Echo der Zeit: Schweres Erdbeben in Marokko
Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 9/9/23 - 29m - PDF Transcript
Radio SRF echo der Zeit mit Ivan Lieberherr.
Unsere Themen am Samstag, dem 9. September.
Das Erdbeben in Marokko, die Katastrophe fordert mehr als 1000 Todesopfer und richtet schwere
Schäden an.
Der G20-Gipfel in Indien, die starten Ringen um eine gemeinsame Stellungnahme zum russischen
Krieg in der Ukraine.
Die evangelische Volkspartei vor den Wahlen, sie plädiert für ethisches Wirtschaften
und fordert einen Deckel für Bankenboni.
Dann begleiten wir einen Schweizer Seelsorger, der in Hongkonger Gefängnissen Demokratie-Aktivistinnen
und Aktivisten besucht, unter Aufsicht der Behörden.
Sie haben Angst, dass wir irgendwelche Botschaften rein und raus tragen.
Sie wissen, dass einige dieser gefangenen Seelsorgerinnen auch Sympathien für diese
Protestbewegungen haben oder hatten und sie haben Angst vor diesen Menschen.
Die Furcht vor inhaftierten Politaktivisten am Schluss dieser Sendung.
Die Lage im Erdbebengebiet in Marokko ist noch unübersichtlich.
Fest steht, dass Beben der Stärke 6,8 am Freitagabend sowie weitere Nachbeben haben schwere Schäden
angerichtet.
Gemäß den marokkanischen Behörden sind über 1000 Menschen ums Leben gekommen.
Mitestens ebenso viele wurden verletzt, teils schwer.
Das Beben zerstörte Gebäude und beschädigte auch berühmte Kulturdenkmäler Daniel Voll berichtet.
Das Epizentrum des Bebens liegt im Hohen Atlasgebirge rund 75 Kilometer südlich von Marrakesch.
Ein Gebiet mit vielen kleinen und abgelegenen Dörfern.
Die Rettungsteamsversugen offenbar immer noch Überlebende aus den Trümmern zu bergen und
sich einen Überblick über die Zahl der Opfer und den entstandenen Schaden zu verschaffen.
Die Opferzahlen dürften weiter steigen, vermuten die Behörden.
Etwas übersichtlicher ist die Lage den größeren Städten der Region in Marrakesch und Wardsersat,
wo die Erschütterung ebenfalls stark spürbar war.
Erste Erdstöße verschreckten die Bewohner kurz nach 23 Uhr gestern Abend.
Menschen verließen ihre Häusern und versammten sich auf der Straße, Tausende verbrachten
die Nacht im Freien, zum Beispiel auf dem zentralen Marktplatz Cemail Fna in der Altstadt von Marrakesch.
Sie trauten sich nicht mehr in ihre Häuser zurück, die bereits vor dem Beben baufällig gewesen
seien, wie dieser Einwohner von Marrakesch gegenüber der Agentur Agence France-Presse schildert.
Die Schäden an den Gebäuden seien beträchtlich mehrere Nachbarn seien von Trümmern getroffen
und tödlich oder schwer verletzt worden.
In Marrakesch sind die Opferzahlen bisher aber vergleichsweise klein, doch der Sachschaden
in der Altstadt, die als Weltkulturerbe der UNESCO ausgezeichnet wurde, ist beträchtlich.
Wie viele Gebäude ganz oder teilweise eingestürzt sind, ist noch nicht klar.
Beschädigt wurden zum Beispiel auch Teile der bekannten Coutubier Moschee, ihr Minaret,
eines der prägenen Baudenkmalen von Marrakesch, hat das Beben aber offenbar unversehrt überstanden.
Das letzte schwere Erdbeben in Marokko wurde vor knapp 20 Jahren gemessen.
Damals starben rund 600 Menschen.
Viel höher waren die Opferzahlen bei einem Beben in der Küstenregion Agadir im Jahr 1960.
