Echo der Zeit: Nach CS-Übernahme: Wie steht es um andere systemrelevante Banken?

Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 4/6/23 - 41m - PDF Transcript

Radio-SRF. Echore Zeit mit Matthias Gündig.

Und das beschäftigt uns am Gründonnerstag, dem 6. April.

Nach dem Fall der CS, wie gut wären eigentlich die kleineren systemrelevanten Banken der Schweiz vorbereitet,

wenn sie in eine Krise gerieten?

Informationen der Firma hierzu stimmen nicht geradezuversichtlich.

Dann stehen tatsächlich die Schweigegeldzahlungen an eine Porno-Darstellerin im Zentrum der Anklage gegen Donald Trump.

Nein, sagt der US-Juice-Experte. Es geht vielmehr um Fälschung von Geschäftsunterlagen.

Natürlich ist Sex interessanter als Geschäfte, aber das Verbrechen ist Geschäftsbetrieb, nicht Sex.

Sagt Kirk Juncker, Professor für US-amerikanisches Recht.

Auch 25 Jahre nach dem Karfreitagsabkommen sind die Wunden des Bürgerkriegs in Nordeland noch nicht vollständig verheilt.

Es werde eine bis zwei Generationen dauern, bis die damalige Gewalt aus den Erinnerungen verschwinden werde,

sagt dieser Lokalhistoriker in Derry.

Und Pablo Picasso wird derzeit weltweit gefeiert.

Wir würdigen sein Werk beleuchten, aber auch seine Schattenseiten im Echo der Zeit.

Wir beginnen mit der Nachrichten über sich des Tages und Tobias Meier.

Und da geht es zunächst um Gewalt in Naost.

Denn aus dem Libanon sind am Nachmittag mehrere Raketen auf Israel abgefeuert worden.

Das israelische Militär teilte mit, dass sein Raketenabwehrsystem Iron Dome 25 Raketen abgefangen habe,

fünf seien auf israelischem Gebiet eingeschlagen.

Regierungschef Benjamin Netanyahu hat deshalb sein Sicherheitskabinett einberufen.

Die Unommission in Libanon spricht von einer äußerst ernsten Situation und ruft zur Zurückhaltung auf.

Wer hinter dem Raketenangriff auf Israel steht, ist nicht bekannt.

In Libanon ist die schiitische Hisbollah Miliz beheimatet, die mit Iran verbündet ist.

Es gibt dort aber auch palästinensische Gruppierungen.

Bei ihrem Besuch in China sind EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen

und Frankreichspräsident Emmanuel Macron mit Staatschef Xi Jinping zusammengekommen.

Beim Gespräch war auch der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ein Thema.

Nach dem Treffen sagte von der Leyen, sie habe Ski vor Waffenlieferungen nach Russland gewarnt,

den Aggressor zu bewaffnen, verstoße gegen internationales Recht.

Emmanuel Macron erklärte seinerseits, Ziel sei es, dass Gespräche für einen dauerhaften Frieden aufgenommen würden,

erforderte Xi Jinping auf, sich ebenfalls dafür einzusetzen.

Iran und Saudi-Arabien haben sich in Gesprächen etwas angenähert.

Bei einem Treffen in der chinesischen Hauptstadt Peking haben die Außenminister der beiden Länder eine Erklärung unterzeichnet.

Diese sieht laut Nachrichtenagenturen vor, dass innerhalb von zwei Monaten wieder Botschaften im jeweils anderen Land eröffnet werden sollen.

Das Treffen war das erste seiner Art seit über sieben Jahren.

Letzten Monat hatten Iran und Saudi-Arabien angekündigt, wieder diplomatische Beziehungen aufzunehmen.

In Myanmar haben Kämpfe zwischen dem Militär und bewaffneten Rebellen seit gestern Tausende Menschen in die Flucht getrieben.

Laut Hilfsorganisationen sind über 4.000 Menschen ins benachbarte Thailand geflüchtet.

Einige Dorfbewohner auf der thailändischen Seite der Grenze hätten den Geflüchteten geholfen.

Vor zwei Jahren hatte das Militär-Regierungschefin Aung San Suu Kyi entmachtet, sie sitzt seither im Gefängnis.

Die unerwürfte Militär vor, es unterdrücke die Opposition in Myanmar mit Gewalt und missachte die Menschenrechte.

In die Schweiz, das Bundesgericht stützt das Bettelverbot des Kantons Basel statt mehrheitlich.

In einem Punkt sei dieses aber unverhältnismäßig.

In öffentlichen Perken müsse das Betteln künftig wieder erlaubt sein, urteilte das Bundesgericht.

Weitere Regeln und Verbote, die das Betteln betreffen, würden die Grundrechte hingegen nicht verletzen.

Im Kanton Basel statt ist unter anderem organisiertes Betteln verboten.

Gebüßt werden kann auch wer auf aggressiver Art und Weise bettelt.

Zudem ist Betteln an bestimmten Orten untersagt, z.B. an Bushaltestellen oder an Eingängen von Hotels.

Die arbeitslosen Quote in der Schweiz ist im März leicht gesunken auf 2,0%.

Das ist der tiefste Stand in einem März seit 22 Jahren.

Fast 93.000 Menschen waren bei regionalen Arbeitsvermittlungszentren als arbeitslos gemeldet.

Das sind knapp 5.700 weniger als im Februar.

