FALTER Radio: Jan Marsalek und Wirecard: Das perfekte Verbrechen? - #981

FALTER FALTER 7/30/23 - Episode Page - 48m - PDF Transcript

Die Fall der Sommergespräche im Wienermuseumsquartier zu den heißen Themen des Jahres.

Mittwoch, den 30. August, nimmt die grüne Umweltministerin Leonore Gewessler-Platt.

Es geht um die drängende Frage, wie wir die Klimawende schaffen.

Umweltministerin Leonore Gewessler im Gespräch mit Barbara Todt und Katharina Krobshofer.

Mittwoch, den 30. August und 19 Uhr auf der Bühne im großen Hof im Museumsquartier in Wien.

Der Eintritt ist frei. Schauen Sie doch vorbei.

Da lag die Großmutter, hatte die Haube tief ins Gesicht gesetzt und sah so wunderlich aus.

Großmutter? Warum hast du so große Ohren?

Schauen Sie, ich sage Ihnen ganz offen, dass ich zu tiefstens selbst bin über diese hartlosen Vorwürfe.

Die Art und Weise, wie in den Medien in dieser Sache gelungen und Aussagen völlig aus dem Zusammenhang gerissen werden,

das hat mich doch sehr schockiert. Das muss ich ganz ehrlich sagen.

Hol mich hier raus. Falter, kritischer Journalismus, jede Woche neu.

Sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen beim Falter Podcast.

Mein Name ist Eva Konzet. Ich leite das Politikressort im Falter.

Und heute bitten wir uns einem Thema, dem sich, ja, wie soll ich es sagen, Österreich eigentlich nicht so gerne gibt.

Es ist ein Thema, das wir ein bisschen an die Deutschen abgetreten haben.

Der Wirecard-Skandal und seine Folgen. Auch die politischen.

Wirecard, das war der milliardenschwere Finanzkonzern, die listet im Deutschen DAX-Index, der im Sommer 2020 plötzlich leitige.

Einer, der sich doch alle Akten und Dokumente gearbeitet hat, ist Fabio De Masi.

Und deshalb freue ich mich besonders, ihn heute hier begrüßen zu dürfen.

Herzlich willkommen.

Freu mich dabei zu sein.

Herr De Masi, Sie waren Mandatar des Deutschen Bundestags.

Sie saßen dafür die Linke. Das tun Sie nicht mehr, haben das da hier angemerkt.

Und Sie haben als Mitglied des Finanzausschusses im Bundestag sich schon mit Wirecard beschäftigt,

als eigentlich noch alle geglaubt haben, dass da eine richtig tolle, richtig innovative Finanzkonzern.

Sie haben an den CEO von Wirecard, an Markus Braun, schon im März 2020 einen Brief geschrieben.

Also vor der Pleite. Warum haben Sie das gemacht?

Ja, ich habe mich seit 2017 mit Wirecard beschäftigt, weil ich einen Hinweis bekommen habe.

Damals von einem Journalisten, der im Deutschen Wochenzeitung die Zeit.

Und der hatte mich so ein bisschen auf dem Schirm, weil ich zur Form Europäischen Parlament war und dort bereits mit der Recherche zu Finanzkandalen auf mich aufwärtsam gemacht hatte.

Und er hat gesagt, er hat nicht so richtig einen Ansprechpartner in Deutschland, der sich das Thema vielleicht mal ansieht.

Und dann war ich eigentlich seit 2017 an dem Unternehmen dran.

Und man muss auch bedenken, das war die Zeit, so nach der Finanz- und Euro-Krise, die noch sehr meine Zeit im Europäischen Parlament geprägt hat.

Und dann wurde so erzählt, ja, die Banken, die haben uns jetzt hier viele Probleme bereitet, aber jetzt gibt es ja die neuen Spieler auf dem Finanzmarkt,

die sogenannten Chin-Tex, die also im Zeitalter des Internets mit uns in Daten den Bankenkonkurrenz machen.

Und da gab es auch aus meiner Sicht sehr viel Unkritisches dazu im Europäischen Parlament.

Also es gab dann Veranstaltungen von Abgeordneten, die waren besponsored von diesem Unternehmen.

Und mich hat das immer fasziniert, also die technologische Entwicklung einerseits, aber ich habe mir auch Gedanken gemacht,

was passiert denn eigentlich, wenn auch große Daten unternehmen, sagen wir Apple oder Facebook oder ähnliche, wenn die jetzt in den Finanzmarkt drängen?

Und deswegen dachte ich, da steht auch eine größere Geschichte dahinter.

Und dann habe ich den sogenannten Zatara-Bericht gelesen.

Das war so ein Bericht von sogenannten Lehrverkäufern, die auf fallende Aktienkurse wetten.

Und die haben heftige Vorwürfe gegenüber der WireCAD-BG formuliert.

Mein Problem war aber, erstmal hatte ich keinen Ansatzpunkt, um Nachfragen zu stellen im Bundestag.

Denn die Bundesregierung hätte immer gesagt, das ist ein privates Unternehmen, wenden Sie sich an das Unternehmen.

Wir haben damit nichts zu tun.

Und als dann langsam sich die Berichterstattung intensiviert, das waren wenige Journalisten.

Es gab auch sehr viele Jubelarien in der Deutschen Presse auf WireCAD.

Aber dann gab es eben auch die Artikel der Financial Times von Dan McCrum.

Und dann hatte ich einen Ansatzpunkt, um bei der deutschen Finanzaufsicht nachzufragen,

und habe dann, glaube ich, die erste parlamentarische Anfrage im Frühjahr 2019 gemacht.

Und dann bin ich heftig attackiert worden, also von anonymen Nutzern aus dem Internet.

Und da bin ich hellhörig geworden.

Ich habe da gemerkt, das ist kein normaler Finanzprinzip.

Und zubeißt, wenn man ihn reizt, dann weiß man, es gibt einen Grund dafür.

Genau, exakt.

Und das war eben vielleicht auch das neue Phänomen des Internets, über die sozialen Medien, Twitter.

Die sind ja meistens gar nicht sozial, die sind so häufig ziemlich asozial, so wie sich da Nutzern aufführen.

Aber das war sozusagen einer der Gründe, dass ich einfach hellhörig geworden bin.

