11KM: der tagesschau-Podcast: Klimakrise: Energiewende auf dem Kräuterfeld

tagesschau tagesschau 3/30/23 - Episode Page - 26m - PDF Transcript

Klimakrise gegen Energiewende. Ein Wettrennen gegen die Zeit.

Und ausgerechnet die Landwirtschaft, die könnte die Energiewende vorantreiben.

Die könnte nämlich vom Klimakrisenverlierer zum Energiewende gewinner werden.

Wir brauchen viel mehr Strom aus erneuerbaren Energien,

um die Energiewende zu gewinnen.

Und erneuerbare Energien, die brauchen Platz, richtig viel Platz.

Aber es gibt eine clevere Lösung, die das Platzproblem löst,

gegen die Klimakrise hilft und auch noch der Landwirtschaft.

Klingt fast so schön, um wahr zu sein, oder?

Agri-Foto-Voltaik heißt die Lösung. Agri-Foto-Was?

Keiner Sorge, klären wir gleich.

Wir müssen auch die Energiewende, die wir brauchen,

damit die Landwirtschaft wirklich die Energiewende vorantreiben kann.

NDR-Reporterin Ines Burkhardt kann uns Agri-Foto-Voltaik erklären.

Sie hat für den NDR-Podcast Mission Klima recherchiert,

was diese Technik bringt und was für einen überraschenden Nutzen sie hat.

Und nein, das ist eben nicht der Strom aus nachhaltiger Energiequelle.

Das ist nicht der Strom aus nachhaltiger Energiequelle.

Ihr hört 11km der Tagesschau-Podcast, ein Thema in aller Tiefe.

Ihr findet uns in der ARD-Audiothek oder überall, wo ihr Podcast hört.

Folgt uns, damit ihr keine Folge verpasst.

Mein Name ist Victoria Michalsack und heute ist Donnerstag,

der 30. März.

Ines, hallo. Hallo, Victoria.

Ich mach jetzt noch mal die Augen zu. Ich hab so was noch nie gesehen.

Ja. Klammer auf, hab ich schon nicht ausbegugelt.

Gute Vorbereitung.

Ja, aber unsere Hörerinnen und Hörer, wer das noch nie gesehen hat,

kann jetzt auch die Augen zu machen. Wie sieht das aus?

Das kann man sich vorstellen, das ist aufgeständert.

Das heißt, da sind Stützpfeiler am Rand vom Feld aus Stahl,

die sind im Boden und die tragen diese Module, die dann über dem Feld hängen.

Also es ist quasi wie ein Dach aus PV-Modulen, also Photovoltaik-Modulen.

Und dadurch wird dann eben Strom produziert,

der wird sogar von beiden Seiten produziert.

Das heißt, die Sonne fällt auf die PV-Anlage obendrauf

und ein Teil des Sonnenlichts fällt aber auch zwischendurch.

Also da sind Lücken oben.

Und dadurch fällt da halt ein bisschen Sonnenlicht noch auf den Acker

und das wird dann auch zurückgestrahlt und von der Unterseite dieser Anlage.

Da wird dann auch Strom produziert.

Da sind auch Zellen unten. Genau, genau.

Und dadurch ist es halt sehr effizient genutzt.

Man kann mehr Strom produzieren.

Und man kann aber eben gleichzeitig noch das Feld nutzen.

Und das ist so der Clou dabei.

Das Feld weiterhin nutzen für Landwirtschaft, wie vorher auch.

Ja, okay, also das heißt, das ist so der Sinn dahinter,

dass man das kombiniert.

Weil man könnte sich ja jetzt fragen, ja gut,

warum jetzt nicht einfach Photovoltaik, warum Agrifotovoltaik.

Aber der Sinn ist, dass man die Fläche dann quasi zweimal nutzt.

Also doppelte Nutzung, also doppelt Ernten nennt man das auch so.

