Thema des Tages: Ist Wladimir Putin angezählt?

DER STANDARD DER STANDARD 6/26/23 - Episode Page - 28m - PDF Transcript

Dieser Podcast wird unterstützt von Tierschutz Austria.

Ich bin Margit Ehrenhofer, das ist Thema des Sages, der Nachrichten-Podcast vom Standard.

Laut Medienberichten sind Wagner-Kämpfe in der Nacht auf heute in der südrosischen Stadt Rostov am Don einmarschiert.

Da sollen sie inzwischen alle Militäreinrichtungen kontrollieren.

Wagner claiming a Russian helicopter opened fire on a convoy of their vehicles making their way towards the capital Moscow.

Aber der Vormaster Söldner geht weiter.

Bis Prigoshin seinen Kämpfern vor etwa drei Stunden völlig überraschend befiehlt, zu ihren Stützpunkten zurückzukehren.

25.000 Söldner marschierten am Samstag auf Moskau.

Angeführt vom Chef der Wagner-Gruppe Yevgeny Prigoshin.

So schnell wie der Aufstand der Privatarmee angefangen hatte, so plötzlich war er auch wieder vorbei.

Wir sprechen heute darüber, was der Plan hinter diesem abgebrochenen Aufstand war.

Wir fragen nach, was dieser über die innenpolitische Lage Russland aussagt und so ob die Präsidentschaft von Vladimir Putin womöglich angezählt ist.

Florian Niederndäufer, du bist Redakteur in der Standard-Außen-Politik.

Kannst du uns noch mal zusammenfassen, was da am Wochenende genau in Russland vorgefallen ist?

Begonnen hat es wohl schon in der Nacht von Freitag auf Samstag.

Freitagabend gegen 22.30 Uhr sind erste Meldungen in den sozialen Netzwerken herumgegeistert von Wagner-Soldaten in Rostovamdon,

also dieser südrussischen Großstadt an der Grenze zu Ukraine,

die eine sehr wichtige Versorgungsstation ist für die russischen Gruppen, die das Nachbarland angegriffen haben.

Dort sind Panzer in den Straßen aufgetaucht, Soldaten mit maskierten Gesichtern.

Da war aber noch recht wenig klar, was die dort genau suchen.

Erst ein paar Stunden später hat sich da die Situationen wenig geklärt,

als Prigoshin von seiner Mastergerechtigkeit angefangen hat zu berichten

und eine Brandrede gegen das Regime in Moskau vom Stapel gelassen hat.

Unter anderem hat der gemeint, der Krieg in der Ukraine sei aus völlig falschen Motiven gestartet worden.

Es geht gar nicht um Demilitarisierung und Entnazifizierung,

sondern um die persönliche Bereicherung der Kremlklicke

und um den von ihm ohnehin schon lange verhassten Verteidigungsminister Serge Chouigu,

der mir vorgeworfen hat, der wollte einfach nur einen höheren Rang erreichen

und deswegen werde dieser Krieg gegen das Nachbarland geführt.

Das Ganze ist dann immer weiter eskaliert.

Um 37 Uhr am Samstag in der Früh hat sich Prigoshin aus dem regionalen Armeehauptquartier in Rostov gemeldet.

Er ist dort offenbar ohne großen Widerstand reingegangen mit seinen Verbündeten

und hat sich mit Militärstort unterhalten.

Er ist ihm auch auf wenig Widerstand in Rostov gestoßen.

Der Altagistort ist relativ normal weitergegangen.

Passanten haben sich fotografiert vor den Panzern, zum Teil mit Victory-Handzeichen.

Kinder wurden auf die Panzer gehoben, um Fotos zu machen.

Und dann, wenig später, hat sich dann dieser sogenannte Mastergerechtigkeit

Wagner Söldnern auf die Autobahn M4 begeben, die die Region Rostov mit der Hauptstadt Moskau verbindet.

Und dann ist auch Vladimir Putin aktiv geworden und hat eine Fernseheransprache ausstrahlen lassen,

wo er von Verrat spricht, von einem Dolchstoß, von einem Stich in den Rücken Russlands

und dass die Verräter härtest bestraft werden.

Und was eine härteste Bestrafung für Verräter in Russland unter Putin bedeutet,

ist klar, nämlich die Liquidierung, die Physische.

