Echo der Zeit: Neues Datenschutzgesetz setzt Unternehmen unter Druck
Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 9/1/23 - 41m - PDF Transcript
S-R-F-Audio.
Radio S-R-F, Echo der Zeit mit Christina Schalbecker.
Bei uns im Fokus an diesem 1. September.
Schweizer KMU, die einiges an Aufwand betreiben müssen,
um die Regelungen des neuen Datenschutzgesetzes umzusetzen.
Seit heute ist es in Kraft.
Russland, wo viele den Krieg im Nachbarland schlecht ausblenden,
obwohl die Ukraine vermehrt Ziele in Russland angreift.
Die Leute machen halt weiter Urlaub auf der Krim.
Sie gehen weiter zur Arbeit und imitieren,
so hat es neulich mal jemand gesagt, eine Normalität,
die es eigentlich gar nicht zugibt.
Das Gespräch mit der ARD-Korrespondentin in Moskau.
Weiter im Fokus der Bankenplatz,
wo sich mit der neuen Riesen-UBS Fragen nach der Stabilität stellen.
Eine Fachgruppe des Bundes hat heute Vorschläge dazu präsentiert.
Und Kosovo, wo sich das Zusammenleben zwischen Serben
und Albanerinnen friedlicher gestaltet,
als die Schlagzeilen vermuten lassen.
Die Menschen hätten keine Probleme miteinander.
Ich sage, dieser Gast wird in Kosovo im Echo der Zeit.
Und wir beginnen mit den Nachrichten und Simon Riechle.
Da geht es zuerst um 25 Leopard-Panzer der Schweizer Armee,
die die deutsche Firma Rheinmetall gerne kaufen würde.
Mit den Panzern sollen die Lücken geschlossen werden,
die in Westeuropäischen Armeen entstanden sind,
Durchlieferungen an die Ukraine.
Nun hat sich die Kommission des Ständerats dafür ausgesprochen,
die stillgelegten Panzer außer Dienst zu stellen.
So sollen die Grundlage für einen Verkauf geschaffen werden.
Der Entscheid der Sicherheitspolitischen Kommission des Ständerats
fiel mit 9 zu 3 Stimmen bei einer Enttaltung.
Der Verkauf der Panzer würde ein positives Signal
an die europäischen Partner der Schweiz senden,
schreibt die Kommission.
Definitiv entscheidet der Ständerat im Herbst.
Der Nationalrat hat den Geschäft bereits zugestimmt.
Die Bundeshausfraktion der SP hat ein neues Präsidium.
Sie hat die beiden Nationalratsmitglieder Samira Marti aus dem Kanton Waslandschaft
und Samuel Benderhan aus der Watt gewählt.
Die SP-Fraktion ist damit die erste, die ein Co-Präsidium hat.
Marti und Benderhan waren die einzigen Kandidierenden
für die Nachfolge von Roger Nordmann.
Er gibt das SP-Fraktionspräsidium nach knapp 8 Jahren im Amt ab.
In Bern berät ein neues Zentrum,
Familien, deren Eltern sich tränen oder scheiden lassen
und um ihre Kinder streiten.
Es handelt sich um ein schweizweites Pilotprojekt,
heißt es in einer Mitteilung.
Ziel sei es, dass nicht die Behörden oder ein Gericht
solche Fälle entscheiden müssten.
Die Kindes- und Erwachsenen-Schutzbehörden KESP
und das Regionalgericht schicken zerstrittene Eltern
künftig ins neue Zentrum.
Sie müssen sie Beratungen besuchen.
Fast 100 Personen mussten wegen eines Erdrutsches
bei Schwanden im Kanton Glarus ihr Zuhause verlassen.
Nun ist klar, sie können bis auf Weiteres nicht zurück.
Wie die Gemeinde Glarus Südmeteil sind über Nacht
erneut mehrere Tausend Kubikmeter Geröll abgerutscht.
Zusätzliche Schaden sei zwar nicht entstanden,
die Gefahr weiterer Rutschungen sei aber groß.
In Griechenland brennt es in verschiedenen Regionen weiter.
Besonders betroffen ist die Region um die Stadt Alexandrupolis.
Nun schickt die Schweiz Hilfe.
Ein Team von Expertinnen und Experten des COAS
für humanitäre Hilfe und der Armee reist heute nach Griechenland,
wie das Außendepartement, mitteilt.
Morgen werden dann drei Superpuma-Helikopter
der Schweizer Armee folgen, inklusive Personal.
Insgesamt werden rund 30 Personen aus der Schweiz
die griechischen Behörden und Feuerwehrleute
im Kampf gegen die Flammen unterstützen.
Griechenland hatte zuvor um Unterstützung angefragt.
Bei neuen Gefechten an der Grenze zwischen Armenien und Aserbaidschan
hat es Todesopfer gegeben.
Mindestens vier armenische Soldaten seien getötet worden,
berichten die armenischen Behörden.
Aserbaidschan berichtet seinerseits von drei verletzten Soldaten.
Unabhängig überprüfen lassen sich die Sahngaben nicht.
Zwischen Armenien und Aserbaidschan gibt es seit längerem Spannungen.
Es geht darum, wer der Region Berg Karabach kontrolliert.
In Thailand hat der König den ehemaligen Regierungschef
Taxin Chinawatt begnadet.
Taxin müsse nur ein Jahr ins Gefängnis und nicht acht schreibt das Königshaus.
Der 74-Jährige war vergangener Woche nach Thailand zurückgekehrt,
nach 15 Jahren im Exil.
Er war in Abwesenheit verurteilt worden,
wegen Korruption, Machtmissbrauch und Missachtung der Monarchie.
