Thema des Tages: Rammstein-Vorwürfe: Sexuelle Übergriffe mit System?
DER STANDARD 6/5/23 - Episode Page - 31m - PDF Transcript
Ich bin Tobias Holop, das ist Thema des Tages, der Nachrichten-Podcast vom Standard.
Die deutsche Band Rammstein ist schon seit Tagen wegen Vorwürfen sexuellen Missbrauchs
in den Schlagzeilen. Mehrere Fans beschreiben eine regelrechte Rekrutierung für sexuelle
Handlungen auf Rammsteinkonzerten. Einige werfen dem Frontmantel Lindemann mutmaßlich den Einsatz
von K.O. Tropfen vor, was die Band selbst bestreitet. Wir schauen uns die Vorwürfe
gegen Rammstein heute im Detail an und wir stellen die Frage, ob die Musikbranche ein Problem mit
Machtmissbrauch hat.
Beate Hausbichler, Stefan Weiß, ihr habt euch für den Standard mit den aktuellen Diskussionen
und den aktuellen Vorwürfen an die Band Rammstein beschäftigt. Vielleicht für den Anfang mal
Stefan, es hat eben vor Kurzem als erstes mal eine junge Frau Vorwürfe erhoben gegen die Band.
Worum ist das da konkret gegangen?
Ja, also den Ausgang genommen hat das Ganze mit der Ierin Shelby Lynn, die war eine Konzertbesucherin
bei einem Rammsteinkonzert in Vilnius und sie wurde da offenbar rekrutiert für eine Backstage
Party oder eingeladen dazu. Das Ganze nennt man Roll Zero System, wie man mittlerweile weiß,
also die Reihe quasi noch vor der voraussten Reihe und sie hat das so geschildert, dass es eine
Situation mit dem Rammstein Sänger die Lindemann gab, der offenbar Sex mit ihr wollte und sie hat
das abgelehnt und er dürfte aggressiv darauf reagiert haben und dann dürfte sie auch irgendwie
das Gedächtnis der Erinnerung darüber, was danach passiert ist, verloren haben. Jedenfalls ist sie am
nächsten Tag aufgewacht, der Körper übersieht mit Bludergüssen und sie vermutet eben, dass ihr
K.O. Tropfen oder andere Drogen verabreicht wurden und sie eben gewaltsam geschlagen wurde.
Und hat es abseits von dieser konkreten Situation noch weitere andere Berichte über
Fehlverhalten der Band gegeben? Ja, es haben dann diverse Personen sich in den sozialen Medien
darauf gesetzt und haben ebenfalls von Grenzüberschreitungen in solchen Situationen
berichtet. In der Folge sind dann mehrere Medien darauf aufgesprungen haben Berichte
eingeholt, haben sich beheidete Berichte schildern lassen und es sind dann tatsächlich noch zwei
bis drei aktuell was so bekannt ist, Fälle geschildert worden, wo es zu möglicherweise
sexuellen Übergriffen von Seiten des Rammstein-Sängers gekommen sein könnte. Man muss
dazu sagen, dass sich das alles sehr in einem Graubereich abspielt. Niemand von diesem
Personen wirft im Dizidiert Vergewaltigung vor. Das Ganze hat in einem Kontext stattgefunden,
wo zumindest passiv die Bereitschaft bestanden hat, mit ihm intim zu werden, allerdings dann
unter Substanz-Einfluss und dann gibt es schon Zuschauerungen, dass eine Frau sagt, sie hatte
kein Bewusstsein mehr und ist dann zu sich gekommen und er ist auf ihr oben gelegen und hat
dann zwar gesagt, ob er aufhören soll und sie wusste aber gar nicht, weil sie so weggetreten war,
womit er eigentlich aufhören soll. Also solche Situationen wurden geschildert oder eine andere
Frau hat geschildert, dass sie zwar einvernehmlich mit ihm Sex gehabt hat, aber dann währenddessen
eigentlich gemerkt hat, dass das jetzt nicht gut ist und dass es am liebsten abgebrochen hätte,
aber eben durch dieses Autoritätsgefälle, was es da gibt, in solchen Situationen hat sie sich
nicht getraut, das abzubrechen. Und ja, so kann es zu Situationen kommen, dass eben auch im
Nachhinein dann Dinge, die in dieser Grauzone, in dieser schwierigen Konstellation mit einem hohen
Unterschied im Autoritätsgefälle, man auch im Nachhinein natürlich bereut, die man vielleicht
unter anderem Bedingungen nicht gemacht hätte. Über dieses Autoritätsgefälle müssen wir gleich
noch ein bisschen ausführlicher sprechen, aber vielleicht noch, damit wir das einordnen können.
