11KM: der tagesschau-Podcast: Queer in Bulgarien – Mit Panic Button in der Tasche

tagesschau tagesschau 5/16/23 - Episode Page - 24m - PDF Transcript

Die Stimme, die ihr hier hört, die ist von Gloria.

Panic-Button. Security vor der Türe. Das klingt, als ob Gloria ständig Angst hat,

weil sie queer ist. Und weil sie andere in ihrem Queer sein unterstützt.

Gloria's Geschichte, die scheint auf den ersten Blick weit weg. Sie lebt in Sofia.

Also nur ein vulgarisches Problem? Sie ist Teil einer Community, also nur ein Community-Problem.

Ob das ganz grundsätzlich ein Demokratie-Problem sein kann, erzählt uns heute Manuel Bialas,

er ist Journalist und Podcaster beim RBB und hat die Recherche Queer in Europa gemacht.

Ihr hört 11km der Tagesschau-Podcast, ein Thema in aller Tiefe. Ich bin Victoria

Michalsack und heute ist Dienstag, der 16. Mai.

Hallo, hört man mich schon? Ja, man hört dich.

Manuel, du warst unterwegs in Europa in mehreren Ländern und hast erzählt über Queer-Menschen

und Transfeindlichkeit in Europa. Wie bist du dazu gekommen, erzähl mal?

Es fällt einfach oft leicht, mit dem Finger in Richtung Qatar oder Iran zu zeigen und

mir war es wichtig, auch Geschichten zu erzählen, die vor unserer Haustür mitten in Europa passieren.

Und deshalb fand ich es wichtig, dass man eben auch nach Bulgarien schaut, auch nach Italien

oder eben in Länder, die 5-6 Stunden Autofahrt von uns entfernt sind und vor allem auch wie

der Lebensalltag, wie die Realitäten von Queeren-Personen direkt ganz nah bei uns aussehen.

Ich fand das mega spannend und habe mich entschlossen da einfach hinzuschauen, weil man da hinschauen

muss. Ich selbst komme aus einem Haushalt, der wahrscheinlich unter der Armutsgrenze lag,

das Einkommen von dem. Ich bin die erste Person, die einen Uni-Abschluss hat, die mittlerweile

auch Journalist ist, der in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk arbeitet und da habe ich einfach gemerkt,

wie wahnsinnig wichtig mir das ist, auf soziale Ungleichheiten zu schauen, weil ansonsten auch

niemand darüber berichtet. Wie ist das bei dir und Queerness?

Ich zähle mich da auch selbst dazu. Ich sage in dem Podcast selbst auch, ich bin Queer,

das ist die Bezeichnung, mit der ich mich, ja eben selbst bezeichne, das ist eine Selbstbezeichnung.

Und natürlich ist das von Vorteil gewesen, gerade auch für den Podcast, weil ich da

einfach nochmal mit anderer Brille oder vielleicht aus einer anderen Sicht drüber erzählen konnte,

vor allem aber auch war das viel einfacher mit Protagonistinnen ins Gespräch zu kommen.

Okay, also nur um nochmal alle mitzunehmen, die gerade zuhören. Queer, was genau bedeutet das

nochmal? Man hat ja auch die Abkürzung LGBTQ und die steht eben für lesbisch, gay, also schwul,

bisexuell, trans oder eben queer. Das sind Termen, denen sich eben viele Leute zuschreiben,

die sich nicht als Hetero bezeichnen. Okay, verstanden. Also du sagst hier vor der Haustür

bedeutet auch so ein bisschen vielleicht, bevor man mit dem Finger woanders hin zeigt,

erstmal vor der eigenen Haustür kehren oder? Ja, das ist das, was du jetzt sagst und im

Grunde genommen würde ich dir da recht geben, weil wenn man diese Geschichten hört über einen

Christen, der in Italien nicht Gottes Segen beglaubt, weil er nun mal auf Typen steht oder

eine lesbische Fußballerin, die in Istanbul eigentlich nur Fußball spielen will, ein Turnier

veranstaltet und dann wartender Wasserwerfer auf sie, ich glaube, dann ist es der richtige

Zeitpunkt auch ganz konkret in Europa mal zu schauen, wie das queere Leben dort aussieht und

vor allem mit welchen Grenzen und Hindernissen diese ganzen individuellen Charaktere zu kämpfen haben.