Und die Bösendaten von 18.04 geliefert von 6,
der Swiss Market Index schließt bei 11.075 Punkten, minus 0,5%.
Der Dow Jones Index in New York ist im Vergleich zum Vortag unverändert.
Der Euro wird zu 95°, 55° gehandelt, der Dollar zu 88°, 60°.
Und das Wochenendwetter?
Am Abend ist es meist klar, in den Morgenstunden gibt es dann lokal Nebel.
Über den Bergen und im Süden hat es einige Quellwolken
und es kann vereinzelte Schauer geben.
Und am Nachmittag gibt es beidseitste Alpen rund 27°.
Seit heute gilt in der Schweiz das neue Datenschutzgesetz.
Das tönt einigermaßen trocken,
doch das neue Gesetz bringt einige größere Veränderungen mit sich.
So drohen zum Beispiel neue Bussen von bis zu einer Viertelmillion Franken,
wenn Personendaten von Angestellten oder der Kundschaft zu wenig geschützt werden.
Und das gilt für alle, von Vereinen über KMU bis hin zu einzelnen Bloggerinnen oder Bloggern.
Für viele Unternehmen ist das eine große Herausforderung,
zeigt der Beitrag von Wirtschaftsredaktor Pascal Lago.
Ab heute müssen Unternehmen stärker an den Datenschutz denken,
zum Beispiel die Firma Walsa, die in der Kunststoffbranche tätig ist.
Wo haben wir welche sensiblen, vor allem Mitarbeiterdaten oder Kundendaten abgelegt?
Sind die Passwortgeschütz gesichert?
Was wir auch gemacht haben, ist unsere Mitarbeiter noch einmal sensibilisiert
auf den Umgang mit Daten, die wir von Kunden angeliefert bekommen.
Linda Walsa, die Chefin des KMU mit 15 Mitarbeitenden aus dem Kanton Thurgau.
Firmen wie Walsa häufen viele Daten an.
Lebensläufe, Handynummern von Mitarbeitenden oder Adressen von Kundinnen.
Diese Daten müssen ab heute nach klar vorgegebenen Regeln geschützt werden.
Außerdem müssen alle Firmen ab heute ihre Kundinnen mit einer Datenschutzerklärung informieren.
Alle, die eine Webseite oder einen Online-Shop haben.
Das gilt dann auch für Blogger und Vereine.
In der Datenschutzerklärung muss zum Beispiel stehen,
mit wem die Daten geteilt und wo sie gespeichert werden.
Firmen müssen ab heute dafür sorgen,
dass auch ihre Lieferantinnen und IT-Dienstleister das Datenschutzgesetz einhalten.
Je nachdem braucht es dafür neue Verträge.
Sich auf all das vorzubereiten, ist mit viel Aufwand verbunden, vor allem für kleine Firmen.
In einem KMU in unserer Größe ist es so,
dass man nicht eine eigene IT-Abteilung betreiben kann.
Man muss das auslagern oder es bleibt daneben am Chef oder an der Chefin hängen.
Das ist ein Mehraufwand, der sich neben der normalen Tageszeit oder Arbeitszeit abspielt.
Und das kostet.
Frau Walzer schätzt ein Mehraufwand auf ...
... 10 Stunden Arbeit, die ich investiere.
Und das andere wird dann, bin ich auf den Support der externen IT-Anbieters angewiesen.
Und sie können ja die exorbitanten Ansätze, die diese Betriebe haben.
Das werden ein paar Tausend Franken sein.
Längere Arbeitstage und Tausende von Franken für externe Dienstleister und Beraterinnen.
Das ist zwar aufwendig, aber noch teurer kann es werden, wenn man den Datenschutz vernachlässigt.
Es drohen nämlich neue Bussen von bis zu 250.000 Franken.
Dabei ist es wichtig zu wissen, dass nicht die Firmen gebühst werden,
sondern ihre Angestellten, wenn sie gegen den Datenschutz verstoßen.
Das löst in den Firmen einige Unsicherheiten aus.
Die Haftung der Mitarbeitenden für Verletzungen des Datenschutzgesetzes,
also die persönlichen Haftung.
Aber was heißt jetzt das, oder?
Wie wird das in der Praxis gehandhabt? Das wissen wir nicht.
Muss seine Mitarbeiterin zum Beispiel mit einer hohen Buse rechnen,
wenn sie Heck kann ausversehen, dabei hilft, Daten zu klauen,
wenn sie etwa eine Mail öffnet und so einen Cyberangriff auslöst?
Nein. Strafbar sind nach dem neuen Recht nur Vorsatzdelikte.
Wenn jemand unvorsichtig handelt, aber eben den verpönten Erfolg nicht
herbeiführen will, dann fällt er nicht unter die neuen Strafbestimmungen.
Erklärt Adrian Lopsiger, der eidgenössische Datenschutzbeauftragte.
Wenn ein Mitarbeiter ausversehen auf eine sogenannte Fishingmail klickt,
dann sei das in der Regel nicht vorsätzlich.
Sollte es aber zu einer Strafanzeige kommen,
dann hätten die Richterinnen den Einzelfall zu prüfen.
Ob jemand wirklich ausversehen gegen den Datenschutz verstößt
oder es hätte besser wissen müssen, ist nicht immer ganz klar.
Zum Beispiel dann, wenn interne Unternehmensdaten fahrlässig per Mail
herumgeschickt werden und so in den Händen von unbefugten Landen.
Und noch eine weitere Regel tritt heute in Kraft.
Neu müssen Cyberangriffe gemeldet werden.
Zum Beispiel, wenn persönliche Daten von Kunden geklaut werden.
