Echo der Zeit: Pflege: Hoher Aufwand für Qualitätskontrolle

Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 7/15/23 - 29m - PDF Transcript

Radio-SRF, Echore Zeit mit Matthias Gündig.

Und das beschäftigt uns am Samstag, dem 15. Juli.

Im schweizerischen Gesundheitswesen müssen mehr Daten zur Verbesserung der Qualität erhoben werden.

Was, wenn die Erhebung dieser Daten gleichzeitig die Qualitätssicherung in Spitälen und Arztpraxen gefährdet?

Ein Dilemma, das zu reden gibt.

Mit dem U-Boot auf den Meeresgrund oder mit der privaten Raumkapsel in Sall.

Menschen, die es sich leisten können, suchen in den Ferien den extremen Kick. Aber?

Als Tourist ist man letztlich doch immer in einem Schutzraum, der einem das Gefühl suggeriert, etwas ganz Abenteuerliches zu machen,

aber gleichzeitig doch ein Mindestmassensicherheit in Aussicht stellt.

Sagt der Philosoph Christoph Quarch im Echo-Gespräch.

Und wenn der Regierungsrat am 100. Geburtstag persönlich vorbei kommt, um zu gratulieren.

Ich schätze es an sich, dass diese mündliche Beziehung da ist und dass man sie auch lebt und spürt bei so einem Besuch.

Sagt der 100-Jährige Anton Gadozsch. Aber wie können sich gewählte Politikerinnen und Politiker solche Gratulationsbesuche heute noch leisten,

wenn die Menschen immer älter werden? Antworten gibt es hier im Echo der Zeit.

Wir beginnen mit der Nachrichtenübersicht des Tages mit Lukas Siegfried.

Die ukrainische Armee bombardiert auch Ziele auf russischem Staatsgebiet.

Das sagt der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee Valeri Salushny.

Die ukrainische Erführung hat sich bisher kaum zu Explosionen und Drohnenangriffen auf russisches Gebiet geäußert.

In einem Interview mit der Zeitung Washington Post sagte Oberbefehlshaber Salushny nun,

es gebe ukrainische Angriffe auf russisches Gebiet.

Diese wurden aber nur mit Waffen ausgeführt, die in der Ukraine gebaut wurden.

Die USA und andere Waffenlieferanten verlangen, dass westliche Waffen nur in den von Russland besetzten ukrainischen Gebieten eingesetzt werden.

Antonio Tayani heißt der neue Chef der italienischen Partei Forza Italia.

Einen Monat nach dem Tod von Partei Gründer Silvio Berlusconi ist der aktuelle Außenminister Tayani zum Nachfolger gewählt worden.

Es sei nicht leicht, eine politische Bewegung zu übernehmen, die von Silvio Berlusconi fast 30 Jahre lang angeführt worden war,

sagte Tayani nach seiner Wahl.

Er hat einen großen Teil seiner politischen Karriere in Brüssel verbracht,

als EU-Kommissar für Unternehmen und Industrie und auch als Präsident des EU-Parlaments.

Als Außenminister ist Tayani Teil der Regierung von Giorgio Meloni, Forza Italia ist die kleinste der drei Regierungsparteien.

Wer Radio über Ultrakurzwelle, also UKW Hört, kann das wohl noch bis Ende 2026 tun, 2 Jahre länger als bisher geplant.

Bundesrat Albert Rösti will die zur Zeit geltende UKW-Konzession verlängern, zum letzten Mal.

Er wird dem Gesamtbundesrat einen entsprechenden Antrag vorlegen.

Rösti's Departement hat diesgegen über der Nachrichtenagentur Kisto und SDA bestätigt.

Geplant war, die UKW-Konzession Ende 2024 auslaufen zu lassen, da Radio immer häufiger über DAB und übers Internet gehört wird.

Eine Hitzewelle sorgt in Teilen Europas für hohe Temperaturen und Warnungen der Behörden, auch in der Schweiz.

Für das Tessin gilt eine Hitzewarnung für die kommenden Tage. Es werden Temperaturen von 32 bis 34 Grad erwartet.