Und das hat einfach den Hintergrund, also man muss ja nochmal bewusst machen,

wo wir stehen, auch bei der Energiewende.

Also die Ziele der Bundesregierung sind ja im Moment bis 2030

mindestens 80 Prozent des Stroms durch erneuerbare Energien zu produzieren.

Also vor allem durch Wind und Sonne.

Wir brauchen Tempo, auch das ist etwas über das wir gesprochen haben.

Und wir haben deshalb im Einzelnen auch diskutiert, was das bedeutet.

Was wir machen müssen, um Tempo zu schaffen bei der Energieversorgung

aus Sonne, Windkraft und Biomasse.

Und da kommt einfach ein großes Flächenproblem auf uns zu.

Also wo sollen all diese Solaranlagen hin?

Bundeskanzler Scholz hat Anfang des Monats auf einer Pressekonferenz gesagt.

Wir müssen bis 2030 vier bis fünf neue Windräder aufstellen pro Tag

und pro Tag umgerechnet mehr als 40 Fußballfälle voller Solaranlagen.

Und da fragt man sich natürlich, wo sollen diese ganzen Solaranlagen alle hin?

Das ist ein Flächenproblem.

Und dieses Flächenproblem lässt sich halt teilweise dadurch lösen.

Wir haben ja viele landwirtschaftliche Flächen in Deutschland,

dass man sagt, wir nutzen diese Acker oder Wiesen, Obstwiesen und so weiter.

Wir nutzen die auch weiter dafür für den Anbau.

Aber wir bauen eben oben drüber Solaranlagen.

Also ich war auf einem Acker in Niedersachsen in Lycho im Wendland.

Die Gegend ist ja bekannt durch die Anti-Atom-Proteste.

Und ich war da auf einem Acker, wo eine Agrifotovoltaik-Anlage stand.

Dieser Acker da in Niedersachsen, der gehört natürlich wem.

Wer ist das, erzähl mal.

Sie würden sich wahrscheinlich als Landwirt bezeichnen, oder?

Also ich selber, nee, ich bin Maschinenbau-Ingenieur.

Aber mein Vater zum Beispiel sagt auch, dass er Landwirt ist.

Er hat ja auch einen landwirtschaftlichen Betrieb.

Und von daher bin ich zur Hälfte Landwirt, möchte ich mal so sagen.

Diese Fläche gehört Robert Lettenbichler, der wohnt da schon immer.

Der ist da aufgewachsen im Wendland, der ist jetzt 44 Jahre alt.

Er hat Maschinenbau studiert und ist auch sehr technik interessiert.

Also hat sich, glaube ich, auch deswegen sehr für so eine Anlage dann interessiert.

Und er hat sich eigentlich aus rationalen Gründen halt für diese Anlage entschieden

und gesagt, ich baue die über unser Feld.

Rational heißt aus ökonomischen Gründen?

Ja, aus vielen Gründen.

Also er mit seinem Bruder zusammen, die führen ein international tätiges Unternehmen.

Und zwar trocknen die Kräuter und Gemüse.

Das wird von Landwirten in der Region da angeliefert in dem Betrieb.

Also die bauen die Kräuter dann nicht selber an?

Jetzt schon, also jetzt unter der Agri-Pv-Anlage zum Beispiel bauen sie Schnittlauch an.

Aber also die verdienen ihr Geld hat sich dadurch, dass die Kräuter und Gemüse

von den Landwirten aus der Region angekart werden, sozusagen.

Und dann haben die große Produktionshallen, wo sie diese Kräuter und Gemüse,

also z.B. Kürbis oder Spargel oder so trocknen.

Und daraus wird dann z.B. Pulver gemacht.

Also nicht bei denen, aber bei deren Kunden dann, die machen dann z.B. Pulver

für eine Kürbiskriemsuppe da draus.

Oder für den Latte Pumpkins bei es?

Ja, richtig.

Da kommt das dann sicherlich auch rein.

Also es hat viele Verwendung.