Damals kamen über 12.000 Menschen ums Leben.
Daniel Voll
Unterdessen hat die Schweiz Marokko ein Hilfsangebot gemacht.
Die Details würden noch ausgearbeitet, schreibt das Außendepartement.
Auch andere Länder haben ihre Hilfe angeboten.
Damit zu den weiteren Nachrichten des Tages mit Lara Christen.
Die Afrikanische Union wird neu mitgliedt der G20.
Darauf hätten sich die Mitglieder der G20 verständigt, sagte der indische Premierminister
Narendra Modi zum Start des Gipfels in Neudeli.
Die Afrikanische Union werde als Teil der Organisation wesentlich dazu beitragen,
die globalen Herausforderung unserer Zeit zu bewältigen, heißt es zur Begründung.
Die Afrikanische Union umfasst 55 Staaten mit rund 1,3 Milliarden Einwohnerinnen und Einwohnern.
Teil der G20 sind 19 der stärksten Volkswirtschaften der Welt,
die Europäische Union und jetzt also auch die Afrikanische Union.
In der Nähe der niederländischen Stadt Den Haag ist die Polizei mit Wasserwerfern gegen Personen vorgegangen,
die eine Autobahn blockierten.
Die Aktivistinnen und Aktivisten der Gruppe Extinction Rebellion fordern mit ihrer Aktion
ein Ende der staatlichen Subventionen für fossile Brennstoffe.
Jedes Jahr wendet die niederländische Regierung dafür 37,5 Milliarden Euro auf,
heißt es auf der Website der Bewegung.
Man werde mit den Protesten fortfahren, bis die Regierung dem Aufruf folge.
Mehrere Tausend Personen waren dem Aufruf zur Blockade der Autobahn gefolgt,
trotz eines Verbots durch die Polizei, wie Nachrichtenagenturen melden.
Weil diese die Autobahn dennoch besetzt hielten, habe man die Wasserwerfer eingesetzt,
hieß es von Seiten der Polizei.
Vor vier Tagen ist aus einem Londoner Gefängnis sein Terrorverdächtiger ausgebrochen.
Nun konnte ihn die Polizei fassen, wie sie mithalten.
Der 21-Jährige hatte sich an die Unterseite eines Lastwagens geklammert
und konnte so aus dem Gefängnis entkommen.
Daraufhin folgte eine groß angelegte Fahndung.
Es wurden unter anderem die Sicherheitschecksanflughäfen und Häfen erheblich verschärft.
Nachdem es Berichte, Übersichtungen des Geflorenen gab,
konnte die Polizei ihn schließlich im Londoner Stadtteil Chiswick ergreifen.
Dem ehemaligen Soldaten wird vorgeworfen, Bomben ertrappen,
auf einer Militärbasis platziert zu haben.
Mangosuto Boutelesi war eine der letzten verbliebenen Persönlichkeiten
des südafrikanischen Freiheitskampfes.
Nun ist er im Alter von 90 Jahren gestorben.
Das zahlt der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa auf ex Formas Twitter mit.
Als Chefs des Volksstamms der Sulu war Boutelesi
während der apartheit zunächst gegen die Idee eines südafrikanischen Einheitsstaats.
Von konservativen Kreisen im Westen
wurde er darum als alternative schwarze Führungsfigur
zu Nelson Mandela aufgebaut.
Antiapartheid-Aktivisten warf ihm vor,
mit der apartheid-Regierung zusammenzuarbeiten.
Ab Mitte der 1990er-Jahre war Mangosuto Boutelesi
Innenminister Südafrikas unter dem damaligen Präsidenten Nelson Mandela.
Traveis Wiss, der unabhängige Dachverband der Arbeitnehmenden,
hat seine Schwerpunkte für die nächsten vier Jahre verabschiedet.
