Echo der Zeit: Nach Erdbeben in Marokko: abgelegene Dörfer nur schwer erreichbar

Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 9/10/23 - 27m - PDF Transcript

Radio-SRF Echo der Zeit mit Simon Hulliger.

Unsere Themen am 10. September. Das Leid in Marokko.

Nach dem schweren Erdbeben sind die Rettungsarbeiten angelaufen.

Doch die kleinen Dörfer im Atlasgebirge sind nur schwer zugänglich.

Vorwürfe an die römisch-gatholische Kirche in der Schweiz

noch immer würde zu wenig unternommen gegen sexuellen Missbrauch.

Dass wir in den letzten zehn Jahren immer noch Fehler machen

und auch sogar vertuschen, auch heute noch, das ist ein No-Go.

sagt der ehemalige Sprecher der Schweizer Bischöffe Nikola Betticher.

Dann wird der Solarexpress ausgebremst.

Der Kanton Wallis sagt Nein zu beschleunigten Bewilligungsverfahren

für große Solaranlagen.

Und Floskeln in deutschsprachigen Medien,

wie zum Beispiel der ausgebremste Solarexpress.

Oder gehört aus Abstellgleich.

Da sind wir bei diesen Bahnfloskeln.

Ich hatte das aber nicht schlimm.

Man muss ja manchmal auch komplexe Themen reduzieren

auf einen Begriff, eine Formulierung, die wirklich kurz und knapp ist.

Es gebe aber auch Floskeln, die problematisch sind.

Kletterjournalist Sebastian Pertsch im Echo-Gespräch.

Nach dem schweren Erdbeben in Marokko steigt die Zahl der Todesopfer weiter an.

Gemäss Angaben der Regierung sind über 2.000 Menschen ums Leben gekommen.

Hunderte werden noch vermisst.

Das Beben vom Freitagabend hat eine Stärke von 6,8 auf der Richterskala.

Das Ebi-Zentrum lag rund 70 Kilometer südlich von Marrakesch.

Susanne Tappe ist für die ARD in der Halbstadt Rabatt.

Ich wollte von ihr wissen, wie ist die Situation heute?

Sie ist vor allem unübersichtlich.

Das merkt man auch daran,

dass sich die Zahlen über Opfer seit heute Morgen

die offiziellen Zahlen nicht verändert haben.

Das wird nicht daran liegen,

dass man jetzt nicht weitere Tote aus den Trümmern geborgen hat.

Sondern das liegt daran,

dass die Informationen sehr schleppend bei uns ankommen.

Relativ viele Informationen bekommen wir aus Marrakesch.

Das interessiert verständlicherweise auch viele Leute,

weil sie da schon mal als Touristen waren.

Die Bilder der zerstörten oder zumindest teilweise zerstörten

berühmten roten Stadtmauer um die Medina,

die ja auch UNESCO Weltkulturerbe ist.

Die haben bestimmt viele gesehen.

Vielleicht auch die Bilder von den Leuten,

die heute eine zweite Nacht auf den Plätzen draußen geschlafen haben,

weil sie sich nicht in ihre beschädigten Häuser zurücktrauen.

Aber da, wo die Situation wirklich, wirklich schwierig ist,

das sind die kleinen verteilten Bergdörfer im Atlasgebirge südwestlich von Marrakesch.

Und gerade daher bekommen wir nur schleppende Infos.

Und dort ist die Zerstörung am größten in diesen kleinen Dörfern?

Ja, definitiv.

Da war das Epizentrum des Bebens.

Und man muss auch sagen, die Situation ist eher arm.

Die Häuser sind sehr einfach.

Zum Teil ist das schlechte Bausubstanz.

Und das erklärt, warum die Zerstörung dort am größten ist.

Sind denn diese Dörfer zugänglich für die Rettungsdienste?

Das ist sehr, sehr schwierig.

Also man muss sich das so vorstellen, dass schon in normalen Zeiten,

wo Motorradfahrer da als Touristen hingekommen sind,

um die spektakulären Passstraßen zu befahren,

dass so war, dass man sich da nur langsam bewegen konnte,

jedenfalls mit einem gewissen Sicherheitsbedürfnis,

weil es einem so vorkommt,

als sei das eine einspurige, extrem gewundene Straße

und dann kommt einem doch ein Lkw entgegen.

