FALTER Radio: Kehlmanns Stück über Logik - #919

FALTER FALTER 4/9/23 - Episode Page - 1h 36m - PDF Transcript

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Falter Radio, der Podcast mit Raimund Löw.

Herzlich Willkommen, meine Damen und Herren im Falter Radio. In dieser Sendung geht es um den Schriftsteller Daniel Kehlmann und sein Theaterstück Geister in Princeton, das in einer szenischen Lesung im Institut für die Wissenschaften von Menschen zu hören war.

Samt Diskussion mit Kehlmann selbst. Es ist das erste Theaterstück des Autors und es geht um den österreichischen und später amerikanischen Mathematiker Kurt Gödel und seine Frau Adele.

Beim genialen Mathematiker Gödel dreht die Logik-Pyroetten, schreiben die Veranstalter das Institut für die Wissenschaften von Menschen. Seine zyklische Auffassung der Zeit kennt kein gestern und morgen reales und irreales Verschwimmen, auch im Leben des Mathematikers selbst.

Gödel sieht Gespenster und er kann sie nicht mit der Vernunft vertreiben. Aus Angst davor vergiftet zu werden, hungrelt er sich schließlich zu Tode. In Daniel Kehlmanns raffiniertem Theaterstück lässt der Mathematiker sein Leben von Brünn über Wien nach Princeton Revue passieren, soweit der Veranstaltungstext.

Es ist Kehlmanns erstes Theaterstück, es wurde in Österreich nur einmal aufgeführt. Ein zweites Mal in der sehnischen Lesung diesen Herbst im Rahmen einer Veranstaltung des Instituts für die Wissenschaften von Menschen.

Kehlmann stellt sich gleich drauf den Fragen von Ludger Hagedorn zu aktuellen Themen, auch über sein Engagement zum russischen Ukrainekrieg. Aber hören Sie zuerst die szenische Lesung von Geister in Princeton, aufgestellt von der Regisseurin Anna Badora und gespielt gelesen von Julia Krensch, Günter Franzmeier und Markus Meier.

Vorab ein Satz in eigener Sache. Um dem Publikum die Zuordnung der einzelnen Figuren zu erleichtern, haben wir uns aus reinkünstlerischen Gründen entschieden, einzelnen Figuren einen ihrem Herkunftsland zuortbaren Akzent zu geben. Es ist von uns keinerlei Absicht dahinter diese Nationen zu diffamieren.

Erster Akt. Eine Aufbahrungshalle in Princeton, New Jersey. Vor dem Sarg, in dem Kurt Gödel aufgebahrt liegt, stehen Harry Wolff, Direktor des Institute for Advanced Study, Haowang, ein chinesischer Mathematiker und Assistent-Gödels, Adela Gödel und Kurt Gödel selbst.

Adela hat gerade erst eine Hüfteoperation überstammten. Sie stützt sich auf einen Stock, wird immer wieder von Wang gestützt und ist sehr gebrechlich. Aus einem Lautsprecher ertönt von einem Tonband die Stimme eines Kantors, der den Katisch singt.

Wolf, ich weiß gar nichts über ihn.

Wang, ich auch nicht.

Adela, ich weiß sehr wenig.

Ich habe ihn zum ersten Mal im Supermarkt gesehen. Ich bin so erschlocken.

Er hat nur am Telefon mit mir gesprochen. Zwei Jahre lang, seit ich Direktor des Instituts war. Einmal habe ich ihn zu Hause besucht, ganz am Ende, aber das hat ihm nicht gefallen.

In seinem Einkaufskorb, Tiefkühlerbsen, auch Maiskonselven, zehn oder zwölf davon. Als ich ihn geglüsst habe, hat er den Korb hingestellt und ist weggelaufen.

Er hatte immer Angst, ich würde ihm kündigen.

Da ist er noch einkaufen gegangen. In den letzten Jahren wollte er überhaupt nicht mehr aus dem Haus.

Er ist wirklich gelaufen, ganz schnell mit großen Schlitten. Er flog zwei Regenmendel, einen über dem anderen und eine Wollmütze.

Aber warum hätte ich ihm kündigen sollen? Er war unser berühmtester Mitarbeiter. Allein, dass er im Verzeichnis stand, war unbezahlbar, als hätten wir Aristoteles angestellt.

Mit einem Hochsommer. Es war glühend heiß.

Er sprach von unsichtbaren Spezialagenten, die sich in der Zeit so frei bewegen wie wir im Raum.

Dann habe ich ihm geschrieben und ihm einen Treffen gebeten. Er hat mich zu Day Steinal bestellt, am Stadtland, vorerst bei schweres Essen.

Ich war gerade erst aus China gekommen und nicht an die amerikanische Ernährung gewöhnt. Drei Stunden habe ich gewartet, dann bin ich gegangen.

Er glaubte wirklich beim FBI-Arbeiten Engel. Todesengel, inkompetent, aber gefährlich. Davon war er überzeugt.

Der grösste Logiker aller Zeiten glaubte an Engel und Gespenste. Wie soll unsere Zunft damit fertig werden?

Wir werden es ignorieren. Was bleibt uns anderes übrig?

Botschaftsrat Strinetski tritt auf. Unter dem Arm einen Kranz. Bin ich zu spät? Boah, die Trauer für Herrn Prof. Dr. Güdel.

Das ist hier. Ich bin Harry Wolff, Director des IAS. Strinetski blickt in Ratlos an. Institute for Advanced Studies.

Erfreit. Botschaftsrat Strinetski, österreichisches Generalkonsulat New York. Ich hoffe, ich bin nicht zu spät.

Güdel. Unterwürfig. Bitte nein. Durchaus nicht. Aber darf man denn überhaupt einen Kranz niederlegen bei einer jüdischen Trauerverwildertat als Protokoll?

Wir konnten das nicht schnell feststellen im Konsulat. Wieso jüdisch? Er war doch jüde. Nein.

Also nach unseren Informationen, Ulf, gibt ein Zeichen, sofort wird der Kadisch abgeschaltet. Alle sehen Adela an.

Er war kein Jude. Ich denke nicht, dass dieses Wort irgendeinen Sinn. Nein, war er nicht. So kann ich den Kranz niederlegen. Bitte sehr.

Strinetski bückt sich schwerfällig und legt den Kranz ab. Ich kann es noch immer nicht glauben. Es ist, als wäre er noch hier.

Strinetski richtet sich auf und sieht sich um. So wenig leiden wir. Wir kannten ja keinen. Kurz, sie wollte niemanden treffen.

Ich war nicht der einzige, den er zu Dave Steiner geschickt hat. Jedem der ihn sehen wollte, ging es so.

Das Lokal in der größtmöglichen Entfernung zu meinem Haus im ganzen Umkreis von Princeton.

Warum hat er nicht einfach abgesagt?

Leute, denen man absagt, stehen irgendwann trotzdem vor der Tür. Unglaubliche Hartnickigkeit. Aber wenn man eine Zeit und einen Ort ausmacht und dann nicht hingeht, hat man wenigstens einen Moment, in dem man ganz sicher sein kann, dass man sie nicht sehen muss.

Ich habe nie verstanden, warum er mich da nach Trotz dem Empfang hat. Warum ich sein Assistent werden konnte.

Weil sie Chinesen sind.

Er mochte Chinesen.

Durchaus nicht.

Die Geister haben ihm gesagt, dass ihm von Asiaten kein Unglück droht.

Er hat den Geistern immer geglaubt.

Er haben ihm gesagt, dass man ihm vergiften wird. Deshalb musste ich immer vorkosten.

Nie war ich mir sicher, ob du nicht mit ihnen im Bund warst.

Ich habe noch ganz am Ende versucht, ihm Essen zu bringen. Hühnchen mit Leis. Er hat nicht aufgemacht.

Mein Großer Beweis, die Unvollständigkeit wie eine Symphonie und Trotz dem so verdreht und beinahe verrückt.

Nennen Sie ihn nicht verrückt.

So eine Unsicherheit kann man auf die Dauer gar nicht ertragen. Kann ich der Frau vertrauen? Kann ich essen?

Ja, sie liebt mich, aber sie könnte auch gegen einen Doppelgängerin eingetauscht worden sein.

Ja, sie war immer gut zu mir. Aber dass sie das morgen auch noch sein wird, ist nur ein Schluss aus Deduktion.

Man weiß das nicht. Man sieht auch nicht hinein in die Menschen. Sie könnte sich all die Jahre verstellt haben.

Zum Beispiel der Mörder Trotzkies. Mit Geduld hat er es gemacht, hat sich in die Familie eingeschlichen, war freundlich,

Jahr um Jahr bis keiner mehr vorsichtig war und dann plötzlich greift er nach dem Eis, Pickel und Schläck zu. Geduld ist alles.

Dem Wahnsinnigen hilft keine Logik und wähle er der Schelste Denker.

Sie haben mich dann eben dann doch nicht vergiftet, sondern meine Überzeugung, dass sie mich eines Tages vergiften würden, ausgenützt, um mich ohne Gift zu erwischen.

Hat er wirklich einen Gottesbeweis geschrieben?

Der Beweis ist stringent. Ich habe ihn abgetippt. Ich kann nicht mehr schlafen seither.

Hätte ich die Vergiftung nicht kommen sehen, so hätte ich nicht aus Furcht zu Essen aufgehört und sie hätten mich tatsächlich vergiften können,

wie ich es ja auch vorher sah. Aber da ich überzeugt war, ich würde vergiftet werden, würde ich nicht vergiftet, sondern vom Hunger getötet.

Dass Gott sich beweisen lässt, sagt er zu mir, heißt nicht, dass Gott gut ist.

Andererseits und da liegt der Hund begraben, war ich eben nicht wirklich sicher. Wäre ich es gewesen, ich hätte ja essen können, denn dann hätte ich ja gewusst, dass keine Vorsicht mich vor dem Gift hätte bewahren können.

Sie konnten meine Überzeugung also nur ausnutzen, weil ich eben doch nicht sicher war.

Frau Prof. Güdel, mit ihrem Einverständnis würde die Republik Österreich ihrem Gemalt bitte postum den großen Staatspreis zweiter Klasse verleihen.

Und mit Recht war ich es nicht. Schließlich bin ich ja auch nicht an Gift gestorben, wie man es dreht und wendet, ist alles korrekt.

Zweiter Klasse?

Zäh, bitte. Man muss so etwas annehmen, man darf die Obrigkeit nicht wütend machen. An einem verdienten österreichischen Bürger, der in den dunklen Jahren der deutschen Besatzung seiner jüdischen Abstammung.

Aber haben Sie nicht gehört, er ist kein...

Wenn einem keiner glaubt, dass man kein Jude ist, dann ist mal wohl Jude.

Ins Exil gezwungen, bedeutende Leistungen international geehrt, wieder ins Bewusstsein zurück.

Als einem Zeugen der großen Zeit österreichischen Denkens und österreichischer Philosophie, von denen wir hoffen, dass sie eines Tages wieder ihre gezielene Heimstadt in der Bundeshauptstadt wiedernehmen wird.

Darf ich Ihnen, Frau Prof. Gödel, in Vertretung Ihres verblechernden Gemals, der überreicht Adela, eine Schatulle, den Staatspreis gemeinsam mit den Grüßen unseres Staatsoberhauptes, Herrn Bundespräsident Dr. Rudolf Diefleger, überreichen.

Aber wie können Sie jetzt erst kommen nach all den Jahren und dann noch zweiter Klasse zu Wolf und Sie?

Sie haben ihn verrückt genannt, auf seiner eigenen Trauerfeier.

Azell, liebste, keine Angst, mich beleidigt nichts mehr. Kannst du dir vorstellen, wie gut es tut, nicht mehr zu existieren? Wie geborgen man ist, nur dich.

Er streicht ihr über die Wange.

Vermisse ich noch.

Adela fasst sich an die Wange. Gödel tritt von ihr zurück.

Aber immer weniger. Man gewöhnt sich schnell ans Nichtsein und außerdem verschwindet nichts. Eine Rakete wäre sie so schnell genug, könnte dich zurückbringen zu einem Zeitpunkt, an dem ich noch lebe. Das habe ich bewiesen.

Er hat immer gesagt, eine Rakete könnte uns zurückbringen in vergangenen Zeiten.

Wir haben uns im Park getroffen. Ich war so jung. Ich wusste noch nichts.

Wir haben uns im Park getroffen.

Empfehle mich. Ich muss jetzt zurück nach New York. Wir haben einen Empfang zu Ehren von Professor Karajan.