So forderten die Delegierten an ihrem Kongress
etwa eine Stärkung der Kaufkraft der Arbeitnehmenden
und Maßnahmen gegen Lohndiskriminierung.
Außerdem wehrt sich der Verband gegen weitere Erhöhungen des Rentenalters
und damit zusammenhängende Sparmaßnahmen.
Traveis Wiss ist neben dem schweizerischen Gewerkschaftsbund
die zwei größe Dachorganisation der Arbeitnehmenden in der Schweiz.
Sport nun, mit zwei Medaillen war das heute
ein erfolgreicher Tag für die Schweizer Ruderer
an der Weltmeisterschaft in Belgrad.
Jan Zürcher.
Andrin Gudich und Roman Rösli sind die neuen Weltmeister im Zweier ohne.
Sie gewannen das heutige WM-Rennen vor Großbritannien und Irland
und sicherten sich damit den ersten gemeinsamen Weltmeistertitel
in der ersten gemeinsamen Saison.
Eine äußerst erfolgreiche noch dazu.
Bereits im Mai wurden sie Europameister.
Sie entschieden den Gesamtwertkap für sich und sind nun zum ersten Mal Weltmeister.
Es ist auch das erste WM-Gold in dieser Disziplin für die Schweiz.
Silber gab es im Leichtgewicht doppelt zweier für Raffael Aumada und Jan Schäuble.
Sie mussten sich lediglich den Olympiasiegern
o Donovan McCarthy aus Irland geschlagen geben.
Bronze ging an das italienische Duo Soares Opo.
Keine Schweizer Medaille gab es hingegen bei den anderen Finalentscheidungen von heute.
Der Frau und Doppelfierer wurde vierter, derjenige der Männer fünfter.
Und wie wird das Wetter, Lara Christian?
Am Abend und Morgen scheint meist die Sonne.
Dazu ist es warm, mit Höchstwerten zwischen 28 und 31 Grad.
Sie haben sich doch noch einigen können
auf eine gemeinsame Stellungnahme zum russischen Krieg in der Ukraine.
Die geht 20, die Gruppe von 20 wichtigen Industrie- und Schwellenländern
an ihrem Gipfel in Indien.
Es galt, eine Kompromissformulierung zu finden,
die die Sichtweisen des Westens und Russlands wie auch Chinas unter einen Hut bringt.
Eine delikate Sache.
Und der Gipfel hätte auch ohne eine gemeinsame Abschlusserklärung enden können.
Maren Peters verfolgt für uns den G20-Gipfel in Deli.
Ich habe sie gefragt, weshalb es doch noch gelungen sei,
eine gemeinsame Position zu finden.
Weil Russland und China in letzter Minute
doch noch einer gemeinsamen G20-Position zum Ukraine-Krieg zugestimmt haben,
die sie lange blockiert hatten.
Obwohl weder der russische Staatschef Putti noch sein chinesischer Amtskollege
Xi Jinping selbst hier in Deli anwesend waren.
Allerdings ist die Formulierung, die jetzt gefunden wurde,
so allgemein, dass nicht einmal das Wort Russland noch auftaucht.
In der Abschlusserklärung steht jetzt nur noch,
alle G20-Mitglieder verpflichten sich gemäß Unokater,
die territoriale Integrität von Ländern zu wahren
und auf die Anwendung von Gewalt zu verzichten.
Diplomateninnen und Diplomaten sprechen vom kleinsten gemeinsamen Nenner,
der hier gefunden wurde.
Beim letzten G20-Gipfel auf Bali hieß es in der Abschlusserklärung noch,
Zitat, die meisten Mitglieder verurteilten den Krieg in der Ukraine aufs Schärfste.
Nun wird Russland nicht mehr so explizit kritisiert.
Was sagt das über den Zustand der G20 aus?
Ja, das zeigt es, die gemeinsame Mission, die Welt zu retten,
die die G20 nach der Finanzkrise zusammengeschweißt hatte,
dass die nicht mehr da ist.
