11KM: der tagesschau-Podcast: Muskeln, Macht, Missbrauch - Das offene Geheimnis im Tennis

tagesschau tagesschau 6/14/23 - Episode Page - 30m - PDF Transcript

Sport ist gesund, Sport macht glücklich und eine Sportkarriere ist für viele ein großer Traum.

Aber was, wenn der Trainer plötzlich zu nah kommt? Viel zu nah.

Gegen einen hochrangigen Trainer des Deutschen Tennis-Bundes gibt es Vorwürfe sexualisierter Gewalt.

Nach Recherchen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung werfen im mehrere ehemalige und aktuelle Tennis-Profis Machtmissbrauch vor.

Konkret? Es geht um sexualisierte Gewalt. Hier der Hinweis an Betroffene und Menschen, die das aus Gründen nicht so deutlich hören können oder möchten.

Es wird explizit, bitte passt auf euch auf.

Darüber sprechen müssen wir aber. Hier bei 11km der Tagesschau-Podcast. Ein Thema in aller Tiefe.

Heute mit Elena Kuch, Investigativreporterin beim NDR. Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen haben monatelang recherchiert und mit Sportlern gesprochen.

Für ihre Panorama-Doku Machtmissbrauch. Das offene Geheimnis im Tennis.

Ihr erfahrt, wie es sein kann, dass so lange niemand eingeschritten ist und was Sportfunktionäre davon gewusst haben könnten.

Mein Name ist Victoria Michalsack. Heute ist Mittwoch, der 14. Juni.

Wir haben uns im letzten Jahr angefangen, intensiv mit dem Thema sexualisierte Gewalt und Machtmissbrauch im Sport zu beschäftigen.

Wir haben gemerkt, dass das ein Thema ist, das noch nicht so bekannt ist, obwohl Experten sagen, dass es im Sport sehr viele Parallelen gibt zu Missbrauchsfällen in der Kirche.

Da haben wir uns gesagt, das wollen wir uns genauer angucken und haben angefangen zu recherchieren und zu vernetzen.

Wir hatten auch erste aktuelle Berichte dazu gemacht, bis wir dann irgendwann den Tipp bekommen haben, es gibt da jemanden, der sitzt im Gefängnis, mit dem solltet ihr mal sprechen.

Wir hatten schon sehr, sehr lange darauf hingearbeitet, dass wir Maximilian Abel im Gefängnis treffen können.

Und dann haben wir ihn da im Raum einer Seelsorgerin getroffen und ein sehr langes Gespräch geführt.

Maximilian Abel, vielleicht auch für alle, die jetzt nicht so im Tennis bewandert sind, wer ist das eigentlich?

Also ich kannte den vorher auch nicht, aber Maximilian Abel galt als großes Talent Mitteende der 90er Jahre.

Maxi Abel war schon sehr früh als Jugendlicher Nummer 3 in der Welt.

Er hat einen Klasseaufschlag, diese 1,90 Meter große Schlags und hat viel Gefühl, viel Touch.

Das beweist er auch in dieser Szene.

Das war ja noch die Zeit, da war Tennis wirklich richtig groß.

Tennis ist immer noch groß, aber damals war es in Deutschland noch richtig groß, mit Boris Becker, Steffi Graf, Michael Sticht, die Ära.

Und der war eben als Jugendspieler schon sehr, sehr erfolgreich und hat es geschafft bis ins Finale der Junioren WM zu kommen, Orange Bowl heißt es.

Und hat dagegen Andy Roddick gespielt. Andy Roddick ist später auch ein Tennis da geworden.

Er hat verloren, er ist zweiter geworden, er war dann Vizeweltmeister der Junioren und wurde eben als eines der großen neuen Talente gesehen.

Und was hat er euch da erzählt?

Er hat uns seine Geschichte erzählt, seine Geschichte, mit der er sich im Gefängnis angefangen hat, intensiv auseinanderzusetzen und von seinen Begegnungen mit seinem Trainer.

Und um wen geht's da, wer ist dieser Trainer?

Es geht um Dirk Hordorf, der gilt für Menschen in der Tennis-Szene als einer der wichtigsten und mächtigsten Menschen in diesem Bereich.

Der ist Manager, der ist Trainer, der ist hochrangiger Funktionär, Anfang des Jahres noch gewesen.