Und in diesen Produktionshallen brauchen die halt viel Strom.

Also das läuft rund um die Uhr der Betrieb.

Und er hat sich überlegt, wie kann ich diesen Strom selbst produzieren.

Und er hat deshalb vor ein paar Jahren schon Solaranlagen auf seine Dächer

von den ganzen Produktionshallen und so gemacht.

Damit deckt er schon 30 Prozent seine Strombedarfs.

Die Rentabilität ist halt mit so einer PV-Anlage insbesondere im Eigenverbrauch auch sehr hoch.

Deswegen haben wir uns dann damals dafür entschieden.

Und jetzt hat er dann halt nochmal diese Agrifotovoltaikanlage

auf das Feld neben der Produktionshalle dieses Feld stellen lassen.

Und damit deckt er jetzt nochmal zusätzlich 20 Prozent.

Also übers Jahr gerechnet des Strombedarfs.

Und damit sind die zumindest jetzt schon mal zur Hälfte autark.

Also müssen kein Strom mehr einkaufen.

Also die vom Vertrieb, natürlich, die finden das natürlich klasse.

Das ist ein Riesenaushängeschild für zwei Abdruck und so weiter.

Diese ganze Schiene, die könntest du natürlich auch gut nach draußen verkaufen.

Ein gutes Marketingargument.

Ah, okay.

Verstehe, also das ist jetzt nicht so ein ganz idealistischer,

klimabewuster Öko-Bauer, sondern der...

Kann man wirklich nicht sagen.

Also er würde jetzt auch nicht sagen, dass ihm der Klimawandel egal ist.

Er ist wirklich nicht jemand, der gesagt hat, jetzt gucke ich mal,

wie ich die Welt verbessern kann und gucke dann, was ich tun kann hier auf meinem Acker.

Sondern das sind ganz pragmatische Gründe.

Und ich habe auch immer gedacht, also wenn sich so jemand überzeugen lässt,

weil natürlich hat er sich alles durchgerechnet

und klang auch an vielen Stellen sehr kritisch und auch sehr nüchtern so.

Und wenn der sich hat überzeugen lassen, das zu machen,

dann hat das wirklich Potenzial.

Weil es geht ja nur, also in der Masse und ich sage mal,

wir brauchen ja irre viel Fläche in Zukunft für Photovoltaikanlagen.

Und es geht natürlich in der Masse nur, wenn das auch in der Marktwirtschaft funktioniert.

Also wenn das Leute gibt wie ihn, die sagen, ja, das rechnet sich für mich,

das ergibt Sinn und dann mache ich das.

Und das geht ja nicht in dem Ausmaß, wie wir das brauchen in Deutschland.

Wenn man jetzt sagt, das muss alles staatlich finanziert werden

oder das ergibt für die einzelnen Landwirte gar keinen Sinn,

das würde sich gar nicht tragen in der Masse.

Und deswegen fand ich das sehr überzeugend,

wie er das mir so dargestellt hat, warum sich das für ihn lohnt.

Generell würde ich sagen, okay, wenn du Strom brauchst

und eine Frucht hast, die jetzt ein Indiz dafür ist, dass sie gut wächst, mach es.

Okay, das mit dem Platz, das klingt jetzt sinnvoll.

Wobei, also ich habe mir jetzt gedacht, als erstes so spontan,

naja, aber wenn man da jetzt ein Dach überbaut,

dann kommt ja gar nicht mehr so viel Sonne unten an, wenn man die abfängt.

Ich habe jetzt gedacht, Pflanzen auf dem Acker, die brauchen noch Licht.

Also wenn man die Sonne oben abfängt, dann kommt ja unten weniger an.

Ist das nicht schlecht für die Pflanzen auf dem Feld?

Ja, Pflanzen brauchen Licht, das stimmt.

Also zum einen muss man sagen, da kommt auch noch Licht durch.

