Echo der Zeit: Plünderungen in Gaza sind Ausdruck der Verzweiflung

Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 10/29/23 - 28m - PDF Transcript

Radio SRF, Echo der Zeit mit Christina Scheidecker.

Die Themen vom 29. Oktober.

Plünderungen von Lebensmittellagern im Gasastreifen.

Große Sorge um die israelischen Geiseln der Hamas.

Die Gewalt in der Ost geht weiter.

Wir fragen nach der Situation vor Ort.

Außerdem liefern wir Antworten auf folgende Fragen.

Wie Geflüchtete aus Gaza auf den Krieg in ihrer Heimat blicken.

Was hinter der Entlassung des chinesischen Verteidigungsministers steckt.

Und warum am Nordpol derzeit diplomatische Eiszeit herrscht.

Die Kämpfe im Gasastreifen dauern an.

Das israelische Militär hat über Nacht weitere Truppen in das Gebiet verschoben.

Die Armeeführung schreibt, sie habe erneut hunderte Stellungen

der militant-dislamistischen Hamas angegriffen.

Mit Kampfflugzeugen und Bodentruppen.

Währenddessen hat sich die humanitäre Lager in Gaza weiter verschlechtert.

Melden internationale Organisationen.

Heute Vormittag gab es Berichte über Plünderungen

und Hilfsgütern der UNO.

Tausende Palästinenserinnen und Palästinenser

hätten dort Lebensmittel und Hygieneartikel entwendet.

Das sei ein Ausdruck der Verzweiflung, sagte mir heute Nachmittag in Garock.

Sie berichtet als Journalistin aus Israel.

Absolut, es kommt viel zu wenig Hilfe in den Gasastreifen.

Heute sind noch einmal zehn Lastwagen über die Grenze mit Ägypten gekommen.

Insgesamt waren es bisher 94 Lastwagen.

Das ist, wie alle Hilfsorganisationen und die UNO sagen,

ein Tropfen auf den heißen Stein.

Es reicht einfach nicht, um die Bevölkerung zu versorgen.

Diese Plünderungen heute, man kann sie als Ausdruck dessen sehen,

zum einen der Panik, die im Gasastreifen herrscht,

nachdem es einen Tag lang keine Kommunikationsmöglichkeiten gab.

Die Internetleitungen waren abgestellt, die Telefone waren abgestellt,

die Mobiltelefone.

Die Leute hatten einfach Angst, dass sie keine Hilfe mehr bekommen.

Es ist meines Erachtens aber auch durchaus ein Ausdruck,

eines Zusammenbruchs der öffentlichen Ordnungen.

Oder ich würde eher sagen, eines Zusammenbruchs dessen,

was Hilfsorganisationen und die UNO bisher geleistet haben,

indem sie eben im großen Stil die Zivilbevölkerung

mithilfe versorgt haben.

Israel hat ja heute auch angekündigt,

man wolle die Lieferung humanitärer Güter in den Gasastreifen erleichtern.

Kann das tatsächlich helfen?

Ja sicher, jede Hilfe, die in den Gasastreifen gelangt, hilft.

Es ist nur so, dass die UNO und Hilfswerke beklagen,

dass die Lieferung, die jetzt ins Land gelangen,

dass da die Kontrollen viel zu rigide sein,

dass die falschen Güter ins Land gelangen.

Also nicht das, was dringend gebraucht wird.

Insofern werden wir abwarten müssen,

was Israel tatsächlich bereit ist zu liefern.

Israel hat heute die zweite von drei Wasserleitungen wieder geöffnet,

die zu Beginn dicht gemacht hatten.

Aber selbst dieses Wasser, was jetzt in den Gasastreifen gelangt,

reicht nicht. Also wir müssen schauen.

Sehr schwierige Situation also für die Bevölkerung im Gasastreifen.

Wie reagiert denn die Bevölkerung in Israel jetzt,

wo tatsächlich Truppen in den Gasastreifen einmarschiert sind?

Grundsätzlich muss man sagen,

dass der Rückhalt in der Bevölkerung für den Einmarsch

und überhaupt für die Militäroperation sehr, sehr groß ist.

Das geht weit in das Lager der Friedensaktivisten hinein.