Er verbeugt sich, küst Adela's Hand und geht ab. Während er folgenden Sätze, senkt Wulf noch einmal vor dem Sack den Kopf, dann folgt er ihm. H. Wang sieht Adela noch einen Moment an, dann, fast wieder will ich, geht auch er.

Nachmittag war es. Gehen Sie hier oft spazieren, habe ich gefragt. Sie gehen hier nie spazieren. Hast du geantwortet? Sie wären mir aufgefallen.

Meine Wohnung in der Florianikgasse.

So viele Teppiche. Du warst noch.

Ich war noch verheiratet.

Meist war er verreist.

Warum wurde dann alles anders kurz sie? Warum konnte es nicht so bleiben?

Ich bin in etwas hineingeraten.

All das Denken. Verwirrt hat es dich.

Es heißt schon, verwirrt. Man darf beim Fragen nicht zurückschrecken. Auch nicht vor dem Wahnsinn. Man sieht einen Spiegel, der sich in einem Spiegel spiegelt.

Man möchte sich abwenden, aber man tut es nicht und plötzlich fängt man an zu verstehen.

Bist du noch hier, Kurzi?

Nein, Adsel. Das bin ich nicht.

Auf irgendeiner Art bist du noch da.

Selbst wenn, es würde mir alles nichts mehr bedeuten.

Kannst du mich hören?

Nein, Adsel.

Du hörst mich. Ich weiß es.

Adsel, ich bin tot. Ich höre dich nicht mehr.

Dunkel.

Zweiter Akt, erste Szene. Kurt Gödel alleine vor seinem Sack.

Gödel's alter Ego tritt auf. Kurt Gödel ein zweites Mal in dem gleichen schlecht sitzenden Anzug ruhig die Hände in den Taschen.

Er geht langsam auf Gödel zu.

Gödel's alter Ego.

Professor Gödel, sind Sie auch von der Regierung?

So kann man es ausdrücken.

Aber Sie sind doch ich.

Und das wundert dich.

Ist das ein Verhör?

Ganz im Gegenteil, ich werde dir Dinge sagen, die du natürlich schon weißt.

Die Welt ist vernünftig, aber sie enthält Fehler.

Sie hat schadhafte Stellen.

Risse.

Ist die Vernunft konsistent?

Wir können es nicht wissen.

Vielleicht ist Vernunft ein Albtraum.

Vielleicht sind wir verrückt, wenn wir meinen, am klarsten zu sein.

Das hast du gezeigt.

Natürlich wurdest du daraufhin verfolgt.

Denkst du, wir lassen uns alles gefallen?

Das habe ich nie gedacht.

Was passiert jetzt mit mir?

Nichts.

Das hier ist schon die Strafe.

Die Rückschau auf ein Leben, das immer dieses Leben bleiben wird.

Nie ein anderes.

Immer nur das eine.

Und alles, was du versäumt hast, bleibt versäumt in Ewigkeit

und wird wieder versäumt.

Und was du getan hast, tust du von Neuem.

Jedem seiner eigene Hölle.

Das ist die Deine.

Er tritt zurück, als wollte er zusehen

und bleibt in den folgenden Szenen auf der Bühne.

Zweite Szene.

Adela trifft auf Gödel.

Sie gehen hier oft spazieren?

Sie gehen hier nie spazieren.

Woher wissen Sie das?

Sie werden mir aufgefallen.

Ich bin Adela Porkhardt.

Mein Name ist Kurt Gödel.

Kurt, die Gödel bin ich genannt.

Österreich, mein Heimatland.

In Brünn bin ich geboren, dem Himmel auserkoren.

Das hat eine Mutti beigebracht, als ich klein war.

Sie sind Student?

Ich bin Doktor. Mein Spezialgebiet ist...

Egal, mein Spezialgebiet ist egal.

Ich habe sie tanzen gesehen.

Ach so, deshalb?

Nein, ich habe nicht deshalb...

Wenn ich nicht wüsste, dass sie Tänzer sind,

ich hätte sie genauso angesprochen.

Du hättest nicht genauso angesprochen?

Ja, ich...

Ich meine, ich hätte...

Ist das falsch?

Gefall ich dir?

Sehr. Gefall ich Ihnen?

Mir gefallen Schiele.

Aber ich bin verheiratet.

Warum?

Was ist das für eine Frage?

Wollen Sie zu mir mitkommen?

Du verlierst ja keine Zeit.

Ich wollte Sie Mutti vorstellen.

Deiner Mutter?

Vielleicht lieber nicht. Eine Tänzerin.

Jemand wie dich habe ich noch nie.

Weißt du eigentlich, wie viel älter ich als du bin?

Nein. Wie alt sind Sie?

Du sprichst nicht auf mit Frauen, oder?

Die gefallen mir sehr.

Sie sind nicht schön im Gängigen Sinn.

Aber sie sind so lebendig.

Und klug sind sie auch.

Und ich glaube, man kann sich auf sie verlassen.

Kannst einer Frau doch nicht sagen, dass sie nicht schön ist?

Mutti wird es gar nicht mögen, dass sie Tänzerin sind

und schon verheiratet.

Aber Sie haben wunderbare Beine.

Ich würde Sie gerne küssen.

Am helligsten. Wir kennen uns gar nicht.

Jetzt kennen Sie mich doch.

Erhält Ihr sein Arm hin, zögert, greift sie danach.

Dritte Szene. Ein Kind tritt auf,

setzt sich vor ein aufgeschlagenes Schulheft

und macht Hausaufgaben.

Adene lässt Gödel's Arm los und geht auf das Pult zu.

Es handelt sich um Gödel als Kind.

Adene ist im folgenden Dialog seine Mutter.

Mama, warum soll es nicht immer warum fragen?

Aber, nein, aber sag es auf, ich will es hören.

Kurt, die Gödel bin ich genannt,

ist der Reich mein Heimatland.

In Brünn bin ich geboren, dem Himmel auserkoren.

Er steht über dir?

Die Mama, du.

Und über mir?

Über ihn?

Der Bürgermeister von Wien.

Und über dem Bürgermeister?

Über eine Majestät der Kaiser.

Über dem Kaiser?

Gott der Herr.

Sehr gut, Kurtzi.

Aber wenn wir verlieren, was wird dann aus dem Kaiser?

Wenn wir was verlieren?

Den Krieg.

Gotteswillen, Kurtzi, das geht doch gar nicht.

Wir verlieren doch nicht den Krieg.

Warum nicht?

Wir verlieren doch nicht den Krieg.

Die Dinge sind vernünftig, ordentlich und gut.

Drogen im Himmel und hier unten bei uns in Österreich.

Für immer?

Immer.

Aber das ist so lang immer.

Die Zeit gibt es in anderen Ländern.

Hier gibt es den Kaiser.

Jetzt macht eine Aufgabe.

Sie wendet sich ab.

Bin schon fertig.

Gödel geht zu ihm und blickt über seine Schulter ins Heft.

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Weil du es kannst.

Ich dachte, alles hat seinen Grund.

Ja, schon, natürlich.

Also, warum?

Das ist ja nicht auszuhalten.

Ich habe immer solche Angst in der Nacht.

Ich habe das Gefühl, dass mich jemand beobachtet.

Sobald ich meine Augen schließe, macht etwas Designen auf.

Ganz nah bei mir.

Gödel ist alter Igel.

Das Gefühl trügt dich nicht.

Mama sagt, der liebe Gott schützt mich.

Sie irrt sich.

Wird das besser?

Nie.

Eine Warnung.

Wenn du umkehrst, solange es noch geht,

du bist doch ein kluber Junge.

Du könntest Geschäftsmann werden wie dein Vater oder Ingenieur.

Aber warum?

Gott, unterbrich nicht ständig.

Das alles könntest du.

Aber natürlich wirst du tun, was du tun wirst,

weil du es schon getan hast.

Unzählige Male, das verstehst du noch nicht.

Aber du wirst es verstehen.

Viel zu bald.

Adele tritt wieder heran.

Was soll denn das kurz ziehen?

Warum machst du deine Aufgaben nicht?

Bin schon fertig.

Wie machst du gesprochen?

Niemandem.

Ich habe dich doch reden gehört.

Mit mir selbst, Mama.

Nur mit mir selbst.

Viertes Szene.

Nicht weniger.

Ich bin Tänzerin.

Warum soll ich mich schämen dafür?

Der dann der Meine wurde, ist nicht schlechter als andere.

Besser auch nicht.

Warum sollte er besser sein?

Er ist oft verreist.

Und wenn er da ist,

ist er nicht unfreundlich zu mir.

Es stört ihn nicht, dass ich tanze.

Auch dass ich mich dabei ausziehe, ist ihm egal.

So wie es mir egal ist,

was er auf Reisen treibt.

Ich habe es nicht leicht gehabt im Leben.

Aber ich klage nicht.

Er hat es schon leicht.

Manchmal bin ich traurig, dass ich kein Kind habe.

Manchmal bin ich allein.

Aber es ist doch kein Grund,

alles zu gefährden wegen eines Jungen,

der nicht weiß, wie man mit Frauen spricht,

der nicht weiß, was man mit Frauen tut.

Soll ich für ihn meinen Mann verlassen,

der mich ernährt und mir eine Wohnung gibt?

Das ist doch lächerlich.

Gültel tritt auf.

Du weißt, dass wir heiraten werden.

Gut, bitte, vergiss das.

Unmöglich.

Verhörst du denn nicht?

Du bist wie ein großes Kind.

Warum soll ich wegen dir?

Du hast mit allem Recht,

aber das hilft nicht.

Gut, willst du bitte gehen?

Du weißt, dass wir heiraten werden.

Auch wenn du es nicht wahrhaben bist.

Ich weiß gar nicht.

Vielleicht spüre ich etwas,

aber man spürt immer irgendwas.

Das bedeutet nichts.

Du weißt, dass wir heiraten werden,

weil wir schon verheiratet waren.

In einem anderen Leben?

In diesem Leben.

Es gibt kein anderes.

Wann waren wir?

In der Zukunft.

Bist du wahnsinnig?

Vielleicht, aber nicht jetzt.

Zeit ist wie ein Zugfahrplan.

Wir sind in einem anderen Welt.

Aber egal, wo du bist,

die anderen Stationen gibt es noch.

Sie verschwinden nicht.

Und der Zug fährt im Kreis.

Jeder Moment ist für immer.

Dieser bestimmt.

Sie fasst nach Güdels Kopf

und sie küssen sich.

Wovon willst du leben?

Ich weiß nicht, muss man.

Leben.

Wirst du unterrichten?

Unmöglich.

Und wenn du dich fürchtest,

außerdem lebe ich nicht lang.

Sie werden mich umbringen.

Wer?

Unsterbliche Wesen.

Schon gestorbene Wesen.

Ein paar lebendige Symptome auch dabei.

Bist doch wissenschaftler.

Wie kannst du so was sagen?

Musst du nicht mir erklären,

dass das alles Aberglaube ist

und dass ich mich nicht fürchten soll?

Aber du sollst dich fürchten.

Sich zu fürchten ist selten falsch.

Neumann tritt auf.

Er betrachtet die beiden unverwandt.

Sie bemerken ihn nicht.

Er klopft auf Adeles Schulter.

Er schrocken lässt sich los.

Neumann mit schwachem ungerischen Akzent.

Ich stelle der ihm.

Wie kommen Sie hierherein?

Die Tür war offen.

Ich bin Neumann Janosch aus Budapest.

Genannt John.

John von Neumann.

Ich weiß, wer Sie sind.

Selbstverständlich.

Sie haben die Stellung abgegeben,

dass es Sätze gibt, die zwar richtig,

aber im formalen System der Mathematik

unentscheidbar seien.

Dass es also Dinge gibt, die wahr sind,

aber nicht beweisbar.

Und dass ich dies beweisen lässt.

Es gab keine Gegenfrage.

Nichts.

Nichts.

Nichts.

Nichts.

Nichts.

Nichts.

Es gab keine Gegenfrage.

Niemand verstand sie.

Leider nicht.

Bis auf mich, Mathias.

Das freut mich.

Ich habe Ihren Aufsatz gelesen,

es ist eine zweischneidige Freude,

der beste Logiker zu sein,

nur um als Erster zu erkennen,

dass man der Zweitbeste ist.

Verlassen Sie, Wien, unverzichtlich.

Ich reise nicht gern.

Hitler wird an die Macht kommen.

gegen uns Juden unerträglich.

Ich bin kein Jude.

Sie hilft Ihnen jetzt auch nicht.

Ich kann ein Visum für die USA beschaffen.

Ich bin Berater der Regierung.

Die Regierung?

Wir haben die wichtigste Entdeckung in der Geschichte der Logik gemacht.

Als ich es begriffen habe, musste ich mich erst einmal betrinken.