Die alte Weltordnung, die ist ins Wanken geraten,
die USA sind nicht mehr die unbestritten Erführungsmacht,
weil neue Mächte, insbesondere China, immer stärker werden
und diese Länder starke Eigeninteressen verfolgen.
Und das zeigt sich auch innerhalb der G20.
Dort ist der Graben zwischen dem Westen auf der einen Seite
und Russland und China auf der anderen Seite immer tiefer geworden.
Im Laufe der Jahre, der gemeinsamen Nenner wird entsprechend immer kleiner.
Und das hat sich auch an diesen Gipfel in Deli bestätigt.
Eben, die G20-Länder spielten eine wichtige Rolle im Herbst 2008.
Als nach dem Zusammenbruch der US-Investment Bank liemen,
das weltweite Finanzsystem zu implodieren drohte,
man fasste damals an einem Krisengipfel rasch weitreichende Beschlüsse
und setzte sie um, ist das heute nicht mehr möglich.
Ich würde sagen eher nicht, heute gibt es ja nicht mehr die eine große Krise,
sondern mehrere große Krisen parallel,
die globale Klimakrise, die hohe Information wegen hoher Lebensmittel
und Energiepreise, die hohe Verschuldung vieler Länder.
Und darauf gibt es nicht die eine Antwort,
sondern es braucht viele gemeinsame Antworten,
auf die sich Länder einigen sollen, die ganz verschiedene Interessen haben.
Ein aufsteigendes Schwellenland wie Indien zum Beispiel
will noch viele Jahre billige Kohlen nutzen dürfen,
obwohl das den Klimawandel weiter beschleunigen wird.
Und blockiert darum innerhalb der G20 die Forderung
aus Industrieländern aus der Kohle als Energiequelle auszusteigen,
um nur ein Beispiel zu lernen, wie schwierig solche Einigungen geworden sind.
Also auch bei dieser Frage beim Klimawandel gibt es keine gemeinsame Basis.
Die gemeinsame Basis, die ist sehr allgemein geworden.
Es heißt jetzt nur noch, dass die Klimagasemissionen reduziert werden müssen.
Aber eine Einigung auf konkrete Ziele, also bis wann das passieren muss,
ist auch bei diesem Gipfel nicht gelungen aus den schon genannten Gründen.
Westliche Länder, die wollten eigentlich ins Abschlusskommuniké schreiben,
dass der Einsatz erneuerbarer Energie bis 2030 verdreifacht werden soll
und klimaschädliche Emissionen bis 2035 um 60 Prozent reduziert werden sollen.
Dagegen haben sich aber Schwellenländer wie Russland, China, Saudi-Arabien
und Indien erfolgreich gewährt.
Und am Ende steht jetzt in der Abschlusserklärung wieder eine sehr weiche Formulierung,
dass alle Länder anstreben, den Einsatz erneuerbarer Energie zu verdreifachen.
Abhängig von den nationalen Gegebenheiten.
Und das lässt natürlich viel Spielraum bei der Umsetzung.
Immerhin, der G20-Gipfel in Indien endet mit einer gemeinsamen Abschlusserklärung.
Das dürfte insbesondere den Gastgeberfreuern,
den indischen Premierminister Narendra Modi.
Ja, auf jeden Fall für Gastgeber Modi ist das ein großer Erfolg.
Es wäre nämlich das erste Mal gewesen,
dass nach einem G20-Gipfel keine gemeinsame Erklärung zustande gekommen wäre.
Und gestern sah es noch ganz danach aus.
Die indische Diplomatie, die konnte das Scheitern in letzter Minute abwenden.
Und damit ist Modi das erhoffte Sahnehäubchen auf dem Jahr seiner G20-Präsidentschaft
doch noch vergönnt worden.
Er hat es geschickt verstanden, diese G20-Präsidentschaft mit seiner Person zu
verknüpfen und davon hat Modi extrem profitiert.