Und jetzt ist es so, dass die Behörden ja von dieser Passstraße

die Rettungskräfte abweichen müssen.

Die müssen ja nach rechts und links in die kleinen Dörfer,

da führen Straßen hin, die zum Teil nicht befestigt sind.

Da sind Feldbrotten runtergekommen, die sind zum Teil versperrt.

Also es ist extrem schwierig, in alle Dörfer zu gelangen.

Wie laufen denn ganz grundsätzlich die Rettungsarbeiten in Marokko?

Also sie sind definitiv im großen Stil angelaufen.

Meine Kollegin ist gestern Abend nach Marrakesch gefahren von Rabatt aus

und sie hat gesagt, ihr habt auf der Autobahn unglaublich

viele Rettungsfahrzeuge gesehen.

Sei das von der Polizei, sei das von der Armee,

sei das von medizinischen Diensten,

zum Teil auch mit Hilfskütern, zum Teil wagen die Aussagen

als sei das eine private Initiative.

Und die haben sich alle aufgemacht in den Süden.

Und wir haben auch gesehen, dass zum Teil schon Rettungskräfte

in den Dörfern angekommen sind.

Allerdings, was sehr schwierig zu sein scheint,

ist, schweres Gerät mit in diese Dörfer zu bringen.

Denn was wir oft sehen, ist, dass Menschen mit ihren bloßen Händen

oder mit Schaufeln versuchen, die Trümmer beiseite zu räumen.

Ich habe auch Bilder gesehen, wo Esel vor schwere Trümmerteile

gespannt worden sind, um die wegzuziehen.

Also mit professioneller Ausstattung in die Dörfer zu kommen,

das scheint sich schwierig zu gestalten.

Und was jetzt heute dazugekommen ist,

spanische und französische Helfer mit Suchhunden

sind in Marokko eingetroffen.

Und das war wohl auch in Absprache mit Marokko,

das sagen zumindest die spanischen Behörden.

Es gibt ja in Deutschland ein bisschen Kritik gerade,

weil die Deutschland zumindest keine offizielle Hilfsanfrage bekommen hat

in der Zeit, wo man Leute bergen kann, schwindet.

Gibt es auch Kritik an den Behörden, an der Art,

wie sie die Hilfe gestalten?

Also es gibt sehr viel Verzweiflung natürlich.

Es gibt sehr viele Menschen, die sagen, wir brauchen Hilfe.

Das fängt immer Rakesch an, wo sich die Leute nicht zurück

in ihre Häuser trauen.

Zwei Nächte jetzt auf öffentlichen Plätzen,

wie dem Gemma Elfner, geschlafen haben, den Platz der Gaukler.

Und da einfach mit Decken und Kissen campieren

und sagen, wie soll das weitergehen?

Wir müssen herausfinden, ob mein Haus ein Sturz gefährdet ist.

Wir haben auch immer noch Nachbäben, wenn auch keine schweren.

Und ich brauche doch jemand, der mir sagt, ob ich zurück kann.

Ich brauche jemanden, wo ich sonst hin kann.

Ich brauche Wasser, ich brauche Essen.

Also diese Verzweiflung, die wird ausgedrückt.

Die Kritik, die kommt eher aus dem Ausland,

wie eben zum Beispiel aus Deutschland,

wo man sich fragt, warum nicht mehr Hilfe ins Land geholt wird.

Aber offenbar ist es so, dass Marokko sagt,

wir können bei vielen Zufall wegen nicht weiter,

da können auch internationale Helfer nicht weiter.

Wir versuchen, uns ein Lagebild zu verschaffen

und dann die Hilfe zu koordinieren.

Das dauert nur eben, soweit die Kritik berechtigt, sehr, sehr lange.

Auch die Schweiz hat Hilfe angeboten.

Gemäß dem Außendepartement EDA,

stehe ein Team der humanitären Hilfe bereit.