Zum einen, weil ich nicht die Entdeckung gemacht habe.

Zum anderen, weil die Mathematik nie mehr sein wird, wie sie war.

Dann musste ich eine Frau suchen.

Irgendeine, die bereit war, mich zu trästen.

So mache ich das immer.

Ich bin sehr melancholisch.

Das kommt von der Intelligenz.

Welche Regierung arbeiten Sie?

Die wichtigste, die den Krieg gewinnen wird.

Gödel.

Ich bin kein netter Mensch, aber ich bin auf Ihrer Seite.

Ich hole Sie aus diesem verroteten Land.

Ich denke darüber nach.

Aber nicht zu lange.

Verabschiede mich.

Herr Privattozen, gnädige Frau.

Muss morgen in Paris sein, große Versammlung der Quantenphysiker.

Haben Sie sich damit beschäftigt?

Die Natur der Materie, je genauer wir hinsehen, desto verschwommener wird sie.

Wir sind auf einer tollen Geisterbahnfahrt, alle zusammen.

Und wer kann ahnen, wo sie noch hinführen wird?

Passen Sie auf sich auf.

Vierter Akt.

Ein Frühlingstag in Princeton, New Jersey.

Ein Mann Albert Einstein geht auf und ab, blickt auf seine Taschenuhr,

wartet ungeduldig.

Endlich treten Kurt und Adene Gödel auf.

Sie führt ihren Mann am Ellenbogen.

Halb elf.

Ich warte schon 20 Minuten.

Kurz, sie hatte sich im Keller eingesperrt.

Ach, im Keller diesmal.

Er hatte getrollt.

Von meiner Mutter.

Und die hat ihnen gesagt, dass sie in den Keller sollen.

Ja.

Verlegenes Schweigen.

Ja, wie auch immer, gehen wir.

Passen Sie auf ihn auf, Professor Einstein.

Ja, natürlich.

Letztes Mal haben sie ihn unbeaufsichtig davongehen lassen.

Und bis man ihn dann gefunden hatte.

Ich weiß schon.

Und dass sie ihn unbedingt der Frau Assistentin übergeben beim Institut.

Niemandem sonst.

Die Frau Assistentin weiß, wo sein Zimmer ist.

Und am Abend hole ich ihn wieder ab.

Keine Sorge.

Die Prüfung ist morgen.

Wir machen das schon.

Wenn er durchfällt.

Das fällt nicht durch.

Das machen wir schon.

Bis später, kurz sie.

Sie gibt ihm einen Kuss auf die Stir.

Später, Arze.

Einstein fasst ihn führend am Ellenbogen.

Gehen los.

Eine Prüfungsfrage wird mit dem Kongress zu tun haben.

Das Zweikammer-System.

Alles Unsinn.

Es geht nicht um Ihre Meinung.

Wir glauben, Sie können mit Ihrer Verfassung eine Diktatur verhindern.

Aber die ist voll logischer Fehler.

Werden Sie das dem Berichter sagen?

Wenn er fragt.

Dann werden Sie doch nicht in einer Zelle fahren.

Dann werden Sie nicht in einer Zelle fahren.

Dann werden Sie nicht in einer Zelle fahren.

Dann werden Sie nicht in einer Zelle fahren.

Die anderen sind nicht in einer Zelle.

Wir sagen nichts von logischen Fehler.

Wir fangen bei den Parteien an.

Historisch gesehen.

Wir werden die Republikaner wählen.

Ich habe das Recht.

Wir wollen nicht in die Zelle.

Ich soll in einer Zelle fahren.

Alle vier Jahre gibt man in einer Wahlzelle seine Stimme ab.

Entweder sich nicht.

Ich bin nicht.

Sie wissen so gut wie ich, das ist Unsinn. Wenn 100 Millionen Leute wählen gehen, zählt meine Stimme gar nichts.

Und wenn das jeder sagt?

Es sagt aber nicht jeder. Die Menschen können nicht denken und glauben der dummen Propaganda, dass jede Stimme zählt.

Nur wenn alle verstehen würden, dass ihre Stimmen nicht zählen und zu Hause blieben und ich wäre der einzige, der wählen geht,

vielleicht auch mit ihnen und Neumann, dann würde meine Stimme zählen und dann würde ich die Republikaner wählen.

Noch einmal, wenn der Richter fragt und redet sie mir nicht von Neumann,

er hat sich jetzt der Quantenmafia angeschlossen und behauptet, dass ich Zenil sei.

Gott wirfelt nicht. Den Satz sage ich jetzt immer in Interviews, das macht ihnen zu schaffen.

Aber weil sie alle Lehrstühle besetzen, glaubt man ihnen mehr als mir. Die Leute wissen ja nicht, aus wie viel Intrigen die Wissenschaft besteht.

Aber sobald ich die vereinheitlichte Feldtheorie gefronten habe, werden sie dumm darstehen.

Güdel schweigt.

Ich habe doch recht, Güdel.

Allerdings sagen sie jetzt nicht aus Hilflichkeit.

Sie sind zwar schon ein bisschen altersschwach, aber sie haben recht. Die sogenannte Quantenmechanik widerstrebt der Vernunft.

Und was der Vernunft widerstrebt, ist falsch.

Jetzt sind sie weg. Die Quantenleute bauen an der großen Bombe. Das Institut leer und die Menschheit wird untergehen.

Ich glaube nicht. Gott zieht sich selbst durch uns. Das Universum öffnet die Augen und es sind unsere.

Die Zeit vor der Existenz der Menschheit tritt erst in die Wirklichkeit, da Menschen sie denken.

Wir müssen da sein.

Ich muss nicht da sein.

Besonders sie.

Gott ist das einzig notwendige Wesen, weil er das einzig Vollkommene ist.

Die Wahrscheinlichkeit der Existenz des Klügsten ist größer, als die irgendeines Mittelmäßigen.

Zum Beispiel dieses Kennes in Dave Steiner, der immer so aufdringlich fragt, ob ich Kaffee will.

Waren Sie mal dort? Ich weiß nicht, wie die Amerikaner diesen Fraß aushalten.

Wie viele Bundesstaaten gibt es?

Interessiert das.

Sie interessiert das, denn Sie wollen nicht hinausgeworfen werden und zurück nach Europa gehen oder nach Argentinien.

Also wie viele Staaten?

Haben Sie dieses Zeug auch lernen müssen?

Nein, ich nicht.

Sehen Sie der Staat der Gleichheit. Aber weil Sie so berühmt sind und dazu aussehen wie der Großvater, den jeder haben will.

Das liegt ja nur in meinen Haaren. Die waren immer so.

Ich konnte sie nie kämmen. Keine Ahnung, warum. Und daran, dass ich nie Socken trage.

Das findet man lustig. Deswegen hält man mich für nett. Aber ich bin nicht nett.

Mit mir hat noch keine Frau das ausgehalten.

Sie tragen Socken.

Lassen wir.

Keine Socken.

Lassen wir das.

Meine Frau weinfasst jeden Tag, wissen Sie? Sie denkt, ich merke es nicht. Aber ich merke viel.

Sie tut mir leid. Denn ich liebe sie wirklich. Nur, dass ich nicht sicher bin, ob sie mir nicht doch untergeschoben wurde.

Aber wenn sie nicht mehr da wäre, würde ich sterben.

Wenn meine nicht mehr da wäre, hätte ich endlich Ruhe.

Heiraten Sie nie Ihre Kusine. Das geht nicht gut.

Ich will niemand anderen heiraten. Arzne kostet mein Essen vor. Mit meinem Besteck.

Immer noch der Vergiftungsblödsinn.

Meines Wegs Blödsinn. Gestern bin ich wieder gewarnt worden.

Wem?

Es war wie ein Gedanke in meinem Kopf. Aber er war nicht von mir.

Sehen Sie oft, Gespenster?

Sehr oft.

Gut. Jetzt nehmen wir an, ich bin der Richter.

Sehen Sie oft, Gespenster?

Sehr oft.

Sie verstehen nicht. Nicht ich frage jetzt, der Richter fragt, der entscheiden wird, ob sie Amerikaner werden dürfen.

Sie müssen normal und gesund erscheinen, verstanden?

Ich bin nicht blöd.

Natürlich nicht. Also, sehen Sie, Gespenster?

Sehr oft.

Ich bring Sie um!

Ich glaube, jetzt habe ich verstanden.

Gut. Ich bin der Richter. Sie werden geprüft.

Sehen Sie, Gespenster?

Oft.

Vielleicht fragt er auch nicht.

Warum sollte er nach Gespenst dann fragen?

Sehen Sie, sehen Sie denn jetzt, wenn Sie dabei sind, nie.

Das ist seltsam.

Was hätten Sie Angst vor Ihnen?

Schauen Sie da drüben an Haar.

Ich interessiere mich nicht für Tiere.

Sie setzen sich auf eine Parkbank.

Adela hat einen Kranich in unseren Garten gestellt. Eine Skulptur.

Rosa.

Rosa?

Sehr Rosa.

Das ist ja hässliches, stört mich nicht.

Aber sie könnte jemanden damit Zeichen geben.

Den Kranich in diese oder jene Richtung blicken lassen, in zum Haus drehen oder zur Straße.

Haben Sie je vom OSS gehört?

Machen Sie Witze?

Die haben tausende Seiten Akne über mich.

Man hält mich für einen Kommunisten.

Sehen Sie?

Das ist doch etwas anderes. Niemand verfolgt Sie.

Ich habe aufgedeckt, dass die Konsistenz der Mathematik unvollständig ist und das Weltgewebe fehlerhaft.

Sie wollen behaupten, man hat keinen Grund, mich zu verfolgen.

Genau das will ich behaupten.

Sie waren es nicht ich, der die Nicht-Existenz der Zeit bewiesen hat.

Ich habe nie.

Die Feldgleichungen der allgemeinen Relativitätstheorie lassen bestimmte extreme Ergebnisse zu.

Die Voraussetzung wären gleichmäßig rotierende Galaxienhaufen.

In den vergangenen Jahren, in den vergangenen Jahren,

könnte eine nah an der Lichtgeschwindigkeit fliegende Rakete auf eine elliptischen Bahn rückwärts in der Zeit reisen.

Man könnte in die Vergangenheit fliegen.

Das ist möglich.

Es hängt nur davon ab, wie die Materie im Raum verteilt ist.

Wir sollten von Ihrer Prüfung sprechen.

Ich schiebe hypothetisch gesprochen ein paar Millionen Sterne hier und dorthin.

Ich fliege ein paar Jahre umher und dann stehe ich von meinem verstorbenen Vater.

Wo das möglich ist, gibt es keinen absoluten Tod.

Es ist merkwürdig, wie Ihr Verstand funktioniert.

Überall finden Sie etwas, wovon einem schwindelig wird.

Ich würde so gern Papa wiedersehen.

Und es ist theoretisch möglich.

Finden Sie den Gedanken nicht tröstlich?

Nein, theoretisch möglich.

Das ist nichts wert, Gödel.

Ich bin über 60, mir tut alles weh.

Ich muss andauernd auf die Toilette.

Nicht zu sterben, das wäre tröstlich.

Wieder gesund und jung werden.

Das könnte mir gefallen, haben Sie das anzubieten?

Nein, zwar nicht.

Aber in ein paar Tausend Jahren technischer Fortentwurf...

... kann mir gestohlen bleiben.

Außerdem hebt sich das ja von selbst auf.

Sie könnten Ihren Papa wiedersehen,

aber Sie könnten ihn auch töten, bevor Sie geboren wurden.

In dem Fall hätten Sie die Reise nie angetreten

und Ihren Vater auch nicht getötet.

Was dazu führen würde, dass Sie doch es, Sie doch gäbe

und Sie die Reise sehr wohl machen würden.

Paradoxer, überall.

Wenn die Zeitrichtung nicht ganz und gar absolut ist,

fällt die Kausalität zusammen

und die Welt versingt in einem Fiebertraum.

Ich könnte Papa nicht umbringen.

Es würde nicht geschehen, weil es unlogisch wäre.

Ich täte es nicht, das ist der Punkt.

Ich liebe ihn doch.

Ich würde ein Jahr meines Lebens geben für einen einzigen Tag mit ihm.

Wenn ich ihn noch einmal sehen könnte, warum sollte ich ihn töten?

Er ist mir auch nie erschienen.

Er kommt nicht zurück.

Ich weiß nicht, warum.

Ich meinte theoretisch.

Es geht theoretisch nicht.

Daher geht es praktisch nicht.

Etwas käme dazwischen.

Weil die Vernunft es verbietet, ist es nicht machbar.

Ein Stand steht auf.

