FALTER Radio: Kurz-Filmduell, Rückkehrgerüchte und der Teichtmeister Prozess – #994

FALTER FALTER 9/6/23 - Episode Page - 49m - PDF Transcript

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Falter Radio, der Podcast mit Raimund Löw.

Herzlich willkommen im Falter Radio. In dieser Sendung gibt es Neues aus dem Universum,

des Falters, ganz aktuell über den Prozess gegen den Schauspieler Florian Teichtmeister und

über das Duell der Kurzfilme diesen Herbst. Mit dabei in dieser Sendung sind auch Christian

Schüler, der neue Chefredakteur des jüdischen Echo, das vom Falterverlag vertrieben wird.

Sie werden ebenfalls Klaus Nüchtern hören, der eigentlich der Literaturkritiker des Falters ist,

der dieses Jahr aber ein Buch über Vögel herausgegeben hat.

Famose Vögel ist der Titel dieses Buches. Klaus Nüchtern weiß zum Beispiel auch,

wie Vögel zu Verbrecher werden können. Aber zuerst begrüße ich hier Falter

Politikchefin Eva Konzert. Hallo. Hallo. Und Falter Redakteur Lina Paulic. Hallo.

Lina Paulic hat sich gerade einen der beiden Filme über Sebastian Kurz angesehen,

die diesen Herbst eine Gesamteskursion auslösen. Eva, was ist das? Ist das mehr als ein Sommerloch,

das da plötzlich über Kurzfilme 1, Kurzfilme 2 diskutiert wird und der Sebastian Kurz

riesengroß auf einigen Hochhäusern prankt in Wien? Es ist in erster Linie, glaube ich,

ein Ablenkungsmanüver, weil wir nicht vergessen dürfen, warum denn jetzt wieder so viel über Kurz

Sebastian Kurz gesprochen wird. Und das hat eigentlich einen anderen Grund, der nichts mit

zwei filmischen Werken zu tun hat, sondern mit einer Gerichtsverhandlung, die am 18. Oktober

stattfinden wird, am Straflandesgericht in Wien, wo Sebastian Kurz erscheinen muss als

Angeklagter. Und das ist eigentlich das Thema dieses Herbstes, wenn es um den ehemaligen

Bundeskanzler geht. Also Zufall ist das sicher nicht. Zwei Filme diesen Herbst über

den ehemaligen Bundeskanzler. Ich könnte mir vorstellen, dass der eine Film getimt war,

natürlich in diese große Aufmerksamkeit hinein und dass der andere Film im Nachhinein, aber das

ist jetzt meine Spekulation, sich da möglicherweise drauf gesetzt hat beziehungsweise ist da schon

das Ziel gegeben hat, eine Nebelgranate abzuschießen, um vielleicht ein bisschen die Sicht dann auch auf

dem Prozess zu weniger transparenten zu machen. Kurz Film 1, das ist eine Dokumentation, die von

Kurt Langbein gemacht wurde in den letzten Monaten. Viele Journalistinnen und Journalisten haben diesen

Film bereits in Pressevorführungen gesehen. Er kommt Ende September ins Kino. Es gibt ganz

unterschiedliche Einschätzungen dazu. Ich persönlich habe ihn auch gesehen, fand es sehr, sehr dicht,

was hier zusammengetragen ist, was man eigentlich erlebt hat in dieser Zeit des Sebastian Kurz und

was das für Österreich bedeutet hat, hinterlässt einen ein bisschen beklemmt zurück. Zumindest bei

mir war das so. Lina Baric, du hast den zweiten Kurzfilm gesehen. Deine Reaktion?

Ein Schock war das jetzt gerade. Vor einer halben Stunde bin ich aus dem Kino raus und ja,

also das ist auf jeden Fall ein Imagefilm, der eigentlich wie ein Musikvideo teilweise

geschnitten ist, schon vielleicht wie ein ein bisschen trashiger Netflix-Doku oder auf Service TV

ein Extrem-Sportler-Porträt so mit Musik, die dramatisch eingesetzt wird, mit sehr schnellen

Schnitten, mit sehr kurzen Ohrtönen, die sehr rasch aneinander gereiht werden. Also vom

Stil kann man halten, was man will, aber es hat auf jeden Fall eine sehr suggestive Kraft,

so wie Sebastian Kurz vorgestellt und eingeführt wird. Dass Sebastian Kurz auch angekündigt

wird bei der Premiere dabei sein, dieses Films lese ich. Ist es ein Pro-Kurzfilm? Also in meinen

Augen ja, man versteht nicht, was das Bandshop-Tool ist, also das wird sowieso nicht erklärt, aber

man versteht auch nicht, was das Projekt Ballhausplatz ist. Es kommt in einem kurzen Screenshot vor,

das ist aber eine Millisekunde. Also dieser ganze Putsch an die Macht, was der zentrale Faktor

des anderen Films ist, wird eigentlich überhaupt nicht erklärt. Es bleibt tatsächlich hängen,

dass eigentlich das problematische Verhältnis von Politik und Medien ein größeres Problem ist,

dass auch der Sündenfall des Journalismus hier zu Tage getreten ist und die ganze Schuldfrage in

dieser Thematik, die ja zu Ermittlungen geführt hat, bleibt quasi an den Journalisten hängen,

die sich haben verführen lassen. Das wird das Sündenfall da kurzzeitig enttelligt bei den

Journalisten und den Journalisten, Eva. Da muss ich jetzt natürlich widersprechen, aber darüber hinaus

zeigt es eben die mögliche Intention dieser ganzen Sache. Wir diskutieren über einen Film,

den eigentlich noch niemand gesehen hat und wir diskutieren eben nicht mehr über die Machenschaften

der türkischen Politiker in den vergangenen fünf Jahren, sondern wir diskutieren über ein

mögliches Comeback von Sebastian Kurz aus der Boulevard jetzt natürlich wissen möchte, kommt

da zurück, kommt da nicht zurück. Wir diskutieren eben über diesen Film und eigentlich nicht mehr

über die wichtigen Sachen. Die Werbung für diesen Film rund um die Person des Sebastian Kurz hat

natürlich schon etwas von einem Vorwahlkampf, obwohl der Ex-Kanzler jetzt sagt, er ist Geschäftsmann

in verschiedenen Bereichen. Er ist Geschäftsmann gemeinsam mit den Partnern für Abhöhr, Software

in Israel, er ist Geschäftsmann mit einem amerikanischen Millionär, Peter Thiel. Ist das etwas,

was rein spekulativ ist, Eva, dass der Sebastian Kurz wieder zurück will oder gibt es nicht

doch in Wirklichkeit schon viele Hinweise, also die Tatsache, dass der Sebastian Kurz mit dem

ungarischen Regierungschef auftritt, also aber jetzt noch immer Kanzler wäre in Österreich. Es gibt

ja auch Leute, die sagen, in Wirklichkeit wird hier vorbereitet eine Übernahme der ÖVP, falls

dem ÖVP-Chef DHM es nicht so gut geht, mit vielen ehemaligen Mitstreitern sitzen alle in einem

Großraumbüro am Schubau trinkt. Das kostet auch nicht viel, nicht ganz wenig.