Und jemand, der dafür bekannt ist ein sehr großes Netzwerk zu haben, sowohl in Deutschland als auch international.

Der soll die langjährige Nummer 1 der Welt, Novak Djokovic, schon früh gefördert haben.

Er hat zusammen mit dem Onkel und ehemaligen Trainer von Rafael Nadal, hat er so eine Trainer-Association gegründet.

Der ist an den ganz großen Tennis-Spielern relativ nah dran.

Und er soll die also fördern und auch junge Talente fördern, ne?

Genau, der hat seit den 80er, 90er Jahren, vor allem in Hessen, der kommt aus Hessen, junge Tennis-Talente gefördert.

Und das berühmteste Talent, das er relativ früh entdeckt hat und ein langjähriger Trainer und Manager war, ist Rainer Schüttler.

Der hat es bis zur Nummer 5 der Welt geschafft, beim Finale der Australian Open.

Mit dem hat er in Hessen oft auf dem Gelände des Hessischen Tennisverbandes trainiert.

Und da hat Maximilian Abel ihn auch zum ersten Mal getroffen, so erzählt er uns das.

Ich war so ein, zwei Mal die Woche im HTV vor Ort.

Und dann irgendwann war es so, dass er dann auch mal auf mich zukam

und hat mich gefragt, mit wem ich trainiere, bis dann irgendwann er mich gefragt hat, ob ich fit bin

und meine körperliche Verfassung, wie die so ist und ob er denn mal abchecken kann,

bzw. er würde mich gerne mal körperlich kontrollieren.

Und es soll losgegangen sein, als er so ungefähr 12, 13 Jahre alt war

und dann sollen sie in die Umkleidekabine gegangen sein.

Und da sollte Maximilian Abel sich wo erst mal ausziehen,

anfangs nicht komplett nackt, später dann irgendwann auch komplett nackt.

Am Anfang waren das Berührungen von ihm am Rücken, Bauch

und hat sich dann runtergearbeitet bis zum Gesäß.

Und was er gerne gemacht hat, war dann so abgetastet so am Anfang.

Das hat sich dann später dann entwickelt, will ich mal so sagen.

Und dann soll Dirk Hordow seine Muskeln kontrolliert haben und ihn am Körper angefasst haben.

Das, was er uns erzählt hat, ist eigentlich so ein, was Expertinnen und Experten ein Grooming-Prozess nennen.

Also, so hat er das nicht genannt, aber so konnten wir das dann danach auch interpretieren,

indem eben jemand nach und nach mehr Vertrauen aufbaut und die Grenzen immer mehr verschiebt.

Dann einige Jahre später soll er ihn immer öfter angerufen haben

und mit ihm immer privatere Fragen gestellt haben, die soll er immer eingeleitet haben.

Und das haben wir auch in einem späteren Chat mal gesehen.

Wie geht es eigentlich Maxi Abel?

Und dann soll er ihm wohl sehr private Fragen immer gestellt haben

und einfach so mit ihm gequatscht haben.

Aber er war auch immer so ein bisschen streng, soll immer ein bisschen streng gewesen sein.

Am Anfang war er schon irgendwie auch schon vorsichtig, muss man sagen, also aus heutiger Sicht.

Und irgendwann, als er so ungefähr 16 war,

soll Dirk Hordow ihn zum ersten Mal zu sich nach Hause eingeladen haben, nach Bad Homburg.

Dann fing das dann mit den Liegestützen, mit den Bauchmuskeltraining, mit den Übungen,

mit verschiedensten Dingen, die ich dann vor seinen Augen in seinem Wohnzimmer

aus seinem großen Teppich ausüben sollte.

Also der sollte dann Nacktübungen ausüben, Splitterfaser Nackt,

so schildert das Maxi mehr in Abel.

Erst mal mit Unterhose und dann später ohne Unterhose, ohne Unterhose,

Liegestütze, Squats ohne Unterhose.

Und dann hat er irgendwann auch seine Massagebank ausgepackt.

Und dann soll er ihn dort massiert haben.

Genau, das war das.

Aber dann später, als Maxi mehr in Abel ungefähr 20 war,

ist dann Dirk Hordow auch sein offizieller Trainer geworden.

