11KM: der tagesschau-Podcast: Mein Luftgewehr, mein Lifestyle – scharfe Waffen, schwaches Recht

tagesschau tagesschau 3/15/23 - Episode Page - 27m - PDF Transcript

In Deutschland kann man Schieß-Events mit scharfen Waffen,

genauso einfach buchen wie Bundy-Dumping.

Und das ganz legal.

Bei einem Amoklauf sind vergangene Woche in Hamburg

viele Menschen erschossen worden.

Wieder ein Anlass für Debatten

über ein strengeres Waffenrecht in Deutschland.

Mit dem Ziel, den Zugang zu Waffen besser zu kontrollieren

und zu beschränken.

Wir tauchen heute ein in eine Welt,

die eine ganz andere Beziehung zu Waffen lebt.

In der Waffen zum Lifestyle gehören.

David Meiländer vom SWR hat zusammen mit Philipp Reichert

ein Jahr lang in der deutschen Waffenszene recherchiert.

Das ist FKM, der Tagesschau-Podcast in der AID-Audiothek.

Und überall, wo es Podcast gibt.

Abonniert uns gerne und lasst uns eure Bewertung da.

Mein Name ist Victoria Michalsack.

Heute ist Mittwoch, der 15. März.

Ein Luftgewehr haben wir uns bestellt.

Und das kann jeder bestellen.

Das kann jeder bestellen, ja.

Hätte ich jetzt auch noch gar nicht gewusst, ehrlich gesagt.

Ich dachte, irgendwie bräuchte man auch eine Erlaubnis vielleicht für.

Bestellen kann die sich jeder aber auch ein bisschen mehr.

Aber das ist das, was wir hier haben.

Das ist das, was wir hier haben.

Das ist das, was wir hier haben.

Das ist das, was wir hier haben.

Das ist das, was wir hier haben.

Das ist das, was wir hier haben.

Bestellen kann die sich jeder ab 18.

Die ist frei verkäuflich.

Und die kommt dann mit der Post im Prinzip nach Hause.

In unserem Fall haben wir sie uns selbst abgeholt.

Das ist eine Waffe, die allen bekannter YouTuber.

Der viele Leute hat, die seine Videos bei YouTube anschauen

und eben auch einen Shop.

Das ist hier meine Werkstatt, wie man sieht.

Das ist unordentlich, sieht nach Arbeit aus.

Das ist es auch.

Der heißt Jörg, Sprache.

Er sagt es, glaube ich, selber, einer der größten,

bekanntesten Waffeninfluencer in Deutschland.

Ein Mann, der sich nicht nur mit Waffen auskennt,

sondern auch mit ihnen handelt, da er ein großes Geschäft hat

und auch selber jetzt im Moment immer sagt,

er macht im Moment fast schon das Geschäft seines Lebens,

weil er eben diese Luftgewehre verkauft,

die man sehr schnell zu tödlichen Waffen umbauen kann.

Also Moment.

Ihr habt ein Luftgewehr bestellt

und dieser YouTuber, der hat eine Anleitung geliefert,

der ist so ein QR-Code, den kann man scannen.

Und dann sieht man wieder eben so ein Video,

wo er das zumindest zeigt, wie es gehen könnte.

Er macht es nicht selbst,

weil das ist ja nicht so ein ganz ohne Weiteres in Deutschland möglich.

Er betont dann auch immer, das ist in Deutschland verboten,

in Holland, da könnt ihr das machen.

Und wenn irgendwann die Welt untergehen sollte,

dann, also die öffentliche Ordnung zugrunde gehen sollte,

dann könnt ihr das, das ist in Deutschland verboten.

Und wenn die öffentliche Ordnung zugrunde gehen sollte,

dann könnt ihr das natürlich auch machen, um euch zu verteidigen.

Aber ich rate euch natürlich davon ab, weil das ist gefährlich

und es ist illegal, aber möglich ist es.

Und das ist auch sein Geschäftsmodell,

sagt er auch selbst, den Leuten,

die gerne so eine Waffe haben wollen, um sich zu verteidigen,

denen das zu ermöglichen, dass sie das eben machen können.