Seine Umfragewerte sind gestiegen.
Fast 70 Prozent der Inderen und Inder glauben, dass er das Land in der Welt bekannter gemacht hat.
Und davon dürfte Modi bei der Wahl im nächsten Jahr profitieren.
Südasien-Korrespondentin Maren Peters vom G20-Gipfel in Delhi.
Das ist das Echo der Zeit von Radio SRF.
Und hier geht es weiter mit der Arbeit im Homeoffice.
Weshalb Arbeitgeber sie ermöglichen,
ob schon in den eigenen vier Wänden offensichtlich weniger geleistet wird als im Büro.
Dann mit den Wahlzielen der EVP, die für mehr Ethik in der Wirtschaft plädiert
und einen Lohndeckel für Chefs von Staatsnahenbetrieben fordert.
Und mit Demokratieaktivistinnen und Aktivisten in Hongkonger Gefängnissen.
Sie würden strenger behandelt als andere Insassen,
denn sie seien für die Behörden eine Gefahr für das System,
sagt ein Schweizer Gefängnisseelsorger
im Echo der Zeit.
Zu Hause arbeiten.
Die Arbeitskolleginnen und Kollegen in Videokonferenzen treffen.
Nichts außergewöhnliches für viele Erwerbstätige seit der Corona-Pandemie.
Doch arbeitet man daheim genauso produktiv wie im Büro
und ist man genauso kreativ?
Nach den ersten Pandemie-Monaten stürzten viele Untersuchungen
den Subjektiven befunden.
Die Leistungsfähigkeit leidet nicht im Homeoffice.
Eine neue Übersichtsstudie kommt nun aber zu einem anderen Befund.
Susan Schmugge hat mit einem der Autoren gesprochen,
mit Jose Maria Barrero von der mexikanischen Universität Itam.
Jose Maria Barrero ist es als Ökonom gewohnt,
zu messen und mit Zahlen zu arbeiten.
Wenn Leute ihm sagen, sie seien zu Hause im Homeoffice
ebenso produktiv wie im Büro, dann will er es genauer wissen.
Viele Jobs können heute von zu Hause aus gemacht werden.
Es braucht nur einen Computer und Internetverbindung.
Aber unklar war lange, welche Rolle es spielt,
dass man nicht mit anderen physisch am gleichen Ort ist.
Mittlerweile scheint es ziemlich klar.
Menschen sind, wenn sie nur zu Hause arbeiten,
und wenn sie nicht zu Hause arbeiten,
dann sind sie nicht zu Hause.
Aber es ist nicht so, dass man nicht zu Hause arbeitet.
Es ist nur zu Hause arbeiten, weniger produktiv.
Zehn Prozent weniger, das ist nicht nichts.
Das Ergebnis kommt aus Beobachtungen in Call-Sentern.
Ein Job, der gut von zu Hause aus gemacht werden kann,
und bei dem das Resultat gut quantifiziert werden kann.
Als die Forscher das schlechtere Ergebnis der Angestellten
im Homeoffice genauer angeschaut hätten,
sei bald klar geworden, was dort fehlte.
Es fehlte der Austausch, dass eben mal den Nachbarn fragen
oder die Chefin das Informelle die kurzen Wege.
Sogar der Klatsch am Café-Automaten.
In der Summe machten diese Faktoren eben viel aus.
Aber gilt das auch für andere Berufe.
Z.B. Wissenschaftler oder Ähnliches?
Forscher Jose Maria Barrero hat eine klare Antwort.
Es sei zugegebenermaßen viel schwieriger zu messen.
Es gäbe aber Befunde aus der Organisation Forschung,
die zeigten, wenn Leute sich für ein Projekt wirklich physisch treffen,
dann sind die Ideen innovativer und besser,
als wenn die Leute remote zusammenarbeiten,
also am Computer per Videokonferenz.