Mich würde in dem Fall am meisten interessieren, was die offizielle ÖVP-Spitze da drüber denkt.

Du hast das Reimond richtig gesagt. Wir haben einen amtierenden Bundeskanzler in dieser Republik. Es

gibt einen offiziellen Parteichef, der heißt im Moment Karni Hammer. Inwiefern da ein Comeback

geplant wird, ist ganz schwierig zu sagen. Es könnte eben einige Hürden geben, da sind

einmal die strafrechtlichen Ermittlungen gegen Sebastian Kurz. Es gibt jetzt eine Anklage,

millierweise werden dieser Anklage noch weitere Anklagen folgen. Das Problem,

das die ÖVP hat, ist ihre eigene Inhaltslehre und wir dürfen nicht vergessen, dass Sebastian Kurz,

also diese Partei zum ersten Mal übernommen hat, 2017 eine Art Sauerstoffzufuhr der ÖVP gegeben hat

mit fragwürdigen Instrumenten, auch mit fragwürdigen Inhalten, aber er hat für diese

Partei Wahlen gewonnen und die ÖVP, das zeigen auch die Umfragen, tut sich im Moment wahnsinnig

schwer, ohne ihn Wahlen zu gewinnen und in den Umfragen zu steigen und deshalb ist natürlich

ein gewisses der Wille, das möglicherweise Sebastian Kurz zurückkommen sollte, aus diesem

Blickwinkel heraus verständlich. Man könnte aber aus ÖVP-Sicht auch sagen, wir setzen ein

anderes Programm auf, wir überlegen uns konkrete Antworten auf die wichtigen Fragen dieser Zeit

und damit könnte man wahrscheinlich nachhaltiger reussieren, als wie mit Sebastian Kurz.

Es schaut nicht ganz so danach aus, ob im türkisen Umfeld das wirklich der Plan ist,

Lina Baulitsche, der Film Kurz, der Film wird von einem Regisseur gemacht, der Sascha

Kölnereit, der einen Produzenten produziert, Michaela Heischdi, alle sagen, sie haben mit der

türkisen Welt nichts zu tun, sie sind reine Filmemacher. Du kommst grad aus der Pressevorführung

für den Film, hast du auch den Eindruck gehabt? Nein, ich habe vor allem die letzten Tage sehr

viel recherchiert zu diesen handelnden Personen. Sie sind nicht Parteimitglied, also der Produzent

Michael Heisch ist der Sohn einer sehr, sehr einflussreichen Familienkitzbühle, die obersteuisch

Nachrichten haben die als den Denver Clan von Kitzbühlen bezeichnet, also der Familie Heisch,

gehören Hotels, Restaurants und so weiter und er ist auch Mitglied des Wirtschaftsbundes. Das

heißt, es gibt hier sicher eine Nähe zur ÖVP. Sebastian Kurz war auch letzte Woche zu dem

Filmfestival eingeladen, wo Reisch Leiter war bis vor wenigen Tagen, aber ob das in Auftrag

gegeben wurde, das kann man nicht beweisen und vielleicht ist es auch nicht so, vielleicht ist

es auch einfach eine gewisse Art von Jungspundhaftigkeit, wo man sich denkt, man macht jetzt irgendwie

einen coolen Film über jemanden, der einen fasziniert und man lässt sich ein bisschen

einkochen, woher die Gelder kamen, das ist immer noch ein Fragezeichen.

Aber das ist ein großes Fragezeichen, das ist ja die Grundregel hier, das Urfahrt,

das Investigativ-Schionalismus, Follow the Money und ein solcher Film, ich lese,

der ist in Kalifornien getreten, ein Interview mit dem Arnold Schwarzenegger in Israel und wenn

da Filmteams unterwegs sind, das kostet rasend viel Geld. Gibt es irgendeinen Hinweis, wo das herkommt?

Also die deutsche Produktionsfirma Opus Air, der Produzent war auch da, der heißt Holger

Fuchs, der sagt, er hat das vorgestreckt und sie rechnen damit, dass das wieder eingespielt

wird, das wage ich zu bezweifeln, weil Dokumentarfilme, also da müssten wirklich dann Hunderttausende

ins Kino gehen, was eben bei DOKUS überhaupt nie der Falle ist. Man wird ihnen aber das

jetzt auch schwer absprechen können, wenn sie sagen, sie haben das aus eigenen Mitteln

finanziert.

Da schon müssen sie auch tief sein, wenn sie das aus eigenen Mitteln finanziert haben.

Genau, also sie sagen, der Film hat 500.000 Euro gekostet, dazu kommen noch jetzt weitere

Marketingkosten, aber das ist an sich ein normales Budget und auch die Reisen, das kommt

schon hin, also ich habe mit verschiedenen Leuten gesprochen, dass das jetzt schon so

sein.

Ewa.

Möglicherweise sind wir hier schon Zeugen einer größer konsertierten Aktion, die ein

Comeback von Sebastian Kurz dann zum Ziel hat, wir dürfen nicht vergessen, Sebastian

Kurz hat sein ganzes professionelles Leben nichts anderes gemacht als Politik. Er ist

37 Jahre alt, er ist eigentlich sehr jung und nur älter Statesman zu sein, was normalerweise

so eine Möglichkeit ist für langdienende Politiker, nachdem sie abgetreten sind und

er tut natürlich schon durch die Welt, wenn er jetzt zum Beispiel bei Viktor Orban aufkreuzt

oder bei anderen Botendaten in den Vereinigten Arabischen Emiraten oder auch am Balkan, dann

wird das immer ausgelegt, das würde ja dort Kontakte knüpfen, das stimmt, aber auf der

anderen Seite, was ich glaube, was man nicht vergessen darf ist, dass das möglicherweise

auch diejenigen sind, die ihn einfach noch empfangen.