Ich habe das Gefühl, zu Ramstein hat es in der Vergangenheit schon öfter Skandale gegeben. War
da auch sexualisierte Gewalt schon mal ein Thema? Haben diese Vorwürfe einer Vorgeschichte bei dieser
Band? Na ja, Ramstein muss man vielleicht dazu sagen, es ist die größte deutschsprachige Band.
Das gibt sie haben seit Anfang in den Frühen 90ern immer sehr stark auf Provokation gesetzt,
Provokation in allen Formen. Also, da geht es um Gewalt, da geht es um Sexualität, da geht es um
Biversitäten, da geht es um Triebthetatum, um alles mögliche, also alle grauenvollen Dinge,
die man sich nicht vorstellen kann, werden da in einer künstlerischen Form verarbeitet. Jetzt kann
man sagen, das schließt natürlich schon künstlerisch auch an, an so eine Horror-Esthetik, also auch
schwarze Romantik wurde immer dazu gesagt, ja das abseitige, das abgründige, künstlerisch
verarbeitet wird, auch ironisiert wird. Also es wird auch verarscht auf der Bühne, muss man sagen,
diese Thematiken. Ja, aber es gab dann natürlich auch erst jüngst wieder große Kritik. Es gibt
zwei Gedichtbänder von Till Lindemann, die bei Kippenheuer und Witscher Schienen sind. Und
2020 erst ist das letzte erschienen, da gibt es ein Gedicht mit dem Titel, wenn du schläfst. Und
da wird halt geschildert die Vergewaltigung einer Frau unter K.O. Tropfen-Einwirkung. Und das war
2020 schon ein Großthema, wurde kritisiert. Und das deckt sich halt jetzt im Grunde sehr mit einer
dieser Schilderungen. Und logischerweise ziehen dort viele Leute ihre Schlüsse. Natürlich muss man
trotzdem nach wie vor Kunst und Künstlerpersonen irgendwie drinnen und kann das nicht immer
hineinsetzen, aber ja, die Optik ist da mehr als schief, würde ich sagen. Und man muss sagen,
also jetzt hat dieser Verlag Kippenheuer und Witscher hat jetzt auch schon reagiert und hat
gesagt, sie stellen die Zusammenarbeit mit Till Lindemann ein. Diese aktuellen Vorwürfe gehen
jetzt auf jeden Fall über Ironisierung und Selbstdarstellung hinaus. Was sagt denn die
Band zu diesen aktuellen Vorwürfen? Ja, also die Band hat zunächst einmal ganz pauschal diese
Vorwürfe zurückgewiesen in einem ersten Statement. Also dieses Posting auf Twitter von Schelbi
Lindes wurde einfach pauschal negiert. Also ihnen sei nix bekannt. Das hätte niemand ermittelt,
also die Polizei hätte nicht ermittelt. Sie wissen nix davon. Mehr war es dann auch nicht. Hat
jetzt dann natürlich gedauert ein paar Tage. Jetzt wurden die Berichte größer, wurde mehr recherchiert.
Der Hinsicht, das haben sich weitere Personen geäußert. Und jetzt gab es am Wochenende ein
zweites Statement vom Ramstein, wo sie mehr darauf eingehen sagen, okay, sie nehmen die Vorwürfe sehr
ernster. Die Fans sollen sich auf ihren Konzerten sicher fühlen, dass ihnen das wichtig ist und
dass sie aber auch keine Vorvorteilung wollen. Sie weisen extra darauf hin, dass die Personen,
die mutmaßlichen Opfer auch das Recht haben auf ihre Erzählungen, ihre Sichtweisen dieser
Situationen und dass man die jetzt nicht victim blaming soll, wie man so sagt. Was natürlich
passiert. Also wie bei allen diesen schwierigen Fällen, wenn es in einer Grauzone vor allem ist
und wo viele Fans dahinter stehen, die dann auch irgendwo blind werden für Problematiken,
wenn sie ihre Itole betrifft, ja, werden natürlich diese Opfer auch dann sehr schnell Mundtrott gemacht
von den Online-Debatten. Ja, also sie sagen dem Statement, sie wollen keine Vorvorteilung
weder von denen die Vorwürfe machen als auch der Band oder die Lindemann. Also sie werden sehr für
keine Vorvorteilung und die Dinge aufklären. Und jetzt haben wir schon gehört, dass es da eben
auch sehr viele Diskussionen dazu gibt, den sozialen Netzwerken online mit sehr unterschiedlichen
Standpunkten. Beate, du hast das auch beobachtet. Wie hast du diese Reaktionen auf diese Vorwürfe
in den sozialen Medien und so weiter wahrgenommen? Naja, das ist ja jetzt nicht das erste Mal,
dass öffentlich solche Vorwürfe laut werden. Das ist ja auch überhaupt kein Wunder. Also
