11KM: der tagesschau-Podcast: Kokain im Container - erst der Hafen, dann die ganze Stadt?

tagesschau tagesschau 7/5/23 - Episode Page - 26m - PDF Transcript

Sie kommen immer wieder, Nacht für Nacht.

Sie brechen ein in den Hamburger Containerhafen

und suchen fieberhaft.

Drogenmafia jagt Kokain-Schatz.

So lautet eine der vielen Schlagzeilen in diesen Tagen.

Es geht um eine mysteriöse Einbruchs-Serie

im Hamburger Hafenterminus.

Das klingt nach bester Drug-Crime-Serienunterhaltung

an der Netflix, ist aber für die Polizei

ein ganz realer, bitterer Kampf gegen Drogenkartelle.

Und am Ende geht's auch um die Frage,

was passiert mit einer Stadt wie Hamburg,

wenn die Drogen reinschwemmen, und wer findet sie schneller?

Die Ermittler oder die Großdieler?

Hier ist elf Kartoffeln.

Sie haben die Drogenkartoffeln,

hier ist 11 km der Tagesschau-Podcast.

Ein Thema in aller Tiefe.

Heute mit NDR-Investigativreporter Benedikt Strunz.

Er recherchiert seit vielen Jahren im Bereich der organisierten Kriminalität,

mit sehr guten Kontakten zu ermittlern und Behörden.

Mein Name ist Victoria Michalsack.

Heute ist Mittwoch, der 5. Juli.

Hallo.

Benedikt, herzlich willkommen.

Hallo.

Benedikt, was ist da los?

Es ist ein Kriminechtzeit.

Man verfolgt ihn, und in den vergangenen 2-3 Wochen

hat die Polizei 12 Einbrüche registriert

in diesem Terminal Altenwerder.

Man muss ja so vorstellen,

das ist ein automatisiertes Terminal.

Die Leute steigen dann ein.

Mittlerweile haben mindestens 45 Festnahmen noch ein paar mehr.

Die Leute suchen Container.

Das Spannende ist, du findest bei ihnen regelmäßig

Werkzeug zum Aufmachen von Containern.

Aber z.B. plompen, um die Container wieder zuzumachen.

Z.B. sind die ausgestattet mit GPS-Trackern,

mit Handys, wo Fotos gefunden wurden von Containern.

Man weiß bisher noch nicht, was sie suchen.

Mein heißer Tipp ist, es geht um eine Koksladung,

um eine andere Koksladung.

Wieso wissen die nicht, wo das ist?

Auch das alles im Bereich der Spekulation.

Meine Quellen sagen mir, vor einigen Wochen

wurden im Hamburger Hafen 2-Ton-Kokain sichergestellt.

Die waren verpackt unter Tunfisch, standen da schon länger.

Es kann gut sein, dass diese Kokain-Ladung

den verloren gegangen ist oder eine andere Kokain-Ladung klar ist.

Es muss um sehr viel Kokain gehen.

Wenn du 45 Leute hinschickst, die du alle bezahlen musst

und die Polizei und Zoll sind da rund um die Uhr am Start,

alle gucken darauf, dann muss die Motivation hoch sein.

Was weiß man über die Männer, die da festgenommen wurden?

Und vor allem weiß man, wer die Hintermänner sind?

Nee, weiß man nicht.

Tatsächlich kommen alle aus den Niederlanden an.

In der Regel läuft sowas so ab.

Du hast im Grunde ein Investor-Team,

also eine kriminelle Vereinigung,

die als Unternehmer auftritt und eine Kokain-Ladung bestellt.

Ich könnte mir vorstellen, so wie das jetzt abläuft,

dass es eine Kokain-Ladung ist,

die eigentlich für Rotterdam oder Antwerpen bestimmt war,

die zufällig weitergelaufen ist nach Hamburg.

Jetzt hast du diese kriminellen Investoren in Rotterdam sitzen,

die sich die Haare rauf und sagen, verdammt,

wir haben keinen Zugang zu dem Hafen in Rotterdam.

In Rotterdam hätten wir einen gehabt oder in Antwerpen.

In Hamburg ist es schwieriger.

Da schicken sie Walos-Leutere,

und das scheint gar nicht so leicht zu sein, das zu finden.

Du hast auf diesen Terminal ...

