FALTER Radio: Klenk+Reiter über Tod und Musik – #916

FALTER FALTER 4/5/23 - Episode Page - 51m - PDF Transcript

Falter Podcast werden durch Werbung unterstützt. Das hilft bei der Finanzierung unseres journalistischen Angebots.

Falter Radio, der Podcast mit Raimund Löw.

Herzlich willkommen liebe Zuhörerinnen und Zuhörer zu dieser Spezialfolge des Falter Radio.

Sie hören hier auf dem Falter Radio-Kanal ausnahmsweise eine Folge, die wir auch auf einem anderen Podcast-Kanal, nämlich auf dem Kanal Klenk und Reiter, den Falter Podcast aus der Gerichtsmedizin spielen.

Sie hören heute ein Gespräch, ein sehr ungewöhnliches Gespräch mit zwei sehr ungewöhnlichen und bemerkenswerten Leuten.

Nämlich dem Gerichtsmediziner Christian Reiter, mit dem ich den Podcast Klenk und Reiter aufnehme und diesen Freitag, den 7. April, die zweite Staffel starte, aber wir sprechen auch noch mit jemand anderen, den sie in diesem Podcast hören, nämlich den Wiener Liedshänger Ernst Molden.

Er hat für diesen Podcast die bekannte Signation komponiert, die sie immer wieder am Anfang hören.

Und da haben wir uns gedacht, wir machen mit dem Ernst Molden ein ganz besonderes Projekt, wir beauftragen ihn, einen Soundtrack zu unserem Podcast zu komponieren.

Und das ist der Grund, warum wir jetzt in der Karwoche, wo es ja auch um den Tod geht, mit Professor Christian Reiter und mit dem Wiener Liedshänger Ernst Molden ein Gespräch führen über den Tod,

den Wiener, das Sterben der Musikanten und Musikantinnen und darüber, wie die Musik uns in den letzten Minuten, bevor wir hinüberkleiden in das Reich der Toten, trösten kann.

Hören Sie jetzt ausnahmsweise hier auf Falter Radio eine Folge von Klenk und Reiter und hier eine Spezialfolge.

Heute machen wir etwas ganz ganz anderes. Heute reden wir nämlich über das, was Sie immer hören, bevor unser Podcast beginnt, nämlich die Musik.

Wir reden über den Tod, die Musik und den Wiener und wir reden mit Ernst Molden, der heute zu Gast in unserem Podcast ist,

der nämlich diese schöne Musik, die Sie immer hören, wenn dieser Podcast beginnt, komponiert hat und eingespielt hat.

Und weil uns diese Musik so wahnsinnig gut gefallen hat, sind wir zum Ernst Molden gegangen und haben gesagt, Ernst, wie wär's, wenn du für diesen Podcast eine eigene Platte machst,

einen eigenen Soundtrack komponierst. Und was hat der Ernst Molden darauf gesagt?

Ungern auf einmal.

Genau, deswegen sind wir da und da sitzt nicht nur der Ernst Molden da, sondern da sitzt auch hier Christian Reiter, der Gerichtsmediziner.

Und wir haben auch noch den Gerhard Stöger da, den Falter Popkritiker. Hallo, herzlich willkommen.

Und wir reden heute über drei große Themen.

Wir reden darüber, wie Künstler und Musiker vor allem sterben und was man am Sitziertisch über Musiker herausfinden kann.

Die, die uns schon ein bisschen länger zuhören, wissen ja, dass wir über Beethoven's Locke gesprochen haben.

Wir werden auch über Mozart's Schädel reden. Wir werden vielleicht eines Tages auch über Schubert's Locken sprechen, überhaupt über Locken,

die den Musikern in Wien gerne abgenommen wurden, sodass sie kalköpfig bestattet wurden.

Zu Beethoven's Locke gibt es ganz große Neuerungen, die in der New York Times gestanden sind.

Und wir werden erfahren, warum die New York Times hier vielleicht die Dinge nicht ganz richtig berichtet hat.

Und wir reden aber auch darüber, wie der Tod den Astropop verändert hat oder eigentlich, wenn ich Gerhard Stöger richtig verstanden hab,

eigentlich die Initialzündung des Astropops war.

Ja, vielleicht fangen wir ganz aktuell an. Herr Professor Beethoven, Sie haben die Haare von Beethoven untersucht.

Sie haben gesagt, er ist letztlich an einer Bleivergiftung zu Tode gekommen und jetzt schreibt die New York Times.

Das stimmt sogar nicht. Stimmt das?

Naja, weil auch hier wieder mal journalistisch nicht optimal recherchiert wurde.

Es ist richtig, dass diese eine Locke, die ich auch untersucht habe, ich habe auch noch zwei weitere Locken untersucht,

dass diese eine Locke jetzt bei einer DNA-Intersuchung mit einer weiblichen DNA verknüpft wurde.

Wobei ich, der ich diese Locke auch im Elektronenmikroskop angeschaut habe, weiß, dass diese Locke mit einem Kleber zusammengeklebt wurde.

Ich gehe davon aus, dass das allein war, so wie man halt an Möbel-Safurnieren aufgeklebt oder andere Dinge zusammengeklebt hat im 19. Jahrhundert.

Und dass die Mama von Herrn Hiller diese Locke adaptiert hat, damit sich die Haare nicht zerfledern und mit diesem Leim diese Haare bestrichen hat.

Und damit hat sie aber auch ihre DNA drauf bekommen auf dieses Haar.

Und wir wissen von den Tatortfällen, dass oft die DNA einer zweiten Person auf ein Tatwerkzeug draufgelagert die ursprüngliche DNA überlagern kann.

Und so glaube ich, dass die Behauptung, dass diese Hiller-Locke eine weibliche Locke wäre und daher nicht vom Beethovenstamm zu überprüfen ist und nochmal zu untersuchen ist.

Und wir haben auch dieses Bezügel schon Kontakt aufgenommen mit dem Besitzer dieser Locke und der ist bereit, wieder Haare zur Verfügung zu stellen.

Also hier ist die Wissenschaft wieder neu belebt worden durch diese Untersuchungen.

Abgesehen davon sind ja nicht nur die Hiller-Locke mit Bleibeladen, sondern auch die Schädelknochen von Beethoven und auch weitere Locke, die wir untersuchen konnten.

So dass sich jetzt hier aus dieser aktuellen Analyse wieder neue Forschungsfragen ergeben, benan wir nachgenören.

Wir haben ja festgestellt, dass in dem Podcast Beethoven eigentlich wie ein Ormerhund verreckt ist auf einem Strohsack irgendwo da in der Schwarz-Spanier-Straße mit einem Rohr im Bauch, das das Wasser abgelassen hat und der ist irgendwie nach einer Erkältung geschwächt gewesen.

Und jetzt steht auf einmal drin, er hätte eine Leberzirose gehabt und der gestorben ist.