Alles sind sich weitgehend einig darin,

dass das Militär, dass die Armee gegen die Hamas einschreiten muss,

dass sie sie zerschlagen muss.

Es gibt wenige, die dagegen protestiert haben

und diese Stimmen gerade dann auch sehr, sehr schnell

in den Verdacht Terroristen zu unterstützen.

Jetzt, wo das Militäraktiv vorgeht,

gegen die Hamas eben auch mit Bodentruppen in Gaza.

Wie besorgt ist man da, um die Sicherheit der Geiseln,

auch wie vor in Gaza festgehalten werden?

Die Sorge um die Geiseln ist sehr, sehr groß.

Gestern hat sich Ministerpräsident Netanyahu

erstmals mit Angehörigen der Geiseln getroffen.

Es gibt nach Angaben der Armee 230 Israeli,

die von der Hamas verschleppt wurden.

Und auch sonst viele Israeli kennen jemand

oder haben Verwandte.

Insofern geht es in weite Gesellschaftskreise hinein,

diese Sorge um die Geiseln.

Die Angehörigen haben gefordert,

dass sich Netanyahu auf die Forderung der Hamas einlässt.

Die Hamas fordert die Freilassung aller Gefangenen.

Das sind mehrere Tausend.

Aber ob die Regierung sich darauf einlassen kann,

das ist nochmal eine ganz andere Frage.

Aber die Sorge ist groß

und die Regierung hat versprochen,

und auch die Armee das Leben der Geiseln zu schützen,

nicht zu gefährden.

Dieser Krieg ist ja eine große Befürchtung,

dass Akteure wie die Islamistische Hezbollah in Lebanon

oder Iran auf Seiten der Hamas

in den Konflikt eingreifen könnten.

Tatsächlich schrieb Irans Präsident Raisi

heute auf X, Emais Twitter.

Israel habe eine rote Linie überschritten.

Wie groß ist aktuell die Gefahr

einer internationalen Eskalation?

Auch diese Sorge macht man sich.

Diese Sorge machen sich die Amerikaner.

Die Sorge machen sich aber auch die Israeli

hier in einem mehr Frontenkrieg gezogen zu werden.

Ich sehe im Moment aber noch nicht,

dass es konkret diese Eskalation gibt.

Wir haben auch heute wieder zwischenfälle

an der libanesischen Grenze gehabt,

wo einer der UNO-Blau-Helme verletzt wurde.

Wir sehen Angriffe

von pro-iranischen schiitischen Milizen im Irak

auf Asen, auf denen amerikanische Soldaten stationiert sind

oder auch in Syrien,

auf denen amerikanische Soldaten stationiert sind.

Aber ich sehe im Moment noch nicht,

dass es diese Eskalation gibt.

Aber man macht sich diese Sorge

und man versucht auch zu verhindern,

dass es soweit kommt.

Und warum diese Zurückhaltung auf Seiten

Irans beispielsweise derzeit?

Also zu Iran muss man grundsätzlich sagen,

Iran droht die ganze Zeit.

Aber was dann Iran tatsächlich macht,

ist alles zu tun,

selber nicht in diesen Krieg hineingezogen zu werden.

Das sagt Ingarok-Journalistin in Israel.

Mitten im Krieg stecken hingegen viele Zivilistinnen

und Zivilisten im Gasastreifen.

Wie es für Geflüchtete in Europa ist,

um ihre Familien dort zu bangen,

das hören sie gleich zuerst die Nachrichten mit Corinna Heinzmann.

Regierungsvertreter von mehreren Ländern

haben sich heute mit dem Neostkonflikt befasst.

Zum Beispiel hat der britische Premierminister Rishi Sunak

mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron telefoniert.

Die beiden sprachen darüber,

dass es dringend humanitäre Unterstützung braucht in Gaza,

wie die britische Regierung mitteilt.

Der niederländische Regierungschef Marc Röthe pochte

auf Zurückhaltung bei militärischen Aktionen.

Auch Unogenerasekretär Antonio Guterres

äußerte sich erneut besorgt über die Situation.

Alle Konfliktparteien seien gesetzlich verpflichtet,

die Zivilbevölkerung zu schützen

und sie mit notwendigen Gütern wie Essen, Wasser

und Medikamenten zu versorgen.

