Thema des Tages: Ist Barbie jetzt Feministin?
DER STANDARD 7/28/23 - Episode Page - 32m - PDF Transcript
Ich bin Margit Ehrenhüfer, das ist Thema des Tages, der Nachrichten-Podcast vom Standard.
Einnahmenstärkster Kinostart des Jahres, erfolgreichster Kinostart für einen Film über
Spielzeug, erfolgreichster Kinostart für einen Film einer weiblichen Regisseurin.
Seit einer Woche filmert Barbie über die Kinolineinwände und mit jedem Tag bricht
der Film weitere Rekorde. Der Hype um den Barbie-Film war schon lange vor Kinostart da,
genauso wie die Debatte wie feministisch ein Film über eine Plastikpuppe mit
stereotypischen Schönheitsidealen denn überhaupt sein kann. Wir sprechen heute darüber,
was in dem neuen Barbie-Film steckt und ob von dem anhaltenden Hype mehr als ein Comeback der
Farbe Pink bleiben kann. Valarit Dirk, du bist Redakteurin in der Standard-Kultur-Redaktion
und beate Hausbichler, du verantwortest bei uns das Resort Die Standard. Wir haben es eingangs
schon gehört, der frisch angelaufene Barbie-Film bricht derzeit einen Rekord nach dem anderen,
deshalb wollen wir auch den Film heute uns ein bisschen genauer ansehen. Für unsere Hörerinnen
kurz Spoiler Alert vorweg, wir werden in dieser Folge auch über Inhalte sprechen,
wer den Film also lieber vorhersehen möchte, der drückt jetzt auf Pause und kommt dann
nachher wieder her zurück. Valarit, bei Barbie-Filmen habe ich bis vor kurzem zumindest immer noch an
diese etwas in die Jahre gekommenen Animationsfilme gedacht. Was ist jetzt an diesem neuen Barbie-Film
anders und was geht es in Barbie? Zum einen ist es natürlich ein Live-Action-Film, das heißt mit
echten Darstellern, Darstellerinnen. Margaret Roby spielt eben dieses stereotypical Barbie,
die im Barbie-Land, wie soll ich sagen, an ihrer Perfektion scheitert und in die echte Welt reisen
muss, um irgendwie ihre Probleme zu lösen. Und ich würde sagen, es ist ein Pop-Musical,
eine geschlechterrollen Satire und es ist vor allem sehr bunt, er schweigt den Kulissen und
Kostümen und es macht auch Großteils viel Spaß. Und es ist nicht für Kinder. Ich habe ein Leserbrief
bekommen, der mir gesagt hat, es ist nicht für Kinder. Also Kinder können schon reingehen,
aber es ist eher, ich würde sagen, an meiner Generation 30 plus gerichtet. Also all jene,
die früher mit Barbies vielleicht gespielt haben. Rishi hat ja bei diesem Film Greta Gervic geführt.
Ist Barbie denn so ein klassischer Gervic-Film oder was hat sie vorher für Filme gemacht?
Ja, Greta Gervic hat ja eigentlich im Schauspielfach begonnen. Sie war die Mumblecore Queen
so der frühen 2000er Jahre im New Yorker Indie-Kino. Sie hat vor allem mit ihrem Ehemann
auch gedreht oder ihrem späteren Ehemann, Noah Baumbach. Frances Haer ist so einer ihrer
berühmtesten Rollen, wo sie immer so ein bisschen verpeilte New Yorkerin spielt, irgendwie so ein
bisschen durchs Leben driften und nichts wirklich auf die Reihe bringen, würde ich jetzt mal sagen.
Und ihr Regie Debüt war eigentlich 2008, das war aber nicht so besonders erfolgreich und 2014
hat sie dann aber mit Lady Bird ihren ersten Durchbruch gehabt und den fand ich persönlich
auch echt super. Das ist so eine Coming-of-Age-Geschichte mit Cherche Ronan. Ich habe ihren Namen bestimmt
falsch ausgesprochen. It's actually, so it's Cherche, but it's easier for Americans and English
people to say Cherche or Cherche. What was the difference? Cherche is how Irish people say it.
And how do Americans say it? Cherche. Sounds kind of the same.