in Zeiten von Social Media wird ja über alles öffentlich geredet, über psychische Erkrankungen,
darüber, wenn man in Social Media nicht mag und so weiter, also ist es ganz selbstverständlich,
dass auch über sexualisierte Übergriffe gesprochen wird. Die unmittelbare Reaktion ist oft, warum
macht diese Person das? Also ist immer so die Frage, da wird jetzt eine sehr prominente Person mit
Vorwürfen konfrontiert. Es wird immer sofort die Motivlage dieser Person setziert und es wird
halt so diskutiert, wie alles in sozialen Medien diskutiert wird, recht heftig und da prallen
dann oft Welten aufeinander. Also immer vorab ist es kein Wunder, dass eben sexualisierte
Übergriffe auch auf Social Media deportiert werden. Das ist aber an sich dann auch immer wieder
Thema und wird problematisiert, was ich nicht ganz nachvollziehen kann. Das ist das eine. Und das
andere ist eben, dass als die erste mutmaßlich Betroffene gesprochen hat und Bilder hergezeigt,
hat war die Skepsis wahnsinnig groß und dann sind relativ bald ja auch Berichte dazugekommen,
wo man gesehen hat, dass ändelt sich in der Struktur, wie das abgelaufen sein soll. Da wurde
es dann nach und nach ernst genommen. Aber das zeigt schon wieder mal, dass es sehr viele
Geschichten braucht von unterschiedlichen Betroffenen. Erinnert auch sehr an MeToo, dass
sie auch über Social Media groß wurde, wo es aber Millionen Frauen waren. Also es braucht
schon vieles an Berichten und an lauten Stimmen, die sich da versuchen, gehört zu verschaffen,
bis das auch von klassischen Medien aufgenommen und ernst genommen wird. Das läuft immer gleich.
Also das war jetzt nicht so der große Unterschied von anderen Fällen, dass es wirklich viel braucht,
dass das seriös dem nachgegangen wird. Genau. Und du hast es schon gesagt, die Berichte von
den Betroffenen ähneln sich ja teilweise sehr. Da ist immer wieder die Rede von, ich habe heute,
glaube ich, schon das Wort Rekrutierung gehört, um eben zu diesen Aftershow-Partys zu kommen und
dass eben auch diese sehr ausschweifend wären, diese Partys hat das ganze eine Art System,
weil das scheint ja wirklich immer und immer wieder so zu passieren. Ja, bei der Frage nach
dem System finde ich, muss man sehr weit ausholen, weil im Prinzip ist dieses System schon in dem
Bild Rockstar angelegt. Also ich finde das ja ganz spannend, weil einerseits gehört zum Rockstar da
sein so ein gewisser Bruch mit Bürgerlichkeit. Also wir sind in diesen Vorstellungen schon ein
bisschen in den 70er Jahren hängen geblieben mit einem Bruch von Bürgerlichkeit, mit einem
Bruch von Spissigkeit. Man lege sich mit einem Establishment an, man lege sich mit den Moral
Vorstellungen des Mainstreams an. Man hinterfragt Autoritäten. All das gehört irgendwie so zum
Bild oder Klischeebild, wenn man so will, von einer Rockband, die ja immer noch eine reine
männliche ist. Also wenn es eine Frauenband ist, sagt man Frauenband. Das zeigt also auch ganz schön,
dass das eine noch extrem männlich dominierte Vorstellung und Welt ist. Und was aber interessant
ist, dass zu diesem Rockstar sein gehört, auch viel Sex haben mit Frauen. Also ob Frauen noch
immer Objekte wären, also ob es ein völlig selbstverständlicher Beweis von Männlichkeit
wäre, ständig Sex mit jungen Frauen zu haben. Till Lindemann ist ja auch schon 60 und wenn die
Berichte Stimmen handelt es sich da bisher um sehr junge Frauen. Und das heißt eigentlich,
dass genau dieser Bereich der Geschlechterverhältnisse, der Bereich der Sexualität überhaupt
nicht wieder dem Mainstream oder wieder der Spissigkeit wäre, sondern dass da das Bild des
Rockstars eigentlich genau dem entspricht, was Mainstream ist, dass ältere Männer mit jungen
Frauen Sex haben wollen, wo ich mir denke, aha, ist das wirklich noch immer so? Oder ist das einfach
nur so eine wirklich ganz alte Vorstellung von Geschlechterverhältnissen, auch dass zum
Beispiel ein Mankheim-Problem hat, mit Frauen Sex zu haben, die ihn bewundern, die Fan sind. Also
dass da so diese Vorstellung von Ebenbürtigkeit in der Sexualität überhaupt keine Rolle spielt.