Derweil hat sich auch der Chefankläger

des Internationalen Strafgerichtshof zu Wort gemeldet.

Mit einem Video vor dem Grenzübergang Raffach

zwischen Ägypten und dem Gasastreifen.

Er hoffe, er könne sowohl den Gasastreifen

als auch Israel besuchen.

Es liefen Untersuchungen zu möglichen Verbrechen in Israel,

im Gasastreifen und im Westjordanland, so Karim Ahmad Khan.

Die Zivilpersonen hätten ein Recht darauf geschützt zu werden.

Die Konfliktparteien in Sudan haben die Verhandlungen

über einen Waffenstillstand wieder aufgenommen.

Die USA, Saudi-Arabien und die Afrikanische Union hätten vermittelt,

teilt das US-Außenministerium mit.

Auch über humanitäre Hilfe sei gesprochen worden.

Zuvor waren die Verhandlungen unterbrochen.

In Sudan kämpfen die Armee und die RSF Militz gegeneinander.

In Rom ist die Weltsynode der römisch-katholischen Kirche

zu Ende gegangen.

Konkrete Beschlüsse gab es dabei keine.

Es sei aber über Themen wie Frauen aus Priesterinnen

und das Zölibat gesprochen worden,

teilte die Schweizer Bischofskonferenz mit.

Das haben Bischöfe Geistliche und Laien

der römisch-katholischen Kirche diskutiert.

Erstmals durften auch Frauen teilnehmen.

In Frankreich will Präsident Emmanuel Macron

die Freiheit auf Abtreibung in der Verfassung verankern.

Wer in den sozialen Medien schreibt,

will einen entsprechenden Gesetzentwurf nächste Woche vorlegen.

Ab nächstem Jahr soll die Freiheit der Frauen

eine Schwangerschaft abbrechen zu können,

nicht mehr angetastet werden können.

Macron hatte sich am 8. März am Internationalen Frauentag

dazu verpflichtet, die Freiheit der Abtreibung

in die Verfassung zu schreiben.

Der Schauspieler Matthew Perry ist tot.

Er wurde durch die Fernsehserie Friends bekannt.

Perry starb im Alter von 54 Jahren, bestätigte der Sende NBC.

Dort lief die Serie zehn Jahre lang.

Die LA Times schreibt, Perry sei tot in seinem Zuhause

in Los Angeles aufgefunden worden.

Die Todesursache ist zurzeit unklar.

Matthew Perry spielte bei Friends die Rolle des Chandler Bing.

Diese Serie gilt als eine der erfolgreichsten Sitcoms aller Zeiten.

Zu Silvan Schweizer und zum Sport,

der Kanadier Felix Oje Aliasim

gewinnt das Tennis-Tournier von Basel.

Im Final der Swiss Indos bezwingt der 23-Jährige

den Polen Hubert Hurkacz in zwei Sätzen.

Er beträgt sieben zu sechs und sieben zu sechs

und verteidigt damit seinen Titel aus dem Vorjahr.

Die Tennis-Saison neigt sich allmählich dem Ende zu.

Die Skisaison dagegen steht erst am Anfang.

Heute sollte eigentlich das erste Rennen bei den Männern stattfinden.

Doch in Sölden begann es, böhnenartig zu finden,

sodass der Riesenslalom nach 47 Jahren im ersten Lauf abgebrochen werden musste.

Der Schweizer Topfavorit Marco Udermatt

ist zu diesem Zeitpunkt auf Rang 2 hinter den mühsterreichen Marco Schwarz.

Ich denke, es ist schon ein Rennen, das fast am meisten wehtut,

wenn es abgezahlt wird, weil man durch den ganzen Sommer

auf das Rennen ausleiht.

Darum ist es sicher schade.

Ich glaube, für die ganze Skiindustrie, für die Fans daheim,

hätte ich das ganze Rennen gänzen.

Damit müssen die Ski-Rennfahrer bis zum 11. November

und der Abfahrt in Sölden auf den nächsten Auftritt warten.

Damit zu den Wetterprognosen zum Wachenauftakt kommen.

Der kräftige Föhn bläst noch bis morgen Mittag weiter.

So beginnt die neue Woche im Norden trocken und teils aufgehält,

während es im Süden regnerisch weitergeht.