Das ist jetzt schon beschrieben, dass da kaum Widerstand zumindest in Rostov gab.

Gab es denn dann überhaupt keine Zusammenstöße mit dem russischen Militär?

Oder ist da schon was vorgesehen?

Es gibt ja auch keine Zusammenstöße mit dem russischen Militär.

Es gibt auch keine Zusammenstöße mit dem russischen Militär.

Gab es denn dann überhaupt keine Zusammenstöße mit dem russischen Militär?

Oder ist da schon was vorgefallen?

Naja, erstaunlich wenig, wenn man sich vor Augen hält,

dass da eine marotierende Söldnergruppe in Richtung der Hauptstadt zieht,

in rasender Geschwindigkeit.

Es gab einzelne Versuche der Armee, den Konvoi zu bremsen.

Es gab Luftangriffe, allerdings wurden die weitgehend zurückgeschlagen,

denn die Wagner Söldner hatten zwar insgesamt wenig schwere Waffen dabei,

aber doch eine Flugabwehrbatterie in ihrem Konvoi.

Und die haben laut russischen Berichten insgesamt 7 oder 8 Flugobjekte abgeschossen,

darunter einen Kampfjet und mehrere Hubschrauber.

Und in Voronezh, das ist eine weitere Station, wo die Söldner durchgezogen sind,

ist ein Treibstofftank in die Luft geflogen.

Das heißt, es gab natürlich durchaus Kollateralschäden,

darunter eben auch angeblich ein Dutzend russischer Soldaten,

die bei den Kämpfen mit den Wagner Söldnern ums Leben gekommen sind.

Auf wirklich großen Miederstand sind diese Wagner-Truppen aber nicht gestoßen,

bizarreweise, die sind ja bis knapp 200 km vor Moskau vorgedrungen,

ohne dass sie aufgehackten werden.

Die Verwaltung dort in der Gegend hat Straßensperne errichtet,

zum Teil die Straße zerstört, damit die Wagner-Truppen gepremst werden.

Man hat Lkws aufgestellt, lauter Barrieren geschaffen.

Aber ich würde mal davon ausgehen, dass die durchaus noch hätten weiterziehen können,

wenn es dann nicht zu diesem ominösen Deal gekommen wäre,

von dem wir dann am Samstagabend alle doch recht überrascht wurden.

Auf diesen Deal kommen wir gleich noch zu sprechen.

Vorher würde ich noch gerne von dir wissen,

jetzt hat ja Brigoschin schon länger gegen das System Putin

und wie du es vorhin auch angesprochen hast,

vor allem gegen den Verteidigungsminister Sholgu gewettert.

Wie hat denn Putin auf diesen Aufstand reagiert?

Putin hat eben mit dieser Fernsehansprache reagiert.

Das war sicherlich ein Zeichen seiner Schwäche,

das er sonst nicht reagiert hat, außer mit einer knappen Ansprache,

wo er eben von Verrate und Durchstoß und so weiter spricht.

Das Problem ist, dass es gar nicht klar ist,

was da genau passiert ist hinter den Kulissen.

Es gibt Gerüchte, dass Putin das Stunden vorher schon mitgeteilt bekommen hat,

dass Brigoschin sich da auf den Weg macht mit seinen Söldnern,

die ja allesamt mindestens Kriegsverbrecher sind.

Dass er so schwach darauf reagiert hat,

ist sicherlich ein Zeichen für den zunehmenden Kontrollverlustputins

in der russischen Nomenklatura.

Das wird ihm jetzt natürlich wohl auch vorgeworfen werden.

Brigoschin hat ja nicht zum ersten Mal jetzt rebelliert

gegen die Oberen im Kremel.

Sehr geschulte U-Verteidigungsminister

und vor allem Generalstabschef Alerike Rassimov

sind seine beiden Intimfeinde.

Spätestens seit der Schlacht um Bachmut,

wo die Wagnerkämpfer an vorderster Front und unter sehr hohem Blut

den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine exekutiert haben,

teilt er regelmäßig, zum Teil sehr unfletig aus gegen die beiden,

nannte sie Großveterchen und das Wort, das mit A beginnt,

dass ich ihn nicht ausspreche, ist auch gefallen.