Das ist jetzt nicht wie so ein geschlossenes Dach,

sondern da fällt auch in Streifen sozusagen Licht durch.

Das ist nicht so, dass die gar kein Licht mehr abbekommen.

Und zum anderen, das hat mich auch sehr überrascht bei der Recherche,

ist es auch so, dass viele Landwirte diesen Schatten wollen,

also bewusst sagen, deswegen wollen wir eine AgriTV-Anlage über unserem Feld.

Okay, das musst du jetzt erklären.

Ja, das sind einfach die Auswirkungen des Klimawandels.

Es hatte sich bereits angekündigt, jetzt ist es offiziell.

Heute war der heißeste Juni-Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Also Hitze-Sommer haben jetzt zugenommen, auch mehr Dürren,

mehr Stürme, mehr Starkregen.

Im brandenburgischen Koschen und im sächsischen Bad Moskau

wurden laut deutschen Wetterdienst 38,6 Grad gemessen.

Auffallend an der Europakarte mit der aktuellen Dürre-Entwicklung

ist, dass die rot markierten Zonen längst nicht mehr nur

in der Mittelmeer-Region liegen.

Es sind Bilder dieses europäischen Sommers, die in Erinnerung bleiben

und die erschrecken. Europas Flüssen geht das Wasser aus.

Sie zeigen trockene Böden und ein weiteres Kennzeichen sinkende Flusspegel.

Also diese AgriTV-Anlage schützt die Pflanzen vor zu viel Hitze,

vor zu viel Austrocknung zum Beispiel.

Also die Feuchtigkeit wird ja auch viel besser im Boden gehalten,

dadurch, dass da was drüber ist und nicht so viel Sonne drauf knallt.

Und wegen dieser Folgen des Klimawandels sagen mehr und mehr Landwirte,

das ist für uns deshalb interessant.

Also nicht nur wegen der Stromproduktion,

sondern auch vor allem verstärkt wegen des Schutzes der Pflanzen.

Ah, um sich Schatten zu bauen, den man dann finanziert bekommt auch noch.

Wenn du sagst, es ist total logisch, wir haben ja zu viel, zu krasse Sonne.

Es gibt ja ganz schlechte Ernten dann damit.

Vor Ort habe ich auch Markus Haßert getroffen, der ist Unternehmensberater.

Das ist Deutschlands größte Flächenanlage.

Die höchste Überspannung mit den 18 Metern und den höchsten Aufbau mit 6 Metern,

das gibt es so in Deutschland nur einmal im Augenblick.

Seine Unternehmensberatung ist spezialisiert auf so AgriTV-Anlagen

und die haben mittlerweile 50 Mitarbeiter, also das ist sehr stark gewachsen.

Und er hat diese Anlage da gebaut.

Und er hat auch schon die erste AgriTV-Anlage in Deutschland gebaut

vor etwa 6 Jahren am Bodensee.

Und die wurde auch begleitet wissenschaftlich vom Fraunhofer Institut

für Solare-Energiesysteme.

Und die haben eben geguckt, wie wachsen die Pflanzen darunter im Vergleich

zu Pflanzen auf einem Feld daneben, wo keine AgriTV-Anlage drüber war.

Und das war ganz interessant.

Also da gab es schon Ertragseinbußen in Sommer mit keiner großen Hitze.

Und dann haben sie aber geguckt im Jahr 2018, das war ja dieser krasse Sommer,

da ist dann der Ertrag unter dieser AgriTV-Anlage

war 10% höher als auf dem anderen Feld.

Also da war das dann sehr sinnvoll für die Pflanzen geschützt zu sein

und zeitgleich noch Strom zu produzieren mit der AgriTV-Anlage.

Das ist ja schon eine ganze Menge, das rechnet sich dann schon.

Genau, und in Zukunft wird ja davon ausgegangen,

einfach, dass die Hitze-Sommer zunehmen, dass es stärkere Hitzewellen gibt, häufiger.

