11KM: der tagesschau-Podcast: Israel vs. Hamas - Was kommt jetzt im Nahen Osten?

tagesschau tagesschau 10/9/23 - Episode Page - 24m - PDF Transcript

Als ob es nicht schon genug Gewalt, Konflikte und Leid auf der Welt gäbe.

Und jetzt das noch.

Der in der Ostkonflikt eskaliert.

Und zwar so plötzlich und brutal, wie es kaum jemand erwartet hätte.

Es schlagen Raketen ein, es fallen Bomben.

Und Zivilisten werden gekidnappt und massakriert.

Israel vs. Hamas.

Und eine ganze Region in Aufruhr.

Was folgt dann noch?

Wie geht das alles weiter im Nahen Osten?

Und was heißt das vor allem für die Menschen dort?

Ihr hört 11km der Tagesschau-Podcast.

Ein Thema in aller Tiefe.

Wir versuchen heute zu sortieren und zu verstehen.

Zusammen mit meinem Kollegen und langjährigem Auslandskorrespondenten

Clemens Wärmkotte vom Bayerischen Rundfunk.

Mein Name ist Victoria Kopmann.

Ausnahmsweise schon jetzt.

Unsere Folge vorab für euch.

Heute ist Dienstag, der 10. Oktober.

Herzlich willkommen, Clemens.

Dankeschön.

Ja, Clemens Wärmkotte war lange Korrespondent in Tel Aviv,

fünf Jahre lang bis 2011.

Und war auch vor kurzem nochmal dort.

Es sieht sehr, sehr gut aus in der Region.

Vielleicht an dieser Stelle zur Transparenz

in dieser dynamischen Lage.

Wir zeichnen auf am Montag, Mittag um 13 Uhr.

Guten Abend, meine Damen und Herren.

Ich begrüße Sie zur Tagesschau.

Israel wird seit dem frühen Morgen

massiv von der radikal-islamischen Hamas angegriffen.

Militante Kämpfer der Terrororganisation

drangen auf israelisches Staatsgebiet vor.

Ortliche Medien berichten von mindestens 150 Toten.

Du sag mal, wie hast du denn eigentlich davon erfahren?

Ziemlich viele Leute waren sehr überrascht

von dieser neuen Situation, du auch?

Ja, Samstagmorgen gleiche.

Wir alle sind im Nachtengeschäft,

machen natürlich erstmal unsere Apps auf,

dann die Reuters, Ha Ha Reds,

dann die israelische Tageszeit und die App.

Da hieß dann zunächst erstmal Raketenbeschuss.

Unmittelbar am frühen Samstagmorgen dachte ich,

Aha, Raketenbeschuss, das ist etwas,

was nicht etwas Ungewöhnliches ist.

Und dann kam sehr schnell die Meldung des Eindringens

von bewaffneten Militanten in die jeweiligen Dörfer,

ringsum den Gaserstreifen.

Und dann entfaltet sich, an dem Augenblick habe ich gedacht,

das ist eine ganz andere Qualität.

Das hat es noch nicht gegeben.

Und dann, klar, dann entwickelte sich Samstag,

Sonntag, Montag, alles weitere.

Aber zu dem Zeitpunkt habe ich gedacht,

oh, das ist keine gute Nachricht.

Also ein ganz anderes Ausmaß als bisher gekannt.

Welches Ausmaß ist das denn?

Was kommt da jetzt militärisch?

Also das ist relativ absehbar,

dass die israelischen Streitkräfte massiv reagieren werden.

Die Demütigung war zu groß.

Sowohl für die Streitkräfte, wie auch für die Regierung,

wie auch für die Bevölkerung vor allen Dingen.

Die israelischen Streitkräfte haben die Reservisten mobilisiert.

Zurzeit ist die Rede von 300.000 Reservisten,

die dazugekommen sind.

Es werden vier Armee-Divisionen um den Gaserstreifen gestellt.

Die Intention ist nach den Luftangriffen,

die die ganze Zeit auf mutmaßlicher Massil

im Gaserstreifen gehen,

ist natürlich auch diese Art von Truppenpräsenz zu nutzen,

um Optionen zu haben.