Weniger Arbeitslose heißt auch weniger Kosten für die arbeitslosen Versicherung.

Dieser hat im letzten Jahr einen Überschuss von 2,3 Milliarden Franken erzielt.

Die Börsendaten von 18.05 geliefert von 6.

Der Swiss Market Index schließt bei 11.230 Punkten plus 1,0%.

Der Dow Jones Index in New York fällt um 0,2%.

Der Euro wird zu 98°79 gehandelt, der Dollar zu 90°40.

Und es bleibt noch das Wetter, was ist da zu erwarten, Tobias Mayer?

Am Abend nehmen die Wolken aus Westen weiter zu

und morgen erwartet uns dann typisches Aprilwetter mit vielen Wolkenregen

und auch ein paar sonnigen Abschnitten.

Die Schneefallgrenze liegt um 1.000 m.

Die Temperatur erreicht 9 bis 12°.

Die Credit Suisse ist Geschichte, sie wird von der UBS übernommen.

Und die Frage steht im Raum, wie steht es eigentlich

um andere systemrelevante Banken in der Schweiz,

während sie gewappnet für den Notfall?

Der Blick in den Jahresbericht der FINMA stimmt da einem wenig zuversichtlich,

denn dort steht, die Notfallplanung von gewissen Banken sei,

der Zitat, nicht umsetzbar.

Ruth Witwer berichtet.

Keine der drei nationalen systemrelevanten Banken ZKB, Postfinanz und Reifeisen

habe ausreichend Kapital für den Notfall reserviert.

So schreibt es die eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA

in ihrem Jahresbericht zum letzten Jahr.

Er wurde vor einigen Tagen publiziert.

Bemerkenswert ist?

Ähnliche Formulierungen liest man auch in früheren Jahresberichten.

Im Chargon der FINMA heißt es, die Notfallpläne seien erneut nicht umsetzbar.

Für Wirtschaftsprofessor Peter V. Kunz von der Universität Bern bedeutet das,

Wenn diese Banken in eine Krise geraten würden, dann wären sie nicht rettbar.

Im Notfallplan müssen systemrelevante Banken aufzeigen,

wie sie im Krisenfall stabilisiert, saniert oder liquidiert werden können.

Natürlich stünden diese großen Banken aktuell nicht vor dem Scheitern,

präzisiert Prof. Kunz, aber er sei überrascht,

dass die Notfallpläne immer noch als nicht umsetzbar eingestuft würden.

Der Bankenexperte kritisiert vor allem auch die Knappheit der Information.

Man könne nicht einfach in den Jahresbericht schreiben,

dass die Notfallpläne von systemrelevanten Banken nicht in Ordnung seien.

Die Aufsichtsbehörde müsse auch aufzeigen, wie das Ziel erreicht werden soll,

also wie eine Bank im Notfall gerettet werden könne.

Genau das ist eigentlich die Aufgabe dieser Regulierung.

Und hier wird nun gesagt, die Regulierung, die steht, aber es ist nicht umsetzbar.

Also hier braucht es sicherlich weitere Erläutungen durch die FINMA.

Prof. Kunz fragt sich, wie die FINMA die Aufsichtsbehörde

auf ihre Feststellungen im Jahresbericht reagiert.

Wie lange haben die säumigen Banken noch Zeit,

ihre Vorsorge für die Notfall als Schuhe zu bringen?

Wie setzt die FINMA die Anforderungen durch?

Das könne man nicht kommunizieren, erklären Vertreter der FINMA auf Anfrage.

FINMA-Präsidentin Marlene Amstad machte dieses Dilemma gestern

in einem Mediengespräch zur Übernahme der Credit Suisse deutlich.

Eine Vielzahl unserer Maßnahmen, und zwar oftmals die Schärften,

können nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Bei der CS hat die FINMA eine Ausnahme gemacht

und einige Eckpunkte ihrer Arbeit offengelegt.

Auch bei den drei nationalen systemrelevanten Banken

wäre eine klare Ansage wichtig, so Wirtschaftsprofessor Peter V. Kunz.

Dass man über 10 Jahre nach der Notfallregulierung Too Big Too Fail

immer noch sage, man sei noch auf dem Weg dahin,

wirtet Peter V. Kunz als kein gutes Zeichen.

Die FINMA zeige sich gegenüber den kleinen Banken meistens sehr streng,

doch bei den Großen habe sie Beishämmungen.

Seit Jahren kritisiere ich immer ein wenig an der FINMA,

dass sie Beishämmungen hat, ich habe aber auch schon gesagt,

ein Problem sei, dass ich kein Gebiss habe.

Die FINMA widerspricht, sie habe keine Beishämmungen.

Die großen Institute wie die ZKB oder Postfinanz

würden sehr viel intensiver beaufsichtigt als die kleinen Banken.

Die FINMA habe in sehr vielen Verfahren zum Durchsetzen der Anordnungen

gerade bei den großen Banken zugebissen.

Und wie beurteilen die betroffenen Banken ihre Notfallpläne?

Die Zürcher Kantonalbank schreibt, sie werde die vollen Anforderungen

zeitnah erfüllen. Bei der Postfinanz heißt es,

die Arbeiten zur Notfallplanung seien noch im Gang.

Die überarbeitete Version werde der FINMA fristgerecht zur Prüfung vorgelegt.

Wann genau die Banken die Auflagen erfüllen, bleibt offen.