Also das ist alles andere als irgendwie progressiv oder ein Tabu-Buch. Ich würde eher sagen,
sexualisierte Übergriffe sind so alltäglich leider und das ist überhaupt kein Tabu-Buch. Das ist
leider, was die Geschlechterverhältnisse betrifft, Mainstream. Und dass da eben so diese
Vorstellung nach immer vorherrscht, dass das was Wildes wäre oder was avantgardistisch
ist, da muss ich schon immer staunen darüber. Was es mit diesem Bild von Rockstars auf sich hat und
warum eben das Machtgefälle zwischen Fans und ganz oft eben männlichen Musikern so problematisch
sein kann, das besprechen wir gleich noch genauer. Wir sind gleich wieder da.
Was ich nicht nachvollziehen kann, ist warum an jedem Unrecht immer ich Schuld sein soll.
Ein Korruptionskandal jagt den anderen. Österreich hat in den letzten 30 Jahren
viel über Klimaschutz gesprochen, aber zu wenig getan. Die Politik verschläft die Klimakrise.
Die Behörden haben alles richtig gemacht. Fehler vergisst man, statt daraus zu lernen.
So sind wir nicht. So ist Österreich einfach nicht.
Aber wie ist Österreich dann? Das wollen wir bei Inside Austria herausfinden. Wir blicken auf
die großen österreichischen Skandale, von Ibiza bis Ischgl. Wir wollen wissen,
wer dafür in der Politik die Verantwortung trägt. Und wir schauen genau hin,
wo Österreich über seine Grenzen hinaus mitmischt. Vom Wirecard-Skandal bis zum Ukraine-Krieg.
Das ist Inside Austria von Standard und Spiegel.
Jeden Samstag eine neue Folge, überall, wo es Podcast gibt.
Berte, du hast es gerade schon gesagt, da ist ja auch immer irgendwie Bewunderung im Spiel,
wenn es um Künstler, Innen- und Fans geht. Wenn man auch das Wort Autoritätsgefälle,
glaube ich, schon gehört, wie ist das gemeint, was steckt dahinter?
Naja, das ist in dem Fall, wenn das so stimmt, sehr plastisch. Wie gesagt, da ist 60 Jahre,
wie der Stefan schon gesagt hat, einer der wichtigsten Bands Deutschlands, die füllen
nach wie vor riesige Hallen. Also, da ist natürlich ein Fan, der dahin geht, geht natürlich
mit großer Bewunderung hin und ist eben auch Fan und findet ihn und die Band toll. Und dass man
aus dieser Gruppe, womöglich junge Frauen raussucht, die mitfeiern wollen oder vielleicht
auch Sex haben wollen, das ist schon ein Machtgefälle. Weil einfach eine namenlose junge Frau,
die in eine Situation kommt, die für sie völlig neu ist, im Gegensatz zu den Bandmitgliedern
oder Tilindermann, die das tagtäglich haben sozusagen, ist das natürlich ein totales Machtgefälle.
Und dass du dann in dieser Situation, in dieser Situation der Auserwählten und vielleicht,
womöglich auch mit Drogen abgefüllten, Lage einfach überhaupt nicht mehr handlungsfähig
bist. Das ist auf verschiedensten Ebenen ein Machtgefälle und auch eine Einschränkung der
Handlungsmöglichkeiten. Und da müsste sich schon auch das Umfeld oder auch das ganze
Management der Band viel bewusster sein, was da passieren kann. Und deshalb war ich über das
erste Statement, dass das Stefan schon angesprochen hat, schon einigermaßen enttäuscht. Das Zweite
war dann besser, dass man einfach so tut, dass ob es dieses Machtgefälle eben nicht gebe und
dass dieses Machtgefälle natürlich ständig ausgenutzt wird, das wissen wir ja auch.
Und gerade die mächtigere Person hätte dann die größere Verantwortung in dieser Situation,
wenn ich das richtig verstehe. Natürlich, ja. Berta, jetzt habe ich in dieser Diskussion auch
schon öfter die Aussage gehört, die Fans, die da in den Backstage-Bereich gehen würden zu solchen
Aftershow-Partys, die würden unter Anführungszeichen sowieso wissen, auf was sie sich da einlassen.