Er hat sich beklagt, dass das Verteidigungsministerium

seine Männer im Stich lässt in Bachmut,

dass man ihm zu wenig Munition zukommen lässt,

dass man seine Männer verheizt und sich im Prinzip auf ihn verlässt,

aber ihn nicht genug unterstützt in der Schlacht um Bachmut.

Und das Ganze ist dann immer kulminiert in der Mäuterei,

die wir dann am Samstag gelebt haben.

Also, was darf diese Unzufriedenheit da wirklich auch der Grund dafür,

kann man das sagen?

Oder gab es da irgendeinen größeren Plan noch dahinter,

dass man gegen Moskau marschiert und dann sich doch wieder zurückzieht?

Ich würde das total gern wissen, Margit.

Mir ist es selber ein totales Rätsel, was da der große Plan sein kann.

Ich glaube nicht, dass Brigoshi in Ernsthaft gedacht hätte,

5.000 oder lasse es mehr Männer sein, den Kreml erobern und Moskau einnehmen.

Das wäre nur gegangen theoretisch,

wenn sich große Teile der regulären Truppen im Angeschlossen hätten,

worauf er vielleicht spekuliert hat.

Allerdings ist ihm das schon auf den hunderten Kilometern

zwischen Rostov und Lipetsk oder ein bisschen weiter oben nicht gelungen.

Der hat sich kaum jemandem angeschlossen.

Der absolute Großteil der politischen Elite hat sich in der Putin gestellt.

Mehr oder weniger zögerlich, mehr oder weniger schnell,

aber jedenfalls hat sich kaum jemand auf die Seite Brigoshins gestellt.

Das heißt, jeder Plan, den Brigoshin gehabt haben könnte,

wurde spätestens ab Samstag, Mittag absurdum geführt.

Und du hast vorhin schon gesagt, was genau da im Hintergrund passiert ist,

wissen wir eigentlich nicht, was wir aber wissen,

dass es im Endeffekt irgendeine Art von Deal gab,

die dann eben zu dem Rückzug geführt hat

und auch dazu, dass Brigoshin sich nach Belarus auch zurückgezogen hat.

Was kannst du uns denn sagen, was wissen wir denn über diese Verhandlungen?

Wissen, dann wird er tatsächlich relativ wenig.

Wir können es auch nur replizieren, was da gemeldet wurde seit Samstag

und gemeldet wurde, dass sich der Belarusische Machthaber,

ich nenne es nicht Präsident, der ist nicht demokratisch gewillt,

der Belarusische Machthaber Alexander Lukashenko eingeschaltet hat.

Lukashenko und Brigoshin kennen einander schon lang.

Der Kreml hat sich wohl gedacht, man schicke mal besser den Lukashenko vor,

denn der habe einen guten Draht zu ihm,

könne mehr oder weniger auf Augenhöhe mit dem Söldnerführer verhandeln.

Und herausgekommen ist dann, dass Brigoshin überhaupt nicht mehr strafrechtlich verfolgt wird,

was eigentlich einer der Hauptkonsequenzen in der Putinrede war.

Und auch seine Männer, die Söldner, die sich da jetzt nicht angeschlossen haben,

sollen jetzt nicht strafrechtlich verfolgt werden,

sondern können wahrscheinlich mit ihm gemeinsam nach Belarus ziehen

oder sich ihm der Armee anschließen, wie sie ohnehin mit 1. Juli geplant gewesen wäre.

Das ist wahrscheinlich auch ein Faktor, den Brigoshin dann als Vorwand für seinen Marsch nach Moskau genutzt hat.

Es wäre geplant gewesen, dass die Wagner Söldner, nachdem sie in Bachmut eben unter hohem Blut zoll,

die Ukraine bekämpft haben, dann dem Kommando Brigoshins entzogen werden

und in die reguläre Armee aufgenommen werden.

Das wollte sich, nehme ich an, Brigoshin auch nicht bieten lassen,

nachdem er monatelang an vorderster Front gekämpft hat.

Jetzt noch eine persönliche Einschätzung.

Glaubst du, dass Brigoshin damit zufrieden ist, dass er jetzt nach Belarus abgeschoben wurde

und man wird weniger von ihm hören in Zukunft?

Ich gehe mal davon aus, dass Brigoshins Rolle in der Öffentlichkeit jetzt mal vorerst zu Ende ist.