Eine Option ist,

mit Spezialkräften in den Gaserstreifen vorzudringen,

mit der Intention einmal mutmaßlicher Massanführer zu treffen.

Und das zweite ist natürlich die Frage der Geiseln,

die zu 100, 120, 130 die genaue Zahl schwankt,

zu befreien oder zumindest Kontakt zu kommen.

Und diese Optionen stehen vor uns.

Es ist von der Qualität her,

auch von der politischen Diskussion gegenwärtig in Israel.

Eine ganz andere Nummer deswegen,

weil sie sagen, wir müssen die Hamas dauerhaft und endgültig

davon abhalten, so etwas jemals nochmal zu tun.

Das heißt also, da ist der Wille gegenwärtig.

Nicht zu sagen, jetzt machen wir einen Schlagabtausch,

dann geht das drei, vier Wochen, dann gibt es Waffenruhe,

dann geht es wieder weiter.

Und wie in den vergangenen Jahren, Jahrzehnten muss man etwas sagen,

sondern zu sagen, die Spielregeln werden neu aufgestellt.

Und das ist das, was auf uns zukommt.

Also das heißt ein vielleicht nie dargewesener militärischer

Vergeltungsschlag ist das, von dem du ausgehst?

Ich gehe davon aus, dass sich das deutlich verändern wird.

Ich sehe nicht, dass sie jetzt mit den bisherigen militärischen

Eingreifen, was größtenteils von der israelischen Luftwaffe

durchgeführt wird, in großer Anzahl in den Gaza-Streifen,

dass es dabei bleiben wird.

Das denke ich mit Sicherheit nicht.

Und auch, was die Dauer angeht.

Ja, okay, das heißt, was glaubst du,

wohin entwickelt sich dieser Konflikt?

Bleibt er erst mal zwischen Israel und der Hamas

oder inwiefern könnte da auch eine Ausweitung passieren?

Auf die ganze Region oder vielleicht sogar noch größer?

Das Eskalationspotenzial ist wirklich enorm groß.

Eins, falls es dabei bliebe zwischen Hamas und islamischen Jihad,

den beiden extremistischen Uppierungen bewaffneten

im Gaza-Streifen und Israel, dann wäre es regional beherrschbar.

Mit jeder zunehmenden Dauer.

Wir reden von einer Woche, von zwei.

Wir reden von gewaltig steigenden Opferzahlen.

Verändert sich natürlich auch das Klima der Palästinenser

im Besitz von Jordanland, in Ost-Jerusalem, aber nicht nur dort.

Eskalationspotenzial geschieht wirklich aufgrund der Ereignisse.

Da ganz eine Kettenreaktion geben,

von denen wir uns bislang noch nicht so die rechte Vorstellung machen können.

Ja, und das ist natürlich die erste Frage,

wie könnten wir das verhindern?

Wer könnte da vermitteln?

Ich glaube, da ist im Augenblick, das muss man bedauerlicherweise sagen,

gar nicht viel zum vermitteln.

Natürlich haben viele da immer ein Instinkter gesagt,

ja, kann man das jetzt irgendwie beruhigen, eindämmen?

Es muss doch eine Konfliktbesung für den gegenwärtigen Zustand geben.

Das sehe ich offen gestanden im Augenblick überhaupt nicht.

Die einzigen Vermittlungsbemühungen, die laufen werden,

sind die Befreiung beziehungsweise Austausch von Gefangenen und Geiseln.

Das heißt also, da gibt es Bemühungen etwa von Qatar,

die sehr gute Beziehungen in Gaza-Streifen haben.

Das war dann auch mal vor Jahren da am Gaza-Streifen,

war der Emir von Qatar da, der jetzt also später ...

Das ist ein großer Unterstützerstaat.