Am Nachmittag breiten sich die Regenwolken

vom besten und Süden her auch in den Osten aus.

Beidseits der Alpen liegen die Höchstwerte um 14 Grad.

Das ist das Echo der Zeit auf Radio Esref.

Mit diesen Schauplätzen geht es weiter.

Die griechische Insel Samus,

wo sich Geflüchtete aus dem Gasastreifen Sorgen machen

um ihre Familien, die sie dort zurückgelassen haben.

China, wo sich im Machtapparatum

Präsident Xi Jinping unerwartete Unstimmigkeiten zeigen.

Ein Beispiel dafür ist die Entlassung des Verteidigungsministers.

Spitzbergen, im hohen Norden,

wo das Nebeneinander zwischen Russland und Norwegen

seit Beginn des Krieges in der Ukraine deutlich schwieriger geworden ist.

Und die Niederlande,

wo die Böden mit Stickstoff versäucht sind

und wo dieses Problem derzeit die Politik umflügt.

Thema in der Sendung International,

dieses Wochenende im Radio oder jederzeit online,

auf www.sref.ch-audio.

Die Eskalation im Gasastreifen

ist für die Bevölkerung vor Ort eine Katastrophe.

Sie beunruhigt aber auch ihre Verwandten im Ausland.

Viele von ihnen sind erst vor kurzem geflohen

und machen sich nun große Sorgen um ihre Nachbarn,

ihre Familien, ihren Freundeskreis.

So auch die jungen Palästinenser,

die Rodotea Serralido in Griechenland getroffen hat.

Ahmed Walid Rafik und Mohammed, 4 junge Männer aus Gaza.

Sie sind noch vor den Terrorattacken der Hamas geflohen

und befinden sich nun auf der griechischen Insel Samus.

Doch ihre Gedanken sind bei ihren Familien im Gasastreifen.

Die jungen Männer schauen ständig auf ihre Handys,

versuchen ihre Angehörigen zu kontaktieren,

was aber kaum möglich sei, sagen sie.

Der 26-jährige Ahmed kommt aus dem nördlichen Gasastreifen.

Nachdem das israelische Militär die Evakuierung dieses Teils angeordnet hatte,

seien seine Eltern und Geschwister Richtung Süden geflohen.

Gerade noch rechtzeitig, sagt Ahmed.

Ich habe Freunde und einen Cousin, die sind gestorben

und die komplette Nachbarschaft ist durch Bomben zerstört worden.

Unsere Nachbarsfamilie, 30 Leute, alle sind tot.

Auch unser Haus wurde bombardiert.

Da war meine Familie schon weg.

Sie sind jetzt im Süden, im Haus einer meiner Schwestern.

Ich kann sie kaum erreichen.

Es ist sehr schwer zu erfahren, ob es ihnen gut geht.

Ich leide sehr darunter.

So geht es allen in der Runde.

Auf ihren Handys zeigen sie Fotos von komplett zerstörten

oder stark beschädigten Häusern,

Häuser, in denen bisher ihre Verwandten, Freunde

oder Nachbarn gelebt haben.

Der 29-jährige Walid ist seit zwei Monaten auf Samus

und wartet auf seinen Asylbescheid.

Eigentlich habe er gehofft,

seine Frau und seine zwei Kinder bald zu sich holen zu können.

Jetzt sind die Grenzen geschlossen und er bankt um ihr Leben.

Meine Tochter ist drei Jahre alt, mein Sohn ein Jahr alt.

Unser Haus ist genau in der Mitte des Gaserstreifens.

Wo sollen sie hin?

Wie sollen sich Kinder verteidigen?

Das Leben ist so schwer in Gaser.

Wenn du nicht von einer Bombe getroffen wirst,

stirbst du, weil du nicht genug zu essen hast.

Sollte jetzt die israelische Armee im großen Stil einmarschieren,

werden es wieder die Kinder und Zivilisten sein, die sterben.

Ganz ehrlich, ich kenne keinen von der Hamas, der bisher gestorben ist.

Es stirbt nur die Zivilbevölkerung, Kinder, Babys

und ihre Eltern und ältere Menschen.

Angesprochen auf ihre Haltung gegenüber der Hamas

sind die vier Männer zurückhaltend.