Und in dieser Phase soll es zu so einem Schlüsselmoment gekommen sein,

wie Maxi mehr in Abel heute sagt.

Also da hatte er komplett die Grenze überschritten.

Da war für ihn was innerlich zerbrochen.

Okay, ein Schlüsselmoment, über den müssen wir gleich auf jeden Fall noch sprechen.

Aber momentan geht mir gerade noch was anderes durch den Kopf.

Warum sitzt der Maximilian Abel eigentlich im Gefängnis?

Maximilian Abel hat Anfang der 2000er den Übergang zwischen der junioren Zeit

zum Herren-Tennis, zum Herren-Profi-Tennis.

Und hat dann nicht so geschafft.

Große Probleme.

Ich hatte den Vatark unterschrieben gehabt.

Und habe es einfach nicht auf die Kette bekommen,

die Erwartungen zu erfüllen.

Er hat danach nicht mehr so viel gewonnen.

Also er sagte auch, er war unfassbar nervös.

Also ich hatte ja Angst auf den Platz zu gehen.

Das war ja nicht mehr normal.

Und er hat dann nachts im Hotel die Minibar gelehrt.

Er hat Kokain genommen.

Er sagt, er sei spielsüchtig geworden.

Es waren mehrere Stunden, fünf, sechs, sieben Stunden am Tag.

Es ging bis zehn Stunden.

Ja, und irgendwann wurde er von der Polizei erwischt,

weil er Kreditkartenbetrug begangen hat.

Und das hat er nicht nur einmal gemacht, sondern immer und immer wieder.

Und er ist immer und immer wieder verurteilt worden.

Hat auch mit Bewährungsauflagen gebrochen.

Und er sitzt jetzt gerade eine sehr lange Haftstrafe ab.

Okay.

Also der sitzt wegen Betrugs im Gefängnis.

Da hat man natürlich direkt so einen kleinen journalistischen Zweifel

oder vielleicht auch so die Frage im Kopf,

wie glaubwürdig ist so jemand als Quelle, ne?

Ja, also er hat uns seine Geschichte erzählt.

Und wir fanden die plausibel.

Aber ab dem Moment, als er, die uns erzählt hat,

war unsere Aufgaben als Journalistinnen und Journalisten,

Belege dafür zu finden, herauszufinden,

hat er das im Laufe seines Lebens, bevor er jetzt mit dieser Geschichte,

ja auch öffentlich auf diese Geschichte aufmerksam machen möchte,

hat er sich da mal anderen Menschen anvertraut.

Und vor allem gibt es andere, denen ähnliches widerfahren ist.

Wie haben sich diese Vorwürfe denn so erhärtet?

Also was habt ihr da noch gefunden auf dieser Suche?

Ja, also wir sind ein Team von Journalisten und Journalisten

von der Süddeutschen Zeitung und vom NDR und von der Sportschau.

Und wir haben uns hinter das Telefon geklemmt

und telefoniert und telefoniert und telefoniert

mit Menschen aus der Tennis.

Menschen, die in den 90ern und 2000ern in Hessen Tennis gespielt haben.

Trainiert haben.

Eltern.

Wir haben uns immer wieder zwischendurch ausgetauscht und geschrieben,

okay, der Privatrainer hat uns das und das erzählt.

Er hat gesagt, ruft den und den nochmal an, der soll auch was erlebt haben.

Dann hat Andrea die dritte Person angerufen und gesagt,

okay, ich habe hier mit jemandem gesprochen,

der hat mal gesehen, wie Dekordov die Bauchmuskeln eines Spielers

angefasst haben soll.

Dann hat meine Kollegin von der SZ mit jemandem telefoniert,

der hat beschrieben, oh, Dekordov soll ihm als junger Spieler

im Ländenbereich, also so direkt über dem Schambereich massiert haben.

Und mit anderen haben wir telefoniert, die wollten gar nichts sagen,

aber dann haben wir wieder den Nächsten angerufen

und so setzte sich so nach und nach mit jedem Telefonat,

mit jedem Spieler oder ehemaligen Spieler oder ehemaligen Trainer

oder aktuellen Trainer, setzte sich so mehr und mehr,

also bei denen, die mit uns gesprochen haben, so ein Puzzle zusammen.