Wenn der Datenverlust für eine größere Zahl von Kunden
mit großen Risiken verbunden sein könnte für deren Privatsphäre,
dann muss eine Meldung gemacht werden.
Wir haben dazu ein elektronisches Meldeportal, sagt Adrian Lopsiger.
In solchen Fällen müssen Firmen aber nicht nur den eidgenössischen
Datenschutzbeauftragten informieren,
sondern auch die betroffenen Kundinnen und Kunden.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass alle Schweizer Firmen,
egal ob Vereine, KMU oder große Konzerne,
die Daten von Mitarbeitenden und Kundinnen ab heute besser schützen müssen.
Und sie müssen ihre Konsumentinnen und Kunden informieren,
wenn sie über eine Webseite oder einen Online-Shop Daten über sie sammeln.
Eine Datenschutzerklärung wird in vielen Fällen Pflicht.
Bei Verstößen drohen saftige Bußen, nicht für die Firmen direkt,
sondern für ihre Angestellten.
Das ist das Echer der Zeit auf Radio SRF.
Bei uns geht es weiter mit ukrainischen Angriffen auf russischem Territorium
und den Folgen, die das hat und nicht hat.
Mit neun alten Vorwürfen gegen den schwerreichen indischen Unternehmer Gautam Adani,
mit Diskussionen über die Rolle der Schweizer Schulen in der politischen Debatte
und mit der Klimawissenschaft und dem schmalen Grad zwischen Vorsicht und Alarmismus.
Ukrainische Drohnen sorgen für grobe Sachschäden in Moskau,
für Störungen im Luftverkehr rund um die russische Hauptstadt.
Anschläge auf die russisch besetzte Halbinsel-Krim machen international Schlagzeilen.
Bei Angriffen in der russischen Grenzregion Belgorod gibt es Tote,
andernorts werden russische Militärflugzeuge beschädigt.
Üblicherweise spielt Moskau solche Angriffe herunter,
verschweigt sie soweit als möglich.
Wie ist das aktuell, wo sich die Ereignisse häufen?
Das wollte ich von Christina Nagel wissen.
Sie leitet das ARD-Studio in Moskau.
Das ist in der Tat so, dass man einmal kurz meldet,
dass es solche Angriffe gegeben hat.
Die werden dann in der Regel auch Postwänden der Ukraine zugeschrieben.
Das heißt, da sagt man einfach, das waren Angriffe aus der Ukraine,
dann wird halt oft gesagt, einmal kurz, was passiert ist.
Das sind so Meldungen, die sieht man in der Regel einmal früh in den Morgenstunden,
kurz nachdem es passiert ist.
Das wird auch offiziell bestätigt.
Was nicht mehr zu sehen ist, was es früher aber mal gab,
das sind tatsächlich ausführliche Berichte.
Zum Beispiel eben auch im Staatsfernsehen über die Folgen, was die Leute denken.
Das kommt alles nicht mehr vor,
wenn überhaupt sind, dass Meldungen diese unter Ferner liefen laufen.
Aber man findet natürlich noch in den sozialen Medien
durchaus Bilder davon, Videos wie Drohnen auch einschlagen.
Da ist immer jemand mit seiner Handykamera irgendwie vor Ort oder irgendwelche Bilder macht.
Da gibt es aber auch schon Initiativen,
dass die Verbreitung solcher Videos auch in den sozialen Netzwerken eingeschränkt
bzw. unter Strafe gestellt werden soll.
Das ist erst mal noch eine Idee.
Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass das irgendwann noch kommen wird.
Aktuell aber dürfen diese Videos noch verbreitet werden?
Wie fallen denn die Anschätzungen dazu aus in den russischen Medien?
Das ist sehr unterschiedlich.
Zum einen hat man natürlich die offiziellen Medien,
die immer sehr klar sagen, wer dahinter steht.
Da ist es natürlich ganz klar, das ukrainische System,
das Regime, die verschisten mit all den Vokabular,
dass der Kreml sich eben vorbehält,
wenn sie über die ukrainische Regierung sprechen.
Da ist dann immer davon die Rede, dass es Terrorakte sein,
Anschläge auf zivile Objekte.
Und dass das immer betont wird, hat natürlich einen Grund,
weil man hier immer unterstreichen will,
was der Kreml immer behauptet,
dass das russische Militär nur militärische Ziele angreift.
Die Ukraine aber im Gegenzug zivile Ziele.
Das ist natürlich Blödsinn, das wissen wir,
aber trotz alledem wird er immer darauf Rücksicht genommen
und es wird natürlich auch immer unterstrichen,
dass die Luftabwehr hervorragend funktioniert,
also diese drohen alle ihre Ziele nicht erreichen.
Auch das, kann man sagen, stimmt so nicht,
wird aber trotzdem gerade was Moskau angeht, immer wieder so kolportiert.
In den sozialen Netzwerken sieht es anders aus.
Da wird durchaus die Frage gestellt,
wie funktioniert die Luftabwehr wirklich immer so gut?
Wie kann es eigentlich sein, dass Drohnen zum Beispiel
bis ins Zentrum von Moskau vordringen können?
Warum werden die nicht vorher abgeschossen?
Was passiert da eigentlich?
Und in Belgorod in der Region fragt man sich natürlich auch,
warum so eine Grenzregion nicht in einem Krieg,
der hier zwar so nicht heißen darf,
sondern immer noch spezielle Militäroperation heißt,
warum man eine Grenzregion nicht besser schützen kann.
Und wie viel Fluss hat denn das alles auf die Stimmung im Land?
Weniger, als man erwarten könnte.