Ich habe gedacht, das ist kein Zufall.

Also, da gab es so richtige Trollarmeen, die einen dort dann kritisiert haben.

Und ich kann ja verstehen, wenn Leute sagen, okay, jetzt kommt ein Abgeordneter und redet vielleicht mein Aktieninvestment schlecht.

Aber das war organisiert.

Und da habe ich gemerkt, irgendetwas stimmt mir diesem Unternehmen nicht.

Auf der anderen Seite offiziell ist eben Wirecard aufgetreten,

dass das Unternehmen, das im DAX gelistet ist, das dort die Kommerzbank verdrängt hat.

Also das Symbol, das alten Geld, das jetzt eben das neue Geld, wie Sie es genannt haben.

Man war in Europa, glaube ich, sehr stolz darauf, dass man selber so ein Unternehmen vorzeigen konnte

und dann nicht noch die amerikaner oder amerikanische Lösungen zurückgreifen musste.

erzählen Sie mir noch ein bisschen, oder mir und der Wörerschaft, so ein bisschen auch die Atmosphäre damals?

Ja, wir müssen bedenken durch die neuen großen Internetkonzerne.

Die sind ja mächtiger als, sagen wir, die mächtigsten Ölkonzerne oder Automobilkonzerne.

Yvonne, also ich glaube, die größten Big Tech-Unternehmen in den USA, die haben einen Marktanteil an der US-Börse,

der noch nie von einer einzelnen Industrie so groß war.

Und das hat natürlich damit zu tun, dass wir täglich durch unsere digitale Technologie,

durch das Internet, Milliarden Datenpunkte hinterlassen, wenn wir etwas suchen in einer Suchmaschine wie Google.

Und natürlich war dann immer die große Frage in der Frühphase des Internets, wie verdiene ich damit Geld?

Und wir erinnern uns, als das Internet so an den Kinderschuhen steckt.

Ich erinnere mich noch, die lauten Geräusche, die das immer machte, wenn man sich einwählte, so über die Telefonbuchse in das Internet.

Und dann hat es Ewigkeiten gedauert, bis sich da mal irgendwie eine Homepage aufgebaut hat.

Es gab noch kein Amazon, noch kein Salando, also man konnte nicht irgendwie im Onlinehandel viel Geld verdienen oder so.

Aber es gab damals in der Frühphase, also Wirecard entstand, eben Geschäftsfelder wie die Zahlungsabwicklung für Pornografie oder für Online-Puckspiel.

Und dort tummelte sich Wirecard, weil die hatten dann sogenannte Dialer zum Beispiel.

Und wenn dann Leute auf Pornoseiten waren, dann hat sich sozusagen im Hintergrund seiner Software installiert.

Und dann sind die für die weitere Zeit, die sie im Internet verbracht haben oder auf dieser Seite, gab es dann sehr hohe Telefongebühren,

weil die sind quasi auf eine Überholspur auf der Datenautobahn gelenkt worden, durften diese schnellere Spur nutzen,

weil eben noch nicht genug Daten-Durchleitungskapazität da war, um mal dieses Wort ungetümt zu nutzen.

Also es gab sagen noch nicht genug Autobahnen im Internet.

Und dann hat man ihnen eine Überholspur gewährt und da mussten sie aber eine sehr hohe Rechnung dafür bezahlen.

Und das war so ein Graubereich, das war vielen Leuten natürlich peinlich, wenn dann oft einmal die Telefonrechnung kam.

Und die haben dann meistens still und leise gezahlt, damit es da keine Probleme gibt.

Und dann sind irgendwann Verbraucherschützer eingeschritten.

Dann ist dieser Bereich auch ein Magnet für Geldwäsche, weil ich die Umsätze leicht manipulieren kann.

Die organisierte Kriminalität hat viele Zahlen durchgewickt.

Im Bereich Polografie gab es immer Angebote aus dem Reichkindesmissbrauch und sonstiges.

Und auch das Online-Glücksspiel wurde in den USA hartsanktioniert.

Und das hat dann Wirecard-Probleme in seinem ursprünglichen Geschäftsfelden bereitet.

Aber zusammenfassend kann man sagen, so wie eine große Schlacht existiert um die Kontrolle der Datenautobahn.

Und das ist kein Zufall, so die US-Geheimdienste.

Das wissen wir aus den NSA-Leaks und ähnlichen.

Die kontrollieren zum Beispiel auch Informationen auf Facebook oder auf Google.

Und natürlich haben auch Sicherheitsbehörden zum Beispiel ein Interesse.

Diese Datenspuren, diese vielen Datenpunkte, die wir tagtäglich beim elektronischen Bezahlen auslösen,

da Einblicke zu erhalten, weil denken wir jetzt an den Ukraine-Konflikt und die Wirtschaftssanktionen.

Unabhängig davon, wie man zu diesem Wirtschaftskrieg steht, ist es natürlich so,

dass um die Sanktionen durchzusetzen, muss sich natürlich auch die Finanzströme überwachen.

Und deswegen spielen diese Finanzkonzerne im digitalen Zeitalter eben nicht nur eine kolonische Rolle,

sondern auch eine geopolitische Rolle. Und in diesem Spielfeld tummelt er sich Weierkant.

Weierkant tummelt sich dort nicht mehr, weil 2020 im Frühsommer, im Juni, dann klar wurde,

das Geschäftsmodell hat nicht ganz so gut funktioniert.

Es haben 1,9 Milliarden Euro gefehlt.

Der CEO Markus Fraun musste das zugeben. Er ist dann zurückgetreten.

Und der 2. im Bunde, und weil ich vorhin gemeint habe, wir haben das ein bisschen an die Österreicher,

an die Deutschen abgetreten, muss man erwähnen, es handelt sich bei beiden Männern um Österreicher,

also sowohl bei Markus Fraun, als auch eben bei dem ominösen Jan Marsalek,

über den wir jetzt vielleicht ein bisschen sprechen sollten.

Jan Marsalek war der Finanzvorstand von Weierkant und ist nach der Pleite, ja,

Demasi, er ist verschwunden.

Er ist verschwunden. Er war nicht ganz, er war nicht der Finanzvorstand, er war der Chief Operating Officer.