Die schlagen im Jahr 2,4 Mio. Container um.

Das ist komplett automatisiert.

Da stehen in der Regel so 30.000 Container.

Teilweise auch aufeinander.

Wenn du Pächerst, musst du klettern, wenn du an irgendwas dran willst.

Das Entscheidende ist, dass das ein automatisiertes Terminal ist.

Das heißt, sobald da jemand eindringt

und der Hafenbetreiber das feststellt,

müssen sie diesen ganzen Betrieb da einstellen.

Der volkswirtschaftliche Schaden dürfte auch entsprechend groß sein.

Ja, und man merkt, die Behörden versuchen das eben zu unterbinden.

Es gibt jetzt mehr Stacheldraht, es gibt Blanten, die das ausleuchten

und eben sehr viel Polizeieinsatz gerade da.

Warum ist das so schwer?

Man hat mittlerweile mobile Röntgenanlagen

und versucht einzelne Container ausfindig zu machen.

Anhand von verschiedenen Red Flex sozusagen, woher kommen die?

Stehen die schon länger da?

Weil wir zu gucken, ob man dieses Koker ihn findet.

Es kann ja auch sein, dass es eben schon weg ist.

Ich hab das vorhin erwähnt.

Und eben die schiere Menge 30.000 Container, da bist du richtig mitbeschäftigt.

Davon hatte ich ja übrigens noch nie gehört, von mobilen Röntgengeräten,

die dann ja aber so riesengroß sein müssen,

dass da diese Container reinpassen.

Was ist das denn überhaupt?

Es gibt einmal eine Prüfernlage, da fährst du mit dem Lkw rein,

dann wird dein Container sozusagen durchleuchtet.

Da gibt es auch kleinere mobile Einheiten,

wo man dann einmal durch den Container durchschaut.

Wenn man diese Bilder sieht, sieht es ganz interessant aus.

Da siehst du dann quasi tatsächlich einmal durch.

Und in der Regel, die Bilder, die ich kenne sozusagen,

da siehst du dann fein gestabelt, die Kokainblöcke.

Und dann weiß der Zoll, okay, da lohnt es sich,

den Container aufzumachen.

Da ist nicht nur Tunfisch drin, zum Beispiel.

Richtig.

Das, was da gerade im Hamburger Hafen passiert, diese Einbruchserie,

das scheint ja aber gar kein neues Phänomen zu sein.

Dass da Männer aufs Gelände gehen

und als sogenannte Rausholar die Drogen aus den Schiffskontainern holen.

Ist überhaupt nicht neu.

In Hamburg werden ja auch Kletterer genannt von Zoll und Polizei.

Das Besondere ist sozusagen, in der Regel geht es um kleine Drogenmengen,

so 60 Kilo in etwa, die dann rausgeholt werden,

die in Rucksäcken in irgendwelchen Containern stehen.

Bei der Geschichte jetzt haben wir eine neue Qualität.

Denn die Vermutung ist, es geht um wirklich viel Drogen.

Das ist eine große Frage, wenn du da im Hafen bist.

Wie kriegst du, sage ich jetzt mal, 2 Tonnen daraus?

Und da ist auch eine Annahme, dass es sein könnte,

dass diese Leute dann eben gezielt einen Container bepacken,

einen Leerkontainer.

Und das Kokain dann sozusagen als angebliche Legalware wieder rausschmuggeln.

Also, du siehst schon, das hat eine neue Qualität.

Und da wird mit vielen Kräften dran gearbeitet.

Eine ganz, ganz große Frage für die Ermittlerinnen und Ermittler,

ist auch, ob es Innenentäter gibt.

Bei der Haarler beispielsweise, die diesen Leuten helfen.

Der Container, wo die Drogen drin sind,

darf ja nicht in fünfter Reihe oben stehen,

sondern der muss irgendwie unten sein.

Und wer hat den dann dahingestellt?

Auch solche Fragen werden derzeit heiß diskutiert.

Ja, also, das heißt, es geht um größeres Ausmaß als sonst eventuell.

Von was für Mengen reden wir hier überhaupt?

Also, was sind da so quasi normale Mengen

und wovon könnten wir hier so sprechen?

Also, du musst einmal sehen sozusagen,

Europa befindet sich in der Mitte von einer Kokainwelle.