Die Leberzirose hat er durch eine Hepatitis, also eine Leberentzündung, die auch tatsächlich molekularbiologisch an den Haaren nachgewiesen wurde, was ich toll finde.

Das heißt, der Obduktionsbefund zeigt uns ja, dass hier tatsächlich der Beethoven eine Leberzirose gehabt hat, die auf Alkohol, Konsum und eine Infektion zurückzuführen ist.

Dass er Alkohol getrunken hat, wissen wir. Wir wissen jetzt durch die Untersuchungen, dass auch tatsächlich als Grundlage für die Leberzirose eine Hepatitis bestanden hat.

Und wenn es stimmt, dass tatsächlich dieses Blei, das im Medizinisch verabreicht wurde, eine Rolle gespielt hat, dann kann diese Bleiverabreichung, den Sterbevorgang, nämlich das kaputgehende Leber massiv beschleunigt haben.

Das heißt, diese Bleibaste, die man da drauf geschmitt hat auf dem Bauch, um die Wunde zu verschließen, war möglicherweise der letzte Anstoß, diese Leber zum Kippen zu bringen.

Kommt man zum eigentlichen Thema, der sterbende Künstler, der sterbende Musiker. Was wissen wir eigentlich über Musiker, die sterben?

Naja, ich hab leider Gottes auch Künstler schon zitieren müssen und da fällt schon auf, dass es hier bestimmte Gruppierungen gibt. Die einen sterben nicht so selten an Überlastung ihrer körperlichen und psychischen Fähigkeiten.

Die Gesellschaft erwartet von den Künstlern, die ja in der Regel feinfülligere Menschen sind als vielleicht der Durchschnittsbürger, daher sind sie auch empfänglicher für interessante Eingebungen und Reize.

Diese Leute werden aber ständig gefordert, Leistung zu erbringen. Das werden wir auch in unseren Berufen, aber selbstverständlich, wenn du den Druck bekommst, in nächster Zeit wieder eine CD zu machen und aufzutreten und dich auszupowern, dann kann es sein.

Und das kommt bei vielen Künstlern im Vor, dass du versuchst, mit substanzen, pharmacologisch wirksamen Substanzen dich zu unterstützen.

Das fängt einmal an, mit einem gespritzten, geht weiter zum Kokain-Nasern und letztlich ändert es in irgendwelchen Amphetaminern Alkohol, die dann so wie zum Beispiel bei Michael Jackson zu einer unbehandelbaren Schlaflosigkeit führen, wo du dann einfach als Künstler Ärzte hinzuziehst, die meistens sehr gewissenlos agieren, weil sie gut verdienen an diesen Künstlern,

und denen dann sozusagen etwas geben zum Schlafen. Bei Michael Jackson war das ja so, dass er sozusagen mit einem Larkosemittel eigentlich vergiftet wurde.

Und dieses Wechselspiel aus Topfit zu sein, geistig, brennend, glühend und andererseits aber wieder ein normales Leben zu führen, schlafen zu können, sich zu relaxen.

Diese Diskrepanzen führen eben zum substanzen Missbrauch und daher kommt es nicht so selten vor, dass im Künstler an den Folgen eines Substanzen Missbrauchs an einer Übertossierung oder so etwas sterben.

Jetzt mollend du schaust so ganz ernst, wie der Professor so effektiv war, die in den Worten des Herrn Professor steckt. Das stimmt, also der Druck, der herrscht, weil man ist ja natürlich auch freier Unternehmer als Künstler auf eine Art, man ist sich selbst verantwortlich, wie weit man geht.

Es ist auch verschieden, wie viel will man. Also will man den Weltraum oder will man nur den Zins zahlen oder hat man aber auch Erwartungshaltungen vom Management, vom Publikum, von wie man auch immer mit Musikern, die wollen, dass jetzt noch eine Tour ist und noch zehn Mal und Dings.

Ich bin mir da zu sehr selbst nahe, um da irgendwie mitzugehen. Also ich habe früher mal bis zu 150 Mal im Jahr gespielt und das ist aber jetzt auch schon wieder zehn Jahre her.

Das heißt, jeden zweiten Tag ein Auftritt.

Und das heißt ja nicht nur diese zwei Stunden, die man dann auf der Bühne steht, sondern das heißt ja, dass der ganze Tag davor im engsten Sinn des Wortes unentspannt ist, weil man erst sich entspannen kann, wenn man endlich nach der letzten Zugabe wieder runtergeht von der Bühne.

Und davor ist man einfach in Anspannung. Das heißt, bei mir ist das eben auch 70 pro Jahr und nicht mehr drüber.

Und da weiß ich, da habe ich dann dazwischen. Und es ist auch nicht one day off, es ist nicht entscheidend. Man braucht eigentlich zwei, drei Wochen dazwischen, wo man aufs Land fährt oder wo man spazieren geht und wo man wirklich wieder runter kommt.

Und man merkt, wenn die Frequenz zu dicht wird und zu hoch, dass sich die Batterie einfach nicht mehr auflädt dazwischen.

Man schafft zwar wieder auf die Bühne und die Adrenalin und die Euphorie spielen da auch mit, aber man erholt sich nicht und man baut immer mehr ab.

Also das lernt man irgendwann kennen. Ich mache es jetzt seit 30 Jahren und habe irgendwie auch Schwierigkeiten gehabt zwischendurch einfach durch Erschöpfung und Entkräftung.

Aber Gott sei Dank nie zu dem gewissen von Herrn Professor angesprochenen Prüferln gegriffen, bei denen das dann endet.

Weil ich die Generation meines Vaters erlebt habe, die relativ frei händig in den frühen 60er und späten 50er Jahren in der Früh ein Kapterkorn zum Aufwachen und am Abend ein Valium zum Einschlafen gegeregt haben.

Das Kapterkorn muss man kurz erklären für die Jünger.

Auf Putschmister glaube ich. Also das, was dann zum Beispiel der Johnny Cash mit seinen Amphentaminen gemacht hat, wo er also immer mindestens 200 im Gedankhoffer drinnen haben musste, um sich auf Tour zu trauen.

Und zum Schluss hat dieser 1,85 Meter große Mann, glaube ich, 58 Kilo gewogen, am Ende seiner Sucht, von der Gott sei Dank runtergekommen ist, aber irreparabel runtergekommen ist.

Das Gehirn erhält sich ja auf Dauer nicht aus und baut ab und die künstlerische Leistung nimmt ab.

Und das ist ja ein Divers-Kreis, weil man ja dann umso mehr sich bemüht, noch dieses Niveau zu halten.

Und dann kommt noch etwas dazu, dass künstler, das sehen die Leute draußen ja nicht, auch ein Privatleben haben.

Oder sich sollten ein Privatleben haben. Schauen wir uns den Orman Beethoven, über den wir heute schon geredet haben, der also nie eine Frau gehabt hat, weil er immer Gawir-Stunden für irgendwelche adeligen Damen gegeben hat, die nicht seine Standes gemäß waren.