Güdel folgt ihm. Sie gehen weiter.

Sehen Sie die Wolken? Es wird regnen.

Ich weiß nicht, was die Leute immer mit dem Wetter haben.

Ich weiß, das Wetter interessiert Sie nicht.

Aber Sie haben es ja selbst erlebt,

wie die Dinge einholen.

Regen, Gewitter, Kriege.

Ich bin Pazifist.

Auf meiner Anregung wird die Atombombe gebaut.

Leute, die Forscher und Juden sind wie Sie und ich,

schaffen eine Waffe.

Ich bin kein Jude.

Ach, wieso glaubt das jeder, dass Sie einer sind?

Das frage ich mich schon lange.

Vielleicht weil Sie emigrieren mussten.

Aber ich musste emigrieren, weil mich jeder für einen Juden hielt.

Paradoxien sind Ihr Spezialgebiet, nicht meines.

Jeder schafft sein Leben selbst.

Wer an Geister glaubt,

wird irgendwann auch welche treffen.

Deshalb glaube ich nicht.

An Geister ist es sicherer.

Die Geister sagen,

dass sie die vereinheitlichste Feldtheorie nie finden werden.

Das will ich nicht hören.

Wieso teilen Sie mir das dann mit?

Ich dachte, Sie glauben nicht an Geister.

Unser Eher könnte man mit Ihren Prognosen mich verschonen.

Pause. Sie gehen schweigend.

Sie sagen also, ich schaffe es nicht.

Das sagen Sie.

Alles bleibt unabgeschlossen.

Ja.

Und wie viele...

Nein, ich will es nicht wissen.

Wie viele Jahre Sie noch haben.

Auf keinen Fall will ich das wissen.

Welche ein Blödsinn.

Was für eine Zeitverschwendung.

Ein Verstand wie Sie.

Und dann noch Republikaner.

Wenn Sie diese Prüfung nicht ernst nehmen,

müssen Sie wieder aufs Schiff verdammt noch mal.

Was ist die Hauptstadt von Utah?

Wie viel fehlt?

Mehr als fünf Jahre.

Zehn.

Wollen Sie das wissen?

Ja, zehn.

Kansas.

Die Hauptstadt.

Kansas hat eine Hauptstadt?

Schweigen.

Wie heißt sie denn?

Die Hauptstadt von Kansas.

Wollen Sie ein Kansas?

Mehr.

Mehr als zehn Jahre.

Sie meinen doch, dass nicht einmal ernst schwach sind.

Man kann sich auf Ihre Voraussagen

ja auch nicht verlassen.

Manchmal lügen Sie.

Aber Sie sagen,

dass ich noch mehr als zehn Jahre...

Ja, sagen Sie.

Da ist schon das Institut.

Da vorne wartet die Assistentin.

Es wird schon gehen mit der Prüfung.

Sie dürfen nur nicht anfangen,

über die Verfassung zu diskutieren.

Ihre Idee, dass es auch hier eine Diktatur gibt.

Kann es aber.

Ich kann das sogar beweisen.

Wollen Sie das dem Richter sagen?

Natürlich.

Nein, Sie sagen es ihm nicht verstanden.

Es kann hier keine Diktatur geben.

Güdel nach einer kurzen Pause.

Verstanden.

Also, ich bin jetzt der Richter.

Könnte es hier eine Diktatur geben?

Nein.

Aber wenn ich es beweise...

Wir fangen noch mal voll vorne an.

Wir gehen zurück

und dann drehen wir um

und dann kommen wir zurück.

Ich habe ohnehin nichts zu tun.

Ich sitze ja doch nur wieder im Büro

und schaue aus dem Fenster.

Früher hatte ich ständig Ideen,

aber das ist vorbei.

Sie drehen um.

Güdel bleibt unschlüssig stehen,

aber Einstein fasst ihn am Ellenbogen

und erfügt sich.

Sie gehen zurück in die andere Richtung.

Ich bin jetzt der Richter.

Wir sprechen über die amerikanische Verfassung.

Wenn ich Sie frage...

Einstein,

wenn Sie einmal tot sind,

habe ich niemanden mehr.

Unsinn.

Mit wem soll ich dann noch reden?

Sie haben doch Adele.

Schon, aber mit wem soll ich dann reden?

Dunkel.

Fünfte Akt, erste Szene.

Hauwang vor Güdels verschlossener Haustür.

Herr Professor,

machen Sie doch auf.

Sie müssen essen.

Ich habe Ihnen Hühnchen mitgebracht.

Mit Leis.

Hauwang ist hier.

Sie kennen mich doch.

Sie haben mir immer vertlaut.

Glauben Sie wirklich,

dass Hauwang Sie vergiftet?

Und wenn ich einen bisschen vom Hühnchen nehme,

hier und jetzt,

voll hier im Fenster?

Er tut es. Erwartet und horcht.

Herr Professor,

wenn Ihre Flau aus dem Klankenhaus kommt

mit der neuen Hüfte,

und Sie sind völlig abgemagelt,

was soll Sie von uns denken?

Hauicht.

Aber ich weiß, dass Sie da sind.

Sie gehen nie weg.

Wir haben Angst um Sie.

Er schweigt einen Moment.

Wir haben Gott bewiesen, Herr Professor.

Ich frage mich immer, ob das ein Witz war.

Oder ob Sie es ernst meinen.

Aber vielleicht ist es ja auch sein Scherz.

Vielleicht sind Sie Gottes Scherz,

Herr Professor.

Er schlägt mit der Faust an die Tür.

Gibt es Sie überhaupt?

Sind Sie ein Mensch?

Lachen Sie mich aus.

Sie mit Gott.

Mein Leben lang höflich und albertsam.

Meine Mutter spaltet am Essen,

damit ich zur Universität.

Aus dir wird etwas Großes sagten,

alle und jetzt.

Schreiend.

Es ist nicht gereicht, Herr Professor.

Er schrocken zurück, sammelt sich,

fährt leise fort.

Ich stelle den Teller hierher,

holen Sie ihn.

Ich bitte Sie.

Entschuldigung.

Ich bitte Sie.

Er weich zurück will abgehen,

kommt aus einem plötzlichen Impuls heraus zurück,

nimmt den Teller

und schleudert ihn mit aller Kraft gegen die Tür,

so dass er zerbricht.

Essen Sie, Herr Professor!

Es klopft.

Adela spät aus dem Fenster

Gödel am Tisch.

Nicht hereinlassen.

Sie ist Herr Wolf.

Keinen Fall.

Er ist doch dein Chef.

Eben.

Verstehst das nicht.

Er sucht einen Vorwand.

Er will mich loswerden.

Adela sieht ihn einen Moment an,

dann öffnet sie die Tür.

Gödel zuckt erschrocken zurück.

Herr Wolf tritt ein.

Erden Sie einen Moment, Herr Professor.

Wieso kommen Sie hierher?

Ab Telefon haben Sie auf.

Es gab Schwierigkeiten mit der Verbindung.

Im Büro waren Sie auch nicht.

Aber dem hier

muss ich nachgehen.

Eine offizielle Anfrage darf ich nicht ignorieren.

Eine Anfrage von wem?

Von Ihnen.

Unsinn.

Wolf holt ein Blatt Papier hervor.

Hier ist ein Brief von Ihnen

wie Sie es in

5.000 Jahren haben verstanden.

Das ist nicht von mir.

Wir haben es durch Doktor Wahn übergeben lassen.

Aber ich nicht.

Er hat das missverstanden.

Er sollte es nur tippen, aber nicht abgeben.

Also erinnern Sie sich.

Nein.

Was hatten Sie damit vor?

Nichts.

Aber hier steht.

Aber ich kann Ihnen nicht weiterhelfen.

Sie bitten hier die Direktion

Tausend Jahren, bzw. deren Rechtsnachfolger, sie und ihre Frau in Anerkennung ihrer wissenschaftlichen

Verdienste mit einem zeitreisenden Gefährt abzuholen und in die Zukunft zu bringen.

Sie von ihrer Herzkrankheit und den Altersgebrechen zu heilen und den künftigen wissenschaftlichen

Forschungstätigkeiten einzubinden.

Aber er ist nicht herzkrank, der Arzt sagt ihm fehlt nichts, er ist nur zu wenig.

Das muss er ja sagen.

Wolf liest vor.

Ich ersuche sie, die Companion zu konsultieren und mich und meine Gattin Adela Gödel, geborene

Porca, zu einem Datum, da der Verfall meiner geistigen und physischen Kräfte nicht zu

weit fortgeschritten ist, am besten etwa zehn Jahre vor heutigen Datum abzuholen und in

eine medizinisch fortgeschrittene Epoche zu gefördern.

Dabei ist größte Vorsicht anzuwenden, da ich wie schon angedeutet mächtige Gegner

habe, deren Einfluss bereits heute beträchtlich in den kommenden Jahrtausenden noch wachsen

wird.

Sie hätten das nie bekommen dürfen.

Müdl zur leeren Ecke des Raums.

Jetzt wird er die Zustellung verhindern.

Och, Zieh, du musst höflicher sein.

Und wieso sind wir noch hier?

Wurden wir abgeholt vor zehn Jahren?

Keineswegs.

Ich sitze in diesem schrecklichen Haus und sterbe langsam am Herzen und er hat den Brief

abgefangen, wird ihn abfangen, genau gesagt.

Der Trick ist, nichts wegzuschicken, nie etwas an irgendjemand schicken, dann kann nichts

abgefangen werden.

Mein Mann schickt seine Briefe nie ab.

Er meint es genügt, dass sie in der Welt sind, dass sie existieren.

Reine Vorsichtsmaßnahme.

Sie schreiben hier auch, dass in Kürze eine Vergiftung durch feindliche Kräfte erfolgen

wird.

Als Direktor des Instituts ist es meine Pflicht, einer solchen Anschuldigung in einem offiziellen

Brief formuliert nachzugehen.

Schreibt er wirklich auch von mir?

Erbittet darum, sie beide vor dem Tod zu weggehen.

Bitte vergessen Sie die Sache, keinerlei Anschuldigung.

Er nimmt Wurf den Brief aus der Hand.

Gehen Sie.

Sie fordern mich also auf, Ihren eigenen Vorwürfen nicht nachzugehen.

Bringend.

Gehen Sie bitte, Herr Direktor.

Wulfzögert legt, er will noch etwas sagen, überlegt er sich anders und geht ab.

Sobald er draußen ist, zerreißt Gödl den Brief in kleine Fetzen.

Adene zur Zimmerecke, hätte ich nicht alles schon damals im Volksgarten voraussehen müssen,

als er auf mich zukam wie ein selbstbewusstes Kind, wenn du ständig mit dem leeren Zimmer

sprichst, dann kann ich das auch.

Und wenn dort ein Geist steht, kann er nicht mich genauso hören wie dich.

Vielleicht interessiert ihn das ja, was ich zu sagen habe.

Aber dort ist keiner.

Er zeigt anders wohin.

Er ist jetzt da drüben.

Gemeinsam mit den anderen.

Danke Kurzi, sie wendet sich zu der Stelle, auf die er gezeigt hat.

Ein Schwänzfrau, müssen Sie wissen, hat zu mir gesagt, Kurzi, wer ist denn das überhaupt?

Schlick ist da und jetzt auch noch mal ein alter Lehrer aus der Volksschule.

Sein Gesicht sieht furchtbar aus.

Und der Dunkel, der oft kommt, aber nie redet.

Er bleibt nie lange, was nicht mir heißt.

Adela zum leeren Raum.

Einsteins Frau hat zu mir gesagt, Glück wird überschätzt.

Sie brauchten jemanden und wir waren da.

Und warum tun wir es?

Eben deshalb.

Sie brauchten jemanden, wir waren da.

Aber Einstein, er hat bloß mit vielen anderen Frauen geschlafen, nie Socken getragen,

sich nicht um seine Kinder gekümmert.

Daran kann man sich gewöhnen.

Einstein hat sich nicht im Keller versteckt, um Briefe geschrieben, ohne sie abzuschicken.

Briefe, die man in 5.000 Jahren lesen soll, um ihn vor dem Tod zu retten.

Uns beide zu retten, Adsel, das habe ich ausgeschrieben.

Du hast mein Leben genommen, als hätte es dir gehört.

All das Gerede über Zeit reisen, kannst du mir auch nur ein Jahr zurückgeben.

Einen Tag.

Vielleicht, Adsel, wenn die Nase...

Adela zum leeren Raum.

Man merkt ja alles zu spät.

Man trifft einen Mann und lauft, er wäre eine große Aufgabe und kümmert sich Tag und

Nacht.

