11KM: der tagesschau-Podcast: Nord Stream: Die Jagd nach dem Geisterschiff

tagesschau tagesschau 9/26/23 - Episode Page - 30m - PDF Transcript

Ein außergewöhnlicher Unterwassertatort und viele Spuren.

Ein Jahr ist der Anschlag auf die Nordstream-Pipelines jetzt her.

Die Täter oder Täterinnen, die müssen doch zu finden sein.

Nicht nur Ermittlungsbehörden suchen fieberhaft.

Auch Florian Flade sucht mit Kolleginnen und Kollegen

die Täter und Täter auf die Nordstream-Pipelines.

Florian hat schon mal bei FKM von den Recherchen zu den Tätern

hinter dem Nordstream-Anschlag erzählt.

Und er hat versprochen, zurückzukommen, wenn er Neues berichten kann.

Heute ist es soweit.

Ihr hört FKM, der Tagesschau-Podcast.

Ein Thema in aller Tiefen.

Heute ist es so weit.

Unsere Folge für Mittwoch, den 27. September.

Ausnahmsweise schon jetzt.

Vorab für euch.

Hallo Florian.

Hallo.

Im Juni warst du bereits bei uns zu Gast.

Wenn ihr diese Folge noch nicht gehört habt

oder noch mal nachhören wollt,

was es mit dem Anschlag auf die Nordstream-Pipeline auch sich hat,

dann hört er noch mal rein, ist in den Shownotes verlängt.

Ja, Florian.

Letzter Stand war ein kleines, unauffälliges Schiff

mit dem auffälligen Namen Andromeda.

Und die Frage, wer war auf diesem Boot?

Letztes Mal also da war es da noch vieles unklar.

Wer steckt da eigentlich hinter?

Wir tauchen jetzt mal ab in eure Recherche.

Das passt zum Thema.

Und natürlich auch zu unserem Podcast-Titel.

FKM steht ja für den tiefsten Punkt der Erde im Meer.

Und damit für ein Thema in aller Tiefe.

Also könnte nicht besser passen.

Tauchen wir ein in eure Spurensuche.

Welcher Spur seid ihr gefolgt?

Es gab ja einige.

Wir sind im Prinzip zwei Spuren gefolgt.

Wir sind einmal der Spur der Anmietung dieses Bootes gefolgt.

Wir haben ein Briefkastenfirma mutmaßlich mit Sitz in Polen.

Ein sehr mysteriöses Reisebüro, was nicht wirklich ein Reisebüro ist.

Das war die eine Spur.

Und die andere Spur, die wir verfolgt haben,

die ist tatsächlich das Boot selbst.

Wir haben uns angeguckt, gibt es denn noch etwas über die Route,

dieses Schiffes, was man noch nicht weiß?

Und gibt es da vielleicht Menschen,

die dieses Schiff und die Besatzung gesehen haben?

Seid ihr genau vorgegangen?

Also wir haben einmal die Andromeda selbst gemietet,

also das Segelboot.

Und sind mit dem auf die Ostsee gefahren.

Wir haben uns das Boot mal angeguckt.

Das ist übrigens in keinem besonders tollen Zustand,

also schon ziemlich veraltet und irgendwie zerkratzt.

Und kein Luxussegelboot.

Also ich meine, das Boot fährt, man kann damit über die Ostsee fahren.

Genau, wir haben uns dann auch Taucher gesucht.

Es gibt ja auch viele, die das nicht glauben.

Dann haben wir einfach gedacht, wir machen das jetzt mal.

Dann haben wir uns Taucher gesucht.

Das sind Berufstaucher, also Industrietaucher,

die da oft meeresgrund Dinge suchen und verlegen und machen und tun.

Und drei von denen sind dann für uns runtergetaucht.

Also wir sind zu den Stellen gefahren, wo Nordstream liegt.

Und dann sind die runtergetaucht.

Und, haben Sie es geschafft?

Also beim ersten Tauchgang nicht.

Beim ersten Tauchgang haben Sie die Pipeline nicht gefunden.

War auch alles sehr trüb.

Und dann, am nächsten Tag, gab es den nächsten Tauchgang.

Und da haben Sie sie dann gefunden.

Und waren dann auch ganz happy, als sie hochkam

und haben sich richtig gefreut, dass sie da die Pipelines gefunden haben.

Und auch die Stelle, an der gesprengt wurde.

Also man sieht richtig, wie diese Pipeline aufgerissen ist.

Wir haben die Taucher dann auch danach gefragt,

haltet ihr das für möglich?

Und haben die gesagt, ja, wenn man weiß, wo die Pipelines verlaufen,

wenn man entsprechende Technik, so nahe Geräte dabei hat,

dann kann man das machen.