Also man könnte sagen, das Mädchen war alles im Vorstand sozusagen.

Also er hat quasi das operative Geschäft geleitet und er war Asienvorstand.

Und Asien war so wichtig aus einem Grund, weil die Weierkart ist mit phänomenalen Zahlen gewachsen jedes Jahr

und um zu begründen, woher diese Gewinne kommen, haben sie gesagt, naja, wir sind in ganz riskanten Märkten,

in Asien, wir wickeln zum Beispiel Zahlungen ab, die Visa und Mastercard zu riskant sind,

mit irgendwelchen Händlern, wo eben Visa und Mastercard sagen,

wenn da jetzt zu viele Zahlungsausfälle oder ähnliches entstehen, dann wollen wir das nicht haben,

weil dann müssen wir das immer rückabwickeln und das ist nicht gut für unsere Reputation.

Und dieses Geschäfts hat Weierkart übernommen und hat dann im Kern gesagt, okay, wir wickeln das ab

und gehen dort selber ins Risiko und sichern das ab.

Darf ich da ganz kurz, ja, demasi, weil ich bin jetzt ein DAX-Konzern.

Ich bin den DAX-Konzern, also die deutsche Finanzmarktaufsicht schaut über mich, zumindest über den Bankenteil.

Das wird jetzt jetzt so kompliziert.

Und ich sage, ich bin derjenige, der so riskante Geschäfte abwickelt in Asien,

dass die Mastercard und Visa eigentlich nicht abwickeln würden.

Das erscheint mir zumindest so, als wäre ich da schon auf Feldern unterwegs, die vielleicht ein bisschen schädig sind.

Absolut, also die haben sozusagen nicht das Prime-Geschäft gemacht, wie man im Englischen sagen würde,

sondern die waren schon in diesem Graubereich unterwegs, aber ich sage mal so,

dieses sogenannte Acquiring und Issuing nennt man das, das ist durchaus verbreitet gewesen

und das funktioniert so, also jetzt wickel ich eine Kreditgartenzahlung ab, sagen wir über 100 Euro

und dann behalte ich vielleicht ein Euro Gebühr für die Abwicklung ein und ein 4 Euro Sicherheitseinbehalt,

falls es zu einem Problem kommt, also dass die Ware nicht geliefert wird oder die Zahlung nicht gedeckt ist.

Und ich kann aber eben eine etwas höhere Marge erzielen aufgrund des höheren Risikos.

Da hat Wirecard immer gesagt, wir haben keine eigenen Lizenzen in vielen dieser Märkte

und deswegen kaufen wir uns irgendwelche Trip-Partnerfirmen zu

und die Gewinne von diesen Firmen, die sind da alle, wir können euch quasi hier die Kasse nicht direkt zeigen,

aber das liegt auf unserem Treuhandkonto, also die hatten so Treuhandkonten

und das Interessante, und dann komme ich gleich zu Jan Masalek, war eben, das war überwiegend in Asien,

dass die hohen Gewinne von Wirecard sozusagen gegründet wurden

und deswegen war das Asien-Geschäft, das Jan Masalek verantwortete, so wichtig

und stand im Fokus der ganzen Aufregung um Wirecard und auch der kritischen Berichte.

Und ja, später dann, als es dann zu diversen Prüfungen kam, kam dann irgendwann heraus,

da liegt gar kein Geld auf den Treuhandkonten.

Ein früheres Treuhandkonto stellte sich als das Spesenkonto einer Tanzbar heraus in Singapur

und später nach Philippinen verlagert.

Also das war schon auch teilweise ganz lustig und skurril, was man da so gelernt hat.

Und es gab schon immer Auffälligkeiten, also zum Beispiel sind die wem im Jahr gezogen, 30% gewachsen.

Sie haben immer im letzten Quartal die Gewinne so hingebaut, dass das irgendwie gepasst hat

und die wurden dann immer begründet mit ganz verschachtelten Sätzen, also fast schon esoterisch,

wenn man diese Geschäftsberichte gelesen hat, dann wurde zum Beispiel immer mit dem guten Weihnachtsgeschäft gegründet,

nur in vielen asiatischen Ländern wird kein Weihnachten gefeiert.

Also da hätte einem schon etwas auffallen können oder als letztes Beispiel,

es gab dann ein Interimvorsitzender nach dem Markus Braun zurücktreten musste aus den USA

und er hat gemeint, er hätte im Kern in wenigen Minuten verstanden, dass dieses Geschäftsmodell faul war,

denn er hätte sich einfach die Frage gestellt, gibt es überhaupt 1,9 Milliarden Euro der Wiesen,

also Fremdwährung, weil Euro ist ja aus Sicht der Philippinen eine fremde Währung im Philippinischen Bankensystem.

Und dann hätte er, ich glaube, bei der Zentralbank angerufen und dann hätten gesagt,

so viel Geld gibt es ja gar nicht im Bankensystem. Ja, und dann war die Sache klar.

Erdemasig, aber das bedeutet, dass selbst vor dieser Spektakulierung pleite und unbeachtet der Frage,

ob diese 1,9 Milliarden Euro existiert haben auf den Treuhandkonten oder nicht,

man hätte in den Geschäftsberichten nachlesen können, das Wirecard eben nicht so sehr daran arbeitete,

was jetzt die Eigendarstellung war, also nicht so sehr an der Kreditkarte der Zukunft,

den Bargeld, Klosenzahlen etc. arbeitete, sondern eigentlich sein Geschäft mit sehr undurchsichtigen,

inskranzparenten Geschäften in Asien gemacht hat, die Wirecard nicht einmal selber getätigt hat,

sondern über Brittpartner abgewickelt hat. Genau, und es gibt so eine Krankheit,

nenne ich das immer im Wirtschaftsleben, also wenn so ein neuer Trend entsteht, so ein Hype,

dann gibt es natürlich auch in so einer Goldgräberstimmung viele falsche 50er

und leider ist es in der Politik auch sehr unwohl, dass man dann mit diesen Erfolgsunternehmen

auf einem roten Teppich stehen möchte. Markus Braule hat sich dann immer so als Alpen Steve Jobs bezeichnet,

also ich mag die Alpen sehr, ich mag auch Österreich, aber versucht so wie Steve Jobs von Apple