Dazu ist die Luftfeuchtigkeit hoch, besonders in der Nacht.

Die Behörden raten deshalb viel zu trinken, körperliche Anstrengungen zu vermeiden und sich nicht der direkten Sonneneinstrahlung auszusetzen.

Noch heißer dürfte es in Italien werden, der italienische Wetterdienst erwartet in den nächsten Tagen Temperaturen von bis zu 45 Grad.

Die Behörden haben für 16 Städte die Warnstufe rot ausgegeben.

Und Griechenland befindet sich schon auf dem vorläufigen Höhepunkt der Hitzewelle.

Gestern sind laut dem staatlichen Wetterdienst nördlich von Athen 44,2 Grad gemessen worden.

Und während Europa und die USA unter Hitze leiden, wird die Wetterlage in Ostasien von Unwetter geprägt.

So seien in Südkorea nach massiven Regenfällen und Erdrutschen 22 Menschen ums Leben gekommen.

Meldet die Nachrichtenagentur John Hubb und der Berufung auf die Behörden. 14 weitere wurden noch vermisst.

Im Zentrum Südkoreas seien über 6000 Menschen in Sicherheit gebracht worden, nachdem ein Staudamm übergelaufen war.

Zum Sport, am Tennis Granzlam Tournier in Wimbledon, heißt die Siegerin Maketa Wondroschowa. Dann ja spichtig.

Die 24-jährige Tschechin siegt im Final in Wimbledon gegen die Tunesierin Uls Schabör 6-4, 6-4 und gewinnt zum ersten Mal ein Granzlam Tournier.

Für Maketa Wondroschowa im aktuellen Ranking die Nummer 42 ist der Erfolg auch die Belohnung für ihren Kampfgeist.

Seit ihrem French Open-Final-Einzug 2019 hatte sie immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen

und kam seither an Granzlam Tournieren nie über die Achtelfinals hinaus.

Und die Schweizer Orientierungsläufer glänzen bei der Heim-WM in Flims-Lags und sorgen über die Mitteldistance für einen Schweizer Doppelsieg.

Matthias Kippurtz holt sich WM Gold vor Teamkollege Joy Hadorn.

Für Kippurtz, der seinen Titel erfolgreich verteidigt, ist es der insgesamt siebente WM-Titel.

Hadorn stand heute erstmals auf dem WM-Potest einer Einzeldisziplin.

Auch bei den Frauen gab es Edelmetall für die Schweiz, Natalia Gemperle holt über die Mitteldistance Silber.

Zurück zu Lukas Siegfried von der Nachrichtenredaktion. Er weiß, wie sich das Wetter entwickelt.

Am Abend und in der Nacht ziehen im Norden einige Regenschauer und lokal auch kräftige Gewitter vorüber.

Morgen lockern die Wolken dann wieder auf und es wird zeitweise Sonnig bei 26 Grad im Norden und 30 Grad im Süden.

Wann ist eine Behandlung von Pflege oder Medizin gut?

Wie lässt sich die Qualitätmessen verbessern und wie lassen sich Fehler vermeiden?

In den nächsten Jahren soll im Schweizer Gesundheitswesen zusätzlich auch die Qualität systematisch gefördert und gemessen werden.

So verlangt es das Krankenversicherungsgesetz.

Der Bund erhofft sich davon bessere Behandlungen für Patientinnen und Patienten, aber auch einen Überblick.

Doch die Fachleute in Spitälen und Arztpraxen graut vor zusätzlichem administrativen Aufwand, Christine Wander.

Ob im Pflegeheim, am Spitalbett oder in der Gemeinschaftspraxis,

schon heute muss über jeden einzelnen Behandlungsschritt Buch geführt werden, der Aufwand dafür ist beträchtlich.

Deshalb wünscht sich niemand noch mehr administrative Aufgaben.

Roswita Koch vom Berufsverband der Pflegefachfrauen und Männer, SBK, sagt deshalb ...

Also Dokumentation ist notwendig, das sind mir wichtig.