Und deshalb gehen die eben auch davon aus, dass das Zukunft hat.

Ich muss gucken, wie ich entweder gegen Dürre, gegen zu viel Sonne,

gegen zu viel Hagel, zu viel falsche Zeitfrost auch ein Thema,

wie kann ich dann im Prinzip meine Produktion schützen?

Markus Hastad, der hat mir halt erzählt, dass die Anfragen von Landwirten

enorm zugenommen haben, also die Anzahl der Anfragen, die bei ihm eingehen jede Woche,

100 Stück hatte er jetzt mir neulich erzählt, pro Woche,

weil vor allem eben die Landwirte sich Sorgen machen,

wie wird das mit dem Klimawandel, also wie kann ich meine Pflanzen schützen in Zukunft?

Insofern kommen sie jetzt mit dem AgriTV-Thema auf uns zu und sagen,

es wird total super, wenn wir auf der einen Seite Strom produzieren können

und gleichzeitig auf der anderen Seite ein Schutzsystem haben.

Und das war bis vor einem Jahr noch nicht so, da war das wirklich noch so,

zu Anfang stand die Stromproduktion mehr im Fokus,

aber das ändert sich gerade in diesem Jahr radikal.

Also es ist nicht für alle Pflanzen, für meist zum Beispiel ist es nicht sinnvoll,

unter so einer AgriTV-Teig-Anlage zu wachsen, aber für viele Pflanzen eben schon.

Ja, also direkt auf mehrere Arten sinnvoll quasi für die Bauern.

Bevor es hier gleich weitergeht, hier kurz ein Hinweis in eigener Sache.

Wir hatten bei FKM vor Kurzem eine Episode, da ging es darum,

wie abhängig wir in Deutschland sind von Photovoltaik-Bauteilen aus China.

Deutschland in der China-Falle heißt die Episode, da erfahrt ihr mehr darüber,

wie unsere Energiewende von China abhängt.

Den Link dazu findet ihr in den Show-Notes.

Und jetzt geht es weiter mit Agri-Foto-Voltaik im Wendland.

Also ich war im September ja da vor Ort und habe mir die Anlage angeguckt.

Und da waren auch an dem Tag einige Landwirte aus der Region zu Besuch.

Also haben sich das mal angeguckt.

Auf meinem Acker ist das erste Windrad-Tag gebaut worden,

in Hachom zu den 3, 3, 2, 3, 90 so was,

als erst mal geguckt werden sollte, geht das im Binnenland?

Das Geldradien haben die anderen hinterher gemacht.

Ist natürlich für uns besonders interessant, was geht da drunter,

wie geht das da drunter, wie ist das mit Schatten und Sonne?

Die waren sehr interessiert daran, wie sieht diese Anlage aus,

wie verhält sich das auch mit Sonne und Schatten da drunter,

wo genau fällt der Schatten?

Wie macht man das mit der Bewässerung?

Da wird ja das Regenwasser aufgefangen oben,

an den Solarmodulen dran ist so eine kleine Regenrinne

und dann wird das durch Schläuche eben Tröpfchenweise abgegeben,

wieder aufs Feld.

Und all sowas hat die eben interessiert und wollten wissen,

was gedeiht darunter gut.

Kann da noch ein Trecker da drunter durchfahren?

Solche Sachen und das haben die eben alles mit diesem Unternehmensberater,

Markus Hastath, dann auch besprochen.

Und viele wirkten da, finde ich, sehr euphorisch.

Wir konnten sie einfach schon darüber gelesen

und fanden das eben auch attraktiv für sie.

Und das rechnet sich ja auch, denn wenn ich das richtig im Kopf habe,

also Photovoltaik, das wird doch auch gefördert, oder?

Ja, Photovoltaik wird gefördert jetzt auch noch mehr.

Also das wird ja sehr gepusht auch von der Bundesregierung,

um eben die Klimaziele zu erreichen.

Und auch Agrifotovoltaik wird da jetzt gefördert.