Was sagst du zu dieser Aussage? Ja, das ist eine seltsame Vorstellung davon, was konsensualer Sex
ist. Also es gab 2016 eine interessante Umfrage, wo sie um darum geht. Das ist jetzt aber für
Gewaltigungen, wie gesagt, wie Stefan schon erwähnt hat. Es geht jetzt auch konkret nicht um
Vergewaltigung. Aber es ist trotzdem insofern interessant, dass es noch immer 42 Prozent der
Männer in Österreich sagen, dass es Umstände gibt, in denen ein Geschlechtsverkehr ohne
Konsens in Ordnung wäre. Also das ohne Einwillung der Frau wäre das schon in Ordnung. Also eigentlich
eine Vergewaltigung schon in Ordnung. Und die Gründe, die haben sich zusammengesetzt aus Alkohol,
Drogen, aufreizender Kleidung oder dass man eben zum Beispiel mitgegangen wäre mit einem Mann
nach Hause. Und das wäre ja dann so eine Situation. Man ist zum Konzert gegangen, man hat sich in die
Row Zero reinbringen lassen, in eine Party reinbringen lassen. Da ist man in einer Situation,
wo man von sich glaubt, womöglich man hat schon so oft Ja gesagt, jetzt kann ich doch nicht mehr
Nein sagen. Und das ist auch wieder so eine sehr alte Vorstellung von Konsens. Natürlich kann man
jederzeit Nein sagen. Das ist natürlich viel leichter bei einem Partner, den man jetzt schon länger
kennt und man ist im Bett und sagt, ich will jetzt eigentlich nicht mehr, weil dies und jenes gefällt
mir nicht oder passt mir nicht oder ich bin zu betrunken oder wie auch immer, ist das vielleicht
selbst dann schon gar nicht so einfach geschweige, denn man ist mit einem Superstar in dieser Situation
und sagt dann, ich will jetzt nicht mehr. Also wenn man sagt, naja, man ist ja eh zu erwarten,
was da passiert, dann sagt man im Prinzip, wenn man einmal Ja sagt, zu dieser Aftershow-Party
zum Beispiel zu gehen, dann muss man zu allem Ja sagen. Und das muss man natürlich nicht.
Und möglicherweise in dem Fall könnten auch mit gewissen Drogen auch noch weitere Grenzen
beschritten worden sein, oder? Genau. Also das, was da die Betroffenen schildern, das ist ja dann
sowieso außerhalb des Rahmens, wo man auch irgendwie handlungsfähig ist und Selbstentscheidungen
treffen kann, die ja schon nüchtern in so einer Situation sehr, sehr schwierig und es einfach
wie ich schon beschrieben habe, eine überwältigende Situation und ein schwieriger Kontext ist ja.
Und was sagst du zu den Vorwürfen, die auch in sozialen Medien teilweise gerade weitergetragen
werden, die Bandmann würde Rammstein vorverurteilen, wenn man diesen berichteten Missständen jetzt
nachgeht? Auf keinen Fall. Ist das eine Vorverurteilung? Die Band hat maximale Möglichkeiten, Aufmerksamkeit
zu bekommen und sie haben eben sehr lang mit einem sehr kurzen Statement sich nur zu Wort gemeldet,
obwohl alle Medien darauf gewartet haben, dass sie was sagen. Also man muss sich auch diese
Möglichkeit vor Augen führen, dass X-Medien, deutschsprachige Medien jetzt noch wirklich
darauf gewartet haben, dass sie ein ausführliches Statement abgeben und sie tun es nicht. Also sie
hätten da ja wirklich viele Möglichkeiten, ein ganzes Herrscher an Presseleuten wahrscheinlich
darauf zu reagieren, damit umzugehen, das zweite Statement ist um einiges besser, wie ich finde.
Also insofern, wenn jemand auf Social Media, also eine Person, die niemand kennt, solche Vorwürfe
äußert, dann hat ja auch Rammstein natürlich die Möglichkeit darauf zu reagieren. Und insofern
würde ich nicht sagen, dass das eine Vorverurteilung ist, wenn man dann auch weiter fragt, Fans,
Konzertbesucherinnen, wie sie das erlebt haben, weil sie haben ja natürlich auch die Möglichkeit,
öffentlich dazu Stellung zu nehmen und wenn strafrechtlich relevant ist, dann ist das ja noch
einmal was anderes, dann müssen ja Gerichte urteilen. Wir haben es auch schon angesprochen, es könnte
auch um strafrechtlich relevante Themen gehen. Wie wird es denn als zweiter gehen,
wird es behördliche Ermittlungen gegen Tilindemann geben? Naja, also es ist jetzt status quo so,
dass es noch keine strafrechtlichen Vorwürfe im Raum stehen. Das ist alles so in der Grauzone
sich bewegend. Das heißt dann in dem Sinn auch, dass die Behörden in Deutschland von sich aus,
von Amtswegen nicht tätig werden müssen und wohl auch nicht werden. Es sei denn natürlich
jemand dieser mutmaßlichen Betroffenen würde Anzeige erstatten, kann durchaus sein, dass das
noch passiert, dann wird mit Sicherheit ermittelt. Und was vielleicht auch noch wichtig ist zu erwähnen,
so Bands wie Rammstein, die sind ständig auf Welttournee, so viele dieser Vorfälle sind
gerne nicht in Deutschland passiert, wenn sie passiert sind, sondern irgendwo auf der Welt.