Sie sollte aber möglichst automatisch funktionieren und nicht,

dass gerade im Bereich Qualität der Pflegefachpersonen noch zusätzliche Tätel und Dinge ausfüllen müssen,

sondern dass das schon über die Systeme so erhoben wird.

Möglichst mit Datenarbeiten, die schon vorhanden sind, so formuliert es auch Bernhard Günthert.

Der Gesundheitsökonom ist Vizepräsident der Eidgenössischen Qualitätskommission,

die die systematischen Qualitätsmessungen im Gesundheitswesen anstoßen und unterstützen soll.

Auch Bernhard Günthert sagt ...

Wir erheben im Gesundheitssystem derart viele Routinedaten, die man auch miteinander verknüpfen müsste,

die man eben dann auch nutzen kann für Qualitätsfragen.

Aber Günthert räumt auch ein ...

Es ist sicher nicht so, dass wir nur mit bestehenden Datenarbeiten können.

Man muss sicher auch zusätzliche Daten erheben.

Aber im Alltag ist heute die administrative Belastung auf allen Stufen und in allen Settings schon so groß,

dass wenn man jetzt da kommt und zusätzlich viele Daten erhebt, dass das einfach nicht umsetzbar ist.

Nicht umsetzbar.

Das heißt, die Institutionen würden dann wohl einfach keine Daten liefern, zu wenig oder die falschen.

Aufwand und Ertrag stünden schon heute in einem Missverhältnis, findet Christoph Bosshardt,

Vizepräsident der Ärztevereinigung FMH.

Bis vor Kurzem war er Mitglied der Qualitätskommission.

Heute sagt er ...

Die administrative Belastung der Fachkräfte im Gesundheitswesen ist bereits jetzt zu gross

und damit eine der Hauptverursacher des Fachkräftemangers, welcher wiederum die Versorgungskalität bedroht.

Mit anderen Worten, weil wegen der hohen administrative Belastung immer mehr Gesundheitsfachleute den Beruf verlassen,

gibt es in Spitälern und Praxen mittlerweile zu wenig Fachleute und darunter leidet die Qualität.

Daraus folgt, wenn Gesundheitsfachleute nun noch zusätzliche administrative Arbeiten aufgebürdet werden,

um die Qualität von Pflege und Medizin zu messen, bleibt weniger Zeit für Pflege und Behandlung,

was paradoxerweise deren Qualität senkt.

Schon heute verbringen Ärztinnen und Ärzte, während ihrer Assistenzzeit laut FMH-Vizepräsident Bosshardt

nur 90 bis 110 Minuten pro Arbeitstag mit den Patientinnen und Patienten.

Die jüngste repräsentative Befragung der FMH über alle Fachbereiche weist administrative Tätigkeiten von 2 bis 3 Stunden pro Arbeitstag aus.

Ähnlich argumentiert Roswita Koch vom Berufsverband der Pflegefach Frauen und Männer.

Auch sie ist gegen zusätzliche administrative Pflichten.

Es gibt schon zu wenig Pflegende und diese müssen möglichst in der Klinik mit den Patientinnen und Patienten arbeiten

und nicht noch mehr administrative Aufgaben übernehmen.

Dazu braucht es zusätzliches Personal, das vielleicht nicht zwingend auf der Pflege kommen muss.

Viele Fragen sind noch offen, begonnen damit, welche und wie viel zusätzliche Daten nötig sind, um die Qualität zu messen.

Klar ist jedoch bereits jetzt, der Aufwand muss sich in Grenzen halten.

Andernfalls verkehren sich die Bemühungen, die Qualität zu verbessern, ins Gegenteil.

Sie hören das echere Zeit auf Radio SRF mit diesen weiteren Themen.

Die Wiederannäherung zwischen Ägypten und der Türkei.

Wir zeigen die Auswirkungen in Libyen, wo beide Länder bisher unterschiedliche Konfliktparteien unterstützt haben.

Die Suche nach dem Adrenalinkick in den Ferien.

Wir reden mit einem Philosophen über die Lust am kalkulierbaren Risiko.