Noch fehle aber eine Antwort aus Marokko.

Das eben war Susanne Tappe.

Sie ist für die ARD in der Hauptstadt Rabatt.

Und nun zu den Nachrichten mit Jan von Tobel.

Der G20-Gipfel in der indischen Halbstadt Neudeli

ist heute zu Ende gegangen.

Zwei Tage lang hatten sich die Staats- und Regierungschefs

der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer ausgetauscht.

Der deutsche Kanzler Olaf Scholz

zog nach dem Gipfel ein positives Fazit.

Es seien viele Dinge vorangebracht worden,

etwa beim Klimaschutz, sagte Scholz vor Medienschaffenden.

Und es habe ein klares Bekenntnis dazu gegeben,

dass Grenzen nicht mit Gewalt verschoben werden sollen.

Damit spielte Scholz auf die Abschlusserklärung des Gipfels an.

Dieser ist erst nach langen Diskussionen fertig geworden.

Anders als im vergangenen Jahr

wird der russische Angriffskrieg darin nicht ausdrücklich verurteilt.

Es werden aber allgemeine Grundsätze genannt,

wie eben die territoriale Integrität von Ländern wie der Ukraine.

US-Präsident Joe Biden ist nach dem G20-Gipfel von Neudeli

nach Vietnam gereist.

Dort hat er sich mit dem Vorsitzenden

der regierenden kommunistischen Partei Nguyen Phu Trong getroffen.

Nach dem Gespräch sagte Biden,

die USA und Vietnam

seien eine erweiterte strategische Partnerschaft eingegangen.

Beide Länder hätten Verträge unterzeichnet

und anderem im Bereich der Halbleiter-Technologie.

Russland soll Drohnenangriffe auf Ziele

in der ukrainisch-romänischen Grenzregion geflogen haben.

Das sagt das Rumänische Verteidigungsministerium.

Nun protestiert die Regierung.

Man habe eine Protestnote an Moskau geschickt,

mit der Aufforderung, alle Maßnahmen zu treffen,

damit die Sicherheit der rumänischen Bevölkerung in der Region gewährleistet sei.

Zitieren rumänische Medien eine Pressemitteilung des Außenministeriums.

Gestern hat der Rumänien gemeldet,

Drohnenbruchteile in der Nähe eines rumänischen Dorfes

in der Grenzregion gefunden zu haben.

Weil Russland das Getreideabkommen betreffend

das Schwarze Meer aufgekündigt hat,

exportiert die Ukraine vermehrt Getreide über die Donau

ins Angrenzen der Rumänien.

Russland seinerseits hat in den vergangenen Tagen

mehrfach ukrainische Donauhäfen angegriffen.

In der Hauptstadt von Sudan, in Khartoum,

sind bei einem Luftangriff mindestens 40 Menschen

auf einem Markt ums Leben gekommen.

Laut der Organisation Ärzte ohne Grenzen

wurden mindestens 60 weitere verletzt.

Die Armee und die RSF Milizen machen sich gegenseitig verantwortlich

für den Angriff.

Die Kämpfe in dem Nordostafrikanischen Land waren Mitte April ausgebrochen.

Laut der UNO hat der Konflikt bereits mehr als 4 Millionen Menschen

in die Flucht geschlagen.

Die Stimmbefüllkung in der Stadt Rappers-Villona

hat ja gesagt zu weiteren Planungen eines Stadttunnels.

Fast 60% haben sich für eine Tunnellösung ausgesprochen.

Sie soll die Stadt vom Durchgangsverkehr entlasten.

In einer weiteren Frage haben sich die Stimmenden

für die umfangreichere Tunnelvariante ausgesprochen.

Diese würde fast eine Milliarde Franken kosten.

Die Stadtregierung von Rappers-Villona schreibt in einer ersten Reaktion,

sie werde sich nach dem deutlichen Jahr beim Kanton St. Gallen

stark machen für eine rasche Umsetzung der Tunnellösung.

Für den Kanton hat das heutige Abstimmungsresultat

nämlich nur rein informativen Charakter.