Und wenn jetzt in Vilnius was passiert, dann sind die deutschen Behörden gar nicht zuständig zum
Beispiel. Also diese Problematik kommt hinzu, aber es kann natürlich sein, dass noch weitere
Vorwürfe publik werden, die dann wirklich euch den strafrechtlichen Rahmen betreffen und dann
müssen auch die Behörden tätig werden. Wenn ich das richtig verstanden habe, haben wir viele von
diesen Vorwürfen auch wirklich Auftritte-Shows in den letzten Wochen betroffen. Ist Rammstein
gerade auf Tour, stehen da noch weitere Konzerte an in nächster Zeit? Ja, sie sind gerade auf großer
Tour. Es stehen jetzt auch Mittwoch vier Konzerte hintereinander, im Münchmer-Lümpel-Stadion an
und am 26. und 27. Juli sind auch zwei Konzerte im Wiener Ernst-Hapel-Stadion geplant. Rammstein hat
verkünden lassen, dass sie die Konzert-Tournee weiter fortführen und die Konzerte stattfinden
werden. Ja, man wird sehen, wie sich die Sache weiterentwickelt. Wenn noch mehr Vorwürfe
ans Tageslicht kommen könnten, dann möglicherweise stehen auch Absagen im Raum, aber derzeit ist
das nicht der Fall. Von München weiß ich jetzt nur, dass es da jetzt Forderungen gibt,
im Vorfeld diese Row Zero zu verbieten. Ob das jetzt stattfindet, weiß ich nicht. Es gibt
auch die Forderung, dass man Awareness-Teams einsetzt jetzt bei den Konzerten. Ja, ob das jetzt
umgesetzt wird, weiß man, bis da da noch nicht. Stefan, du bist Kulturredakteur. Wir haben heute
schon gehört, dass Thema Trennen von Künstler und Kunst ist ein großes Thema in diesem Bereich.
Angesichts dieses aktuellen Vorwürfe, kann man eigentlich noch auf so ein Rammsteinkonzert gehen,
kann man so eine Band noch mögen? Was ist da deine Meinung? Ja, das ist natürlich immer die
ewige Frage. Dürfen wir noch Michael Jackson hören, darf man sich noch viel mehr, wo Klaus
Kinski mitspielt, anschauen. Das ist eine ewig schwierige Frage. Ich glaube, jeder muss sie für
sich selbst beantworten. Ich habe da ein bisschen so die Forstregel da, wo die dargestellte Kunst
mit der Person, die dann Verfehlungen im selben Bereich begeht, zu sehr übereinstimmt. Da wird es
schwierig ab dem Moment für mich. Und das wäre bei Rammstein bei Tillindemann schon der Fall. Er
hat immer wieder diese Dinge in seiner Kunst thematisiert. Von daher ist es für mich tatsächlich
problematisch, schmerzt mich auch ein Stück weit. Ich habe diese Band eigentlich auch selbst immer
ganz gerne verfolgt von am Beginn. Die meisten Lieder kennen das alles ganz gut, war auch auf
einigen Konzerten. War eigentlich der Meinung, dass sie seine Band ist sehr stark zwischen der Kunst
und der Realität unterscheidet. Also es sind alles keine dummen Menschen. Man denkt, die wissen
schon eigentlich, was sie tun. Aber offenbar könnte es dann doch auch hin und wieder anders
gewesen sein. Was aber schon ist, ich denke, wenn jetzt wirklich diese ganzen Vorwürfe sehr offen
und transparent mit dem nachgegangen wird, wenn es da Aufklärung gibt, wenn sich das alles auflöst,
sofern halt die Öffentlichkeit dann auch davon erfährt, wenn sich es auflöst. Oft ist es nicht
der Fall. Leider werden diese Dinge ja dann auch oft irgendwo hinter verschlossenen Türen geklärt,
wo man dann nicht genau weiß, wie ist das jetzt gelaufen, was da Geld im Spiel oder irgendwas
anderes. Aber wenn es volle Aufklärung gibt und sich herausstellen sollte, das war alles ganz