Die staatliche Würdigung des Alters.

Wir besuchen einen hundertjährigen, dem ein Regierungsrat persönlich zum Geburtstag gratuliert.

Echor der Zeit.

Rund zehn Jahre lang waren die diplomatischen Beziehungen zwischen Ägypten und der Türkei sehr angespannt, um nicht zu sagen, zerrötet.

Nun aber herrscht Tauwetter.

Anfang Juli haben die beiden Länder ihre diplomatischen Beziehungen vollständig normalisiert.

Mittlerweile haben sie Botschafter in die jeweils andere Hauptstadt entstand.

Diese Entwicklung dürfte auch den politischen Eliten in Libyen nicht entgangen sein.

Denn das Ende der diplomatischen Eiszeit zwischen Ägypten und der Türkei könnte auch weitreichende Auswirkungen auf ihr Land haben.

Veronica Meier.

Als die Liberinnen und Liber 2011 gegen ihren Langzeitdiktator Muammar Gaddafi rebellierten

und ihn am Ende stürzten, da hofften viele auf Freiheit, Sicherheit und Stabilität in ihrem ölreichen Land.

Jetzt, über ein Jahrzehnt später, blicken sie auf ein geteiltes Libyen mit zwei rivalisierenden Regierungen in Ost und West und mächtigen Milizen.

Wahlen, die vor anderthalb Jahren hätten stattfinden sollen, stehen immer noch aus

und noch immer mischen einflussreiche ausländische Staaten mit in Libyens Politik, zum Beispiel die Türkei und Ägypten.

Beide Staaten standen bislang auf entgegengesetzten Seiten im innerliebischen Machtkampf.

Ägypten unterstützte den starken Mann im Osten, Khalifa Haftar.

Der 2019 versuchte, die Macht im ganzen Land mit Gewalt zu erobern und einen Bürgerkrieg anzettelte.

Die Türkei-Wiederung stand der Regierung im Westen bei, auch militärisch, der Regierung in Tripolis, die auch von der UNO und diversen westlichen Staaten anerkannt wird.

Anteilung und Konflikt allerdings haben derzeit weder die Türkei noch Ägypten ein Interesse, sagt Ferhard Pollard, der an der Universität in Exeter zu Nordafrika forscht.

Dies nicht zuletzt aus ökonomischen Gründen, denn beide Länder stecken selber wirtschaftlich tief in der Krise.

Libyen habe ein enormes wirtschaftliches Potenzial, also sei ein stabiles Libyen für beide Seiten von Vorteil.

So sei etwa die Türkei sehr daran interessiert, wieder im Osten Libyens Geschäfte zu machen,

im lukrativen Bau- und Infrastruktursektor zum Beispiel, im Osten dort also, wo Ägypten Einfluss hat.

Ägypten wiederum, dass eine über 1000 Kilometer lange Grenze mit Libyen teilt, hat ähnliche Ambitionen, will ebenfalls Aufträge für seine Firmen, sagt der Libyenexperte Jalal Harshawi.

Und Ägypten wollen noch etwas anderes, sagt Harshawi, nämlich die Möglichkeit, Visa für ägyptische Arbeitskräfte zu erhalten,

nicht im Osten, sondern im Westen Libyens, dort, wo sich der Großteil der Bevölkerung und der Wirtschaft konzentrieren.

Das generiert Geld, zum Beispiel auch in Form von Geldüberweisungen ägyptischer Gastarbeiter in ihr krisengeschütteltes Heimatland.

Libyen war also bislang für Ankara und Cairo ein wichtiges Streitthema, sagt Nordafrikas Spezialist Ferhard Pollard,

und erdenke, dass beide Länder verstünden, dass sie nur gewinnen können, wenn sie eine gemeinsame Basis finden.

Jalal Harshawi vermutet sogar, dass nun in Libyen einiges in Bewegung kommen könnte.

Die Annäherung an Ägypten habe für den türkischen Präsidenten Erdogan hohe Priorität.