Also ihr habt das Boot gemietet, ihr seid getaucht.

Und es ist schwierig, aber es geht.

Man konnte die Pipeline wohl mit Tauchern

von einem kleinen, bisschen klapprigen Segelboot sprengen.

Und du hast gesagt, ihr habt dann auch versucht,

den damaligen Weg der Andromeda zu rekonstruieren.

Was habt ihr da rausgefunden?

Also wir haben rausgefunden, dass dieses Schiff auf diesem Weg,

der ja zwei Wochen lang war.

Also das Schiff war zwei Wochen lang unterwegs.

Er hat mehrere Zwischenstops eingelegt hat,

in Dänemark, in Schweden.

Das war bislang nicht bekannt.

Und auch auf dem Rückweg auch in Polen,

bevor es dann in Deutschland wieder abgegeben wurde.

Wir wussten, dass einige dieser Zwischenstops

schon von den Ermittlungsbehörden rekonstruiert wurden.

Also das Schiff hatte keinen Peilsender.

Also dieses AES-System zur Ordnung.

Das muss ein Schiff dieser Größe, die Andromeda ist 15 Meter lang,

die muss sowas nicht haben.

Deswegen ist das nicht so einfach, dieses Schiff zu verfolgen

und nachhinein.

Also die waren unterm Radar?

Ja, so in der Art kann man das sagen.

Das BKA hat da offensichtlich,

nachdem man das Boot dann identifiziert hatte,

haben die ganze Technik ausgebaut

und konnten dann wohl doch einiges rekonstruieren an Route,

weil es gibt noch mehr Technik in so einem Boot,

die Hinweise darauf liefert, wo das Boot gewesen sein könnte.

Also wir wissen, dass dann von Rügen aus die Fahrt

ging nach Norden zur dänischen Insel Bornholm.

Und dann gab es offensichtlich einen Zwischenstopp

in Christianse bei Bornholm.

Das war nur ein paar Dutzend Menschen.

Und von da ging es dann weiter.

Und da gab es dann einen Zwischenstopp,

das haben wir recherchieren können.

Der war bislang nicht bekannt.

Und das ist ein Zwischenstopp in Schweden,

in einer südschwedischen Stadt, die heißt Sandham.

Und da hat das Boot auch angelegt, im Hafen oder wie?

Genau, ein toller Kollege von der Zeit,

mit dem wir recherchiert haben, der hat das herausgefunden.

Der hat sich mal angeguckt, wer in dem Zeitraum da unterwegs war,

in der Gegend.

Und vielleicht Schiffe findet, die zur selben Zeit da waren,

damit man mal mit Menschen sprechen kann,

die Andromeda vielleicht gesehen haben.

Und dann haben wir tatsächlich jemanden gefunden,

nämlich einen deutschen Segler, der da unterwegs war.

Und den haben wir kontaktiert.

Und der hat uns dann gesagt, ich habe dieses Schiff gesehen,

ich kann mich an die Andromeda erinnern,

ein Segelboot unter deutscher Flagge.

Er sagte dann interessanterweise, ich war auf Christianse,

aber da habe ich sie nicht gesehen.

Ich habe sie in Schweden gesehen,

und dann fanden wir interessant, weil das war nicht bekannt.

Und wir haben dann natürlich gefragt, sind sie sich sicher?

Und er sagte, ja, ja, genau.

Ich kann mich an das Schiff dran erinnern,

und an die Crew kann ich mich erinnern.

Und er konnte dann auch eine Anekdote erzählen,

nämlich, dass ein Einhandsegler, also ein Mensch,

der allein auf einem Segelboot ist,

der ist in den Hafen wohl reingefahren.

Und da ist es wohl unter Seglern so üblich,

dass man sich hilft, also dass man beim Einparken hilft.

Und das hat die Crew dieses Schiffes angeblich nicht gemacht.

So hat dieser Segler das erzählt.

Dass sie überhaupt keine Anstalten machten, uns zu helfen.

Also der Segler, der das sieht, der geht von seinem Boot und hilft.

Das haben die nicht getan.

Wir haben einfach auf ihrem Boot geblieben, haben geguckt, ein bisschen.

Daraufhin habe ich sie angesprochen,

versucht zu erklären, dass man sowas nicht tut.

Wie haben die reagiert?

Der eine hat es dem anderen übersetzt,

in einer Sprache, die ich nicht verstanden habe.

In Englisch das habe ich angesprochen.

Und dann war eigentlich keine Reaktion, würde ich mal sagen.

Nein, das war keine Reaktion.

Keine Antwort, kein gar nichts.

Das heißt, wie kann ich mir das vorstellen?

Ich habe auch einen Dampf abgelassen, alles ist gut.