Die Reifeißenbank jedoch hat das Ziel erreicht, wie sie heute mitteilt.

Die FINMA habe zu ihrer Notfallplanung grünes Licht gegeben.

Sie hören das echte Zeit auf Radio SRF mit diesen weiteren Fragen.

Was ist vom Nordirland-Konflikt heute noch spürbar?

Eine Röportage von der Grenze zwischen Irland und Nordirland.

Weshalb zögert Jamé im Sudan den Vertrag zur Machtheilung

mit den Zivilisten zu unterzeichnen? Eine Analyse hierzu.

Warum kämpft die NCZ noch immer mit den Folgen eines Heckerangriffs?

Wir fragen nach. Sind wir noch immer eine Nation von Pendlerinnen und Pendlern?

Die Neuesten zahlen zur Schweizer Mobilität, relativieren dieses Bild.

Und zum Schluss, weshalb das Genie auch ein Miser Makawa,

eine kritische Würdigung von Pablo Picasso,

aus Anlass seines 50. Todestages, im Echo der Zeit.

Zuerst in die USA. Auch zwei Tage nach der offiziellen Anklageerhebung

gegen Ex-Präsident Donald Trump dominiert das Thema die Medien in den USA.

Debattiert wird vor allem darüber, welche Chancen die Anklage vor Gericht haben könnte.

Die Medienberichte rund um die Anklageerhebung fokussieren mehrheitlich

auf die Schweigegeldzahlungen an Porno-Darstellerin Stormy Daniels,

wie diese Zahlungen von Trump verbucht wurden

und ob dies ein Verstoß gegen Wahlgesetze darstelle.

Ich habe über die Anklage gegen Donald Trump mit Kirk Young gesprochen,

Professor für US-Amerikanisches Recht an der Universität Köln.

Zuerst habe ich ihn gefragt, ob der Fall Stormy Daniels,

seine Meinung nach, tatsächlich im Zentrum der Anklageschrift stehe.

Nein, eigentlich nicht. Nicht von der Anklageschrift,

aber sondern von der Pressekonferenz, haben wir gelernt,

dass die Theorie des Falles ist, dass das Trump-Wallteam

unter der Leitung von Trump die Unterdruckung negativer Informationen

über Trump während seines Wahlkampfs organisiert hat

und dafür aus Wahlkampfgeldern bezahlte.

Die Geschäftsunterlagen, Telefonate, E-Mails und Tweets

werden zeigen, dass er dies 34-mal getan hat,

dass Stormy Daniels Schweigegeld war,

nur ein einziger Beispiel von dem.

Also jetzt können wir vielleicht aufhören,

ständig aufs Stormy Daniels zu konzentrieren.

Natürlich ist Sex interessanter als Geschäfte,

aber das Verbrechen ist Geschäftsbetrug, nicht Sex.

Ist Fälschung von Geschäftsunterlagen,

das ist ja eines der Delikte, die Trump vorgeworfen werden,

überhaupt ein schweres Delikt?

Allein ein einziges Stück davon ist nicht,

aber nach § 175 von dem Strafgesetzbuch in New York

verlangt vom Staat den Nachweis, dass der Angeklagter

den Geschäftsbetrug in der Absicht begangen hat,

ein anderes Straftat zu begehen oder deren Begehen zu unterstützen

oder zu verbergen und das ist sehr wichtig hier.

Also 34-mal hat er dann etwas getan,

Falsches, etwas mit seiner Geschäftsunterlagen,

um ein anderer Straftat zu verbergen

und diese Dinge zusammen sind sehr wichtig.

Aber wissen wir den aufgrund der Anklageschrift

oder der Ausführung von Staatsanwalt Alvin Bragg

um welche Straftat es sich handelt,

die mit dieser Fälschung von Geschäftsunterlagen

verborgen werden soll?

Von der Anklageschrift, das wissen wir nicht,

ein Anklageschrift ist ein sehr trockene, technische,

juristische Dokument.

Aber er meintet in seinen Pressekonferenz,

dass es organisiert war,

alle negative Informationen zu verbergen

und von seinem Wahlkampfgeld dafür zu bezahlen.

Das bedeutet, Alvin ist etwas mit ein außer-eher Beziehung

mit Stormy Daniels oder Karen McDougal zu tun hat.

Wenn er dafür bezahlt hat von seinem Wahlkampf,

dann könnte vielleicht Herr Bragg erklären

und beweisen, dass er das gemacht hat,

nicht um seine Familie zu unterstützen,

sondern seine Unterstützung in den Wahlkampf zu betrugen.

Und das ist seine zweite Verbrecherin dann.

Was natürlich außenstehende verwirrt ist,

dass die Staatsanwaltschaft in der Anklageerhebung

gar nicht genau sagt, welches diese möglichen Delikte,

diese möglichen Straftaten sein könnte.

Muss die Staatsanwaltschaft das gar nicht offenlegen?

Nein, die Anklageschrift muss nur genugen Beweise enthalten,

um vorgerecht gehen zu können.

Es handelt sich um ein midleres Beweismass.

In dem Prozess müssen die Beweise zweifelsfrei belegen,

dass die Straftaten begangen wurden

und dass der Angeklagte die Person ist, die die Straftaten begangen hat.

Die Beweise in der Anklageschrift wurden in der Pressekonferenz

der Staatsanwaltschaft etwas ausführlicher dargestellt.

Die Theorie des Falles ist das organisierte Verbrechen.