Mit einer substanziellen Geste könne er deshalb zeigen, wie ernst es ihm mit der Normalisierung der Beziehungen sei

und gleichzeitig seine eigenen Interessen in Libyen waren.

Diese Geste, so das Szenario, das Libyenexperte Harshawi zeichnet, könnte den Namen Abdul Hamid de Baiba tragen.

De Baiba ist der Premierminister im Westen, in Tripolis, von der UNO anerkannt.

Aber eigentlich, Ankara's Mann, der Premierminister von Erdogans Gnaden.

Sein Mandat ist abgelaufen, aber er lässt nicht von der Macht.

Aber Ägypten, so sagt Jalal Harshawi, könne mit De Baiba nichts anfangen, habe ihn immer zu schwächen versucht.

Cairo unterstütze die Regierung im Osten und weigere sich, die Beziehungen zu Tripolis zu normalisieren,

solange De Baiba im Amt sei.

Also, und dies halte er für sehr wahrscheinlich, werde sich Erdogan sagen,

wir werden den Premierminister in Tripolis aus dem Amt drängen und ihn durch jemanden ersetzen,

mit dem beide Seiten leben können.

Interessenspolitik, Realpolitik.

Wohin dies alles führen würde, ist offen.

Mittelfristige Richtung Wahlen in Libyen, die bislang nicht stattgefunden haben?

Möglich, sagt Verhard Polat.

Oder zu neuer Gewalt?

Dann nämlich, wenn Premierminister De Baiba sich eine Absetzung widersetzen

und dabei von loyalen Milizen unterstützt würde?

Möglich, sagt Jalal Harshawi.

Klar ist wohl einzig, die libysche Zivilbevölkerung wird einmal mehr Zaungast sein in ihrem eigenen Land.

Auslandredaktorin Veronica Meier.

Für zehntausende Franken mit dem U-Boot zum Wrack der Titanic auf dem Meeresgrund,

mit der Raumfahrtkapsel für einige Minuten ins Weltall

oder überlebens-Tracking im gefährlichen Regenwald des Darian Gap zwischen Kolumbien und Panama,

wo gleichzeitig Migrantinnen und Migranten auf ihrer Frucht Richtung Norden umkommen.

Jüngst machten Fälle von Extrem-Tourismus-Schlagzeilen,

bei denen Reiche und Zubereiche für viel Geld den exklusiven Adrenalinkick suchen.

Ich habe den Philosophen Christoph Quarch gefragt,

ob diese Formen von Extrem-Tourismus eine neue Erscheinung sein oder ob es das schon immer gegeben habe.

Das ist gar nicht so leicht zu beantworten, denn der Tourismus als solcher ist ja noch kein sehr altes Phänomen.

Wir beobachten den Tourismus eigentlich erst in der uns heute geläufigen Form seit dem 18. Jahrhundert.

In der griechischen Antike wäre kein Mensch auf die Idee gekommen, Tourismus zu betreiben

und Extrem-Tourismus schon mal gar nicht.

Aber was ganz interessant ist, ist, dass gerade im 18. Jahrhundert mit dem Aufkommen des Tourismus

eigentlich der Extrem-Tourismus auch schon gleich da ist, allerdings in anderer Form.

Wir kennen ganz viele Reiseberichte von englischen Reisenden,

die bei ihrer Ground-Tour nach Südeuropa die Alpen überquert haben.

Für die war das eine Form des Extrem-Tourismus, dort auf einen Gletscher zu steigen

oder eben das Hochgebirge zu erkunden.

Das hat den Menschen damals schon besonderen Klicker geben, sie sprachen von der Erfahrung des Erhabenden

und vielleicht ist es ja so etwas Ähnliches, was wir auch heute

bei diesem neuartigen Form von Extrem-Tourismus beobachten können.

Ist es eigentlich ein Widerspruch, wenn sich Menschen, die dank ihrem vielen Geld

fast sämtliche lichbensbedrohlichen Risiken in ihrem Alltag ausschalten können,

in den Ferien sich dann großen Risiken aussetzen und Grenzen ausloten

oder gehört das sogar zusammen?