Wenn es große Angriffe gibt, die auch Schlagzeilen machen,
wie zum Beispiel Anschläge auf die Krimbrücke,
dann ist es ganz oft so, dass daraus nicht erwächst dieses,
wir müssen diesen Krieg beenden,
sondern dass daraus eher so ein Gefühl kommt mit,
da müssen wir jetzt aber Rache üben.
Und das ist etwas, was bei uns viele Fragen immer aufwirft,
wie das denn eigentlich sein kann,
weil gleichzeitig, wenn man mit den Leuten redet,
eigentlich wünschen wir uns ja Frieden, wäre ja schön,
wenn der Krieg endlich endet.
Aber das wird dann immer verbunden mit einem,
aber erst müssen wir quasi siegen
und dann kann das Ganze beendet werden.
Die Stimmung hier in Moskau ist etwas anderer,
als in den größer betroffenen Gebieten.
Man imitiert hier ganz schnell wieder Normalität
und man hört hier mitunter nachts eben den Knall der Explosionen,
also man hört die Drohnen auch tatsächlich einschlagen.
Dann dreht man sich aber wieder um und schläft weiter.
Und alle, die nicht betroffen sind,
die lesen das vielleicht, aber machen danach Business as usual,
die gehen weiter zur Arbeit.
Niemand macht sich Großgedanken.
Ich war gestern noch mal in der Stadt unterwegs,
es war super schöne Sommerwetter
und es interessiert einfach niemanden
oder niemand lässt an sich heran,
dass das ein Land ist, was gerade Krieg führt im Nachbarland.
Das heißt auch, dem Propaganda
und Repressionsapparat des Kremls
gelingt es eigentlich relativ problemlos.
Das heißt, die Stimmung in der Bevölkerung
unter Kontrolle zu halten,
auch wenn jetzt tatsächlich vermehrt
Drohnenangriffe in Russland selbst stattfinden.
Ja, und ich glaube, da wirken einfach viele Faktoren zusammen.
Das fängt an bei Patriotismus,
der natürlich auch schon immer sehr hochgehalten worden ist,
als etwas als Gefühl stolz zu sein
und in dem wichtig zu sein
und in Abgrenzung auch zum Westen.
Und dann greift natürlich die Propaganda,
das ist wirklich nicht zu unterschätzen.
Seit anderthalb Jahren prasselt das auf die Leute ein.
Und das hat sich in den Köpfen festgesetzt,
dass es ganz oft heißt,
Russland ist gezwungen, weiter zu kämpfen
und muss kämpfen gegen einen vermeintlichen Faschismus
im Nachbarland
oder wahlweise eben gegen die NATO,
die Russland in die Knie zwingen will.
Da kann man fast mit jedem Einzelnen hier reden
und jeder hat irgendwo
eine Erklärung parat,
die man ganz klar zurückführen kann
auf diese Klischees.
Und gleichzeitig machen eben alle weiter
wie bisher
warum denn alle in der Welt jetzt Russland
so furchtbar finden,
weil sie sagen, wir tun doch eigentlich hier gar nichts,
wir leben doch hier eigentlich ganz normal
und die Leute machen halt weiter Urlaub auf der Krim,
sie gehen weiter zur Arbeit
und imitieren, so hat es neulich mal jemand gesagt,
eine Normalität,
die es eigentlich gar nicht so gibt.
Sagt Christina Nagel,
ARD-Korrespondentin in Moskau.
Er ist einer der reichsten
und umstrittensten
industriellen Indiens
und ihm wird eine große Nähe
zur Regierung von Premier Modi
nachgesagt, Gautam Adhani.
Ein kritischer Bericht
der US-Finanzfirma
Hindenburg über mutmaßlich
unsauberer Geschäftspraktiken
brachte Adhani schon
im Januar in Erklärungsnot.
Eine Medienrecherche
erhärtet nun die alten Vorwürfe
und bringt neue Details ans Licht.
Sydasien-Korrespondentin Marren Peters
fasst zusammen.
Es geht um Börsenkursmanipulation
in großem Stil
mithilfe von Finanzkonstrukten
in Steueroasen.
Ein Bruder des industriellen
Gautam Adhani und dessen Vertraute
sollen über Jahre heimlich
Hunderte Millionen Dollar in Aktien
von Adhani-Unternehmen investiert
und dadurch die Kurse künstlich
nach oben getrieben haben.
Das zeigt eine Recherche des
internationalen Journalisten-Netzwerks
und der Marketing-Project.
Die geheimen Aktienkäufe
könnten Adhanis Aufstieg
zu einem der zeitweise reichsten
Menschen der Welt
und einem der potentesten
industriellen Indiens befördert haben.
Schon im Januar hatte ein Bericht
der US-Finanzfirma Hindenburg
Adhani Finanzkursmanipulation
vorgeworfen.
Er habe den größten Betrug
der Unternehmensgeschichte begangen.
Die Adhani-Gruppe hatte damals sämtliche
vierte Attacke gegen Indien bezeichnet.
Die neuen Rechercheergebnisse
stützen allerdings die alten
Vorwürfe und bringen neue Details
ans Licht.
Demnach soll der Adhani-Konzern
Offshore-Geschäfte in der Steueroase
Mauritius betrieben haben.
Zwei in Mauritius ansässige Fonds
hätten zwischen 2013 und 2018
für Hunderte Millionen Dollar
Aktien verschiedener Adhani-Unternehmen
gekauft.
Diese Käufe hätten die Aktienkurse
betrieben.
Eine in Dubai ansässige Firma
von einem Vertrauten des Adhani-Bruders
Vinod geleitet, habe die Käufe überwacht.
Die neue Recherche stützt
sich auf bislang geheime Dokumente
aus Steueroasen,
wie die britischen Zeitungen The Guardian
und die Financial Times berichten.
