter Folter.

Möchten Sie etwas dazu erzählen?

Ja, also ich habe keine Hemmungen, was das betrifft.

Im Einzelhaft habe ich nur Gespräche gehabt mit Geheimdiensten.

Sie haben mich zu einem Tier gemacht.

Ich war kein Mensch mehr, muss ich sagen.

Und ich habe mir gedacht, im Geheimen,

dass Justiz zu meiner Hilfe kommen wird.

Ich habe im Einzelhaft, wir haben zusammengearbeitet.

Sie haben mir gelehrt, wie ich dann zum Beispiel,

am Anfang war das kleine Land und dann eben das große Land.

Aber sie haben die Papiere weggenommen und gesagt,

du schreibst das Warnung noch einmal.

Das war nicht schön oder nicht gut genug und so weiter.

Es kamen schon Tricks, ich weiß, wie man das jetzt funktioniert.

Und dann haben sie gesagt,

an dem Moment, wo du sagst, das will ich nicht,

wir bringen alle Papiere und wir verbrennen sie.

Und sie haben mir auch ein Ticket gekauft.

Dann habe ich gesagt, wenn du das machst,

du fliegst nach Österreich zurück.

Sie haben mir auch das Ticket gegeben.

Es war von Qatar Airlines, über Qatar denke ich ja.

Nach Wien, unter meinem Namen ausgestellt,

sie haben mich auch von Ewin rausgenommen,

zu diesem Haus gebracht.

Dann habe ich mir gedacht, was soll es?

Dann habe ich umgekehrt.

Ich habe gesagt, später, wenn ich in Österreich bin,

da rufe ich an und sage, entschuldigen Sie.

Es war ja eine Lüge, ich weiß ja, was soll ich machen.

Aber trotzdem habe ich mehrere Seiten an Justiz geschrieben.

Und diese Seiten habe ich ja verstärkt in meinem Sarko.

Also in der Seite von Sarko habe ich dann ein bisschen zerrissen und versteckt.

Und haben gesagt, wenn jemand das sieht,

dann weiß er, dass ich es während ich im Einzelhaft war geschrieben habe.

Und dort habe ich geschrieben, ich wurde gefoltert.

Ich musste ja mitmachen und bitte helfen Sie mir, lieber Richter.

Ja, ich habe mir gedacht, Justiz im Iran ist unabhängig.

Und wie immer, wie überall.

Und Sie werden bestimmt helfen.

In einer Untersuchung, also Sie haben mich untersucht,

ich habe die Papiere gefunden.

Haben Sie alles weggenommen?

Sie haben mich zu 209 zurückgebracht.

Dann es war einmal ein Papier auch von Justiz,

in dem Sie zum ersten Mal geschrieben haben,

dass ich ein Monat lang noch in Urhaft bleiben soll.

Der Mann, der mich dorthin gebracht hat von 209,

wurde gerufen, war kurz weg.

Und dann habe ich die Chance genutzt

und habe wieder alles geschrieben in zehn Sätzen.

Schnell, schnell, schnell.

Ja, im Folter und das geschieht mir, bitte,

helf mir lieber Richter.

Das erste Mal, dass ich beim Justiz war, beim Bezigsgericht,

da hatte man gesagt, ja, Sie haben geschrieben,

dass Sie gefoltert sind und sehr viel gelogen haben

gemeinsam mit denen.

Aber jetzt schreiben Sie alles Richtige.

Ich habe gesagt, okay, habe ich kein Problem.

Einmal war ich bei ihm

und dann habe ich alle Fragen richtig beantwortet.

Auch beim Richter Salawati, im Revolutionsgericht,

habe ich auch geschrieben.

Aber keine von diesen wurden überhaupt,

also bei Justiz wurden überhaupt berücksichtigt.

Das heißt, dieser Geständnis, was Sie sagen,

wurde auf keinen Fall neben ein Richter oder Justiz gemacht.

Im Gegenteil.