Und Peter Thiel, einer der Arbeitgeber des Sebastian Kurz ist ein amerikanischer Multimilliardär,

Internetmilliardär, der eine politische Agenda hat, der in den USA, in mehreren Bundesstaaten,

Kandidaten unterstützt hat für vorwahl, republikanische Vorwahlen, die ganz, ganz

weit rechts gestanden sind und der in seinen Vorstellungen, Peter Thiel ist ein durchaus

interessanter, ultrareaktionär und eigentlich Antidemokrat, argumentiert in seinen Vorlesungen

auch in seinen Büchern, gegen die Grundideen der Demokratie und Peter Thiel ist sicherlich

jemand, der interessiert ist, politische Akteure irgendwie zu haben, mit denen er zusammenarbeiten

kann, wenn es nicht im amerikanischen Senat ist, die Thiel-Kandidaten sind alle nicht

durchgekommen, dann durchaus auch in Europa, das ist jetzt natürlich spekulativ, aber man

kann sich durchs Vorstellen, dass jemand, der viel Geld hat, eine politische Agenda hat

und ein sehr begabter Politiker, der mal gestrauchelt ist, wie das Sebastian Kurz, dein

gemeinsames Interesse hat.

Er hat wahrscheinlich nicht nur eine politische Agenda, die hat er immer offengelegt, er hat

auch eine ökonomische Agenda.

Schauen wir uns an, an welchen Unternehmen Peter Thiel Anteile hält, natürlich fällt

einem da Ballantir ein, das ist ein Dienstleister für die Militärsoftware zum Beispiel.

In dem Zusammenhang hat Peter Thiel zum Beispiel ein ganz großes Interesse daran, dass die

Hürden für einen Einsatz von militärischer Software innerhalb der EU sehr niedrig reguliert

werden, dass dann eher seine Produkte auf dem europäischen Markt dann an die EU-Mitgliedsländer

verkaufen kann und da ist es offenbar oder möglicherweise, bleiben wir im Spekulativen,

nicht ganz so schlecht, wenn ich die entsprechenden Kontakte zu den notwendigen Personen habe,

die dann auch darüber entscheiden, wie so etwas zum Beispiel reguliert wird.

Dela Paolic, du hast tagelang jetzt recherchiert in dieser Kauser, Duelter, Kurzfilme.

Was erscheint dir sozusagen als wichtigstes Ergebnis dieser Recherchen jetzt, auch nachdem

du den zweiten Film gesehen hast?

Ich glaube leider weiterhin so viele Fragezeichen wie vorher.

Ich bin mir tatsächlich nicht sicher, wie viel davon Naivität ist auch das Regisseur.

Also ich habe auch mit Vertrauten von ihm gesprochen, die sagen, der ist eben ein Werbe-Regisseur,

der auch quasi Aufträge einfach erfüllt, der keine Erfahrung hat mit Spielfilmen oder

eben Kinodokumentationen, der eben Bergsteiger-Dokus gemacht hat, so Porträts, aber vielleicht

auch da einfach ein bisschen eingekocht wurde, das ist auch eine Möglichkeit.

Was an finanziellen Zuströmen es gab, das konnte ich leider nicht herausfinden.

Und einige der Interviewpartner dieses Films haben mir nachher erklärt, sie haben das Gefühl,

sie sind über das Ohr gehauen worden, das ist abgehört.

Die Krisper hat das gesagt und der Ex-Kanzler Kern und andere auch.

Und man muss auch sagen, so wie ihre Ohr-Töne geschnitten wurden, kommen sie auch nicht besonders kritisch

rüber außer die Stephanie Krisper, die ist sehr klar, also ich glaube, die hat sich auch

einfach gar nichts irgendwie gefallen lassen, auch an Fragen oder hat dann auch nicht besonders

weit ausgeholt, da haben sie wirklich auch gute Antworten von ihr drinnen, aber auch vom Kern,

wie das dann gegengeschnitten wurde in einem Kontext, da bleibt dann nicht viel über eigentlich

von der Kritik und das fand ich schon spannend.

Auf jeden Fall das Herbstthema haben wir abgehandelt.

Vielen Dank.

Gegen den prominenten, ehemaligen Burgschauspieler Florian Teichmeister gab es den Prozess,

wegen Kinderbaugnographie, wegen Tausender Dateien, auf denen Missbrauch von Kindern

zu sehen war, die auf seinen Computern gefunden wurden.

Es ist ein Prozess, der offenbar viel mehr aufrührt als das normalerweise bei Kriminalfällen.

Der Fall war, Florian Klink hat den Prozesttag beobachtet.

Hallo Florian.

Hallo.

Und Eva Konzert beobachtet die ganze Lage im Land.

Eva, bevor wir zu den Details des Verfahrens kommen, warum ist das eine solche Causa, die

so den Rahmen eines Kriminalverfahrens sprekt?

In erster Linie natürlich, weil Florian Teichmeister eine öffentliche Figur ist.

Er ist ein bekannter Schauspieler.

Jeder hat ein Gesicht dazu.

Jeder hat ihn einmal gesehen, entweder in den Filmen, die er gemacht hat oder im Buch,

der hat da wo er gespielt hat.

Und die Causa stellt natürlich Fragen in den Raum, die beantwortet werden müssen,

bevor eigentlich ein Gerichtsurteil gefällt wird.

Nämlich auch, wie gehen Institutionen dann mit diesen Anschuldigungen um?

Wie geht ein Burgtheater damit um, wenn ein Schauspieler solchen Anschuldigungen

ausgesetzt ist?

Man wusste dann ja auch relativ schnell, er war geständig.

Also er hat das gemacht und da stellt sich dann die Frage des Umgangs eben auf mehreren Ebenen.

Und Szenen wie die mit einem Galgen vor dem Gerichtsgebäude, Demonstrationen,

eine Ausbruch von Emotionen im Internet, ist das irgendwo gelenkt oder kommt das spontan

aus Teilen der Volkshelle?

Würde ich sagen, beiderseits wir wissen, dass es Gruppierungen gibt in Österreich,

die auf solche Themen aufspringen.

Es sind also dieselben, die in Corona-Zeiten für unsere vermeintlichen Grundrechte eintreten,

die dann vor einem Jahr gegen eine Russlandpolitik demonstriert haben, die jetzt da wieder aufspringen,

weil sie offenbar glauben, dass da Meter zu machen sind.

Gerade bei solchen Themen wie Kindesmissbrauch und Kindern allgemein, wenn Kinder involviert sind,

kocht die Volkshelle natürlich immer hoch.

Florian, du hast den Prozess beobachtet, Teichmeister ist schuldig gesprochen worden,

war das eine überraschende Sorteil?

Nein, das wäre überraschend gewesen, wenn man ihn eingesperrt hätte.