Wie zum Beispiel Gloria, die ihr vom Anfang kennt. Yeah, everyone calls me Gogi, but yeah,

officially is Gloria. Das ist eine junge Frau Ende 20, Anfang 30, die hat kurze abrasierte Haare an

den Seiten, trägt ihn kurz am Hemd, hat kurze Shorts an und die läuft in Flip Flops durch

eine Wohnung mitten in Sofia und die setzt sich für LGBTQ-Rechte ein, mitten in Sofia, in

Bulgarien, der Hauptstadt. Das ist das mit am queerefeindlichste Land der Europäischen Union und

dort hat sie einen Platz gegründet, der heißt Rainbow Hub. Was ist das denn? Das ist ein Platz,

ein Ort für Personen, die sich als nicht hetero beziehungsweise die sich der LGBTQ Community

zuordnen. Diesen Platz hat sie gegründet, damit sich die Leute dort eben austauschen können mit

ihren Erfahrungen, mit Vorurteilen, mit Dingen, die sie so einfach im Alltag beschäftigen. Das sind

zum Beispiel Treffen für schwule Männer, für lesbische Frauen, die sich diskriminiert fühlen.

Das sind aber auch Treffen für Transpersonen, also Menschen, die sich nicht dem Geschlecht

zugehörig fühlen, was ihnen bei der Geburt zugeschrieben wurde. Und da treffen sich eben in

diesem Raum, in dieser Wohnung in Sofia, die liegt ein bisschen abgelegen, das ist in der ruhigen

Seitenstraße Transpersonen und tauschen sich aus über Gesetzesänderungen, über Ängste. Manchmal

trinken die auch einfach nur zusammen und quatschen, spielen Spiele. Man kann sich das vorstellen, wenn

man so durch diese Seitenstraße läuft. Das ist ein grauer Asphalt mit alten Häusern und da sind

überall Bäume und das liegt ein bisschen abgelegen tatsächlich und das hat auch einen bestimmten

Grund. Das sieht man von außen gar nicht. Das Einzige, was man sieht, ist ein kleines orangisches

Klingelschild am Eingang und ansonsten hängt da aber keine große Regenbogenfahne, kein großes

Schild und das macht Gloria ganz bewusst, leider würde ich sagen. Und das Einzige, was ich sehe,

ist ein kleines orangisches Klingelschild eben und da drücke ich drauf und dann geht da so ein

Türsommer an, das kennt man ja auch und dann laufe ich eben durch durch das Treppenhaus nach oben,

die Wohnung lag im dritten Stock, glaube ich. Hey! Weißt du, Michio? Und überall sind Kameras. Unten

ist eine Kamera am Hauseingang und oben ist auch noch mal eine Kamera und in dem Flur ist ein ganz

großer Bildschirm, an dem man eine Kamera sieht und auf diesem Bildschirm erkennt man auch einen

Sicherheitstypen, der eben unten vor der Tür steht, um dieses Haus zu bewachen. Ah, okay. Also so

ein Türsteher quasi. Genau, so ein Türsteher Typ mit einer Lederjacke. Ich dachte zuerst, was

ist das denn, weil der Typ einfach so wahnsinnig groß ist, eine Glatze hat, irgendwelche schwarzen

Stiefeln, eine schwarze Hose und war mir in dem Moment erstmal gar nicht sicher, ob der Typ vielleicht

auch eine Bedrohung ist oder ob der eben diesen Ort schützen soll und als ich dann oben bei Gloria

angekommen bin, dann erzählt sie mir eben, dass sie diesen Typ extra eingeladen hat. Das war

nämlich der Eröffnungstag nach ein paar Monaten Pause als dieser letzte Ort, den sie eröffnet

hatte, zerstört wurde. Und das heißt, als ich dann oben da in der Wohnung stehe, das hat sich

schon sicher angefühlt, aber natürlich sieht man dann auch überall eben diesen Bildschirm und

man hat nochmal den Sicherheitstypen vor Ort und sie hat eben auch so ein Panikbutton, den sie

jederzeit drücken kann, wenn sie das Gefühl hat, dass ihr Ort oder auch die Leute, die sie bei

sich beherbergt, wenn die bedroht werden, dann kann sie diesen roten Knopf drücken und dann

wäre in ein paar Minuten nochmal ein Sicherheits-Service da, den sie eben 24, 7 beschäftigt.