Und manche Ermittler sprechen auch von einem Kokainzunami.

Wir haben vor zehn Jahren so Sicherstellung von etwa 60 Tonnen gehabt.

Wir sind jetzt letzte verfügbare Zahlen bei 260 Tonnen.

Also, 260 Tonnen Kokain im Jahr in ganz Europa.

Das ist ein neuer Spitzenwert.

Das ist das, was sichergestellt wird.

Und da ist auch der Hamburger Hafen nicht ausgenommen.

Es kommt immer mehr Kokain rein.

Hamburg ist im Grunde der drittwichtigste Nordseehafen

für die Anlandung von Kokain.

Ich kann einmal sagen, wir hatten eine 16 Tonnenlieferung

hier im Hamburger Hafen.

Das war eine der weltweit größten Sicherstellungen,

die jemals gemacht wurden.

Die hatten ein Großmarktwert von 400 Millionen Euro.

Der Zoll hat im Hamburger Hafen 16 Tonnen Kokain sichergestellt.

Das ist der größte Rauschgiftfund dieser Art

in der europäischen Geschichte.

Schon vor der Ankunft war die Zoll-Fahndung im Hafen alarmiert.

Sie hatte unter anderem von niederländischen Kollegen

einen Tipp bekommen und ließ die Ladung in eine Prüfernlage bringen.

In diesen Kanistern sollte Spachtelmasse sein.

Stattdessen Kokain.

Zoll-Polizeigeheimdienste gehen davon aus,

dass sie nur jedes zehnte Kilo finden.

Das heißt, ein Kilo wird gefunden, neun gehen rein.

Du kannst sagen, das illegale Marktvolumen vom Kokain-Handel

dürfte irgendwo zwischen 20 und 40 Milliarden Euro im Jahr liegen.

In Europa.

Und dann hast du eine Größenordnung,

die wirklich schon ziemlich große Unternehmen so aufweisen.

Das sind so große Zahlen.

Für mich ist es schon kaum noch greifbar.

Wenn irgendwas so ganz viele Nullen hat,

man weiß nur, das ist wahnsinnig viel.

Total.

Für mich bleibt es irgendwie ungreifbar.

Ich versuch das immer wieder durchzudenken, was es heißt.

Ich hatte ein Gespräch, wo es mir klar geworden ist.

Das war ein Bürgermeister von Antwerpen, mit dem ich gesprochen hab.

Der hat gesagt, ich hab halt ein Sicherheitsbudget

von 20 Millionen Euro im Jahr.

Und ich hab ja Akteure sitzen in der Stadt,

kriminelle Unternehmer, von denen ich weiß,

die machen eine Milliarde im Jahr.

Und was genau soll ich gegen die Leute mittlerweile unternehmen?

Es geht also um sehr, sehr viel Geld.

Und Benedikt, du hast gerade den Bürgermeister erwähnt,

von Antwerpen in Belgien.

Da hast du dich auch umgesehen,

im Rahmen deiner ausführlichen Recherchen zum Thema organisierte Kriminalität.

Du hast vorhin gesagt,

der Hafen von Antwerpen ist auch ein Schwerpunkt im Kokainhandel.

Antwerpen, super Stadt.

Man muss da hinfahren, wirklich eine schöne Stadt.

Und wir haben aber trotzdem dieses Problem,

da ist der riechige Hafen.

Und Antwerpen ist wirklich der Hotspot Kokain für Europa.

Da kommt am meisten Kokain rein und entsprechend bitter sieht es aus.

Du hast korrumpierte Strukturen in den Häfen noch und Nöcher.

Und du hast eine Korruption, die mittlerweile auch so hoch reicht,

dass die Polizei und Verwaltung berührt und da auch wirklich mit drin ist.

Man kann schon sagen, und du hast eben aber relativ verstärkt

schon gewaltsame Auseinandersetzung,

wo es dann auch mal um Enthauptungen geht und solche Sachen.

Also, das sind Sachen, die wir eigentlich aus Mexiko kennen,

oder aus Mittelamerika, die da einzugehalten haben.

Also, ich habe mir natürlich den Hafen angeschaut, mit vielen Quellen gesprochen.

Und ich habe aber eben auch den Bürgermeister von Antwerpen getroffen,

Barty Wever.