Noch mal nachgehört in einem Wired Interview. Man spricht jetzt Cherche aus. Es war übrigens
Margot Robbie, die da als zweite Stimme zu hören war. Die beiden haben zusammen in
Marius Stewart vor ein paar Jahren gespielt. Nach diesem kurzen Namens-Exkurs zurück zu
Greta Gerwig. Wie ging es bei ihr nach Lady Bird weiter?
Danach hat sie schon Little Women gedreht, der eigentlich auch schon ihr erster Schritt,
würde ich sagen, wirklich ins kommerzielle Fach war, weil das ja auch so eine super
bekannte Buchverfilmung ist, die irgendwie schon drei oder vier mal gemacht wurde.
Und mit Barbie ist, glaube ich, dieser Schritt ins kommerzielle nochmal deutlicher jetzt geworden.
Genau. Barbie ist einfach so, sie ist wirklich mit beiden Beinen im Blockbastagino angekommen,
würde ich sagen, und hat eigentlich auch gezeigt, dass sie Gesellschafts-Sortiere auf Blockbaster-Niveau kann.
Jetzt hat sie im Vorfeld zum Barbie-Film schon einen regelrechten Halb gegeben, um diesen Film
über die Plastikpuppe. Berthe, warum hat denn Barbie vor dem Erscheinungsdatum schon für so viel
Aufsinn gesorgt? Na ja, die Marketing-Maschinerie, die läuft ja schon sehr lange. Also Anfang des
Jahres 2022 ist zum Beispiel schon dieses inzwischen sehr bekannte Bild aufgedaucht,
auf dem Margot Robbie und Ryan Goslin, also Barbie und Ken, Wennys Beach entlang Rollerbladen in
einem sehr grellen Outfit. Das ist auch zeitgleich gewesen mit einem Trend der 90er-Jahre-Mode,
so Nähe und Farben, Radlerhosen. Also das hat sich auch modisch sehr gut ergänzt. Also das
würde ich jetzt natürlich behaupten, dass das nicht Zufall war. Auch Stars wie Haley Bieber,
so das Model oder Lizzo, die Sängerin, haben sich ja seit Längerem jetzt in Pink gewandelt.
Mode-Labels wie Valentino oder Balenciaga oder Alexander McQueen auch. Also haben viele Industrien
ineinander gegriffen und die Marketing-Maschinerie ist intensiv gelaufen. Ich würde sagen, das ist
das eine und das andere ist, ja wie wir wissen, ist ja Feminismus längst im Mainstream angekommen.
Und es ist von Beginn auch schon durchgeschieden, dass es da durchwegs auch eine feministische
Erzählung gibt in dem Film. Und das hat natürlich für viel Spannung erzeugt, wie dieses Verhältnis
Feminismus und Barbie, was ja sehr, sehr lange erst natürliche Feindschaft aufgefasst wurde,
wie das aufgelöst wird im Film. Diese Frage hat auch viele Kinobesucher in
denen, glaube ich, beschäftigt. Ich schließe mich da gerne ein. Wie feministisch ist in
der Film nun wirklich geworden? Das ist eine Riesenfrage. Also ich würde sagen, die Erzählung
des Films ist sehr feministisch. Die Frage, die sich jetzt aber viele stellen, kann man eine
feministische Erzählung mit einem Produktfilm erzählen. Weil ich würde das bei dir noch ergänzen,
Valérie, es ist ja auch ein Produktfilm. Also es geht um ein Kulturgut, um ein Produkt Barbie und somit
auch um die Ware von einem Konzern. Das ist das, was natürlich viele kritisch äußern. Wobei,
da muss man schon dazusagen, 2023 ist auch der Super Mario Film rausgekommen, ist auch nichts
anderes als ein Produktfilm. Und da ist schon gleich aufgefallen, dass jetzt bei Produktfilmen für
Männer oder Buben wird das gleich wenig kritisch hervorgekehrt, dass man da einem Konzern da in
die Falle tappen würde. Und ich denke schon, dass auch ein Film, wo es um so ein Produkt wie
Barbie geht oder eben ein Ding, was von einem Konzern auf den Markt geworfen wurde, auch anhand
von Sothos kann man eine gute feministische Erzählung machen. Und das hat Kirby meiner Meinung
nach schon gemacht. Und ich würde eben auch, wie die Valérie sagen, es ist aber kein Film für Kinder
und ich würde sogar sagen für Jugendliche, die sich den Film natürlich auch massenweise anschauen.