Die haben angeboten, auch mit offenbar der Zustimmung

der amerikanischen Regierung zu sagen,

die weiblichen Geiseln,

die die Hamas in dem Verlauf der vergangenen Tage

von ihren Ortschaften, von ihren Häusern,

aus ihren Wohnungen auf der Straße, auf den Feldern entführt haben

und ein Gaza gebracht haben, ein Austausch zu organisieren.

Das sind die einzigen Austausch mit den weiblichen palästinensischen Gefangenen

in israelischen Herftanstalten.

So, das sind die einzigen Verhandlungen, die es im Augenblick gibt.

Es gibt sicherlich noch andere Player, die mitspielen können.

Die Türkei, Erdogan, ist sicherlich auch immer ein Kontakt.

Die Ägypter, die auf der anderen Seite des Gaza-Streifens

dann auch die Kontrolle über den Zugang kamen.

Raffach, auch immer ein Vermittler, auch ebenfalls Jordanien,

die telefonieren zurzeit fast nonstop, zu sehen,

wie kann man es zumindest davon abhalten, dass es out of bound geht,

dass es wirklich außerhalb der beschränkten,

gegenwärtig regionalen Kriegsituationen kommt.

Das ist Ministerpräsident Benjamin Netanyahu am Samstag.

Er droht hier der Hamas und warnt die israelischen Gefangenen

unversehr zu lassen.

Wenn sie den Gefangenen nur ein Haar krümmten,

würde die Hamas dafür die Rechnung zahlen, sagt er.

Viele Angehörige dieser Gefangenen in Israel bangen jetzt

natürlich um ihre Freunde und Familie, die verschleppt worden sind.

Diese ganz reale Angst der Menschen vor Ort dazu.

Der Raketenbeschuss im eigenen Land.

Du hast das ja als Korrespondent in Israel erlebt, Clemens,

und hast auch dort Angriffe selbst erlebt.

Was da jetzt passiert auf israelischen Boden?

Was macht das mit den Leuten dort?

Das ist eine Katastrophe.

Das ist ein derartiger Ausmaß an Verbrechen.

Das ist unglaublich tief, tief geschockt hat.

Das ist etwas, was wirklich sich niemand hat vorstellen können.

Dass über hunderte von Menschen ermordet worden sind,

verschleppt worden sind,

dass über Tage die israelischen Streitkräfte nicht in der Lage waren,

sofort zur Rettung zu kommen.

Viele haben ja in ihren eingeschlossenen Schutzräumen versucht,

Kontakte aufzunehmen, sagt wo bleibt die IDF,

wo ist die israelische Streitkräfte?

Das ist eine wahnsinnige Schock, eine Demütigung.

Die israelische Bevölkerung in dem Augenblick erhält da unglaublich eng zusammen.

Einzelne Schicksale werden inzwischen dann auch was passiert ist.

Ehrmann musste zusehen wie seine Frauen, die zwei kleinen Kinder entführt wurden,

das geht tief in die Psyche der israelischen Bevölkerung,

die also da, was gerade Entführungen angeht, äußerst sensibel reagiert.

Und diejenigen Familienmitglieder und Freunde, die jetzt Angehörige,

entführte Angehörige im Gasastreifen haben, die ruhen überhaupt nicht,

ganz im Gegenteil.

Die setzen also jeden und alles und druck gesagt, wo sind die, was macht ihr,

warum macht ihr jetzt im Augenblick nichts.

Und das ist etwas, was natürlich auch,

woran lag es natürlich auch.

Und dann schauen sie ein bisschen auch auf die Regierung,

wer hat das zu verantworten, politisch zu verantworten,

sicherlich der Regierungschef.

Aber es kommen mittlerweile auch viele Hinweise darauf, dass sie sagen,

was hat eigentlich die IDF gemacht in dieser Zeit?

Was haben die Dienste gemacht?

Ja, kommen wir mal genau dazu zum israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu.

Der inszeniert sich ja gern als starker Mann.

Inwiefern kann er das jetzt in dieser Situation,

wenn eben dieser Angriff so überraschend kam,

wenn die Hilfe gedauert hat,

das Raketenabwehrsystem anscheinend auch nicht genug funktioniert hat,

inwiefern zeigt er sich jetzt noch in dieser Rolle?