Wie er hat, wie ist dieser Prozess abgelaufen, in der Früh steht vor dem Gericht den Holzkalgen

mit Schnachlitraten und der Name Teichmeister ist ihn eingraviert und in der ersten Zuschauerreihe

das ist wirklich zahlsitzend vier Boxer, die der Anwalt von Teichmeister Rudolf Meyer engagiert

hat, um ihn zu schützen, weil er in den nachten Morteuren bekommen hat.

Der Rudolf Meyer ist selber Boxer, dann hat er seine Boxer mitgenommen.

Also wir erleben eine sehr achaiische Szene, ich würde die nicht überschätzen, es ist

nicht so, dass er jetzt wirklich Gefahr gedroht hat, aber nach dem Urteil haben Leute im Gang

gebrüllt und man möge dem Teichmeister den Penis abschneiden und ins Mal stopfen.

Man hat schon gemerkt, dass da eine Wutmasse, nicht nur eine Protestmasse, sondern eine Wutmasse

unterwegs ist und ich finde, das war heute eine Sternstunde der Justiz, weil der Richter

klargemacht hat, dass er sich diesem Mop, als Buchstilber ich gesagt, dem Druck der

Straße nicht beugen wird, sondern ein aufgeklärtes und vernünftiges und gutbegründetes Urteil

gesprochen hat.

Warum ging es da im Wesentlichen um die Frage, ob Teichmeister, der erkrankt ist, das ist

heute festgestellt worden, der Pädophil ist, das hat er heute zugegeben, besser aufgehoben

ist in einer Strafanstalt, mit einer relativ schlechten medizinischen Betreuung oder seine

bereits zweier bestehende Therapie, die er engmaschig macht und die auch nachgewiesen

hat im Gericht, fortsetzen kann.

Außerhalb des Gefängnisses und das Gerichter gesagt, wir verpassen dir eine relativ hohe

Strafe, zwei Jahre, Höchstststrafe ist drei Jahre.

Zum Wissen, Teichmeister war unbescholten, er ist geständig, er hat beigetragen, dass

die Tat aufgeklärt wird, das hat jetzt sehr viele Millionungsgründe und Teichmeister hat

zwei Jahre bekommen, also zwei Drittel der Höchststrafe und eine Einweisung in den

sogenannten Maßnahmen vollzug, also in einem forensisch-therapeutisches Zentrum, also

eine Justizpsychiatrie.

Und der Richter gesagt, dann musst du hin, wenn du mir in den nächsten drei Jahren nicht

nachweist, dass du und dann kam eine riesige Liste an Auflagen, keine Drogen, kein Alkohol,

Therapie machen, jede Woche zum Bewerbungshelfer und diese Liste an Auflagen hat sich nicht

der Richter ausgedacht, sondern der medizinische Sachverständige, der zuerst gesagt hat,

der Teichmeister ist geistig zwar gestört, aber nicht so gefährlich und geistig abnahm,

dass man ihn einweisen muss, aber als der Richter sozusagen noch einmal nachgewassert

hat in den Daten, den man sichergestellt hat, dann ist man darauf gekommen, er ist doch

schwerer gestört, als man ursprünglich angenommen hat, zuerst hat man gedacht, der hat gekoxt

und in diesem Koks raus, sozusagen sich diese Kinderbahn aus angeschaut, jetzt beim zweiten

Mal durchschauen ist man darauf gekommen, dass er schon im Jahr 2008 begonnen hat diese

Bilder runterzuladen, wo er noch nicht darungswichtig war und dass er offensichtlich eine schwere

Persönlichkeitsstörung hat, die ihn auch gefährlich macht, im Hinblick auf die Bilder, was heute

klar vom Guteachter festgestellt wurde, dass er erstens nie ein sogenanntes Hands-On-Delikt

gesetzt hat, nie ein Kind angegriffen hat, auch nicht in einer intersexuellen Pose fotografiert

hat und der Guteachter hat auch gesagt, dass er keine Gefahr sieht bei Teichmeister, dass

er das tut, das heißt, Teichmeister hat zwei Dinge getan, einerseits diese Fotos runtergeladen,

aus diesen Fotos Collagen gemacht, Videopräsentationen für sich selbst und er hat sie mit Texten

versehen, mit sehr brutalen, man nennt das Sado-Pedophile Texte, ich will die da nicht

wiedergeben und diese Texte, die sehr grausam, sehr brutal, sehr zynisch, sehr menschen und

Mädchen, Kinder verachtend sind, die sind für sich nicht strafbar, jeder Mensch kann

perverse Texte schreiben und brutale Texte schreiben, wer markiert das Sado-List, wird

viele solcher Texte finden, die Texte sind nicht strafbar, aber der Guteachter hat gesagt,

diese Texte in Kombination mit den Bildern zeigen ihm, dass das ein schwer gestörter

Kerl ist und er braucht eine intensive medizinische Behandlung, was heute unangenehm war, das

einzige, was unangenehm war, ist, dass die Staatsanwältin diese Texte, die jeder Kante

im Gerichtsverfahren, weil sie in den Akten stehen, mehrere Minuten vorgelesen hat, das

war für das Publikum eigentlich ein sehr unangenehmer Moment, also die hat versucht,

das ein bisschen eine Show zu machen und das war eigentlich der einzige Moment, der

unangenehm ist.

Ist aber nicht aufgegangen, in dem Sinn, dass eine unvernünftige Entscheidung zur Stande

gekommen ist.

Die Staatsanwaltschaft hat versucht Stimmung zu machen im Gerichtssaal, das war eigentlich

unangenehm, es hat auch eine der Richterinnen dann wieder den Text zu lesen und wurde in

einem Schlussblöde wieder so ein Chat herlesen, wo dann man das Gefühl hatte, die drücken

jetzt da drauf, weil ja die Texte nicht strafbar sind, sondern nur die Bilder, die Bilder hat

man zum Glück nicht gezeigt.

Der Florian Teichmeister war Burktheaterschauspieler, war total gut vernetzt im Kulturleben, im

öffentlichen Leben und da ist jetzt im Internet den rechten Sozialmedien heißt, der wird

geschützt, durch die linke Schikarier, die nicht will, dass er wirklich zur Verantwortung

gezogen wird, ist aber dran.

Ich bin kurz bevor ich ins Gericht gegangen bin, habe ich mit einer Richterin vor dem

Gericht geplaudert, die ich kannte und die Richterin hat gesagt, dass was mit dem Teichners

dort passiert.

Ich sage das jetzt bewusst, weil sie gesagt, das sind unsere Pipifaxfälle, die wir jeden

Tag haben, in der sogenannten Schwein der Labteilung, so nennt man das im Grauen Haus, sondern wir

haben tagtäglich mit diesen Leuten zu tun.