sich so einem Rollkragenprolover darzustellen und hat immer ganz komplizierte Reden gehalten

und dann mit möglichst vielen Anglizismen, also dann irgendwelche Tech-Griffe und so, die er da eingestreut hat

und auf mich wirkte das alles, also das ist dann immer ganz lustig, ich sage das jetzt mal so,

wenn dann irgendwelche älteren Herren von der ÖVP oder der CSU da sitzen

und dann irgendwie so tun werden sie die Technikexperten, aber die scheitern schon an ihrem iPhone

und ja, das war so die Stimmung und damit hat er das versucht zu übertünnchen

und ja, viele Leute sind diesem Hype befolgt, haben das nicht hinterfragt

und das Interessante ist aber natürlich, dass da auch viele Institutionen den Job nicht gemacht haben,

also die Wirtschaftsprüfer von IY haben zum Beispiel nie die Existenz dieser Konten wirklich überprüft,

was am Ende gab es dann sogar, ganz am Ende gab es dann, die wurde quasi an Bankgeschäft dort vorgetäuscht

aber IY hat in den ganzen Jahren nicht wirklich sich mal in den Flieger gesetzt

und dann gesagt, wir wollen jetzt hier auch entsprechend das überprüfen

und das ist durchaus bei so einem großen DAX-Konzern mit so vielen Briefkastenfirmen

allen möglichen Ländern, ist das üblich, dass wenn das jetzt nicht die Portokasse ist,

wo fünf Euro draußen sind, sondern ein Drittel der Bilanzsumme, 1,9 Milliarden Euro,

dass man da natürlich auch nachguckt, ist das Geld wirklich da

und das war einerseits das Problem, also das es nicht genug kritische Öffentlichkeit gab,

übrigens auch teilen das Journalismus nicht, auch den deutschen Journalismus nicht,

ich habe vor einigen Tagen wieder einen Beitrag gesehen des deutschen Auslands-Fernsehsenders,

der sich wie so ein PR-Film von Wirecard, also dann wird immer zur Kommerzbank traurige Musik eingespielt

und ganz fröhliche Musik zur Wirecard und die zeigen dann, wie man per Gesichtscan bezahlt

und so weiter und so fort. Und dann muss man einen weiteren Punkt betrachten,

dass ja, dass die Zahlungsentwicklung vor Online-Glückspiel in den USA scharf sanktioniert wurde

seit einigen Jahren und das war am Anfang ein Haupt- mit Hauptgeschäftsfeld von Wirecard

und es gab immer mehr kostenlose Pornoangebote im Internet

und schon allein deswegen hätte man eigentlich auch als Aufsichtsrat sagen müssen,

na ja, wo kommen denn jetzt eigentlich die Gewinne her?

Das macht ja so alles keinen Sinn und das ist eben auch nicht der Fall.

Also Joghworn hat Wirecard auch ein bisschen kaputt gemacht,

vielleicht wenn wir ein paar Sachen noch aufdröseln, IY ist der Wirtschaftsprüfer,

Vormals Ernst & Yang, die haben jahrelang die Bilanzen von Wirecard geprüft und auch abgenommen.

Wirecard war zwischenzeitlich bis zu 24 Milliarden Euro wert,

damit wir diese Dimension noch drinnen haben

und es hatte Kunden aus westeuropäischer Sicht oder in westeuropa wie Tui,

Playmobil oder den Rewe Konzern, also da waren durchaus namhafte Unternehmen mit dabei.

Wir können jetzt glaube ich spoilern, selbst wenn IY sich in den Flieger gesetzt hätte,

wahrscheinlich hätten sie diese Gelder nicht gefunden, zumindest seit die Staatsanwaltschaft,

bis jetzt diese 1,9 Milliarden Euro nicht gefunden, die in Manila liegen hätten sollen,

seit december 2022, also seit ein bisschen mehr als einem halben Jahr,

läuft deshalb in München jetzt ein Strafprozess, es geht nun Betrug und Belangensfälschung

und da war eben einer am präsentesten, der eigentlich gar nicht vor Ort war

und das ist eben wieder unser Jan Maselec.

Ich weiß nicht, wann das letzte Mal ein Österreicher ist, auf die Europe Most Wanted-Liste geschafft hat,

aber er steht jetzt jedenfalls da drauf, man kennt sein Gesicht von den Verhandlungspostern

auf Flughäfen europäischer Großstädte, seine Spur verliert sich eigentlich im österreichischen Wartfelslau.

Was ist denn da genau passiert, Herr Maselec?

Ja, also erstmal herzlichen Glückwunsch an Jan Maselec, dass er zu dieser Berühmtheit geschafft hat,

ist ja auch erstmal eine Leistung, er hat tatsächlich am 19. Juni 2020 Verzeihung,

hat er Deutschland Richtung Österreich zunächst verlassen

und soll dann über einen Chessner, glaube ich, in Wartfelslau nach Weißrussland weiter gereist sein

und es kamen wohl auch zwei Polizisten vor Ort, die eigentlich hätten nochmal die Insassen der Maschine kontrolliert,

aber ja, Jan Maselec war zu dem Zeitpunkt nicht vor Ort

und dann sind die unverrichtete Dinge wieder abgezogen und weiß ich nicht,

wann vielleicht eine Dorfgneipe eintrinken, ich weiß es nicht.

Er hatte ja auch sechs Pässe, oder?

Ja, die mal so, er hatte, er soll sechs Pässe gehabt haben.

Er hatte ziemlich viele Pässe, ja, das ist richtig.

Es ist allerdings noch eines interessant an dieser Ausreise

und da, finde ich, kann man auch die deutsche Staatsanwaltschaft nicht aus der Pflicht nehmen.

Die deutsche Staatsanwaltschaft hat die Münchner Staatsanwaltschaft seit dem 16. Juni 2020, also drei Tage vor seinem Verschwinden,

gewusst, dass die Bankbelege gefälscht sind von der deutschen Finanzaufsicht

und damit standen natürlich schwerste Straftaten im Raum,

weil es ging, wie gesagt, nicht um fünf Euro, sondern um 1,9 Milliarden Euro.