Also ich meine, diese Rolle ist erstmal per die, die ist vorbei.

Also das ist etwas, was, wenn mal ein israelischer Regierungschef

unter dessen Amtszeit sowas passiert,

der wird nach Ende eines Krieges,

einer bewachenden Konfrontation zur Rechenschaft gezogen werden,

politisch, es wird Anhörungen geben, es wird Untersuchungen geben

und dann steht letztendlich dann auch klar,

dass ist die Verantwortung, sie müssen gehen.

Der israelische Regierungschef Netanyahu hat ja,

das darf man an der Stelle auch nicht vergessen,

im Dezember letzten Jahres, nach dem Wahlmarathon,

wann man vielfach gab es keine richtigen Mehrheiten,

kurzlebige Koalitionsregierung,

eine Koalitionsregierung gemacht,

unter Einschluss von zwei rechtsextremen Parteien

und diese Art von Minister

haben während der Vergangenheit,

bis zu dem Ausbruch jetzt am Samstag,

nichts anderes zum Teil zu tun gehabt,

als hohe Offiziere zu beschimpfen,

Amerika zu beschimpfen,

weil immer, wenn von mir aus das Einspruch gab,

mit Blick auf einen weiteren Siedlungsausbau

in der Bessen Westbank,

dann sie immer geschimpft, und zwar in übler Form und Weise.

Im März, zu dem Zeitpunkt in Tel Aviv,

gab es über jeden Samstag auf der Demo,

hatte der Verteidigungsminister,

der jetzt auch noch Verteidigungsminister ist,

Galant öffentlich, das waren viele,

als einen unglaublich mutigen Schritt empfunden,

gesagt, wir wollen,

dass die Regierung, der ja auch angehört,

diese umstrittenen Justizreform,

das macht mir fast nichts anderes im Sinn,

als Justizreform und Westbank.

Ja, diese umstrittene Justizumbau,

das war das, warum es zuletzt viel ging in Sachen Israel,

auch hier bei FKM haben wir da Folgen zugemacht,

zuletzt mit einem besonderen Blick aufs Thema

Frauenrechte unter diesem Justizumbau.

Wenn ihr da mehr darüber wissen wollt,

die Folge verlinken wir euch in den Shownotes.

Die Frage ist jetzt, inwiefern ist denn jetzt

dieser geplante umstrittenen Justizumbau auch vom Tisch?

Da ist noch zur Zeit keine Demos klar.

Alle sind mittlerweile geschlossen,

auch die Oppositionsparteien haben es auch angeboten,

wenn es wahrscheinlich auch tun,

los, solange die beiden Koalitionspartner

auf der extremen Rechten mit mir der Regierung sind,

wird daran festgehalten.

Das sehe ich im Augenblick noch gar nicht.

Zur Zeit ist es erst mal Off-Limit,

das machen wir später, dann schauen wir die Diskussion an.

Und was die Haltung dann auch zwischen Ministerpräsident

und seinen Verteidigungsstreitkräft und dem Ministergalant,

den hat er entlassen, dann muss er wieder reinholen.

Das Vertrauen zwischen den,

den Teilungsminister und hohen Offizierenden ist gleich null.

Teile der Minister, deswegen ist es auch jetzt zu dem jetzigen Zeitpunkt,

sind sie nicht, sagen auch viele israelische Experten,

zur Zeit nicht richtig handlungsfähig,

weil in diesen sogenannten Sicherheitskabinetten

sind Minister dabei, die nach draußen plappern,

die noch nie richtig große politische

und militärische Verantwortung getragen haben.

Das heißt also, da gehen zum Teil Geheimnisse,

die eigentlich vertraulich sind.

Vertraulich bleibt hier im Raum, das wird dann ausgeplappert.

Da sagt er, das ist auch nicht funktionabel im Augenblick.

Das heißt also, um diese Frage, was Netanyahu angeht,

der steht da nicht als großer, starker Mann.