Das war bisher nur vereinzelt so.

Also es ist zum Beispiel jetzt so,

wenn man aus einer Agripv-Anlage Strom einspeist ins Netz,

was man ja mit jeder PV Anlage machen kann,

dann wird das jetzt verstärkt nochmal gefördert.

Also man bekommt dann auch noch so ein Bonus,

weil diese Anlagen halt auch noch teurer sind als normale PV Anlagen.

Wie viel hat die Anlage von dem Bauern Lettenbichler denn gekostet?

Ja, also diese Anlage hat 1,3 Millionen Euro gekostet.

Okay.

Genau, ja, echt teuer.

Also Robert Lettenbichler sagte mir auch etwa doppelt so teuer wie eine normale PV Anlage.

Also das ist natürlich schon noch sehr viel teurer.

Man muss ja diese Pfeiler bauen aus Beton und den ganzen Unterbau,

damit das auf dem Feld dann steht und die Trecker dann auch gut fahren können

und eine Begrenzung am Rand des Feldes ist und so weiter.

Also es ist schon teuer.

Ja gut, es ist eine große Investition, aber wobei ich sagen muss,

soweit ich weiß, sind Investitionen in der Landwirtschaft generell teuer.

Also auch so was wie Stelle zum Beispiel, die kosten auch Millionen.

Und dann wird, glaube ich, einmal viel investiert

und dann sehr langfristig gedacht eigentlich immer in der Landwirtschaft.

Also ich glaube im Vergleich mit anderen Sachen, die man so kauft und baut,

ist das gar nicht so horrend, oder?

Ja, man muss es ja immer in Relation sehen zu dem, was es bringt.

Also wie schnell rentiert sich das?

Das ist ja immer die Kalkulation.

Und er sagt eben, ja, das wird sich auszahlen.

Also für ihn jetzt auch, weil er so viel Strom selbst produziert,

für andere Landwirte, die können den Strom ja auch einspeisen

und dafür dann pro Kilowattstunde Strom Geld bekommen.

Man muss jetzt einmal noch zu dieser Anlage sagen,

da wurde ein Drittel auch vom Bundesumweltministerium gefördert.

Also etwa 400.000 Euro wurden finanziert, genau.

Oh wow, das ist viel, oder?

Kommt mir viel vor.

Das ist so eine Finanzierung einfach für so Pilotprojekt.

Also es ist ja einfach noch nicht Gang und Gebe in Deutschland

und dann sagt man bei solchen Sachen gibt es dann halt Förderungen.

Wobei z.B. der Unternehmensberater mir auch sagte, das fand ich interessant.

Also er bewirbt sich für die allermeisten Projekte, die er macht,

mit AgriTV gar nicht mehr auf Förderung.

Dann sage ich, man braucht es auch keine Förderung.

Und wenn es keine Förderung gibt, dann braucht es auch nicht so viele Regularien.

Und was brauchen wir für unseren Land?

Ein schnellen Ausbau und regenerative Energie.

Also er sagt, das läuft auch so, das rentiert sich so.

Die Landwirte können auch so überzeugt werden,

ohne dass da hunderttausende von der Politik zugeschossen werden.

Und das ist natürlich dann sehr gut,

weil es dann für die Zukunft sich auch trägt.

Also der sagt, das hat so einen Potenzial, das lohnt sich so sehr für die,

das müsste gar nicht gefördert werden.

Genau, eben durch diese doppelte Nutzung,

weil sie auch dadurch sicherstellen,

dass sie auch in Zukunft ihre Pflanzen gut anbauen können,

auch wenn die Sommer heißer werden und so weiter.

Und dadurch sind halt viele Landwirte dann überzeugt.

Das klingt ja wie ein Win-win-win-Modell quasi.

Wie läuft es jetzt für den Bauern, den ihr besucht habt?

Wie viel Energie hat er damit schon gemacht?

Wie viel Geld verdient? Wie läuft es jetzt für ihn?