Aber diese verschiedenen Lesarten, die es gibt, die vielen Referenzen, die feministischen Referenzen,
die machen natürlich riesig Spaß für Menschen, die schon sicher, bis sie damit beschäftigt haben,
aber ist natürlich auch eine große Freude, wenn man sich damit nicht beschäftigt hat. Also er hat
viele Ebenen und er spricht viele unterschiedliche Menschen an und es macht auch Spaß, da widerspreche
ich mir jetzt ein bisschen selbst, aber es macht auch Spaß zu sehen, wenn man im Kino sitzt und es
sitzen viele Frauen meiner Generation drinnen, die feministisch sozialisiert sind und daneben
auch die 14-15-jährigen Mädchen im Barbie-Shirt und mit Rosa Gell negeln. Also das hat schon was.
Magst du da vielleicht von diesen feministischen Referenzen, die du angesprochen hast, ein Beispiel
nennen? Naja, zum Beispiel, wie Barbie im Pinken Cabrio ihre Plastikwelt verlässt und in die echte
Welt fährt, hört sie die Indigo Girls und das ist ja einer der ersten offen lesbischen Bands. Also
beide Bändmitglieder waren von Anfang an offen lesbisch. Das ist natürlich eine sehr tolle
Referenz und zum Beispiel auch das Barbie und Ken keine Geschlechtsteile haben, das wird immer
wieder angesprochen. Die Barbie selbst, die Valérie schon angesprochen hat, bezeichnet sich auch
selbst als Stereotyp. Also diese feministische Kritik dieser Barbie-Körper wird als Frauenkörper
erzählt. Das ist natürlich ein Riesenproblem und sie nimmt also immer wieder selbstironisch,
sarkastisch, aber auch durchwegs kapitalismuskritisch auf sich selbst Bezug.
Das ist vorhin schon angesprochen. Barbie ist nicht zuletzt auch eine Art Produktfilm und ich
glaube der Begriff der neben Barbie in diesem Film am häufigsten fällt ist Mattel, also die
Produktionsfirma. Ist der Film am Ende vielleicht doch einfach ein zweistündiger Werbefilm?
Ja auch natürlich. Also er hat schon Momente, wo er zum Beispiel, wo man kurz stockt und sich denkt,
weil einige haben geschrieben, es ist alles abgesignet von Mattel. Das ist eben die Frage,
aber es gibt eben diese junge Schülerin, die im Film vorkommt, wie sie in die echte Welt kommt,
die Barbie faschistisch nennt. Sie sei eine Faschistin und das wird auch immer wieder wiederholt.
Also das sind schon sehr starke Szenen, aber ja der Kapitalismus hat das immer verstanden,
sich auch widerständige Bewegungen wie den Feminismus anzueigen und einzuverleiben,
also mit dieser Ironie, mit dem Witz. Ist das natürlich auch eine Riesenwerbung für Mattel
und eben wie ich schon gesagt habe, Mädchen sitzen drinnen und haben diese Barbie-T-Shirts,
die man vielleicht vor drei, vier Jahren jetzt so in der Menge nicht angezogen hätte. Es ist
natürlich ein großer Werbefilm, aber wie gesagt nur weil es für die Masse ist und da auch Werbung
für ein Produkt gemacht wird, muss die Erzählung nicht schlecht sein. Eine Figur oder Person,
die im Film auch vorkommt, ist eine gewisse Ruth Handler. Sie wird als Erfinderin der
Barbie-Puppe bezeichnet. Gibt es sie denn wirklich? Es gab sie jedenfalls. Also Ruth Handler war
eigentlich die Firmengründerin, gemeinsam mit ihrem Ehemann von Mattel, ist jüdisch-polnischer
Abstammung glaube ich und hat in den 50er Jahren auf einer Reise in der Schweiz eine Puppe in
einem Schaufenster gesehen, die sie irgendwie so inspirierend fand, dass sie daraus in die
Barbie gestaltet hat. Und ich fand die Idee, dass Ruth von der Schauspielerin Rhea Perlman
da gestellt, übrigens in dem Film. Als eine Art Geist oder Schöpferin auftritt, fand ich immer
auch seine ganz witzige Referenz auf all diese Filme wie Blade Runner oder ähnliche Filme,
dass das Produkt oder das Geschäft den Schöpfer oder die Schöpferin trifft und dann
dadurch irgendwie auch befreit wird. Was war denn eigentlich die Ursprungsidee hinter der Barbie-Puppe?