anders, dann denke ich, kann man auch weiterhin zu Ramstein-Konzerten gehen. Berta, wie siehst du
das? Ja, ich finde die Frage eben heißt immer, darf man noch oder soll man noch, man darf und soll
alles können, also nicht alles natürlich, aber im Feld der Kultur ist das natürlich eine sehr
komplexe Frage. Man muss sich aber schon bewusst sein, dass gerade bei sexualisierter Gewalt die
Debatten ja nicht im luftleeren Raum passieren, sondern wie wir darüber reden, hat direkten
Einfluss darauf, also wie wir darüber sprechen, ob Betroffene von sexualisierter Gewalt das überhaupt
aussprechen oder anzeigen. Wir wissen, dass es kaum angezeigt wird, es wird kaum verurteilt, also
es ist eigentlich ein Verbrechen, dass zu einem großen Teil völlig straflos bleibt und das müssen
wir uns halt vergegenwärtigen, wenn wir über solche Fälle berichten. Es gibt ja zahlreiche Namen,
Johnny Depp, Luke Mochridge, Mellon Manson, Roman Polanski, Wurdielen, es waren alles
schwerwiegende Vorwürfe, das sind alles ganz unterschiedliche Fälle, das muss man auch dazu
sagen, aber es kommt immer sofort diese, darf man noch so einen Film anschauen von Wurdielen,
das ist jetzt nicht die vorrangige Frage, sondern es gibt eine Faktenlage, was Gewalt gegen Frauen
betrifft und man kann sich überlegen, ob man Künstler innen so doll findet, die halt in
sexualisierter Gewalt zu den großen der Bubhoch sehen oder eine Provokation sehen, findet man das
jetzt spannend oder irgendwie etwas Neues oder eben nicht. Da glaube ich, lässt sich dann so die
politische Haltung, die man selber hat und der Geschmack oder die Ästhetik ganz gut vereinen
und da würde ich mich gar nicht so auf diesen Zensurdiskurs einlassen, ob man irgendetwas noch
da, im Feld der Kunst und der Kultur, sind da die Grenzen andere, aber wie der Stefan schon gesagt
hat, es gibt einige Fragen, die man sich selber stellen kann und die da bestimmt Gewinn bringen
sind. Rammstein konkret dürfen und werden ja auch jetzt noch einige Konzerte spielen, in dem Fall
wird die Öffentlichkeit jetzt umso genauer auf diese Situationen schauen und was dort passiert.
Danke, dass auch ihr das macht und dass ihr heute im Podcast und diese ganze Situation auch
erklärt habt. Wer hat der Hausbichler und Stefan weiß? Danke für die Einladung. Danke. Und wir
machen jetzt dann gleich noch weiter mit unserer Meldungsübersicht. Wenn Ihnen, liebe Zuhörerinnen
und Zuhörer, diese Folge von Thema des Tages bis hierhin aber schon gefallen hat, dann abonnieren
Sie unseren besten gleich auf Ihrer liebsten Podcast-Plattform, dann verpassen Sie auch keine
weitere Folge mehr. Bei der Gelegenheit sehr gerne auch eine gute Bewertung oder einen netten
Kommentar dort lassen. Vielen Dank dafür. Jetzt aber dranbleiben, wir sind gleich wieder zurück.
Wie viel Geld macht eigentlich glücklich? Werde ich mit Day Trading reich und ist jetzt
der richtige Zeitpunkt, um in China zu investieren? Das und mehr sehen wir uns in der neuen Staffel
vom Standard-Podcast lohnt sich das an. Wir, das sind Davina Brumbauer, Alexander Amon und
Michael Wendisch. Und gemeinsam mit Expertinnen und Experten fragen wir uns, wie ein Büramidenspiel
funktioniert, was eigentlich ein Baby kostet und ob es sich lohnt, in eine Steueroase auszuwandern.