Ja, das war ein bisschen deprimierend.

Das war wirklich der deprimoment bei meiner Reportage.

Also die Anlage stand zwar schon seit März vergangenen Jahres,

aber die wurde dann erst ungefähr ein halbes Jahr später angeschlossen.

Das heißt, die wurde nicht zertifiziert.

Also man braucht dafür so eine Art Stempel von der Behörde,

dass die jetzt ans Netz gehen darf,

oder dass die überhaupt in Betrieb gehen darf, die Anlage.

Und das hat halt super lange gedauert.

Ein halbes Jahr stand die da rum einfach.

Ja, das war sehr deprimierend, weil ja der ganze Sommer,

in dem PV-Anlagen sinnvoll sind, also wahnsinnig viel Strom produzieren,

der war ja verschenkt.

Also da konnte er gar keinen Strom produzieren und konnte überhaupt nicht

davon produzieren.

Klar, in Deutschland braucht man für alles nur Genehmigung.

Man kann ihn nicht einfach dahin stellen.

Wie sieht das denn in dem Fall aus?

Was muss man machen für diese Zertifizierung?

Warten, Anträge stellen, warten, also das Problem ist eben eigentlich

die Zeit, die es braucht.

Also es ist wohl nicht ungewöhnlich,

dass man ungefähr sechs Monate warten muss.

Also ich glaube, das Problem ist auf jeden Fall der Politik total bewusst.

Es gibt sehr viele Berichte auch über PV-Anlagenbesitzer,

die sich darüber beklagen.

Und das ist ja eine totale Bremse.

Also es steht ja dem total entgegen, was erwünscht ist,

nämlich Ausbau der Erneuerbaren.

Aber natürlich ist auch da zum Beispiel das Problem Personalmangel,

tatsächlich bei diesen Zertifizierungsstellen,

das sind ja hochqualifizierte Leute, die das machen,

wie überall Personalmangel.

Und also so von heute auf morgen lässt sich das halt auch nicht lösen.

Das ist so viel Potenzial, was auch teilweise in Deutschland gar nicht genutzt wird,

weil zum einen die Anlagen nicht angeschlossen werden

und zum anderen ja die Netze,

der Netzausbau nicht hinterherkommt.

Das heißt, dass, also jetzt mal groß gesagt,

Windanlagen und Solaranlagen ja auch abgeschaltet werden,

also auch welche, die schon angeschlossen sind,

werden ja auch abgeschaltet in Deutschland,

damit das Netz nicht überlastet ist.

Und das ist natürlich eigentlich Wahnsinn,

wenn man sich das überlegt.

Woran hapert es denn da?

Ja, das geht nicht nur um Agrifotovoltaik,

sondern um Erneuerbare insgesamt.

Also die Erneuerbaren produzieren ja nicht konstant,

weil eben die Sonne nicht immer scheint, der Wind nicht immer weht.

Das heißt, es geht in Wellen.

Und wenn dann sehr viel produziert wird,

dann ist das eine Überlastung fürs Netz.

Also das Netz muss stabil sein.

Und deswegen werden Erneuerbare dann zeitweise abgeschaltet,

damit das Netz nicht überlastet ist.

Und du kannst eben Erneuerbare viel besser hoch und runter fahren,

als hier zum Beispiel ein Kraftwerk.

Deswegen ist es dann eben an den Erneuerbaren.

Also da wird dann gesagt, so, das muss jetzt abgeschaltet werden,

damit das Netz nicht überlastet ist.

Und das ist halt ein Riesenproblem.

Also da müsste man halt viel stärker in die Netze investieren.

Es wird ja auch schon gemacht, aber das dauert natürlich.

Was heißt das denn jetzt eigentlich für unseren Landwirt,

für den Robert Lettenbichler?

Also Robert Lettenbichler ist offenbar sehr überzeugt von dieser Anlage.

