Echo der Zeit: Prigoschins Tod: Eine Racheaktion des Kremls?

Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 8/24/23 - 43m - PDF Transcript

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Radio SRF, ich oder Zeit mit Christina Scheidecker.

Unsere Themen vom 24. August.

Nach dem mutmaßlichen Tod von Wagner-Führer Jeff Geni Prigoshi

klären wir, was bedeutet das für das System Putin

und was für die Zukunft der Wagner-Gruppe.

Nach dem Hacker-Angriff bei der IT-Firma Explain zeigt sich,

auch die Militärpolizei ist vom Datendiebstahl betroffen.

Dann übergriffiges Verhalten.

Vorwürfe gegen einen Republikjournalisten werfen erneut ein Schlaglicht

auf Sexismusprobleme in der Medienbranche.

Und das Ende einer Epoche.

An Englans Küsten werden Leuchttürme auf LED umgerüstet.

Der Grund? Die bisherigen Installationen basieren auf giftigem Quecksilver.

Der mutmaßliche Tod von Jeff Geni Prigoshi

kommt genau zwei Monate nach dem Aufstand seiner Wagner-Truppen in Russland.

Dieser endete für viele Beobachterinnen und Beobachter überraschend,

nämlich mit einem Abkommen zwischen der Privatarmee und dem Kreml.

Das Verfahren gegen Prigoshi wurde eingestellt.

Nun ist Prigoshi offenbar tot und die Hinweise häufen sich,

dass der Absturz seines Flugzeugs kein Unfall war.

Könnte sich der Kreml nun doch noch gerecht haben.

Dazu die Anschätzung von Russland-Korrespondent Kelly Mackenzie.

Beim Trümmerfeld nahe der Ortschaft Kuzenkina,

etwa 350 Kilometer von Moskau entfernt,

gehen die Untersuchungen weiter.

Bereits jetzt gibt es aber Zweifel daran,

ob den Resultaten zu Trauen sein wird.

Denn die russischen Behörden selbst könnten für den Absturz

des Privatjets von Jeff Geni Prigoshi verantwortlich sein.

Sicher ist, dass das Flugzeug plötzlich vom Himmel fiel,

was für ein Flugunglück ohne äußere Einwirkung ungewöhnlich wäre.

In russischen Medien kursieren unterschiedliche,

bislang nicht verifizierte Berichte,

Bewohner von Kuzenkina hätten Boden-Luftraketen gehört.

Oder der Jet sei einigermaßen intakt abgestürzt,

was für eine Explosion an Bord sprechen würde.

Unbestritten ist lediglich, dass der Kreml ein Motiv hatte,

Prigoshin auszuschalten.

Am Tag des Wagneraufstandes

hatte Putin von einem Dolchstoß gesprochen.

Der Organisator der verräterischen Mäuterei, also Prigoshin,

werde seine unvermeidliche und harte Strafe erfahren.

Wer den Mieter auf den Weg der Schantage

und der terroristischen Methoden getroffen hat,

erinnert sich auf eine unheimliche Begründung.

Verrat, so sagen diejenigen, die Putin kennen,

ist für den russischen Präsidenten unverzeihlich.

Nicht nur passt er der treue Bruch von Prigoshin

nicht in den Ehrenkodex Putins,

er passt er auch nicht in sein System.

Putins Machtvertikale beruht auf absoluter Loyalität,

die durch konsequentes und hartes Vorgehen

gegen Abtrünnige durchgesetzt wird.

Entsprechend äußerten Kremlinsider

gegenüber unabhängigen Medien in den letzten Wochen

Unverständnis oder gar Irritation darüber,

dass Prigoshin nach dem Aufstand straffrei geblieben war.

Vor allem deswegen hieß es,

Putin sei nach dem Aufstand so schwach wie noch nie.

Für diese Kremlinsider ist die Welt nun aber wieder in Ordnung.

Unabhängig von der Untersuchung des Absturzes

dürften die allermeisten Menschen in Russland davon ausgehen,

dass Prigoshin der Rache Putins zum Opfer gefallen sei,

dass Putin das Gleichgewicht im System wiederhergestellt

und gezeigt habe, dass Verräter doch nicht ungestraft davon kommen.

Viele in der Elite freuen sich darüber.

Putin schätzen sie primär, weil er Stabilität

und damit ihre Macht garantiert.

Dass die destabilisierende Kraft Prigoshin

vermutlich eliminiert worden ist, ist für sie eine Erleichterung.

Das dürfte Putin kurzfristig stärken

und seine Machtposition ein Stück weit wiederherstellen,

so wie sie vor dem Wagner Aufstand war.

Langfristig gab er zeigen der Aufstieg und Fall

von Jevgeni Prigoshin auch,

wie sich das System Putin selbst untergraben kann.

Loyalität wird höhergewichtet als Talent

und sobald sich Talent zeigt, wird an der Loyalität gezweifelt.

Prigoshin's Erfolge machten den Kremel misstrauisch.

Der Versuch, Wagner wieder der inkompetenten Armeeführung

unterzuordnen, hat den Aufstand ausgelöst.

Stunden vor dem Absturz von Prigoshins Maschine

wurde bekannt, dass der Chef der Lufttruppen

Sergey Surovikin entlassen worden war.

Surovikin gilt als einer der fähigsten Generäle

der russischen Armee.

Doch seine Nähe zu Wagner ist ihm zum Verhängnis geworden,

obwohl er sich vom Aufstand distanziert hatte.

Putin's Regime braucht die Loyalität seiner Anhänger,

um zu überleben.

Ob Loyalität alleine reicht, wird sich zeigen.

Jevgeni Prigoshin, Chef der Wagnergruppe,

ist also vermutlich tot.

Mit dem abgestürzten Flugzeug war mutmaßlich auch

die Nummer 2 der Organisation Dmitri Utkin.

Zwei zentrale Figuren der Kampftruppe

durften damit nun auf einen Schlag aus dem Spiel sein,

auch wenn sich der Tod der beiden bis auf weiteres

nicht bestätigen lassen sollte.