Und das war auf jeden Fall ein spannendes Treffen,

denn zu dem Zeitpunkt war er schon unter Polizeischutz,

war sie ja selbst im Visier der Drogenbahn gestandert.

Und das ist so ein Mann, so ein Heißspann, musste dir vorstellen.

Also auch von der rechten Partei, schon auch populistisch.

Und ich hatte aber schon den Eindruck, dass er eine sehr, sehr klare Analyse davon hat,

was da eigentlich gerade in seiner Stadt passiert.

Und er hat mir so gesagt, weißt du, wenn ich in die Stadt fahre,

dann sehe ich eben, dass hier Korruption am Werk ist.

Ich sehe, dass wir ein riesiges Problem haben mit einzelnen Hafengebieten,

über die wir keine Kontrolle mehr haben.

Ich habe die große Befürchtung, dass die Korruption auch

auf den Sicherheitsapparat übergreift,

dass meine Leute sozusagen damit reingezogen werden.

Also, er wirkte jetzt nicht resigniert,

aber es wirkte schon ziemlich dramatisch, was er alles gesagt hat.

Und das ist jetzt so zwei Jahre her, und im Endeffekt muss ich sagen,

also er hat mit seinen Einschätzung schon recht behalten.

Beunruhigend auch.

Total, weißt du, was irgendwie krass war? Wir haben quasi gesprochen,

und er hat es dann von Polizeischutz erzählt, und ich war so ein bisschen,

so ein bisschen raushängen.

Und dann zwei Wochen später, nach unserem Interview,

habe ich dann die Meldung gelesen,

dass bei ihm vom Haus auch ein Auto aufgetaucht ist,

mit Leuten, mit durchgeladenen Waffen,

die dann von der Polizei sozusagen abgegriffen wurden.

Also, er wirkt jetzt nicht nach einem totalen Schwätzer oder so.

Tatsächlich irgendwie realer Gefahr.

Ja, das war nicht übertrieben anscheinend.

Wirkte nicht so, ne?

Ja, und dann im Juli 2021, also vor fast genau zwei Jahren,

der Angriff auf einen Journalisten in die Niederlanden.

Der Fall ging durch die Medien.

Der Journalist Peter de Vries gilt als Kenner des organisierten Verbrechens.

Gestern Abend ist offenbar ein Mordanschlag auf ihn verübt worden.

Mitten in Amsterdam wurde auf offener Straße...

Der Angriff auf den bekannten niederländischen Investiger

Tiefjournalisten de Vries hat international entsetzen

und Empörung ausgelöst.

Es fallen Schüsse, de Vries wird am Kopf schwer verletzt.

Der niederländische Journalist Peter de Vries ist tot.

Er starb heute an seinen schweren Verletzungen.

De Vries hatte sich mit Berichten über organisierte Kriminalität

einen Namen gemacht, sowie als Sprecher von Kriminalitätsopfern.

Also für uns alle Investigativjournalisten, Journalisten,

die in dem Bereich OK arbeiten und zwar europaweit,

war das wirklich ein ganz furchtbarer Tag.

Im Grunde hast du gesehen,

dass da schon so ein Konsens aufgebrochen wird.

Normal hattest du quasi in diesen organisierten kriminellen Netzwerken

so ein Teil, dass die gesagt haben, wir richten unsere Gewalt nicht

gegen Staatsvertreter, nicht gegen Leute wie Journalisten,

Rechtsanwälte usw.

Und das ist in Niederland definitiv aufgekündigt.

Und mittlerweile sind auch Politiker ins Fadenkreuz geraten.

Und du siehst eben sozusagen, was passiert,

dass diese Schattenökonomien zu groß werden.

Die bekämpfen sich dann nicht mehr gegenseitig.

Das machen sie schon die ganze Zeit seit ungefähr zehn Jahren.

Also wirklich auch mit Maschinenpistolen, Handgranaten und Alm.

Exekutieren sich gegenseitig auf offener Straße.

In den letzten zehn Jahren waren es so 200 Auftragsmordeln

in Niederlanden allein.

Und jetzt haben wir aber eine Situation, wo wirklich der Staat

und die Gesellschaft direkt herausgefordert werden.

Ich hatte quasi einen Kronzeugen in einem großen Prozess,

im Marengo-Prozess beraten.