Ein Stück Sicherheit im Schrank, sagt er immer,

Sicherheit gegen Leute, die man dann eben im Zweifel beschießen müsste.

Also sie kriegen von uns die Original-Nadeldüse mit,

wobei das hört sich jetzt so spannend an.

Das ist ja so ein kleines Teil.

Das ist ja so ein kleiner Ring hier.

Mehr ist es ja nicht, die gibt es dabei, ja.

Und ansonsten müssen sie natürlich auch noch Sachen demontieren

und wieder reinmontieren, das ist so, klar.

Und das machen wir natürlich auch ganz bewusst, logisch,

denn das ist ja einer der Verkaufsargumente dafür.

Also wir haben es mal ausprobiert, also wir nicht selber,

wir haben es nicht selbst ausprobiert, sondern wir haben das mit einem gemacht,

der nicht nur eine Waffenerlaubnis, sondern auch eine Waffenhersteller-Erlaubnis hat.

Viel brauchen wir nicht, aber so ein paar Kleinigkeiten brauchen wir schon.

Ah, das ist sie.

Thomas Malcher ist ein Sachverständiger für Waffen und für Munition.

Und er darf eben eine Sache noch machen, die in Deutschland kaum jemand darf.

Er darf auch an Waffen herumschrauben und die auch zu einer gefährlichen Waffe machen,

das, was er mit uns zusammen eben ausprobiert hat.

Wieso ist das so leicht umzubauen?

Genau. Die setzen wir einfach hier rein.

Ich muss nochmal nachschauen, dass wir sie nicht verkehrt rum reinsetzen.

Das wirkt auf mich jetzt total einfach.

Ganz einfach.

Könnte ich das umbauen?

Handelsübliches Werkzeug, genau. Sie könnten es umbauen, sie dürfen es noch nicht.

In dem Fall hat der Experte 14 Minuten gebraucht.

Der Jörg Sprave verkauft mittlerweile auch Gewehre, wo er selbst sagt,

da geht das innerhalb von zwei, drei Minuten.

Ich habe mir das Anleitungsvideo heute mal angeguckt.

Und tatsächlich, das wird selbst ich als handwerklich unbegabter, ganz locker hinbekommen.

Im ersten Fall muss man noch umschrauben und so weiter.

In dem Fall geht das ganz schnell.

Da muss man im Grunde nur ein bisschen schrauben, ein Ventil austauschen,

wieder randschrauben, Druck aufdrehen und noch irgendwas anderes.

Es ist nicht so schwer, das zu machen.

Sie haben gesehen, wie wir reingeschossen haben, was für ein Gings.

Wir haben hier den Ausschuss und wir haben die Melone quasi komplett aufgepasst, gesprengt.

Das zeigt jetzt, wie gefährlich das ist. Ist das auch tödlich mitunter?

Das ist auch tödlich. Sie haben gesehen, wie das hier einschlägt.

Das hat schon eine enorme Kraft.

Also hier eine Art Grauzone, die dieser YouTuber dann nutzt für sein Geschäft.

Ihr habt bei eurer Recherche ja auch festgestellt, dieser Hype, der hat noch andere Facetten.

Was wir vor allem festgestellt haben, und das ist tatsächlich etwas,

was uns dann auch sehr überrascht hat, ist, dass in diesem ganzen Sportwaffenbereich

es einen Trend gibt, nicht zu Sportwaffen, wie man sich vielleicht von Olympia kennt,

sondern zu Waffen, die nicht nur aussehen, sondern in weiten Teilen auch funktionieren wie Kriegsgewehre.

Kriegswaffen, ähnliche Gewehre, die auf dem Markt nicht nur angeboten werden,

sondern sie werden auch verkauft, sie werden von Influencern präsentiert im Netz.

Wir als wären das Spielzeuge.

Und sie sind auch ganz bewusst, was das Marketing angeht,

angelehnt an eben die Waffen, die im Militäreinsatz benutzt werden.

Wir sind auf einer Messe gewesen in Nürnberg auf einer Messe für Sportwaffen.

Und das Gewehr, was wir da in der Hand gehalten haben, das hieß G28Z.

Das G28, das ist ein Gewehr, das die Bundeswehr seit einigen Jahren im Einsatz hat.