Es lief bereits eine Sonderprüfung, durch KPMG und KPMG hatte ihm gern geschrieben,

wir konnten keine Belege für die Gelder finden.

Also wiederum Wirtschaftsprüfer, die gerufen worden sind?

Genau.

Wir gerufen, weil die Märkte nicht beruhigt waren, auch nach dem anorten Testat durch EY

und dann hat EY gesagt, okay, dann holen wir jetzt einen weiteren Prüfer,

weil sie wurden jahrelang immer von derselben Unternehmen von EY geprüft

und da gab es schon immer auf den Vorwurf, dass das manchmal zu kuschelig ist,

dass dann Unternehmen wie EY, es gibt eben die sogenannten Big Four,

es gibt wenige große Wirtschaftsprüfer, die häufig Unternehmen auch beraten

und dort saftige Honorare kassieren.

Das ist ein durchaus ein Milliardengeschäft

und deswegen gab es auch immer den Verdacht, dass EY vielleicht,

weil sie diese Aufträge nicht verlieren wollen, nicht so richtig streng hinguckt

und dann wurde eben der Wettbewerber KPMG geholt

und KPMG hat dann tatsächlich gesagt,

wir haben ja also in dem etwas umständlichen Wirtschaftsprüfer in Deutsch,

dass sie keine Belege finden konnten für einen erheblichen Teil des Geschäfts

und Markus Braun hat das dann etwas unrichtig dargestellt,

darauf stößt sich jetzt der Vorwurf der Marktmanipulation in der Öffentlichkeit

und das war sozusagen die Vorgeschichte

und man muss noch hinzunehmen in das Gesamtbild.

2015 bereits gab es ein Rechtshilfersuchen der USA

wegen Zahlungsabwicklungen für illegales Onlineglücksspiel

an die Münchner Staatsanwaltschaft mit einer Ratze, die bei Wirecard auch stattgefunden hat.

Laut Aussage der früheren Sekretärin von Markus Braun

mussten alle ihr Telefon und so abgeben, nur Herr Braun nicht,

weil der gerade in Österreich weilt, ich weiß nicht, ob sich das jetzt auf diese Ratze bezog,

das muss ich in den Akten noch mal nachlesen, aber also gab es schon einige Vorkommnisse

und Herr Massalik war beschuldigter in dem Verfahren.

Es kam dann auch zu einem Kontakt später, das haben wir aber alles später erfahren,

also auch mit einem früheren CIA-Beamten, es gab da nach meiner Interpretation eben auch Gespräche

mit US-Behörden, weil natürlich haben auch Sicherheitsbehörden ein Interesse zu sehen,

wenn man so viele schmutzige Gelder abwickelt, wer sich da alles tummelt.

Und manchmal sagen die eben, wir würden gerne mal in diesen Datensätzen fischen.

Und das war die Vorgeschichte, dieses Verfahren wurde unter etwas unklaren Umständen dann eingestellt

und später ist Jan Massalik bei der Münchner Staatsanwaltschaft entschieden,

hat eine völlig unglaubliche Geschichte erzählt.

Er hat nämlich gesagt, dass die Nachrichtangentur Bloomberg Wirecard erpressen würde

und sagen würde, wenn die ihnen nicht 6 Millionen Euro zahlen, dann würden sie kritische Berichte veröffentlichen

gemeinsam mit der Financial Times, also eine wilde Verschwörungsgeschichte.

Und einer der Kronzeugen war ein britischer Drogendealer, der mittlerweile verstorben ist

und Jan Massalik war wieder vor Ort.

Und das führte dann zu einem sogenannten Lehrverkaufsverbot, also das erste Mal in der deutschen Nachkriegsgeschichte,

das für ein einzelnes Unternehmen gesagt wurde, Spekulanten dürfen jetzt nicht mehr auf fallende Aktienkurse

dieses Unternehmens wetten, weil hier quasi bewusst der Markt manipuliert wird.

Es kam sogar zu einer Anzeige gegenüber dem Journalisten der Financial Times, der das Ganze recherchiert hat.

Also das muss man noch kennen als Vorgeschichte.

Das heißt, Massalik war schon öfters, ich will das mal so nennen, auffällig geworden.

Und bis hin zu Vorkommen müssen, wo er zum Beispiel im Jahr des Skriper-Anschlags,

das Anschlag auf einen früheren russischen Agenten, der sagen in Großbritannien mittlerweile lebte,

da soll er mit der Formel für den Nervenkampfstoff und Dokumenten, die Russland entlasten sollten,

vor Investoren in Großbritannien herumgewedelt haben.

Also er tummelte sich dort überall.

So, und jetzt sind wir am 16. Juni 2020, es hat vor wenigen Wochen eine Razzia in Massaliks Wohnungsstadt gefunden,

wo die Staatsanwältin später behauptet hat, naja, wir hatten nicht genug Polizeikräfte und so,

und da nochmal anrücken müssen.

Und dann erhält sie die Information von der deutschen Finanzaussicht, die 1,9 Milliarden Euro, die Bankbelege sind gefälscht.

Es standen somit schwere Straftaten im Raum und klar, aus meiner Sicht, klare Verdunklungs- und Fluchtgefahren.

Und dann ist er noch ganz gemütlich zum Italiener gegangen, also nicht zu mir, was ich seinen hinschen Namen habe,

sondern in München und hat sich, ich glaube, im Beiseil von Martin Weiß,

einen früheren Ranghohen österreichischen Verfassungsschützer, hat er sich dort getroffen

und dann seine Ausreise mit dem geplant und ist dann am 19. Juni 2020 über Bad Vöslau nach.

Weißruss dann ausgereist und dort verliert sich zunächst die Spur.

Und nur noch das, als ob das noch nicht genug wäre in dieser, ihren Geschichte,

ich habe dann die Staatsanwältin im Bundestag gefragt, warum haben sie ihn denn nicht verhaftet?

Und da hat sie geantwortet, sie hätte noch nicht genug Haftgründe gehabt, was viele Juristen mit ihnen nicht sprechen,

weil die 1,9 Jahre Euro an die Bankbelege gefälscht, also das war ja ganz klar, dass da etwas faul war.

Und dann habe ich gesagt, sie hätten ihn ja wenigstens mal zum Gespräch einbestellen können.