Und die Message war natürlich an alle anderen,

die da in Niederlanden an Sachen arbeiten,

an organisierte Kriminalität, haltet euch daraus.

Wir wollen nicht, dass die Gesellschaft dahin guckt,

auf das, was wir machen.

Wir wollen, dass ihr aufhört.

Und ich kenne ein paar Kollegen, die unter Polizeischutz arbeiten.

Und ein paar, die gesagt haben, ich hab keinen Bock mehr auf Kokainfälle.

Ich arbeite auch nicht mehr.

Weißt du, wenn du dir den Kokainhandel sozusagen vorstellst,

dann ist es ein absolut kapitalistisch durchorganisiertes Ding.

Du hast eine Gruppe von Unternehmern, die investieren.

Und du hast aber auf der anderen Seite eine Vielzahl an Dienstleistungen,

die die brauchen.

Die brauchen unter Umständen Taucher im Hafen, die es rausholen.

Die brauchen die Leute, die in den Hafen reingehen.

Die brauchen Leute, die Bestechungen vornehmen von Hafenarbeitern.

Die brauchen gefälschte Pässe.

Die brauchen Bunkerwohnungen für Kokain.

Die brauchen Geldwäsche.

Die brauchen Auftragsmörder.

Die brauchen scharfe Waffen.

Weißt du, das volle Programm.

Und diese Märkte entstehen.

Und aus diesen Märkten entsteht nichts Gutes.

Und mit dem Geld sozusagen, ich vergleiche das immer so ein bisschen,

du hast jetzt so eine Art Stereoid für die organisierte Kriminalität.

Du hast OK-Strukturen, die sind aufgepumpt.

Was für Strukturen?

OK-Strukturen, also organisierte Kriminalstrukturen,

die mittlerweile aufgepumpt sind mit Kokaingeld.

Und die im Grunde zwei Ziele verfolgen.

Das ist eine Art Kriminalisierung von ihren Gewinnen.

Und zum anderen die Ausweitung von ihrem Geschäftsfeld.

Und das machen sie durch zwei Sachen.

Einmal im Zweifelsfall, indem sie im Konkurrenten

eine Kugel in den Kopf schießen.

Oder eben Leuten, die sich in den Weg stellen.

Und das zweite eben durch Korruption, indem sie freier arbeiten können.

Und du siehst das Paar Exelos in Belgien und Niederland.

Und da geht es momentan wirklich ins Reingemacht.

Ja, das ist so ein Aspekt.

Der ist mir schon mal begegnend in der Folge bei uns.

Da ging es auch um Großkriminalität.

Und zwar um die italienische Mafia in Deutschland.

Und da habe ich auch was Wichtiges gelernt.

Diese Form von kriminellen Märkten,

wenn sie einmal genug Geld hat,

die bleibt nicht bei illegalen Geschäften.

Sondern geht dann über in legale Märkte.

Zum Beispiel investieren die in Immobilien.

Oder in ganz normale Firmen.

Und das wird dann gefährlich,

wenn diese Menschen eine große Marktmacht bekommen.

Und Ressourcen haben.

Um eben nicht mehr in der Unterwelt stattzufinden.

Sondern daraus aufzutauchen.

Und dann...

Und dann haben sie eben auch Macht

in ganz anderen Bereichen, zum Beispiel in der Politik.

Total.

Auch als normaler Verbraucher bekommst du das mit.

Also ich habe auch in einem Werbengespräch geführt,

wo mir Leute gesagt haben, die Wohnungspreise sind so explodiert.

Und du hast da Leute quasi,

die für eine Wohnung alles zahlen,

weil sie einfach schwarzgeldlos werden wollen.

Und dadurch werden Preise getrieben.

Und das Gleiche funktioniert natürlich auch bei Unternehmen.

Wenn ich irgendwie, sage ich mal,

ein Restaurant aufmache, nur um Geld zu waschen,

dann kann ich alle anderen dampen.

Alle anderen werden darunter leiden.

Und das kannst du natürlich fortsetzen,

das Spiel in alle möglichen Unternehmensbereiche.

Weil ganz genau so, wie du sagst,

OK versucht immer die eigene Ökonomie sozusagen zu vergrößern.