Ich wollte gerade sagen, da klingelt es doch.

Und das G28Z, das ist die zivile Version.

Okay, also richtig gefährliche Waffen als Konsumartikel quasi.

Ihr habt da drüber ja auch mit der Polizei gesprochen, mit Michael Mertens,

der ist im Vorstand der Polizeigewerkschaft.

Ich bin ein Stück weit überrascht und erschrocken.

Waffen sind gegenständig, die im extremen Fall sehr schnell tödlich sein können.

Und das wird da ganz komplett anders dargestellt.

Diese Glowifizierung, dieser Verharmlosung und diesen Sex-Appil, die man Waffen gibt,

das ist eine sehr kritische Entwicklung.

Ja, ich habe mir das auch mal angesehen.

Da gibt es auf Social Media Fotos von Waffeninfluencerinnen,

die in Action-Held-Pose, da mit Gewehrenposen oder mit Patronen im Ausschnitt.

Und das ist dann also nicht einfach Deko fürs Foto.

Das sind dann solche Gewehre, David, die ihr auch auf dieser Messe in der Hand gehalten habt.

Das G28Z wird von Heckler und Koch vertrieben.

Die haben wir dann auch einfach mal angefragt.

Wir haben auch versucht, mit denen ein Interview zu kriegen,

aber mit Waffenherstellern kriegt man eigentlich wieder auf der Messe noch nach Interviews.

Wir haben es wirklich probiert, aber keiner wollte mit uns reden.

Und deswegen haben wir den geschrieben und gefragt,

was ist denn jetzt der Unterschied da zwischen dem G28 und dem G28Z?

Und die Antwort war so etwas nebulös. Der Unterschied sind Unterschiede in der Rohr-Innen-Geometrie.

Ich war einfach gesagt, das Rohr ist ein bisschen anders beschaffen.

Ansonsten ist tatsächlich das ein Gewehr, das ansonsten fast ähnlich gebaut zu sein scheint.

Zumindest ist das das, was wir aus dieser Antwort herausgeschlossen haben wie das Bundeswehrgewehr.

Okay, also wie kann ich mir das vorstellen?

Das ist eine Messe, auf die Fans kommen, um so ein spezielles Gewehr oder so mal in echt zu sehen.

Also ein bisschen so wie, wenn ich jetzt auf Musikfestival zum Beispiel gehe,

mit verschiedenen Bands und einem Headliner und mich schon auf das Konzert freue.

Ist das so in etwa von der Stimmung?

Und dann gibt es da die eine Waffe, die am beliebtesten ist und alle wollen die sehen?

Also das G28Z war auf jeden Fall das Gewehr, was da am beliebtesten war.

Also man hatte fast den Eindruck, alle wollten das einmal ganz gerne anfassen, ausprobieren.

Dann nehmen die Leute das so in die Hand und zielen dann mal so ein bisschen.

Also viele hatten schon, wollten mal das Gewehr aus dem Fernsehen auch mal in den Händen halten.

Man sieht es auf den Spielfilmen und da ist es auch mal toll, dass man mal so was live in der Hand hat,

dass man sieht, wie schwer das ist, wie sich das anfühlt.

Immerhin, es kostet 12.000 Euro, das kann sich sicherlich nicht jeder leisten,

wobei es auch viele gibt, die so viel für ihre Waffen ausgeben.

Also insofern, das ist nicht unerreichbar für einen Waffenfreund.

Also wer das Geld hat, kann sich also so ein Gewehr kaufen.

Ist für mich jetzt zumindest überraschend und vielleicht auch ein bisschen beunruhigend, dass das so geht.

Was sagt denn der Polizeigewerkschaftler dazu, mit dem ihr gesprochen habt, der Michael Mertens?

Das sind Kriegswaffen oder auch Waffen für Spezialeinheiten, wie zum Beispiel bei der Polizei, aber keine für den Alltag.

Mit einer solchen Waffe kann jeder, auch ungeübte Schütze, in Sekunden schnelle, viele Menschen das Leben nehmen.

Und um solche Kriegswaffen gibt es dann also einen Hype.