Und wir haben letztendlich Belege gesammelt

und weitere Stimmen gesammelt,

die damit ja auch so die Geschichte von Maximilian Abel teilweise stützten,

weil die wussten ja gar nicht, dass Maximilian Abel uns seine Geschichte erzählte

und die allermeisten wussten ja gar nicht, dass Maximilian Abel

solche möglicherweise Erlebnisse mit Dekordov gehabt haben soll.

Und irgendwann haben wir den Tipp bekommen, es gibt da diesen indischen Spieler,

der ist immer noch aktiv und der hätte auch eine Geschichte zu erzählen.

Und dann haben wir über fünf Ecken, sind wir an die Nummer gekommen,

wir haben ihn angerufen, er ist kurz rangegangen,

aber dann war er lange nicht erreichbar,

weil er immer noch ein sehr erfolgreicher Doppelspieler ist,

er war bei den Australian Open als Doppelspieler

und dann plötzlich hörte mein Kollege Andreas,

oh, der ist gerade in Deutschland, der trainiert hier

und der hat hier ein Turnier, ich probiere es nochmal,

er ruft ihn an und hat Glück und schreibt uns in unsere Signalgruppe,

in der wir uns austauschen, ich kann morgens Riram Balaji treffen.

Wir wussten aber noch nicht, was der eigentlich ganz genau zu erzählen hat.

Und dann ist Andreas am nächsten Tag dahin gefahren

und hat die Geschichte von Riram Balaji gehört.

Riram Balaji, was hat der euch erzählt?

Er hat uns erzählt, dass er 2010 mit einem Stipendium

vom indischen Tennisverband nach Deutschland gekommen sein soll

und auf dem Gelände des hessischen Tennisverbands gewohnt hat

und Dekordov, der soll sich in dieser Zeit vor allem am Anfang um ihn gekümmert haben.

Er ist immer in mein Zimmer gekommen, so einmal die Woche

oder alle drei bis vier Tage.

Immer wenn er da war, hat er mich gebeten, meine Kleidung auszuziehen

um meine Muskeln zu checken.

Also habe ich mich ausgezogen, zuerst bis zur Unterhose.

Dann hat er mich gefragt, ob ich auch meine Unterhose ausziehen kann,

weil er alle meine Muskeln checken wollte.

In Indien macht man es nicht, aber ich dachte,

vielleicht ist es normal in Deutschland.

Dekordov hätte ihn überall am ganzen Körper berührt,

bis auf an den Genitalien, aber sonst überall.

Und er hat uns gesagt, er hätte sich total unwohl gefühlt

und er hätte auch überhaupt nicht gewusst, was das soll,

weil in Indien wäre er noch nie von einem Trainer oder Manager

körperlich kontrolliert worden.

Man muss auch sagen, dass es schildern uns auch alle Trainer, Spieler,

Physiotherapeuten, dass das nicht gang und gäbe ist.

Also überhaupt gar nicht, die haben alle noch nie davon gehört,

dass ein Trainer so etwas macht.

Wenn man Probleme mit Muskeln hat,

dann würde man zum Physiotherapeuten gehen oder zum Masseur gehen,

aber nicht sich vom Trainer ausziehen und denen das kontrollieren lassen,

der hat ja auch keine medizinische Ausbildung.

Also deshalb war dieses Erlebnis mit Sri Rambalaji auch so wichtig

für unsere Recherche, weil Sri Rambalaji und Maximilian Abel

die kannten sich persönlich gar nicht

und die haben unabhängig voneinander

von ähnlichen Erlebnissen, von diesen Muskelchecks

am nackten Körper erzielt.

Ja, kommt das sonst so vor?

Anscheinend sonst nicht.

Es war aber offenbar, zumindest für manche normal,

denn du hast ja gesagt, ihr habt so was öfter gehört.

Wie kann das sein, dass das so ein offenes Geheimnis ist,

dass es Gerüchte gibt und das so lange so gehen konnte?

Ist das, weil er diese Kontakte verschaffen konnte?

Also woran liegt das?

Ja, also viele bezeichnen ihn halt als ein sehr mächtigen,

sehr machtbewussten Strittenzieher,

der sehr geschickt sich ein Netzwerk aufgebaut haben soll.

Leute, denen er vertraut oder die möglicherweise

ihm auch ein Gefallen schuldig sind,

in bestimmte Positionen gebracht haben soll.