Die Recherche setzt nicht nur Adhani
unter Druck, sondern auch die
indische Finanzmarktaufsicht.
Sie wird erklären müssen, warum eine Gruppe
investigativer Journalisten
geheime Finanzkonstrukte
in Steueroasen ans Licht bringen kann,
während die nationale
Finanzaufsicht das bis heute nicht geschafft hat.
Auch die alte Forderung
der Opposition nach einer Stellungnahme
von Premierminister Narendra Modi
dürfte neuen Schub erhalten.
Modi und Adhani, die beide aus dem
Bundesstaat Gujarat stammen, gelten
als enge Weggefährten.
Modi hat bislang zu den massiven
Vorwürfen gegen Adhani geschwiegen.
In die Schweiz.
Im Kanton Wad dürfen Schulen
wenige Wochen vor politischen Wahlen
keine Debatten mehr durchführen,
wo sich die Kandidierenden
präsentieren können.
Dieser Entscheid des Wadländer
Bildungstirektors hat diese Woche
schweizweit für Aufsehen gesorgt.
Denn der Vorfall wirft Fragen auf.
Welche Rolle sollen Schulen
bei der politischen Bildung übernehmen?
Und weshalb tut sich die Schweiz
immer noch schwer mit politischer Bildung?
Livia Middendorp.
Es sei durchaus wichtig,
dass Jugendliche politische Debatten
kennenlernen, verteidigte
der Wadländer Bildungsdirektor
Frédéric Borlos einen Entscheid
im Parlament. Es sei auch kein
totales Verbot, meint der FDP-Politiker.
Es geht ihm lediglich um den
heiklen Zeitraum von 10 Wochen
vor den Wahlen.
In dieser Zeit seien viele Kandidierende
auf Stimmenfang.
Gezildes Taktieren an Schulen
vor den Wahlen müsse verhindert
werden. Denn nicht immer kämen
an solchen Anlässen alle Parteien
zu Wort. Claudio Kassel.
Es geht um den heiklen Zeitraum
vor den Wahlen. Denn nicht immer
kämen an solchen Anlässen alle
Parteien zu Wort.
Claudio Caduf ist Professor
an der Pädagogischen Hochschule
Zürich. Er hat verschiedene
Lehrmittel auch zu politischer
Bildung geschrieben.
Er findet den Entscheid
im Kanton Watt problematisch.
Er fragt sich, wann und wie die
Schülerinnen und Schüler die
verschiedenen politischen Positionen
sonst kennenlernen sollen.
Sie gehen ja nicht häufig ins Parlament.
In der Regel lesen ja auch keine Zeitung.
Also quasi gelebte Politik
erlebt man wirklich nur in solchen
Debatten. Und das sollten die Lernen
natürlich auch erleben können. Und zwar
unbesehen vom Zeitpunkt.
Politische Bildung habe in den letzten
Jahren nicht mehr, sondern
weniger Gewicht bekommen.
Sie frisst ja an den Schulen immer noch
ein Schatten da sein.
Früher hatte man etwas zu stark den
Fokus auf Staatskunde, also auf
politisches Wissen.
Heute hat das stark abgenommen,
aber andere Aspekte der politischen
Bildung werden eben nicht stärker
gewichtet, sodass man generell sagen kann,
politische Bildung hat einen sehr,
sehr schweren Stand in der Schweiz.
Dafür gebe es verschiedene Gründe.
Es sei sicherlich bei einigen
Politikerinnen und Politiken
auch eine gewisse Angst da,
dass es eine politische
Indoktrination gibt an Schulen.
Heute ist das eher quasi
von der bürgerlich rechten Seite
eine Befürchtung,
die besteht früher
vor 30, 40 Jahren, was eher
noch umgekehrt hat, die Linke befürchtet,
dass sozusagen der gute
staatsbürgerliche Unterricht
zu konservativer, patriotischer
Haltung führen würde.
Doch wie könnte politische Bildung
besser an Schulen verankert werden?
Um diese Frage drehte sich heute
auch der Schweizer Bildungstag.
Die Präsidentin des Dachverbandes
der Lehrerinnen und Lehrer
Schweiz Dagmar Rösler sagt,
ein Problem sei, dass nicht klar
sei, welchen Auftrag die Schulen
eigentlich hätten und was man
unter politischer Bildung verstehe.
Da braucht es sicher Maßnahmen
und Stärkung vom Fach oder
vom Modul und von Lehrpersonen,
damit ganz klar ist, was
können wir und was ist eigentlich gefragt.
Sie nehmen auch eine gewisse
Zurückhaltung wahr bei den Lehrpersonen,
wenn es um politische Bildung geht.
Einige hätten Angst,
sich die Finger zu verbrennen.
Für sie sei klar, Lehrerinnen
und Lehrer sollten im Unterricht
ihre Meinung sagen dürfen,
etwa wenn sie danach gefragt werden.
Das heißt nicht, dass Lehrpersonen
den Schülerinnen und Schülern
ihre Meinung aufdoktrinieren.
Man muss, glaube ich, auch sehr gut
in den Diskussionen immer wieder vermitteln,
dass es ja nicht eine richtige Meinung gibt.
Man darf verschiedene Meinungen haben,
aber man muss sich diese Meinungen
selber bilden und man darf sie nicht
von jemandem anderen aufgedrückt bekommen.
Die Schulen sind nicht
interessiert daran, dass alle
Schüler die gleiche Meinung haben.
Davon sind wir jetzt wirklich weit entfernt davon.
Dagmar Rösler begrüßt,
dass nun eine Diskussion darüber geführt wird,
was politische Bildung an Schulen darf
und soll.