Und sobald es quasi in die Legalwirtschaft geht,

wird es für die Legalwirtschaft wahnsinnig hässlich

und damit für die ganze Gesellschaft.

Ja, und um so schwerer

für Ermittlungsbehörden da durchzusteigen

und dann auch letztlich gegen diese organisierte Kriminalität vorzugehen.

Aber ich habe in der Vorbereitung gelesen,

es gab ja schon Erfolge gegen Drogenbanden,

auch von internationalen Ermittlern.

2020 zum Beispiel, da ist das verschlüsselte Kommunikationsnetzwerk

Anchro Chat entschlüsselt worden.

Also ein Kommunikationsweg,

der besonders von Kriminellen genutzt worden ist.

Ja, wenn du jetzt heute mit einem Ermittler sprichst,

der im Bereich organisierter Kriminalität arbeitet,

dann teilt er immer noch die Welt ein,

in vor Anchro Chat und nach Anchro Chat.

Sie fühlten sich wohl ziemlich sicher.

Mit dem Messenger-Dienst Anchro Chat

sollen sie verschlüsselt kommuniziert haben,

Drogen- und Waffenhändler,

dann gelangester europäischen Polizeibehörde Europol,

diese Nachrichten mitzulegen.

Und unter dem Globus gab es Verhaftungen,

der Vorwurf Waffen, Drogengeschäfte, Auftragsmorde.

Und die Ermittler sagen halt alle Uni so,

wir hatten da erstmals die Gelegenheit,

wirklich da reinzuschauen und waren schockiert.

Wir haben gelesen quasi,

dass Leute sich gegenseitig entführen,

dass die sich foltern wollen.

Die haben da über Tonnen gesprochen,

als wenn es irgendwie Gummibärchen wären.

Wir haben erstmals gesehen, was da überhaupt reinkommt.

Und diese Ermittlungen waren dann auch entsprechend erfolgreich.

Weißt du, gerade war vor ein paar Tagen

eine große Pressekonferenz dort Europol noch mal erzählt.

Wir haben über 100 Tonnen Kokain

und 160 Tonnen Marihuana sichergestellt

und wir haben fast nicht alles gesehen.

40 Flugzeuge, super, alles super.

Weißt du, ganz viele Leute sind nass gegangen.

Auch so Bosse, muss man wirklich sagen, von Drogen wandern.

Man kann sagen, das war ein Riesenerfolg.

Aber die Frage ist, wie viel hat es gebracht?

War das vielleicht nur Tropfen auf dem heißen Stein am Ende?

War wahrscheinlich ein bisschen mehr.

Das Problem ist aber sozusagen,

du brauchst eigentlich Strukturmittlungen.

Allein in Hamburg haben wir mehrere 100 Verfahren.

Wir haben 30 Staatsanwälte,

die sich nur mit Encrouchett beschäftigt haben.

Und das ist Fließbandarbeit.

Du guckst, was es in den Chats und ermittelt es noch ein bisschen.

Ich will jetzt nicht böse sein,

aber den Leuten fehlt auch die Möglichkeit,

dazu da wirklich tief reinzugehen.

Und zu gucken, was sind die internationalen Verflechtungen?

Wer macht dann noch mit dafür fehlt die Zeit?

Und so dieser Bereich Strukturmittlungen,

das braucht organisierte Kriminalität,

das ist total wichtig.

Gerade wenn es um die Frage geht,

wo sind auch unter Umständen links zu Politik,

zu Verwaltung und so weiter,

zu wenig Zeit und zu wenig Ressourcen,

zu wenig Geld.

Aber man steht auch einfach,

man muss ja sagen, relativ machtlos,

gegenüber einem mächtigen,

gut ausgestatteten,

gegenüber mit viel Geld.

Wie ist es denn jetzt hier?

Also wird es so sagen, in Deutschland oder hier in Hamburg

haben da die Ermittlungsbehörden

noch genug Ressourcen,

um da Schritt zu halten?

Oder kommen die auch gar nicht hinterher?

Wir haben nicht genug Ressourcen.

Das sind relativ kleine Gruppen,

die sich mit dem Phänomen beschäftigen,

nach wie vor.

Und man muss schon sagen, wir haben hier keine Belgischen,

auch keine niederländischen Verhältnisse,

aber wir machen einige Sachen schon Sorgen.