Und der angehenden Profispielern

einfach so sehr helfen konnte in ihrer Karriere,

dass sie sich offenbar nicht getraut haben,

ihm zu widersprechen oder darauf aufmerksam zu machen.

Insider aus Verbänden haben uns auch geschildert,

dass Leute einfach richtig Angst vor dem hatten.

Okay, also das heißt, es geht um ein Machtgefälle

zwischen ihm, dem Trainer oder ihm der prominenten Person

in diesen Kreisen und den Sportlern.

Wie genau manifestiert sich das, dieses Machtverhältnis?

Also gerade im Tennis, das ist ein Einzelsport.

Also die Athleten und Athletinnen, die sind halt

sehr oft auch alleine mit ihren Trainern,

die reisen mit ihren Trainern,

aber das Training und die Reisen, das kommt noch dazu,

die müssen halt auch finanziert werden,

offen den Athletinnen und Athleten selbst.

Das heißt, wenn da jemand kommt und sagt,

ich unterstütze dich, ich managere dich,

ich übernehme teilweise Reisekosten

oder ich trainiere dich umsonst.

Ich habe hier auch sogenannte Wild Cards,

die bringen dich in große Turniere direkt ins Hauptfeld.

Da musst du nicht eine harte Qualifikation spielen.

Die sind total wichtig, um voranzukommen.

Dann sagen sich höchstwahrscheinlich junge angehende Tennis-Profis,

die davon träumen, ihr ganzes Leben unter die Top 100 der Welt zu kommen,

die begeben sich, wenn sie sozusagen von so jemandem trainiert

und gemanaged werden, natürlich ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis.

Ja, sie wollen ja vorankommen.

Die wollen Tennis-Profi, Tennis da werden.

Und wie war das bei Maximilian Abel?

Hat er damals dann ganz bewusst entschieden,

ich lasse das über mich ergehen,

wenn ich dafür als Gegenleistung diese Möglichkeiten bekomme

oder hat er das damals nicht gemerkt?

Er sagt, dass er das über sich ergehen lassen hat,

weil da so viel dran hängen.

Weil da diese Versprechen, die ihn in der Karriere voranbringen könnten,

mit dran hängen.

Dekordov hat ihm immer schon früh gesagt, du lügst,

du bist ein Lügner und du lügst unglaublich schlecht.

Und auch andere haben ihn beschrieben,

als jemand, der es mit der Wahrheit nicht immer so ganz genau genommen hat.

Maximilian Abel jetzt.

Was für uns eben auch natürlich bedeutet hat,

okay, wir müssen das alles ganz, ganz, ganz genau prüfen.

Wir brauchen wirklich viele gute Belege

und Zeuginnen und Zeugen.

Aber das einmal beiseite.

Er galt als jemand,

dem man nicht immer unbedingt glauben kann.

Und Dekordov hat ihm das auch vorgeworfen.

Und das bedeutet da auch,

auch nachdem es zu diesem Schlüssel eines gekommen ist

oder wenn er das anderen erzählt hat,

denn er hat sich danach anderen anvertraut.

Die sagen heute, ich habe dem das nicht geglaubt.

Also er hat das anderen Leuten erzählt.

Er hat das anderen Leuten erzählt.

Er hat es seinen Eltern erzählt.

Er hat es einem anderen Trainer erzählt.

Er hat es wohl auch seinen Trainingspartnern erzählt.

Und die haben ihm einfach gesagt, das stimmt nicht, was du sagst.

Einige sagen heute, sie hätten ihm das damals nicht geglaubt.

Also dieses Lügen und dieses ihm nicht glauben,

das macht ihn irgendwie auch zu einem perfekten Opfer.

Weil Dekordov hatte ihm gesagt,

wenn du lügst und ich dich beim Lügen erwische,

dann darf ich dir 10 Hiebe geben.

Die haben, als er 20 war,

haben sie einen vertrag gemacht, einen mündlichen Vertrag.

Ich trainiere dich kostenlos.

Aber ich bestimme alles, so erzählt das Maximilian Abel,

das soll Dekordov gesagt haben.

Und wenn ich dich beim Lügen erwische,

dann darf ich dich bestrafen, dann darf ich dir 10 Hiebe geben.