Ja, wir hatten den Eindruck, da geht es tatsächlich auch darum, dass solche Waffen im Trend sind.

Wir haben mit einem Waffenhersteller zum Beispiel auf der Veranstaltung sogar ein offenes Interview geführt,

der uns dann gesagt hat, ja, die Waffen, die müssen nicht nur mittlerweile aussehen,

sondern sie müssen dem martialischen, diesen Kriegswaffenlook auf jeden Fall entsprechen,

sonst verkaufen sie sich deutlich schlechter.

Also das heißt, die sollen sich gut verkaufen, wenn die nach Armeewaffen aussehen.

Wie bringen die die denn an den Mann, wie werden die denn beworben?

Wir haben mehrere Influencer getroffen, was gar nicht so einfach war,

weil die alle auch überhaupt gar keine Lust hatten, mit uns ins Gespräch zu kommen.

Nur wenige konnten wir am Ende überzeugen.

Wir haben am Ende in Soforen mal geguckt, da haben einige Waffenhersteller sich sogar damit gerühmt,

dass sie ihre Influencer dazu gebracht hatten, auf gar keinen Fall mit uns zu drehen.

Also es war gar nicht so einfach, aber in der Tat, wir haben mit mehreren gesprochen,

einer großen Influencerin, die für große Waffenhersteller unterwegs ist.

Und wir haben Caroline Matty getroffen, eine Influencerin aus Berlin,

die in der Presse manchmal als das Postergirl der Waffenindustrie bezeichnet wird.

Das ist dann ein Mix aus Langwaffen und Kurzwaffendisziplinen.

Ein Backcam.

Genau.

Was fasziniert Sie daran am Schießen?

Es macht Spaß.

Wir hatten fast den Eindruck, Philip, mein Kollege, hat sich mit ihr getroffen,

dass das ein Rist, die von Waffen fasziniert ist

und auch fast schon von diesem Traum Waffen für alle, Waffen für die,

die sich mit dieser Waffe eben verteidigen möchten.

Also mein Lieblingsmodell ist aktuell das Tschechische.

Das ist im Prinzip ähnlich angelegt wie in Deutschland mit der Sicherheitsüberprüfung.

Bedeutet nicht, jeder kann in den Laden laufen und irgendwas kaufen.

Da gibt es durchaus gewisse Prüfungsstrukturen im Hintergrund,

dass da eben nicht der zehnfach vorbestrafte Kriminelle einfach eine Waffe kaufen kann.

Aber jeder volljährige mündige Bürger hat die Möglichkeit,

einen Antrag zu stellen und seine Waffe auch zur Sicherheitszwecken mit sich zu führen.

Das ist etwas, was in Deutschland nicht erlaubt ist.

Du darfst in Deutschland Waffen zum Sport haben, du darfst sie zum Jagen haben.

Aber du darfst dir keine Waffe kaufen, wenn du dich damit verteidigen willst.

Das ist kein Grund.

In anderen Ländern ist das.

Was die sich vorstellt, im Prinzip amerikanische Verhältnisse in Leitform, würde ich mal sagen.

Denn natürlich gibt es in Europa auch irgendwelche Kontrollen

und man wird überwacht und geprüft.

Das ist aber etwas, was sie sich vorstellt.

Die Caroline Matty, die ist, würde man sagen, so ein Waffennahl,

die interessiert dafür, die mag das gerne.

Was für ein Waffenschein hat die denn?

Ist die Jägerin oder Sportschützin?

Nein, die hat gar keinen.

Ach.

Die hat gar keinen Waffenschein.

Die ist Gastschützin.

Die hat nie eine Erlaubnis beantragt.

Die schießt einfach als Gast

und ist deswegen bisher behördlich auch, nämlich an, noch nie überprüft worden.

Was heißt das, als Gast schießen?

Ja, sie nimmt Teil bei verschiedenen Waffenveranstaltungen.

Sie tritt ja bei Turnieren an und postet dann von dort immer mal wieder

Bilder und Videos.

Sie macht das und kriegt dann eine Leihwaffe gestellt

und schießt dann und gibt die Leihwaffe dann am Ende eben wieder zurück.

Und das eben über Jahre jetzt schon.