Fazit, wer hauptsächlich von zu Hause aus arbeitet,
bringt statistisch gesehen weniger Zustande,
als wenn er oder sie im Büro arbeitet.
Ökonom und Studienautor Barrero ist trotzdem überzeugt,
dass Homeoffice als Realität der Arbeitswelt wird bleiben.
Vor allem aus einem Grund.
Die Arbeitnehmenden wollen es.
Vor allem auch, weil für viele das Pendeln wegfällt.
Die Unternehmen und Arbeitgeber, die hätten sich damit arrangiert,
mehr Notgedrungen als Ausbegeisterung.
Aber in Zeiten von Fachkräftemangel
müssten sie ihren Angestellten etwas bieten
und allenfalls etwas geringere Produktivität in Kauf nehmen.
Sie gehört zu den Kleinen in der Schweizer Politlandschaft,
die evangelische Volkspartei EVP.
Drei Sitze hat sie im Nationalrat als Teil der Mittefraktion.
Ihr Wahlziel für diesen Herbst, einen vierten Sitz gewinnen.
Ins Zentrum ihres Wahlkampfs
stellt die Partei das Thema ethisches Wirtschaften,
vor allem bei den Banken, nach dem kritisviste Barkel.
Die EVP-Delegierten trafen sich heute an der Schweizer Börse in Zürich,
die u.a. Lohneinschränkungen forderten.
In Landredaktor Tobias Gasser.
Es ist der Tempel des Kapitalismus,
die heilige Städte des schnellen Prophets, die Börse.
Hier treffen sich also die Mitglieder
der evangelischen Volkspartei EVP.
Liliane Studer, Nationalrätin aus dem Kanton Argao,
ist deren Präsidentin.
Wir an diesem Ort, wo Börsenkurse gewinnen
und Verluste normalerweise im Zentrum stehen,
wollen wir uns Gedanken darüber machen,
wie der Banken- und Finanzplatz Schweiz ethisch wird schaffen kann.
Kein Zufall also, dass die EVP in der Höhle des Löwen zusammenkommt.
Denn die EVP hat sich den Finanzplatz
als Wahlkampfthema ausgesucht.
Dies, nachdem im Frühling die Kritisviste
mit der UBS zwangsvermeld werden musste.
Ein Kolosssein standen mit hohen Risiken
und falschen Anreizen wie der Bonikultur,
sagt Mark Joost Berner, EVP-Nationalrat.
Die schnelle und wirksamere, kurzfristige Lösungen
sind wirklich die falschen Anreize,
im Management zu korrigieren.
Und das geht durch Angleichung der Löhne und Entschädigung,
wie das bei Staatsanbetrieben heute auch geschieht.
Sie ist eigentlich die Partei der sanften Töne.
Aber bei sündhaft hohen Managerlöhnen
kennt die EVP keine Gnade.
So sollen systemrelevante Banken
maximal nur zwei zusätzliche Monatslöhne
als Boni verteilen dürfen.
Oder staatsnahe Firmen durften nur Managerlöhne auszahlen,
die maximal das Doppelte eines Bundesratslohnes betragen.
Und das Eigenkapital müssten die Banken massiv erhöhen,
ging es nach der EVP.
Alles Forderungen, die so oder ähnlich
auch von anderen Parteien kommen.
Ist die EVP links? Nein, sagt Nick Gucka,
Zürcher Nationalrat.
Wir sind nicht eine linke Partei.
Wir sind die EVP, die hinstellt
für gerechtes ethisches Wirtschaften,
die sich Gedanken macht,
wenn man mehr als 1 Mio. oder 1,5 Mio. im Sack hat,
kann man das noch echt verdienen.
Oder stilt man das? Oder lässt man es sich schenken?
Die Kritik an den Wirtschaftsexessen
kommt nicht von ungefähr.
Die EVP beruft sich auf die Bibel,
die stellenweise Geld und Reichtum verteufelt.