Und das soll er immer wieder gesagt haben, sagt Maximilian Abel.

Und irgendwann soll es zu diesem Moment gekommen sein,

da hat Dekordov ihm gesagt, du hast gelogen, du hast mich angelogen.

Jetzt darf ich dich bestrafen.

Und geh aufs Bett.

Es ging darum, dass er am Rande eines Turniers

nicht wie eigentlich versprochen neue Tennisseiten,

mit denen man den Schläger gespannt abgeholt haben soll.

Also eine Lapalje.

Du hast doch gesagt, du hast die Tennisseiten abgeholt,

hast du aber gar nicht, du hast mich angelogen.

Das soll die Lüge gewesen sein.

Und ich habe dich jetzt hier dabei erwischt.

Und wir haben ja die Abmachung, ich darf dich dann bestrafen.

Und jetzt gibt es übrigens nicht nur 10 Hiebe, sondern 20.

Und ich zitiere jetzt hier Maximilian Abel,

so wie er uns das erzählt hat.

Zieh dich aus und geh hier aufs Bett im Hotelzimmer,

geh aufs Nackt und geh auf allen Vieren aufs Bett,

in Hundeposition.

Dann soll er den Gürtel rausgenommen haben auf seiner Hose

und ihm 20 Hiebe auf den Nackten hinteren gegeben haben.

Und Maximilian Abel sagt, er habe sich danach umgedreht

und will bei Dekordov eine Erektion gesehen haben.

Und danach Rainer Schüttler, sein damaliger Trainingspartner,

soll währenddessen unten im Auto gewartet haben vom Hotel.

Und danach soll es dann weitergegangen sein zu einem anderen Turnier.

Und er saß da hinten auf seinem Hintern,

der ihm wohl auch wehtat und wusste überhaupt nicht,

was da gerade passiert ist.

Ich war ja 20 Jahre alt und dass ich da nichts unternommen habe

oder nicht gesagt habe hier, dass ich fällt aus,

also mache ich nicht.

Aber aus irgendwelchen Gründen ist das passiert.

Eigentlich im Prinzip heute immer noch nicht fassen eigentlich auch,

dass ich mich überhaupt dazu geleitet habe,

dass ich mich überhaupt ausgezogen habe und so.

Man schämt sich halt auch.

Das muss man halt einfach so sagen.

Und was sagt denn eigentlich Hordorff?

Den haben wir natürlich konfrontiert.

Den haben wir einen langen Fragenkatalog geschickt

und wir haben dann als Antwort ein Schreiben seiner Anwälte bekommen.

Was stand da drin?

Da steht drin, dass alle Vorwürfe schlicht und zutreffend sein.

Da steht drin, dass Maximilian Abel unglaubhaft sei.

Er sagt, er habe Zeugen, die die Aussagen von Sri Rambalaji widerlegen könnten.

Und jetzt haben wir darüber gesprochen, was war.

Was ist denn jetzt?

Hat sich was geändert, nachdem diese Vorwürfe öffentlich geworden sind?

Also wir haben die Recherche Ende März veröffentlicht

und daraufhin hat der Deutsche Tennisbund Dirk Hordorff zum Rücktritt aufgefordert.

Der war ja bis dahin Vize-Präsident

und der hat daraufhin über seine Anwälte mitteilen lassen,

dass er zurücktritt, allerdings aus gesundheitlichen Gründen.

Und der Deutsche Tennisbund hat angekündigt,

wir wollen eine Aufarbeitungskommission gründen.

Wir wollen uns mit diesen Vorwürfen intensiv auseinandersetzen

und wir wollen auch daraus lernen.

Habt ihr den Deutschen Tennisbund auch mal konfrontiert?

Was sagt da der Präsident Dietlo von Alim dazu?

Nachdem Maximilian Abel sich aus dem Gefängnis auch an den Deutschen Tennisbund gewandt hat,

haben die eine Untersuchung gestartet.

Die wollten diesen Fall diese Vorwürfe von Maximilian Abel untersuchen lassen.

Und das ist grundsätzlich erstmal was Positives,

wenn man sich diesen Vorwürfen stellt und wenn man die untersuchen lässt.

Wir haben dann aber, als wir uns diesen Prozess angeguckt haben,

sind so ein paar Fragen aufgekommen.