Eigentlich ist das ganz anders gedacht.

In Deutschland gibt es dieses Gastschießen eigentlich,

weil auch jemand, der in einem Schützenverein geht,

seine Waffe erst nach einem Jahr quasi beantragen darf.

Und deswegen sagt der Gesetzgeber, okay, damit du dann aber da nicht nur blöd rum sitzt,

sondern auch ein bisschen was lernst und mal guckst, ob das geht,

darfst du dann quasi dann zu deinen Schießkumpel, wie man das nennt,

hingehen und sagen, gib mir mal deine Waffe, die passend dann auf,

dass alles sicher ist und dann schießt man.

Und dann beantragt man nach einem Jahr.

Eigentlich nicht gedacht ist das so, dass man das länger macht,

also mehr als ein Jahr, weil irgendwann müsst ihr auch mal eine Überprüfung ran.

Also eigentlich ist das so gedacht,

dass man nur während dieses ersten Jahres im Schützenverein,

bevor man seine eigene Waffe bekommt, da üben darf.

So ähnlich vielleicht, wie wenn man mit 17 den Führerschein macht

und man darf aber noch nicht alleine fahren.

So ist das gedacht.

Und das ist eigentlich nicht dafür gedacht,

dass die Viktoria oder der David dahin gehen

und so einen kleinen Wallernachmittag einfach mal so machen

und nach Hause gehen, sondern das ist eigentlich gedacht,

um auch den Schützenvereinen, die ja per se nichts Schlimmes sind,

die Möglichkeit zu geben, Nachwuchs zu gewinnen.

Man merkt aber eben nur genau dieses Recht, das Gast schießen,

das wird ausgenutzt.

Diese Lückeln, zum einen von den Geschäfte-Machern,

also von den Veranstaltern,

aber eben auch von Extremisten, von Straftätern,

soweit das sogar Sicherheitsbehörden uns im Hintergrund sagen,

dass sie darin ein Problem sehen, eine Lücke im deutschen Waffenrecht.

Also versteht ihr es jetzt richtig?

Es ist in Deutschland völlig legal,

dass jemand auch, wenn er keinen Waffenschein hat,

an eine Waffe kommen kann, sich im Schießen übt

oder auch einfach Instagram Fotos dabei macht

und zwar regelmäßig, das geht, also alles über diesen Weg Gastschütze.

Normalerweise ist es im deutschen Waffenrecht so,

wer so eine Waffe haben will

und wer auf so einem Schießplatz schießen will,

der muss eigentlich eine ganze Reihe von Sicherheitsüberprüfungen

über sich hinweggehen lassen.

Da wird erst mal geguckt, ob du wirklich Sportschütze wirst,

aber vor allem wird geguckt, ob du irgendwie Dreck amstecken hast,

ob du vielleicht auch, das ist jetzt seit 2020 vor allem so,

dass du ein Extremist bist, also ein Neonazi,

das von solchen Leuten, das sagt die Politik

und ich glaube, das ist auch richtig, geht man eben aus,

wenn die eine Waffe in der Hand haben,

ist das möglicherweise schwierig,

gerade bei denen die Verfassungsfeinde sind.

Ja, und wir haben tatsächlich dann geguckt,

gibt es irgendwo in Deutschland,

weil das hört man immer mal wieder,

Neonazis, die auf solchen Schießständen schießen,

die möglicherweise auch bei Schützenvereinen sind

und mein Kollege Philipp Reichert hat dann einfach,

der sich sehr in der Neonazis-Szene auskennt,

auch mal ein bisschen geguggelt und tatsächlich,

das hat nicht lange gedauert,

dann haben wir einen sehr bekannten Neonazi

auf einer Liste gefunden, von einem Turnier sogar.

Da stand er drauf, der da scharf schießt.

Okay, also eigentlich gibt es so eine Regel,

dass Menschen, die als besonders gefährlich,

als extrem eingestuft werden,

nicht an sowas teilnehmen sollen,

und dann rausgefunden, das passiert doch.

Genau, das ist auch etwas,

was uns sogar Sicherheitsbehörden im Hintergrundgespräch auch sagen.

Das ist etwas, was die mit Sorge beobachten.