Ich gucke jetzt seit acht Jahren auf das Phänomen Kokainhandel.

Und im Hafen sind wir soweit,

dass wir korrumpierte Innentäter haben,

also dass wir Leute haben,

die mit der organisierten Kriminalität zusammenarbeiten.

Wir haben auch Gewalt sozusagen gegen Hafen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Und dann muss man eben auch sagen,

wenn du jetzt auf Hamburgs Straßen schaust,

gerade im letzten Jahr,

ich habe mal durchgezählt für den Podcast,

ich bin so auf 14 Schieße reingekommen,

wo ich davon ausgehe,

das geht um diese mittlere Verteilerebene Kokain,

also Großhändler im Bereich zwischen 5 und 25 Kilo in etwa,

die in dem Bereich handeln,

die eben Revierstreitigkeiten haben.

Und da sind wir auch in dem Bereich

wirklich Execution Style.

Und wenn ich mit den Mittlern spreche,

ganz viele von den Leuten, die wir festleben,

sind mittlerweile scharf bewaffnet.

Da geht es auch immer mal wieder um eine Maschinenpistole.

Ich sage das deshalb sozusagen,

weil die Problematik da ist.

Dagegen ist die Polizei eigentlich in der Regel nicht geschützt.

Also die haben keine Panzerung dagegen.

Und dann stehst du da einfach tatsächlich

so ein bisschen hilflos daneben und denkst dir,

wow, was passiert dir eigentlich gerade?

Okay, also, das heißt,

du hast jetzt gesagt, wir haben hier auf jeden Fall

noch keine holländischen Verhältnisse,

noch keine belgischen Verhältnisse.

Aber du sagst, es wird halt nicht genug getan,

wenn wir sagen, es ist ein Wettrennen

und vielleicht eher ein Marathon als ein Sprint.

Wie siehst du das in Zukunft?

Also, wenn es jetzt schon solche Schieße rein

in Hamburg gibt, auch relativ offen,

wofür steht das? Wofür das hin?

Also, ich finde, es ist ein Wettrennen.

Es ist ein Wettrennen.

Es ist ein Wettrennen.

Also, ich will nicht den Teufel an die Wand malen.

Aber wenn du quasi rüber schaust,

dann hat es da auch so angefangen.

Und ich würde tatsächlich das als Warnsignal nehmen

und sagen, wir müssen aufpassen,

dass diese Schattenökonomien nicht so groß werden.

Und jetzt ist natürlich die große Frage,

wie macht man das?

Ich glaube, du kannst der OK relativ leicht machen,

groß zu werden.

Das, was wir angesprochen haben,

da muss politisch was passieren.

OK wächst im Schatten.

Wenn man die Alternative in den Formen wächst,

im Schatten, wir müssen viel stärker dahin schauen.

Da geht es um Ressourcen für die Polizei,

da geht es um Strukturermittlungen,

da geht es um diesen ganzen Ansatz,

den man so schön repressiv im Ansatz nimmt.

Und ich glaube aber, eins wird ganz häufig in der Debatte vergessen.

Das ist sozusagen die gesamtgesellschaftliche Verantwortung.

Wenn ich als Jugendlicher das Gefühl habe,

weißt du, ich kann in die Schule gehen

und werde es nicht schaffen.

Und ich werde nicht auf die Uni kommen

und ich werde irgendwie nicht weiterkommen.

Weil irgendwie mein Hintergrund eine Rolle spielt,

oder sonst was.

Dann bin ich ein ziemlich leichtes Opfer

für Leute, die mir sagen, hey, hör zu.

Ich habe einen riesen Wagen.

Den habe ich mir irgendwie in zwei Monaten zusammengespart.

Und wenn du in den Hafen gehst,

heute Nacht, dann kriegst du so viel Geld,

wie deine Eltern im Jahr nicht verdienen.

Und dann komme ich vielleicht relativ schnell auf die Idee,

dass ich da mitmache.

Und das ist dann mein erster Job und ich diene mich irgendwie hoch.

Also wir müssen als Gesellschaft ein Angebot für alle machen.

Und da geht es um dieses große Wortschancengleichheit.

Und ich glaube, da haben wir noch ziemlich viel Hausaufgaben.

Da haben wir noch ziemlich viel Hausaufgaben zu tun

als Gesamtgesellschaft.