Und dann hat sie gesagt, ja, demma, Sie wissen Sie, in München ist die Postzustellung so langsam, da wäre er ja schon weg gewesen.

Und das ist ein Widerspruch, also entweder sie wusste, dass er vor hat sich abzusetzen, hat deswegen kein Brief abgeschickt,

weil die Post, meinetwegen, in München so langsam ist, dann hätte sie ja gewusst, dass er vor hat zu fliehen.

Dann hätte sie ihn sofort verhaften lassen müssen, wegen Flucht- und Verdunklungsgefahr.

Oder sie wusste es nicht und dann hätte sie auch ihren Brief abschicken können.

Aber das Interessante ist, sie hat ihm sogar noch Zeit gegeben, vermeilt sich das Geld auf den Philippinen zu suchen,

das war ihm sein Vorwand und als er dann nicht zu seinem Termin in München erschien,

dann wurde auf einmal ein Interzaller Haftgefühl ausgestellt, da war er aber schon weg.

Und das Bequeme ist nun für alle Beteiligten, auch für den österreichischen Verfassungsschützer oder Ehemaling,

dass die Ermittlungen gegen ihn in dieser Sache auch eingestellt wurden, weil da kein Haftbefehl damals existierte,

war er auch kein Fluchthelfer im klassischen Sinne, sondern nur, sagen wir, ein Reiseplaner.

Weil Masalik ist zu dem Zeitpunkt ganz legal aus Deutschland rausgeheist.

Das Reisebüro BVT, wie man es vielleicht in diesem Fall auch nennen kann.

Wir müssen vielleicht dazu sagen, sie haben die Staatsanwältin im Rahmen eines Untersuchungsausschusses befragt

im Deutschen Bundestag, der dann auch aufgesetzt worden ist, um die politischen Folgen des Wirecard-Skandals zu vermessen.

Jan Masalik wird jetzt in Russland vermutet.

Laut Informationen der Süddeutschen Zeitung hat er auch die russische Staatsbürgerschaft angenommen.

Wir können das nicht verifizieren, aber jetzt hat er sich kürzlich in München beim Gericht gemeldet.

Genau, er hat sich per Brief gemeldet und sich zum Prozess eingelassen.

Also Masalik soll immer einen besonderen Sinn vor dem Morgen abtraben.

Der wird dort deutlich mit diesem Schreiben.

Er hat auf acht Seiten über sein Anwalt von Eckstein sich eingelassen zum Prozess

und der zumindest bestätigt, dass Schreiben sei echt, komme also von Masalik selbst.

Das ist natürlich auch ein Stück weit schwer zu verifizieren.

Wenn er sich im Ausland findet, wovon auszugehen ist, wahrscheinlich in der Obhut von ausländischen Nachrichtendiensten

Es gibt auch immer wieder andere Überlegungen, aber egal wo er ist,

seine Gastgeber werden ihn dort schon sehr eng bewachen.

Insofern kann man auch davon ausgehen, dass das nicht ganz ohne Zustimmung seiner Gastgeber passiert ist.

In diesem Brief macht er im Kern Folgendes.

Er sagt, das Drittpartnergeschäft habe existiert.

Er sagt sogar, es existiere weiter, unabhängig von Wirecard-Konzern, der Kronenzeuge der Staatsanwaltschaft,

sein früherer Kompagnor Oliver Bellenhaus, der Stadthalter Wirecard in Dubai war,

der würde dort unbeheiten, verbreiten, das ist quasi der Kronenzeuge der Staatsanwaltschaft

und er springt Markus Braun bei.

Und das ist ganz interessant aus einem Grund, weil Markus Braun, der immerige CEO von Wirecard,

auch ein Österreicher, der hat jetzt folgende Geschichte präsentiert vor Gerichtet,

auch gesagt, das Drittpartnergeschäft hätte existiert, real, und das sei veruntreut worden hinter seinem Rücken.

Also auf Deutsch, der alten Steve Jobs sagt jetzt, er war der dümmste CEO Deutschlands

und hat das einfach nicht mitbekommen.

Ja, am FT-Aufdecker schon ein bisschen.

Dan McCrum hat das einmal in dem schönen Zitat zusammengefasst.

Entweder Markus Braun ist die am meisten betrogene Person, die jemals gelebt hat,

oder ein eiskalter Soziopath.

Das passt da ein bisschen in der Sinne, was Sie jetzt gerade erzählen.

Absolut.

Und der, der früher behauptet hat, jedes zerteidiges Geschäfts zu verstehen,

sagt jetzt, er sei im Prinzip Opfer eines Betrugs geworden.

Und der Betrüger sei der 1,9 Milliarden Euro Betrüger Jan Masalek.

Der ist jetzt aber auf einmal seit dieser Brief existiert, sein wichtigster Entlastungszeuge.

Also derjenige, der ihn betrogen hat, auf den bezieht er sich jetzt und sagt,

der bestätigt ja auch, dass Geschäft existiert.

Und das ist jetzt erstmal vielleicht für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer irgendwie verwirrend.

Aber man muss dazu Folgendes verstehen.

Eigentlich ist das das perfekte Verbrechen.

Denn einer ist mutmaßlich auch unter sehr dubiosen Umständen tot.

Das war ein Stadthalter von Wirecard in Asien.

Christopher Bauer, der soll plötzlich verstorben sein, auch unter sehr dubiosen Umständen.

Man muss dazu wissen, dass es in diesem Bereich sehr einfach ist,

auf den Philippinen auch sich einen Totenschein ausstellen zu lassen.

Das haben später sogar Satirika nachgemacht im Fernsehen.

Das selber gezeigt, wie einfach das ist auf den Philippinen.

Also der ist verschwunden.

Markus Braun hat sich gestellt und Massalek ist unterbetraucht.

Und das ist ganz bequem eigentlich, weil Markus Braun kann dir sagen, ich bin betrogen worden.

Und derjenige, der quasi betrogen hat, der sitzt im Ausland.

Und Massalek kommt jetzt per Brief und sagt, im Kern belastet er jetzt den Kronzeugen,

springt Markus Braun bei und damit sagt er ja auch ein Stück weit,

wenn dieses Geld tatsächlich existieren würde, ja, wir haben das quasi zur Seite geschafft.