Sicherheitsmaßnahmen, Zerstörung, kannst du mir sagen, was da passiert ist?

Der alte Platz, den Gloria gegründet hat, der war auch in Sofia, der war auch in einer ähnlichen

Wohnung nur viel offensichtlicher. Da hingen überall Regenbogenfahren, jeder wusste, wo das ist,

mitten in der Innenstadt und dieser Platz, der wurde im letzten Jahr überfallen.

Und es war nur eine Trans-Community Meeting, in der Leute darüber reden können,

um die Regenbogenzene, um die Transition, um diese persönlichen Erfahrungen zu kommen.

Und ja, wir waren sehr viele Leute, wir waren 7 Leute da, und eine Person war online mit uns,

und eine halbe Stunde in den Event, jemand hat auf die Tür geklappt.

Und die TQ, oder eben nicht Hetero sein, in Bulgarien gefährlich ist man, also irgendwie immer auf sich aufpassen muss.

Und natürlich schaut sie durch den Türspion und da sieht sie eine Frau.

Und sie denkt, ah, heute ist ein Treffen für Trans-Frauen bei uns in dem Raum,

und sie dachte, vielleicht ist das eine Frau, die zu spät kommt.

Und in dem Moment, in dem sie die Tür aufmacht, steht ein großer weißer Mann vor ihr und schlägt ihr mit der Faust ins Gesicht.

Er punchte mich in die Füße und war einfach so, ja, er punchte mich.

Sie waren sehr smart.

Sie hat eine Frau zu knocken auf die Tür.

So, als die Person, die auf die Tür ging,

sie sah, dass es nur eine Frau außen stand.

Und dann, als sie auf die Tür ging,

die anderen Leute waren auf der Strecke.

Schwarze Ledersachen an, haben eine Klatze, sind tätowiert.

Und die laufen eben durch diese Wohnung,

durch diesen Platz, wo eben dieses Trans-Community-Event stattfindet.

Und die zerstören alles.

Die schmeißen Regale um, die vollgepackt sind mit Flyern.

Die werfen Vitrinen um, die schlitzen Kissen auf.

Die machen alles kaputt.

Die treten sogar die Tür vom Ofen ein, die Glastür, die zersplittert.

Und bevor sie die Möglichkeit hatte, die Polizei anzurufen.

Und bevor die Polizei kommen kann,

da ist dieser Schläger-Trupp, dieser rechte Neonazi-Trupp,

der ist schon wieder verschwunden.

Yeah, angry.

It was heartbreaking to see everything that we've built

for a few years with so much love to just be destroyed like this

in like in two minutes.

Okay, krass.

Ist Bulgarien denn da im Europa-Vergleich besonders betroffen?

Also, wie queerfeindlich ist die Stimmung in Bulgarien im Vergleich?

Offizielle Statistiken beispielsweise zu Hassverbrechen,

zu körperlichen Attacken, die gibt es wie in vielen Fällen in Bulgarien nicht.

Aber als Beispiel, über 60 Prozent der Bulgarien

geben an, dass sie lieber keine queer NachbarInnen hätten.

Und ich glaube, ehrlicherweise, dass das eine Botschaft in sich selbst ist

und ein Gefühl dafür gibt, wie es sich anfühlen muss,

in Bulgarien als Person zu leben, die eben nicht hetero ist.

Und es gibt auch Verschwörungserzählungen,

Verschwörungsmythen über LGBTQ-Personen.

Okay, welche sind das?

Das sind meistens rechte Ideologien, auch wie in Deutschland,

die zum Beispiel, das hat mir Gloria erzählt,

sagen, dass nicht hetero Pärchen die Kinder von Familien entführen würden

und sie an schwarze, gleichgeschlechtliche Pärchen nach Norwegen bringen würden.