Ja, finde ich einen sehr interessanten Gedanken.

Und jetzt frage ich mich mal so aus Neugier.

Weiß man, mit welchen Summen

kriminelle Banden für sowas locken?

Also was genau erhoffen sich

die jungen Männer, die da gerade in den Hafen einbrechen?

Also ich kann dir sagen,

ich weiß von einem Fall,

da haben Mitarbeiter des Hafens

für den Versuch,

einen Container umzustellen,

jeweils 20.000 Euro bekommen.

Die haben quasi das nicht geschafft.

Wenn es um so eine Kokainbergung geht,

die erfolgreich ist,

dann sagen mir, Herr Mittler,

Sie sehen da eher so Summen von 100.000 Euro.

Ein Punkt dabei ist interessant,

bevor du jetzt irgendwie schwach wirst.

Ich hatte es nicht überlegt.

Ich wollte auch keine Werbung machen.

Das ist wirklich ein bitterer Punkt.

Das kriegst du beim ersten Mal.

Und beim zweiten Mal sagen die dir, pass auf.

Du machst das einfach.

Und sobald du einmal mitmachst,

bin ich dankig, dass du dahin schaust.

Danke, dass du davon erzählt hast.

Sehr gerne. Bis dann. Tschüss.

Der Drogenkrimi im Hamburger Hafen

und was das mit uns zu tun hat.

Darum ging es heute hier bei FKM

der Tagesschau-Podcast.

Benedikt Strunz ist Investigativreporter

beim Norddeutschen Rundfunk

und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Drogenkriminalität

und den Strukturen des organisierten Verbrechens.

Die Podcastreihe dazu

und organisiertes Verbrechen,

Recherchen im Verborgenen,

die findet ihr in der AED-Audiothek.

Auch die drei Folgen zur Kokainwelle.

Die hat Benedikt zusammen mit Philipp Eckstein

und Volkmar Karbisch recherchiert.

Alle Links haben wir auch in die Show-Notes gepackt.

Folgenautor ist Marc Hoffmann.

Mitgearbeitet hat Jasmin Brock.

Produktion Eva Erhardt,

Konrad Winkler, Jonas Teichmann

und Hannah Brönjes.

Redaktionsleitung Lena Gürtler

und Fomiko Lipp.

11km ist eine Produktion von BR24

und NDR Info.

Mein Name ist Victoria Michalsack.

Bis morgen. Tschüss.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Der Container-Hafen in Hamburg. Es ist dunkel. Und dann passiert es wieder: Ein neuer Einbruch. Suchen hier organisierte Drogenhändler eine verloren gegangene Ware? Womöglich Tonnen von Kokain? Das ist die Vermutung der Polizei – die versucht, die Ware schneller zu finden. Ein realer Drogen-Krimi mit düsterem Ausblick. In dieser 11KM-Folge erklärt NDR-Investigativ-Journalist Benedikt Strunz, wie internationale Drogen-Kartelle vorgehen und wie sie versuchen, Hafen, Stadt und Gesellschaft zu unterwandern.



Benedikt Strunz recherchiert seit vielen Jahren zum Organisierten Verbrechen. Hier geht’s zur gleichnamigen NDR Info Podcast-Reihe in der ARD Audiothek:

https://www.ardaudiothek.de/sendung/organisiertes-verbrechen-recherchen-im-verborgenen/85849836/



…mit der Folge "Die Kokain-Welle: Wie eine Droge Europa flutet":

https://www.ardaudiothek.de/episode/organisiertes-verbrechen-recherchen-im-verborgenen/die-kokain-welle-wie-eine-droge-europa-flutet-1-3/ndr-info/90432914/



„Wie Kokain Kurs auf deutsche Häfen nimmt“ – Hintergründe bei tagesschau.de:

https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/kokain-schmuggel-105.html



Weitere aktuelle Investigativ-Berichte von Benedikt Strunz findet ihr hier:

https://www.tagesschau.de/korrespondenten/benedikt-strunz-103.html



An dieser Folge waren beteiligt:

Folgenautor: Marc Hoffmann

Mitarbeit: Jasmin Brock

Produktion: Hanna Brünjes, Konrad Winkler, Eva Erhard, Jonas Teichmann

Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler



11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Episode liegt beim NDR.