Ich gehe auch davon aus, dass Vladimir Putin keiner ist, bei dem er sich entschuldigt

und der dann sagt, passt schon, kein Problem, dass du uns acht Flugobjekte vom Himmel geschossen hast

und eine Mäuterei gestartet hast.

Ich gehe davon aus, dass Brigoshin jetzt sehr, sehr gefährlich lebt

und er besser sehr genau auf sich schauen sollte, ob das es in Belarus ist, in Russland oder sonst war auf der Erde.

Wir sprechen jetzt gleich noch weiter mit unserem Russland-Korrespondenten Jo Angerer,

wie er denn dieses Wochenende erlebt hat und auch welche Konsequenzen vielleicht Vladimir Putin noch drohen.

Vielen Dank dir schon einmal, Florian Niederndörfer,

dass du uns die Ereignisse vom Wochenende so verständlich und kompakt zusammengefasst hast.

Gerne.

Wir sind gleich zurück.

Am Anfang, da wurde das Davon der Familie geliebt von allen

und dann kommt auf einmal der kleine Neuzugang

und sie sagen, ich bin zu gefährlich, tschau, baba und vorneit

und jetzt kann ich noch hoffen, dass mir wer zu sich holt, der versteht, dass ich eigentlich ein Teamplayer bin.

Sie hörten Toni Polster als Pitbull Rocky.

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und diskutieren Lösungen für die Welt von morgen.

Jeden Freitag gibt es eine neue Folge.

Jo Angra, du bist Korrespondent für den Standard direkt in Moskau.

Das heißt, du warst quasi vor Ort dabei.

Wie hast du denn den vergangenen Samstag erlebt?

Ich war relativ früh auf den Straßen, bin natürlich ein bisschen rumgelaufen

und das war schon in Moskau eine gespenstische Atmosphäre.

Es waren relativ wenig Leute unterwegs.

Einige in den Supermärkten beim Einkaufen.

Es war sehr viel Polizei auf der Straße.

Also Rosquadia, das ist hier sozusagen die Bundespolizei.

Die haben den Kielfer Bahnhof in der Nähe, wo ich wohne,

abgesichert gehabt.

Auch alle wichtigen Gebäude in der Moskauer Innenstadt.

Da stand ein Schützenpanzer davor.

Die waren auch speziell gesichert.

Und es war relativ leer dann im Laufe des Tages.

Also zum Beispiel die großen Shopping-Malls.

Da ist bei mir eine um die Ecke,

wo die Leute am Wochenende gerne zum Einkaufen, was im Umland herkommen.

Da war gespenstische Ruhe.

Die sind natürlich auch alle nicht reingekommen,

weil ja auch die Autobahnen teilweise abgesperrt waren.

Und wann hast du generell gemerkt, OH, da passiert gerade was?

Naja, ich habe um 4 Uhr in der Früh eigentlich am Samstag,

wo die ersten Meldungen dann durchliefen.

Dann bin ich gleich aufgestanden und habe die Kaffeemaschine eingeschaltet.

Und dann ging es los.

Und das war ja wirklich ein dramatischer Samstag,

bis dann ja spätabends dann der Marsch auf Moskau

durch die Prigoshin-Leute abgebrochen worden ist.

Und die Wagnersoldaten sich zurückgezogen haben.

Wie können wir uns das genauer vorstellen,

was für Sicherheitsmaßnahmen wurden da vielleicht auch getroffen in Moskau?

Ja, also wie schon gesagt,

also mein Schützenpanzer an strategisch wichtigen Punkten,

Gebäuden und so weiter Ministerien waren da abgesichert.

Aber auch zum Beispiel die Antiterror-Maßnahmen, die in Kraft getreten sind.

Antiterror-Maßnahmen, das ist ein spezieller Maßnahmenkatalog.

Das heißt, dass also Telefongespräche abgehört werden können,

dass Internetverbindungen eingestellt werden können, blockiert werden können,

dass sogar Privatautos und Fahrzeuge beschlagnahmt werden können,

dass es Straßenkontrollen geben kann und viele Maßnahmen mehr.

Die sind dann schon am Samstag in Kraft getreten

oder in Kraft gesetzt worden von dem Moskauer Bürgermeister Sapjanin.

Das klingt also doch eher nach Ausnahmezustand.

Jo, wie haben sich denn die Menschen in Moskau am Wochenende verhalten?

Wie hat man da auch reagiert auf diesen Aufstand?