Das Ergebnis ist nicht bindend.

Zum Sport mit Felix Renkli noch nie in der 123-jährigen Geschichte

des deutschen Fußballbundes DFB wurde ein Bundestrainer entlassen.

Bis heute.

Der Trainer der Nationalmannschaft Hansi Flick muss gehen.

Nicht nur das blamable 1 zu 4 zu Hause gegen Japan am Samstagabend

wird Hansi Flick am Ende zum Verhängnis.

Schon die beiden Testspiele zuvor gegen Kolumbien und Polen

gingen verloren.

Dazu war Deutschland an der WM Karte im vergangenen Jahr

nicht über die Vorrunde hinausgekommen.

Resultate dieses vierfachen Weltmeisters nicht würdig sind.

Umso mehr als Deutschland in neun Monaten die Europameisterschaft ausrichtet

und hier eigentlich groß auftrumpfen wollte.

Nun zieht der deutsche Fußballbund die Reißleine und entlässt Hansi Flick.

Im Testspiel übermorgen gegen den WM-Finalisten Frankreich

werden Sportdirektor Rudi Föller, U20-Trainer Hannes Wolf

und Sandro Wagner das Team einmalig betreuen.

Wer danach als Bundestrainer übernimmt, ist noch nicht klar.

Bereits kursieren in den Medien mögliche Nachfolger wie Julian Nagelsmann,

Jürgen Klopp, Stefan Kunz oder Oliver Glasner.

Wer den Posten auch ausüben wird, er wird die stolze deutsche

Fußballnation erst mal wieder aufrichten müssen.

Denn die Statistiken sind alarmierend.

Drei Niederlagen der deutschen Nationalmannschaft in Folge

gab's zuletzt vor 38 Jahren.

Jetzt zum Wetzern Jan von Togel.

Heute und morgen ist es weiterhin meistsonig.

Über den Bergen sind die Quellwolken vor allem am Morgen zahlreicher.

Es bleibt aber meist trocken.

Dazu ist es schülheiß bei Temperaturen um 30 Grad.

Eschode Zeit auf Radio SRF.

Bei uns geht es weiter mit neuen Vorwürfen an die katholische Kirche.

Mit dem Solarexpress und der Frage, ob das Nein im Kanton Wallis diesen ausbremst.

Mit einer Wolke aus Floskeln und mit Hongkong.

Was ist geblieben vom großen Aufstand der Demokratiebewegung?

Die Sendung international gleich nach diesem Eschode Zeit

oder jederzeit als Podcast zum Beispiel via srf.ch-audio.

Schwere Vorwürfe an die römisch-katholische Kirche in der Schweiz.

Mehrere aktuelle und frühere Bischöfe sowie weitere geistliche

sollen Fälle von mutmaßlichem sexuellen Missbrauch vertuscht haben.

Berichtet heute der Sonntagsblick, ein Bischof soll sogar selber

einen Jugendlichen sexuell belästigt haben.

Erhoben hat die Vorwürfe der ehemalige Sprecher der Schweizer Bischöfe,

Nikola Betticher, in einen Brief an den Botschafter des Papstes in der Schweiz.

Betticher sagte heute gegenüber Fernsehen srf.

Also wir haben alle Fehler gemacht.

Und zwar auch ich damals als Offizial- oder Generalvika vor 20 Jahren.

Wir hatten damals keine Regeln, wir haben Fehler gemacht.

Aber dass wir in den letzten 10 Jahren immer noch Fehler machen

und auch sogar vertuschen, auch heute noch, das ist ein No-Go.

Defaddi Khan hat bereits reagiert und den Bischof von Huhr,

Josef Bonmer, beauftragt, den Fall intern zu untersuchen.

Ich wollte von SRF-Religionsexpätin Judith Wipfel wissen,

wer ist Nikola Betticher und was ist seine Motivation?

Nikola Betticher kämpft seit Jahrzehnten für mehr Transparenz und Aufklärung.

Er ist massiv unzufrieden, wie nach wie vor sexuelle Übergriffe

durch geistliche Behandeltwerden in den Bistümern.