Auch der Mozart war nicht ganz so unproblematisch, was sein Privatleben betroffen hat, weil er einfach ständig auf Tour war, ständig Konzerte gemacht hat.

Und da braucht man schon dann eine sehr, sehr tolerante Partnerin, dass man das sozusagen über längere Zeit durchsteht.

Und wenn es eine Krise gibt, dann eskaliert das, weil einerseits diese emotionellen Belastungen im Rahmen des Berufes und dann kommt noch die Familie dazu.

Und dann ist gleich einmal, ein paar Mal, irgendwo ein Vollrausch fällig und das führt dann dazu, dass man selbstverständlich wieder in eine Abhängigkeit hineinkommt.

Also das heißt, der Künstler auch als Privatmensch wird zu wenig beachtet und wird ausgebeutet und das Privatleben kommt zu kurz.

Und das ist ja der Grund, warum zum Beispiel im 19. Jahrhundert so wahnsinnig viele Künstler Syphilis gehabt haben, weil die keine fixen Partnerschaften gehabt haben und analog betrachtet,

war Syphilis damals das, was HIV heute ist, nicht? Das heißt, damals schwer bis gar nicht heilbare Krankheit, die man halt einfach gekohlt hat, wenn man irgendwo einen Ersatz gesucht hat für einen kleinen, netten Amter.

Schubert hat Syphilis gehabt, oder?

Schubert hat mit ziemlich großer Sicherheit Syphilis gehabt, aber auch Paganini zum Beispiel hat Syphilis gehabt.

Ich könnte eine ganze Liste von Künstlern nennen, die Syphilis gehabt haben.

Herr Professor, ist das Alter 27 besonders gefährlich?

Naja, dass es hier eine statistische Hälfte gibt im Alter zwischen 20 und 30 liegt einfach an dem Umstand, dass hier gerade in dieser Phase die höchste wahrscheinlich Produktivität der Künstler besteht

und gleichzeitig aber auch die größte Gefahr, dass sie nicht stabilisiert sind, im Privatleben abgesichert und daher in dieser Zeit eine besondere Gefahr besteht,

dass sie höchstlich entgleisen, denken sie an die Emmy-Weinhaus und so weiter.

Die Emmy-Weinhaus, genau, es gibt da ganz viele in den 60ern oder Ende der 60ern, Anfang der 70er.

Morrison, Jimi Hendrix, James Joplin, Brian Jones, glaube ich, auch alle 27.

Ja, aber im Prinzip ist das eine statistische Glocke, die eine besondere Hälfung im Mitte zwischen 20 und 30 hat.

Dass das genau 27 Jahr bei vielen ist, ist wahrscheinlich ein Zufall, aber ja.

Ich kenne einen Wiener Musiker, der hat übergeschnauft, also 28 wurde und sagt, naja, jetzt habe ich die Hürde mal genommen.

Ich kenne ihn auch.

Und jetzt kann er beim Bissau auch so laufen.

Wie ist denn das bei Ihnen? Gibt es aus diesem Club 27, wie heißt in der Rockgeschichte denn jemanden, den sie gerne am Sitziertisch gehabt hätten?

Ich habe niemanden gerne am Sitziertisch, das ist die erste Antwort.

Interessant, glaube ich, sind sie alle nicht wirklich?

Interessant wäre vielleicht der Michael Jackson gewesen, weil hier einfach auch die Interaktion zwischen medizinischen Handeln, Fehlhandeln und dem Tod auch Bedeutung hat.

Also eine Emmi Weinhaus, die in einer Alkoholvergiftung stürmen ist, ist kein wirklich interessantes Thema.

Aber wenn also hier so eine Vernetzung, wo Mediziner noch involviert sind, stattfindet und man dann sozusagen Kausalketten wäre das nicht gewesen,

wenn der das nicht gemacht hätte, wäre der Tod vielleicht doch nicht eingetreten.

Das sind die spannenden Themen und da kann man sagen, vielleicht wäre es der Michael Jackson gewesen.

Ist nicht Elvis insofern interessant? Erstens, als er doch älter als 27 geworden ist.

42 immerhin.

Und bei dem doch so eine Verknüpfung war, glaube ich, zwischen Herzschwäche und auch Substanzenabusus und die bis heute angezweifelt wird.

Ich weiß gar nicht, ob es ein Obduktionsbefund vom Elvis gibt, aber vielfach ist eben der Substanzenmissbrauch,

wird gefolgt von einer Herzschwicherung.

Das heißt also, das ist wahrscheinlich auch hier eine Folge eines Substanzenmissbrauchs.

Vielleicht waren das irgendwelche Amphetamine oder Kokain, die dann zu dieser Belastung des Herzens und der Herr danach zur Herzschwäche geführt haben.

Auch interessant, wie stehen die Dinge in welcher Relation zueinander?

Es ist ja nie selten, es ist ganz selten etwas so monokausal wie bei der Emmy Weinhaus.

Man sagt, jetzt nicht so viel trinken, war es nicht gestorben.

Meistens sind die Leute dann schon durch den chronischen Missbrauch vorerkrankt und dann kommt noch was dazu.

Oft ist die Dosis gar nicht mehr dann so groß, so dass man sie dann wieder sagen kann,

naja, aber die Dosis ist ja gar nicht so überwältigend, ja, aber weil er so entsprechend krank schon war,

hat die Dosis dann doch zum Tod geführt.

Das ist so wie beim Beethoven mit der Leberzerose, mit dem Blei und der Hepatitis.

Das ist ein multifaktorelles Geschehenmeister.

Elvis kommt ja noch dazu, dass er am Heuchel gestorben ist.

Kann das sein, dass das eine letzte Anstrengung war dir?

Ja, es gibt schon dode so Sachen, die am Klo, also gerade beim Pressen zum Beispiel,

eine Belastung des Organismus darstellen und daher dann der Tod am Klo ist gar nicht so selten.

Wobei es eigentlich dann eher ein schöner Tod ist.

Man stirbt dann einfach...

Nachdem, ob man fertig ist...

Man weiß jetzt nicht, man stirbt, also das geht einfach...

Ja, also das ist immer die Frage, wie geschwind es geht und wie weit man es wahrnimmt.

Also bevor man es lang sieht, in die Betel liegt und stirbt,

das ist besser, man trifft ja sozusagen der Blitz beim...

Ja, aber ich glaube, das kann ja von uns sein Sterben bewusst wahrnehmen möchte.

Ich glaube, dass es ganz schön ist, wenn jemand den Schalter umschlägt mit

und man folgt um das Tod und hat es nicht mitgekriegt.

Das glaube ich immer noch das Schönste.

Ja, darum habe ich gemeint.

Ja, und daher kann es sein, dass das am Klo bei bestimmten Todes so Sachen nicht so unangenehm ist.

Der Tod geht uns nichts an, sagt die Bekurren.