Ja, ich glaube, es gehört tatsächlich zusammen, was aber nicht ausschließt,

dass es auch ein Widerspruch ist.

Es ist ja eine merkwürdige Dialektik des Lebens, wie wir Philosophen das gerne nennen,

dass eben gerade da, wo ein bestimmter Aspekt,

eine bestimmte Facette des Lebens überhand gewonnen hat oder alles dominiert,

in dem Fall unsere Sicherheit sehen sucht,

dass gerade an diesen Punkten dann die Seele quasi ihr Gleichgewicht dadurch herzustellen,

versucht, dass besondere Risiken gesucht werden.

Das ist psychologisch gesehen, glaube ich, ganz gut erklärbar

und auch philosophisch kann man sich ein Reim darauf machen,

so von der philosophischen Anthropologie, die eben auch den Gedanken kennt,

dass der Mensch ein Wesen ist, das immer nach einem inneren Gleichgewicht sucht.

Das Thema Risiko spielt, glaube ich, eine ganz besondere Rolle,

weil es hier auch darum geht, sich überhaupt zu spüren, sich zu fühlen,

etwas, was eben in unser ansonsten auch sehr technisierten Welt,

die immer stärker sich auch vom Körper loslöst,

stichwort künstliche Intelligenz, eine immer größere Bedeutung bekommt.

Ich denke gerade diese physische Komponente, also buchstäblich den Angstschweiß

auf der Stirn zu spüren oder den Adrenalinkick durch die eigene Blutbahn schwappen zu spüren,

das ist etwas, was da eine ganz zentrale Rolle spielt

und was man, denke ich, durchaus in Anschlag bringen muss,

wenn man sich ein Reim auf dieses Phänomen machen möchte.

Und das gilt natürlich nicht nur für Superreiche,

sondern das gilt für sehr viele Menschen zumindest im Westen.

Ja, also es ist eben ein allgemeines Phänomen,

dass wir diese Bedürftigkeit nach spüren, nach fühlen, nach Leiblichkeit

oder eben auch nach dem besonderen Erlebnis kennen.

Je nach Geld beutet oder auch Möglichkeiten oder Risikobereitschaft,

nimmt das dann natürlich andere Formen an.

Für die einen ist bereits eine Fahrradtour an der Donau,

ein Risikoerlebnis, für die anderen ist es eben die Besteigung des Mount Everest,

wobei es ja aber schon auch charakteristisch ist.

Und das müssen wir gleich dazu sagen,

dass selbst da, wo es riskanter wird,

doch immer noch sehr große Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden.

Also selbst diejenigen, die sich mit dem Tauchboot auf dem Meeresgrund begeben,

gehen ja mal zunächst davon aus, dass ihnen da nichts passiert,

weil sie sich ja schon auch in einer Komfortzone bewegen.

Also was dort gerade auch in dem kommerziellen Extremtourismus geschieht,

ist nach meinem dafür halt teilweise auch schon so ein leichter Schwindel,

insofern als dort ein Risiko in Aussicht gestellt wird,

was aber doch mit netz- und doppeltem Boden ausgestattet ist.

Dass dann trotzdem mal was passiert, okay, aber ich glaube nicht,

dass das, sagen wir mal, diesem Geschäftszweig nachhaltig schädlich sein wird.

Ja, wenn ja etwas passiert, könnte man sagen,

dann steigert es sogar noch die Attraktivität,

weil ja klar ist, dass es tatsächlich risikofoll ist.

Genau, also die Attraktivität wird gesteigert,

aber nichtsdestotrotz wird man auch gleichzeitig Maßnahmen ergreifen,

die den Kunden den Eindruck erwecken,

wir sind hier noch in einem sicheren Bereich.

Und das ist eben etwas, was für den Extremtourismus,

wie ich glaube charakteristisch ist,

was aber im Prinzip für jede Form von Tourismus charakteristisch ist.

Der Tourist, sofern er eben Tourist ist

und nicht ein Abenteurer wie von mir aus in Reinholt Messner oder so jemand,

bewegt sich immer in einer merkwürdigen Distanz zu der Welt, die er lebt.