Wenn 100 solche Verfahren laufen und der Rudi Meier der Anwalt hat gesagt, normalerweise

sind wir in so einem Verfahren in fünf Minuten durch, dass jemand gestähnlich ist, Therapie

macht, normal ist das im Grauen Haus, das ist das Haus, in dem Verbrechen verurteilt wird.

Das muss man sich füllen.

Und alle, die diesen Prozess aus der Perspektive der Ankergebührten, der Richter, der Anwältige

sind, haben gesagt, der hat einen Brumimalus, der wird nicht protischiert, sondern im Gegenteil,

der wird, dieser Prozess wird von einer, wenn man so will, deutschsprachigen Weltöffentlichkeit

geführt.

Heute waren deutsche Medien dort, die FHZ, die Süddeutsche, die neue Züricher, Fernsehteams,

das war wie wenn es ein Inter, ich habe noch nie gesehen, dass der Schwurgerichtssaal

unten und auf der Galerie voll war.

Wie stark Ewa ist, geht dieses Gefühl, da wird jemand mit Gassierhand schon angegriffen,

weil er aus den Eliten kommt, weil er aus der Schirk-Karriere kommt, wie tief geht dieses

Gefühl in Teilen der Öffentlichkeit und ist das begrenzt auf ein paar hetzerische Rechtsextreme

oder geht das schon tiefer?

Es geht auf jeden Fall über den Falldeichtmeister hinaus, also der Falldeichtmeister ist er

jetzt für diese Gruppierungen einfach die Möglichkeit, Widerstimmung zu machen gegen

die e-bekannten Gegner aus ihrer Sicht, also gegen diese Eliten, dass es Verschwörungen

gibt in der Justiz, dass es da Machenschaften gäbe oder Seilschaften, die irgendwelche

Leute schützen, das ist deren gängiges Narrative.

Dürfen nicht vergessen, dass gängigste Narrative, das diese Leute haben, ist, dass es eine Weltverschwörung

gibt, dass es irgendwo Eliten gibt, die quasi die Vorgänge der gesamten, was global passiert

irgendwo aus dem Hinterzimmer steuern, da haben sie sich jetzt beim Deichtmeister einfach

auch drauf gesetzt.

Mich hat der Prozess, als ich erinnere, den Prozess gegen den Fritzl, den Vater, der

seine Tochter jahrzehntelang in den Keller gesperrt hat und auch an dem Prozess, oder

nicht, gab es keinen Prozess, aber das war es rund um Kampuscht.

Das ist eine Szene von Leuten, die große Verschwörungserziehungen haben und dem politischen

Establishment, wer auch immer das dann ist, zu dran, Kinder zu missbrauchen, Kinder umzubringen,

Kinder zu verstecken, zu verkaufen.

Wir kennen das von Trump, wir kennen das aus Amerika, dass diese Erzählung, die auch QNN

mäßig sozusagen verbreitet wird, der Rutter, der diese Demonstration gemacht hat vor dem

Haus von der Mutter von Deichtmeister, wo auch mit dem Geigen vor dem Haus der Mutter

in Langenleus demonstriert wurde, der gesagt, es gibt die Gerüchte, dass linke Politiker

diese Kinder schön schützen, dass hier die Kinder ermordet werden.

In Amerika, ganz stark gewesen, gegen Hillary Clinton ist verbreitet worden, sie hat irgendeinem

Keller Kinder umgebracht, diese Erzählung, diese Erzählung, die Eliten, die Grausamen

bringen ihre Kinder um und schützen sich dann auch noch, die ist verbreitet.

Was mich heute schon gewundert hat, dass die Demonstration relativ wenige Leute waren.

Das war jetzt nicht ein langer Zug von Leuten, die kennen das als Langenleus, wo sie damit

Kugelocken gekommen sind.

Sonst war eigentlich ein kleines, versprengtes Krübchen, man muss eigentlich sagen eher

verlorene Seelen, die da gestanden sind, Leute, die teilweise sehr aggressiv dann reagiert

haben, wo ich nicht ausschließen konnte, dass die auch sozusagen persönliche Erfahrungen

mit dem Thema haben, dass sie auch emotionalisiert hat.

Ich bin lustigerweise jetzt im Gericht rausgegangen, ein Autofahrer ist stehen geblieben, hat die

Scheibe runtergekurbelt, da hat er gesagt, du mit deiner scheißere Sozialisierung,

gescheißen ist das emotionalisierte Leute und heute haben wir eigentlich ein Major

Leben zwischen aufgeklärten vernünftigen Rechtsstaat und Mob und Galgen und sozusagen

Wutmasse.

Und bei Vertechtigungen, bei Verschwörungstheorien, bemühen wir uns bei der Realität zu bleiben

und der Realität zu zeigen.

Danke Florian, danke Eva Konze.

Das jüdische Echo ist ein traditionreiches Magazin zur historisch-kritischen Aufarbeitung,

des österreichisch-jüdischen Geisteslebens, gegründet wurde das Magazin 1 von Leon

Selmann und der Vereinigung jüdischer Hochschüler, der neue Chefredakteur des jüdischen Echo

ist Christian Schüller, der früher Korrespondent und Reporter im ORF war.

Hallo Christian.

Hallo.

Wir waren viele Jahre Kollegen im ORF, Christian, wo siehst du das jüdische Echo heute in

der publizistischen Welt dieses Landes, was hat es für dich für ein Stellenwert?

Was mich daran sparen ist, dass man Themen, die uns alle betreffen, von sehr verschiedenen

Standpunkten aus betrachten kann.

Es ist eine Möglichkeit, unterschiedliche Perspektiven einzuholen, natürlich auch jüdische

und nicht jüdische Perspektiven, aber auch unterschiedliche Zugänge, die es von jüdischen

Intellektuellen gibt, sei es jetzt zu Israel, sei es zur Flüchtlingsfrage, sei es zur

Migrationsfrage und so sehe ich es ein bisschen aus einer Plattform und das ist das Spannende

für mich.

Du hast jetzt die journalistische Verantwortung, Chefredakteur, hast du einen besonderen Zugang

zum jüdischen Leben, zum Judentum, zur ganz auseinandersetzung mit Israel?

Ja, ich habe mich eigentlich von Kindheit an sehr viel mit dem Judentum beschäftigt,

liegt vielleicht daran, dass ich in der französischen Schule war, da waren sehr viele, hat sich sehr

viele jüdische Freunde und habe dann auch immer wieder Kontakte gehalten, mich baue

auf den Israel, habe mich interessiert für die Entwicklung im Nahen Osten, auch wenn ich

dort nie als Korrespondent gearbeitet habe.