Also belastet sich er auch damit selbst.

Aber das kann er völlig gefahrlos machen, weil er eben im Ausland weit und sich den Zugriff entzogen hat.

Und daher gehe ich auch davon aus, dass es einen Deal gibt zwischen Markus Braun und Herrn Massalek.

Und warum meine ich das?

Weil zum Beispiel hat die frühere Sekretärin von Markus Braun im Untersuchungsausschuss ausgesagt,

dass sie Gespräche überhört habe.

Wo davon die Rede gewesen sei, also zwischen Braun und Massalek,

dass jetzt einer sich quasi opfern müsse und abtauchen müsse.

Es war klar, Markus Braun hat eine bürgerliche Existenz geführt.

Der hat da Kitzbühle und überall unterwegs war, hat Familie.

Jan Massalek war der Mann für die schmutzigen Sachen, der immer in der Welt herum jettete

und der Rückenschmerz leidete, weil er da unten im Flieger saß

und im Prinzip die schmutzigen Deals geregnet hat.

Und auch so ein bisschen mehr der Abenteuertyp war.

Und schon seiner ganzen Biografie angelegt, ist früh von der Schule abgegangen.

Hat übrigens einen ganz interessanten Großvater, Hans Massalek,

der eine ganz andere Biografie hat, also der war Chronist des Konzentrationslagers Mauthausen,

war im Widerstand damals gegen das NS-Regime und er ist sein Enkel.

Also er hatte früh auch, ich sag mal, mit der Welt der großen Politik zu tun.

Und insofern ist dieser Brief jetzt aus meiner Sicht der Versuch, Markus Braun beizuspringen

und ein Stück weit aber vielleicht auch zu drohen und zu sagen, liebe Staatsanwaltschaft,

wenn er den Markus Braun jetzt vielleicht zu hart anpackt,

dann können wir hier auch die Taschenlampe hinhalten und mal auf den Tisch packen,

was wir hier alles abgewickelt haben.

Und meine These ist eben, dass das auch durchaus unangenehm auch für die deutsche Politik sein könnte,

weil ich eben aufgrund einer Fülle von Indizien davon ausgehe,

dass Herr Massalek auch mit deutschen Sicherheitsbehörden zusammengearbeitet hat.

Also die Österreicher werden ja immer genannt, aber es gab eben viele Kontakte,

es gab zwei ehemalige deutsche Geheimdienstkoordinatoren, die sich im Umfeld von Weier hat,

also Jan Massalek tummelten und es gab, es gibt Kommunikation, wo Jan Massalek zum Beispiel einmal auch sagt,

er wolle einen ganzen Kundendatensatz von Weier hat,

da gibt es eine Anforderung des BND, des Deutschen Bundeslachrichtendienstes und vieles mehr.

Und deswegen ist diese Frage, ob das Trittpartnergeschäft existierte,

eine sehr spannende Frage vom Gerichtsprozess, weil die Staatsanwaltschaft sagt,

in Tieren, das war alles erfunden, alles erfundene Umsätze,

um sozusagen immer wieder in einer neuen Runde Geld von Investoren reinzubringen

und dann wurde immer dieses Geld quasi abgezweigt aus dem Unternehmen

und das war ein Riesen- und Drucksystem, also ein Stehballsystem, wo die Lawine immer größer wurde

und den Berg runtergerollt ist.

Und Markus Braun sagt, das Geld war quasi da, ist nur veruntreut worden

von einer Bande hinter seinem Rücken.

Die Staatsanwaltschaft sagt, Markus Braun war Kopf der Bande

und dann fragt man sich, wo ist eigentlich der Rest der Bande?

Also Massalek ist abgetraucht, Herr Leih, der frühere Finanzvorstand,

der auch sehr relevant ist, sehr viel Kontakt in die Politik pflegte,

der ist lustig auf Fotosafari in Afrika,

habe ich das letzte Mal quasi verfolgen können in den sozialen Medien,

der spaziert auch noch frei herum und ich glaube eben an eine dritte Theorie,

ich glaube, dass es neben den erfundenen Umsätzen auch reale Finanzflüsse gab

oder reales Geschäft gab, so muss man das formulieren,

dass allerdings Geldwäsche waren.

Das heißt, man hat für die organisierte Kriminalität

und für andere dort Zahlungen für teilweise auch illegales Geschäft durchgeleitet

und das Problem ist sozusagen, die Staatsanwaltschaft,

der Insolvenzverwalt haben immer gesagt, das Geld existierte nicht,

weil nach dem Zusammenbruch der Wirecard habe es keine einzige Kundenbeschwerde

aus diesem Geschäft gegeben und wenn jetzt ein Unternehmen zusammenbricht

und dann die Zahlung nicht mehr abwickelt, dann würden sich ja irgendwelche Kundenbeschwerden.

Das mag eben für viele dieser erfundenen Umsätze stimmen,

aber ich sage mal Nachrichtendienste oder die Mafia, die rufen halt nicht bei der Kundenhautlein an

und die haben ja Geld auch bekommen.

Und insofern glaube ich, dass dieser Brief von Jan Masalek auch,

das eine Drohung zu verstehen ist, wenn er zum Beispiel in Russland wäre

und das mit Zustimmung der dortigen Behörden Erfolg ist, der Brief könnte das auch der Versuch sein,

die deutsche Öffentlichkeit etwas nervös zu machen.

Wir sind hier im Bereich der Interpretation, das hat auch noch einige spekulative Elemente,

das sei ja nur kurz festgehalten, aber das heißt, sie gehen davon aus,

dass der Zeitpunkt des Briefes mit dem Prozess in München zusammenhängt

und nicht, das ist ja eine andere Theorie, dass es im Zuge der Verwerfungen

in Moskauer Herrschaftsapparat, Stichwort Brigoshi in Ukraine Wagner sollt,

zu Verwerfungen gekommen ist, die möglicherweise dazu geführt haben,

dass jene, die die schützende Hand über Jan Masalek halten, entfernt werden könnten

oder Gefahr laufen, entfernt zu werden.

Sie sagen, diese Interpretation passt nicht ganz ins Bild,

sondern sie glauben eben an einen Deal zwischen Masalek und Braun

und jetzt brauchte Braun diesen Brief im Prozess.