Dann war auch in Ordnung.

Wen hat er denn da gesehen?

Wer war diese Crew, die er da gesehen hat?

Also er sagt, er hat insgesamt auf diesem Schiff 6 Leute gesehen.

Er sagte, teilweise waren die unter Deck,

aber insgesamt waren das wohl 6.

Und das sind 5 Männer und eine Frau.

Und er beschreibt eine relativ kleine Frau, 1,60 m groß.

Brünett, sehr zierlich.

Aber er beschreibt auch Männer.

Und er sagt, da waren 2 Männer dabei,

die hatten militärischen Haarschnitt, sagt er.

Also sehr kurz geschworene Haare und kräftige Statue.

Er sagte, die sind so zwischen 30 und 40 Jahre alt gewesen.

Und die hätten halt eine osteuropäische Sprache gesprochen.

Das passt ja zu dem, was man schon bisher vermutet hat.

Es ist erstmal plausibel,

aber es ist halt erstmal eine Zeugenaussage.

Der ist sich zwar sicher,

aber mit Zeugenaussagen ist das ja so eine Sache.

Also wenn das jemand mit einem Jahr rückblickend erzählt,

das muss man immer mit Vorsicht genießen.

Aber ja, der Mensch ist ein Augenzeuge

und er hat das auch schon in deutschen Ermittlungsbehörden berichtet.

Und wir wissen, dass die auch von anderen Augenzeugen ähnliches gehört haben.

Also die haben wohl mit mehreren Menschen gesprochen,

die das Schiff gesehen haben.

Und mittlerweile ist man sich sicher, da war wohl auch eine Frau an Bord.

Und wir haben auch gehört, was vielleicht der Grund war,

warum das Schiff in Südschweden war, in Sandham.

Vielleicht war das gar nicht so geplant,

aber der Segler hat uns erzählt, das Wetter sei wahnsinnig schlecht gewesen.

Da sei ein Sturm aufgezogen in den Tagen.

Und vielleicht war das der Grund, warum auch die Andromeda dahin ist.

Würde ja Sinn machen.

Auf der einen Seite denkt man sich ja, warum legen die eigentlich so oft an?

Es ist ja immer wieder eine Gelegenheit, auch gesehen zu werden, klar.

Ja, das habe ich mir auch gefragt.

Also in vielen dieser Häfen gibt es natürlich auch Überwachungskameras und so was.

Und vor allem andere Menschen.

Also die einen dann sehen, jedes Anlegen ist ein Risiko.

Wir glauben aber diesem Segler.

Also das ist ja glaubwürdig, was er erzählt.

Auch von der Route her würde das passen.

Wir wissen auch, dass schwedische Ermittlungsbehörden sich dafür sehr interessieren,

was die da wohl in Schweden getan haben.

Von da aus könnten die Attentäter das Kommando,

könnte von da zu den Pipelines Gefahren sein

und dann die Sprengensätze angebracht haben.

Und dann hatten wir noch einen Zwischenstopp recherchiert vor einigen Wochen,

der bis dato auch nicht bekannt war.

Und das war ein Zwischenstopp in Polen.

Okay.

Da sind Sie auch nochmal in den Hafen eingelaufen?

Oder was ist das für ein Stopp?

Ja, da sind Sie in den Hafen von Kohlberg eingelaufen.

Und zwar offensichtlich so rund um den 19. September.

Also wir erinnern uns am 26. September waren die Anschläge.

Und wir hatten das schon gehört,

gerüchteweise, dass das Schiff in polnischen Gewässern unterwegs war.

Wir haben polnische Kollegen kontaktiert von der Medium Front Story,

die in Polen sehr gute Investigativarbeit machen.

Und die haben dann die Staatsanwaltschaft angefragt

und die haben dann interessanterweise geantwortet

und haben dann bestätigt, ja, die Andromeda war in Kohlberg.

Sie sei kontrolliert worden, die Besatzung ist kontrolliert worden.

Und das sei alles nicht auffällig gewesen

und man zweifelt auch die Ermittlungen der Deutschen an.

Hoch?

Moment, aber das ist ja jetzt nicht nur die Idee

von den deutschen Ermittlungsbehörden.

Also soweit ich jetzt verfolgt hatte,

war das doch auch die Meinung von anderen Ermittlungsbehörden

international auch, oder?

Also es gibt zumindest drei Statements,

drei verschiedene Länder, die daran ermitteln,

nämlich Deutschland, Schweden und Dänemark.

Die haben da jeweils schriftlich so eine Knappe diener vierseite

an den UN-Sicherheitsrat geliefert.

Und das ist ein abgestimmtes Statement zwischen den Ländern

und da kommt die Andromeda vor.