Und ich denke, dass man als Österreicher einfach die Tradition der jüdischen Kultur und der

jüdischen Intelligenz überhaupt nicht ausklammern kann, wenn man über Österreich nachdenken

will, über Europa nachdenken will, über die Welt nachdenken will.

Das jüdische Echo kommt einmal im Jahr heraus, der Schwerpunkt, der Übertitel über dem

Heft dieses Jahres, 23, ist Flucht und Vertreibung.

Bescheidbar, was sind da konkrete Schwerpunkte?

Die Idee war, das Phänomen Flucht und das Phänomen Vertreibung, die ja für Juden und

Jüdinnen durchaus bekannte Themen sind, möglichst breit anzuschauen und möglichst auch Parallelen

aufzuzeigen, ohne Dinge miteinander gleichzustellen.

Also wir haben zum Beispiel die Geschichte von dem kurdischen Buben Alan, der seinerzeit

vor die türkische Küste geschwemmt worden ist, ertrunken ist, erzählt von seiner Tante.

Unternehmensstellen wir die Geschichte von einem österreichischen, von einem Physiker

in New York, der in Wien geboren ist und mit einem Kindertransport noch gerade vor der

Nazis flüchten konnte.

Da geht es nicht darum, irgendwas gleichzustellen in der Geschichte, sondern sich einfach anzuschauen,

was macht Flucht mit Kindern und wie werden sie da hineingezogen in das Ganze.

Oder wir haben die Geschichte von einem Palästinenser, der aus Syrien geflüchtet ist, 2015 nach Deutschland,

sich dort sehr gut integriert hat und der darüber schreibt, wie es ist, die Muttersprache

oder den Bezug zur Muttersprache zu verlieren im Exil.

Und daneben gibt es eine Geschichte über Menschen, die bei ihrer fluchtvolle Nazis, also jüdische

Menschen, die bei ihrer fluchtvolle Nazis ausgerechnet Dirndl- und Lederose eingepackt haben, um irgendwie

einen Bezug zu dem Land, das sie vertrieben hat, zu behalten.

Und solche Phänomene stellen wir nebeneinander und dann gibt es auch Analysen von einem

Psychiater, der versucht das Phänomen Trauma durch Flucht, Trauma durch Vertreibung.

Ich bin allgemeiner zufass.

Den Artikel über den New Yorker Physiker, den Du angesprochen hast, Josef Eisinger, den

hast Du geschrieben, Du hast mit ihm gesprochen.

Der Mann ist als Kind mit dem Kindertransport nach Großbritannien gekommen, wie viele andere auch.

Was ist das Besondere an dem Lebensweg des Josef Eisinger?

Das Besondere an seiner Geschichte ist, dass er, so wie er es beschreibt, oder so wie er es für

sich heute mit 99 Jahren beschreibt, dass er als ganz junger begonnen hat, Tagebuch zu führen und

sich über seine eigenen Gedanken und Gefühle auch in die bewusst zu werden.

Und er war dann ziemlich lang in einer schlimmen Situation in Großbritannien, in Isolien,

in einer schlimmen Situation und er war später noch in einem Lager, in einem gefangenen Lager

in Kanada und auch noch in den USA, weil er ja aus Deutschland kommen, sozusagen zum Teil

Seite an Seite mit Nazi-Gefangenen und für ihn war wichtig, seine Identität nicht zu verlieren

und sich, also diese Resilienz, die er sich als Kind quasi beigebracht hat und er hat auch Glück gehabt,

wie er sagt, weil er hat im Zuge dieser Flucht dann auch Leute kennengelernt, die ihm später professionell

weitergeholfen haben und hat dann bald schon seinen Weg zur Physik und so entwickelt.

Das erstaunliche Animes, er kommt von Wien nicht los.

Also je älter er geworden ist, desto mehr hat er begonnen sich mit Wien zu beschäftigen,

aber nicht in einer idealisierenden Weise, sondern er kommt immer wieder auf Besuch und setzt sich

auch auseinander auch mit Leuten, im Hier und Jetzt, auch mit Leuten, die in dem Haus wohnen,

aus dem seine Familie vertrieben wurde, wo die Wohnung errisiert worden ist und führt Gespräche,

spricht Leute an, versucht sie auch zu konfrontieren. Das hält ihr aber nicht,

die Antworten, die ihr da bekommt, sind teilweise beglemmet, das hält ihr aber nicht davon ab,

es immer wieder zu versuchen. Das ist vielleicht eine Art, dieses Josef Eisinger mit den Traumata

umzugehen, die die Vertreibung geschaffen haben. Du sprichst mit einem Psychiater,

einem Psychiater Klaus Mija Cek über Traumata bei Flucht und Vertreibung, wie sehr kann man das

zum Beispiel auf eine Geschichte, wie die das Josef Eisinger umlegen? Eigentlich sagt der Mija Cek

gestützt auf die Theorie oder auf die Psychiatrie das, was Eisinger in seinem Leben praktisch

umgesetzt hat. Nämlich, dass es ganz wichtig ist, nicht Gefühle abzuspalten, sondern sich

auch bewusst zu machen, damit auseinanderzusetzen, dass es aber ein besonders wichtiges Beziehungen

zu knüpfen und sich nicht zu isolieren mit seinem Schmerz oder dem Trauma, so einfach die Dinge

so gut wie möglich zu verarbeiten, was nicht jeder kann, nicht jeder hat die Ressourcen dafür,

nicht jeder ist dazu im Stande, nicht jeder kommt in ein Umfeld, wo ihm das gelingt. Aber der Klaus

Mija Cek hat noch andere Dinge festgestellt, weil er schon seit Jahrzehnten mit Traumatisierten

arbeitet, wie sehr sich diese Erlebnisse und die Gefühle, die daraus entstehen, über Generationen

auch weiter pflanzen, vererben will ich nicht sagen, sondern weiter pflanzen, wie einfach speziell

dann, wenn nicht darüber geredet wird in den Familien, dann eine, ein, ein Loch entsteht,

ein Fragezeichen entsteht, das dann irgendwie gefüllt werden muss und das wieder Leute aus dem

Gleichgewicht bringt. Wir haben in den letzten Jahren jährlich oft über Flüchtlinge gesprochen,

über Vertreibung gesprochen, wie damit umgegangen wird, was das für Aggressionen auslöst auf der

einen Seite, Solidarität auf der anderen Seite, diese Auseinandersetzung mit Flucht und Vertreibung

in der Nazizeit. Was ist für dich das Element, das am wichtigsten ist für die heutige Zeit,

um heute umzugehen mit der Fluchtsituation der Ukrainerinnen und Ukrainer ausgesetzt sind,

Menschen aus Syrien, aus Afghanistan, aus anderen Ländern und die nach Europa kommen?