Jetzt kommen wir zu dem schönen Projekt, das wir mit dem Ernst Molden gemacht haben.

Diese Platte gibt es noch nicht im Handel, sondern nur bei uns im Faltershop.

Und zwar können Sie die kaufen bei faltershop.at-molden.

Wir sagen das nicht, weil wir da einfach Schleichwerbung machen,

sondern wir sagen das so deutlich, weil wir diese Platte sozusagen ein bisschen mitfinanzieren

oder ein bisschen mit anstoßen.

Es ist ein Faltermolden-Projekt.

Und nicht der Molden ist zu uns gekommen und gesagt, ihr könnt Schleichwerbung machen für unsere Platte,

sondern wir sind zum Molden gekommen und haben gesagt, ich mache eine Platte für uns.

Das ist vielleicht etwas Neues mit Medien.

Die Platte heißt Mördernummern.

Und worum geht es da?

Ich bin inspiriert von der ersten Staffel dieses Podcasts.

Ich bin begeisterter Hörer geworden, nachdem ich am Anfang ja noch wie der Blende von der Farb

eine Instrumentalmusik quasi schreiben musste.

Und dann habe ich alles gehört und habe diese Inhalte gehört.

Und wurde aber auch ein 35 Jahre zurückversetzt,

als ich bei der Presse zwischen 1987 und 1989 Polizeireporter war

und Tatort Wurschi, der dort hingefahren ist zu den Grauslichkeiten.

Und habe dann versucht zu schauen, was ich immer mache, wenn ich ein Thema habe.

Was gibt es denn schon zu dem Thema?

Ich glaube, da geht die Wissenschaft auch nicht anders vor.

Und man findet da natürlich wahnsinnig viel.

Man findet also ein weites Feld zwischen Nick Cave und seinen Mörderballots

bis zu, das liegt hier am Tisch beim Gerhard Stöger, Helmut Gwalting aus Moritaten.

Und es ist halt so, dass der Mord oder der gewaltsame Tod

ist ein Alltime-Seller im Song, wie überhaupt in der Kunst und überhaupt in der Literatur.

Das fängt bei der Bibel schon an, wo zuerst der Sechs stattfindet

und am Baum der Erkenntnis und dank leichter Mord oder Totschlag kein Tötet abelt.

Und da sind die zwei Themen geblieben.

Also Kitsch und Krimis gehen immer gut.

Und die Mörderballaden, die ich am liebsten habe, kommen eigentlich so

sind 150 bis 100 Jahre alt und kommen aus den Appalatschen,

sind zum Teil auch sehr früh in den 20er und 30er Jahren aufgenommen worden

von Enthusiasten und frühen Plattenfirmen, Menschen, die mit großen Trichtern

die Hillbillys aufgenommen haben, während sie diese Mörderballaden gesungen haben.

Und da sieht man, dass das auch eine Nachrichtenfunktion gehabt hat,

wie bei uns in Europa auch die Maritat, weil es gab ja keine Zeitungen,

sondern wir sind auf zum Jahrmarkt gegangen und dort saß der Maritatensänger

und hat vom Raubmord in der Maria-Hüfe gesungen,

was eines der berühmtesten Wiener Maritatenlieder ist.

Und meine Songs haben mir zu ein bisschen diese Funktion behalten,

dass sie von Fällen, die mir nahe gegangen sind, die von denen ich gehört gelesen erfahren habe, berichten.

Aber auch es sind auch sehr traurige Lieder dabei, die ein bisschen das entzaubern,

was ja in der Gauner Literatur oft auch als romantisch und lustig war,

was für ein Kerl da überhaupt ein Grasel nicht war.

Also am Ende von dem ganzen Städtern oder am Anfang des ganzen Städtern

steht eigentlich immer die Gewalt und die Beschädigung eines seelischen

oder unkörperlichen Beschädigungen des Menschen.

Und ich liebe ja eure Gut Gelauntheit bei diesem Podcasts,

weil natürlich der Herr Professor Reiter von seiner Arbeit spricht,

wie jemand, der seine Arbeit liebt, wie ein Schuster mit einem neuen Leisten

oder einen Schneider mit einem neuen Stück Brokat gut gelaunt über die Arbeit spricht.

Und wenn man sich dann reflektiert, was hat diesen Toten oder diese Tote auf den Sitziertisch,

das er ein Professor geführt, kommt man also sobald Kriminalität involviert ist,

immer zu sehr traurigen Geschichten.

Und ich fürchte, dass sich diese Melancholie auch ein bisschen durch die Lieder zieht.

Das hat sich nicht vermeiden lassen.

Jetzt hast du uns neugierig gemacht.

Jetzt wollen wir auch eins hören, Ernst, bitte.

Schöne, schöne Apparatchenpalade.

Heißt im Original Tilia.

Ich habe es selber selbst, aber Tilia ist so ein seltener Vorname bei uns.

Jetzt habe ich Jessica gemacht.

Von Johnny Cash bis Bob Dylan haben das Alexungen.

Jessica, Jessica, Papa.

Sie war nicht wirklich freundlich, sie war eher schlimm.

Sie hat Kopptauert, wie ich es ganz gerne persönlich nehm.

Jessica, Jessica, Papa.

Mein erster Schuss war schlecht, der ist gegangen in die Fies.

Und ob es nicht gehen an, warnen, singen, wenn's wetten Schuss war, sie ist Jessica.

Jessica, Papa.

Werte, erstwerte, bringen wir's wali umgeschwind.

Weil in dieser Zelle auch noch Jesses schreien sind.

Jessica, Jessica, Papa.

Und ist dein Freund in Schmirig, wird sie langsamiert.

Bring' wir's her, ich schüttere ihr, was mit der Jessi so ist passiert.

Jessica, Jessica, Papa.

Jessica, Jessica, Papa.

Jessica, Papa.

So sind sie, die Mörderballer.

Schön.

Schön, aber der spricht den Gerichtsmediziner auch.

Wie ist das überhaupt bei Ihnen, Herr Professor?

Haben Sie ein rein analytisches oder auch ein sinnliches Verhältnis zum Tod?

Weil gerade haben Sie gesagt, mit einem Lachen das spricht den Gerichtsmediziner an dieses Lied.

Ja, man muss selbstverständlich immer trennen zwischen dem rein beruflichen Agieren.

Da ist man reiner Analytiker, dann schiebt man so viele Filter ein,

dass man wirklich nur fast schon robotartig seinen Beruf ausübt,

ohne Emotionen einzubringen.

Wenn man die Handschuhe auszieht, dann kann man die Emotionen zulassen.

Und dann selbstverständlich beginnt man auch zu grübeln

und es ist oft so, dass sich dann erst die Täter kennenlernen ja in den Gerichtsverhandlungen.

Und dann kommt man drauf, das ist auch einmal Hund.