Es war schon nervöse Stimmung, muss man sagen.

Einige haben auch die Stadt verlassen und sind auch auf ihre Datschen gefahren

oder zur Verbandschaft oder wo auch immerhin gefahren.

Also es gab schon Ängste, was passieren würde,

wenn tatsächlich die Wagner-Truppen hier einmarschieren würden.

Andere haben gedacht, das ist sehr unwahrscheinlich,

es kam ja auch nicht dazu dann letztendlich.

Bisschen eine nervöse Stimmung war schon.

Hättest du gedacht, dass das alles so schnell wieder vorbei sein wird?

Naja, ich habe gedacht oder bin eigentlich davon ausgegangen,

dass es irgendwann eine Lösung geben wird,

ob das schon am Samstagabend der Fall sein würde.

Also da war ich nicht davon überzeugt, aber dass es eine Lösung geben wird,

die nicht bedeutet, dass hier eine Armee einmarschiert.

In Moskau davon bin ich eigentlich ausgegangen,

weil das wäre ja auch ein extremes Unterfangen gewesen.

Also wenn da 5000 Söldner hier die Stadt besetzen würden,

die brauchen ja auch Logistik, die brauchen Treibstoff,

die brauchen alles Mögliche, was es ja nicht gab erst mal.

Und interessant fand ich nur, dass die russische Armee,

also die reguläre russische Armee,

die ja dem von Prigoshin so angefeinderten Verteidigungsminister

Gugu untersteht, dass die sich relativ passiv verhalten hat.

Also es gibt ein jetzt berühmt gewordenes Video im Netz,

aufgenommen in dem Moment, wo Prigoshin-Truppen in Rostov am Don einmarschiert sind.

Da gab es Spezialpolizei, da gab es reguläre Soldaten,

die standen alle Sturmgewehr nach unten an Straßenrand,

haben geraucht und haben dem Spektakel zugeschaut letztendlich.

Also die russische Armee hat sich eigentlich seltsam passiv verhalten.

Das sind auch Vorwürfe, die jetzt in der russischen Öffentlichkeit

durchaus der Staatsführung auch gemacht werden.

Warum verteidigt ihr unser Land nicht? Könnte das nicht?

In Belgorod, wo ja von der ukrainischen Seite aus Gruppierungen einmarschiert sind,

gab es den gleichen Vorwurf, könnte einfach unser Land nicht verteidigen.

Was ist los in Russland?

Was würdest du sagen, was sagt denn dieser Aufstand

und eben dieses passive Verhalten der russischen Armee

über die innenpolitische Lage in Russland aus?

Das sagt zumindest mal das und das sehen auch die meisten Experten

und Kommentatoren hier so, dass Putin schon angezählt ist.

Es gibt eine zunehmend wachsende Gruppe einfach von, ich sage es mal,

Ultra-Patrioten, da zählt auch die ganze Militärbloggerszene dazu

und viele mehr, die zunehmend unzufrieden sind mit dem,

was militärisch in der Ukraine passiert sozusagen, die draufgesetzt haben.

Das wird eine schnelle Spezialoperation

und ist dann alles wieder gut und schnell erledigt.

Das ist ja nun mal nicht der Fall.

Und das Ganze zählt natürlich auch den russischen Präsidenten an,

der immer gesagt hat, wir sind stark, wir sind machtvoll,

wir sind kräftig und wir werden siegen.

Und dieser Mythosstärke ist in der russischen Gesellschaft ein ganz, ganz wichtiger.

Verliert Vladimir Putin diesen Mythos, dann wäre er wirklich angezählt,

er wird die Wahl, nächsten März sind Präsidentschaftswahlen,

er wird sie gewinnen, klar ist auch kein Nachfolger in Sicht,

aber er wackelt ein bisschen.

Was ich mich in dem Zusammenhang auch frag, auch weil du ins Belgorod angesprochen hast,

dort agieren schon russische Kämpfer gegen Russland,

jetzt haben wir hier diesen Aufstand der Söldner-Truppe,

könnte dieser denn auch andere Privatarmeen, denn es gibt ja auch andere Privatarmee

noch in Russland dazu motivieren, sich auch irgendwie Vladimir Putin zu stellen?

Also wenn das passieren würde, das ist jetzt sehr spekulativ natürlich,

Anzeichen dafür gibt es noch nicht, aber wenn das passieren würde,

würde das das Land mit Sicherheit in ein tiefes Chaos stürzen.