Vor allem im Extremistenbereich gibt es das nicht nur selten,

sondern immer wieder, die genau diese Lücke ausnutzen

und auf Schießstätten gehen und dort schießen.

Und wir haben diesen Fall tatsächlich auch gefunden.

Der Fall, zu dem wir recherchiert haben,

ist ein Neonazi, einer, der bei so großen Naziaufmärschen

jedes Jahr nicht nur mitmarschiert ist,

sondern in der vordersten Reihe erstaunlich,

dass gerade so ein Mann in einem solchen Verein mitliegt ist

und dort auch schießen darf.

Einfach so, ohne Überprüfung offenbar.

Und dass so ein Neonazi schießt auf einem Schießstand,

dass das ein Problem werden kann,

das hat es auch schon gegeben.

Der Mörder von Walter Lübcke, dem Kasseler Regierungspräsidenten,

der dafür ja auch schon verurteilt wurde,

der hat kurz vor seiner Tat ebenfalls auf einem Schießstand trainiert.

Bis zu fünf Mal waren das am Ende, konnten wir rekonstruieren.

Also der hat genau diese Lücke, dieses Gastschießrecht genutzt,

ist mit einem Freund dorthin gegangen,

der hat ihm die Waffe ausgeliehen

und der hat dann eben ein bisschen herausgefunden, wie das so ist,

wenn man so eine Waffe abfeuert

und das dann leider später auch erfolgreich geschafft.

Aber es geht auch ohne Schützenverein,

dass man ohne Waffenschein einfach mal ein bisschen schießen kann.

Ihr habt das ausprobiert, wo wart ihr da?

Wir haben das probiert und haben mal geguckt,

was es dafür Anbieter gibt im Netz, wo man das einfach machen kann.

Also ohne jegliche Waffenerlaubnis, ohne jede Prüfung der Behörden.

Einfach so als Privatperson?

Als Privatperson, so ganz spontan.

Und wir sind tatsächlich fündig geworden bei Jochen Schweitzer,

dem Event Anbieter.

Genau, das ist dieser Anbieter.

Da kann man sonst auch andere Sachen machen,

alles zwischen Falschirmspringen kann man dort alles machen.

Genau, Bungee-Jumps, so spannende Sachen,

aber auch manchmal glaube ich so Wellness-Wochenenden.

Zum Beispiel.

Man kann auch schießen mit halbautomatischen Gewehren,

wenn man da Lust drauf hat.

Und Scharfschützengewehren.

Und all das, das geht.

Vor allem dann in diesem ersten Moment,

wo wir diese Waffen da gesehen haben

und der Veranstalter sie auch sehr schön vorgestellt hat.

Das ist die berühmte AR-15,

hat er gesagt, die kennt ihr schon aus dem Fernsehen.

Das ist ein Scharfschützengewehr.

All diese Sachen hat er gesagt,

also man wagt tatsächlich plötzlich mitten drin.

Und die waren dann ein, zwei Meter vor mir,

diese Waffe, die eigentlich so jemand wie ich

so schnell nicht in die Hand kriegen sollte.

Ihr habt dann da auch geschossen?

Wir haben da geschossen.

Und das erste, was ich in der Hand hielt, war,

ich weiß nicht mehr, den Typ leider genau.

Auf jeden Fall sagt er, ein Scharfschützengewehr,

dass auch die Polizei Urban Sniping war, glaube ich, der Begriff.

Also was die Polizei auch beeinsetzen benutzt.

Das war schon ein Moment, diese totale Stille.

Und dann ziehe ich so den Finger so langsam

und irgendwann, man weiß gar nicht wann, kommt der Schuss.

Wenn man das auf den Aufnahmen nachher gesehen,

dann ist es ein Riesendruck, dann macht das so pengen

und der Staub wird richtig aufgewirbelt,

der dann so neben dem Gewehr ist,

dass das so ein bisschen Faszination ist, kann ich schon verstehen.

Aber das war für mich schon noch ein Stück drüber.

Und das durfte ich dann benutzen.

Ich glaube, auf 100 Meter waren das am Ende.

Ich habe damit auch sehr gut getroffen.