Ich habe sogar sie informiert, dass ich gefoltert wurde.

Aber auch diese Dokumente sind nicht bei mir.

Ich kann es nicht beweisen, aber es ist dort.

Sie hatten die Möglichkeit, den Richter zu informieren.

Wie hat das funktioniert?

Das war, wir lachen jetzt darüber.

Aber ich weiß nicht, ob Sie den Namen Salawati kennen.

Salawati ist sehr bekannt im Iran.

Er ist ein Mörder der Faktor.

Er ist der Richter.

Und er wurde auch mehrmals unter Sanktionen gestellt.

Als ich bei ihm war,

hat er vorgelesen, was mir vorgeworfen ist.

Ich soll schreiben, ob ich es verstanden habe oder nicht.

Und dann laden Sie mich zur Gerichte ein.

Ich habe ihn begrüßt.

Ich wusste nicht, wie er heißt.

Ich habe zwei Leute von Justiz gesehen,

eben diesen Richter von Beziehgericht und Salawati.

In meinen Worten, was war das?

Mein Freiheitsengel habe ich Ihnen genannt.

Also helfen Sie mir, Sie sind mein Freiheitsengel.

Ich habe das mit mir gemacht.

Und da hatte ich gesagt, weißt du wer ich bin?

Ich habe gesagt, nein.

Ich heiße Salawati.

Ich habe gesagt, okay, Herr Salawati, bitte helfen Sie.

Er hat sich gewundert.

Er hat sich nicht erwartet.

Leute, die hingehen, sie wissen ja, wer er ist.

Und sie erwarten ja keine Hilfe.

Im Gegenteil, sie wissen, das ist am Ende.

Das ist das Ende.

Entweder bekommt man Hinrichtung oder zehn Jahre.

Jetzt weiß ich, dass er mich ausgelacht hat wahrscheinlich im Inneren.

Wie ging es Ihnen gesundheitlich?

Also ich habe sehr viel gelitten.

Psychologisch sowieso, also Trauma.

Ich habe immer noch Schlafstörungen, Essstörungen,

Schamgefühle, Angstgefühle.

Das ist alles zu viel.

Aber auch körperlich habe ich dadurch,

dass ich eineinhalb Jahre dort, drei so diese dünne Decke,

einen Teppich budden, also Teppich budden, aber nicht mehr.

Keine Infrastruktur, nichts.

Und ich habe mehrere Probleme bekommen.

Ernsthaft am Wirbelsäule,

da war ich in drei verschiedenen Perioden am Bett gebunden,

drei Monate lang.

Da hört das überhaupt auf.

Jetzt habe ich Prothesen im Wirbelsäule bis im Lebensende.

Also ich kann mich nicht frei bewegen.

Herzprobleme habe ich bekommen.

Cholesterin, Blutdruck.

Das ist Gang und Gabe, also jeder Gefangene,

der nur drei Monate dort ist, bekommt so etwas.

Also ich war eineinhalb Jahre dort.

Also ich bin nicht fit, wenn ich das so formulieren soll.

Im Gegenteil.

Sie haben stets beteuert, dass Sie ein unpolitischer Mensch sind.

Sie haben das damals nicht verstanden, warum ausgerechnet Sie.

Wie sehen Sie das heute?

Ich habe schon vieles erlebt.

Da muss ich selber auch eine Redefinition machen,

wieder für mich eine Kantabe.

Das werde ich bestimmt nicht.

Fühlen Sie sich sicher in Österreich?

Ich fühle mich beobachtet manchmal.

Aber das hat mit Österreich nichts zu tun.

Der Grund liegt im Iran.

Aber mit der Zeit fühle ich mich sicherer.

Was ist eigentlich jetzt Ihr Status?

Sie sind ja angekommen.

Zwei Tage nachdem Sie angekommen sind,

sind wir einander kurz begegnet vor dem Protest.