Was bedeutet das für die Wagnergruppe?

Das wollte ich von Stefan Meister wissen.

Er ist Russlandexperte bei der Deutschen Gesellschaft

für auswärtige Politik und ist auch Fachmann

für hybride Kriegsführung.

Wir müssen sehen, dass nach dem sogenannten Kuh

im Juni diesen Jahres schon eine Transformation

von Wagner stattgefunden hat.

Und dass es im Prinzip stärker auch in die Kommandostruktur

des russischen Militärs integriert worden ist.

Neue Aufgaben auch übernehmen sollte

oder sich konzentrieren sollte

auf Afrika und außereuropäische Dienste

für den russischen Staat.

In deren Sicht wird es eine neue Führung geben.

Es ist sicher ein Einschnitt für Wagner,

weil Prigoshin so eine dominante Figur auch war

in der Öffentlichkeit, aber auch für die Truppe.

Aber es ist, glaube ich, Teil einer Transformation

hin zu mehr Kontrolle über Wagner

durch den russischen Staat und das russische Militär.

Ich sehe es sogar als einfach ein Schritt, sozusagen, dahin.

Und dafür musste man letztlich Prigoshin

und Utkin auch loswerden.

Eine Angliederung der Wagnergruppen

in die russischen Streitkräfte

lassen diese Soldaten, diese Kämpfer das mit sich machen?

Also es heißt nicht, dass es eine direkte Angliederung

in die Truppen gibt, sondern es wird einfach

in die Kommandostrukturen des Militärs integriert

und der Werke auch der Militärführung

den Generalstab sozusagen unterstellt.

Aber es ist immer noch eine Truppe mit besonderen Aufgaben,

mit eigenen Strukturen und das wird sich auch erhalten.

Ich meine, das sind Vertragssoldaten, die für Geld in den Krieg ziehen.

Wer dann das sagen hat, wer ihnen den Auftrag gibt,

woher das Geld kommt, ist denen dann letztlich auch egal.

Und das meiste Geld kam bisher auch vom russischen Staat.

Also in deren Sicht war dies als Abhängigkeitsverhältnis da.

Ich denke, es gibt eine gewisse Wut unter den Leuten,

die auch eine populäre Figur war,

die natürlich auch eine ganz wichtige Figur

auch bei der Gründung von Wagner war.

Aber ich glaube nicht, dass es zu einer Rebellion kommt

oder noch mal zu einem Marschner aus Moskau.

Ich denke, das wird sich irgendwann normalisieren.

Sie haben die Aufgaben angesprochen, die Wagner erledigt.

Welche Rolle haben denn diese Truppen militärisch gespielt,

noch seit dem Aufstand Ende Juni in der Ukraine in Russland selber?

Eben keine entscheidende mehr.

Der Aufstand hat ja auch stattgefunden,

weil man Wagner auch aus der Ukraine abgezogen hat,

weil es eben massiv Verluste auch erlitten hat

und man dann Wagner vor allem auch woanders einsetzen wollte,

eben vor allem in Afrika.

Also spielt in der Ukraine keine entscheidende Rolle.

Mir in Russland soll es sowieso überhaupt keine Rolle spielen.

Es ist im Moment noch Faktor in Belarus, wo man Polen bedroht

und damit auch NATO-Mitgliedsland

durch die Präsenz einfach von Wagner bedroht.

Aber ich sehe nicht, dass Wagner noch eine entscheidende Rolle

in diesem Krieg in der Ukraine spielen soll.

Also das heißt, Wagner wird nun wieder zu einer Truppe,

die eigentlich nur noch im Ausland Einsätze macht,

also in Libyen, Syrien, in Mali

und nicht mehr in der Ukraine in Russland.

Ich glaube, wir müssen verstehen,

dass das ganze Businessmodell von Wagner

durch den Krieg in der Ukraine infrage gestellt wird.

Also es waren ja ursprünglich Truppen,

die für den russischen Staat außerhalb der regulären Truppen gekämpft haben,

ohne dass man nachvollziehen konnte,

dass die mit dem russischen Staat verbunden sind.

Und das ist jetzt nicht mehr wichtig.

Also jetzt konkurriert Wagner eher um Soldaten

mit der russischen Armee

und Russland ist es nicht mehr wichtig,

ob man nachvollziehen kann, ob der russische Staat dahinter steht oder nicht.

Also in der sich braucht man Wagner

für diese Aufgaben in der Ukraine oder in Europa nicht mehr.

Aber es hat eben Strukturen aufgebaut,

in Afrika vor allem, aber in Teilhäumen,

im Nahen Ost, in Syrien,

die für den russischen Staat, für den russischen Business,

auch für bestimmte Eliten wichtig sind.

Und ich denke, dass man das erhalten wird.

Also diesen Arm oder dieses Modell sozusagen,

das wird man erhalten und weiterentwickeln,

möglicherweise sogar ausbauen.

Aber die Marke Wagner an sich,

von der man sich als russischer Staat auch distanzieren konnte

und sagen konnte, die haben mit uns gar nichts zu tun,

das spielt je länger, je weniger eine Rolle.

Genau, das ist der Punkt.

Es ist in Moskau letztlich egal,

was Europa oder die USA denken über Russland

und russische Aktionen im Ausland,

also militärische Aktion,

in denen sich, ich denke, die Marke wird erhalten bleiben,

weil es eben auch ein Brand ist, das ist schon wichtig.

Aber es spielt nicht mehr die entscheidende Rolle,

ob man nachvollziehen kann, wer der Auftrag gibt.

Und für die Aufgaben, die die Wagner-Truppen übernommen haben

in Krieg in der Ukraine,

zum Beispiel bei der Eroberung von Bachmut,

haben sie eine wichtige Rolle gespielt.

Übernehmen das jetzt die regulären Streitkräfte

oder gibt es da andere Klandestine,

Privatarmeen, die dort in die Bresche springen?