Es gibt glaube ich über 40 Privatarmeen von Konzernen wie Gazprom,

die haben jetzt eine eigene sogenannte Sicherheitsfirma,

die aber auch nichts anderes als eine Privatarmee ist,

bis zu ganz komischen Splittergruppen, aber eben auch bis zu den großen Wichtigen,

nämlich Wagner und Brigoshin.

Und auf der anderen Seite ist ja Ramzan Khadirov,

der Präsident der autonomen Teilrepublik Russlands Chechenien,

der hat ja mit seinen Ahmadkämpfern auch eine große Privatarmee,

die in der Ukraine im Einsatz ist,

und die ja sogar angeblich eingesetzt werden sollte,

um wiederum Brigoshins Wagner-Leute zu bekämpfen.

Also ich habe am Samstag mitbekommen, was da los ist,

habe ich dann auch den ganzen Tag über die Berichterstattung dazu weiter verfolgt.

Und eine Sache, die mir gleich aufgefallen ist,

dass von mehreren Seiten dann davon gesprochen würde,

dass dieser Aufstand im weitesten Sinne Bürgerkrieg bedeuten würde.

Jetzt ist der Aufstand schnell wieder vorbeigewesen,

Brigoshin soll sich schon in Belarus befinden.

Ist damit auch das Thema Bürgerkrieg vom Tisch?

Also vom Tisch ist es nicht, die Ängste sind nach wie vor da.

Wir sind allerdings weit weg von einem Bürgerkrieg

und waren es auch am Samstag in Grunde genommen.

Waren wir auch weit weg natürlich noch von einem Bürgerkrieg.

Das würde ja bedeuten, dass es wirklich offene Kämpfe um die Macht geben würde.

Da waren wir auch am Samstag noch weit entfernt davon.

Sind dann mit diesem Aufstand vor allem den Rückzug von Brigoshin

nach Belarus die Spannungen zwischen Putin und Brigoshin vorbei?

Oder würdest du sagen, wir sehen hier eher erst den Anfang

von einem größeren Konflikt, der Russland vielleicht auch nachhaltig verändern könnte?

Also die Spannungen sind nicht vorbei,

weil natürlich auch das Grundsatzproblem nicht gelöst ist.

Brigoshin steht ja nach wie vor zu seiner Aussage,

dass eben der russische Verteidigungsminister unfähig wäre

und dass er abgelöst werden müsste.

Die große Frage ist, wird Putin das tun?

Dass wir das so schnell mit Sicherheit nicht tun,

weil das natürlich für ihn auch wieder ein Gesichtsverlust wäre.

Also die Spannungen sind mitnichten vorbei.

Die große Frage wird sein, wie wird sich Yevgeny Brigoshin neu aufstellen jetzt.

Er ist in Belarus, aber was dann passieren wird,

das wissen wir zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht.

Wie sich die Lage hier weiterentwickeln wird,

das werden wir auf der Standard AT natürlich immer weiter berichten.

Und Jo, ich nehme an, wir werden auch von dir noch einige Kommentare und Artikel dazu lesen.

Vielen Dank aber schon mal für diese Einschätzungen dazu heute,

Jo Angerer, direkt aus Moskau.

Gerne geschehen.

Wir sprechen jetzt in unserer Meldungsübersicht

gleich noch über die Parlamentswahlen in Griechenland

und über das Schicksal des goldenen Flügels im österreichischen Parlament.

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Wir, das sind Davina Brumbauer, Alexander Amon und Michael Wendisch.

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wie ein Büromidenspiel funktioniert, was eigentlich ein Baby kostet

und ob es sich lohnt, in eine Steueroase auszuwandern.

Lohnt sich das? Der Standard-Podcast über Geld findet wir jeden Dienstag

auf allen gängigen Podcastplattformen.

Und hier ist, was Sie heute sonst noch wissen müssen.

Erstens. Bei den Parlamentswahlen in Griechenland

ging gestern Sonntag die konservative Näher-Demokratie als Siegerin hervor.

Die Partei von Kyriakus Mitsutakis erhielt 40,5% der Stimmen

und damit die absolute Mehrheit im Parlament.

Mitsutakis hatte bereits die erste Wahl im Mai gewonnen.