Zum Beispiel, dem Deutschen Tennisbund war zu dem Zeitpunkt schon seit einem dreiviertel Jahr waren die Vorwürfe bekannt.

Dietlo von Arnim hatte Maximilian Abel auch im Gefängnis besucht.

Diese Untersuchung ins Leben gerufen, eine Kanzlei dafür beauftragt.

Dekordorf durfte aber, während diese Untersuchung lief, die ganze Zeit im Amt bleiben.

Und der ist auch weiterhin auf Veranstaltung des Deutschen Tennisbundes aufgetreten

und hat zum Beispiel über Jugend- und Nachwuchs gesprochen.

Denn er war der Jugendsportbeauftragte des Deutschen Tennisbundes.

Und der DTB hat ihn dann nicht aus dem Verkehr gezogen.

Das war zum Beispiel eine unserer wichtigen Fragen an ihn.

Wie kann denn das sein?

Und da hat Dietlo von Arnim gesagt, naja, die Satzung.

Unsere Satzung gibt es nicht her, dass wir jemanden hier beurlauben oder sogar entlassen.

Es geht einfach nicht.

Dietlo von Arnim, der Präsident von Deutschen Tennisbund, der will also aufklären.

Und die beauftragte Kanzlei, die kommt ja auch in ihrem Abschlussbericht zu dem Schluss,

dass an den Aussagen der mutmaßlich Betroffenen etwas dran sein könnte.

Also für den einen Fall schreiben die, dass es überwiegend wahrscheinlich sei

und für den anderen höchstwahrscheinlich.

Was bedeutet das jetzt für den Deutschen Tennisbund?

Gibt es da einen Neuanfang?

Es kamen dann so Statements wie jeder Fall, es ist einer zu viel.

Wir dulden keinen Missbrauch etc.

Generell muss sich die Haltung manchmal noch ändern,

dass man so schnell wie möglich mit den Betroffenen spricht.

Ich glaube, Sie haben hier, was wir hier gesagt haben,

mein Anliegen ist es mit denen zu sprechen.

Einmal um Ihnen das Verständnis gegenüber aufzubringen.

Auch eine Entschuldigung vom Deutschen Tennis, um das so klar zu sagen auszudrücken.

Um aber dann auch, wenn möglich, es daraus zu lernen, was man besser machen kann.

Wir haben jetzt in diesem Fall Dirk Hordorf sehr viel über Regeln

und Vorgänge im Deutschen Tennisbund gesprochen.

Aber ich frage mich, gibt es da eigentlich eine Anklage?

Maximian Abel hat im Dezember letzten Jahres Strafanzeige gestellt.

Die Ermittlungen sind allerdings eingestellt worden.

Und die Staatsanwaltschaft hat dann wohl auch noch mal

in einem anderen Fall Ermittlungen aufgenommen, die aber auch eingestellt worden sind.

Verstehe. Also juristisch ist das die eine Sache.

Allerdings geht es ja auch um nicht nur juristische Fragen,

sondern um die inwiefern solche Hierarchien

und Abhängigkeitsverhältnisse bestehen und vielleicht geändert werden könnten, oder?

Also was sagt uns dieser Fall über diese sozialen Konstrukte,

speziell im Sport?

Genau, viele sagen, sie haben Angst gehabt, diesen Menschen zu verprällen,

weil ihre Karriere da dran hängen.

Unsri Rambalaji hat gesagt, ich hatte Angst, was zu sagen.

Ich hatte unfassbare Angst vor diesem Mann,

weil ich wollte hier mit allen gut klarkommen

und ich wollte dieses Stipendium nicht verlieren.

Und wenn ich hier jetzt aufgemuckt hätte und darauf aufmerksam gemacht hätte,

dann hätte er möglicherweise seine finanzielle Förderung verloren,

hätte sein dreimonatiges Stipendium in Deutschland abbrechen müssen.

Ja, und das ist diese Lage, was sie dann eben so vulnerabel macht

und das ist ja nichts Spezifisches aus dem Bereich Tennis.

Also ich habe das Gefühl, hier geht es um Strukturen,

um soziale Gefüge, Hierarchien, Machtgefälle

und wie die eben ausgenutzt werden könnten.

Was müsste denn passieren, damit sich so was ändert?