Die haben nämlich jetzt beschlossen,

also er und dieser Unternehmensberater Markus Hastad,

die haben jetzt beschlossen, die Agrarpv-Anlagen noch auszubauen,

und zwar massiv.

Also sie haben mir jetzt erzählt,

dass sie gerade einen Bauantrag gestellt haben,

auf eine Fläche von 40 Hektar dann.

Das wäre eine Ver40-Fachung.

Also im Moment steht er ja auf einem Hektar.

Und sprich, für ihn ergibt das alles weiterhin Sinn.

Und er sagt eben, er könnte dann seinen gesamten Strombedarf

damit decken.

Und das eben auch durch große Speicher.

Also das, was bei der Energiewende ja auch das Problem ist,

was ich eben geschildert habe mit dem fehlenden Netzausbau,

das könnte man natürlich durch Speicher lösen.

Also indem man zum Beispiel diesen überschüssigen Strom,

der produziert wird durch Sonne und Wind, speichert,

so entlastet man ja die Netze.

Also das ist eine Speicher-Lösung, die er jetzt plant für sich,

die natürlich im Großen, also in Deutschland auch,

wo massiv jetzt geforscht wird,

und das viele auch schon ansatzweise machen.

Also es braucht natürlich riesige Speicher,

wenn man sich vorstellt, dass wir in Zukunft 80% erneuerbare Energie haben.

Und das ist sozusagen eine Lösung im Kleinen bei Robert Lettenbichler,

die auch viel mehr in Zukunft im Großen dann passieren wird.

Ines, danke, dass du uns davon erzählt hast.

Ja, danke dir.

Das war unsere Folge hier bei 11km der Tagesschau-Podcast.

Ines Burkhardt hat uns Agrifotovoltaik erklärt

und wie in der Landwirtschaft Flächen dadurch doppelt genutzt werden können.

Ines ist übrigens für den NDR-Podcast Mission Klima

öfter auf der Suche nach Menschen, die gegen die Klimakrise anarbeiten

und Lösungen finden, die schon jetzt im Alltag funktionieren.

Den Link zum Podcast Mission Klima findet ihr in den Podcasts Show Notes.

Uns, 11km, findet ihr in der AID-Audiothek

oder wo auch immer ihr gerade Podcasts hört.

Folgenautor ist Hans-Christoph Böhringer.

Mitgearbeitet hat Sandro Schröder.

Produktion Konrad Winkler, Eva Erhardt, Alexander Gerhardt

und Florian Teichmann.

Redaktionsleitung Lena Götler und Fumiko Lipp.

FKM ist eine Produktion von BR24 und NDR Info.

Mein Name ist Victoria Michalsack. Wir hören uns morgen wieder. Tschüss!

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Hitzesommer, Wassermangel, Ernteausfall. Die Klimakrise ist auf dem Feld angekommen. Und die Energiewende konkurriert auch noch mit der Landwirtschaft um Flächen. Agri-Photovoltaik könnte beide Probleme teilweise lösen. Wie die Landwirtschaft gegen Hitze und Trockenheit kämpfen und nebenbei die Energiewende vorantreiben kann.



Die Episode von “Mission Klimawende” über die Agri-Photovoltaik:

https://www.ardaudiothek.de/episode/mission-klima-loesungen-fuer-die-krise/wie-man-mit-agri-photovoltaik-doppelt-erntet/ndr-info/10816199/



Die 11KM-Folge über die deutsche Abhängigkeit bei Photovoltaik von chinesischen Lieferungen:

https://www.ardaudiothek.de/episode/11km-der-tagesschau-podcast/energiewende-deutschland-in-der-china-falle/tagesschau/12442577/



An dieser 11KM-Folge waren beteiligt:

Folgenautor: Hans Christoph Böhringer

Mitarbeit: Sandro Schroeder

Produktion: Konrad Winkler, Eva Erhard

Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler

Host: Victoria Michalczak

11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Folge liegt beim NDR.