Also dass dieses Schiff etwas damit zu tun hat,

da ist man sich zumindest in Deutschland,

ist man sich da schon ziemlich sicher.

Der Generalbundesanwalt hat das jetzt jüngst auch noch mal gesagt,

im Rechtsausschuss im Bundestag, da wurden Sprengstoffspuren gefunden,

die wohl zu dem Sprengstoff passen,

mit denen die Pipelines gesprengt wurden sollen.

Die polnische Reaktion ist sehr interessant.

Wir, genau, also Kollegen sind dann auch nach Polen gefahren

und haben dort einen Staatssekretär,

der für die Geheimdienste zuständig ist, getroffen zum Interview.

Und dieser Mann sagt uns in die Kamera,

dass dieses Boot nichts mit den Anschlägen zu tun hat

und auch die Menschen nicht.

Das sei nur Touristen gewesen.

Er sagt wortwörtlich, die seien da aus Spaßgründen,

also Freizeitaktivitätsmäßig unterwegs gewesen.

Er sagt auch den Satz,

keiner der Menschen an Bord habe eine Ausbildung,

um so was zu machen, also so Sabotage zu begehen.

Und da fragen wir uns natürlich, woher will man das wissen?

Also man hat die Crew kontrolliert, die polnische Küstenwache,

hat die Pässe kontrolliert und so,

aber woher will man wissen, welche Ausbildung diese Menschen haben?

Also die Aussagen sind schon sehr komisch.

Komisch, ne? Verneinen die das,

dass es da diese Sprengstoffspuren gab

oder sagen die, da hat nichts mit irgendwas zu tun?

Also die polnischen Behörden sagen,

die Küstenwache habe diese Leute kontrolliert.

Da sind dann auch Personalien aufgenommen worden.

Das sind wohl, so wie wir gehört haben,

durchweg vulgarische Identitäten gewesen,

wo sich die Deutschen ermittler fragen,

ob die alle gefälscht waren.

Und ansonsten sagen die,

nur dass sie damit nichts zu tun haben.

Auch es sei nichts aufgeladen worden

bei dem Zwischenstopp in Kohlberg,

da fragen wir uns natürlich auch, woher will man das wissen?

Und wie realistisch ist das eigentlich,

dass man nichts auflehnt, wenn man mal Zwischenstopp macht?

Also Lebensmittel, Tränke, keine Ahnung, irgendwas.

Das ist schon irgendwie sehr seltsam, diese Aussage.

Wir haben auch gehört, dass die Zusammenarbeit

zwischen den deutschen Behörden und den polnischen

in der Sache nicht besonders gut läuft.

Also es gibt nicht viele Informationen, die übermittelt wurden.

Wir waren im Hafen von Kohlberg,

da sind sehr viele Überwachungskameras.

Wir fragen uns, gibt es vielleicht Bilder davon?

Jetzt liegt das Ganze natürlich länger zurück

und es gibt in Polen auch Datenschutzbestimmungen und so was.

Also vielleicht sind die Bilder gelöscht,

aber vielleicht gibt es ja doch irgendwelche Bilder.

Warum ist bislang bei den deutschen Ermittlern da nichts angekommen?

Das finden wir schon sehr seltsam.

Ja, sehr, sehr seltsam.

Es gibt anscheinend dann keine Kameraaufnahmen,

zumindest nicht in diesem Hafen vielleicht.

Also die waren ja immerhin zwei Wochen unterwegs,

waren in einigen Häfen, es gab also einige Stops.

Ich frage mich auch im Zeitalter des Smartphones,

ob es nicht mal irgendwie Fotos davon gibt.

Das wird ja wirklich unter Hochdruck danach gesucht.

Ja, wir haben uns das auch gefragt.

Und das war um ehrlich zu sein wahnsinnig frustrierend,

weil wenn man dann doch mal Augenzeugen hatte

oder Menschen, die geglaubt haben, zumindest die hätten dieses Schiff gesehen

und wir haben dann natürlich gefragt, haben sie Fotos gemacht an dem Tag.

Und wir wissen auch, dass das die Ermittlungsbehörden immer wieder gefragt haben.

Und da gibt es irgendwie nichts.

Also wir waren dann schon sehr überrascht.

Ich meine, das ist das Zeitalter der Selfies und so

und auch Webcams, wie es in so Häfen manchmal gibt.

Und ja, wir finden nichts.

Wir haben nichts gefunden, uns hat niemand ein Foto geben können.

Also wir haben ein Bild, ein Foto.

Und da sieht man sie, ich glaube, bei Sonnenaufgang ist das,

sieht man dieses Schiff und sieht einige Personen darauf so als Silhouette.