Damals galt aber noch das proportionale Wahlsystem

und Mitsutakis hätte eine Koalitionsregierung bilden müssen.

Was er ablehnte.

Zwischenzeitlich gab es deshalb eine Übergangsregierung in Griechenland.

Bei der gestrigen Wahl galt nun wieder das Bonussystem,

das der stimmenstärksten Partei automatisch mindestens 20 der 300 Parlamentsitze

zusätzlich beschert.

Damit kann die konservative Näher-Demokratie nun wieder alleine regieren.

Mitsutakis soll bereits heute Montag erneut als Ministerpräsident vereidigt werden.

Zweitens. Obwohl erneuerbare Energien ein Rekordwachs zum Aufweisen,

steigen die Treibhausgase durch fossile Brennstoffe weiter an.

Über 80% des Energiebedarfs werden weltweit durch Öl, Gas und Kohle gedeckt.

Das zeigt der jährliche Bericht der Industrie zur Weltenergie.

Mit Ausnahme von Europa ist die Energienachfrage weltweit im vergangenen Jahr sogar um 1% angestiegen.

Damit bewegen wir uns immer noch ins Gegen der Vorgaben des Pariser Klimaabkommens, heißt es im Bericht.

Denn um die Ziele dieses Abkommens zu erreichen,

müssten die Treibhausgasemissionen in den nächsten sieben Jahren um 43% gegenüber dem Jahr 2019 gesenkt werden.

Und drittens. Der goldene Flügel, der seit der Renovierung des österreichischen Parlaments dort im Empfangsalon stand,

wird nun final durch ein schlichteres Modell ausgetauscht.

Nationalratspräsident Wolfgang Sobocker von der ÖVP hatte den vergoldeten Bösendörfer ja für 3.000 Euro pro Monat angemietet,

was ihm heftige Kritik vor allem von der Opposition einbrachte.

Der Listenpreis für das Ersatzmodell soll jetzt zwar auch bei über 90.000 Euro liegen,

weil es sich um ein Ausstellungsstück handelt, dürfte ein Ankauf aber günstiger werden.

Und wer jetzt noch weiter Podcast hören will, dem lege ich die neueste Folge unseres Schwester-Podcasts in seit Auszuhör ans Herz.

Darin geht es um die letzte Generation in Österreich und Deutschland

und die Frage ob denn die Aktivistinnen mit Klebeaktionen tatsächlich ihre Ziele erreichen.

Zu hören ist darin unter anderem Anja Windl, die ja in Österreich als Klimaschakierer bekannt wurde.

In seit Auszuhör hören Sie überall, wo es Podcasts gibt und auch auf der Standard.at, dort finden Sie auch alles weitere zum aktuellen Weltgeschehen.

Falls Sie Feedback haben oder Anmerkungen, dann schicken Sie diese gerne am Podcast at der Standard.at.

Und wenn Ihnen diese Folge von Thema des Tages gefallen hat, dann abonnieren Sie uns am besten auf Ihrer liebsten Podcast-Plattform,

dann verpassen Sie auch keine weitere Folge mehr.

Ich bin Margit Ehrenhofer und an dieser Folge hat außerdem Marlene Landstorfer mitgearbeitet.

Wir bedanken uns fürs Zuhören.

Baba und bis zum nächsten Mal.

Wir geben Tieren eine Stimme. Tierschutz Austria. Mehr auf Tierschutz minus Austria.at.

Was ich nicht nachvollziehen kann ist, warum an jedem Unrecht immer ich schuld sein soll.

Ein Korruptionskandal jagt den anderen.

Österreich hat in den letzten 30 Jahren viel über Klimaschutz gesprochen, aber zu wenig getan.

Die Politik verschläft die Klimakrise.

Wir haben alles richtig gemacht.

Fehler vergisst man, statt daraus zu lernen.

So sind wir nicht. So ist Österreich einfach nicht.

Aber wie ist Österreich dann?

Das wollen wir bei Inside Austria herausfinden.

Wir blicken auf die großen österreichischen Skandale.

Von Ibiza bis Ischgl.

Wir wollen wissen, wer dafür in der Politik die Verantwortung trägt.

Und wir schauen genau hin, wo Österreich über seine Grenzen hinaus mitmischt.

Vom Wire-Card-Skandal bis zum Ukraine-Krieg.

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