Also wir sehen das zunehmend,

die russische Armee, diese Aufgaben selbst übernimmt.

Entscheidend ist, wie viele Menschen getötet werden

und dass man das im Prinzip in den Statistiken

der regulären Armee nicht sehen kann.

Es gibt natürlich private Söldner-Truppen

auch von Gasbrahmen, von einzelnen Personen

auch aus der russischen Elite, die auch kämpfen.

Genauso wie Kadir auf seiner eigenen Truppe hat.

Aber jetzt gerade Bachmut und diese konkreten Kämpfe,

das wird verstärkt durch das russische Militär dann selbst gemacht.

Geht es da auch um vermehrte Kontrolle,

dass also nicht charismatische Figuren wie Prigorshin plötzlich

bei eigenen Motivationen entwickeln,

die vielleicht nicht mehr 100% unter Kontrolle des Kremels sind?

Auf jeden Fall.

Es ging natürlich darum, dass man Wagner

und vor allem Prigorshin als Person nicht kontrollieren konnte.

Man hat ja ihm ein Angebot gemacht

bzw. ihn unter Druck gesetzt,

dass er sich stärker in die regulären Strukturen integrieren soll

und das hat er verweigert.

Das ist eine ganz kuh.

In der Sicht wird der Kreml jetzt daraus gelernt haben

und man wird eben aufpassen,

dass so jemand wie Prigorshin,

auch als Brand, als jemand, der auch eigene Medien,

hat über soziale Medien auch sehr viel Popularität

oder auch im Teil der Bevölkerung bekommen hat,

dass man sowas eben nicht wieder zulässt.

Das sagt der Russlandexperte Stefan Meister.

In den Nachrichten mit Marco Koller

wird zuerst in Russland der US-Journalist

Evan Gershkowic bläubt in Untersuchungsaft.

Das hat ein Gericht in Moskau angeordnet.

Die Untersuchungsaft werde bis Ende November verlängert.

Melden die russische Nachricht Nagentur Tass

und die Zeitung Wall Street Journal.

Gershkowic ist Journalist des Wall Street Journal.

Er war im März in Russland festgenommen worden.

Der russische Inlandsgeheimdienst

wirft dem Journalisten Spionage vor.

Die türkische Notenbank hebt den Leitzins deutlich an,

von 17,5 auf 25 Prozent.

Das hat die Bank mitgeteilt.

Es ist die dritte Erhöhung des Leitzinses in Folge

im Versuch, die hohe Inflation im Land zu bekämpfen.

Sie betrug zuletzt fast 48 Prozent.

In der Vergangenheit hatte sich der türkische Präsident

Recep Tayyip Erdogan stets für sinkende Zinsen

ausgesprochen im Kampf gegen die Inflation.

Die Anhebung des Leitzinses galt als Trennwende

in der türkischen Geldpolitik.

Die Wald- und Buschbrände im Nordosten Griechenlands

seien die größten in der Geschichte der Europäischen Union.

Da schreibt der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe

und Krisenschutz auf dem Kurznachrichtendienst X,

der er vorher Twitter hieß.

Mittlerweile seiden nahe der Hafenstadt Alexandrupolis

mir als 73.000 Hektar verbrannt, so der EU-Kommissar.

Das entspricht fast der Fläche der Kantone Ob- und Niedwalten zusammen.

Laut den Behörden wurden bei den Löscharbeiten im Land

60 Feuerwehrleute verletzt.

In die Schweiz.

Im Fall des Messerangriffs in Lugano hat das Bundesstrafgericht

das Urteil der Vorinstanz verschärft.

Die Frau, die vor knapp drei Jahren in einem Warenhaus

auf zwei Frauen eingestochen hatte,

muss 10,5 Jahre ins Gefängnis.

Die Vorinstanz hatte sie zu einer neunjährigen Gefängnisstrafe verurteilt.

Das Bundesstrafgericht schreibt, die Frau sei wegen mehrfachen

versuchten Mordes schuldig.

Zudem habe sie gegen das Gesetz verstoßen,

das Terrororganisationen verbietet.

Diese beiden Straftatbestände müssten parallel angewendet werden.

Darum werde das Strafmass erhöht.

Die Vorinstanz hatte diese Rechtsfrage noch anders beurteilt.

Das Urteil kann noch vor das Bundesgericht weitergezogen werden.

Banken in der Schweiz machen insgesamt zu wenig,

um Geldwäscherei zu erkennen.

Zu diesem Schluss kommt die Schweizer Finanzmarktaufsicht FINMA.

Sie hat über 30 Banken vertieft, überprüft.

Obwohl das Erkennen von Geldwäscherei zu den zentralen Aufgaben

bei der Leitung von Banken und anderen Finanzdienstleistern gehöre,

entsprechen zahlreiche Risikoanalysen nicht den Anforderungen,

schreibt die FINMA.

Zudem fehlten angemessene Definitionen

oder strukturelle Elemente für eine wirksame und robuste Risikoanalyse.

Die Bevölkerung in der Schweiz ist im vergangenen Jahr erneut gewachsen.

Die ständige Wohnbevölkerung nahm um 76.600 Personen zu.

Das ist ein Plus von rund einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr,

meldet das Bundesamt für Statistik BFS.

Damit lag das Wachstum leicht über den Vorjahren.

Ende 2022 lebten rund 8,8 Millionen Personen in der Schweiz.

Hauptfaktor beim Bevölkerungswachstum war laut dem BFS,

dass mehr Menschen eingewandert sind.

Die Börsendaten von 18.14 geliefert von SIX,

der Swiss Market Index schließt bei 10.977 Punkten

und ist damit im Vergleich zum Vortag unverändert.

Der Dow Jones Index in New York fällt um 0,6%.

Der Euro wird zu 95° 59 gehandelt, der Dollar zu 88° 30.

Und zum Wetter darzeichnet sich langsam ein Ende der großen Hitze ab.

Heute Abend bleibt es noch vielerorts so nick.