Aber da kann man auch nicht wirklich was erkennen.

Und wir sind uns auch nicht zu 100% sicher,

dass das die Andromeda ist.

Also es gibt keine Fotos, keine Videos,

aber es gibt ja Spuren von den Personen.

Man kann nicht einfach so ein Boot mieten.

Es gibt doch bestimmt Belege darüber, wer das angebietet hat, ne?

Ja, also die Anmietung ist erfolgt über eine E-Mail an die deutsche Charterfirma

und die deutschen Ermittler hatten dann jemanden im Visier.

Also die haben geglaubt, sie haben jemanden identifiziert.

Wir haben dann gehört, wie dieser Mensch heißt

und sind dem auch nachgegangen

und sind dann leider bei einer falschen Person gelandet,

genau wie die Ermittler übrigens.

Jemand mit dem gleichen Namen, aber eine andere Person?

Ja, der den gleichen Namen hat.

Also auch die Ermittlungsbehörden hatten erst den im Verdacht

und jetzt ist mittlerweile klar, es ist wohl jemand anderes,

gleicher Name.

Auch diese Person haben wir gesucht

und haben sie in den letzten Wochen dann auch ausfindig gemacht.

Auch ein Ukraine.

Ja.

Und den haben wir angerufen vor einigen Tagen

und haben ihn gefragt und er war ganz perplex und sagte dann,

also was meinen Sie?

So was habe ich nichts zu tun.

Wir haben ihn dann gefragt, ob er ein E-Mail-Konto hat

und was da für die Anmietung verwendet wurde.

Er sagt, ja, das habe ich früher mal gehabt, so ein E-Mail-Konto.

Vielleicht wurde das gehackt, ich kann ja mal nachgucken

und so, aber er dementiert das auch.

Also er sagt, er hat damit nichts zu tun.

Irgendwie ist es ja auch das, was man erwarten würde, was Leute sagen.

Aber was glaubt er bei ihm?

Also den Eindruck, den er vermittelt, der ist,

ich glaube schon, glaubhaft.

Also ich sag mal so, wenn das jetzt jemand wäre,

der wirklich was zu verschleiern hätte, der könnte ja auch auflegen.

Wer aber auch verdächtig, ne?

Ja, macht dich auch verdächtig, aber könnte das Ganze auch ganz schnell abhandeln

im Sinne von, ne, tut mir leid, ihr habt da den Falschen,

legt einfach auf oder so.

Aber dann wirklich nochmal fünfmal gefragt, was genau meint ihr

und man hat gemerkt, der ist in seinem Kopf richtig so durchgegangen.

Was könnte da gewesen sein?

Der hat das erst gar nicht in den Zusammenhang mit den Nord Stream Anschlägen gebracht.

Deswegen auch diese Identität ist möglicherweise geklaut worden für diese Anschläge.

Also was mich vor allem in dieser ganzen Sache so ein bisschen stutzig macht,

wir suchen dann nach Leuten und dann finden wir die

und dann schauen wir uns die Menschen an und deren Vita

und was wir so tun beruflich und dann passt das alles so gut.

Also wo man dann so denkt, ja okay, da ist dann einer, der hat mit Schiffen zu tun,

der soll es angemietet haben.

Dann wird von so einem jungen Mann mit militärischem Haarschnitt geredet

und dann kommt man auf diesen jungen Soldaten.

Irgendwie passt es dann alles so gut, verdächtig gut vielleicht.

Also das hat mich in den letzten Wochen mehrfach stutzig gemacht.

Ja, also entweder es ist dann besonders gut gemacht,

die Spur ist dann besonders gut gelegt.

Würde ich jetzt aber zum Beispiel auch einem Geheimdienst auch zutrauen,

dass sie dann vielleicht nicht gerade in Bäckersgehilfen da die E-Mail klauen.

Oder es ist eben dann doch der eine Fehler, den man gefunden hat.

Und man weiß es irgendwie nie, das muss sich doch wahnsinnig machen, oder?

Ja, es ist frustrierend, wenn man dann letztendlich die Leute gefunden hat

und dann können die dann einem doch irgendwie glaubhaft machen.

Na, ich weiß nicht, ich habe damit echt nichts zu tun.

Fehler gemacht, ja, man muss ja auch sagen, wenn das alles mit diesem Schiff gemacht wurde

und mit Sprengstoff und mit Tauchern und so.

Die haben das Boot nicht perfekt gereinigt, da wurden dann Sprengstoffspuren gefunden,

die sollen wohl auch andere Sachen dann noch an Bord vergessen haben und so.

Wir haben auch gehört, die sollen abgehauen sein, haben das Boot festgemacht,

haben sich nicht mal ihre Kaution angeblich mehrere Tausend Euro nicht abgeholt,

sondern einfach abgehauen.