Ich glaube an einen Deal zwischen Masalek und Braun zunächst,

weil es gibt eben viele Indizien.

Herr Braun hat zum Beispiel sehr dafür Sorge getragen,

dass er jedem erzählt hatte, der es hören oder nicht hören wollte.

Jan Masalek muss jetzt unbedingt das Geld auf den Philippinen suchen.

Er hat ihm quasi diese Legende mit der vermeiltlichen Ausreise über die Philippinen.

Was er auch bei der Staatsanwaltschaft erzählt hat, ihm erst hingebaut.

Braun wusste auch aus meiner Sicht, wie es im Unternehmen stand,

denn er hat zum Beispiel noch mit die letzte Liquidität freigezeichnet.

Er wurde quasi gewarnt, das ist unsere letzte Liquidität

und hat ihn einer dieser Briefkastenfirmen geschickt.

Das heißt, ich halte von der Opferthese von Herrn Braun überhaupt nichts.

Wo Herr Braun allerdings einen Punkt hat gegen die Staatsanwaltschaft,

ist das es vielleicht ein Teil dieses Geschäfts aus meiner Sicht tatsächlich gab.

Da will man nicht so genau hingucken,

weil dann muss man über Ländergrenzen hinweg diese ganzen Zahlen folgen.

Das heißt aber nicht, dass es nicht zusätzlich ein Motiv geben kann,

dass vielleicht seine Gastgeber sagen,

na ja, jetzt gibt es eben noch die öffentliche Outmerksamkeit des Prozesses

und jetzt ist es doch ganz gut,

wenn wir vielleicht ein paar der schmutzigen Geheimnisse lüften.

Das kann natürlich sein.

Und ich würde mich aber auch,

wenn es momentan überwiegend Indizien dafür gibt,

dass er sich in Russland aufhalten könnte,

auch das noch nicht als gesichert annehmen aus folgendem Grund.

Also nehmen wir ein Beispiel,

die Süddeutsche Zeitung hat darüber berichtet,

mit einem Foto von Jan Masalek, einem etwas Verwaschenen,

also einer Person, die er sein könnte,

in einem Prader, in einer Praderjacke oder so,

wie in einem Film, The Devil West Prader,

Teufel Trick Prader,

aber gleichzeitig war das eben nur ein verwaschenes Foto.

Dann gab es auch ein Pass, der zum Beispiel aufgetraucht ist,

der stellte sich aber als Fälschung heraus.

Wenn die Russen ihn jetzt hätten,

würde es ihn wahrscheinlich nicht besonders schwer fallen,

das auch öffentlich einzuräumen.

Also ich glaube nicht, dass es die besonders kratzt.

Deswegen stellt ich mir noch so ein bisschen die Frage,

warum liefern die dann bisher noch keinen stichhaltigen Beweis,

nur um mich nicht misszuverstehen.

Ich halte das auch momentan überwiegend,

für wahrscheinlich, dass er dort ist,

aber in dieser Welt der Nachrichtendienste

muss man bis zuletzt sehr vorsichtig sein.

Masalek hat versucht, in allen möglichen Ländern,

die sicherheitspolitisch exponiert sind,

Saudi-Arabien, China, Nahen und mittleren Osten,

Zahlenströme abzuwickeln.

Und es gibt durchaus eine starke Indizienlage,

dass er das auch mit Unterstützung,

also zum Beispiel hat ja die Bundesregierung für Wirecard

ihr komplettes diplomatisches Gewicht in China

an die Parkschale geworfen, inklusive der Bundeskanzlerin.

Und dort lobbyiert,

der ganze deutsch-chinesische Finanzdialog war auf Wirecard ausgerichtet.

Und das heißt, da gab es große Unterstützung.

Und insofern gibt es genauso die These von Leuten,

die sich damit befassen, die sagen,

vielleicht war Wirecard Masalek ein Strommann,

der versucht hat, in die Zahlungsstrukturen

in diesen Ländern hereinzukommen.

Dann könnte er auch wo ganz anders sein

und die Russen kokettieren vielleicht nur damit.

Deswegen will ich bis zuletzt mich da nicht festlegen.

Aber eines ist sicher, ich glaube,

wenn er diesen Brief selbst verfasst hat,

dann kann er das nicht ohne die Zustimmung

seiner Gastfirma getan werden.

Sie haben von der Deutschen Bundeskanzlerin gesprochen.

Es ist die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Damals bei einer Kinderreise eben Wirecard sehr gepusht.

Wirecard war damals noch offiziell

die große Erfolgsstory,

der Darling des DAX Index.

Mittlerweile ist es einer der größten Finanzskandale Europas,

mit möglicherweise, wie Sie das jetzt sehr breit und fundiert dargelegt haben,

geopolitischen Konsequenzen,

deren Ausmaßes wir uns noch gar nicht richtig bewusst sind.

Wir warten auf weitere Briefe oder Meldungen von Jan Marsalek.

Bis dahin sehen wir ihn auf Fahrendungsposteln

an Klughefen und Bahnhöfen mit Bart und ohne Bart.

Das war ein kleiner Dive-In in den Prozess gegen Wirecard.

Ja, Dimasi, ich bedanke mich sehr herzlich, dass Sie dabei waren

und uns das alles aufgedröselt haben.

Ich bedanke mich sehr. Bis zum nächsten Mal.

Ich habe zu danken und grüße an Herrn Marsalek, wenn er jetzt zuhört.

Dem schließe ich mich gerne an.

Das war der Falter Podcast.

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Für die Technik zeichnet Philipp Piedrich verantwortlich.

Ich darf mich verabschieden. Bis zum nächsten Mal und alles Gute.

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Warum Jan Marsalek sich jetzt meldet und Wirecard vielleicht das perfekte Verbrechen ist. Mit dem Wirecard-Aufdecker und ehemaligen deutschen Bundestagsabgeordneten Fabio De Masi spricht FALTER-Politikchefin Eva Konzett über das überraschende Lebenszeichen von Ex-Vorstand Jan Marsalek, über die Rolle die CEO Markus Braun gespielt hat. Das damalige österreichische BVT hat dann auch noch mitgemischt.

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