Ich weiß auch nicht genau, was wirklich Ruth Handler's Idee war, aber wie ich schon gesagt
habe, war sie eben inspiriert von dieser Lily-Puppe. Und die Lily-Puppe war eigentlich eine Comic
Zeichnung, ein Comic Strip aus der Bildzeitung, die irgendwie seine nachkriegsliberale, sexuell
befreite, weitgehend Frau dargestellt hat. Und eben die Bildzeitung hat dann eben auch so eine
Puppe daraus gemacht, die eigentlich ganz ähnlich wie die Barbie schon funktioniert hat mit ganz
vielen tollen Kostümen und Kleidern und im Berufstätik und selbstständig. Diese Art von
liberalen Feminismus, die hat da irgendwie auch propagiert wird durch die Barbie-Puppe eigentlich
durchwärts bis heute. Das wäre auch meine Ergänzung vielleicht zu dir, Beate. Also ich war ja schon
enttäuscht von der feministischen Erzählung des Films, weil wie du es schon gesagt hast, weil
ich dann immer schlucken muss, wie gut der Kapitalismus sich eben dieser feministischen Themen
aneignet und dann ganz stark mit so einer Art Konsumkult auch wieder verschränkt. Das hat
mir nicht so gut gefallen und ich war dann doch immer eher auf der Seite des Teenager-Kindes,
also dieser Tochter, die überhaupt nichts mehr mit Barbie anfangen konnte. Und ich hatte eigentlich
auch den Eindruck, dass möglicherweise Barbie auch schon, wie der Film es ja auch erzählt,
ausgestorben ist im gewissen Sinne. Also dass meine Generation eigentlich die letzte Generation
war, die mit Barbie gespielt hat und sich eigentlich der Film hauptsächlich an potenzielle
Mütter richtet und auch diesen Nostalgie-Effekt dann auch hat. Aber wenn du jetzt sagst,
da waren so viele Teenies mit rosa Shirts im Kino, dann ist das wohl nicht so. Also was ich so
beobachte, die Barbies sind sehr wohl noch für Kinder und Mädchen vor allem noch immer sehr wichtig.
Und ich glaube auch, die Barbie war so etwas wie das erste Status-Symbol im Kinderzimmer. Weil was
mir jetzt auch an meiner Tochter auffällt, es geht immer darum, was man gern hat von der Barbie,
aber gespielt wird nicht viel damit. Also dieses An- und Ausziehen ist irrsinnig mühsam und
langweilig. Also das zeigt schon, dass das als Spielzeug der Spaß mit einer Barbie ist wirklich
endenwollend. Und es ist so ein Oberflächenumgang damit. Also das finde ich schon spannend. Also
ich glaube, dass es noch immer sehr gut geht, aber ich glaube eben und da bin ich schon bei dir,
dass dieser Versuch von Mattel, also da einfach Feminist Washing zu machen, dann gibt es ja schon
seit 2015 mit der Curvy Barbie, die ja eigentlich eine fülligere Barbie sein soll, die aber de facto
auch eine Größe 38 oder sogar 36 hat, wenn man das jetzt umlegt auf Konfektionsgrößen. Und de facto
hat das nicht funktioniert. Also wenn man im Geschäft die Curvy Barbie oder auch schwarze Barbies sucht
oder sonst irgendwie andere Barbies, die komische Barbie, wie es ja auch im Barbie-Film
bezeichnet wird, die findet man nicht. Also es gibt fast nur die Stereotype Barbie und trotzdem hat
Mattel immer versucht, Diversity reinzubringen. Es ist aber glaube ich sehr wohl nur auf einer
Marketing-Ebene stecken geblieben. Konsumiert werden diese Barbies kaum von den Mädchen. Also die
Mädchen wollen nach wie vor genau diese Stereotype Barbie, die es gibt. Und insofern ist das natürlich
gendermarketingmäßig total kritisch zu hinterfragen. Das stimmt. Deshalb finde ich es natürlich
auch besser, wenn sich den Film Frauen anschauen, die da einfach schon sehr viel mehr reflektieren
können. Aber ja, wie gesagt, die Erzählungen finde ich sehr gut. Ich finde auch sehr gut,
was auch wieder viel kritisiert wird, dass kein so viel vorkommt. Es geht ja auch ums
geschlechter Verhältnis. Wir haben den Cannes einfach. Das habe ich eigentlich ganz nett gefunden.