Der Iraner, die seit über 300 Tagen dort Tag und Nacht aushaun

und gegen die Menschenrechtsverletzungen protestieren.

Und Sie haben gemeint, ich habe kein Geld,

ich habe kein Handy, kein Nichts, was ich quasi hergeben könnte.

Wie organisiert man so ein Leben?

Wie baut man das dann wieder auf nach so einer langen Zeit?

Sind Sie krankenversichert?

Krankenversichert bin ich vorweg, weil meine Frau musste arbeiten.

Das heißt, ich bin mitversichert.

Ich habe immer selber eine kleine Firma gehabt

und Angestellte gehabt.

Ich war selbstständig.

Und jetzt bin ich nicht einmal angestellt, sondern mitversichert.

Verlässt meinen Stolz definitiv.

Aber Gott sei Dank, wir leben in einem Land,

in dem man das soziale Netz aufgebaut hat.

Unsere Vorgenerationen haben daran gearbeitet

und wir haben das übernommen.

Und ich hoffe, dass wir es auch in diesem Sinne weitermachen,

dass die soziale Gesellschaft entwickelt wird und besser wird.

Ich habe mit vieles zu kämpfen.

Ich habe keinen Ausweis gehabt.

Ich konnte nirgendwo hingehen und sagen, ich bin Kamerangadiri.

Und da hat mir aber außenministerium wieder geholfen.

Auch innenministerium.

Die Leute haben mich begleitet, zu Polizei und Anzeige zu machen.

Und dann habe ich auch schon langsam alle diese Dokumente bekommen.

Ich habe dann versucht, jetzt Labor-Tests zu machen.

Ich war auch bei Psychologin.

Ich bin dabei.

Es ist drei Wochen, aber ich glaube, der Weg ist allen bekannt.

Da muss ich mich wiederfinden.

Vielen Dank für das Gespräch.

Bitte schön.

Sie hatten ein Gespräch von Nina Bernada

mit dem kürzlich aus iranischer Haft freigekommenen

österreichisch-iranischen IT-Spezialisten Hamran Qatari.

Das Gespräch fand am Montag, den 26. Juni,

in der Falter Redaktion in der Wiener Innenstadtstadt.

Ich verabschiede mich von allen, die uns auf UKW hören.

Aktuelle Berichte über den Iran

und auch aus dem Iran finden Sie regelmäßig im Falter.

Ich empfehle Ihnen ein Abonnent des Falters.

Alle Informationen gibt es im Internet unter der Adresse

aber.falter.at.

Ursula Winterauer hat die Signation gestaltet.

Philipp Dietrich betreut die Audio-Technik im Falter.

Ich verabschiede mich bis zur nächsten Sendung.

Vielen Dank.

Sie hörten das Falter Radio, den Podcast mit Raimund Lüff.

Okay, mein Bumble Date läuft gerade richtig gut.

Sonst bin ich ja echt verkopft.

Aber weißt du was?

Not this time.

Mein Intuition sagt mir, lass dich drauf ein.

Vertraue dein Bauchgefühl.

Go with the flow.

Und dieses Mal werde ich auf mein Intuition hören.

Für etwas Neues.

Oder für die Story.

Noch ein Drink?

Finde was Deins ist.

Auf Bumble.

Hey, hörst du mich?

Ja?

Okay.

Mit Audio hast du die volle Aufmerksamkeit der Hörerinnen

und wirst damit zum Teil des individuellen Hörerlebnisses.

Nutze jetzt die Chance für dich und deine Botschaft.

Mit Podcastwerbung bei Acast.

Geh einfach auf go.acast.com.

Um mehr zu erfahren.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Kamran Ghaderi saß siebeneinhalb Jahre im berüchtigten iranischen Gefängnis Evin ein. Am 2. Juni kam der iranisch-österreichische Doppelstaatsbürger überraschend frei. In seinem ersten großen Interview spricht er mit Nina Brnada über die Jahre als Gefangener der Islamischen Republik.

Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.