Also das spricht auch wieder gegen diese polnische Variante, das sind Touristen,

wo ich dann sage, die holen doch ihre Kaution wieder ab und so das.

Dann ein bisschen auffällig.

Das ist alles ein bisschen auffällig, dann auch diese gefälschten Pässe.

Fehler haben die auch gemacht, aber letztendlich, das hat ja auch gut funktioniert.

Die sind hin, die sind weg und ein Jahr später wissen Behörden immer noch nicht genau,

wer auf diesem Schiff war.

Diese Andromeda ist irgendwie ein Geisterschiff, das muss man schon so sagen, ein Jahr später.

Aber es gibt ja noch eine Spur tatsächlich, auch dir sind wir nachgegangen

und das ist ja dieses klassische Follow the Money.

Also Follow the Money, ihr seid dem Geld gefolgt, wohin?

Ja, zunächst nach Polen, weil, wie ich schon erzählt hatte,

die Anmietung der Andromeda erfolgte per E-Mail.

Soweit die Ermittlungsbehörden das rekonstruieren konnten,

kam die E-Mail wohl aus der Ukraine.

Aber die Bezahlung des Schiffes soll erfolgt sein über eine Firma mit Sitz in Warschau.

Das hatten wir im Frühjahr auch recherchiert und dazu berichtet, diese Firma heißt Feria Levova

und ist, ja, sagen wir mal, auf dem Papier oder auf einer früheren Webseite.

Die hat heute nämlich keine mehr, aber früher hatte sie mal eine.

Da hat sich die Firma dargestellt als eine Art Reisebüro.

Es ist übrigens ganz lustig, wenn man sich die alte Webseite anguckt.

Also als Journalisten macht man das ja öfter.

Man guckt dann mal, wie sah denn eine Webseite früher aus und so eine ältere Version,

die man sich dann im Internet angucken kann.

Und dann haben wir gesehen, da sind irgendwie Mitarbeiter aufgelistet, so drei Personen.

Und das sind allesamt Fotos, die irgendwo geklaut wurden.

Das ist zum Beispiel eine Frau zu sehen, die ist eigentlich eine BBC-Radium-Moderatorin aus UK.

Und die hat dann da einen polnischen Namen und Wetter als Mitarbeiterin aufgelistet auf der Webseite.

Das ist alles sehr dubios.

Und diese Firma sitzt in Warschau und ist eine Briefkastenfirma.

So bezeichnen wir die und ich glaube, das ist auch schlichtweg so.

Ja, ich kann mich erinnern, du hattest davon erzählt.

Ihr seid davon ausgegangen, das ist eine Briefkastenfirma.

Die haben ja auch gar keine Umsätze gemacht und so, ne?

Also es war ziemlich klar, das ist fake.

Genau, die Firma hat keine Geschäftsaktivitäten so richtig.

Allerdings hat dann mal irgendwann auch interessanterweise in der Pandemie

jemand sehr viel Geld da reingegeben.

Das kann man in den Unterlagen der Firma sehen in Polen.

Wir wussten damals ja auch, dass bei dieser Firma eingetragen sind als Geschäftsführerin und Anteil,

Eignerin und so was, sind Frauen, Ukrainerinnen, von denen wir aber glauben, das sind auch nur so Strohfrauen.

Also dass die da nicht wirklich was wissen.

Die haben ihren Namen dafür hergegeben.

Wir haben jetzt aber recherchieren können, wem diese Firmen wohl tatsächlich gehören.

Oha, das ist aber ganz neu, ne?

Das habt ihr jetzt gerade erst rausgefunden.

Ja, wir haben den mutmaßlichen Hintermann hinter dieser Feria Levova gefunden.

Und zwar gibt es da interessante Hinweise unter anderem auf der Webseite, auf der alten Webseite,

aber es gibt auch Hinweise in ukrainischen Justizunterlagen.

Da geht es um ein strafrechtliches Verfahren in der Ukraine und in den Unterlagen taucht eine Nummer auf.

Und diese Nummer ist die Handelsregisternummer der Feria Levova in Polen.

Und deshalb glauben wir zu wissen, wer hinter der Firma steckt.

Und wer steckt dahinter?

Ein ukrainischer Geschäftsmann, der heißt Rustem A.

Und Rustem A hat in der Ukraine wohl früher auch mal der ukrainischen Regierung mit dem ukrainischen Staat zusammengearbeitet,

beziehungsweise Aufträge von denen bekommen.

Und wir haben versucht Rustem A dazu zu befragen, weil wir dachten uns,

okay, wenn diese Firma, die Andromeda bezahlt hat, dann werden die ja wohl wissen, wofür dieses Boot und wer das haben wollte.