Man hat kein Kind, weil er das Kind ist und reist mit ihm in eine gottverlassene Kleinstadt

in Amerika und geht niemals irgendwo hin.

Weil er keinen Tag überleben würde, wäre man nicht da.

Der könnte ja nicht mal essen.

Und ganz am Ende kommt man darauf, dass es gar nicht nötig gewesen wäre.

Eine andere hätte es getan.

Dritte Szene.

Gödel reglos im Lehnstuhl.

Man kann nicht erkennen, wie viel Zeit vergangen ist, die Tür geht auf und John von Neumann

kommt herein.

Stöder ich.

Sie waren lange nicht hier.

Bin sehr beschäftigt.

Politik.

Ah, sparen Sie sich die Ironie.

Ja, Politik.

Da draußen ist ein Feind, die mich jedes mittelrecht.

Ich weiß.

Nicht Ihre blöden Geister.

Die Sowjetunion.

Wir leben noch, weil die Waffen haben.

Nur deshalb.

Mir wäre auch lieber, es gäbe keine Atombombe.

Ich kann nichts dafür.

Ich habe das nicht angeregt, das war Ihr Freund der Friedensliebende Einstein.

Ich war nicht in Los Alamos.

Mich hat keiner gefragt, aber jetzt, da unser Feind die Bombe auch hat, müssen wir sie leider

einsetzen und zwar zuerst Spieltheorie anständig bleiben oder überleben.

Beides geht nicht.

Schlimme Sache mit Ihrer Frau.

Geht es hier schon besser?

Ich weiß nicht.

Eine neue Hälfte in Ihrem Alter ist keine Kleinigkeit.

Kommen Sie allein zurecht.

Kann Ihre Gattin es auch so schwer mit Ihnen?

Ich hatte vier bis fünf.

Das wäre mir zu viel.

Mir wird alles schnell langweilig.

Mir ist hier schon wieder langweilig.

Wir halten Sie erst in diesem Häuschen aus.

Das ist ja schauderhaft und mit diesem kranischen Garten.

Angenommenes ist, wie Adelaise sagt, angenommen, alles ist Fantasie und niemand verfolgt mich.

Und die Schatten, die ich sehe, dort in der Ecke zum Beispiel oder da drüben, der Dunkel

oder die zwei vor dem Fenster, alles Einbildung, wie könnte ich das herausfinden?

Das kennt denn Sie nicht.

Ich versuche ja es mit Vernunft aufzulösen.

Tag und Nacht.

Ich zähle Fugen im Asphalt oder Straßenlatern oder die fliegen im Zimmer.

Ich untersuche das Muster der Tapeten.

Und alles ergibt Sinn.

Und dass ich darüber nachdenke, ergibt ebenfalls Sinn.

Und dass ich darüber nachdenke, was es bedeutet, darüber nachzudenken, dass ich darüber nachdenke,

ergibt wiederum Sinn.

Und wenn ich dann noch darüber nachdenke, warum es Sinn ergibt, dass ich darüber nachdenke,

dass ich darüber...

Herr Gott, hören Sie auf!

Erinnern Sie sich noch an Neurat?

Er wollte immer, dass ihm jemand eine Ohrfall gegeben, wenn er Herr Gott sagte.

Jetzt ist er schon lange tot.

Erzstill stand am Schreibtisch.

Irgendwo Maxil.

Sein Geist habe ich nie gesehen.

Besonders viel Geist hatte er auch nicht.

Als ich von seinem Tod hörte, musste ich weinen.

Da ist nicht warum.

Wir kannten uns kaum.

Wissen Sie immer vom Tod sprechen?

Draußen ist Sommer.

Wollen Sie nicht den Studentinnen nachschauen, wie wäre alle?

Die tragen jetzt kurze Röcke.

Das ist Mord.

Das ist Amerika.

Essen Sie einen Lobsterroll.

Und falls die Vergiftet ist, na was soll's?

So ist das Leben.

Fahren Sie ans Meer.

Wann haben Sie zuletzt wieder der Frau geschlafen?

Was ist das für eine Frage?

Wann?

Ich werde Ihnen nicht...

Wann?

34.

Bitte?

1934.

Darf wundern Sie sich, dass Sie Geschwänzter sehen?

Sie beraten die Regierung und jetzt beraten Sie auch nicht.

Ich verstehe die Probleme der Leute.

Dieses seltsame Land verdankt mir viel, der Präsident weiß das.

Als ich im Krankenhaus lag, stand ein Soldat bei meinem Better, damit die Russen mir nicht

heimlich Wahrheit sehrum spritzen.

Sie sehen noch immer so oft beim Präsidenten?

Letzter Zeit seltener.

Woran waren Sie damals erkrankt?

Wir haben uns aus den Augen verloren in den letzten Jahren.

Ach, nichts Besonderes.

Missen wir davon reden.

Jetzt erinner ich.

Es ist Sommer, alter Freund, die Studentinnen.

Es kommt an der Tür erst zackhaft, dann immer lauter.

Die beiden ignorieren es.

Sagen kurze Röcke.

Ich weiß.

Jetzt erinnere ich mich, es ging über fünf Tage.

Sie haben die ganze Zeit geschrien ohne Unterlass.

Sie haben geweint, geflucht und gebettelt.

Sie wollten nicht sterben, ich wollte nicht sterben.

Sie wollten nicht glauben, dass es keinen Ausweg gibt.

Es ist akzeptabel, dass Dummeleiter abklatschen wie die Fliegen.

Aber ein Verstand wie meine oder ihre einfach ausgelöscht, das geht nicht.

Es ist nicht annehmbar.

Hau, Wang von draußen vor der Tür.

Äppel, was soll?

Machen Sie doch auf.

Sie müssen essen.

Ich habe Ihnen Hühnchen mitgebracht.

Nun an bis zu Neumanns Abgang hört man gedämpft den Monolog Wangs aus der ersten Szene.

Die beiden kümmert sich nicht darum.

Gleichzeitig sagt einem eben dieser Verstand, dass es so sein muss.

Er verbietet einem Illusionen.

Er macht es unmöglich zu denken, dass es vielleicht noch einen Ausweg gibt.

Man versteht ganz klar, dass es zu Ende geht.

Sie haben es leichter, Sie sind irre.

Aber es ging noch nicht zu Ende.

Wieso?

Sie sind nicht gestorben.

Natürlich nicht.

Sie sind...

Ich bin hier.

Sie sehen ja, ich bin hier.

Sie sind gestorben.

Vor über 20 Jahren, jetzt erinnere ich mich.

Neumann, was erwartet mich?

Sie, alter Freund, sonst nichts.

Immer Sie, wieder und wieder, oder eigentlich nicht wieder, sondern immer da, denn wie Sie

uns bis zur Ermüllung erklärt haben, es gibt keine Zeit.

Aber den Tod gibt es.

Das ist die schlechte Nachricht.

Auch ihm immer da.

Vielleicht sagen Sie nicht die Wahrheit.

Ach, Ihre Paranoia langweilt mich, die ist spießig.

Verbeugt sich.

Gehaben Sie sich wohl.

Von draußen hört man den Aufprall und das Zerbrechen des Tellers, den Wangen gegen die

Tür schleudert.

Eine Frage noch?

Jeren Wort, alter Sohn.

Ich weiß wirklich nichts.

Er tritt in den Schatten und verschwindet in der Dunkelheit.

Pause.

Gödel sitzt reglos.

Die verriegelte Tür öffnet sich und Gödel als Kind kommt herein.

Nicht wechseln.

Gödel als Kind.

Ich träume das, nicht wahr?

Diesmal nicht.

Diesmal bin ich es wohl, der träumt.

Güdels alter Ego macht das einen Unterschied?

Wenn du es bist, wird alles noch geschehen.

Wenn ich es bin, ist es schon vorbei.

Güdels alter Ego, in jedem Fall ist es schon passiert und in jedem Fall passiert es wieder.

Der Zug fährt im Kreis, Güdels alter Ego verschwindet im Dunkel.

Was wird aus mir später?

Ein Professor, ein Mann von Rang und Namen, du machst große Entdeckungen.

Du wirst dein Leben besser verwenden als die meisten, aber du wirst immer Angst haben.

Zu Recht.

Das wirst du nie wissen.

Wir müssen gehen.

Wohin?

Zu einer Trauerfeier.

Sag es auf, bitte, ich habe es so lange nicht gehört.

Kurt, Güdel bin ich genannt, Amerika, mein Heimatland, in Brunnen bin ich geboren.

Und?

Weiter?

Weiter weiß ich nicht mehr.

Dann gehen wir.

Warum?

Um herauszufinden, wer von uns träumt.

Güdel geht langsam zur Tür, er bleibt stehen und sieht das Kind fragend an.

Dieses rührt sich nicht.

Güdel geht allein ab.

Güdel als Kind frontal ins Publikum, während das Licht immer mehr nachlässt.

Sie gehen hier oft spazieren, habe ich gefragt.

Und sie?

Sie wären mir aufgefallen.

Sie hat mich gefragt, wovon ich leben will und ich habe gesagt, lange lebe ich ohnehin

nicht.

Das habe ich geglaubt, Mama mochte sie nicht, wir haben trotzdem geheiratet.

Sie hat mich beschützt und mein Essen gekocht und dieses Essen vorgekostet, Jahrzehnt um

Jahrzehnt.

Sie wird weinen, trotz allem.

Sie ist mir gefolgt übers Meer, es war Mittag, damals im Park, es war Sommer, da waren wir

glücklich, beinahe glücklich, für eine kurze Zeit dunkel.

Das waren Julia Kreusch, Günther Franzmeier, Markus Meier und die Regisseurin Anna Badoura,

Anna würdest du auch kurz nach vorne, bitte.

Das war großartig, danke.

Jetzt sind wir soweit, Daniel Kielmann, bitte, das ist jetzt Ihr Applaus und der Platz in

der Mitte für Sie.

Das muss eine besondere Erfahrung für Sie gewesen sein, Herr Kielmann, diesem Stück

nach so langer Zeit wieder zu begegnen.

Geister in Princeton, Ihr erstes Theaterstück, etwa in den Jahren 2009, 2010, vielleicht sogar

schon ein bisschen früher, Uhr aufgeführt von eben Anna Badoura, die heute Abend auch

die Regie gemacht hat, im Schauspielhaus in Graz, im Jahr 2011, eine Aufführung 2011,

die die Preise abgeräumt hat, die Nestreus sind gepurzelt für diese Aufführung, bislang

aber glaube ich immer noch die einzige, stimmt das einer, die einzige Aufführung immer noch

in Österreich von diesem Stück ist richtig, die es erlebt hat, bevor wir als wir uns vorhin

getroffen haben, Daniel Kielmann haben Sie gesagt, Sie glauben wahrscheinlich immer noch

Ihr bestes Theaterstück, drei weitere sind gefolgt, aber ich glaube das erste ist Ihnen

irgendwie immer noch das Liebste, ich fand, es war eine grandiose Aufführung, die wir

erlebt haben.

Anna Badoura hat im Vorfeld immer zu mir gesagt, dieses Stück hat so eine ungeheure Poesie,

ich hatte es bis dahin natürlich nur gelesen und dachte, naja, aber jetzt glaube ich habe

mich verstanden, was sie gemeint hat und ich finde wirklich, das ist Theater und das war

toll.

Was für Sie das zu sehen.

Ja, ich fand das natürlich, es war ganz wunderbar gelesen und auch so gut eingerichtet, das

Stück ist ja in voller Länge, ich würde schätzen, etwas mehr als doppelt so lang,

also auch kein wahnsinnig langes Stück, aber doch deutlich länger und also ich wäre auch

überfordert gewesen, es so auf diese Länge zu bringen, allein das hat Anna schon ganz

toll gemacht.

Es war wunderbar gelesen und ja, also das ganz großes Lob von mir, was den Inhalt angeht,

kann ich jetzt nicht sagen, kann ich es nicht sagen, ich habe begeistert, meinen Worten

gelauscht oder so, das geht nicht, das gehört dazu sage ich nicht.

Aufmerksam gelauscht haben Sie schon.

Aufmerksam habe ich gelauscht.

Es reicht ja, wenn wir sagen, dass es uns ganz gut geht.

Das ist darauf kommt es an.

Was stand am Anfang eigentlich Ihres Interesse an dieser doch sehr besonderen, sehr extremen

Figur, Kurt Gödel, dass er der wahrscheinlich größte Logiker, seit Aristoteles war, so

wird das immer gesagt, der größte Logiker, das ist ja schon etwas und wir haben das auch

in dem Stück, also wirklich das Allermeiste ganz vieles in dem Stück ist belegt und

ist authentisch und ist verbürgt, Sie müssen sehr, sehr viel recherchiert haben für dieses

Stück.