Sie glauben, Israel gehe es hier sowieso nicht um einen Krieg gegen die Hamas,

sondern viel mehr darum, das palästinensische Volk zu zerstören.

Wenn die Hamas als Terrororganisation eingestuft werde,

sollten auch die von Israel begangenen Menschenrechtsverletzungen

den Palästinensangegenüber verurteilt werden.

Und zwar nicht nur auf dem Papier, sondern indem alles getan werde,

um diesen Krieg zu stoppen, sagt Rafik.

Der 30-Jährige ist seit vier Monaten auf Samus

und ist schon längst als Flüchtling anerkannt.

Von meiner Familie hat in der Vergangenheit niemand in Gaza gelebt.

Meine Vorfahren kommen alle aus dem alten Palästiner

und wurden vertrieben, als Israel gegründet wurde.

Alle sagen, die Israelis müssen sich verteidigen,

aber man muss den Konflikt in seinem gesamten Kontext sehen.

Ich glaube an eine Zwei-Staaten-Lösung,

denn das Blutvergießen muss aufhören.

Rafik ist in Gaza City aufgewachsen.

Auch seine Nachbarschaft ist nun sehr bompt.

Die Flucht nach Europa war schwierig und teuer, sagen die Männer.

Rund 3-4.000 US-Dollar hat jeder von ihnen bezahlt,

denn nur durch Bestechung könne man die nötigen Visor bekommen,

dann sagen sie, um von Gaza nach Ägypten

und dann in die Türkei zu reisen.

Am gefährlichsten sei aber die Überfahrt mit dem Schlauchboot

nach Griechenland gewesen, sagt Rafik.

Dass er nun auf Samus in Sicherheit ist

und seine Familie im Gaza-Streifen festsitzt,

sei für ihn schwer zu verkraften, sagt er.

Was sich die Vierpalästinenser für die Zukunft wünschen?

Frieden sagen sie einstimmig,

damit die nächsten Generationen etwas anderes erleben

als Unterdrückung und ständige Lebensgefahr im,

wie sie Gaza beschreiben, größten Freiluftgefängnis der Welt.

Der Beitrag von Rodothea Serralidu.

Zwei Monate lang war der chinesische Verteidigungsminister

komplett aus der Öffentlichkeit verschwunden.

Diese Woche dann verkündeten die staatlich kontrollierten Medien in China,

dass Li Shang-Fu entlassen worden sei.

Eine Begründung dafür gab es nicht.

Der Fall ähnelt dem des chinesischen Verteidigungsministers

in den letzten Jahren.

In den letzten Jahren,

eine Begründung dafür gab es nicht.

Der Fall ähnelt dem des chinesischen Außenministers,

der vor wenigen Monaten ebenfalls seines Amtes enthoben wurde,

ebenfalls ohne Begründung.

Was ist los in Chinas Oberst Machtzirkel?

China-Korrespondent Samuel Emch.

Was sich genau in den beiden Fällen der entlassenen Minister abgespielt hat,

ist, wie üblich in Chinas Machtapparat, nicht transparent.

Wieso die zwei erst im März eingesetzten Regierungsmitglieder

bereits wieder ihre Posten räumen mussten, ist Spekulation.

Beim Außenminister geht diese in Richtung einer außerählischen Beziehung,

die einem Top-Diplomaten zum Verhängnis wurde.

Gegen den diese Woche offiziell entlassenen Verteidigungsminister Li Shang-Fu

sollen die Behörden wegen Korruption ermitteln,

das die am häufigsten genannten Vermutungen für die Entlassungen.

Was auch immer die Gründe sind.

Die Fälle deuten daraufhin, dass es auf der obersten Stufe

von Chinas Machtelite ziemlich unruhig ist derzeit.

Beide Minister haben ihren Aufstieg, Präsident Xi Jinping zu verdanken,

sind sich China-Beobachterinnen und Beobachter einig.

Entsprechend geht der Blick in diese Richtung.

Präsident Xi soll die beiden Minister eingesetzt haben,

doch schon das Vertrauen in die beiden Spitzenbeamten

ist offensichtlich sehr rasch nach deren Berufung.

Und das ist bemerkenswert, denn Vertrauen ist zentral im System Xi.

Nicht kompetenz und Erfahrung, sondern Loyalität bestimmt,

wer wie hoch aufsteigen kann in Peking's Politirachie.