Aber eben diese Konsumkulturkritik, die kann man eben besprechen, diskutieren anhand des Films,
und auch diese Femmwashing oder Feministwashing-Ebene kann man gut diskutieren anhand des Films. Das
finde ich einfach, das sind wahnsinnig viele Themen, die jetzt total breit verhandelt werden.
Wir sind gleich zurück.
Ich bin Doris Priching. Und ich bin Michael Steingruber. Und gemeinsam sind wir serienreif. Das ist
der Standard-Podcast über die spannende Welt der Serien. Genau, bei uns erfahren sie faszinierende
Details über House of the Dragon und die Ringe der Macht. Und restlos alles über satanische Spiele
in Stranger Things. Wir widmen uns Seriengrößen von Obi-Wan Kenobi bis zu RuPaul. Und zerlegen die
neueste Marvel-Serie, wenn nötig. Serienreif, euer Streaming-Podcast, jedenzeit im Donnerstag eine
neue Folge. Das steckt also ganz schön viel Stoff in diesem zweiständigen Film drin, über den wir
wesentlich länger als Zeit in dieser Podcast-Folge ist diskutieren könnten. Eine Sache, die im
Film auch noch immer angesprochen wird, ist, dass Barbie würde jungen Mädchen zeigen, jungen Mädchen
und Frauen, sie könnten alles werden. Sie könnten Ärzten werden, Piloten, Präsidenten. Und diese
Behauptung wird aber auch sehr kritisch hinterfragt. Was sagt ihr? Hat denn die Original-Barbie-Puppe
wirklich dazu beigetragen, dass Frauen in der Gesellschaft gestärkt wurden? Nein, natürlich
nicht. Das ist natürlich totale Unsinn. Konzerne wie Mattel begleiten allerhöchstens. Und das auch
sehr zeitversetzte gesellschaftspolitische Entwicklungen, wie wir schon gesagt haben. Das
Marketing hat darauf reagiert, dass Feminismus in den Mainstream gekommen ist oder dass Feminismus
stärker geworden ist und haben das dann ausgeschlachtet. Aber die Arbeit haben Feministinnen
und Frauenrechtlerinnen mit überhaupt keinem Rom und überhaupt keinem Verdienst gemacht. Und der
Konsumkapitalismus setzt sich der bestenfalls drauf, aber war jetzt nicht Auslöser für
irgendetwas. Im Film landet ja Barbie, wie es beide schon angesprochen hat, in der Realität und kriegt
da quasi die Realitätswahl schon präsentiert, dass es doch ein Patriachat gibt. Wie bewertet
ihr diesen Umgang mit diesem Konflikt, der da auch entsteht? Für mich spielt der Film da irgendwie
mit der bekannten Erzählung der verkehrten Welt. Also die Barbie-Welt hat eben dieses
Patriachat und die echte Welt, das Patriachat. Das gibt es in der Filmgeschichte recht häufig
und das ist auch immer plakativ gezeichnet und in dem Film ist es ebenso plakativ überzeichnet.
Es ist auch sehr lustig, wie Ken da herum stolziert und das Patriachat
als Männer herrschen auf Pferden interpretiert. Das sind die lustigen Momente des Films meiner
Meinung nach. Der Konflikt zwischen dieser Barbie-Welt und der echten Welt. Ich finde,
der passiert eigentlich nur in dieser Überzeichnung. Ich sehe da irgendwie auch nicht wirklich was
Produktives. Die echte Welt ändert sich ja dann noch nicht, als Barbie in die echte Welt eintritt.
Das ist einfach nur dann eine sehr schöne Frau, die zum ersten Mal zum Gynäkologen geht oder
zur Gynäkologin. Also das finde ich ja, das ist ja die letzte Szene. Das ist ja eigentlich meine
Lieblingsszene, Valerie muss ich sagen, weil wie wir schon gesprochen haben, das sind ja viele Themen
des liberalen Feminismus drinnen. Eben Frauen können einfach nur alles werden, dann ist alles fein.