Es war ein Plan, mit anderen Personen zusammenzuarbeiten,

um Nachinformationen zu suchen, die sich negativ

auf die politische Kampagne von Trump auswirken

und sie zu kaufen und zu verbergen.

Dann heißt das aber auch, wenn man noch gar nicht genau weiß,

worauf die Staatsanwaltschaft ganz genau abzielt,

also auf welche Straftat,

dann kann man auch noch nicht sagen,

welche Chancen die Staatsanwaltschaft

bei einem Prozess vor den Geschworen haben wird.

Also können wir nicht, aber ich wurde vermuten,

dass Herr Breik versteht glasklar, wie wichtig es ist

und würde das nicht bringen,

wenn er nicht genug Beweismittel hat.

Aber er versteht auch wahrscheinlich,

dass wir in Medien und Publikum ständig darüber besprechen wurden

und denkt wahrscheinlich, es wäre ein Vorteil für ihn,

seine Beweismittel in seine eigene Schubladen zu halten,

bis er das benutzen muss.

Sagt Kirk Juncker,

er lehrt US-Amerikanisches Recht an der Universität Köln.

Es ist nicht irgendein Jubiläum,

sondern das Ende eines Bürgerkriegs.

Der Nordinland-Konflikt forderte gut 3.500 Menschen das Leben.

Er wurde am 10. April 1998

mit dem Friedensabkommen vom Karfreitag beendet.

Barrikaden, Barrieren und Grenzpostbosten wurden danach abgebaut.

Die Grenze zwischen der Republik Irland und Nordirland

ist nicht mehr sichtbar.

Es explodieren dort keine Bomben mehr.

Aber die Wunden, Narben und Einschusslöcher

von damals seien immer noch da,

erzählt der Unternehmer und Lokalhistoriker Steven Kelly.

Großbitanien-Korrespondent Patrick Wülser

war mit ihm im Grenzgebiet von Derry unterwegs.

Autos, Brennesseln, nasse Schuhe.

Es ist kein schöner Ort, um eine Reportage zu beginnen.

Auf der fahrblosen Straßenkreuzung

im äußersten Zipfel Nordirlands

lasse sich das Karfreitags abkommen.

Am besten veranschaulichen meinst Steven Kelly.

Wenn Sie die Kreuzung genauer anschauen,

sehen Sie, dass das Tempolimit auf den Signaltafeln

vorne in Kilometern pro Stunde angegeben ist,

auf der Rückseite doch in Meilen pro Stunde.

Allein daran sieht man heute,

dass man gerade von Nordirland in die Republik Irland

und damit in die EU rollt.

Vor 25 Jahren waren hier Barrikaden.

Dort rüben waren die bewaffneten Posten der britischen Armee

und auf dieser Seite irische Zollbeamte.

Dank dem Karfreitagsabkommen und dem Nordirland-Protokoll

ist das zum Glück Vergangenheit.

Lediglich für Leute mit geübtem Auge

ist an jener Stelle, wo früher Menschen

routinemäßig kontrolliert und allenfalls arretiert wurden,

im Asphalt eine feine gewählte Linie zu erkennen.

Es ist die Stelle, wo der britische Asphalt

auf denjenigen der EU trifft.

Wobei der britische Asphalt eindeutig

die schlechtere Qualität aufweise, meint Kelly.

Wenn der Lokalhistoriker und Präsident

der Nordirischen Wirtschaftskammer

besuchenden Nordirland-Konflikt erklären will,

fährt er mit ihnen mit dem Auto durch die Gegend.

Auf dem Weg von der Kreuzung im Niemandsland von Derry

oder Landenderry, wie die Unionisten die Stadt bis heute nennen,

ist das Gras überall gleichgrün.

Doch man überquert die verschlonene Grenze

zwischen Nordirland und der Republik Irland genau sieben Mal.

Manchmal verläuft die Grenze mitten auf der Straße,

wegenlich durch die Gärten, durch Häuser

und dort vorne durch eine Hühnerfarm.

Wenn die Hühner durch die Vordertür ins Freie treten,

sind sie in Nordirland.

Wenn sie durch die Hintertür spazieren, sind sie im Binnenmarkt.

Ohne das Nordirland-Protokoll

wäre die Zollgrenze also mitten durchs Hühnerhaus verlaufen.

Seit dem Frieden vom Karfreitag

pendeln Hühner und Menschen jedoch frei

in Nordirland und der Republik.

Kelly ist froh, dass es keine Grenze mehr gibt.

Diese war nicht nur verschlungen,

sondern auch lebensgefährlich.

Hier auf der linken Seite sehen sie eine alte Brücke.

Am Gelände eine Vase mit Blumen,

im Gedenken an die Menschen,

die hier vor mehr als 30 Jahren ermordet wurden.

Die Brücke war damals ein Grenzposten der britischen Armee.

Die IRR hat in einem Lieferwagen eine Bombe versteckt

und den Schoffer gezwungen, hierher zu fahren.

Und die Bombe dann aus der Ferne gezündet.

Der Schoffer und vier britische Soldaten

seien durch die Bombe getötet worden.

Der 53-jährige Kelly ist einen Steinwurf davon,

entfernt aufgewachsen.

Der Donationen bildeten die Tonspur seiner Jugend.

In Derry eskalierten die Troubles,

wie der Bürgerkrieg mit britischem Understatement bezeichnet wird,

mit dem Massaker vom blutigen Sonntag.