Man kann sich das quasi bildlich vorstellen durch die Panoramascheibe des Reisebusses,

durch die der Tourist die Welt betrachtet.

Er bleibt irgendwie schon auch in der ihm vertrauten Komfortzone.

Er hat seine Kamera, durch die er die Welt beäugt.

Aber als Tourist setzt er sich nicht wirklich den Unbild der Wirklichkeit aus.

Er setzt sich nicht wirklich den Menschen aus, den er da begegnen könnte,

den Gefahren, die das mit sich bringt,

den Risiken, die Natur oder wilde Tiere mit sich bringen.

Also als Tourist ist man letztlich doch immer in einem eigentümlichen Schutzraum,

der einem das Gefühl suggeriert, etwas ganz Abenteurliches zu machen,

aber gleichzeitig doch ein Mindestmaß an Sicherheit in Aussicht stellt.

Ein deutsches Reiseunternehmen bietet zehntägige Überlebens-Trackings

im Darrien-Gab, einem äußerst gefährlichen Regenwaldgebiet,

das gleichzeitig eine wichtige Migrationsroute von Süd nach Nordamerika ist.

Setzen sich die Menschen, die diese Überlebens-Touren buchen,

nicht auch echten Gefahren aus und setzen sich damit auch der Wirklichkeit

anderer Menschen aus, was ja eigentlich Verständnis fördern sein könnte.

Ich bin jetzt nicht wirklich gut informiert darüber,

was dieses Package, dieses entsprechenden Reiseveranstalters wirklich beinhaltet.

Mir persönlich kommt diese Form von Tourismus ja doch einigermaßen pervers vor.

Ich sage es ganz unverblümt.

Denn hier werden, glaube ich, auch die Nöte und Ängste von Menschen,

eben gerade die Migranten und Flüchtlingen, die sich auf diesen Routen bewegen,

instrumentalisiert, um anderen irgendwie so ein Adrenalinkick zu verpassen.

Also das finde ich schon schwierig, weil hier quasi das Abenteuer

zumindest der Anschein des Abenteuers, das vermeintliche Abenteuer,

zu Lasten oder auf Kosten anderer Menschen gesucht wird.

Wenn andere sich mit Raketen ins Weltall transportieren lassen,

da schaden sie nicht unmittelbar anderen Menschen mit oder instrumentalisieren sie.

Was dort in Mittelamerika geschieht, das finde ich in der Tat sehr problematisch

und ich glaube, das ist eine Form von Tourismus, die wir in der Welt eigentlich nicht brauchen.

Sagt Christoph Quarch, der Philosoph und Publicist,

sich auch als Reiseleiter von philosophischen Reisen.

Hohe Geburtstage werden nur noch in wenigen Kantonen staatlich gewürdigt.

Im Kanton Freiburg beispielsweise.

Dort gibt es zum hundertsten Geburtstag 100 Flaschen Wein und einen Blumenstrauß.

Auch die Kantone Wallis, Baselstadt und Solothurn ehren ihre hundertjährigen zum Geburtstag,

jeweils mit einem Besuch amtlicher Würdenträger und einem Geschenk.

Warum hält man an dieser Ehrerbietung noch fest?

Alex Moser war in Solothurn beim solchen Geburtstagsbesuch dabei.

Wir sind bei Anton Gadotsch im Seniorenzentrum Sphinxmate in Solothurn.

Vor einigen Tagen feierte er seinen hundertsten und deshalb erhält er nun hohen Besuch.

Die Solothurner Stadtpräsidentin Stefanie Ingolt, der Solothurner Staatsschreiber Andreas Eng,

sowie Regierungsrat Peter Hodel samt Standesweibel in Robe sind gekommen.

Ein Strauß und drei Goldfrennerli wurden als Geschenk für den hundertjährigen überreicht.

Anton Gadotsch ist ein besonderer Fall, denn er war jahrelang Sekretär der Schweizer Bischofskonferenz,

General Fika und Domprobst des Bistums Basel.