Genau das zeigt dir der Film, was das nicht der Fall ist. Und ganz zum Schluss sitzt ihr eben in der
echten Welt, hat diesen Bläser um sich geworfen und man weiß, sie hat jetzt was großes vor. Und die
Erwartung in dem Moment ist einfach und jetzt müssen wirklich alle weg hören, die den Film noch
nicht gesehen haben, weil für mich war das wirklich ein Überraschungsmoment. Man glaubt so,
jetzt beginnt sie ihren Job. Dann wäre es wirklich eine liberale Erzählung gewesen, eine Erzählung
des liberalen Feminismus. Aber ein Einzige daraus geht in eine Art Büro rein und sagt, sie hat einen
Termin bei ihrer Gynäkologin. Barbie kriegt eine Wagina. Das war einfach ein Superschluss. Barbie
wird Mensch oder wird Frau und nicht Karrierefrau. Ja, da hast du völlig recht. Also ich bin auch
darauf reingefallen mit diesem Bläser und Birkenstorx. Sieht man vielleicht nicht zum Job-Interview an,
da hätten wir es vielleicht schon wissen können. Das war der hint. Jetzt ist ja gleichzeitig mit
Barbie noch ein anderer Film in den Kinos angelaufen, nämlich Oppenheimer und darin wird die Geschichte der
Erfindung der Atombomber erzählt. Auch dieser Film wurde als sehr vielversprechend, wenn nicht sogar
vielversprechender als Barbie angeteasert. Jedenfalls wurde er wesentlich ernsthafter behandelt vorab
und ich würde fast sagen, teilweise wichtiger gewertet. Jetzt sehen wir aber, dass Barbie tatsächlich
die Kassen besser klingeln lässt. Valerie, warum wurde der Film im Vergleich zu Oppenheimer
unterschätzt? Ich bin mir gar nicht sicher, warum er unterschätzt wurde. In meiner Welt, sage ich
jetzt mal, war Nolan quasi oder Oppenheimer kaum präsent. Der war quasi nur durch Barbie,
sozusagen als Trittbrettfahrer, als dann dieser Babenheimer Trend aufkam, ist auf einmal Oppenheimer
auch aufgeploppt und Nolan und dann hat sich diese eigenartige Dynamik ergeben, von denen
beide Filme enorm profitiert haben und auch Mission Impossible, by the way. Insofern finde ich
das natürlich toll als Kinoliebhaberin, dass da so ein sehr spezielles Marketing betrieben wurde,
dass sich dann irgendwie verselbstständigt hat auf den sozialen Medien und sich gegenseitig
befruchtet hat auch. Die Gegenüberstellung funktioniert aber nur bedingt zwischen diesen
beiden Filmen. Barbie war ja von Anfang an als Pop-Kultur-Spektakel, um Produktfilm irgendwie
vermarktet. Der Hype war von Anfang an wahnsinnig groß, wie die Beatrice schon gesagt hat, in der
ganzen Modewelt. Und Oppenheimer bzw. Christopher Nolan hat ja auch ein ganz anderes Image. Der
hat einfach dieses Image, dass ja, wie soll ich sagen, populären Autoren-Femas, der nur auf
Analogfilmen setzt und sich ernsten Themen widmet und gleichzeitig aber auch so ein Überwältigungskino
macht. Das ist für mich nie ganz zusammengekommen, diese Gegenüberstellung. Jetzt verfestigt sich das
allerdings durch diesen konservativen Backlash, den jetzt auch Barbie in den USA erlebt, dass
irgendwie diese Filme wieder gegenübergestellt werden. Und das macht eigentlich Barbie der Film
eigentlich auch ganz super, dass irgendwie, ich sage es mal, ein Seriotyp männlichen Filmgeschmack
aufs Korn nimmt, indem die Cans dem Barbies erklären, was an der Party beispielsweise so
super ist. Und Nolan würde da auch extrem gut hineinpassen. Also man könnte eigentlich Inception
oder was auch immer von Nolan auch da hineinpassen. Und die Cans würden den Barbies erklären,
warum jetzt Nolan so super ist. Und diese Gegenüberstellung, warum jetzt das eine irgendwie
als wertvoller angesehen wird als das andere, das geht für mich nur in so einer Dichotome,
in Männlichkeit und Weiblichkeit eingeteilten Welt auf. Ich finde, beides funktioniert auf
eine unterschiedliche Art und Weise. Und beides, was ich besonders finde, setzt wieder voll aufs
Analoge. Also voll auf Analoge Kulissen. Gut, Barbie ist jetzt nicht analog gedreht,
so wie Oppenheimer. Aber es ist doch eine Abkehr wieder von CGI. Und das finde ich sehr
spannend, vor allem weil jetzt KI sein Feldzug antritt. Abseits von der Debatte, wie feministisch
Barbie nun ist, ist ja der Film, wie wir es jetzt auch schon gesagt haben, sehr unterhaltsam,