Also man hat auf der anderen Seite das Opfersitziert

und andererseits ist auch diese menschliche Tragödie des Täters zu sein

und da setzt man sich schon auch emotionell mit den Fällen auseinander.

Aber da ist es gut, auch schon längst diktiert geschrieben bei Gericht

und man kann dann zulassen Emotionen aufkommen.

Man berührt immer noch diese Kronenzeitungstitelseite,

wo sich der Plansteiner den Puls messen.

Wir haben ja eine Podcast-Folge dazu gemacht.

Das finde ich immer noch ein sehr, sehr berührendes Foto.

Ja, das strahlen Sie, was cavalierhaft.

Ja, ja, also die Elfe ist ja da ziemlich abgefahren auf dieses Verhalten.

Und ich habe ja da versucht, auch ein bisschen Vertrauen vorzutauschen

und das hat mir auch geholfen, dann ein bisschen die Sache besser zu analysieren.

Ernst, wie ist das bei dir?

Eben, dass Analytischen zum Tod oder zum Sterben oder zum Zutode gebracht werden,

fällt bei dir ja weg.

Ist das Sensenmann für dir als Künstler womöglich so etwas wie Artmuse sogar?

Ja, ich weiß nicht.

Ich widerspreche immer ganz gern, wenn das Klischee daherkommt,

sozusagen, dass die Wiener Musik im Speziellen, also der Autobau,

aber auch vor allem das klassische Wiener-Lied, so besonders Totenversessen sei,

stimmt von einer gewissen Stereotypie im Text her gesehen, ja,

aber letztendlich, glaube ich, treibt der Tod alle Kulturen gleichermaßen an,

wird nur anders sublimiert oder anders kodiert, aber er ist überall da.

Ich war 1998 eine Woche lang Schüler von Nick Cave in der Schule für Dichtung

und unter den vielen schönen Sachen, die Nick Cave zu uns gesagt hat, hat er auch gesagt,

also ein Liebeslied, ein frohes Liebeslied wäre ein misslungenes Liebeslied,

nur traurige Liebeslied, das sind gute Liebeslieder,

weil das Liebeslied natürlich immer auch weiß, um die Endlichkeit

eines menschlichen Lebens und um den Tod, und daher wird es so rührend,

weil die zwei sind jetzt glücklich, aber wie lange?

Also, insofern ist es eigentlich immer da

und natürlich haben wir in Österreich und in Wien im Speziellen

schon ein Schatzkastel an guten Sachen, wo da quick wie vorkommt.

Das heißt, du bist hin und her gerissen, ob du Jörg Kreisler widersprichst oder zustimmst,

denn in den 60er Jahren schon eine Platte und ein Song natürlich auch,

der Tod, das muss ein Wiener sein, genannt hat?

Naja, ich glaube, der Tod ist der Tod, der Tod ist ein großer Internationalist,

aber er trifft auf verschiedene Bevölkerungen und manche blenden ihn komplett aus

oder manche versuchen ihn rational zu erklären

und manche haben sozusagen das zelebrieren Element, die Feier mit dem Tod

und da ist Mexiko und Wien schon weit vorn, die zwei Kulturen, würde ich sagen.

Tatsächlich hat noch vorm Kreisler Helmut Kvaltinger

die ganze Platte mit Liedern aufgenommen, wo es ums Sterben oder um Tote geht.

Schwarze Lieder hat das geheißen in den 60er Jahren erschienen.

Er hatte Texte von HC Ahtmann und Gerhard Röhm vertont.

Das war noch bevor der Begriff Austropop überhaupt gebildet wurde, aufgekommen ist,

aber die Platte auf die beziehen sich viele Menschen, die dann später Austropop gemacht haben.

Könnte man also ansoweit gehen zu sagen, dass der Tod eine Art Gründervater des Austropop ist?

Das glaube ich schon. Also ich glaube auch, dass jetzt, wenn wir jetzt den klassischen Austropop

sozusagen 1970 FF betrachten mit wahrscheinlich dann doch dem Hofer von Wolfgang Ambruss

als Leuchtturm am Anfang, wo auch diese Sterberei das erste Mal so offen ausgesprochen und beschrieben wurde.

Es war glaube ich 1970 der Austropop auch eine Reaktion auf das verlogenheitere

Österreich der Wirtschaftswunderjahre, wo man sozusagen den Steigerhut getragen und nicht über den Tod gesprochen hat.

Und dann wollten diese Gammler auch einmal so richtig grauslich sein und das war auch das Alleinstellungsmerkmal.

Ja also ich glaube, dass die Beschäftigung mit dem Tod im österreichischen Wiener Lied vor allem schon viel älter ist.

Nino aus Wien und ich haben eine Tourband, wo wir Austropop, klassischen Austropop spielen.

Und das älteste Lied, das wir haben, ist aus dem Jahr 1889 und die Herkunft ist ungeklärt.

Es gibt die Theorie, dass Josef Bratfisch, der Leipfjacker, das Kronprinzen Rudolf, der selbst Wiener Liedsänger auch war,

das Lied selbst geschrieben hat, das ist aber nicht bewiesen.

Jedenfalls ist es kurz nach der Tragödie von Meierling schon beim Heurigen gesungen worden.

Es lautet, im grünen Wald von Meierling ein schöner Traum zu Ende ging und so weiter und so fort.

Sie können sich das Lied auch anhören, weil wir haben eine eigene Folge gemacht über den Tod in Meierling

und da haben wir das eingespielt vom Backdinger.

Ja genau, das ist Heller und Qualtinger, haben das dann zwischendurch auch einmal aufgenommen.

Jedenfalls ist da schon das Grund, wenn man so begeistert trauern kann über so eine doppelte Tragödie,

wie die in Meierling und somit gerade so euphorie trauert und beweint das Schicksal,

dann hat man also auch schon 90 Jahre vorher den Ostrobob ganz gut begriffen gehabt.

Ich würde gerne nochmal zu Wolfgang Ambrus hüpfen, den du schon angesprochen hast.

Die Geschichte des Ostrobobb wird ja gern mit dem Hofer begonnen,

das war halt so eines der Gründungsdokumente,

die ersten Zeilen vom Hofer lauten, schau, da liegt der Lächer im Rinse, das Blutrenntinkan,

das ist Macabre, da liegt Joachim Kadawa, das ist der Hofer.

Auf seinem Debütalbum, das dann folgte, besinkt Ambrus auch noch an Baum vor seinem Fenster,

an dem sich regelmäßig Lebensmüde erhängen.

Er präsentiert sich am Ende des Albums auch noch selber als Bomphenäbrer, als Totengrewer also.

Was sagt denn all das, fragen Sie beide jetzt an euch beide, was sagt denn das über der österreichische Seele aus?