Ich habe in meinem Leben noch nie in meinem Leben geschossen.

Und ich habe auf dieser Zielscheibe direkt in dieses Schwarze

eingetroffen.

Dann später haben wir dann aber, ich glaube,

ein Schrottgewehr in der Hand gehalten,

mit dem ich nun wirklich garantiert nichts getroffen habe.

Und auch ein halbautomatisches Gewehr, also ein Gewehr,

mit dem man sehr schnell auf kurzer Zeit schießen kann,

mit dem habe ich garantiert auch nichts getroffen.

Und da ging es dann auch tatsächlich,

und das klang halt immer so mit, um die Frage,

wie viel muss man schießen, damit der Gegner

auf der anderen Seite unten bleibt.

Das nennt man übrigens Unterdrückungsfeuer.

Da kommt es nicht darauf an, ob ihr zielt oder den Kunstschuss macht,

sondern um ein paar schnelle Schüsse,

damit die da hinten unten bleiben.

Das hatte so ein bisschen Kampf- oder Kriegsanmutung.

Das klang immer so durch, das ist auch das Feeling.

Ich habe ja da auch mit einigen Teilnehmern,

gesprochen, immer mal wieder, die kamen da jetzt nicht hin,

weil sie sich interessiert haben, mal Sportschütze zu werden,

sondern die wollten das einfach mal erleben, wie es ist,

mit so einem Gewehr herum zu ballern,

dieses Waffen als Event, Waffen als Lifestyle, Waffen als Spaß

und nicht als das, was es eigentlich ist,

nämlich ein gefährliches Instrument, um Leute zu töten.

Habt ihr mal getestet, wie sicher das da ist?

Also was man sich da erlauben kann,

wenn man jetzt mal böse Absichten hätte?

Tatsächlich haben wir dann bei unserem Event,

bei unserem Event mal geguckt,

wird da überhaupt irgendwas von uns kontrolliert.

Und tatsächlich, mein Kollege hat sich da angemeldet,

ich bin da mitgegangen, wir hatten zwei Karten

und ich glaube, die wissen bis heute nicht, wer ich bin.

Die haben nicht geguckt auf meinen Ausweis, meinen Namen.

Also nicht mal meinen Namen, muss ich sagen,

nicht mal irgendwas unterschreiben musste ich.

Stattdessen habe ich eine Riesenmenge an Munition

in die Hand gedrückt bekommen, mit dem wir uns dann

zwischen den verschiedenen Schießständen,

die es da gab, immer bewegen durften,

damit wir mal mit der Pistole schießen,

mal mit dem Langewehr, mal mit der AR-15.

Also niemand wusste, wer ich bin

und es hat auch niemanden interessiert, es hat auch niemand gefragt

und es hat auch eigentlich niemanden interessiert,

dass ich dann irgendwann gehen wollte.

Was heißt das, dass du irgendwann gehen wolltest,

ohne die Munitions rückzugeben oder was?

Ja, also das hat die auch nicht interessiert.

Hast du das versucht?

Also quasi oder mal geguckt,

könnte ich jetzt einfach mit Munition abhauen?

Wir haben mal geguckt, beobachten die uns eigentlich

und haben dann auch uns dann einfach mal da so hingestellt

und gesagt, okay, wir stellen uns jetzt mal vor,

wir würden jetzt da zum Auto gehen

und tatsächlich hatten wir den Eindruck, das geht.

Was sagt denn der Veranstalter dazu?

Da habt ihr ja bestimmt nachgefragt.

Wir haben ihn schriftlich dann konfrontiert,

danach hat er uns eigentlich nur gesagt,

dass er dem widerspricht,

dass er uns eigentlich die ganze Zeit im Blick gehabt habe

und man habe gesehen, dass wir auf dem Gelände herum gelaufen sind,

was aber übrigens alle gemacht haben durch die Bank.

Und wenn wir wirklich weggefahren werden mit der Munition,

dann hätte man schon irgendwas gemacht.

Das war nicht unser Eindruck.

Okay, ihr habt jetzt ein Jahr lang über ein Jahr, glaube ich, recherchiert.

Zu diesem Thema.