Was?

Das ist so absurd.

Ja, ehrlich gesagt, was?

Also, warte kurz, habe ich das richtig verstanden?

Die Erzählung ist, dass zum Beispiel zwei Männer oder zwei Frauen,

die zusammen sind, dass die von anderen Leuten die Kinder entführen.

Und dann geht die Geschichte explizit so weiter,

dass sie die an schwarze Menschen in Norwegen weiterbringen.

Hä?

Und das fast das Bild, dieses Feindbildes des Regenbogens, ganz gut zusammen.

Weil es natürlich all das vereint,

womit rechte Gruppierungen ihre Politik machen.

Aber Norwegen?

Wieso Norwegen?

Kannst du ja nicht sagen.

Okay.

Noch mal zurück zu dem Angriff auf den Rainbow Hub.

Zurück zum Faustschlag.

Weiß Gloria eigentlich, wer das war?

Es ist nicht irgendein Mann, sondern das ist ein Politiker.

Bojan Rassate, das ist ein Rechter.

Nazi, dieser Präsidentschaftskandidat, der sich damals hat aufstellen lassen.

Noch mal.

Der Typ, der sie geschlagen hat, der war einer der Präsidentschaftskandidaten.

Er war eben damals der Vorsitzende der Ultrarechten Partei Nationale Union.

Und so gesehen, und das sagt Gloria, war das ein Teil seiner Wahlkampfstrategie,

eben gegen den Regenbogen zu hetzen.

Also das ist sein absolutes Feindbild.

Du hast eben gesagt, das war eigentlich eine Wahlkampfstrategie.

Wie kann das denn sein?

Funktioniert das?

Wie kann das Wahlkampf sein?

Na ja, das, was rechte Gruppierungen vereint, ist ja meistens der Hass gegen andere,

seien das Rassismen oder in unserem Fall eben LGBTQ-Feindlichkeit.

Das heißt, das was viele verschiedene rechte Gruppierungen in Bulgarien oder auch in ganz

Europa genauso gut auch in Deutschland vereint, ist dieser Hass gegen den Regenbogen.

Und das unterscheidet rechte Gruppierungen von, ich sag mal, progressiveren Parteien.

Und deshalb nutzt er eben dieses Narrativ des Hasses gegen den Regenbogen, dieses Narrativ des

bösen LGBTQ, die die Ehe für alle unterwandern.

Jetzt klingt das für mich erst mal nach dem totalen Extremfall.

Wie ist das denn?

Ist es jetzt besonders möglich in Bulgarien?

Wie ist das in Europa?

Ist es in Deutschland anders, dass wirklich solche Sachen passieren, so eine politisch

motivierte, organisierte, muss man ja in dem Fall sagen, Gewalt gegen queere Menschen?

Natürlich ist es immer schwierig in solchen Situationen eine generelle Aussage zu treffen.

Aber man beobachtet ja schon, dass auch in Europa, auch in Deutschland, die Gewalt

gegenüber queeren Menschen zunimmt.

Ich bringe da immer ganz gern Beispiel, dass im letzten Jahr 2022 zum ersten Mal die

Regenbogenflagge am Bundestag gehisst wurde, mitten in Berlin, in unserer Hauptstadt.

Und gleichzeitig, das hat der Berliner Senat im Dezember 2022 gesagt, wurden noch nie so

viele Straftaten gegen LGBTQ registriert wie bisher.

Hassverbrechen, die nehmen also zu.

Wobei die Statistik zwei Sachen ja verzerrt.

Zum einen werden einige Delikte ja gerade erst erfasst und zum anderen gibt es immer

wieder den Verweis auf die Dunkelziffer.

Klar ist jetzt, das macht natürlich Sorge erst mal diese steigenden Zahlen.

Kannst du denn sagen, wie viel Angst queere Menschen haben, auch in Deutschland attackiert zu werden?

Ich glaube, dass das viele queere Menschen jeden Tag betrifft, ob die sichtbar queere

sind oder ob die passen, also ob man denen das nicht direkt auf den ersten Blick in Anführungszeichen

anerkennt, dass sie nicht hetero sind, aber das ist schon eine ständige Angst oder zumindest

ein ständiger Hintergedanke, mit dem du unterwegs bist.