Auch morgen ist es noch zeitweise sonnig.

Stellenweise kann es aber Regenschauer oder teils kräftige Gewitter geben.

Es wird etwas weniger heiß.

Die Temperatur erreicht morgen etwa 30°.

Der Skandal um den Datendiebstahl bei der Berner Softwarefirma

explainweitet sich aus.

Auch Informationen über die Militärpolizei landeten im Darknet.

Wir haben das in den letzten Recherchen von SRF Investigativ.

Unter den Daten findet sich eine Liste mit rund 700 Namen

von aktiven und ehemaligen Angehörigen der Militärpolizei.

Und es finden sich darunter auch Namen von Personen,

die an einer Spezialeinheit zur Spionageabwehr angehörten.

Stephanie Hasler und Sonja Mülemann richten.

Sie schützen die Armee etwa vor Spionageangriffen aus dem Ausland.

Die Angehörigen der Spezialeinheit

dienst für präventiven Schutz der Armee.

Die Einheit ist dem Militärischen Nachrichtendienst unterstellt.

Eine Liste mit den Namen von Personen,

die dieser Spezialeinheit angehörten, liegt nun im Darknet.

Das zeigen Recherchen von SRF.

Titus Meier ist Militärhistoriker und Obersleutnant der Armee.

Er sagt, die geleckten Informationen seien heikel.

Die Armee dienst hat Aufgabe,

zum Beispiel sicherzustellen,

dass kein Spionage betrieben wird.

Wir haben natürlich geschützte Infrastrukturen von der Armee.

Es geht darum,

dass man diese Informationen vertraulich und geschützt halten kann.

Es besteht nun die Möglichkeit,

dass Personen mit krimineller Absicht die Informationen nutzen könnten.

Dieser Gefahr gelte auch für die anderen rund 700

aktiven und ehemaligen Angehörigen der Militärpolizei.

Mit bösen Absichten kann man mit Social Engineering

versuchen, Schlüsselpersonen zu finden,

die, wenn es darum geht, etwas grösses vorzubereiten

in den Vorfeld auszuschalten.

Oder schauen, wie man die z.B. diskreditieren kann.

Es sind ganz verschiedene Möglichkeiten,

wie man die Organisation schädigen könnte,

je nachdem, was für eine Absicht man hat.

Damit aber nicht genug.

Nebst heiklen Personendaten sind auch Informationen

über die Datenbank Jorazis abgeflossen.

In diesem System erfasst die Militärpolizei

unter anderem ihre Tätigkeiten, wie beispielsweise Einsätze.

Im Darknet liegen nun Angaben zur Software von Jorazis,

beispielsweise eine Installationsanleitung.

Das sei ein potentielles Einfallstor

für Angriffe von Hekkan auf die Militärpolizei,

sagt Nikola Mayoguch, der ein Sicherheitsunternehmen führt.

Wir können es natürlich vorstellen,

wie man ein Bauplan oder eine Art Tikturzeichnung

von der Bank einbricht.

Die Situation ist Bankräuber,

ich möchte sie gerne einbrechen.

Dann hilft es sehr viel, wenn man schon weiss,

wie die Gänge gebaut ist,

wo die Brandschutzmauer ist,

wo die Kamera ist,

wo die Alarmalagen sind, damit man sie angehen kann.

Die Recherchen von SRF zeigen,

dass das Verteidigungsdepartement VBS

vom Datendiebstahl stärker betroffen ist,

als es bislang einräumte.

Konfrontiert durch die Fragen von SRF

reagiert das VBS heute Nachmittag

mit einer Medienmitteilung.

Dieser steht unter anderem...

Die Analysen nach dem Angriff

auf den Softwarehersteller Explain

haben gezeigt,

dass die Täter schafft,

auch Fragmente des Journal- und

Rapportführungssystems der Militärpolizei

Jurasis sowie unvollständige

und teils veraltete Nutzaprofile

von Angehörigen der Militärpolizei entwendet hat.

Die erbeuteten Daten aus dem Hecker-Angriff

liegen seit rund zwei Monaten im Darknet.

Sie seien nicht darüber informiert worden,

sagen mehrere Personen gegenüber SRF.

Und Militärhistoriker Titus Meier sagt...

Es müsste eine Fortmaßnahme sein,

die Personen zu informieren,

damit sie sich entsprechend schützen können

und wissen, wie sie alle mit umgehen,

wenn sie auf Social Media angesprochen werden,

dass sie in diesem Sinne richtig einordnen können.

Das VBS schreibt...

Die Gruppenverteidigung informiert

die betroffenen aktiven und inaktiven

Jurasis-Nutzer der Armee

und setzt auch die weiteren

betroffenen Personen in Kenntnis.

Für die betroffenen Personen

auf der entwendeten Liste der Jurasis-Nutzer

ergeben sich keine Risiken.

Zur entwendeten Liste mit 700 Namen

nimmt der Kommandant der Militärpolizei

Reynald Troh Stellung.

Die Liste sei nicht präzise genug,

um Schaden anzurichten.

Es geht nicht um Lichten mit Namen,

die irgendwo so präzise sind,

dass wir alle die Aktivitäten

und Besonderheiten von diesen Leuten herausfinden können.

Für alles Weitere verweist er auf das VBS.

Dieses schreibt in seiner Medienmitteilung...

Die Informationen im Darknet

haben keinen Einfluss auf die operativen

Einsätze der Armee

und stellen kein Gefährdungspotenzial

für die Armee und ihrer Partnerorganisationen dar.

Das VBS teilt mit,

man habe Strafanzeige gegen unbekannt eingereicht.

Indes zeigen sich Sicherheitspolitiker beunruhigt,

etwa Werner Salzmann.

Der Werner SVP-Ständerat

ist Präsident der Sicherheitskommission

und Oberst der Armee.

Er sagt zu den gestohlen Daten

der Militärpolizei im Darknet...

Es darf nicht passieren,

dass solche Daten überhaupt in die Öffentlichkeit geraten.