witzig gemacht. Was meint ihr, was wird am Ende von diesem Hype um Barbie bleiben kann durch
popkulturelle Phänomene, wie Barbie tatsächlich auch gesellschaftliche Veränderungen vorangetrieben
werden? Da kann man generell die Frage stellen, ob Feminismus in der Massenkultur oder im
Mainstream, wie er ja jetzt präsent ist, mehr verändert oder mehr weiterbringt als so die
klassische Frauenbewegung der 70er Jahre. Und da kann man weder Jahr noch nein sagen. Ich denke,
es befördert die Themen in die Öffentlichkeit. Allerdings immer so ein bisschen mit dieser
Limitierung, dass es die Themen sehr individualisiert. Es geht immer sehr stark in den jüngeren
Debatten oder in populär kulturellen feministischen Debatten um Selbstermächtigung des Individuums,
um Empowerment, eben um die Einzelne. Und diese sehr, sehr wichtige kollektive feministische Arbeit,
die ist einfach immer sehr komplex und auch schwierig und die trinkt in solchen Phänomenen,
wie jetzt auch der Barbie-Film, nicht so recht durch. Also die Themen sind dann da. Sie werden
aber doch sehr einseitig und auch vereinfacht verhandelt. Das ist eben oft dann eine vergebene
Chance. Also es ist sicher kein Hemmschuh, wenn so etwas passiert, aber es ist bestimmt auch kein
großes Versprechen damit verbunden. Meine Ansicht nach ist jetzt dieser Barbie-Film und diese
Popularität, die jetzt auch damit einhergeht von feministischen Themen. Das ist jetzt auch schon
lange vorbereitet worden durch Popstars wie Beyoncé und Taylor Swift und so weiter und so fort. Und
es ist auch gerade so in der Welle, irgendwie Feminismus und der Popkultur, irgendwie sichtbar
zu machen und als Diskursphänomen eben auch zu diskutieren. Was ich super spannend finde, ist
eigentlich oder paradox vielleicht sogar, ist, dass Mattel jetzt den zweiten Film, die
planiert zum Film über ihre Figuren und der zweite Film über Polly Pocket, den soll Lina
Dunham drehen. Und Lina Dunham halte ich persönlich viel radikaler als Greta Görwig und ich bin
wirklich gespannt, was sie draus macht aus diesem Angebot. Wir dürfen also gespannt sein auf das,
was da noch kommt. Ganz kurz zum Ende, was ist denn zum Barbie-Film euer Fazit? Ich glaube,
ich kann es mir schon denken, aber Top oder Flop? Wenn jemand irgendwie Lust auf Leichtigkeit,
auf kluge Leichtigkeit hat, dann kann man ihn nur empfehlen, er macht Spaß, er ist witzig,
er ist vielschichtig, also ich würde sagen Top. Ich habe ihn zweimal angeschaut, einmal mit
eine Reihe von Filmkritikern und Kritikerinnen und das ist ja dann auch immer nicht so ein
Skinoerlebnis, was man sich so vorstellt, wenn man mit Publikum geht und dann einmal noch mit
meinem Can sozusagen. Und ich muss sagen, ich bin einfach geteilte Meinung. Ich habe mich nicht
so amüsiert über den Film, wie ich wollte und ich hatte wirklich große Erwartungen und wenn ich
irgendwie den Daumen jetzt nehmen müsste, würde ich ihn so auf die Mitte stellen. Ich würde ihn
aber trotzdem allen Leuten empfehlen, weil er dennoch irgendwie so ein reichhaltiges Sammelsurium
ist an Ideen, vor allem an kreativen Ideen und witzigen Einfällen. Es steckt also sehr viel
drinnen in diesem Barbie-Film, wo es ist glaube ich auch lohnt, vielleicht nach dem Schauen noch mal
nachzulesen, was man denn da vielleicht auch noch verpasst haben könnte. Vielen Dank euch beiden
für das spannende Gespräch dazu, Werthe Hausbüchler und Valerie Dirk. Danke sehr gerne. Wir sprechen
jetzt in unserer Meldungsübersicht gleich noch über neues Gasvorkommen in Österreich und eine
weitere Anklage für Donald Trump. Wenn Sie Thema des Tages und unsere journalistische Arbeit hier
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Infos dazu finden Sie auf Abo.derstandard.at oder wenn Sie diesen Podcast über Apple Podcast hören,
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Ich bin die Franziska. Ich bin der Martin. Und wir wollen besser leben. Lohnt sich 10.000
Schritte zugehen jeden Tag? Ist das Großraumbüro wirklich so schlecht wie sein Ruf? Spoiler ja,
bringt zwar das Intervall zu fasten. Wir fragen die, die es wirklich wissen und probieren
uns auch gleich selber aus. Bei besser leben jeden Donnerstag eine neue Folge.