Und das ist eine ständige Angst, die auch ich als queerer Mann im Hinterkopf habe, wenn

du durch die Großstädte wie Hamburg oder Berlin läufst.

Klar, das kann überall und immer passieren, je nachdem werde ich da eben wie und als was

einordnet.

Ja, das ist keine schöne Vorstellung.

Und die Realität.

Ja, das was Gloria da erlebt hat, dass bei ihr eingebrochen wird, dass sie von einem

rechten Politiker niedergeschlagen wird, jemandem, der ums Präsidentenamt kandidiert

und damit Wahlkampf macht, das ist ja echt gruselig.

Was hat das denn für einen Einfluss auf ihre Arbeit, auf ihr Engagement da, schüchtert

das ein oder macht das gerade Mut?

Sie wehrt sich eben gegen diese Art von Angriffen, sie wehrt sich gegen Hassnachrichten und

rechte LGBTQ-Hetze und sie veranstaltet die bisher größte Pride-Demo in Bulgarien.

Im Vorfeld gab es immer wieder Fälle, dass Neo-Nazis Pride-Demos angegriffen haben,

die bezeichnen das sogar als LGBTQ-Virus.

Und es gibt immer mehr gewaltbereite Mobs, die LGBTQ-Zentren oder Zentren für nicht

weiße angreifen und deshalb hat sie im Zuge der Vorbereitungen, wie sie die Pride in

Bulgarien in Sofia der Hauptstadt vorbereitet, ziemlich Angst.

Ich war an dem Tag selbst mit vor Ort und ich war mir gar nicht sicher, wie gefährlich

das auch sein kann.

Ich habe mit Journalistinnen vor Ort mich auch ausgetauscht, habe mit vielen Aktivistinnen

gesprochen, wie sie dann die Gefahr einschätzen und es hieß immer, ja, man sei sich nicht

so sicher, ob es eventuell einen Übergriff geben könnte, natürlich kann man sowas nicht

googeln, irgendwie man muss da mega gut vernetzt sein.

Und da hatte ich ehrlicherweise selbst vor Ort auch ein bisschen Angst, dass es da zu

einer Ausschreitung von Nazis kommen kann.

Kurz bevor sie auf die Bühne gekommen ist, sie hat mich so ein bisschen eingehakt und

überall hin mitgenommen, da habe ich mit ihr gesprochen und sie meinte, dass einfach

ein unfassbar tolles Gefühl ist für sie.

Sie steht auf dieser Bühne und redet vor knapp 10.000 Leuten mitten in Sofia auf einem

riesengroßen Platz, was früher noch ein Denkmal der Roten Armee war, eine Rede über Gleichberechtigung

und das, was sie sagt, ist...

Was hat sie da genau gesagt?

Wir sind hier auf Bulgarisch und 10.000 Leute schreien gleichzeitig, wir sind hier, wir

wollen gesehen werden und wir gehören zu diesem Land genauso wie jeder andere und jede andere

All.

Etwas, was ich auch gelernt habe auf diesen Recherchen gerade in Bulgarien, was Hassverbrechen,

Gewalt, physische, psychische, körperliche Gewalt auch von rechts angeht, ist, dass es

eine Notwendigkeit gibt für LGBTQ-Personen sich zu vernetzen und das sieht man in den

Medien oder das sieht man medial immer sehr oft, dass gerne das Bild einer wehenden Regenbogenflugge,

das Bild eines Regenbogenregenschirms gezeichnet wird, unter dem sich alle versammeln und das

Bild vom bunten Treiben und bunten Veranstaltungen gezeichnet wird.

Das stimmt auf der einen Seite, auf der anderen Seite ist es so, weil eben die Notwendigkeit

besteht, untereinander vernetzt zu sein und das zeigen diese gewaltvollen Bilder, diese

gewaltvollen Geschichten, zeigen eben, dass diese Notwendigkeit einfach wichtig ist, damit

sich queere Menschen und Menschen, die sich nicht als hetero identifizieren, Menschen,

sie sich den LGBTQ-Communities zuschreiben, damit sie sich gegenseitig schützen können.