Naja, ich habe meine erste Leiche erlebt, da war ich Volksschüler, da bin ich von der Volksschule nach Hause gekommen,

ich habe, wie ich mich schon geoutet habe, am Ippenplatz, im 16. Bezirk gelebt,

und da gab es so Standard von meiner Wohnung da, ich habe meinen ersten Stock gewohnt,

und unten gab es lokale, die sogenannten Brandweiner,

wo also die Markthelfer, die halt Standeln aufgestellt haben, meistens auch in den frühesten Morgenstunden an einem Skreut war,

sich dann sozusagen in einen Rum mit Tee gegönnt haben, und sie dann also niedergeschüttet haben nach getanener Arbeit,

und ich bin von der Schule nach Hause gekommen und beim Brandweiner neben unserem Wohnhaus lag am Asphalt,

am Gestärk einer mit dem Bockpapier zu erteckt, und tatsächlich ist also das Blut über die Beutsteinkante

auf die Straße dort in den Kanal geflossen, und das hat mich als Kind sehr stark berührt,

und ich habe diese Wahrnehmung und dieses Engrahmen dann letztlich beim Hofer,

wie der Ambrus dieses Lied herausgebracht hat, wieder gesehen,

und vielleicht war das auch ein Impuls, warum ich mich später mit Gerichtsmedizin und dem gewaltsamen Tod auseinandergesetzt habe.

Sehr spannend, das ist jetzt lustig, dass Sie den Brandweiner erwähnen,

weil die letzten Brandweiner dies noch gibt, bzw. die Tchochal dieser Stadt, in denen Herr Wuder Jürgens,

sage ich mal, gelernt, er hat viel Zeit aus verbracht, die Geschichten aufgesogen, also ein Musiker dagegen war,

und das Interessante ist, Wolfgang Ambrus hat den Baum für Nebrer besungen,

wo der Jürgens war, bevor er seinen Durchbruch als Musiker hatte,

selber ein zeitlanges Lächenbestatter tätig, oder Friedhoffs Gärtner, wie es etwas schöner heißt.

Auch auf die Gefahr, dass er mir jetzt wiederhole, ist, dass österreichische Musik schaffen,

doch stärker dem Jenseits verhaftet als jenes in anderen Ländern.

Na ja, man darf das auch irgendwie wie ihn nicht überbewerten, so gern wird das tun und mit allem Recht auch.

Aber z.B. im Werk von Andreas Gabalier, der erfolgreichste österreichische Musiker,

jetzt glaube ich, kommt keine einzige Leiche vor.

Ich glaube, es kommt keine bei dem Boxrucker, sie ist das vor.

Da muss ich jetzt leider einkreetschen, aber in seiner berühmtesten Lied, Andreas Gabalier, heißt

einmal, seg mal uns wieder, und das handelt von seinen tragisch verstorbenen Schwestern,

seinem Vater, der sich bei den Sälen genommen hat, das musst du nachhören und genau gestorben wird,

überrollen muss man in der österreichischen Musik sagen.

Ich höf da also, wir singen ja nicht nur über Dote, sondern wir singen ja auch über Friedhofe.

Ich meine, der Zentralfeldhof, der Professor, sie hat mir erzählt, dass sie als Kind,

wenn sie in die frische Luft gegangen sind, mit ihrer Großmutter auf Friedhöfe gegangen sind.

Ich habe eine Urgroßmutter gehört, die mich sozusagen als Kind aufgezogen hat,

weil meine Eltern berufstätig waren und diese alte Dame hat halt immer gemannt,

das Kind kehrt an die frische Luft, weil das so gesund ist.

Und wir wollen ja einen Urgroßmutter haben und wir hatten einen Schrebergarten am Flötsersteig

und die Verwandtschaft war am Urgroßmutter Friedhoff bestattet.

Und meine Urgroßmutter ist mit mir regelmäßig auf den Otterkringer Friedhoff.

Ich würde sagen, mindestens jede Woche einmal, weil dort auch ein Großteil ihrer Verwandtschaft bestattet war

und sie den Bezug zu ihren verstorbenen Verwandten aufrechthalten hat und dort,

die man wieder Blumen gebracht hat.

Und mir als kleines Kind im Vorschulalter haben immer diese schön glänzenden Grabsteine

und Grabplatten so fasziniert und ich habe dann mit meinen Matchbox-Autos,

Sie wissen ja, diese Grabplatten sind ja leicht konisch seitlich abfallend

und da bin ich dann mit meinen Matchbox-Autos und während ich dann mit den Matchbox-Autos

auf diesen Grabsteinen gespielt habe, hat meine Urgroßmutter mir erzählt,

da drinnen liegt die Dante Anne und so weiter und ich habe mir immer gedacht,

wie schaut die Dante Anne da unter dieser Steinplatte, wie liegt die da drinnen?

Wie ist das, wie das Schneewittchen im Glassag oder so, also kindliche Fantasien

und das hat mich wahnsinnig geistig angeregt, wie ich frage, wie schaut es da unten aus,

was ist da unten los?

Und ich muss auch gestehen, später in meiner Obduktionsdietlichkeit waren für mich Exumierungen,

also das sozusagen Ausgraben von verstorbenen Umbefunde zu eines der spannendsten und faszinierendsten Dinge,

weil man das nicht vorhersehen kann, was einem da erwartet.

Also exhumieren stammt, die Liebe zum Exhumieren stammt wahrscheinlich aus meiner frühen Kindheit.

Und Zentralfrithof ist Stimmung, eigentlich schön, dass wir das wieder auferstehen.

Das finde ich ja superpild, dass Sie mit dem Matchbox-Autos auf der Grabplatte spielen,

weil der Tod im österreichischen Popteil, weil sie auch sehr lustvoll geradezu ausgelassen besungen wird.

Das bekannteste Beispiel ist, es lebe der Zentralfrithof, wieder von Ambrus,

mit der vorisch-wirter-besungen, bei Wudu Jürgens in Heite graben wir Tode aus.

Warum ist es so, dass uns derartige Lieder so massiv ansprechen und nicht irritieren,

wenn man quasi Party macht mit dem Tod, der Knochenmann mit der Sense winkt auf der Party und so weiter?

Ich habe das Gefühl, dass man natürlich, wenn man Sachen benennt und wenn man sie ausspricht und wenn man sie gar heraus sinkt,

verlieren sie natürlich ein bisschen was von diesem Schrecken, den sie als unausgesprochene, als Angst im Inneren,

dass man irgendwann wird, man sterben müssen.

Wenn man eh weiß, dass man stirbt und wenn man da und drüber sinkt, ist es vielleicht ein Schrecken keiner,

es gibt ja das klassische Wienerlied, das immer so aufgebaut, dass die erste Strophe, ich weiß nicht,

ich mache jetzt ein blödes Beispiel, die Himmelwiese beschreibt,

die zweite Strophe wendet sich nostalgisch in die Vergangenheit und behauptet, dass die Himmelwiese vor 40 Jahren noch viel schöner war als sie jetzt ist.