Ich fand da recht interessant, was eine Anthropologin, Martina Steiner, die sich mit ganz anderen

Flüchtlingen beschäftigt hat, das aus Afrika vor allem, was die beobachtet hat, nämlich dass die

Angst der Eingesässerinnen, der Einheimischen vor den Fremden teilweise auch etwas mit der

tiefen Unsicherheit zu tun hat, die in uns allen drinnen steckt. Das heißt, die erinnern uns an

etwas. Diese unmächtigen, blassfüssigen, die da kommen, erinnern uns daran, dass wir gar nicht

zu sicher sind in der Existenz, in der wir stecken, dass das alles nicht so selbstverständlich ist,

dass wir tausende Ängste haben in alle Richtungen und wir wollen diese Ängste nicht sehen,

wir wollen nicht Menschen sehen, die das spiegeln, was wir täglich verdrängen, wenn wir uns einbilden,

wir leben in einer geordneten, sicheren Welt. Das alles im Rahmen von vielen anderen

Interessanten und spannend noch überraschenden Artikeln, das jüdische Echo kann man sich

besorgen über den Falter Buchversand. Und doch in einigen Buchhandlungen, aber nicht überall,

natürlich. Ich nehme an, du arbeitest bereits am Heft für 2024, was ist da der Plan?

Der Schwerpunkt ist Solidarität, wiederum mit vielen Facetten, denn einerseits geht es ja auch,

was heißt Solidarität mit Israel, was heißt kritische Solidarität? Wo hat überhaupt Solidarität

ihre Grenzen? Aber wir schauen uns auch an, was ist aus dem Gedanken der Solidarität in der

Gesellschaft geworden? Wie schaut es zwischen den Generationen aus? Wie schaut es zwischen den

Minderheiten aus? Wie schaut es zwischen den Stärkern und den Schwächeren aus? Gibt Solidarität

oder ist das vielleicht so überholt? Ist das sozusagen ein überholtes Konzept oder hat das

eine Zukunft? Und das ist ein Thema, das uns in den nächsten Jahren wahrscheinlich eher mehr

beschäftigen wird als weniger. Vielen Dank, Christian Schüller. Etwas überraschendes gibt es dieses

Jahr im Falter Verlag und zwar geht es um Vögel. Famose Vögel ist der Titel eines Buches und damit

machen wir einen großen inhaltlichen Schnitt. Der Autor dieses Buches ist der Literaturkritiker

des Falter Klaus Nüchtern, der jetzt hier im Podcaststudio Platz genommen hat. Hallo Klaus.

Hallo. Es ist ein amüsantes Buch, Famose Vögel. Es ist ordentlich viel blöde Leid dabei. Man

erfährt aber auch ziemlich viel. Du beschreibst 90 heimische Vögel. Jetzt, was bringt den Literaturkritiker,

der eigentlich dicke Bücher liest und kundig beschreibt, zu was da drin entsteht? Was bringt

den dazu über Vögel zu schreiben? Na gut, der Literaturkritiker verlässt auch ganz gerne hin und

wieder die Leserstube und begibt sich in die freie Natur. Und in der hat er vor Jahrzehnten

angefangen, die Wolken zu beobachten. Ich bin Mitglied der Cloud Appreciation Society, also

der Wolken Wertschätzungsgesellschaft, der ein, glaube ich, Mitglied 13.220 und dann hat

sie das ein bisschen auf die Vögel verschoben, weil dann einfach darauf aufmerksam geworden

bin, dass da halt ab am Himmel sich auch noch andere Dinge abspielen. Jetzt zu den witzigen

Beschreibungen. In deinem Buch gehört die Beschreibung des Kleiber. Ich lese, der Kleiber

gut der Kopf kann Kopf unterklettern, ist schon ganz gut. Aber du schreibst, er ist unter den

Verbrechervögel der Pfiffigste. Verbrechervögel, was ist denn das? Ja, ich habe wie das, wie

dieser Vögel als Vogel der Woche einmal in der Woche im Falter morgen erschienen

sind, habe dann Subkategorien entwickelt. Unter anderem die Verbrechervögel und das sind

einfach alle oder hat soweit sie mir untergekommen sind, diejenigen, die eine Maske tragen, also so

wie die Panzerknacker in Donald Duck eine schwarze Augenbinde. Also nicht unbedingt tatsächliche Verbrecher,

die Verbrechen ausführen oder? Nein, ja, also die, sie verüben schon aus unserer Sicht

Verbrechen. Also beim Kleiber könnte man da vielleicht irgendwie den unfriendly Takeover

von Wohnhöhlen, also den Wohnungsraub, der Kleiber der Name leidet sich her vom Mittelhoch

deutschen Kleiben, das heißt einfach zukleben. Der verschmiert die Höhlen so, dass nur mehr

er durchpasst und dann gibt es natürlich noch den Raubwürger und den neuen Töter, wo man schon

der Namen nach irgendwie erkennt, dass die ein bisschen gefährlich sind. Aber wie schaut der

Kleiber aus, das muss ich ein bisschen vorstellen. Der Kleiber ist eigentlich einer da am besten

identifizierbaren Vögel, das ist am Rücken grau, am Brustraustraut und wie gesagt mit dieser

schmalen schwarzen Augenbinde und einem nicht ganz kurzen, so leicht aufgestellten Schnabel. Ich

habe immer die Vision, dass man mit denen eigentlich ganz gut Tats spielen könnte. Und den gibt es in

Städten, den Görfern, den gibt es praktisch in den, in jedem, in jedem Wiener Park, wo ein paar

Baumart umstehen. Jetzt, was neuen Töter ist noch ein Verbrecher von, was tut der? Naja, der macht

Charles Lick, also der spießt das, was er von dem er sich ernähren möchte oder tut. Also das

dazu gehören zum Beispiel Eidechsen, Käfer oder auch kleinere Wirbel, vielleicht auch kleinere

Wirbel, also Mäusen und dergleichen, die spießt er auf Dornen auf und volksmythologisch, glaube ich,

leidet sich das neuen Töter. Davon hat das angenommen, wurde er tötet, erst einmal neuen

Tiere, bevor er sich dann quasi an dem Spieß von unten beginnen darf. Gibt es den oft, den

neuen Töter? Der ist relativ weit verbreitet, den findet man auch. Also der ist in so offenen