Ein Reicher kann eigentlich nach dem Tode
nicht in den Himmel aufsteigen,
sagte Jesus und vertrieb gar mit Gewalt
die Geschäftemacher aus dem Tempel.
Parteipräsidentin Lilian Studer sieht im Christentum
und in der Bibel die Basis ihrer Politik.
Wir sagen, was die Menschen möchten,
ist Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Menschenwürde.
Und das sind Werte, Werte, die wir sicher auch
aus diesem Buch herausziehen,
aber auch sehr viele andere Menschen,
wichtig sind und von Wert sind.
Eine Wertepartei, die Umwelt und sozialpolitisch
oft linke Positionen einnimmt.
Hingegen bei gesellschaftlichen Themen
wie Abtreibung, Vorpflanzungsmedizin
oder der gleichgeschlechtlichen Heirat
konservative Positionen vertritt.
Die Mitglieder der EVP sind oft auch aktiv
in einer reformierten Landes- oder Freikirche.
Für diese Menschen bietet die Partei
eine politische Heimat.
Außerhalb dieses Milieus hat es die Partei aber schwer.
Die Kritik am Bankenplatz bietet aber die Chance,
auch außerhalb kirchlicher Kreise gehört zu finden.
Rund vier Jahre ist es her,
da stand die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong
im Bahn einer beispiellosen Protestwelle.
Immer wieder gingen Hunderttausende auf die Straße
und forderten mehr Demokratie und Mitsprache.
Zahlreiche Demonstrantinnen und Demonstranten
kamen deswegen ins Gefängnis.
Dort erhielten sie regelmäßig Besuch
vom Schweizer Gefängnisseelsauger Tobias Brandner,
bis die Behörden eingriffen.
Ostasien-Korrespondent Samuel M.
hat Tobias Brandner in Hongkong getroffen.
Seit 25 Jahren besucht Tobias Brandner
Mörder, Drogenkuriere und Triadenbosse
in den Hongkonger Gefängnissen.
Mit den Protesten 2019 füllten sich die Zellen
mit einer neuen Kategorie von Häftlingen.
Die Polizisten, die in den letzten Jahren
die eingesperrten Demonstrantinnen und Demonstranten nicht.
Auch sie besuchte er immer wieder.
Bis es dann plötzlich hieß,
ich müsse jetzt einen Bewacher akzeptieren,
der mich begleitet und alle meine Gespräche mithört.
Eine unmögliche Situation für den Gefängnisseelsauger,
der über Jahrzehnte ohne jegliche Überwachung
mit den Gefangenen sprechen konnte.
Der Grund für den plötzlichen Aufpasser
sei die Angst der Behörden gewesen.
Sie haben Angst, dass wir irgendwelche Botschaften
rein und raus tragen.
Sie wissen, dass einige dieser Gefangenen Seelsaugerinnen
auch Sympathien für diese Protestbewegungen haben oder hatten.
Sie haben Angst vor diesen Menschen.
Die Gefangenen seien vertierbar.
Und sie haben Angst vor diesen Menschen.
Die Gefangenen seien für die Regierung nicht einfach Gesetzesbrecher,
sondern eine Gefahr fürs System.
Brandner, der Hauptberuflich Theologieprofessor
an der Chinese University of Hong Kong ist,
sieht deshalb die Strafen auf dem Hintergrund
der geopolitischen Spannungen zwischen China und dem Westen.
Die ganze Geschehnisse in Hong Kong,
die Sinn natürlich nur zu verstehen auf dem Hintergrund
dieser Ost-West-Spannung,
weil das chinesische Narrativ dieser ganzen Protestbewegung
und dieser ganzen Demokratiebewegung
ist ja, dass das quasi einfach gesteuert ist vom Westen,
also nichts Indigenes ist.
Und das ist natürlich ein Nonsens,
aber das ist Ihre Sichtweise.
Und somit sind diese Leute im Gefängnis
der Regierung China gefährlich.