Republikanische Bürgerrechtlerinnen und Bürgerrechtler

hatten sich am 30. Januar 1972 zu einem Protestzug formiert.

Auf Tonaufnahmen des damaligen Funkverkehrs

der britischen Armee ist zu hören,

wie Soldaten nervös versuchen,

die Innenstadt unter Kontrolle zu bringen.

Kurz nach 14 Uhr gibt der Kommandant

eine britischen Spezialeinheit,

ohne nachvollziehbaren Grund das Feuerfach.

Innerhalb von neun Minuten werden 13 Menschen erschossen,

über 20 schwer verletzt.

Niemand von ihnen hatte eine Waffe bei sich.

Die Tonbänder mit dem verstörenden Funkverkehr

und die 108 Hülse,

der verschossenen Kriegsmunition,

lagen heute leicht verstaubt im Keller des Ortsmuseums von Derry.

Die Erinnerungen wachen in den Köpfen der Menschen.

Ich bin im Dezember 1971 auf die Welt gekommen.

Meine Großmutter lebte im Stadtzentrum von Derry.

Am blutigen Sonntag war ich gerade zwei Monate alt

und schlief auf dem Sofa.

Eine Konzerne,

der britischen Armee durchschlug das Fenster

und blieb in der Wohnzimmerwand stecken.

Ich habe von dem natürlich nichts mitbekommen.

Das Loch in der Wand erinnere ich jedoch bis heute,

dass ich bereits als Säugling von Gewalt umgeben war.

Und ich bin erleichtert,

dass in diesem Land endlich Frieden herrscht.

Ich habe meine Kinder und meine Adoleszen erlebt.

Es war eine gute Erleichtung, dass diese Probleme enden.

25 Jahre ist eine lange Zeit.

Aber sie reichen nicht aus,

um solche Wunden in einer Gesellschaft zu heilen.

Bis die Menschen in Nordirland wirklich miteinander versöhnt sind

und wir unsere Troubles in der Vergangenheit hinter uns lassen können,

wird es wohl noch ein bis zwei Generationen dauern.

Der lokal Historiker Steven Kelly

in der Reportage von Großbritannien-Korrespondent Patrick Wülser.

Im Sudan zeigt sich das Militär erneut bereit,

die Macht mit Zivilisten zu teilen.

Dies nachdem ein Putsch der Armee vor eineinhalb Jahren

den Weg hin zur Demokratie abrupt unterbrochen hatte.

Heute nun hätte die Einigung zwischen der Militärregierung

und den Zivilisten unterschrieben werden sollen.

Doch Uneinigkeit innerhalb der Militärführung

hat dies erneut verunmöglicht.

Afrika-Korrespondentin Anna-Lehmann Meier.

Es ist ein Déjà-vu.

Da waren wir doch schon einmal im Sudan.

Vor vier Jahren hatten andauernde große Straßenproteste dazugeführt,

dass der Diktator Oma Al-Bashir gestürzt wurde.

Bashir hatte den Sudan bis dahin fast 30 Jahre lang regiert.

An seine Stelle trat erneut eine Militärregierung.

Doch damit fanden sich die Sudanesinnen und Sudanesen nicht ab.

Sie protestierten weiter mit der Forderung,

dass Militär, welches den Diktator weggeputscht hatte,

sollte ebenfalls die Macht abgeben, und zwar an eine zivile Regierung.

Nach wochenlangen Demonstrationen

war die Unterbereit, die Macht mit den Zivilisten zu teilen.

Das war im Juli 2019.

Nun, vier Jahre später, steht der Sudan wieder am selben Punkt.

Denn das Militär hatte zwischenzeitlich

das gemeinsame Demokratie-Experiment mit den Zivilisten

durch einen Putschje beendet.

Nach 1,5 Jahren Militärregime

und weiterhin andauernden Straßenprotesten

will die Hunter den Zivilisten nun wieder die Hand reichen.

Doch zuerst muss sich die Militärführung offenbar

untereinander selbst einig werden,

erklärt Mohamed Osman

von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch.

In den letzten Monaten waren sich die Nummer 1

in der Militärregierung Abdel Fattahal Burhan

und die Nummer 2 Mohamed Hamdan Daglo

uneinig über die Zukunft ihrer jeweiligen Truppen.

Darum musste die Einigung mit den Zivilisten

erneut verschoben werden.

Die Reform der Sicherheitskräfte im Sudan

ist derzeit der große Knackpunkt.

Die berüchtigten paramilitarischen

Rapids Support Forces,

denen angelastet wird, den davor einen Genozid begangen zu haben

und denen Mohamed Hamdan Daglo vorsteht,

sollen ins reguläre Militär integriert werden,

deren Chef General Burhan ist.

Dabei ist offenbar keiner der beiden rivalen

innerhalb der Militärregierung bereit,

einen Teil seiner Macht abzugeben.

Doch auch auf Seiten der Zivilisten

ist man weit davon entfernt, sich einig zu sein,

darüber wieder Weg hin zur Demokratie gestaltet werden soll.

Die Forces for Freedom and Change, kurz FFC,

welche erneut bereit sind,

gemeinsam mit den Militärs zu regieren,

repräsentieren die etablierten Parteien.

Doch die Sudaneseinnen und Sudanese,

welche nun während vier Jahren ununterbrochen

auf der Straße für die Demokratie protestiert hatten,

fühlen sich von den FFC nicht repräsentiert.