Und die dritte Strophe spricht die Bitte aus, dass, wenn das Sänger einmal gestorben ist, er auf der Himmelwiese eingegraben sein möchte.

Also, dass irgendwie finden diese Lieder immer wieder dorthin.

Also, man hatte auch den Ludwig Hirsch zum Beispiel, der also wirklich fast noch radikaler als der Ambrus,

weil da beim Ambrus ist das ja jetzt abgesehen von heute 3 Miham oder so, ja oft auch auf einer heiter kabarettistischen Ebene wie der Zentralfriedhof.

Und beim Hirsch ist diese Todessehnsucht schon sehr immanent, auch einfach in ihm als Person.

Und das kommt großer schwarzer Vogel und holen mich auszusprechen und zu singen und auch noch so zu einer Hymne eigentlich,

einer langsamen Hymne zu machen, das sagt dann schon viel aus, also da muss man schon sehr weit gehen.

Ich habe noch nie ein Lied geschrieben unter meinen 300, wo ich mir wünsche, dass der Tod zu mir käme.

Wie geht es Ihnen beiden? Haben Sie so etwas wie ein Lieblingslied aus der Vielfalt der österreichischen Lieder, wo es ums Sterben geht?

Es ist eben so, man ist die Frage, wo fängt das Lied an?

Also eigentlich vom Hirsch, die Oma fängt ja am Friedhof an und endet dann bei der Todesursache, nämlich beim Sticken an den Langrosch, glaube ich,

und dazwischen ist diese ganze Nazi-Existenz dieser Oma gezeichnet, da ist ja der Tod fast was Tröstliches in dem Lied,

weil Gott sei Dank ist diese Oma schon gestorben, weil sie muss ja wirklich furchtbar gewesen sein.

Aber dann halt so was wie heute 3 Miham ist, natürlich sein Selbstmordlied, das ist wieder nochmal was anderes,

aber das ist schon ein Mensch und dann gleich so, würde ich sagen.

Sie überlegen doch, okay.

Das Werker-Lied, also stets meine raus in Steu, ist vielleicht das Poetischste, das Schönste, ist nicht zu topten.

Um auch lokalkolorid einzubringen, ich bin ja gebürtiger Kärntner und ich glaube, das Kärntner-Lied kann ihn auszügen,

du hast mit dem Wiener-Lied mithalten, was du vorhast.

Also das klassische Kärntner-Lied ist viel trauriger und viel schöner als das klassische Wiener-Lied,

das ja auch etwas, jetzt wird mich der Neuwirt wieder verfluchen, aber auch etwas Zutiefstlamoyantes hat

und ein bisschen wehleidig und sich dann auch so ein bisschen vorbeieiernd an den richtigen Existenzen,

während im Kärntner-Lied und auch teilweise in so traurigen Liedern, die es in der Steuermark auch gibt,

ja ganz klar, da ist das Madel tot und da wird nicht dran herüber, dran vorbeigedichtet,

sondern das wird irgendwie angesprochen und hat da doch auch so eine klare Traurigkeit,

das mir besser gefallen, dass das klassische Wiener-Lied eigentlich ist.

Genau, so ein Klassiker ist in der Möltdoll-Leiten, wo eben zuerst gesungen wird,

wie schön es ist in der sonnigen Möltdoll-Leiten.

Und die letzte Strophe ist dann in der Möltdoll-Leiten, in der Sunner-Seiten,

da ist das Rosten noch einmal so schön, wenn es mir aussieht drogen, auf einem Hölzern schrogen,

bleibt es in der Sunner-Seiten einmal stehen.

Hüpft man woanders hin, wo man jetzt am ersten Blick nicht an Tod und Traurigkeit denkt,

die erste allgemeine Verunsicherung, also eine Kabarettruppe, Kabarettpop-Truppe,

hat eine Platte gemacht mit dem Titel Liebe, Tod und Teufel.

Ernst, es sind, frag ich an dich als Songreiter, sind da nicht alle klassischen Themen des Songreiters

kompakt zusammengefasst, die Liebe der Tod und die Versuchung in all ihren Gestalten?

Ja, ist nicht nur das, sondern auch sehr gut, also die RV hat ja, sind mit die besten Texte

des Austropa, muss man sagen, und haben das schon immer so gemacht, dass man,

wenn es den sein muss, man auch lachen kann darüber, aber wenn man genau auf die Substanz singt,

hört das Lied, es geht eigentlich eher um die letzten Dinge.

Also auch das ist ja auch, z.B. auf einer anderen Platte ist es morgen, ja morgen,

das ist ja ein zutiefst existenzielles Lied eigentlich.

Ernst, das Album ist ja so eine Art Auftragsarbeit, wirkt es für dich als Songreiter eher beflügelnd

oder eher einschränkend, wenn es ja derart konkrete thematische Vorgabe gibt?

Ich liebe Auftragsarbeiten, ehrlich gesagt.

Also das ist, es gibt nichts schöneres als von außen so fokussiert zu werden,

und ich habe auch beim Beruf des Liedermachers einen gewollten handwerklichen Ansatz,

auch ich finde, dass ein Liedermacher hat ein Rüstzeug wie ein Fleischauer oder wie ein Handwerker einfach,

und natürlich ist er dann entweder ein guter oder ein schlechter Fleischauer,

aber wenn jemand sagt, sterben in Wien Tote, Gerichtsmedizin, Worde, Unterwelt,

fällt ihnen da was dazu ein, sag ich, ja, gern, aber z.B. ich habe auch einen Auftrag gekriegt,

wo der Nationalbaktoner auch 20 Jahre alt geworden ist,

und dem Gußdich schreibt gern über Gatsch und Gößen und haben mich angerufen,

und ich hätte, das war auch eine wunderschöne Arbeit.

Am schwierigsten war eigentlich, weil es nur ein Lied war, ein Abschiedslied für Michael Häupel zu schreiben,

aber auch das habe ich angenommen. Aufträge sind cool.

Guck mal mal ein bisschen zur Platte, da gibt es Titeln, die heißen grotisch hinschensten Frauen,

oder ist Feichte, oder schon wieder Anahi, was ist dein Lieblingssong auf der Platte?

Mein Lieblingssong ist eigentlich, ich habe zwei Lieblingssongs,

der eine ist so ein Toten-Kanz-Nix-Fahrung, also bei zwei Liedern habe ich versucht,

mich irgendwie in den Herrn Professor ein bisschen hineinzufühlen, wie es ihm geht,

also mit einem toten Menschen und einer großen Reihe von ungelösten Fragen zunächst einmal,

und welches Gefühl da ist, bevor man sozusagen aufschneidet.

Kann man drei Takte hören, wir wollen es nicht spoilern, aber kann man da bisschen einhören?

Wir wollen natürlich die Platte hier nicht verschenken, die Leute sollen sie kaufen,

falls der Shop-A-T-Slash-Molden, nicht FALTER-A-T-Slash-Molden, FALTER-SHOP-A-T-Slash-Molden,

so ein Toten, so ein Toten, so ein Toten, kannst-nix-Fahrung und so weiter,

können wir noch viele andere Fragen.