Was allen Kollegen anerkannt war, wir haben ja auch die anderen Aspekte, diesen Night

zwischen den Kollegen und das verächtliche über die Quantenphysiker und so, das kommt

ja auch alles vor, aber Gödel ist raus, also der ist von allen wirklich akzeptiert als

der größte Mathematiker, als der größte Logiker, das ist unkontrovers, gleichzeitig

ist er natürlich eine unglaublich extreme Figur, der wirklich, man kann das Psychopathologisieren,

das ist einfach, aber der auch koherent, konsistent in seinem Denken wirklich diese Geister annimmt,

der von Zeitreisen ausgeht, der eine wahnsinnige Angst hat vor Vergiftung, der am Ende seines

Lebens, man muss das vielleicht sagen, wenige Wochen vor seinem Tod, das kommt auch in

dem Stück vor, seine Frau ist im Krankenhaus, Adele ist im Krankenhaus, sie kommt zurück,

er wiegt 29 Kilo, danach wird er selbst dann in dieses Krankenhaus eingeliefert und wenige

Wochen später glaube ich stirbt ja.

Also was stand, ich meine, ich habe schon so viel gesagt, das ist schon klar, was einem

daran fasziniert, aber wie ist das bei Ihnen, wie war der Prozess?

Also und zu all dem, was Sie jetzt gesagt haben, was für mich natürlich faszinierend

war, muss ich noch hinzufügen, was ich auch so großartig fand an Gödel ist, dass es die

klassische Emigrationsgeschichte ist, vollkommen umgedreht, das heißt erstens Gödel musste

als Jude emigrieren, er war aber kein Jude, die Nazis haben automatisch angenommen, wenn

einer anerkannt ist als der größte Logiker, der Welt würde wohl Jude sein, allein das

ist schon großartig und dann hat man natürlich auch bei ihm die umgekehrte Emigrationsgeschichte

in der Hinsicht, weil er in jungem Alter schon so anerkannt war, war die Frage nie wohin

kann er fliehen, sondern wohin möchte er, praktisch jede Universität der Erde hätte

ihn genommen, er wollte aber nicht unterrichten, das war ein Aktion für ihn, er hat in seinem

Leben nie unterrichtet und brauchte dann eine Institution, die nehmen würde ohne irgendwas

zu verlangen, ohne dass er da irgendwas für tun musste und das war dann das Institut

für Advanced Study in Princeton, also man hat praktisch wirklich die ganze klassische

Emigrationsgeschichte auch umgedreht, er ist kein Jude, er muss trotzdem gehen, es geht

aber nicht darum, wie kommt er raus, sondern es gibt dann schon einen Akt, der heute nicht

gelesen wurde, seine Flucht war dann auch tatsächlich nicht so einfach, weil er auf dem Landweg

über die Mongolei ausgereist ist, da gibt es einen längeren Akt, der heute nicht zu

hören war, aus Zeitgründen, aber das hat mich auch noch fasziniert, das heißt man kann

die Geschichte, also die oft erzählte Geschichte von Nazis Intellektuellen und Immigration erzählen,

aber von einem Winkel aus oder von einem Blickwinkel, der völlig einzigartig ist.

Ich darf noch ergänzen, weil Sie das gerade erwähnt haben, also wir haben, ich glaube

man kann so ungefähr sagen zwei Drittel des Stückes, glaube ich, haben wir heute Abend

gehört, ein Drittel fehlt vielleicht oder etwas weniger als zwei Drittel, was fehlt

ist der komplette dritte Akt, den Sie gerade erwähnt haben, das ist eben diese Szene in

der Mongolei, ist urur komisch, das ist auch schade, dass wir das haben nicht gehört,

damit diesen beiden Grenzbeamten, die von der Existenz Moskau nicht so ganz überzeugt

sind, weil das so weit weg ist, weil man hat nur davon gehört, dass es angeblich existiert,

die diese Dialoge sind wirklich großartig und Gödel ist natürlich gerade in diesem

Teil eine unglaublich coole Socke, weil sie sitzen fest im Schnee und der Zug droht abzufahren

und man hat diese Schwierigkeiten und Adela ist natürlich tief besorgt, weil dann sitzt

man in der Mongolei und wie kommt man jemals wieder aus der... und Gödel sagt dann, na ja,

Raum und Zeit werden überschätzt und das ändert nichts an deiner Definition und natürlich

ist es dann so, dass der Zug wieder zurück kommt, also bei Gödel fahren alle Züge eh

im Kreis und das ändert sich, ist ein wunderschönes Kapitel.

Da riecht er noch raus, dass er im richtigen Moment stellt sich raus, dass er russisch

kann, seine Frau ist überrascht, dass er russisch kann, er sagt, es ist nur eine Sprache.

Und was auch heute nicht zu hören war, ist der ganze auch Umfang, also Umfang, ja doch

etwas umfangreicher Teil des Stückes, der tatsächlich mit dem Wiener Kreis zu tun hat,

also die ganzen, all die Szenen um Schlick und Neurad und eben den Wiener Kreis, der diesen

jungen Mann einerseits aufnahm, aber andererseits auch mit ihm überhaupt nichts anfangen konnte

und über dem eben auch die ganze Zeit, die wie so ein drohender Schatten die erschreckende

Gestalt Wittgensteins liegt, vor dem sie alle in praktisch Todesangst gelebt haben und

der tatsächlich sehr, also Wittgenstein tritt nicht auf, aber es geht darum, wie diese bekannten

Philosophen in einer panischen emotionalen Abhängigkeit davon leben und das stimmt

auch, das war so, ob sie vielleicht irgendetwas geäußert haben, was Wittgenstein missfallen

könnte, der zu dem Zeitpunkt nur Dorfschullehrer war, das ist auch, ist auch so eine schöne

Umdrehung.

Das ist sehr schön, dass Sie jetzt sagen, ich hatte eine Frage an Sie vorbereitet, die

wirklich fast genauso formuliert, die ist nämlich, das geht um die zwei Steine, diese

Stück auch sehr viel, der eine ist der Wittgenstein und der andere ist der Einstein und der Wittgenstein

kommt überhaupt nicht vor, aber dessen kräftiger Schatten wirklich schwebt über diesem ganzen

Stück und Einstein ist ja sowas wie die zweite Hauptfigur des Stückes, was finde ich auch

eine sehr lustige Verdrehung ist, weil wir haben dieses ikonische Einsteinbild, das wird

ja, kommt ja im Wittgensteinstück auch wunderbar beschrieben, also der Einstein mit diesen

wehenden Haaren, der eben so aussieht wie aussieht, wie dieser gutmütige Oper und wir haben

das so dieses ikonische Bild, dieses verrückten Wissenschaftler, dieses etwas verrückte, positiv

verrückten Wissenschaftler, genau das ist einstein, und hier im Stück, was ist ja hier

im Stück, hier ist er der absolute Normalo, weil mit, mit Gödel, da kann er natürlich,

er ist derjenige der das Gespräch immer wieder in die Ebene der Badalitäten des Alltags zurückbringen

muss, zwangsläufig und was auch sehr schön ist und was auch eine wichtige Rolle spielt

in diesem Stück ist, dass Gödel ist ja so ganz nebenbei auch noch in die Politikgeschichte

eingegangen, das haben sie auch ja sehr schön bearbeitet, dafür gibt es einen eigenen Wort,

einen eigenen Begriff, Gödel's Loophole, vielleicht wollen Sie es...

Ich weiß nicht, was es war, also Gödel hat tatsächlich, in Wirklichkeit war es so, dass

Gödel zur Einbürgerungsprüfung kam und einstein war sein Zeuge und der Richter hat

ihn tatsächlich gefragt, also sie sind aus Europa geflohen und Gödel sagte ja und der

Richter sagte tatsächlich, weil es da deine Diktatur gibt und Gödel sagte ja und der Richter

fragte, kann das in Amerika auch geben und Gödel sagte ja, ich habe einen Fehler in

der Verfassung gefunden, den man ausnutzen könnte und dann hat einstein schnell, weil

schlechte Stimmung aufkam, den Richter abgelenkt und dann ging dieser Moment vorbei und was

jetzt sehr interessant ist, also aus, das ist eine Geschichte, die über die 40, 50 Jahre

danach immer mal wieder als launige Anekdote übermittelt wurde und jetzt nicht allzu überraschender

Weise, so um das Jahr 2016 herum, haben Leute sich an diese Anekdote erinnert und haben mit

dem Nachlass, mit dem Nachlassverwalter, das ist glaube ich der falsche Ausdruck, also

dem Mann, der den Estate betreut, ein selbst, ein bedeutender Mathematiker namens, einige

Jahre her, dass ich das recherchiert habe, aber Strassen, der auch die beste und einzige

gute Gödelbiografie geschrieben hat, jedenfalls Kontakt aufgenommen und gesagt, weiß man

das eigentlich, weiß man eigentlich, was dieses Loophole war und die Antwort, die auch tatsächlich

ernüchternd ist, aber dann auch viel über die Realität des Wissenschaftsbetriebs aussagt

war, soweit sind wir überhaupt noch nicht bei der Erschließung des Nachlasses gekommen,

man hat gerade mal, denn er ist erst, ich glaube, 77 gestorben, man hat gerade mal angefangen,

den Nachlass zu erschließen, aber bei den Tagebüchern zur Zeit seiner Einbüchern,

bei den Notizbüchern ist man noch lange nicht, also das heißt, das Loophole bleibt, man weiß

nicht, was er gesehen hat, man kann jetzt natürlich, also sagen wir mal, die Wirklichkeit

hat uns einige Möglichkeiten gezeigt, was es gewesen sein könnte, die er gesehen hat,

also es wäre lustig zu denken, wenn Rudi Giuliani auf das gleiche Loophole gekommen wäre,

die Sache mit der Vizepräsident könnte, die Stimmen ab, weil uns das wir alle gesehen

haben, aber man weiß es nicht, man wird es aber irgendwann wahrscheinlich wissen.

Ich frage mal noch was anderes, Herr Kämer, Sie haben eine enge familiäre Bindung an

Wien, Sie sind hier zur Schule gegangen, haben, glaube ich, auch teilweise zumindest

hier studiert, das Stück dreht sich wie eben Gördels Biografie sehr um Wien, also es heißt

Geister in Prinzen, aber ich glaube, Wien ist in diesem Stück vielleicht präsenter

als Prinzen, Sie haben gerade auch kurz den ganzen Hintergrund schon erwähnt, der Wiener

Kreis dieser Zeit, wenn ich das übrigens sagen darf, Moritz Schlick kommt höchst unsympathisch

in diesem Stück rüber, ist leider so, ja, da sind wir uns einig, das ist sehr unsympathisch,

dass das auch immer da bei Ihnen mit Schlick nicht funktioniert hat, das ist mir nur aufgefallen.

Wichtig ist ja, glaube ich, biografisch für Gördel diese Wiener Zeit einfach, Sie haben

das ja auch schon gesagt, also er war Teil des Wiener Kreises, er ist ein Bestandler,

wenn man heute liegst, er war im Wiener Kreis, Gördel war natürlich, aber er hat nie so

richtig dazugepasst und er ist, er ist doch anders, ja, also er war für den Wiener Kreis,

aber tatsächlich der junge Mann, der immer schweigt, also bei mir im Stück ist es tatsächlich

so, das ist Fiktion, dass auch dann, ich glaube, Hahn war es, wenn ich richtig erinnere, der

ihn auch hingebracht hat, dass Hahn immer zu ihm sagt, reden Sie doch mal Gördel, ob

das wirklich so war, das weiß ich nicht, es war aber tatsächlich so, dass Gördel im

Wiener Kreis, er war Anwesen, er war aufgrund einiger Leistungen, haben Sie ihn auch, also

durfte er dabei sein bei den Sitzungen, aber er hat nichts gesagt.

Ja, es gibt ja auch dieses schönen Satz im Stück, Wittgen schreibt vom Schweigen und

das, was vom wirklich wichtigen muss man schweigen, aber der Gördel, der schweigt wirklich.

Ja, der schweigt wirklich, so war es ja.

Ja, was ich noch fragen wollte zu Schlick auch, ich wäre gesagt, der kommt nicht so

sehr freundlich rüber in dem Stück, aber wichtig in Bezug auf Moritz Schlick ist ja

auch sein tragischer Tod, er wurde 1936 auf den Stiegen der Wiener Universität erschossen.