In seinem Brief führt er ja auch neuere Fälle an,

in denen Bistümer nicht so vorgegangen sein,

wie sie das nach Kirchenrecht hätten tun müssen.

Ein schlechtes Licht fällt dabei auch auf amtierende Bischöfe.

Dazu muss man wissen, Betticher ist nicht irgendein Whistleblower.

Er war selbst einmal Sprecher der Bischofskonferenz

und im Westschweizer Bistum Generalvikar.

Das ist der zweite Mann unter dem damaligen Bischof Bernard Genoux.

Nun soll ja der Bischof von Huhr, Josef Bonmer, den Fall untersuchen.

Was ist genau seine Aufgabe?

Er leitet die sogenannt innerkirchliche Voruntersuchung

zu Handen des Vatikans.

Der Kura Bischof Bonmer ist Fachmann für dieses Thema

und hat in seinem Bistum auch schon einiges unternommen an Prävention.

Dass die Aufklärung insgesamt aber zu langsam

und teils auch wirklich unprofessionell vonstatten geht,

das ist kein Geheimnis.

Da machte Bettichers Brief nun so richtig nochmal Druck.

Und wie reagiert die Schweizer Bischofskonferenz

auf diese erneuten Vorwürfe?

Sie bestätigt eigentlich nur, dass es diese Vorwürfe gibt,

dass einige Fälle auch zur Anzeige bei der Schweizer Staatsanwaltschaft

gekommen sind und dass es eben dieses innerkirchliche Verfahren gibt.

Die Bischöfe wollen sich aber wegen laufender Verfahren

zu keinem Fall konkret äußern.

Übermorgen Dienstag wird ja eine Vorstudie

von Forscherinnen der Uni Zürich veröffentlicht.

Sie haben sich mit sexuellem Missbrauch

im Umfeld der katholischen Kirche befasst.

Wie hängen denn nun die heutigen Veröffentlichungen

mit der Studie vom Dienstag zusammen?

Ja, die sind wie eine kleine Bombe, die vor der noch größeren Bombe platzt,

denn diese Vorstudie der Uni behandelt historisch die letzten 70 Jahre.

Ihre Ergebnisse sind mit Sperrfrist schon einigen Medien bekannt

und sorgen bereits für große Anspannung im Land.

Auf diese Studie aber hatte Aufklärer Betticher wohl nicht warten wollen,

als er im Mai seinem Brief verfasste und verschickte,

ihm geht es ja vor allem auch um noch aktuelle Fälle von Vertuschung.

SRF Religionsexpertin Judith Wipfler, die besagte Studie

der Uni Zürich wird kommenden Dienstag veröffentlicht.

Wir berichten darüber auf Radio SRF und in der SRF News App.

Die Walliser Stimmbevölkerung will nicht,

dass große Solaranlagen in den Alpen schneller bewilligt werden können.

Sie hat ein entsprechendes Dekret der Kantonsregierung

mit 54% Neinstimmen abgelehnt.

Was heißt das nun für den sogenannten Solarexpress,

den das eignössische Parlament im vergangenen Sommer beschlossen hat?

Inlandetaktorin Livia Middendorp.

Es sei ein Signal auch für die übrige Schweiz, sagt Brigitte Wolf,

Co-Präsidentin der Grünen Wallis.

Sie hat zusammen mit linken Parteien der Unterwalliser SVP

und Umweltverbänden für das Nein gekämpft.

Brigitte Wolf betont, dass dieses Votum kein Nein zu Solarenergie sei

und auch kein Nein zu großen Solaranlagen in den Alpen.

Es hat uns am meisten gestört, dass es keine Kriterien gibt,

um zu bestimmen, wo wir solches alpinen Solaranlagen bauen möchten.

Wir möchten diese nicht in unverbaute Landschaft,

sondern wir möchten sie da, wo es bereits Straßen,

Hochspannungsleitungen, vielleicht auch eine Staumauer gibt.

Und dieses Instrument, um zu bestimmen, wo macht es Sinn

und wo nicht, das fehlt im Dekret.