Er ist den Umgang mit einflussreichen Kreisen,

gewohnt, so traf man sich gemütlich zu Tisch und die Besucherinnen und die Besucher

zahlten Respekt gegenüber dem Leben dieses alten Mannes.

Der ehemalige Religionslehrer hatte viel zu erzählen.

Es ist im Grunde noch gar nicht so verschieden.

Sowohl die Ekantischühler, Wietbischöf, Müssen,

müssen führen, aber man darf ja nicht spüren, was sich führt.

Eine Stunde lang dauerte das Gespräch bei Cannabis und Mineralwasser.

Und dem Beobachter fällt auf, dass hier verschiedene Welten aufeinanderprallen.

Die eines alten Mannes, der in der Ruhe einer Altersresidenz seine Tage verbringt

und die der Amtsträger, bei denen man ganz leicht spürt,

spürt, dass sie mit ihren vollen Agenten in einem anderen Tempo leben.

Lässt die Arbeitsbelastung von Spitzenpolitikerinnen und Politikern solche Besuche überhaupt noch

zu?

Staatsschreiber Andreas Eng.

Das ist immer eine Diskussion, die wird auch regelmäßig in der Regierung geführt.

Ist das noch möglich, haben wir die Zeit noch, bis jetzt hat man immer wieder gesagt,

doch, es ist eine zeitliche Überlastung, aber wir nehmen uns die Zeit noch, aber ich

kann nicht versprechen, dass das noch in die Ewigkeit geht.

Denn die Bevölkerung wird immer älter.

In diesem Jahr wurden oder werden 47 Solothurnerinnen und Solothurner 100 Jahre alt.

Doch nicht alle werden besucht, einige sind zu krank, andere sterben kurz zuvor.

Die Zahl der Besuche schwankt deshalb immer etwa zwischen 15 und 25 pro Jahr.

Staatsschreiber Andreas Eng war in den vergangenen 15 Jahren bei allen Besuchen dabei.

Er gibt zu, dass es zeitlich nicht immer einfach sei.

Gut, es gibt Situationen, da geht man wirklich nicht gern, weil der Streit ist voll ist,

aber in der Regel kommt man eigentlich recht zufrieden zurück.

Man spüre die Wertschätzung für diese Besuche und man erfahre immer wieder Neues.

Und manche Begegnungen seien auch einfach spannend.

Auch Anton Katocz' Bilanz dieses Besuchs fällt sehr positiv aus.

Ich schätze es an sich, dass diese mündstliche Beziehung da ist und dass man sie auch lebt

und spürt ihm bei so einem Besuch.

Anton Katocz, der jahrzehntelang an der Spitze der katholischen Kirche in der Schweiz die

Fäden zog, der selber viele hohe Besuche machte.

Für ihn muss es besonders wichtig gewesen sein, dass er an seinem hundertsten Geburtstag

von der Solothurn-Regierung und der Stadtpräsidentin nicht einfach im Altersheim vergessen wurde.

Und auch wir vom Echor der Zeit wünschen Anton Katocz übrigens ein regelmäßiger Echor

der Zeithöre nachträglich alles Gute zum hundertsten.

Das war der Sechore Zeit am Samstag, dem 15. Juli, mit Redaktionsschluss um 18.28 Uhr.

Verantwortlich für die Sendung ist Anna Trexel für die Nachrichten Jan Grüeble.

Mein Name Matthias Kündig.

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In den nächsten Jahren soll die Qualität im Schweizer Gesundheitswesen systematisch gemessen werden. So verlangt es das Krankenversicherungs-Gesetz. Der Bund erhofft sich davon bessere Behandlungen, aber auch einen Überblick. Den Fachleuten in Spitälern und Arztpraxen hingegen graut vor zusätzlichem administrativem Aufwand. Weitere Themen: (06:31) Pflege: Hoher Aufwand für Qualitätskontrolle - (11:27) Tauwetter zwischen Ägypten und der Türkei - (16:43) Extremtourismus: «Es geht darum, sich zu spüren» - (23:43) Hoher Besuch zum hohen Geburtstag in Solothurn