Der Dachverband der Lehrerin
und Lehrer Schweiz ist am heutigen Bildungstag
zum Schluss gekommen,
dass politische Bildung Fächer
übergreifend verankert werden muss,
um sie zu verbessern.
Seit gestern ist definitiv klar,
die Schweiz hat künftig nur noch
eine Großbank, die UBS.
Und damit hat die Schweiz auch
ein großes Problem.
Waren Fachleute einhellig.
Sollte die neue UBS eines Tages
ins Taumeln geraten,
wäre keine Schweizer Konkurrentin mehr da,
um sie zu übernehmen.
Zu diesem Problem hat heute
eine Fachgruppe des Bundes
einen Bericht vorgelegt,
der noch zu Reden geben dürfte.
Wirtschaftsredaktor Jan Baumann
Mehr Macht, mehr gesetzliche
Kompetenzen für die Finanzmarktaufsicht
FINMA,
das sei ein zentraler Ansatzpunkt,
um für eine nächste Krise
gerüstet zu sein,
sagt die Expertengruppe des Bundes
zur Bankenstabilität.
Deren Präsident,
der Ökonomie-Professor Ivan Lengwiler
von der Universität Basel,
meinte dazu heute in der Sendung
Tagesgespräch von Radio SRF,
statt die FINMA öffentlich
zu tadellen,
soll das Parlament besser
die Aufsichtsbehörde stärken.
Ich wäre froh, wenn wir nach all den Jahren
FINMA-Bashing, wo wir im Parlament
so erlebt haben, wenn wir das ein wenig
aufhören und wenn sich das Parlament
entscheiden könnten,
die FINMA deutlich zu stärken,
anstatt sie einfach zu schwächen.
Das wäre, glaube ich, eine wirklich gute Entscheidung.
Das wäre ein guter Schritt.
Die FINMA müsste zum Beispiel früher
einschreiten können, wenn eine
für die Schweiz bedeutende Bank
ins Strauchen gerät.
Helfen könne etwa, wenn die FINMA eine Bank
gegen ihren Willen zu einschneidenden
Korrekturen zwingen dürfte.
Sogar dann,
wenn bei der Bank auf dem Papier
genug flüssiges Geld vorhanden sei,
wenn die Bank aber in Tat und Wahrheit
kurz davor sei, zahlungsunfähig zu werden.
Rechtseitiges Einschreiten
sei elementarwichtig,
findet die Expertengruppe.
Wenn die Bank auf hart gehe,
dann müsse das sogenannte
Tubic to Fail-Regime greifen.
Dieses sieht vor,
dass der einst auch im Fall der letzten
Schweizer Großbank UBS
nicht der Staat die Bank retten müsste.
Stattdessen müsste die strauchende Bank
gemäß einem im voraus bestimmten Plan
saniert und neu aufgestellt werden,
ohne dabei den Staat zu bemühen.
Weil die Situation der Schweiz
hat sich jetzt verändert,
wir haben nur noch eine Grossbank
und es ist aber wichtig,
dass wir sicher sind,
dass die Abwechslung der UBS,
wenn sie dann noch mal nötig sein sollten,
tatsächlich durchgeführt werden.
Wir werden nicht, dass die Steuerzahler
nachher damit bluten, oder?
Mit dieser Warnung geht auch
der ehemalige Bankenaufseher
Daniel Zuberbühler einig.
Er war einst Direktor
der Filmervorgängerin
der Eidgenössischen Bankenkommission.
Er war dabei, als der Staat
der inzwischen pensionierte Bankenkenner
ist denn auch froh,
konnte 15 Jahre später
die Credit Suisse vor dem totalen Crash,
dem ungeordneten Zusammenbruch
bewahrt werden.
Zuberbühler warnt davor,
sich auf die Abwickelbarkeit
gemäß dem Tobik to Fail-Regime zu verlassen.
Ich bin froh, hat unsere Regierung
Nationalbank und Firma
im konkreten Fall Credit Suisse
das Experiment nicht gewagt,
nur um zu sehen, ob diese schöne Theorie doch wirklich funktioniert.
Das ist mir wichtiger,
dass man das Problem gelöst hat,
auch wenn wir jetzt ein anderes Problem haben.
Wir haben nur noch ein Big Baby,
das man retten muss.
Das Big Baby UBS
müsse streng beaufsichtigt sein,
findet auch Bankenkenner Daniel Zuberbühler.
Und es helfe sicher,
wenn die Finanzmarktaufsicht dazu reichlich
mit Kompetenzen ausgestattet sei.
In einem weiteren Punkt
pflichtet er den Einschätzungen
der Expertengruppe bei.
Es ist natürlich schwierig
zu entscheiden,
wann greift man ein,
weil auch der Vorwurf kommen kann,
man hätte zu früh
eine Bank quasi
abgewickelt,
die noch lebensfähig gewesen wäre.
Dieses Dilemma
wird man immer haben
und es braucht auch,
wie Herr Lengwille sagte,
es braucht den Mut,
entscheidet zu fällen.
Ich kann an der Regulierung etwas herumschrauben,
ich kann mehr Kompetenzen geben,
aber am Ende
müssen Sie einen Entscheid fällen
und der hat Risiken und Vor- und Nachteile.
Mit anderen Worten,
das Tobik-to-Fail-Regime im Ernstfall umzusetzen,
ist gefährlich.
Gefährlich für die Behörden,
die sich deswegen später
Vorwürfen ausgesetzt sehen könnten,
aber auch gefährlich für die gesamte Volkswirtschaft.