Dennoch bringt das Nein aus dem Wallis eine gewisse Skepsis

gegenüber solchen Großanlagen zum Ausdruck.

Der Solarexpress, den das Parlament im letzten Sommer verabschiedete,

will genau solche Großanlagen fördern.

Das Ziel, das dort festgelegt wurde, bis Ende 2025,

sollen 200 Solaranlagen in den Bergen entstehen,

die jährlich 2 Terawattstunden Strom liefern.

Die Anlagen sollen subventioniert werden,

wenn die großen Kraftwerke bis Ende 2025

mit mindestens 10% der Leistung am Netz sind.

Hätte die Walliser Stimmbevölkerung heute ja gesagt,

dann hätten bewilligte Anlagen auch nach einer Beschwerde

vorerst weitergebaut werden können.

Dramatisch sei das Nein im Wallis dennoch nicht,

sagt der Walliser Mieteständerat Beatrieder,

der den Solarexpress im Parlament mitgeprägt hat.

Man muss das Resultat differenziert betrachten.

Die Stimmung in den betroffenen Regionen,

die sich wirklich mit den Projekten auseinandergesetzt haben,

ist sehr gut. Zwei Drittel der Bevölkerung in den Regionen,

wo wirklich Solarprojekte kämen, haben diesen Dekret zugestimmt.

Das heißt, die Gesamtabstimmung ist nicht sinnbildlich

für effektiv jene Standortgemeinden.

Sie haben diese Solarprojekte geplant.

Aus diesem Grund sieht auch FDP-Ständerat Ruedinosa,

der den Solarexpress ebenfalls mitgestaltet hat,

die Abstimmung eher als Bestärkung

für die Solarenergie in den Alpen.

Entscheidend über große Solaranlagen

werde ja jeweils nicht der ganze Kanton entscheiden,

sei die Stimmung nur in den jeweiligen Standortgemeinden.

Ruedinosa bleibt zuversichtlich,

dass große Solaranlagen zeitnah umgesetzt werden können.

Ich sehe jetzt im Moment, dass zum Beispiel der Kanton Bern

oder im Kanton Graubens die Projekte sehr schnell vorwärts gehen.

Das heißt, es geht also auch mit bestehenden Baubewilligungsverfahren.

Zudem habe man Zeit, der Solarexpress stoppen nicht einfach.

Große Solaranlagen würden unabhängig davon gefördert.

Die grünen Schweiz- und Umweltverbände auf der anderen Seite

haben sich gefreut über das Resultat im Wallis.

Es sei ein Zeichen dafür,

dass solche Projekte künftig breiter abgestutzt werden müssen.

Der Wirtschaftsmotor Deutschland stottert.

Bald kommt der nächste Prämienhamme.

Der Bundesrat gibt grünes Licht.

Wenn Journalisten und Journalistinnen schreiben,

ist die Floskel oft nicht weit entfernt.

Zwei Journalisten in Deutschland wollten solche Phrasen

und fragwürdige Formulierungen in deutschsprachigen Nachrichtentexten

aufdecken und lansierten das Projekt Floskelwolke.

Auf ihrer Webseite und den sozialen Netzwerken

veröffentlichen sie fast täglich Beispiele,

stets mit einem Augenzwinkern, wie sie betonen.

Nun, neun Jahre später, haben sie das Projekt beendet.

Einer der beiden Gründer ist Sebastian Pertsch.

Ich wollte von ihm wissen,

welche Floskel können Sie nicht mehr hören?

Eigentlich alle.

Es gibt so viele Floskeln und Aufrasen,

die wir mit dieser Floskelwolke analysiert haben.

Und das geht so in die 200, 300, die ich nicht mehr hören kann.

Da gibt es sehr, sehr, sehr viele.

So eine typische Floskels aller Zeiten.

Da würde man ganz gerne die Zukunft ausgeklammert.

Das ist ja nicht nur in den Nachrichten,

sondern in irgendwelchen Dokumentationen,

die keine Ahnung, zehn besten Filme aller Zeiten.

Vielleicht kommt ja noch ein besserer Film, kann durchaus sein.

Das ist jetzt keine schlimme Floskel.