Also was glaube ich passieren müsste,

ist, dass bestimmte Personen nicht so eine,

ich sag jetzt mal in Anführungsstrichen, Allmachtposition haben können.

Und zu unserem Fall, den wir uns angeguckt haben,

es beginnt beim Dorfverein, da ist dann irgendwie vielleicht ein Trainer,

der macht das ehrenamtlich und der macht das ganz toll,

der trainiert die Kinder super gut

und alle sind dem dankbar, weil niemand macht diesen ehrenamtlichen Job sonst.

Und der macht das auch gut, der bringt den Vereinen nach vorne und so weiter

und dadurch bekommen diese Personen schnell so was Unantastbares,

weil die sind vielleicht auch total nett

und mit denen umgibt man sich gerne

und man ist den eben dankbar.

Ja und ähnlich ist es auch

und das kann man dann eben auch auf Dekor auf unseren Fall übertragen,

der hatte da offenbar eine Position,

der hat dem Deutschen Tennisbund wohl auch viel Geld da eingebracht,

der hat ja mit vielen Spielern wohl auch gute Geschäfte gemacht,

davon haben die auch profitiert, da haben umstehende Leute von profitiert

und dadurch hat der offenbar auch so ein bisschen was Unantastbares gehabt.

Ja.

So die Vermischung von Ämtern, die kann gefährlich werden,

weil eben so eine Machtposition daraus entstehen kann.

Elena, danke, dass du uns davon erzählt hast.

Vielen Dank, dass ich eingeladen wurde, davon zu erzählen.

Mach's gut, danke dir.

Danke, tschau.

Tschüss.

Das war 11km.

Heute mit der NDR-Investigativjournalistin Elena Kuch,

die uns von Missbrauchsvorwürfen im Deutschen Tennisbund erzählt hat.

Sie hat im Rechercheverbund von NDR, Sportschau und etc. recherchiert,

zusammen mit Hendrik Maasen, Andreas Becker, Andrea Schültke,

Nina Bovensiepen und Lea Weynmann.

Den Link zur Panorama-Doku macht Missbrauch.

Das offene Geheimnis im Tennis haben wir euch in unseren Shownotes verlinkt.

Und da findet ihr auch im Fall der Fälle

einen direkten Kontakt zum Recherche-Team.

11km, der Tagesschau-Podcast findet ihr in der AID-Audiothek

und, wenn es euch gefallen hat, lasst uns doch gern ein Abo da.

Folgenautor ist Stefan Beutting.

Mitgearbeitet hat Marc Hoffmann.

Produktion, Viktor Wehresch, Ruth Maria Ostermann und Hannah Brünjes.

Redaktionsleitung, Lena Gürtler und Fumiko Lipp.

11km ist eine Produktion von BR24 und NDR Info.

Mein Name ist Victoria Michalsack.

Wir hören uns morgen wieder.

Tschüss.

Copyright WDR 2021

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Dirk Hordorff galt lange als eine der einflussreichsten Personen im Deutschen Tennis. Tennisspieler werfen ihm sexualisierte Gewalt vor. Während Dirk Hordorff und seine Anwälte die Vorwürfe bestreiten, finden immer mehr mutmaßlich Betroffene den Mut, von ihren Erlebnissen zu Berichten. In dieser 11KM-Folge erzählt die Investigativ-Journalistin Elena Kuch, wie sie und ihre Kolleg:innen des Rechercheteams aus NDR, Sportschau und Süddeutscher Zeitung diesem anscheinend offenen Geheimnis im deutschen Tennis auf den Grund gegangen sind und wie so etwas überhaupt im System Deutscher Tennisbund möglich sein konnte.



Hier geht’s zur Doku von Panorama:

https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL25kci5kZS9wcm9wbGFuXzE5NjM0Njg4OF9nYW56ZVNlbmR1bmc



Kontakt zum Rechercheteam von NDR Investigation: https://www.ndr.de/nachrichten/investigation/Ressort-Investigation-im-NDR,investigation102.html



An dieser Folge waren beteiligt:

Folgenautor: Stephan Beuting

Mitarbeit: Marc Hoffmann

Produktion: Vitor Veress, Ruth-Maria Ostermann, Hanna Brünjes

Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler



11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Episode liegt beim BR.