Also viele Fragen an diesen Rustem A.

Dann gab es eine Kontaktaufnahme erst von Kolleginnen, die das versucht haben.

Vor einiger Zeit schon sehr aggressiv geworden, an seiner Haustür in der Ukraine.

Hat auch richtig deren Handy auf den Boden geworfen und kaputt gemacht und sie bedroht.

Und dann sind vor einigen Wochen meine Kollegen vom NDR in die Ukraine gefahren und mit einer Kollegin der Zeit zusammen.

Und die haben ihn dann auch noch mal konfrontiert, die haben ihn erst mal angerufen und haben gefragt,

also würden sie uns ein paar Fragen beantworten, zu der Anmietung des Schiffes.

Und dann hat Rustem A gesagt, seine Zeit sei sehr kostbar.

Wenn wir 5000 Euro die Stunde zahlen würden, dann würde er mit uns reden.

Und dann hat er den wunderbaren Satz gesagt, kennen Sie Prostituierte?

Journalisten sind für mich wie Prostituierte.

Und zu Prostituierten gehe ich nicht.

Also sehr forsch, sehr aggressiv.

Dann haben wir es natürlich nochmal versucht, weil wir hartnäckig sind.

Und haben es dann an seiner Einfahrt, der wohnt in so einem sehr bewachten, so einer gated Community, würde man sagen, in Kiev.

Und dann kam er da mit seinem SUV angerauscht und dann haben wir es versucht.

Du weißt aber nicht, ob er eine Waffe hat.

Nee, jetzt, nicht mehr hinterherlaufen.

Er hat dann aus dem Auto rausgerufen, sei dir verrückt, lasst mich in Ruhe und ist weggefahren.

Und er hat bis heute unsere Fragen nicht beantwortet.

Und wir wissen, dass deutsche Ermittlungsbehörden sich auch für ihn interessieren.

Und ich glaube, Rustem A könnte einige Fragen beantworten.

Aber er möchte auf jeden Fall nicht, er möchte ganz klar nicht mit Journalisten reden.

Das hat er deutlich gemacht.

Jetzt, wo du bist, sagst du mir.

Offensichtlich will er nicht, aber man muss natürlich sagen, auch diese Spur wiederum führt nun mal in die Ukraine.

Ob Rustem A wirklich weiß, oder wusste, dass dieses Schiff genutzt werden soll für diese Anschläge auf die Pipelines und so, das wissen wir alles nicht.

Was macht er offiziell? Was arbeitet er offiziell?

Der hat unterschiedlichste Firmen.

Der hat auch mal was zu tun mit irgendwie, ich glaube, Fleischproduktion oder irgendwelchen Schweinetransporten oder sowas.

Unternehmer im weitesten Sinne, oder?

Unternehmer im weitesten Sinne, genau.

Mal dies, mal das, aber wohl relativ wohlhabend.

Und hat wohl Kontakte in den ukrainischen Regierungen Verwaltung.

Zumindest deutet diese Spur eben wieder in die Ukraine.

Und das untermauert ja dann schon den Verdacht, auch wenn der Mann Kontakte in die ukrainische Verwaltung hat.

Hat die Ukraine nicht davon gewusst?

Ja, also das ist natürlich die spannende Frage, wer war es?

Es gibt Spuren, die führen in die Ukraine, es gibt aber auch das Dementi der ukrainischen Regierung.

Nicht uns gegenüber interessanterweise, wir haben in den letzten Wochen versucht, mit der ukrainischen Regierung darüber zu sprechen.

Die wollte mit uns darüber nicht reden, übrigens genauso wie die Bundesregierung das nicht wollte.

Also wir haben auch Olaf Scholz angefragt, wir haben auch diverse andere Behörden, Ministerien, den Generalbundesanwalt angefragt.

Die wollten alle dazu offiziell nichts sagen.

Aber die Ukraine dementiert. Also Wladimir Zelenski hat gesagt schon relativ früh, wir haben damit nichts zu tun.

Mit Nordstream haben wir nichts zu tun.

Der Anschlag soll nur die Unterstützung für die Ukraine mindern.

Jetzt seit einiger Zeit, seit einigen Monaten hat sich das Wording so ein bisschen verändert, kommt dann so der Satz, also ich habe den Befehl dazu nicht gegeben und so.

Es gibt Hinweise darauf, dass es staatliche Stellen in der Ukraine sein könnten und das steht bis heute natürlich im Raum.

Aber es will sich keiner festlegen, auch der Generalbundesanwalt sagt, staatliche Hintergrund dieser Anschläge ist nicht klar.

Ja klar ist eigentlich gar nichts an dieser Geschichte.