Kommt auch vor, auch tatsächlich, weil der Student, der ihn umgebracht hat, war erstens

völlig verrückt und zweitens ein Nazi, also ich sage das nicht, dass die Nazis verrückt

sind, was natürlich auch stimmt, sondern er war wirklich ein vollkommen verstörter

Mensch, der aber auch Moritz Schlick unter anderem für den Juden hielt, also hier gibt

es auch eine merkwürdige Spiegelung, dass man tatsächlich diese Logiker automatisch

für Juden hielt, was auch ein kurioses Faktum ist.

Ja, das war mal eigentlich meine Frage, weil das ist genau dieser eigentlich, dieser zeitgeschichtliche

Hintergrund Wien der 20er Jahre, Wien der 30er Jahre, wo sich genau diese Bewegung entwickelt

und hier haben wir wirklich das bei zwei herausragenden Wissenschaftler, Moritz Schlick und Kurt Gördl,

die beide fälschlicherweise für Judengarten, weil sie einfach so verkopft sind, einfach

so intellektuell, die müssen ja Juden sein, wie soll das anders sein?

Und beim Falle Nellböck, das ist der Attentäter, der frühere Student von Schlick, gab es dann

ja eine Geschichte, dass es angeblich ein Eifersuchtsdrama war, aber in der Tat, was dort mitschwang

war, ein antisemitischer Hintergrund war.

Also soweit man das rekonstruieren kann, war er tatsächlich, also ein hochgradig paranoids,

schizophrener Mensch und die Schraube dreht sich dann noch eine Wendung der Ironie weiter,

er wurde dann aber sofort freigelassen nach dem Anschluss Österreichs, weil er ja nur

an der Anführungszeichen einen Juden umgebracht hatte, was erstens natürlich abscheulich

ist als Freilassungskund, aber zweitens auch unwahr, denn Schlick war kein Jude.

Ich komme jetzt noch mal zu einem Thema, das wirklich ganz zentral ist und das wir glaube

ich darüber sprechen sollten, das ist dieses große Motiv der Zeitreisen.

Ich schiebe hypothetisch gesprochen ein paar Millionen Sterne hier und dorthin, ich fliege

ein paar Jahre umher und dann stehe ich vor meinem verstorbenen Vater, das ist harte Physik.

Wir haben das gerade gehört im Stück, das kommt, diese Zeile kommt das als Satz von

Gödel.

1949 hat er eine kosmologische Lösung der Gleichungen der allgemeinen Relativitätstheorie

entwickelt.

Ich sage jetzt drei Worte, die wahrscheinlich nur Physiker verstehen, aber ich sage sie

trotzdem.

Er hat ein Universumsbild entwickelt, das ein rotierendes, geschlossenes und homogenes

Universum ist.

Ich übersetze mir das so, wie ich das vorhin gesagt habe, wie wir das über die Mongolei

besprochen haben, bei Gödel fahren die Züge im Kreis, das ist jetzt meine, es gibt sicher

eine bessere.

Diese Zeitreisen, sie spielen mit diesem Motiv ganz verstärkt in dem Stück, mit den verschiedenen

Gödels, die auftreten, was ich übrigens noch sagen kann, was bei der Aufführung in Graz,

darüber haben wir gesprochen mit Annabar Doura im Vorfeld, die das nochmal verstärkt

hatten.

Wir haben schon zwei oder drei Gödels auf der Bühne, bei dieser Aufführung gab es noch

so ein Spiegelwand, wo aus den zwei oder drei Gödels dann vier oder sechs geworden sind

oder noch mehr Gödels, die auf der Bühne standen.

Also das ist ein ganz wichtiges Motiv, mit sich selber Gödel auf seiner Beerdigung,

das ist die erste und sie schaffen es, sowohl diesem Motiv als auch dem, worüber wir vorhin

gesprochen haben, diese wirklich tragische Geschichte mit dieser falschen Judenbehauptung,

am Anfang haben wir diese wirklich lustige Szene mit dem Kardisch, wo dann stellt das

Kardisch ab, wir brauchen das nicht mehr.

Also all diesen Dingen wirklich komisch abzugewinnen, aber wie haben Sie trotzdem versucht dieser

Herausforderung zu begegnen, dramaturgisch, dass man so etwas wie Zeitrasen, ich stelle

mir vor, das muss eine unglaubliche Imaginationskraft geben.

Naja in dem Fall war es eigentlich eine Hilfe, weil ich wollte ja nicht einheben, also wenn

man eine Idee hat, eine Künstlerische, dann ist ja immer, es geht immer der Inhalt und

die Form zusammen.

Es kommt immer zusammen eine Idee, was man erzählen möchte, zusammen mit einer Idee,

wie man es erzählen möchte und nur wenn die Idee, wie man es erzählen möchte, irgendwie

interessant oder ja einen mit Interesse, einen selber mit Interesse erfüllt, nur dann macht

man etwas daraus und bei Gödel war es tatsächlich so, also von Anfang an, die Idee, ich möchte

etwas über Gödel schreiben, ging von Anfang an einher mit dem Umstand, weil er selber

so eine faszinierende Theorie einer in Loob sich bewegenden Zeit hat, kann man das auch

verwenden, um sein Leben nicht einfach als das zu erzählen, was beim Film mit recht

leicht abschätzig Biopik genannt wird, sondern auf eine wirklich interessante und ihm angemessen

verwirrende und seltsame Art zu erzählen und also insofern war das nicht etwas, was

später dazukam, sondern das war von Anfang an Teil der Idee, dass das nur, und dann

kommen natürlich die Idee mit diesen verschiedenen Gödel, die auftreten, wobei ich eben auch

denke, das ist natürlich nicht leicht zu machen im Theater, zwei Personen identisch

auf der Bühne stehen zu haben, aber gerade deswegen ist es auch reizvoll und interessant

und Anna hat das auch ganz wunderbar gelöst damals, im Film würde ich das zum Beispiel

langweilig finden, weil es so einfach ist, weil es im Theater nicht einfach ist, ist

es interessant.

Wir machen noch eine kurze Frage und dann bitte ich auch Anna Badura auf die Bühne,

dann können wir noch mal über diese Aufführung in Grad 2011 sprechen, Sie haben es mit den

Wissenschaftlern, also Misha Glanyhand hat Eingangs erwähnt, ihr großer Erfolg der

Roman, die Vermessung der Welt, da geht es um Karl Friedrich Gauss und Alexander von

Humboldt, beide sehr schön charakterisiert, der eine der Mathematiker, der braucht nicht

reisen, der braucht keine Empirie, der hat alles im Kopf und der andere muss alles empirisch

erforschen, bis hin zu selbst versuchen, an sich selber ein Gift zu nehmen etc., etc.,

sehr schön klassisch aufgespannt, hier haben wir Gödel und Einstein in ihren beiden verschiedenen

Theorien auch sehr schön entwickelt und dann nochmal beide in der Gegenwendung gegen die

Quantenphysik, mit dem schönen Satz von Einstein Gott wirfelt nicht, weil das machen, das

ist das, was die Quantenphysiker machen, woher kommt diese große Faszination für die Wissenschaftler

in einem Interview für den Standard, haben Sie jetzt gerade gesagt, Sie interessieren

sich eigentlich nicht für Mathematik, sondern für Mathematiker?

Ein bisschen stimmt das, wobei ich dazu sagen muss, also es war ja so, ich hätte mich nach

der Vermessung der Welt nicht getraut, noch einen Roman über einen oder zwei oder drei

Wissenschaftler zu schreiben, das hätte in dem Moment wie ein, ja nicht unbedingt selbst

Plagiat, aber zumindest zu einfach gewählt, also würde ich ein Rezept immer wieder durchziehen

als Autor, aber ich dachte, ich mich hat Gödel so fasziniert und ich hatte schon lange über

Gödel schreiben wollen und dann kam eben immer wieder diese Frage an mich heran, ob ich ein

Theaterstück schreiben möchte, ob ich das nicht mal versuche und ich bin auch in gewisser

Weise hat mich die Vermessung der Welt natürlich auch befreit, mehr Sachen zu versuchen und

auszuprobieren und ich dachte dann tatsächlich, ich würde nie jetzt mich trauen nach der Vermessung

der Welt einen Roman über Gödel zu schreiben, das ist bei allem Unterschied doch zu nah dran,

aber mit dem Wechsel der Gattu, mit dem Wechsel zur Bühne, da darf ich vielleicht noch einmal

einen Wissenschaftler und ich habe es ja auch seither so nicht gemacht, also dann könnte

ich jetzt sagen, in Til gibt es Athanasius Kircher, aber das ist nicht wirklich ein Wissenschaftler,

das ist mehr ein Barocker, wenn man so will, Gelehrter oder Magier und der ist auch nur eine

Nebenfigur, also ich dachte tatsächlich, einmal mache ich es noch und es ist eigentlich auch so geblieben.

Danke. Anna, darf ich dich auch dazu bitten? Anna Badura. Wir setzen mal fort mit der Aufführung

in Wien, in Graz 2011, ich habe vorhin schon erwähnt, du hast immer gesagt, diese wahnsinnig

große Poesie, die diesem Stück abzugewinnen war und was du auch gesagt hast, was ich sehr

interessant war, fand, dass bei den Proben es, gerade weil es um dieses Thema der Zeitreisen

geht, dass es bei euch und bei den Schauspielern zu großen Diskussionen auch darüber geführt hat.

Ja, du hast schon vieles angedeutet, also jede Premiere, jedes Stück ist für das Theater eine

Abenteuereise und man zittert diese Abenteuereise entgegen und hier in dem Fall in Zusammenhang

mit dieser göttliche Behauptung, dass es keine lineare Zeit gibt, wahrscheinlich ist, dass

mein schicher Gehirn in seinen Augen zu unfähig dazu, um irgendwie andere Realität in die Augen

zu gucken und Elemente der Quantenphysik, die in Daniels Text ganz stark vorhanden sind, haben

uns natürlich von ganz bestimmten Herausforderungen gestellt, auch eine ganz bestimmte Abenteuereise

angeregt. Wir haben in Vorbereitung schon ganz viele Wissenschaftler eingeladen, Quantenphysiker und

Leute, die sich in der Tat dazu geäußert haben. Unsere Schauspieler haben zum Beispiel unterschiedliche

Zeitbegriffe untersucht. Da hat jemand gefunden, eine Schauspielerin, die Adele spielte, dass in

Australien ein Volk gab, ein eigentlicher Volk für den, für den die Zukunft völlig unwichtig war,

irgendwo hinten dunkel, hinten her und Vergangenheit vor einem Stand, ganz strahlend und toll. Also,

das heißt, das hat uns angeregt, dieser Text hat uns unvorstellbar angeregt, um wirklich bestimmte

Denkgrenzen, bestimmte Wahrnehmung, so ein bisschen zu hinterfragen und die Grenzen zu

durchbrechen. Und wir standen natürlich von einem, von einer wahnsinnigen Aufgabe. Das,

was Daniel gerade sagte, in dem Fall für uns Stück Text und wie setzt man das um? Wir wussten nur

eines, es darf nicht in verstaubten Sand vorhängen stattfinden, das wussten wir. Gleichzeitig aber

wollten wir dem Publikum, diese unglaubliche Poesie, du hast dieses Wort benutzt, für uns war das ein

ganz großes Thema, dass wir plötzlich die harte moderne Physik, im Begriff von Quantenphysik,

für das größte, für die größte Poesie unserer Zeit verstanden haben. Das heißt,

dass plötzlich Wissenschaft und das Poetische, was zum Träumen anregt, wurden plötzlich eins. Das

hat uns wirklich bei Proben derartig angeturnet, dass wir, gut, aber es war die Aufgabe, wie tun.