Generell von der Bundesverwaltung.

Die Schutz der Personen hat eine oberste Priorität.

Er fordert mehr Geld

für das Bundesamt für Saibersicherheit,

mehr Leute, mehr Know-how.

Dies sieht auch der Grüne Nationalrat,

der hat andere so.

Es wird gerade in der Armee zentrales Thema werden.

Der Freiburger gehört ebenfalls

der Sicherheitspolitischen Kommission an

und betreibt ein IT-Unternehmen.

Er fordert zudem,

dass der Bund nicht mehr Software

bei privaten Unternehmen einkauft,

die er nicht kontrollieren kann.

Stattdessen soll der Bund auf Open-Source-Lösungen setzen.

Also auf Coats, die öffentlich und deshalb sichere sein,

weil sie alle auf Lücken testen könnten.

Das Parlament hat dieses Jahr

Gesetzesvorlage verabschiedet,

wo das eigentlich zum Standard zu werden.

Das ist, wenn der Bund Softwareladen entwickeln muss,

dann muss er es unter einer sogenannten Open-Source-Lizenz

erstellen, nicht nur aus Sicherheitsgründen,

sondern auch, dass der eingesetzte Steuerfranken

maximal auch wirken kann,

weil er vielleicht einen anderen Kanton,

oder sogar einen Gemeinden oder ein Unternehmen

mit dieser Software auch etwas umsetzen.

Es ist schon eine wirtschaftliche, vorteilhafte Alternative.

Auch IT-Experte Nicola Mayankuch sieht

Verbesserungspotenzial beim Bund.

Ganz offensichtlich haben wir in diesem Fall

eine Sicherheitsvorgabe zu wenig gut kontrolliert worden,

und dementsprechend ist es ein riesengroßes Stanz

aus dem Mass entstanden, was nicht hätte müssen sein.

Mehr Sicherheitsbewusstsein, mehr IT-Know-how, mehr Personal.

Der Bund steht vor grossen Herausforderungen,

wenn er ins künftig weitere grosse Datendiebstähle

effektiv verhindern will.

Das ist das Echo der Zeit auf Radio SRF.

Bei uns geht es weiter mit dem neuen Selbstbewusstsein

der großen Schwellenländer.

Mit hapigen Vorwürfen an die Adresse

eines Journalisten des Online-Magazins Republik.

Mit neuen Corona-Varianten,

die nun auch in der Schweiz vermehrt zirkulieren

und mit giftigen Leuchttürmen an der britischen Küste.

Aus Brics, also Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika,

wird Brics Plus.

Ganze sechs Staaten stoßen zur Gruppe

der großen Schwellenländer hinzu.

Ein veritable Akku zum Abschluss des Brics-Gipfels in Südafrika.

Das dürfte das Selbstbewusstsein der Brics-Staaten

zusätzlich stärken.

Und es ist ein Signal an den Westen,

die Ländergruppe nicht länger zu unterschätzen.

Aus Johannesburg die Einschätzung von Fredrik Steiger.

Klimaschutz bessere Gesundheitssysteme,

neue Transportkorridore, Gleichberechtigung, all das

und noch viel mehr haben sich die Brics-Mitglieder

auf die Fahne geschrieben.

Sie wollen gemeinsame Probleme, gemeinsam angehen

und weltpolitisch mehr Gehör finden.

Gegen einen solchen Schulterschluss lässt sich wenig sagen.

Tatsache aber ist, dass vielfach den Wortenkamp-Taten folgen.

Als konstruktive Kraft hat die Brics-Gruppe,

bestehend aus Diktaturen und Demokratien, bis her enttäuscht.

Es mangelt dann Einigkeit, die Brics überschätzen sich gern.

Umgekehrt unterschätzen westliche Regierungen

den Club der Schwellenländer.

Gerade der russische Krieg gegen die Ukraine zeigt,

wie wirksam die Brics dem Westen die Stirn bieten können,

indem sie Moskau helfen, die Sanktionen zu unterlaufen.

Bemerkenswert ist auch die Anziehungsgericht

der Brics. Sechs Neumitglieder gibt es ab 2024.

Ägypten, Argentinien, Äthiopien, Iran, Saudi-Arabien

und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Weit über ein Dutzend weitere Länder klopfen an die Tür.

Westliche Beobachter stellen jeweils die rhetorische Frage,

will jemand einer von Diktaturen, wie China und Russland,

angeführten Vereinigung angehören?

Sie erwarten als Antwort ein entschlossenes Nein.

Doch zahllose Regierungen antworten heute

mit einem klaren Ja.

Ob das auch die Bevölkerung dieser Länder so sieht,

ist eine andere Frage.

Das autoritäre chinesische Modell ja selbst,

die Nähe zum Unrechtsstaat Russland,

wirkt also für viele keineswegs abschreckend.

So protestierte niemand, als Russland ankündigte,

kommendes Jahr den Brics-Gipfel auszurichten.

Die Bricsführer werden sich also brav zu Gastgeber

und Kriegsherb Vladimir Putin begeben.

Und wenn die Machthaber in Peking und Moskau

derzeit im Westen ständig Neocolonialismus vorwerfen,

weist niemand sie darauf hin,

wie neocolonialistisch und imperialistisch sie selber sich verhalten.

China in Tibet und gegenüber Taiwan,

Russland in Teilen Georgiens, Moldaviens und Wisa-Wider Ukraine.

Und der lange geforderten Reform des Unossicherheitsrates,

welche die heutige Welt besser abbilden würde,

stehen keineswegs nur die westlichen Vetomechte entgegen,

sondern mindestens ebenso China und Russland.

Auch das wird ausgeblendet.

Die Brics treten derzeit nicht primär konstruktiv,

sondern konfrontativ auf.

Ihr aktuelles Hauptziel ist, geprägt von chinesischen Ambitionen,

die Rebellion gegen den Westen.