Aber ihr habt auf jeden Fall einige ganz neue Spuren entdeckt und seitdem gefolgt, finde ich schon mal sehr, sehr spannend.

Was glaubst du, was werden wir am Ende sagen, wer war's?

Also ich weiß nicht, ob man wirklich am Ende herausfinden wird, wer hinter denen steckt, die es gemacht haben.

Also ich glaube, man wird irgendwann schon herausfinden, wer auf diesem Boot war.

Wer das dann wirklich in Auftrag gegeben hat, ich bin da sehr skeptisch.

Es spricht einiges dafür, dass das Akteure, sage ich jetzt mal aus der Ukraine waren.

Ob das jetzt staatliche oder nicht staatliche Akteure waren, weiß ich nicht.

Aber das muss man halt immer wieder auch im Hinterkopf behalten.

Die deutsche Polizei kann ja auch nicht einfach so in der Ukraine ermitteln oder in Polen.

Also man ist dann ja auch immer auf Hilfe angewiesen.

Also es wird in mehreren Ländern ermittelt und der schwedische Staatsanwalt hat jetzt jüngst nochmal gesagt,

er ist zuversichtlich, dass man in diesem Jahr ein Ergebnis präsentieren kann.

Also dass man in diesem Jahr noch sagen kann, was da so passiert ist und wer es mutmaßlich war.

Ich bin sehr gespannt.

Oh ja, ich auch. Also es ist ja nicht mehr lange.

Dann bin ich aber auch gespannt, was da herauskommt Neues.

Florian, danke, dass du uns diese spannenden neuen Erkenntnisse mitgebracht hast.

Sehr gerne doch. Und das nächste Mal will ich dann erzählen, wer es wirklich war.

Ja, das hoffe ich. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass du das nächste Mal zu uns kommst

und uns die Lösung dieses Falls präsentierst.

Drückt die Daumen. Alles Gute.

Ich mach's. Bis dann. Tschüss.

Ciao, ciao.

Das war 11km mit Florian Flade.

Er hat monatelang zu den Anschlägen auf die Nordstream Pipelines recherchiert

als Teil eines Rechercheverbunds von AID, der Zeit und der Süddeutschen Zeitung.

Entstanden ist dabei eine Fernsehdoku, Tatort Ostsee.

Wer sprengte die Nordstream Pipelines?

Die findet ihr jetzt in der AID-Mediathek.

Und es gibt einen fünfteiligen Podcast mit dem gleichen Titel.

In der Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt.

Beide verlinken wir euch in den Show-Notes.

Und wenn ihr nicht verpassen wollt, wenn Florian hier bald berichtet,

wer nun tatsächlich hinter den Anschlägen steckt,

dann lasst uns am besten ein Abo da.

Outdoor dieser Folge ist Moritz Ferle.

Produktion Christopher Nerverve, Jonas Teichmann und Hannah Brünnes.

Redaktionsleitung Lena Gürtler und Fumiko Lipp.

11km ist eine Produktion von BR24 und NDR Info.

Mein Name ist Victoria Kopmann.

Wir hören uns in der nächsten Folge.

Dann geht es nicht auf den Grund der Ostsee, sondern nach Israel.

Und wir erfahren, wie die geplante Justizreform

die Rechte von Frauen im Land bedroht.

Wir hören uns. Ciao.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

In dieser 11KM-Folge begleiten wir Investigativ-Reporter Florian Flade durch Europa. Mit Kolleg:innen von ARD, Süddeutscher Zeitung und der Zeit macht er sich die auf seiner Suche nach den Männern und Frauen, die vor einem Jahr die Nord Stream-Pipeline hochjagten. Und nach den Hinterleuten. Alles deutet darauf hin, dass sechs Personen von einer kleinen Segelyacht aus den Anschlag auf die Pipelines verübten. Es gibt Spuren, es gibt Zeugen, es gibt geballte Recherche-Power: Dieser Fall muss doch zu lösen sein.



"Tatort Ostsee: Wer sprengte die Nord Stream-Pipelines?" gibt es auch als fünfteiligen Podcast, den wir stark empfehlen:

https://1.ard.de/nordstream_podcast



Und wer den Film sehen will, schaut hier:

https://1.ard.de/nordstream



Auf tagesschau.de werdet ihr aktuell über die Recherche informiert:

https://www.tagesschau.de/investigativ/nord-stream-anschlaege-100.html

https://www.tagesschau.de/investigativ/nordstream-anschlag-faq-100.html



An dieser Folge waren beteiligt:

Folgenautor: Moritz Fehrle

Produktion: Christoph van der Werff, Jonas Lasse Teichmann, Hanna Brünjes

Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler



11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Folge liegt beim NDR.