Kulturlandschaften, der ist sehr exponiert, insofern ist er auch gut zu entdecken. Also wenn man da am

Biesenberg spaziert oder auf der Donnerinsel hat man um zu richtigen Jahreszeiten ganz gute Chancen

auf neuen Töter. Auch nicht schlecht klingt der Raubwürger, wen wirkt da, was er habt? Der Raubwürger

ist quasi jetzt ein bisschen die XL-Variante vom neuen Töter, der macht im Grunde genommen das

Kletter. Der neuen Töter ist eigentlich relativ zart, der ist nicht sehr viel größer als ein

Spatz und der Raubwürger ist jetzt ein bisschen größer, aber auch nicht wirklich mächtig,

also vielleicht hat er so nicht einmal Spechtgröße. Das Gleiche, er sitzt auf seiner sogenannten

Sitzwart, also ziemlich exponiert und der schaut auch relativ martialisch aus, also weil der heißt

nur schwarz, weiß und grau, also so wie ein Ritter in seiner Röstung. Wo sieht man diesen

Beflügelten Ritter in der Dröschung? Der ist bei uns relativ selten, aber man hat ganz gute Chancen

zum Beispiel in den Machtheuer und auch eher in den offenen Landschaften. Jetzt dämonische Kräfte

werden ja allen möglichen Vögeln zu geschrieben, auch die Älster gehört dort weiß eigentlich jeder

typische Älster, ist das berechtigt? Nein, das ist ein bisschen, ja das ist meines Wissens einfach Quatsch,

also ich wüsste nicht, dass die da irgendwie schmuck und kleinsende Sachen in ihren Nestern

haben. Es gibt einen australischen Vogel, der ist auf blaue Dinge spezialisiert, also der sammelt

alles auf, was blau ist, von Kugelschreiber bis Babyschnuller und Glasstücke und kleidet damit,

sein Nest aus, um potenziellen Partnerinnen zu Seidenlamms oder Seidenlammvogeln oder so

ähnlich um, um der Partnerin zu imponieren. Was ist das? Die Turmböses? Naja, böses Turm,

die ganzen Rabenvögel sind auch ein bisschen gefraßt, die sind halt hochintelligent, man kann

also ein klassisches Schauspiel, das auch in Wien zu beworben ist, sind einfach Krähen, die Turmfalken

vermöbeln oder vermöbeln heißt? Naja, also einfach die Säkieren auf die hinfliegen zur Zweit und

schauen, dass das sich leicht. Jetzt Kuckuck, Kuckuck hat natürlich einen ganz schlechten Ruf,

Kuckuck sei, ich weiß mal, das Erbchen legt das Ei irgendwo in ein anderes Nest, warum? Das hat

Evolutionsbiologische Gründe, die haben sich vor vielen, vielen, vielen Jahrtausenden, ich bin

da nicht zu sattelfest darauf verlegt, weil sie von den Singvögeln, die da geschickt sind, irgendwie

verdrängt wurden, Raupen, ganz, ganz grausliche und giftige Raupen zu fressen und die können sie

aber ihren eigenen Jungen nicht füttern und deswegen sind sie auf die Strategie verfallen,

die Jungen sozusagen als Pionierter Patchwork-Familie anderen unterzuschieben, wobei die Kuckucke

dann auch auf spezielle Vogelarten spezialisiert sind. Also es gibt Kuckucke, die dann dann halt

im, weiß ich nicht, dem Hausrotschwanz oder dem Rotkälchen die Eier reinlegen. Und vielfältig

ist die Evolution, wenn man sich das gar nicht vorstellen kann, aber gibt es eigentlich einen

Vogel, der bei dir ganz besonders gut wegkommt? Ja, das sind die Mauersegler. Weil das

ist sowas, eine so eine unfassbare Kreatur, die nicht nur unglaubliche Strecken zurücklegt,

also vom Kongo-Becken bis halt nach Europa, die das in einer unglaublichen Geschwindigkeit tun

und die einfach monatelang nur in der Luft sind. Also die, die, die Gartung Abus Abus heißt die,

das heißt sowas wie Fußlos, die haben nur ganz winzige Beinchen, weil die

eigentlich keinen Bodenkontakt brauchen, außer um zu legen und zu bröten, alles andere Essen,

Schlaf und Fortpflanzung wird in der Luft erledigt. Und das ist der Vogel heißt? Mauersegler.

Der Mauersegler sieht man den, den sieht man, das sieht man bei uns circa vom 27. April bis Anfang

Also nicht mehr jetzt im Herbst, was bringt der Herbst im Vogelfreund?

Naja, der Herbst bringt, bringt, bringt dem Vogelfreund vor allem irgendwie den Zugvögel,

also den Kranichzug zum Beispiel jetzt, das wird noch etwas dauern, das ist den Oktober,

November und den Gänsestrich und ja und im Winter ist eigentlich sozusagen das interessanteste

Gebiet in wen die neue Donau, weil da gibt es dann halt vielleicht irgendwelche Taucher oder

Entenvögel, die man normalerweise hier nicht sehen kann. Und allen ist kalt, nur den Vögeln

ist nicht kalt. Danke Klaus, das Buch famose Vögel ist im Falterverlag erschienen,

danke für Ihr Interesse, alle Informationen über besprochene Produkte, um nicht besprochene

Produkte des Falterverlags gibt es natürlich im Internet zu finden, zum Beispiel auf der

Internetseite des Falter, dort erfahren Sie auch, wie Sie Newsletter des Falter abonnieren können

und wie Sie Probeabos bestellen. US- oder Winterauer designation gestaltet Miriam,

Übel betreut in diesem Fall die Audio-Technik, ich darf mich verabschieden, bis zur nächsten Sendung.

Sie hörten das Falter Radio, den Podcast mit Raimund Löw.

Copyright WDR 2021

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Was vom Duell der Sebastian Kurz-Filme und den Rückkehr-Gerüchten zu halten ist und wie der Prozess gegen Ex-Burgschauspieler Florian Teichtmeister ablief, berichten Eva Konzett, Lina Paulitsch und Florian Klenk aus der FALTER-Redaktion. Christian Schüller ist neuer Chefredakteur des Jüdischen Echo (Falter Verlag) und erklärt seine Pläne. Und Klaus Nüchtern ("Famose Vögel") weiß, wie Vögel zu Verbrechern werden können.

Moderation: Raimund Löw

Signation: Ursula Winterauer

Produktion: Miriam Hübl


FALTER-Abos: https://shop.falter.at/abos-hefte.html

Jüdisches Echo: https://shop.falter.at/das-judische-echo-2023.html

Famose Vögel: https://shop.falter.at/famose-voegel.html


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