Und hier ist, was Sie heute sonst noch wissen müssen. Erstens. Der Gaskonzern OMV hat in
Niederösterreich ein neues Gasfeld gefunden. Das gab der Konzern am Freitag in einer
Aussendung bekannt. Nach jetzigem Stand dürften an der neuen Fundstelle 48 Terawattstunden
gefördert werden können. Das ist in etwa so viel wie 28 Millionen Fass Öl. Der Konzern
erwartet, dass sich durch diesen Fund in der Nähe der bestehenden OMV-Anlage Aderklar die
Gasproduktion in Österreich um 50 Prozent erhöhen würde. Der Konzern prüft nun verschiedene
Optionen zur weiteren Erkundung und Entwicklung des Feldes. Zweitens. Gegen den früheren
US-Präsidenzen Donald Trump gibt es eine weitere Anklage. Trump hat sehr geheime Regierungsdokumente
in seinem privates Anwesen in Florida mitgenommen und wurde deshalb bereits im Juni in 37 Punkten
angeklagt. Jetzt sind dazu noch drei weitere Punkte hinzugekommen, weil Trump angeblich
Mitarbeiter gebeten haben soll, Kameraaufnahmen aus seinem Anwesen zu löschen, um die Ermittlungen
zu behindern. Trumps Wahlkampfteam orte jetzt bereits eine Hexenjagd auf den Ex-Präsidenten,
der kommendes Jahr erneut zur Wahl des US-Präsidenten antreten will. Der Gerichtsprozess soll
dann im Mai beginnen, mitten im Wahlkampf. Trump erwarten 2024 aber gleich mehrere Gerichtsverfahren,
alle Details dazu lesen sie auf der Standard.at. Und drittens. Bis Sonntag findet am Wiener
Karlsplatz noch das jährliche Popfest statt. Insgesamt 50 heimische Künstlerinnen aus der
Popmusik treten über vier Tage und Nächte auf. Der Eintritt ist für Besucherinnen wie immer frei.
Heute Freitag sind unter anderem Anka Tikoy, Scofy und Becks und Bipolarfterminin zu hören.
Und wer statt Popmusik lieber Podcasts hört, dem empfehle ich die neue Folge von unserem
Schwester-Podcast-Edition Zukunft. Dort ist der Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen
zu Gast und spricht mit unseren Kolleginnen über den Zusammenhang von Klima und den Gefahren
für den menschlichen Körper. Edition Zukunft hören sie überall, wo es Podcasts gibt und
auch auf der Standard.at. Dort finden sie auch alles weitere zum aktuellen Weltgeschehen.
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danke fürs Zuhören, Papa und bis zum nächsten Mal.
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Wie verändert künstliche Intelligenz unser Leben?
Und wann wird nachhaltiges Reisen endlich einfacher?
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Ich bin Alicia Prager und ich bin Jula Bayra.
Wir sprechen über Lösungen für das Leben und die Welt von morgen.
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Der neue "Barbie"-Film bricht einen Rekord nach dem anderen. Aber ist der "Barbie"-Film ein feministisches Statement – oder Werbung in Spielfilmlänge?
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