Die beiden entlassenen Minister gelten als loyale Züglinge Xi's.

Auch deshalb sind die Abgänge überraschend,

weil der Mann im Zentrum der Macht in China seit über 10 Jahren

die Parteikade und den Staatsapparat nach seinen Vorstellungen ausgestaltet.

Und wenn Xi so schnell das Vertrauen verliert,

kann man sich fragen, wie es denn um die Verhältnisse

in der obersten Machtelite steht.

In einem undaussichtigen Machtapparat wie der kommunistischen Partei Chinas

gibt es auch darauf keine klare Antwort.

Aber es gibt Hinweise.

Neben den einerseits überraschenden Entlassungen

ist andererseits interessant, wie die Posten wieder besetzt wurden.

Im Falle des Außenministers musste der Vorgänger wieder übernehmen

und im jüngsten Fall beim abgesetzten Verteidigungsminister Li Xiangfu

wurde noch gar kein Nachfolge bekannt gegeben.

Es scheint, dass der Kreis der Vertrauten Xi's noch enger wird.

Werden die unerwarteten Abgänge auf den Präsidenten nun selbst zurückfallen,

wackelt auch er?

Nein, Xi sitzt fest im Sattel, da sind sich China-Experten und Beobachterinnen einig.

Aber die Vorkommnisse der letzten Woche werfen die Frage auf,

wie es um die Loyalität und das Vertrauen in Chinas Regierung bestellt ist

und das in einer Zeit, in der sich diese mit einer schwächelnden Wirtschaft

mit einer Rekordhorn-Jugendarbeitslosigkeit

und diplomatischen Spannungen mit dem Westen rumschlagen muss.

Spitzbergen, die arktische Inselgruppe unterhalb des Nordpuls,

genießt seit über 100 Jahren einen internationalen Sonderstatus

als neutrales und demilitarisiertes Territorium.

Doch immer wieder haben Kriege und internationale Krisen dazu geführt,

dass das Zusammenleben im hohen Norden in Frage gestellt worden ist.

Aktuell der Krieg in der Ukraine,

wie Besuche in den wichtigsten Siedlungen der Inselgruppe zeigen,

im russischen Barenzburg und im norwegischen Longyearbühnen.

Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann.

Die Anfahrt auf die Bergbaustadt Barenzburg ist atemberaubend,

dass die blaue Meer kontrastiert mit Gletschern und schneebedeckten Gipfeln,

die in großer Zahl aus dem Wasser ragen.

Am Kein Barenzburg, ein russischen Siedlung, wartet Dimitri Negrutsa.

Dimitri Negrutsa ist der Mediensprecher des russischen Bergbauunternehmens

Trust-Arktikugol, dessen Hauptsitz sich im fernen Moskau befindet.

Das Staatsunternehmen kontrolliert schon seit Sowjetzeiten

die größte russische Siedlung auf Spitzbergen.

Barenzburg ist ein völkerrechtliches Unikum,

eine russische Kleinstadt auf dem Territorium des NATO-Landes Norwegen.

Möglich macht dies der sogenannte Spitzbergenvertrag,

der vor über 100 Jahren im damaligen Völkerbund ausgehandelt worden war.

Er sprach den Archipel zwar Norwegen zu,

erlaubt es aber allen 44 Unterzeichnerstaaten des Vertrages

vor Ort präsent und wirtschaftlich aktiv zu sein.

Russland nutzte diese Chance, um in Barenzburg Kohle abzubauen.

Ein heute kaum noch einträgliches Geschäft.

Zur Sicherung der strategisch wichtigen Siedlung gibt es deshalb einen neuen Plan.

Wir möchten den Kohleabbau von 120.000 Tonnen jährlich auf 40.000 Tonnen herunterfahren

und stattdessen auf die Forschung und den Tourismus setzen, sagt Dimitri Negrutsa.

Parallel dazu möchte Moskau befreundete Staaten wie China und Brasilien dafür gewinnen,

gemeinsam mit Russland auf Spitzbergen in eine Forschungsstation zu investieren.