Und auch wenn wir darauf hingewiesen haben,

gibt es durchaus auch Floskeln oder andere Verwendung,

gerade geframte Begriffe, die doch wirklich problematisch sind.

Wann ist denn für Sie eine Floskel problematisch?

Dann nehmen wir mal das Beispiel sozial schwach.

Ob das jetzt wirklich eine Floskel ist oder nicht, sei mal dahingestellt.

Aber mit sozial schwach wird immer synonym,

wirtschaftlich schlechter gestellte Menschen benannt.

Zum Beispiel arme Menschen, die sind arm, aber nicht sozial schwach.

Sozial schwach sind möglicherweise die, die darauf hinweisen

und die vielleicht möglicherweise mehr Geld haben.

Und das ist natürlich ein geframter Begriff.

Also Framing, wenn mit Floskeln eine Absicht verfolgt wird,

es gibt ja aber auch Floskeln, die helfen, etwas verständlich zu machen,

einen komplexen Sachverhalt bildlich darzustellen.

Also nicht jede Floskel ist ein Übel.

Nein, um Gottes Willen.

Das haben wir aber auch mit der Floskelwolke,

die wir ja nun mal neun Jahre betrieben haben,

immer wieder auch in unseren Vorträgen, Workshops und so weiter,

haben wir immer wieder darauf hingewiesen,

dass ja nun nicht jede Floskel schlimm ist.

Also unsere Sprache lebt ja im Grunde auch von geschmeidigen Wörtern,

damit wir Sachen besser verstehen.

Da brauchen wir manchmal Vergleiche.

Da müssen wir Synonyme finden.

Metaphern, das ist auch völlig legitim.

Floskeln können bloß vielleicht in der Masse ja inflationär wirken

und dann macht es die Sprache nicht unbedingt besser.

Inflationär ist vielleicht auch fast schon eine Floskel.

Könnte man meinen, ja.

Aber ich denke schon, dass wir Begriffe haben,

die gerne von der Politik auch durchaus von Strafverfolgungsbürgen

wie der Polizei immer wieder überschwappen in die Nachrichten.

Da gibt es auch durchaus problematische Begriffe wie Familiendrama.

Man hört das immer wieder, sind wohl irgendwelche Leutungsleben gekommen

und dann kommt eine Polizeimeldung

und dann heißt es, da gab es eine Ehe-Tat, ein Familiendrama.

Aber was dahintersteckt, ist ja etwas ganz anderes.

Das ist fast immer ein Femizid.

Und das bedeutet, dass in fast allen Fällen ein Mann

seine Kinder abgeschlachtet hat und seine Frau abgeschlachtet hat.

Aber nach außen hin wird das dann als Familiendrama irgendwie geklämt.

Und das ist höchst problematisch,

weil wir dort auch eine Täter-Opferumkehr haben.

So im Sinne von, na ja, die Frau muss ja irgendwie auch etwas dafür getan haben.

Sonst wäre es ja gar nicht dazu gekommen.

Und das ist problematisch.

Einerseits, dass Polizeibehörden das so nennen,

aber eben auch, dass so etwas immer wieder im Journalismus durchrutscht.

Sie haben ja auch jedes Jahr die Floskel des Jahres ausgezeichnet.

Für das Jahr 2022 wählten Sie den Begriff Freiheit

mit der Begründung der Freiheitsbegriff

sei in der Debatte um die Corona-Beschränkungen missbräuchlich

umgedeutet und entwürtigt worden.

Dafür wurden Sie zum Teil auch stark kritisiert.

Ist das Aufspüren von Floskeln also auch ein politischer Akt?

Das führt, glaube ich, eine Idee zu weit.

Also gerade bei diesem Begriff haben viele,

wie leider so häufig, auf Twitter nur die Überschrift gelesen

und haben sich dann gleich eschürfiert.