Ihm soll die Führungsrolle in der Welt entrissen

und eine andere Weltordnung durchgesetzt werden.

Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte stehen dabei nicht im Zentrum.

Der Westen hat sich das durchaus selber zuzuschreiben.

Zu lange trat er gegenüber dem Rest der Welt belehrend,

hochmütig und heuchlerisch auf und gestand seine Fehler kaum je ein.

Nun erhält er die Quittung.

Mit dieser neuen Situation umzugehen

und einen vernünftigen Umgang zu finden mit der gestärkten Brics-Gruppe,

das ist eine gewaltige Herausforderung.

Redigsteiger.

Es ist Feuer im Dach beim Online-Magazin Republik.

Mehrere Frauen werfen einem angestellten, übergriffiges Verhalten vor.

Diese würden nun untersucht, Zitat,

so schnell und so sorgfältig wie möglich, schreibt die Republik heute.

Die beschuldigte Person sei für die Dauer der Untersuchung freigestellt.

Medienredaktor Salvador Atasoy hat diese Geschichte für SRF recherchiert.

Ich habe ihn gefragt, was es genau mit diesem Fall auf sich habe.

Für Frauen sagen, ein Journalist hätte sie sexuell belästigt.

Mündlich und schriftlich.

Es geht also um Aussagen, um Textnachrichten

Eine weitere Frau spricht von einem massiven sexuellen Übergriff

beim Journalisten zu Hause.

Ein Übergriff, den der Journalist nach unserer Konfrontation

via Anwalt aber vehement bestreitet.

Diese von uns veröffentlichten, teils heftigen Vorwürfe

beziehen sich aber nicht nur auf die Republik.

Ein Fall hat sich angeblich auch auf der Redaktion

der linken Wochenzeitung WOTS ereignet.

Wie gravierend ist das, was in diesem Fall mutmaßlich passiert ist?

Wir haben viel Material gesammelt.

Screenshots von übergriffigen Textnachrichten,

Gesprächsprotokolle, Interviews.

Wir haben wirklich mit sehr vielen Leuten gesprochen.

Veröffentlicht haben wir jetzt aber nur sechs Fälle.

Die ersten Aussagen betreffen das Jahr 2014

und sie reichen bis ins Jahr 2023.

Das sind neun Jahre.

Sechs Frauen, die sich nicht kannten,

uns aber alle ähnliche Geschichten erzählt haben,

diese Fülle an Material und auch dieses akribische Dokumentieren,

beispielsweise der Screenshots,

das habe ich bisher so in der Schweiz noch nicht gesehen.

Was sagen denn der Beschuldigte und die Betroffenen Redaktionen dazu?

Beginnen wir bei der Republik.

Die wurde nach eigenen Angaben bereits vor sieben Wochen

von einer Fachstelle, zumindest über einen Teil der anonymen Vorwürfe informiert,

hat dann aber nicht gehandelt.

Auf unsere Nachfrage, weshalb nicht,

macht die Republik arbeitsrechtliche Gründe geltend.

Mit der Weiler ist der Journalist von der Republik freigestellt

und die Fraktion hat angekündigt den Fall möglichst schnell zu überprüfen.

Ob eine Untersuchung stattfinden wird,

ist stand jetzt aber noch nicht klar.

Wir haben natürlich auch die Worts mit den Aussagen konfrontiert.

Dort will man den Fall untersuchen.

Der Journalist selbst sagt, er habe erst durch uns von diesen Vorwürfen erfahren,

er verweist darauf, dass es kein Strafverfahren gegeben habe

und die Unschutzvermutung gelte.

Vor kurzem gab es Sexismusvorwürfe

an den ehemaligen Magazinchefredaktor Fincanonica,

Mitarbeiterin des Westschweizer Radio und FernsehensRTS,

Berichteten von sexuellen Übergriffen und Mobbing.

Woher kommt diese Häufung von solchen Vorwürfen in der Medienbranche?

Das ist eine der Fragen, die wir mit unserer Recherche versuchen zu beantworten.

Mehrere Expertinnen sagen uns, dass der Journalismus,

wie andere Jobs in der Kreativbranche,

Anfälligkeiten zeige für sexuelle Belästigung,

weil Medienschaffende und eben gerade solche, die im Rampenlicht stehen,

oft viel Komplimente und Aufmerksamkeit bekommen.

Und das führe dann zu einer Anspruchshaltung,

die sich manchmal nicht mehr mit der Realität deckt.

Bezeichne übrigens auch die Aussage einer Expertin,

dass gerade exzentische Menschen, Stars zum Beispiel,

Übergriffe schneller verziehen werden,

weil es auch dauert, bis den Betroffenen klar wird,

dass ein Übergriff tatsächlich ein Übergriff war

und nicht einfach nur ein schlechtes Kompliment.

Das erklärt zum Beispiel auch, warum es dann oft lange dauert,

bis jemand, der einen Übergriff erlebt hat,

sich überhaupt getraut darüber zu sprechen.

Zum einen und zum anderen ist ein solches Erlebnis

auch mit Scham behaftet und mit Angst.

Und das wiederum führt dazu,

dass viele Erlebnisse gar nicht erst bekannt werden.

Medienredaktor Salvador Atasäu.

Bisher gab es in diesem Fall keine Strafanzeige

oder eine Anzeige bei einer Personalombudsstelle.

Es gilt die Unschuldsvermutung.

Die Recherche ist auch Thema im Medientalk-Podcast,

jetzt online zum Beispiel auf srf.ch-audio.

Lange war Corona weitgehend aus den Schlagzahlen verschwunden.

Nun machen aber gleich zwei neue Varianten von sich reden.

ERIS und BH2.86.

Zumeldet das Bundesamt für Gesundheit derzeit steigende Zahlen

bei den laborbestätigten Covid-Fällen.

Wie ist diese Entwicklung einzuschätzen?

Das bespreche ich jetzt mit Wissenschaftsredaktorin Katrin Züffel.