Denn sollte der Eins
die Sanierung einer kriselnden UBS
vorgaben misslingen,
dann wäre das ein Desaster für die Schweiz,
für die Schweizer Wirtschaft
und würde wohl darüber hinaus ein Beben
in der globalen Finanzwelt auslösen.
Darum ist es,
warnen unisono die Experten,
besser wenn die Finanzmarktaufsicht FINMA
ihre Früherkennungsinstrumente schärft
und wenn die FINMA
rechtzeitig und hart eingreift,
lange bevor
vielleicht auch die UBS vor dem Abgrund steht.
Sie hören das Echer der Zeit.
Wir fragen gleich,
ob in der Wissenschaft
die Folgen des Klimawandels unterschätzt
und ob die Spannungen
zwischen Serbinnen und Albanern
in Kosovo überschätzt werden.
Noch nie war das
Mittelmeer so warm wie dieses Jahr.
Noch nie ist das Eis
im Meer vor der Antarktis
soweit zurückgeschmolzen.
2023 jagt ein Klimarekord
den nächsten
und die Extremwetterereignisse
häufen sich.
Da mag man sich fragen,
wurde der Klimawandel unterschätzt?
Waren die Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler zu vorsichtig
mit ihren Prognosen?
Dazu Wissenschaftsredaktor Christian von Burg.
Mehr Hitzewellen,
stärkere Niederschläge,
all das habe man so vorausgesagt,
sagt Klimawissenschaftlerin Friederike Otto
vom Imperial College
in London.
Wir sehen,
insbesondere die Extremwetterereignisse
ist nicht überraschend.
Mit ihren Klimamodellen
und Beobachtungsdaten
habe die Klimawissenschaft
ziemlich genau das vorausgesagt,
was jetzt eintreten.
Das sehen auch alle anderen
befragten Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler so.
In einem entscheidenden Punkt aber
habe sich die Wissenschaft getäuscht.
Was wir unterschätzt haben,
diese Änderung in Extremwetterereignissen
unserer Gesellschaft
schaden und unsere Ökosysteme zerstört.
Das also bereits mit
1,5 Grad Erwärmung folgen
schwere Schädendrohen für die ganze
Weltbevölkerung und nicht erst
mit 2,5 Grad oder noch mehr
wie früher gedacht.
Dies wurde im Bericht des Weltklimarats
IPCC denn auch korrigiert.
Vorsichtig waren die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch,
weil sie im Jahr 2009
von Klimawandelskeptikern
teilweise massiv angegriffen wurden.
Man unterstellte den Wissenschaftlern,
sie würden Daten und Studien
unterschlagen, sie betrieben
gezielt Alarmismus.
Diese Vorwürfe wurden zwar entkräftet,
trotzdem wirken sie nach
das bestätigen verschiedene Forscher,
etwa Erich Fischer,
Klimawissenschaftler
an der ETH Zürich.
Wir wollten nicht da stehen,
als Leute, die Alarmismus
betreiben.
Und das ist auch gut so,
ist das Teil der Wissenschaft,
dass wir nicht Schlussfolgerungen ziehen,
die nicht gerechtfertigt sind.
Deshalb werden alle Resultate
nochmals hinterfragt.
Aber all dies habe wohl dazu geführt,
dass man zum Teil übervorsichtig
wurde, sagt Fischer.
Kommt hinzu, dass die Berichte
des Weltklimarates von der Anlage
her eher konservativ sind.
So braucht es immer
mehrere übereinstimmende Studien,
bis ein bestimmter Sachverhalt
in den Bericht aufgenommen wird.
Alles was noch nicht einwandfrei
erklärt werden kann,
wurde lange gar nicht erwähnt.
Damit sind die Berichte zwar
extrem breit akzeptiert,
aber sie hinken der aktuellen Forschung
immer leicht hinterher
und sind eher vorsichtig.
In der Kommunikation sei dies
ein Problem, sagt Friederike Otto.
Viele Wissenschaftlerinnen
haben Angst, als alarmistisch
oder Aktivisten zu gelten
und sind darum extrem zurückhalten
und sehr darauf trainiert,
immer die Unsicherheiten zu betonen
an jeder Studie.
Aber ich denke, das ist falsch
und wir müssen viel mehr betonen,
was wir wissen. Wir wissen ganz, ganz viel.
Umgekehrt gibt es natürlich auch
einzelne Klimawissenschaftler,
die übertreiben. Weniger in den Studien,
eher in den Pressemitteilungen
zu den Studien, sagt Fischer.
Dass da gewisse Kolleginnen und Kollegen dazu
neigen, das zuzuspitzen,
vielleicht auch zu überzeichnen
mit wahrscheinlich dem Ziel,
oft auch die Leute wach zu rütteln,
weil sie ein bisschen frustriert
sind und denken, das Thema werde unterschätzt.
Diese Befürchtung
teilen viele Forschende
und so beschränken sie sich zunehmend
nicht mehr darauf Fakten zu benennen,
sondern zeigen
so deutlich wie möglich auch
die konkreten Konsequenzen auf.
Friederike Otto etwa will sich
nicht vorwerfen lassen,
nicht genügend Klartext
gesprochen zu haben.
Wenn jetzt nicht dramatisch viel passiert
in der Politik, dann wird die 1,5 Grad
Marke sehr bald erreicht
und dann werden wir zum Ende
dieses Jahrhunderts bei
ungefähr 3,2 Grad landen.
Das sei keine Schwarzmalerei.
Das betonen auch die anderen
angefragten Klimawissenschaftlerinnen
und Klimawissenschaftler.
Das ist eine realistische Rechnung,
wenn man sich anschaut,
wie wenig die Staaten der Welt
bisher versprochen haben,
gegen den Klimawandel zu tun.