Und wir haben zuerst untersucht, ob man heutzutage schon Hologramme auf die Bühne nehmen kann,

sogar eine Gruppe hat uns gesagt, ja, amerikanische Gruppe, wir haben die eingeladen, es hat sich

ausgestellt, wir konnten nur Mickey Mouse anbieten, in ganz kleinen, wir wollten aber Girdel, wir wollten,

dass der Schauspieler, der Girdel spielt, wirklich abgebildet wird. Dann haben wir das Anderes

gemacht, wir haben in der Tat riesiges Glück, sein eigentlich Doppelgänger, kann man sagen,

in einem anderen Kollegen gefunden. Maske hat noch das übrige getan. Und dann haben wir ein

Intercity-Glas genommen, so genanntes, das ganze Portal war mit einer Glasscheibe bedeckt und

dieses Glas war, wir haben das Wunderglas genannt, per Knopfdruck verwandelt er sich das in eine Wand,

die undurchsichtig war und mit Knopfdruck war das durchsichtig so, dass die verschwand oder eben

nur Stückchen haben Blick nach hinten freigegeben, hinten war Drehbühne, so dass wir immer wieder so,

wir haben wir das genannt, Zeitkurzschluss produzierten, wie Stromkurzschluss haben wir

gesagt, muss auch Zeitkurzschluss geben und das haben wir immer, unsere wunderbare Videomensch hat,

das produziert auf diese Scheibe, als sie voll war, so dass irgendwas raste durch den Weltall und

da war Zeitkurzschluss und plötzlich kam Licht wieder und hinter der Bühne öffnete sich eine

ganz andere Szenerie. An Sie beide, euch beide noch, eine Sache sollte man erwähnen zu diesem Stück,

Geister in Princeton hat eine sehr besondere Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte, muss

man sagen, dass Daniel Kilmann, das war ihre Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 2009,

die als Rede gegen das sogenannte Regie-Theater empfunden wurde, gerade zu der Zeit entstand auch

dieses Stück und es wurde dann in Österreich nicht aufgeführt. Ein Schelm wäre böses dabei

denken. Also mein Auftragswerk der Festspiele und dann nicht aufgeführt. Und Anna Badura war dann die

jenige, die dieses, ich sage mal, der unausgesprochene Bakot, Bauikot, du hast das durchbrochen,

das hat schon wahrscheinlich einen stückweiten Mut gebraucht. Was war der Hintergrund, wie kam es

dazu? Letztendlich kommt immer darauf an, wie ein Text einen packt. Und in dem Moment, wenn ich

nicht überzeugt wäre, wenn ich da nichts gespürt hätte, was mich und uns alle wirklich richtig

gepackt hat, hätte ich das nicht gemacht, weil dann fängt man zu Zweifeln und zu überlegen und

irgendwelche Strategien nachzugehen. In dem Fall war für mich ganz klar, der Text hat mich derartig

gepackt. Und das, was da drinnen war, war, das schrie fast danach, dass man anfasst. Und ich weiß

genau wie wir, weil wir haben da auf der Bühne, glaube ich, acht Gürtel, wie du gesagt hast,

bei Doppelgänger haben sich in diese Scheibe gespiegelt. Und wenn einer da hinten stand,

einer da vorstand und noch mit Licht, weil das konnte man auch aus Spiegel verstehen, war das

wirklich groß? Also es war so verwirrend, poetisch, textgerecht. Und wir haben uns unglaublich

gefreut, dass wir auf diesen Umweg ohne Hologramme doch was gefunden haben, was den Text

entfaltet. Und ich fand natürlich, ich halte das für ein großes Glück, ein Text mal in die Hände

zu bekommen, der derartig mit eigener Fantasie geht. Aber ich muss wirklich auch dazu sagen,

es war genauso. Also es war irgendwie empfand man dieses Stück als verbunden mit der Rede,

die ich da gehalten habe, was es meiner Ansicht nach logisch jetzt als logiker gedacht überhaupt

nicht war. Ich könnte mit meiner Rede vollkommen recht haben und trotzdem schlechte Stücke schreiben

oder umgekehrt, tolle Stücke und Unrecht haben, sagt jetzt der logiker. Aber es war schon eine

etwas aufgeheizte Situation. Und ich bin Anna unendlich dankbar für den Enthusiasmus und den

fröhlichen Mut, mit dem sie gesagt hat, wir machen das. Und es war dann tatsächlich so,

von überall kamen die für Tunisten angereist, bereit, mit bereit, alles schlecht zu finden. Und die

Aufführung war so wunderbar, dass es überhaupt keine negativen Reaktionen gab, was mir nachher nie

wieder passiert ist. Und es war ein absoluter wunderbarer Triumph. Und ich bin dir ewig dankbar

dafür. Und die Aufführung hat abgeräumt, das hatten wir schon. Das war eine fantastische Szenierung.

Ich sehe untrückliche Zeichen, dass wir schon am Ende sind oder eigentlich schon darüber hinaus

sind. Ich habe nur etwa die Hälfte, noch nicht mal die Hälfte von dem angesprochen, was ich gerne mit

Ihnen besprochen hätte, Herr Kilmann. Wir machen das Ganze im Rahmen meines Festivals, das heißt

The Age of Uncertainty. Ich glaube, es gibt eine wunderbare Verbindung auch zu diesem Stück,

nämlich zu diesem Thema Sicherheit, da wir eigentlich der andere Stein, der Wittgenstein in

Spiel gekommen, da hätten ich gerne mit Ihnen noch was besprochen. Ich glaube, darüber sind wir

jetzt schon zeitlich darüber hinweg. Aber weil ich sie beiden hier habe und ich meine dieser

Titel Age of Uncertainty hat natürlich mit den Entwicklungen, politischen Entwicklungen,

zeitgeschichtlichen Entwicklungen mit dem Russischen Krieg in der Ukraine, mit der Inversion in der

Ukraine zu tun, unter anderem auch, auch mit anderen Dingen. Aber das ist ein großes Motiv. Aber

weil ich weiß, dass sie beide sehr in dieser Sache auch engagiert sind. Ich glaube, das ist das

Thema gerade einfach. Daniel Kilmann hat sich schon im März sehr deutlich geäußert, hat von den

Politikern in Deutschland Waffenlieferungen an die Ukraine verlangt. Also ich habe was unterschrieben.

Ich weiß nicht so, dass ich auftritt. Ich verlange, sondern es war, ich habe was unterschrieben,

was andere auch unterschrieben haben. Sie sind sicher eine politische Stimme und ich glaube,

sie sind da sehr klar positioniert. Ich habe gerade gesagt, vor der Aufführung heute Abend haben wir

gesprochen, habe ich gesagt, ich habe gelesen, letzte Woche haben sie Bundeskanzler Olaf Scholz

durch New York geführt. Also ich glaube, ihre Stimme wird vielleicht manchmal dann auch schon

gehört in diesem Zusammenhang. Und bei Anna Badura erinnere ich mich, dass sie mich auch, das war,

glaube ich, ungefähr die gleiche Zeit auch im März, rief sie an und war ganz entrüstet und

sagt, wir müssen etwas machen, weil es so am Anfang gab es diese Vichy-Vashi-Stellung namen,

wir sind alle gegen Krieg und so weiter, aber ohne, ohne jegliche Zuordnung, ohne jegliche

Einordnung, wir wünschen uns alle und du warst wirklich empört, erinner ich mich. Vielleicht

einfach nur die Frage, es kann kurz sein die Antwort, weil ich finde, dass die jetzige Situation,

wir brauchen nicht noch mehr Kriegsexperten, es gibt schon genug davon, aber diese Situation ist

auch eine mentale Herausforderung für unsere Gesellschaften, wie wir damit umgehen. Vielleicht

wollen sie beide noch abschließend was dazu sagen. Also ich kann nur sagen, ich habe in Düsseldorf,

das war eine meiner letzten Szenierungen in Rahmen eines großen Projektes mit ukrainischen

Schauspieler zusammengearbeitet, wir haben ein Stück mit ukrainischen, italienischen und

deutschen Schauspieler gemacht und seit dieser Zeit verbindet mich ziemlich intensiver Freundschaft

mit Julian Druhovic und ich habe bei ersten Tagen des Krieges, habe ich ihm angerufen, habe ich

gesagt, Juri, kann man dir helfen, kann ich für dich ein Podium hier in Wien organisieren,

dass du vielleicht kommst und auftrittst und er sagte, Anna, herzlichen Dank, wenn wir gewinnen,

dann werde ich auf deinem Angebot zurückkommen, jetzt nehme ich Waffe in die Hand und ich kämpfe

und ich kann dir leider nicht sagen, wo ich gerade stecke und das heißt, ich will damit sagen,

dass ich auch persönlich sehr, sehr starke Beziehung zu allen was passiert, der Habt hatte

und habe. Ja, ich habe auch persönliche und lustigerweise habe ich auch in Anfang des Krieges sofort

mit Juri Kontakt aufgenommen und ja, ich kann nur sagen, ich teile, ich kann da gar nichts Lichtvolles

jetzt sagen außer, dass ich natürlich die, Sie haben natürlich völlig recht, das ist eine

gewaltige mentale Herausforderung und ich muss dir jetzt, es gibt eine Rede von Thomas Mann, die er

zu Beginn des Zweiten Weltkriegs gehalten hat, die heißt das Problem der Freiheit, wo er tatsächlich

sagt, dass wir einige Begriffe, die uns die Ironie schon verdorben hat, wieder unironisch lernen

müssen und er sagt, wir müssen so Begriffe wie Gut und Böse tatsächlich wieder annehmen, weil wir

es mit einem unverstellten Bösen zu tun haben, wie wir dachten, sagt Thomas Mann, wir werden es

nicht mehr erleben und wir müssen dann auch Begriffe wie Demokratie und Freiheit wieder

unironisch annehmen können und das Rede ist natürlich ungeheuer aktuell und dem kann ich

gar nichts hinzufügen, außer dass wir tatsächlich, also wir sind, wir haben es hier mit einem

unverstellten Bösen zu tun und wie wir dachten, dass wir es nicht mehr erleben als politische

Kraft und müssen uns dementsprechend orientieren. Ich wollte noch ergänzen, weil das Verrückte war,

es hat was, nicht mit rotierenden Universum, aber mit so einem Kreis was zu tun. Damals,

als wir das Stück gemacht haben, war die Orange eine Revolution und Jury Andruchowicz, ich habe

seinen Text inszeniert, hat die Rede, die in diesem Stück, in diesem Text gemacht hat,

das war Roman, der dramatisiert wurde, hatte im EU-Parlament gehalten. Die Rede hat den Ton

bitte, lasst uns nicht alleine, wir gehören dazu, wir sind letzte Posten des Westens,

bitte anerkennt, dass wir dazugehören. Und das war, das war ein Hilfeschrei damals und als wir

in Kiev waren und dieses Stück dort gespielt haben und Orange eine Vorhang auf das Publikum

fiel, das sind die Leute ausgefliegt damals und alle haben gedacht, das ist es jetzt. Jetzt ist

so, dass wirklich Ukrainer das bekommen, was sie sich wünschen. Der Bruder Klitschko haben

damals mit uns gefeiert, es war unglaublich. Und jetzt, wenn ich bestimmte Abhandlungen oder

Artikel lese, von Ton ist so, als ob da ein Zeitsprung wieder passiert wäre. Das sind ähnliche

Stichworte, also jetzt nicht Kriegsbeschreibungen, aber Überlegungen, was man Ukrainer gegen

wer tut, da kommt mir fast wie sein Deja vu vor, als ob sich da nicht viel geändert hätte. Also das

ist das, was mich bisschen erschreckt. So, mir bleibt jetzt nur noch zwei, drei Dinge anzugen. Wir

haben hier den Buchstand der Buchhandlung Hartlieb. Auch einen großen Dank für die

Kooperation während des ganzen Festivals, die wir machen. Da gibt es, glaube ich, unter anderem

einiges von Daniel Kielmann überraschenderweise. Wenn ich dazu sagen darf, das Stück ist ja

leider im Augenblick nirgendwo zu sehen, Greister in Princeton. Es war auch, wie gesagt,

noch nie in Wien zu sehen. Man kann es aber nachlesen. Also für die, die jetzt wissen wollen,

welche Szenen gestrichen wurden, das ist in meinem Buch vier Stück. Ja, die Mongolais muss man

unbedingt nachlesen, kann ich sehr empfehlen. Das war ein Gespräch mit dem Schriftsteller Daniel

Kielmann und Regisseurin Anna Bardora, das Ludwig Hagedorn vom Institut für die Wissenschaften von

Menschen geführt hat nach einer szenischen Lesung im Rahmen des Humanity Festivals am 30.09.2022.

Mit den Veranstaltern bedanke ich mich sehr herzlich für die Zusammenarbeit. Ich verabschiede

mich von allen, die uns auf UKW hören. Theater und Politik, das gehört im Falter zusammen.

Bei mir ist in dem Mon des Falters eine gute Entscheidung. Auch Geschenksabos können Sie

sich überlegen. Alle Informationen gibt es im Internet unter der Adresse abo.falter.at. Ursula

Winterauer hat die Signation gestaltet. Philipp Dietrich betreut die Audio-Technik im Falter.

Ich verabschiede mich bis zur nächsten Sendung.

Alle können verstehen, die Top-Experts an den FT und beyond. Also check out our Podcasts und

read selected articles for free at ft.com.slashinsights.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Logik, Wahn und Gespenster: Szenische Lesung von „Geister in Princeton“ samt Debatte mit dem Schriftsteller über Mathematik und den Ukrainekrieg. Es lesen Julia Kreusch, Günter Franzmeier und Markus Meyer im IWM Wien.

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