Wer sogar verraten, erklärt Mohamed Osman.

Die Protestgruppen sehen nicht,

dass die FFC ihre Anliegen vertreten.

Das Regieren gemeinsam mit den Militärs

ist für die Menschen auf der Straße keine Option.

Sie fordern, dass die Militärs abtreten

und zur Rechenschaft gezogen werden.

Denn seit die Militärs das Zepter von Diktator Bashir

übernommen haben, sind sie mit äußerster Brutalität

gegen die Demonstrierenden vorgegangen.

Bei einem Massaker 2019 wurden über 100 Menschen getötet.

Seit dem Putsch haben die Sicherheitskräfte bei Protesten

mindestens 125 Personen umgebracht.

Und die berüchtigten Rapid Support Forces

dürften für Millionen Tote in Darfur verantwortlich sein.

Für all diese Taten wurde nie jemand zur Rechenschaft gezogen.

Dass es so nicht weitergehen könne,

dieses Gefühl sei in der sudanisischen Gesellschaft

weit verbreitet, so Mohammed Usman.

Zum ersten Mal in der Geschichte des Sudans erleben wir,

dass bei Protesten die Forderung nach Gerechtigkeit

und die Forderung, dass Menschen zur Verantwortung gezogen werden,

sollen für ihre Verbrechen ganz zu Oberst stehen.

Doch es sieht nicht danach aus,

dass die Regierung darin ihre Prioritäten sehen würde.

Darum, selbst wenn die Zivilisten wieder mit regieren dürfen

mit den Militärs, der Weg hin zur Demokratie ist ein weiter.

Wenn die wichtigen Themen wie Gerechtigkeit und Verantwortung

nicht in Angriff genommen werden.

In die Schweiz.

Immer ein Eisenbahnland und eine Nation von Pendlerinnen und Pendlern.

Das sind zwei oft zitierte Gewissheiten.

Eine neue Umfrage des Bundes relativiert, aber dieses Bild ein wenig.

Inlandredaktor Mathias Strasser.

Immer schneller und vor allem immer weiter.

Das war ein Mal.

Zum allerersten Mal seit das Mobilitätsverhalten in dieser Form abgefragt wird,

sind die in der Schweiz zurückgelegten Kilometer zurückgegangen.

Das ist ein Pandemie-Effekt.

Aber Statistik ist ja immer auch eine Frage der Betrachtungsweise.

Wem das hochrichtet auf das Jahr,

ist es doch immerhin noch ein Drittel des Weltumfanges,

das wir hier pro Jahr zurücklegen.

Sagt George Simon Ulrich, Direktor des Bundesamts für Statistik.

Im Durchschnitt waren es 30 Kilometer pro Tag,

7 Kilometer weniger als noch 2015.

Ein kleines Novum sei das,

denn zu Vornahmen die Distanzen steht zu.

Da kann man sicher nicht von Trendwende sprechen.

Es ist natürlich der Pandemie-Effekt.

Wir sehen auch, dass Anfangs 21,

als es natürlich noch Maßnahmen hatte,

Pandemie bedingt, dass da auch der Rückgang größer war

und gegen Ende des Jahres eigentlich wieder

eine ähnliche Entwicklung zu beobachten war,

wie dies auch schon bei der Erhebung 2015 der Fall war.

Verkehrsmittel der Wahl bleibt das Auto.

Zwei Drittel aller Kilometer werden damit zurückgelegt.

Zum ersten Mal seit dem Jahr 2000

konnte das Auto seinen Vorsprung auf die Eisenbahn wieder ausbauen.

Im Langsamverkehr und in Städten

wurde das Velo oft als Alternative zum ÖV genutzt

und stark auf dem Vormarsch war in der Pandemie das E-Bike.

Als die Umfrage 2021 entstand,

galten noch umfangreiche Einschränkungen

zur Bekämpfung des Coronavirus, zum Beispiel eine Homeoffice-Pflicht.

Und das Homeoffice durfte sich in manchem Betrieb etablieren,

heißt das auch weniger Pendeln, weniger Stau

und weniger teure Infrastruktur ausbauten.

Nicht ganz, sagt der oberste Bundesstatistiker.

Man sieht natürlich unter anderem auch solche Effekte,

dass dann die Bereitschaft, wenn man weniger Tage unterwegs ist,

aber dafür eine größere Distanz auf sich nehmen muss,

offenbar besteht.

Die Schweiz pendelt also selektiver.

Einen Job hat, in dem Homeoffice möglich ist,

pendelt im Durchschnitt fast 20% weitere Distanzen,

als wenn der Job Anwesenheit erfordert.

Das hat Folgen für die Raumplanung Ulrich Seva,

stellvertretender Direktor im Bundesamt für Raumentwicklung.

Wenn wir weniger Pendeln, führt das natürlich zu weniger Verkehrsspitzen

am Morgen und Abend, das ist ein Vorteil.

Auf der anderen Seite sind eben längere Distanzen nicht zwingend positiv.

Die Frage ist auch, was die Leute daneben machen.

Also sind sie dann in der Freizeit mehr unterwegs.

Denn wer von zu Hause aus arbeitet,

aber am Abend mit dem Auto zum Sport oder Einkaufen fährt,

steht genauso im Stau.