Was unterscheidet denn diese beiden neuen Virusvarianten

von den bisher dominierenden Omikronabkömmlingen?

Es sind immer noch Omikronabkömmlinge,

wie eigentlich alles, was im Moment kursiert.

ERIS ist aufgefallen,

weil sie sich offenbar wirklich gut durchsetzen kann.

Lange war das weltweit jetzt wirklich so eine Suppe

aus vielen verschiedenen Varianten,

aber nie die einer, die richtig dominant wurde.

ERIS ist die erste seit Langem, bei der das anders zu sein scheint.

Sie ist den USA inzwischen dominant

und nimmt unter anderem in Großbritannien und der Schweiz zu.

ERIS also soweit.

Wie steht es mit der anderen Variante BH2.86?

BH2.86 hat in Forscherkreisen zunächst mal vor allem aufhorchen lassen,

weil sie sich mit insgesamt 30 Mutationen absetzt,

von der Variante, von der sie abstimmt

und von den Varianten, die in der Schweiz gerade gemeinsam zirkulieren.

So einen evolutionären Sprung hat es zuletzt bei Omikron gegeben

und Omikron war ja sehr anders als alle Varianten davor,

was einen Grund war, warum sie so große Wellen auslösen konnte.

Ob BH2.86 das jetzt genauso schafft, ist offen,

aber sie wurde innerhalb weniger Tage in sechs Ländern nachgewiesen,

was für eine schnelle Ausbreitung spricht

und von der Virologie, also den Mutationen her, ist eben klar,

dass sie eine Variante zum eben Auge behalten.

Sie fallen also auf diese beiden Varianten?

Machen sie denn auch kränker als das, was wir bisher gesehen haben?

Also bei ERIS kann man sicher sagen, nein, sie macht nicht kränker

und sie hat zwar eine Immunflucht, aber keine Dramatische.

Das heißt, unser Immunsystem erkennt sie nicht mehr ganz so gut,

aber schon noch.

Zu BH2.86 kann man, was die Schwere der Fälle angeht, noch nicht viel sagen.

Es gibt einfach noch nicht viele nachgewiesene Fälle.

Von den sechs, die man bisher weltweit kennt, ist ein Infizierter über 80

und der ist im Spital mit anderen Worten.

Es gibt keinen Hinweis darauf, dass diese Variante schwerer krankmachen würde.

Woher weiß man denn überhaupt, dass sich diese beiden Varianten

aktuell Ausbreitenden getestet wird ja eigentlich kaum mehr?

Das stimmt, was Sie sagen, und das gilt auch weltweit.

Aber einige Länder, auch die Schweiz, haben zumindest noch eine ganz grobe Variante

Überwachung. Den ersten Nachweis von BH2.86 in der Schweiz,

den gab es gestern an einer Abwasserüberwachungsstation in Lausanne

mit einem geschätzten Anteil von 2%.

Aber das ist wirklich eine sehr grobe Schätzung.

Und die Probe, die jetzt ausgewertet wurde, die stammt vom 5. August,

ist also fast drei Wochen alt. Daran sieht man, es hat eine Überwachung,

aber besonders schnell ist die nicht.

Was mich dagegen im Moment wirklich beeindruckt, ist, wie schnell innerhalb

von Tagen es per Austausch unter ein paar Forschergruppen weltweit

doch eine grobe erste Einschätzung dieser Variante gegeben hat.

Wenn die Zahlen jetzt wieder steigen, heißt das, der Schwarz steht

eine neue, größere Ansteckungswelle bevor?

Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.

Ich weiß nicht, wie oft ich inzwischen schon daneben gelegen bin

bei aller Vorsicht und allen Versuchen, die Aussagen zur Zukunft

eben möglichst solide und abgewogen zu machen.

Aber zwei Dinge, denke ich, kann man ziemlich sicher sagen.

Dass eine Variante, wie BH2.86 auftaucht, zeigt, dass das Virus

noch nicht ausgereizt hat, was evolutionell für es drin liegt.

Und sie hat wegen der Immunflucht das Potenzial, eine große Welle

auszulösen und dann die Immunität, die jemand nach drei oder mehr

Immunisierungen erreicht, die hat bisher, und das ist wirklich wichtig,

sehr gut gegen schwere Verläufe gehalten.

Und das spricht viel dafür, dass das so bleibt.

Nicht aber unbedingt gegen eine Amtsch.

Ansteckung der Immunschutz nimmt tendenziell ab.

Was heißt das hinsichtlich einer neuen Corona-Impfung?

Aktuell gibt es ja noch keine Empfehlung der Behörden, sich erneut impfen zu lassen.

Sie haben es gerade angesprochen, was die Ansteckungen angeht.

Kennt man das ja jetzt schon, die Immunität nimmt mit der Zeit ab

und in der Folge baut sich eine neue Welle auf.

Die Immunität aber gegen schwere Verläufe hat, wie gesagt,

dagegen bisher wirklich gut gehalten.

Und das hat einen Grund.

Das celluläre Immunsystem, das für diesen Schutz liefert,

das bildet die Immunität nämlich nie genau nur gegen die eine Variante aus,

der es gerade begegnet, sondern immer auch ein bisschen rechts

und links davon sozusagen.

Bei jeder Immunisierung passiert das wieder.

Und nach drei Immunisierungen ist das wirklich schon recht breit.

Breit genug für alles, was bisher gekommen ist.

Jetzt auf den Herbst hin ist von beiden Herstellern,

Pfizer und Moderna ein aufdatierter Impfstoff in der Zulassung.

Die sind auf die Variantengruppe angepasst, die gerade vorherrscht.

Und laut eidgenössischer Impfkommission

ist auf Mitte September auch eine neue Empfehlung in Arbeit.

Wer seinen Immunschutz dann also nochmal verbreitern will,

hat dann die Möglichkeit dazu und für vulnerable für die Kommission,

die Impfung wohl sogar aktiv empfehlen.

Vielen Dank für diese Informationen,

das war Wissenschaftsredaktorin Katrin Zöfel.