Diese Vernetztheit, dass das ganz essenziell ist, um sich gegen diese ganzen Antagonisten,

gegen dieses ganze Böse, gegen diese ganzen Menschen, die uns nicht mögen, gegen diese

ganzen Menschen, die LGBTQ nicht mögen, die das hassen, dass man sich dagegen wehrt, indem

man sich vernetzt, indem man sich austauscht, indem man diese Geschichten erzählt.

Die Geschichten betreffen alle. Sie zeigen die Geschichten von queeren Leuten, sie zeigen

die Lebensrealitäten von Personen, die sich nicht als hetero identifizieren, sie zeigen die

Lebensrealitäten, den Alltag von den LGBTQ-Communities, aber sie richten sich vor allem an die

Gesellschaft, denn sie zeigen auf, wo unsere Gesellschaft am schwächsten ist und woran unsere

Gesellschaft und unsere Demokratie am Ende auch arbeiten muss.

Manuel, danke dir.

Danke dir, Viktoria.

Anti-Gender und Anti-Transkampagnen wurden in der Vergangenheit und werden aktuell von

einem Netzwerk aus religiösen Vereinigungen, rechten Gruppierungen und russischen Oligarchen

unterstützt.

Unter der sogenannten Agenda Europe fließen Millionen-Summen in das Ziel, eine Zitat

natürliche Ordnung wiederherzustellen.

Bojan Rasate übrigens wurde von der Polizei gefasst und verhört und hat auch eine Strafe

bekommen.

Gewaltsames Eindringen in die Wohnung, Körperverletzungen, aber kein Hass verbrechen.

Darum keine Haft, sondern eine Geldstrafe.

1500 Euro.

Und falls ihr euch fragt, hat ihm die Aktion genützt, dann ist die Antwort nicht viel.

Bojan Rasates Stimmenanteil bei der vergangenen Präsidentschaftswahl, gerade einmal 0,25%

der Stimmen.

Das war 11 km für heute.

Mit einer Recherche von Manuel Bialas vom RBB.

Sein Podcast, Wir sind hier, Queer in Europa, findet ihr in der ARD-Audiothek.

Und da sind auch wir 11 km der Tagesschau-Podcast.

Autor dieser Folge war Stefan Beutting.

Hannes Kunz hat ihn redaktionell unterstützt.

Produktion Viktor Werresch und Gerhard Wichow, Redaktionsleitung Fumiko Lipp und Lena Gürtler.

Mein Name ist Victoria Michalsack.

11 km der Tagesschau-Podcast ist eine Produktion von BR24 und NDR Info.

Ihr hört mehr von uns morgen.

Tschüss.

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Sie organisiert die größte Pride in Bulgarien – und hat 24 Stunden am Tag einen eigenen Sicherheitsdienst: Gloriya ist queer, lebt in Sofia, der Hauptstadt Bulgariens, einem der queer-feindlichsten Länder Europas. Gloriya kennt die Gefahr, denn auch sie wurde angegriffen. In ihrem Fall ist der Täter kein Unbekannter, sondern hat Ambitionen auf höchste Staatsämter: Queer-Hass als Wahlkampfmittel? Bei 11KM erzählt Manuel Biallas von Hass auf und Gewalt gegen Queers in Bulgarien, von ganz bewusster Stimmungsmache, aber auch von Schutz und Empowerment innerhalb der Community.

Die fünfteiligen Podcast-Reihe “Wir sind hier! - Queer in Europa” von Manuel Biallas für rbb/fritz mit Geschichten von Dennel, Imran, Ercin und Luigi findet ihr hier:

https://www.ardaudiothek.de/episode/wir-sind-hier-queer-in-europa/2-lgbtq-in-der-kirche-kampf-in-italien/fritz/12092597/



An dieser Folge waren beteiligt:

Folgenautor: Stephan Beuting

Mitarbeit: Hannes Kunz und Jasmin Brock

Produktion: Victor Veress

Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler

11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Folge liegt beim NDR.