Immerhin, selektives weiteres Pendeln

könne helfen, die Abwanderung aus Struktur schwächeren

ländlichen Gebieten zu bremsen, so Seva.

Sowieso der Freizeitverkehr.

Er ist der Haupttreiber der Schweizer Mobilität

und nicht etwa das Pendeln zur Arbeit.

Ein Trend, der in Zukunft anhalten werde, so Seva.

Denn unterwegs sind längst nicht nur Arbeitstätige.

Wir werden in Zukunft sehr viel mehr ältere Menschen haben,

die mobil sind und die insbesondere auch in ihrer Freizeit mobil sind

und entsprechend auch wesentlich zur Verkehrsspitze beitragen.

Schon heute gilt,

ab 8 Uhr morgens auf der Straße und etwas später im Zug

dominieren Einkauf und Freizeit als Gründe für es unterwegs sein,

noch vor Arbeit oder Ausbildung.

Die Mehrheit jener, die nach 8 Uhr im Stau oder im vollen Zug stehen,

tut das also mehr oder weniger freiwillig.

Mattia Strasser.

Hier in welcher Zeit sprechen wir noch über Pablo Picasso,

sein Werk und sein fragwürdiges Verhältnis zu Frauen.

Zuerst aber noch dies.

Die NCZ ist immer noch Opfer eines Saiba-Angriffs.

Deshalb wird am Samstag die Zeitung in reduziertem Umfang erscheinen.

Das betrifft die gedruckte Ausgabe auf Papier und auch die ePaper-Version.

Das teilte das Medienunternehmen heute mit.

Der Saiba-Angriff ist bereits seit rund 2 Wochen bekannt.

Weshalb dauern die Folgen bis heute an?

Die Hintergründe von Wirtschaftsredaktor Pascal Lago.

Die NCZ fährt ihre Zeitungsproduktion über Ostern teilweise herunter.

Somit ist das Kerngeschäft beeinträchtigt.

Das deute darauf hin, dass die NCZ im Bereich Saibersicherheit

noch Luft nach oben habe, meint Mark Ruff,

Saibersicherheitsexperte bei Skip,

einem Unternehmen für Informationssicherheit.

Ich würde jetzt hier sagen, da diese Angelegenheit schon länger dauert

und wirklich das Kerngeschäft, das Unternehmensbetrifft,

mit dem ja auch Geld gemacht wird,

ist das natürlich nicht ein ideales Signal.

Von außen sei es aber schwierig zu beurteilen,

ob die NCZ vorab zu wenig in die Saibersicherheit investiert habe.

Es kann auch wirklich sein, dass sie sehr viel gemacht haben,

sehr vieles richtig gemacht haben.

Hundertprozentige Sicherheit gibt es nie.

Man muss einmal Pech haben.

Jemand muss kurz nicht aufmerksam genug gewesen sein.

Und dann hat man natürlich den Salat.

Die NCZ schreibt auf Anfrage,

dass sie sich in den letzten 2 Jahren intensiv

auf die wahrscheinlichsten Saiba-Angriffe vorbereitet habe

und auch ihre Mitarbeiter geschult habe.

Die NCZ ist momentan daran, die Schäden zu beheben

und hat die Kantonspolizei Zürich

und das nationale Zentrum für Saibersicherheit eingeschaltet.

Die NCZ wurde Opfer eines sogenannten Ransomware-Angriffs.

Das ist ein Saiba-Angriff,

bei dem IT-Systeme und Daten verschlüsselt werden,

um Unternehmen zu erpressen.

Sicherheitsfachleute raten aber davon ab,

das Lösegeld zu bezahlen,

damit es sich für die Saiberkriminellen nicht lohnt,

die Opfer zu erpressen.

Was für die NCZ spricht,

es sieht so aus, dass sie sich nicht erpressen lässt,

sagt Mark Wurf.

Ich habe natürlich nur Zugriff auf die Informationen,

die öffentlich verfügbar sind,

aber es zeichnet sich ab,

dass NCZ wahrscheinlich nicht bereit ist,

eine Lösung, Geldforderung nachzukommen.

Und das bedeutet,

dass sie natürlich dann in Echtzeit

dieses Problem adressieren muss.

Das erkläre weshalb die NCZ auch 2 Wochen später

immer noch mit dem Saiba-Angriff kämpfe.

Die NCZ selbst dementiert auf Anfrage nicht,

dass ihr erpresst wird.

Solche Saiba-Angriffe kosten Zeit und Geld.

In der Schweiz entstehen pro Jahr

wirtschaftliche Schäden in Millionenhöhe.

Weltweit sind es sogar hunderte von Milliarden.

Deshalb könnten Unternehmen

aus solchen Saiba-Angriffen lernen.

Saibesecurity muss man ernst nehmen.

Wer A sagt, muss auch B sagen.

Man kann nicht digitale Transformation machen,

ohne Saibesecurity.

Auf der Management-Ebene sieht man,

dass manchmal ein bisschen anders.

Dort denkt man vielleicht eher in Quartalszahlen.

Und dass sowohl der Bund davon ausgeht,

dass sich die Saiba-Angriffe in der Schweiz

innerhalb der letzten zwei Jahre mehr als verdoppelt haben.

Und rund jedes dritte KMU in der Schweiz

Opfer wird, eines Saiba-Angriffs.

Die NCZ ist bei Weitem kein Einzelfall.

Den Namen Pablo Picasso kennt fast jedes Kind.