Sie stehen auf schroffen Klippen.

Ihre Leuchtfeuer sind Maritime Referenzpunkte.

Leuchttürme weisen seit Jahrhunderten schiffen den Weg

und sind beliebte Fotosüges für Touristinnen und Touristen.

Allein entlang der Küsten der britischen Inseln

stehen heute noch gut 250 funktionierende Exemplare.

Doch nun sollen die alten Leuchtfeuer saniert werden

oder teilweise sogar ganz erlöschen.

Der Grund, Leuchttürme sind nicht nur hell, sondern auch giftig.

Ihr Licht schwimmt buchstäblich auf Quecksilber.

Großbritannien-Korrespondent Patrick Wilser

war an der Küste im Süden England unterwegs.

Der Leuchtturm von Sausforland steht auf den Klippen von Dauer.

Weiß, rund und hoch über der stürmischen See.

Während vier Jahrhunderten hat dieser Leuchtturm

Nacht für Nacht seinen Strahl übers Wasser,

Land und Himmel gleiten lassen.

Hell, dunkel, hell.

Gehütet hat diese maritime Wegmarke

einst auch der pensionierte Leuchtturmwächter Paul Rhys.

Die Aufgabe des Leuchtturmwächters

ist in erster Linie dafür zu sorgen, dass das Licht nie ausgeht.

Dies ist für die Seeleute draußen auf den Schiffen überlebenswichtig.

Daneben beobachten wir das Wetter

und insbesondere die Sandbänke vor der Küste,

wo Schiffe regelmäßig auf Grund laufen und untergehen können.

Paul steigt im Leuchtturm von Sausforland

eine enge Wendeltreppe empor.

Im ersten Stock befindet sich ein kleines Schreibtisch

mit See- und Wetterkarten und einem alten Radio.

Leuchtturmwächter hielten nicht nur das Licht am Brennen,

sondern haben auch Windstärke und Temperatur festgehalten

und die Daten ans Maritimbüro in London weitergeleitet.

Heute passiert es automatisiert.

Doch noch immer verlies die BBC täglich die Seewetteprognosen.

Nächtliche Schiffsmeldungen liefern Landraten leicht kryptisch Tönen,

die einem aber daran erinnern,

dass man auf einer Insel einer Seefahrer-Nation liebt

und selbst in London den Küchentisch wenigstens gefühlt

leicht ins Wanken bringen.

Doch gerade bei Sturm und Regen sind Leuchttürme

auch heute noch eine wichtige Navigationshilfe.

Der Lichtstrahl jenes von Sausforland

ist selbst noch in einer Entfernung von 30 km zu sehen.

Zu oberster auf dem Leuchtturm im Glasaus

steht ein monumentales Karussell aus Linsen,

dahinter eine 100-Watt Glühbirne.

Hunderte von Prismen, Bündnern, Leuchttürmen

Hunderte von Prismen, Bündnern, Licht zum markanten Strahl.

3,5 Tonnen wiegt die Konstruktion die Prominute 4-mal,

um sich selbst rotiert.

Damit dies reibungsfrei und stabil funktioniert,

schwimmt das Karussell auf flüssigem Metall,

einem Bad aus gut 30 kg Wechsilber.

1881 machten die Franzosen eine geniale Erfindung.

Bis dahin war es fast unmöglich,

3,5 Tonnen Linsen-Konstruktion

mit möglichst wenig Reibung stabil und verlässlich

rund um die Uhr rotieren zu lassen.

Das Linsenkarussell, auf flüssigem Metall,

also Quecksilber schwimmen zu lassen, war ein cleverer Schachzug.

Fast ohne Widerstand,

kreist die Linsen-Konstruktion so auf dem Quecksilber.

Bevor die Merkiri-Idea Lenses rotiert,

rotiert sie sehr, sehr langsam und weniger akkuret.

Mit einer Kurbel zieht Pol eine Art Uhrwerk auf,

welches das Linsenkarussell die ganze Nacht

auf den flüssigen Metall in Gang hält.

Das Linsenkarussell, die ganze Nacht auf den flüssigen Metall

in Gang hält. Genial, aber gefährlich.

Quecksilbedämpfe sind hochgiftig, besonders in dieser Menge.

Viele fragen sich heute, ob nicht die Einsamkeit,

sondern das giftige Metall der Grund war,

dass früher Leuchtturmwächter gelegentlich dem Wahnsinn verfallen sind.

Rund 250 Leuchttürme sind heute noch im Königreich in Betrieb.

Bis Ende Jahr sollen sie saniert und umgerüstet werden.

Die schweren rotierenden Linsen werden durch fix montierte

elektronische Leuchten ersetzt.

Leuchttürme verlieren damit ihren Strahl

und werden künftig nur noch blinken.

Medizin ist seit er sicher richtig, mein Pol stehend rumzumt.

Als ehemaliger Seemann möchte ich weiterhin Leuchttürme

mit einem rotierenden warmen Lichtstrahl sehen

und nicht eine LED-Leuchte.

Die wie eine Taschenlampe an und ausgeknipst wird.

Der Verlust der rotierenden Leuchtturmlichter

ist nicht nur für Seeleute ein Verlust.

Wenn wir hier in South Forland die große Linse drehen lassen,

erinnert dies viele Leute an ihre Kindheit.

In der Strahl des Leuchtturms

nacht die Wand ihres Schlafzimmers streifte.

Nach der Sanierung der britischen Leuchttürme

wird kein Strahl mehr über das Meer und Schlafzimmer

wendestreifen.

Das ist nicht weltbewegend und insbesondere nicht mehr giftig,

doch definitiv das Ende einer nautischen Epoche.

Das Ende einer Epoche.

Und auch das Ende der heutigen Echo-Ausgabe.

Redaktionsschluss ist um 18.42 Uhr.

Verantwortlich für die Sendung Lukas Schneider

für die Nachrichten Manuela Burgermeister

am Mikrofon Christina Scheidegger.

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