Was würdest du denn jetzt sagen, wenn ich sage,

wie schwer ist es denn oder wie leicht in Deutschland

eine Waffe zu kommen an eine gefährliche?

Also das, was mich am meisten überrascht hat, war,

wie schnell es geht und wie leicht es ist,

bis ich eine Waffe auf legalem Weg in meiner Hand halte,

ohne dass mich irgendeiner überprüft.

Da war ich baff, weil das hätte ich in Deutschland,

wo man eigentlich sagt, dass das eines der scharfsten Waffenrechte

der Welt ist, wirklich nicht für möglich gehalten.

Und was ich auch nicht für möglich gehalten hätte,

dass Menschen, die was auf dem Capholz haben,

nicht wie wir beide, die wahrscheinlich durchrutschen würden,

durch so eine Durchleuchtung, wie der Neonazi zu dem recherchiert haben,

dass der zwei Jahre lang schießen darf, ohne dass er überprüft wird

und ohne dass das irgendeinem auffällt.

Das halte ich wirklich für eine Lücke und ein Problem,

wo man mal rangeht, weil er ist, das sagen uns, wie gesagt,

Sicherheitsbehörden im Hintergrund, nicht der Einzige.

David, vielen Dank, dass du uns davon erzählt hast.

Sehr gerne.

Bis dann.

Tschü.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser von der SPD

plant eine Verschärfung des Waffenrechts.

Unter anderem sollen halbautomatische Waffen verboten

und auch das sogenannte Gastschießen stärker reguliert werden.

Aber beschlossen ist das noch nicht.

Das war 11km der Tagesschau-Podcast

mit einer Recherche von David Meiländer und Philipp Reichardt vom SWR.

Die Links zu ihren Dokus zu dem Thema findet ihr in unseren Shownotes.

Informationen zur Amok Tat in Hamburg

findet ihr auf tagesschau.de.

Uns findet ihr überall dort, wo es Podcasts gibt

und in der ARD-Audiothek.

Wir freuen uns über ein Abo und ein paar Sternchen.

Autor dieser Folge ist Stefan Beutting.

Mitgearbeitet hat Katharina Hübel.

Produktion Christoph van der Werf, Georg Tchoske,

Simon Schuling, Jürgen Kopp, Fabian Zweck und Gerhard Wichow.

Redaktionsleitung Lena Götler und Fumiko Lipp.

FKM ist eine Produktion von BR24 und NDR Info.

Mein Name ist Victoria Michalsack.

Wir hören uns.

Ciao.

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Schusswaffen werden auf Messen wie im Action-Film inszeniert, während Influencer:innen sie als trendige Lifestyle-Artikel promoten. Es geht auch um kriegsähnliche Waffen, wie sie Polizei und Bundeswehr nutzen. Aber Waffen töten. Wie der Amoklauf in Hamburg letzte Woche wieder tragisch zeigte. Ein trauriger Anlass für Debatten über ein strengeres Waffenrecht in Deutschland, mit dem Ziel: den Zugang zu Waffen besser kontrollieren und beschränken. Wir tauchen diese 11KM-Folge in eine Welt, die eine ganz andere Beziehung zu Waffen lebt, eine Welt in der Waffen zum Lifestyle gehören. Woher kommt dieser Waffen-Trend und wie gefährlich ist er? In dieser Folge von 11KM erzählt SWR-Journalist David Meiländer von seiner Recherche in der deutschen Waffenszene, in der er gemeinsam mit Philipp Reichert ein Jahr lang unterwegs war.
Hier der Link zu den SWR-Dokus “Waffen für alle. Neuer Lifestyle in Deutschland” und “Waffen-Hype. Deutsche rüsten auf” von David Meiländer und Philipp Reichert:
https://www.ardmediathek.de/video/report-mainz/waffen-fuer-alle-neuer-lifestyle-in-deutschland/das-erste/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE3MzYzMTU
An dieser 11KM-Folge waren beteiligt:
Autor: Stephan Beuting
Redaktionelle Mitarbeit: Katharina Hübel
Produktion: Christoph van der Werff, Georg Czoske, Gerhard Wicho, Fabian Zweck
Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler
Host: Victoria Michalczak
11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Folgt liegt beim NDR.