Das zeigt sich auch daran,
dass viele der Demokratieaktivisten in Einzelhaft sitzen.
Und damit strenger behandelt werden als andere Insassen.
Für ihre Teilnahme an den Protesten
erhalten die meisten zwischen zwei und sechs Jahren Gefängnis.
Nicht nur deshalb unterscheiden sich die neuen Häftlinge
deutlich von den gängigen Verbrechern,
die Brandner in den Strafanstalten trifft.
Die Verhafteten der Protestbewegung
seien in der Tendenz jünger und überdorschnittlich gebildet.
Ein weiterer Unterschied,
sieht sie Brandner beim Verarbeiten der erhaltenen Strafen.
Drogentransportöre oder Mörder usw.
Die haben klar ein Bewusstsein dafür,
dass sie etwas Falsches getan haben.
In dem Sinn wissen sie auch irgendwie,
dass es richtig ist, dass sie da im Gefängnis sind.
Für die politischen Gefangenen ist das in gewissen Sinn
sehr viel schwerer,
weil sie eigentlich das Richtige getan haben.
Und jetzt aber dafür einsetzen müssen.
Das führe bei den politischen Gefangenen
teilweise zu einem gewissen Unverständnis über ihre Haft.
Aber?
Auf der anderen Seite sind es auch Leute,
die sich sehr viel mehr bewusst sind,
wie eben Politik im chinesischen Kontext funktioniert.
Und dass da auch dissent brutal eliminiert wird
und unterdrückt wird.
Und in dem Sinn können sie auch damit umgehen.
Und auch sie wissen, dass das ganze Teil
einer politischen Auseinandersetzung ist
und dass sie da haltet seinen politischen Preissaal.
Sagt Gefängnissellsorger Tobias Brandner.
Insgesamt verhaftete die Polizei
während der Proteste über 10.000 Menschen.
Die große Zahl bringt die Hongkonger Justiz an ihre Grenzen.
Und so warten heute noch Tausende auf ihr definitives Urteil.
Tobias Brandner hofft derweil,
dass er die politischen Gefangenen der Reinst wieder
ohne Aufpasser besuchen kann.
Samuel Emch.
Die Demokratiebewegung in Hongkong.
Viele der Aktivistinnen und Aktivisten sitzen im Gefängnis.
Viele warten noch auf ihren Prozess.
Oder sie haben Resignit.
Das ist auch Thema in unserer Sendung international.
Zu hören, dieses Wochenende am Radio,
zum Beispiel morgen Sonntag,
nach dem Echo der Zeit auf Radio SRF 1
oder als Podcast auf SRF.ch, Schreckstrich-Audio.
Für heute war es das,
das Echo der Zeit vom Samstag, dem 9. September
mit Redaktionsschluss zum 18.28 Uhr.
Verantwortlich für diese Sendung, Massimo Agostinis,
heute zum letzten Mal leider.
Massimo Agostinis zieht weiter
nach Gut 3 Jahrzehnten bei Radio SRF
und vorher deres als Regionalredaktor in Basel,
Wirtschaftsredaktor in Bern,
Italien-Korrespondent in Rom und nun als Echo-Produzent.
Wir sagen Danke für alles und alles Gute für die Zukunft.
Für die Nachrichten verantwortlich war heute Fabian Wütrich
am Mikrofon Ivan Lieberherr.
Das war ein Podcast von SRF.
Copyright WDR 2021
Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.
Themen dieser Sendung:
(01:23) Schweres Erdbeben erschüttert Zentral-Marokko
(08:55) G20 einigen sich in letzter Minute auf ein Minimalpapier
(14:55) Weniger effiziente Mitarbeitende im Homeoffice
(18:37) EVP-Delegierte fordern Deckel bei den Banken-Boni
(22:33) Schweizer Gefängnisseelsorger besucht Polit-Häftlinge in Hongkong