Wir haben natürlich auch den, oder vor allen Dingen den inflationären,

wie gerade schon erwähnt, den inflationären Gebrauchen genommen auch

und teilweise auch die Fehldeutung,

dass immer nur dieses egomanische Ich, ich, ich,

was man immer wieder hört, in Vordergrund gerückt worden ist

und der eigentliche Freiheitsbegriff,

der ja nun mal wirklich auch wichtig in unserer Gesellschaft ist,

das haben wir auch bewusst so geschrieben und auch ausgeführt,

dass wir das ja gar nicht kritisieren,

sondern der Umgang mit der Freiheit.

Und nun ja, politisch würde ich das eher nicht sehen.

Es ist eine Interpretation, auch letztendlich alle Begriffe,

die wir mit der Floske Wolke über die vielen Jahre gesammelt haben

und immer darauf wieder hingewiesen haben,

basiert auch auf letztendlich Gesprächen mit vielen Kolleginnen,

mit vielen, die sich mit Sprache beschäftigen,

mit Leuten aus dem Dudenverlag, mit der Chefredakteurin.

Und ich glaube schon,

dass wir mit vielen Punkten da richtig gelegen haben.

Neun Jahre führten Sie das Projekt Floske Wolke,

hat Ihre Arbeit etwas bewirkt, stellten Sie eine Veränderung fest?

Das ist qualitativ und quantitativ, glaube ich, nicht analysierbar.

Wir haben über die vielen Jahre schon gemerkt,

gerade weil wir ja nicht nur das öffentliche Projekt hatten,

sondern wir haben ja auch intern in vielen Medienhäusern

auch Workshops gegeben,

waren natürlich auch in öffentlichen Veranstaltungen wie der Republiker.

Und wir haben schon nicht nur im deutschsprachigen Raum,

sondern auch in der Schweiz, in Österreich immer mal wieder Feedback bekommen,

wie sehr dankbar im Grunde, dass viele Kolleginnen sind,

dass wir bestimmte Begriffe mindestens thematisieren.

Also es geht ja nicht nur zwingt um das Anprang an,

sondern erst mal ins Gespräch kommen.

Und ich glaube schon, dass wir etwas bewirkt haben,

aber es gibt immer mal wieder Medien, die eher Kampagnen betreiben,

die benutzen natürlich Sprache auch zu manipulativen Zwecken.

Und da haben wir keine Chance, mit Sprachkritik sie zu erreichen.

Sebastian Pertsch, er war Ko-Chef-Daktor des Projekts Floskel Wolke.

Und zum Schluss der Sendung nach der Blick in die kommende Woche.

Morgen Montag blicken wir nach Chile.

Es ist der 50. Jahrestag des Militärputsches gegen Präsident Salvador Allende.

Diktator Augusto Pinochet reagierte das südamerikanische Land bis 1998.

Das Trauma der brutalen Diktatur ist bis heute nicht überwunden.

Und die Slowakei.

Sie ist eine der wichtigsten verbündeten der Ukraine

und steht treu an der Seite des angegriffenen Landes,

zumindest unter der gegenwärtigen Regierung.

Ende September konnte sich das ändern.

Die Partei des ehemaligen Regierungschefs Robert Fizzo führt die Umfragen an.

Sollte er gewinnen, will er die Militärhilfe an die Ukraine streichen.

Wir stellen den umstrittenen Politiker vor.

Das war es vom heutigen Echo der Zeit.

Mit der Daktionsschluss um 18.07 Uhr.

Verantwortlich für die Sendung war Markus Hofmann

für die Nachrichten Fabian Wütrich am Mikrofon Simon Holliger.

Copyright WDR 2021

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Nach dem schweren Erdbeben in Marokko steigt die Zahl des Todesopfer weiter an. Bisher wurden über 2000 Tote gezählt, Hunderte werden vermisst. Wie sieht die Lage im Land aus? Das Gespräch mit Susanne Tappe, ARD-Korrespondentin in Rabat.

Weitere Themen:
(01:26) Nach Erdbeben in Marokko: abgelegene Dörfer nur schwer erreichbar
(12:06) Schwere Vorwürfe an die römisch-katholische Kirche in der Schweiz
(15:39) Walliser Stimmbevölkerung bremst den «Solar-Express»
(19:16) «Sehr viele Floskeln kann ich nicht mehr hören»