Er ist der wohl bekannteste Künstler überhaupt.

Im April 1973, also vor 50 Jahren,

starb er und wird deshalb nun rund um die Welt

mit Ausstellungen gefeiert.

Doch nicht alle feiern.

Einige stellen auch kritische Fragen.

Kunstredaktorin Elinok Landmann berichtet über ein Genie

und seine dunkle Seite.

Die Literatur über Picasso füllt Bibliotheken.

Seine Bilder gehören zu den teuersten der Welt.

Seine Produktivität war enorm.

Picasso soll an die 50.000 Bilder,

Skulpturen, Keramiken und Zeichnungen geschaffen.

Bei Picasso nehmen die Superlative kein Ende.

Bloß, wie wurde er zum Superkünstler?

Das sei simpel, sagt Josef Helfenstein,

Direktor am Basler Kunstmuseum.

Picasso könne einfach alles.

Mit wenigen Strichen eine Taubeskizze

oder Gitarren und Gesichter cubistisch aufsplittern,

sodass frontale Dreiviertel und seitliche Ansichten

gleichzeitig zu sehen sind.

Und dann macht er wieder klassizistisches Zeug.

Das zeigt die enorme Bandbreite, die es in seinem Werk gibt.

Zum Programm des aktuellen Picasso-Jahs

steuert in der Schweiz nur die Fondation Bayerler

eine kleine Ausstellung bei.

Josef Helfenstein hat am Basler Kunstmuseum schon letztes Jahr

eine große Picasso-Ausstellung realisiert.

Knapp 100.000 Besucherinnen und Besucher

wollten den Dialog zwischen Picasso

und dem spanischen Altmeister El Greco sehen.

Picasso zieht. Aber warum?

Kunsthistoriker Helfenstein erzählt von der Gänsehaut,

die Picasso-Spilder bei ihm auslösen

und beschreibt zum Beispiel die einfühlsamen Porträts,

die der Künstler zu Beginn des 20. Jahrhunderts

von Seufern oder prostituierten Schuf.

Diese berühmten Bilder der blauen und rosa Periode

zeigen die Menschen am Rand, ihre tiefe Traurigkeit

und sie berühren noch heute.

Diese unkomplizierte Menschlichkeit in seinem Werk,

ich glaube, das ist etwas, das uns anspricht.

Das macht Ihnen zu einem Künstler, der niemanden kalt lässt, irgendwie.

Seine Werke berühren und sie sind Meilensteine der Kunstgeschichte.

Das große Wandbild Gernica, etwa fast 1937,

emblematisch das Leid des Kriegs zusammen.

Das Picasso-Swerk bedeutend ist, daran rüttelt niemand.

Kritische Fragen werden trotzdem laut.

Seit einigen Jahren läuft in Frankreich eine Debatte,

angetrieben von feministischen Kunsthistorikerinnen,

denn Picasso war nicht bloß ein großer Künstler,

sondern auch ein Miesermacker.

Er liebte Frauen, er malte sie obsessiv

und er misshandelte ja zerstörte sie.

Zwei seiner Partnerinnen brachten sich um.

Zwei wurden wahnsinnig, fast alle vom Künstler gebrochen.

Picasso's Meisterwerke von weinenden Frauen

oder weiblichen Körpern, die sich in dünne Spaghetti

mit spitzen Zähnen verwandeln,

bekommen plötzlich einen anderen Beigeschmack.

Das sind wichtige Bilder.

Sie führen aber auch Gewalt auf der Leinwand fort.

Die deutsche Journalistin Rosmaria Grob

will Picasso darum nicht canceln.

Aber sie bemüht sich um einen anderen Umgang mit ihm

und sie holt die Frauen aus Picasso's Schatten.

Bisher existierten sie nur als Musen.

Grobs neues Buch macht aus ihnen wieder Menschen.

Ich habe mich gewichermaßen an die Seite der Frauen gestellt.

Nicht zwingend auf ihre Seite, sondern an ihre Seite.

Ich wollte wissen, wo kommen diese Frauen, die ihnen begegnet sind, her

und wo gehen sie dann hin?

Die weiblichen Lebensläufe in ihrem Buch

zeichnen ein dichtes Beziehungsnetz

zwischen Künstlerinnen, Designern, Intellektuellen

und das einsame Genie Picasso bekommt plötzlich ein Umfeld.

Der Künstler, der bisher auf einem Sockel thronte,

wird auf den Boden der Tatsachen geholt.

Da wird die Kunstgeschichte zu Recht gerückt

und klar, nicht nur Picasso hatte gute Ideen.

Eine wichtige Kurskorrektur nach über 50 Jahren Geniekult.

Bleibt noch dies?

Dass ein Miser Macho Meilensteine der Kunstgeschichte malte,

das müssen wir aushalten.

Und es sollte uns bewusst sein,

wenn wir die berühmten Bilder bewundern.

Das war der 6. der Zeit am heutigen Gründonnerstag,

dem 6. April mit Redaktionsschluss um 18.40 Uhr.

Für die Sendung ist Lukas Schneider, für die Nachrichten Marisa Eckli,

mein Name Matthias Kündig.

Morgen Karfreiter gibt es kein Echo der Zeit.

Wir hören uns wieder am Samstagabend.

Bis dahin halten wir Sie mit den SRF-Nachrichten

auf dem Laufenden und auf der SRF News App.

Einen schönen Abend.

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