Kann man Toten das fragen? Schon, oder?

Ich frage, wenn ich solche Fälle untersuche, regelmäßig, ich kriege keine Antwort,

aber die Antworten muss man sich selbst geben, aber es gibt Zugänge zu diesem Fall

und durch Beobachten und Durchschlussfolgerungen kriegt man schon seine Antworten.

Ich war so wahnsinnig fasziniert von dem Brot-Zettel-Fall, den Sie erzählt haben,

ich glaube, es war die zweite oder dritte Folge in der ersten Staffel, wo Sie diese Leicht gefunden haben

in Sankt-Valenten, und Sie dann hingang und sahen und sahen die Astel von den Weiden

und den Mageninhalt geschlemmt, und das hat mich unglaublich fasziniert,

wie sehr man eigentlich botanischer Zologe Geologe sein muss, um ein Tot zu rekonstruieren.

Ich würde mich daher auch so gerne als Physikus bezeichnen, weil ein Physikus ist der,

der sich der Naturgesetze bedient, und man muss als Gerichtsmediziner alles,

was ihn zur Verfügung steht, nützen, um Informationen zu gewinnen.

Glaubt es wirklich die Physikus, oder?

Ja, das war früher die Bezeichnung für den Amtsarzt,

aber es ist ein sehr schöner Begriff, der nicht mehr heute verwendet wird.

Das Wienerische ist wie das Kärntenerische. Überhaupt österreichische Dialekte sind kreative Sprachen.

Nicht zufällig singt der Ernst bevorzugt seit vielen Jahren im Wienerischen,

obwohl er Hochdeutsch begonnen hat. Was ist denn von Ihnen beiden das liebste Synonym für den Tod?

Der Gagal. Kennen Sie das nicht?

Nein.

Der Gagal.

Wie kommt es denn?

Der Gagal. Wobei man sich die Frage stellt, woher kommt der Begriff?

Vielleicht hat er so etwas mit den Gacken zu tun, weil ja auch beim Tod manche Leute sich ihn anmachen.

Was könnte der Gagal sein?

Ich habe den Ausdruck Quiqui sehr gerne, weil der Quiqui, also was fast kindlich fröhliches,

wie ein bunter Ball, ein Wort für die letzten Dinge, das seine solche Leichtigkeit hat.

Das ist schön. Wird aber wie auch der Gagal nur noch selten benutzt.

Auf Umwege sind wir natürlich wieder bei Elvis Presley fast gelandet.

Eine andere, die am Häusel gestorben ist, eine andere Größe oder zwei Größen versammelt.

Am Ende von dem Käfsalwum Murder Palace steht ein Lied von Bob Dylan hoffnungsfroh interpretiert

obendrein noch mit vielen illustren Gästen gesungen, nämlich das Lied Death is not the end.

Wie sehen Sie beide das denn mit dem Ende und mit dem Tod?

Ist es dann vorbei, ist es das nicht?

Ja, das ist es to be and not to be, sein oder nicht sein.

In dem Moment, wo ich nicht mehr bin, bin ich nicht mehr.

Und so wie ich mich nicht erinnern kann, was vor meiner Zeugung war,

so kann ich mich aus meiner Sicht nicht daran erinnern, was nach meinem Tod ist.

Das ist das, was der Epicur gesagt hat.

Mein Sohn hat einmal ein schönes altes Foto entdeckt, ein schwarz-weites Foto,

und hat mich gefragt, Papa, warst du da schon geboren oder warst du dann noch tot?

Und seit diesem Satz bin ich wahnsinnig beruhigt und denke mal, das Sterben kann eigentlich nicht schlimm sein,

das glaube ich eine ganz lange Phase, da war ich noch tot.

Das ist not to be, die Eigenschaft ist not to be.

Was ich zwar ein bisschen rausgehört habe, für den Wissenschaftler ist es ganz klar,

to be or not to be, wie ist es dafür den Künstler?

Na schau, ich nehme jeden Tröstungsansatz dankbar an.

Also, ob mir jetzt der buddhistische Meister sagt, von der Wiedergeburt spricht oder von Nirvana spricht,

oder ob die Katholen mir ein Haarfall und ein Volkerl anbieten, das sind schöne Bilder,

aber ich verlasse mich lieber nicht drauf und denke mir, in der Zeit, wo ich evidentermaßen am Leben bin,

versuche ich viel Spaß zu haben eigentlich und viel das Leben sehr dicht zu genießen.

Das war ein wunderschönes Schlusswort, Ernst Molden, für einen Podcast aus der Gerichtsmedizin,

den wir auch im Falter Radio senden.

Professor Reiter, danke fürs Kommen, Ernst Molden, danke fürs Kommen, Spielen komponieren.

Gerhard Stöger, danke für dieses unglaubliche lexikalische Wissen,

nach Schallplatten mitbekommen, ich glaube Gerhard Stöger ist einer der ganz wenigen Menschen,

die tatsächlich das alles auf Schallplatte zu Hause liegen haben.

Mir im Hübel hat Regie und Ton gemacht, danke fürs Dasein, fürs Zuhören.

Im 7. April beginnt die zweite Staffel von Ken Con Reiter.

Wir haben wieder ganz viele Fälle besprochen, historische und lustige und ernste und todtraurige

und dazu wird es in jeder Staffel ein Lied von Ernst Molden geben,

das man am Ende sich anhören kann und jetzt mache ich nochmal ganz penetrant Werbung,

nehmen Sie sich ein Falter Abo, Abo.falter.at und kaufen Sie sich die Platte von Ernst Molden,

die gibt es nur im Faltershop, zumindest jetzt in den nächsten Wochen, faltershop.at.molden.

Danke fürs Zuhören, danke fürs Dabeisein, bleiben Sie am Leben.

Danke fürs Zuhören, danke fürs Zuhören.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Ist der Tod wirklich ein Wiener? Warum sterben so viele Musikerinnen und Musiker im Alter von 27 Jahren? Und wie sind die neuesten Erkenntnisse zu Beethovens Tod einzuordnen? 

Zum Start der zweiten Staffel von "Klenk+Reiter", dem FALTER-Podcast aus der Gerichtsmedizin, unterhalten sich Florian Klenk und Christian Reiter mit dem Liedermacher Ernst Molden und FALTER-Musikkritiker Gerhard Stöger über die Morbidität der Wiener Musik, den Tod auf der Toilette und das Schaffen und Sterben der Legenden von Amy Winehouse bis Elvis.


Zwischendurch stellt Ernst Molden zwei seiner „Möadanumman“ aus dem gleichnamigen Album vor, das er eigens für den Podcast komponiert hat und das bereits jetzt im Faltershop vorbestellt werden kann.


Hosted on Acast. See acast.com/privacy for more information.