Gleichzeitig beklagt sich der Mediensprecher von Trast-Arktikugol darüber,

dass Barenzburg als Folge des russischen Angriffskrieges von norwegischer Seite

zunehmend gemieden wird, bislang riefen sämtliche Reisen auf die Inselgruppe

über den internationalen Flughafen im norwegischen Longierbühnen,

wo auch fast alle Tourenanbieter ihren Sitz haben.

Dieser rein politisch motivierte Boykott unserer Siedlung

läuft im weltoffenen Geist dieser Insel zu wieder,

wie er im Spitzbergenvertrag festgelegt worden ist, sagt Dimitri Negrutsa.

Dem widerspricht jedoch die vize-Gouverneurin von Spitzbergen, Katarina Riise,

die ihr Büro 50 Kilometer weiter östlich im Hauptort Longierbühnen hat.

Wir fliegen gute und respektvolle Beziehungen zur russischen Seite

und diskriminieren niemanden, betont Katarina Riise.

Es räumt aber auch ein, dass derzeit der sportliche und kulturelle Austausch

zwischen den norwegischen und russischen Siedlungen auf Eis gelegt worden sei,

wie auch die meisten touristischen Aktivitäten.

Angesichts der wachsenden geopolitischen Spannungen

als Folge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine

stellt nun auch Oslo immer mehr national Interessen in den Vordergrund.

Dazu Katarina Riise.

Angesichts der geopolitischen Situation in der Arktis

ist es wichtig zu unterstreichen, dass Norwegen die volle Souveränität

über die Inselgruppe besitzt.

Vom politischer Seite besteht der Wunsch, dass Longierbühnen

eine norwegische Siedlung mit einer norwegischen Lokalerregierung ist,

die norwegische Werte vertreten.

Diese Entwicklungen stellen den Spitzbergenvertrag,

den auch die Schweizer Siedlung betreffen.

Sie machen deutlich, dass selbst eine seit über 100 Jahren

bewährte internationale Lösung heute unsicheren Zeiten entgegengeht.

Nach dem lebendigen Miteinander der letzten Jahrzehnte

zeichnet sich für das nördlichste, bewohnte Gebiet der Welt

nun ein frostiges Nebeneinander ab,

wenn nicht gar ein konfrontatives Gegeneinander.

Bruno Kaufmann.

Zum Schluss der Woche, der Blick voraus auf die nächste.

Die Lage in den Spitälern im Gaza-Streifen ist verzweifelt.

Die israelische Armee fordert dazu auf,

etwa das Alkutspital im Norden von Gaza zu evakuieren.

Aber ist das überhaupt möglich?

Und welche Versorgung können Ärztinnen und Ärzte

in der Nähe von den Spitälern?

Und welche Versorgung können Ärztinnen und Ärzte

derzeit noch gewährleisten?

Darüber sprechen wir mit einem Experten

von der Weltgesundheitsorganisation.

Und wir blicken auf den anderen Krieg.

Die militärische Lage in der Ukraine ist kritisch.

Russland versucht, im Osten des Landes weiter vorzustoßen.

Die ukrainischen Truppen scheinen mit ihrer Offensive

im Süden festzustecken.

Wir fordnen das Kriegsgeschehen ein

und blicken auch auf politische Initiativen.

Unterdessen sind alle Partien in der schwarzer Fußball-Super League

von heute nachmittag zu Ende gespielt.

Hier die Resultate.

Losan schlägt den FC Basel 3-0.

Serviette gewinnt gegen Luzern mit 4-2.

Und das Resultat von Lugano gegen Ib 1-1 unentschieden.

Das war das Echo der Zeit.

Mit Redaktionsschluss um 18.27 Uhr.

Verantwortlich für die Sendung Christoph Forster

für die Nachrichten Sandro Peter

am Mikrofon Christina Scheidecker.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Am Sonntag gab es Berichte über Plünderungen von Lagern mit Hilfsgütern der Uno, tausende Palästinenserinnen und Palästinenser hätten dort Lebensmittel und Hygieneartikel entwendet. Das sei ein Ausdruck der Verzweiflung, sagt Inga Rogg, Journalistin in Israel, im Echo-Gespräch.

Weitere Themen:
(00:55) Plünderungen in Gaza sind Ausdruck der Verzweiflung
(12:49) Das Leid der Palästinenser
(17:51) Was ist los in Chinas oberstem Machtzirkel?
(21:18) Kalter Krieg am Nordpol