Lohnt sich das? Der Standard-Podcast über Geld findet ihr jeden Dienstag auf allen
gängigen Podcast-Plattformen. Und hier ist, was Sie heute sonst noch wissen müssen. Erstens,
bei der Wahl des SPÖ-Parteivorsitzenden am vergangenen Samstag ist es zu einem technischen
Fehler gekommen. Wie die Wahlkommissionsleiterin Michaela Grobeser heute am Montag bei einer
kurzfristig anberaunden Pressekonferenz verkündet hat, hat Andreas Barbla doch mehr Stimmen
als Hans-Peter Doskuzil bekommen und deswegen ist nun Andreas Barbla SPÖ-Parteischef. Der
Fehler sei bei der Übertragung von Exer-Listen passiert. Genaue Details, wie es dazu kommen
konnte, sind allerdings noch nicht bekannt. Als erstes hat der ORF-Journalist Martin Thür
bereits gestern darauf hingewiesen, dass es Ungereimtheiten bei der Menge an abgegebenen
Stimmen gegeben hat, dass es zu einem so großen technischen Fehler kommen könnte,
ist bis heute aber nicht im Raum gestanden. Reaktionen von Andreas Barbla oder Hans-Peter
Doskuzil gibt es bis Redaktionsstücks dieses Podcasts noch nicht. Genaue Informationen finden
Sie immer auf der Standard.at. Zweitens, die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft,
kurz WKSDR, hat in der Causa Eurofighter Anklage gegen Siegfried Wolf und einen weiteren Unternehmer
erhoben. Ihnen wird Geldwäscherei vorgeworfen, es geht um Summe in Höhe von ungefähr 6,8 Millionen
Euro, die sollen durch Scheinverträge an mehrere Gesellschaften und Stiftungen überwiesen worden
sein, wodurch die Herkunft eben verschleiert worden sein soll. Siegfried Wolf, der Manager,
Investor und ehemalige Magna International CEO, muss sich außerdem wegen falscher Beweisaussage vor
Gericht verantworten. In der ganzen Causa Eurofighter kam es ja bereits zu mehreren Untersuchungsausschüssen
und in einem soll eben Wolf nicht wahrheitsgemäß ausgesagt haben. Auch abseits der Causa Eurofighter
Laufenemittlungen gegen Wolf, er wird der Bestechung verdächtigt. Wolf bestreitet alle
Vorwürfe und es gilt die Unschuldsvermutung. Und drittens, für den neuen Barbie-Kino-Film
wurde so viel pinke Farbe gebraucht, dass es zu einem internationalen Farbmangel gekommen ist.
Das sagt zumindest die Produktionsdesignerin des Films, Sarah Greenwood, in einer Fachzeitschrift.
Weil das Set und die Requisiten des Films so viel Rosa erfordert hätten, sei schließlich bei
dem begehrten Farbturm von der Firma Roscoe zu Engpässen gekommen. Wie pink die Kulisse dann
wirklich geworden ist, das können Sie bald im Kino sehen. Der Film mit Margit Robbie und
Ryan Gosling als Barbie und Ken in den Hauptrollen läuft am 21. Juli an. Um mehr Infos zum Barbie-Film
und alles weitere zum aktuellen Weltgeschehen, können Sie auf der Standardpunkt.at nachlesen.
Und jetzt habe ich noch einen Hörtipp für Sie. In der neuen Folge unseres Schwester-Podcasts
Inside Austria geht diese Woche die vierteilige Serie zum ehemaligen Bodyguard von Heinz Christian
Strache zu Ende. Es geht also darum, wie Straches politische Karriere nach dem Erscheinen des
Ibiza-Videos zu Ende gegangen ist und wie sein ehemaliger Bodyguard das Krisenmanagement in
dieser ganzen Situation erlebt hat. Inside Austria können Sie überall dort hören, wo es Podcasts
gibt. Falls Sie dem Standard-Podcast-Team jetzt noch irgendetwas sagen möchten, dann schicken Sie
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dass Sie Thema des Tages in Zukunft ohne Werbung hören und vor allem sehr unterstützen können.
Also vielen Dank dafür. Ich bin Tobias Holop und an dieser Folge hat
außerdem Marlene Lanzas-Dorfer mitgearbeitet. Danke fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal.
Eine offene Beziehung. Wie funktioniert das? Und wie sieht eigentlich die Arbeit
einer Dominer aus? Was erlebt ein Arzt in einer Eifersuchtsklinik? Ich bin Natja Kupsa und ich bin
Kevin Recher. Wir führen ehrliche Gespräche über Liebe und Sex. Im Beziehungsweise ist kein Thema
tabu. Jeden zweiten Samstag eine neue Folge. Überall wo es Podcasts gibt.
Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.
Mehrere Frauen werfen der deutschen Band Rammstein unfreiwillige sexuelle Handlungen vor. Hat Machtmissbrauch in der Musikbranche System?
Die deutsche Band Rammstein ist schon seit Tagen wegen Vorwürfen sexuellen Missbrauchs in den Schlagzeilen. Mehrere Fans beschreiben eine regelrechte Rekrutierung für sexuelle Handlungen und werfen dem Frontman Till Lindemann den Einsatz von K.-o.-Tropfen vor. Die Band selbst bestreitet das.
Im Podcast erklärt Stefan Weiss aus dem STANDARD-Kulturressort die Vorwürfe im Detail. Beate Hausbichler, Ressortleiterin von DIE STANDARD, beschäftigt sich mit der Frage: Hat die Musikbranche ein Problem mit Machtmissbrauch?
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