Christian von Burg hat berichtet.
Mehr zum Thema.
Zum Beispiel, wie die Wissenschaft bereits
in den 1980er-Jahren
vor dem Klimawandel gewandt hat
und welchen Einfluss das hat
auf die Kommunikation von heute.
Hören Sie im Podcast Kopf voran.
Überall, wo es Podcasts gibt,
www.srf.ch.audio
Spannungen in Kosovo
machen immer wieder Schlagzeilen.
Häufig geht es dann um
Differenzen zwischen der serbischen Minderheit
und der albanischen Bevölkerungs-
Mehrheit im Land.
Und meist geht es um Gebiete
im Norden Kosovus an der Grenze zu Serbien.
Dabei leben die meisten Serbinnen
und Serben in Kosovo
nicht im Norden, sondern sind
verteilt über verschiedene Gemeinden
im ganzen Land.
Und dort funktioniert das Zusammenleben
im Alltag meist problemlos.
Das zeigt die Repartage
von Ausland-Redaktor Janis Fahlender.
Im Restaurant Tiffany ist wenig los.
Die Angestellten
nutzen die Ruhe, um die Küche zu putzen.
Das Restaurant liegt in Bresovica.
Inmitten einer Bergregion
ganz im Süden Kosovo.
Die Grenze zu Nordmazedonien
ist sehr nahe.
Die Gegend ist gleichermaßen von Serbinnen
und Albanern bewohnt.
Immer, wenn sich der Konflikt
mit der serbischen Minderheit im Norden zuspitze,
würden weniger Leute kommen,
sagt Luli, der albanischstämmige Besitzer
des Tiffanys.
Die meisten seiner Gäste
seien albanischstämmig.
Sie fanden es dann nicht sicher,
in eine mehrheitlich serbisch bewohnte Gemeinde
zu kommen.
Dabei sei die Situation hier in Bresovica
eine ganz andere als im Norden,
betont Luli.
Das Zusammenleben zwischen den Volksgruppen
funktioniert hier problemlos.
Das zeigt sich sein Restaurant,
in dem man ganz bewusst Serben
aus der Region einstelle.
Vor acht Jahren hat er das Restaurant eröffnet.
Er möge die Berge
und gehe gerne Skifahren.
Deshalb sei er hier nach Bresovica gekommen.
In der Küche wird serbisch gesprochen.
Nikola kocht seit sechs Jahren hier.
Im Gefalle die Arbeit, sagt er.
Als 16-Jähriger habe er angefangen.
Nie habe es Probleme gegeben,
weil sein Chef albaner sei
und er Serbe, erzählt Nikola.
Klar habe er albanische Freunde
und gehe hier mit ihnen in die umliegenden Städte
um etwas zu trinken.
Das Zusammenleben funktioniert ohne Probleme.
Die Situation sei nicht so,
wie sie medial oft dargestellt wäre.
Seine Freunde in Serbien
hätten das aber ein ganz anderes Bild von Kosovo.
Doch er lebe gerne hier
und wolle bleiben.
Auch wenn die wirtschaftliche Situation schwierig sei
und viele Altersgenossen abwandern.
An der Straße, die aus dem Tal hinaus
Richtung Pristina führt,
bewirbt ein Schild selbst gebrannten Schnaps,
Rakia.
Das Schild ist dreisprachig angeschrieben,
auf albanisch, serbisch und englisch.
Er brenne Schnaps aus allen möglichen Früchten,
sagt es da noch ja im Garten
vor seinem Haus.
Aus Birnen, Pflaumen, Äpfeln, Quitten
und Himbeeren.
In erster Linie produziert er den Rakia
für sich und seine Freunde.
Verkaufe er.
Seine Kundschaft bestehe gleichermaßen
aus Albanern und Serben.
Sein ganzes Leben,
56 Jahre, lebt der Bauers da noch ja schon hier.
Er habe nie Probleme
mit seinen albanischen Nachbarinnen
und Nachbarn gehabt.
Man respektiere und verstehe sich.
Und doch kommt es im Alltag
nur selten zu einem Austausch,
was auch an sprachlichen Hürden liege,
wie seine Tochter Jelena erzählt.
Albanisch verstehe sie nur ein bisschen.
Hätte sie mehr Kontakt
zu Albanerinnen und Albanern, wäre das anders,
sagt die junge Frau.
Doch in dieser ethnisch gespaltenen Gesellschaft
sei das nicht so einfach.
Hier zeigt sich, außerhalb von geschäftlichen
Beziehungen gibt es zwischen den Volksgruppen
oft nur wenige Berührungspunkte.
Das Leben findet nebeneinander statt,
doch meist nicht miteinander.
Umso wichtiger sind Orte,
wie das Restaurant Tiffany.
Dort wird mittlerweile der Grill angefeuert.
Für Besitzer Luli ist klar,
einen guten Miteinander der Volksgruppen
stehen die Politiker auf beiden Seiten im Weg.
Und nicht die Menschen.
Der Problem ist zwischen der Politik.
Er spüre das am eigenen Leib.
Der lokalen Politik gefällt nicht,
was er in seinem Restaurant macht.
Die Politik, die mich nicht lieben.
Man lege ihm immer wieder Stein in den Weg.
Etwa, wenn es um Bewilligungen gehe.
Doch ihm sei das egal.
Er mache weiter.
Auch wir machen weiter,
morgen, gleicher Sender, gleiche Zeit.
Redaktionsschluss heute
ist um 20 vor 7.
Verantwortlich für das Echo der Zeit
Lukas Schneider,
für die Nachrichten Jan von Tobbel
am Mikrofon Christina Scheidecker.
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