Er muss sehen, dass er letztendlich

halbwegs mit den übrigen politischen Kräften

und der militärischen Führung

diesen neuen, meines Erachtens, sehr leidvollen Krieg durchsteht.

Israel reagiert mit aller Härte.

Die Armee will den Gasastreifen komplett abriegeln

und auch die Zufuhr von Wasser stoppen.

Zugleich griff sie viele Ziele im Gasastreifen an.

Die Zahl der Toten auf beiden Seiten steigt.

Schauen wir mal nach Gaza und zu den Palästinensern.

Im Gasastreifen leben so um die 2,3 Millionen Menschen

und die Hälfte davon ist jünger als 16 Jahre,

also eine sehr, sehr junge Bevölkerung.

Und diese vielen jungen Menschen,

die wachsen auf in dieser Situation dort

und kennen nichts anderes mit der Hamas auf der einen Seite,

einem totalitären System,

mit unter anderem Folter und Verfolgung.

Und sie sind aber abgeschottet in dieser Welt,

vom ganzen Rest der Welt.

Inwiefern verstärkt das diesen dauerhaft schwellenden Konflikt?

Seit 17 Jahren, da ist ja schon fast die andere Hälfte noch älter,

seit 17 Jahren ist das so.

Seit 2007 hat die Hamas die Macht übernommen.

Das hat sie gewaltsam gemacht.

Seitdem hat sie nie wieder losgegassen.

Sie hatten Überwachungsapparat.

Wenn man von mir aus vieles geht durch die Tunnel von Ägypten,

dann muss bezahlt werden.

Sie finanzieren sich unter anderem durch diese Einnahmen.

Sie sehen genau zu, dass es keinerlei Abweichung gibt.

Du hast zum Teil angesprochen, ja,

dann werden von mir es mutmaßliche Verräter,

die Israel werden inhaftiert und auch gefoltert.

Die Bevölkerung selber empfindet das vielfach,

als, sagt er, wie sie doppelt besetzt.

Von ihnen, von der Hamas, wir haben null Chance zu sagen,

also das ist jetzt, glaube ich, keine gute Idee,

oder haben sie mal daran gedacht,

irgendwann mal zusammen Wahlen zu veranstalten,

oder irgendwas ist überhaupt nicht drin.

Es geht da wirklich ums Schiere überleben.

Was heißt überleben?

Es gibt so gut wie keine Jobs dort.

Das heißt also, entweder gehe ich zu den Bärtigen,

so nenne ich immer die Islamisten der Hamas,

da kriege ich vermessen Sicherheitsdienste,

da kriege ich einen gut bezahlten Job.

Da bin ich jetzt nicht groß, der Islamist,

sondern ich bin der Einzige von einer Familie,

von 50 Familienmitgliedern, der Geld verdient.

Das Zweite ist entweder bei internationalen Organisationen,

bei der UN, das Flüchtlingshürswerk,

es ist dort in Gaza und nicht nur in Gaza aktiv,

da kann ich einen Job kriegen,

dann eventuell, wenn ich von mir aus Friseure,

wenn ich von mir einen kleinen Handel habe,

wenn ich sowas geht es,

und die Hälfte der Bevölkerung ist nicht nur unter 16,

sondern die andere erwachsene Bevölkerung,

davon sind die Hälfte arbeitslos, die haben gar nichts.

Das heißt, es ist über einen großen, langen Zeitraum.

Man kann fast gar keine, was weiß ich,

ein superlativ von schlecht, schlechter am schlechtesten machen,

sondern das geht dann immer,

nach schlechtesten geht es immer weiter.

Es geht jetzt auch wieder.

No place to hide, no place to run.

Der sind einfach jetzt da und können nur sehen,

dass sie halbwegs, das kann man sich unter den Umständen,

immer nur sehr schwer vorstellen,

da durchkommen und überleben.

Der Gaserstreifen ist abgeriegelt worden,

nichts rein, nichts raus.

Kein Strom, kein Wasser, kein Gas,

kein Lebensmittel, keine Medikamente, gar nichts.

Das bedeutet,

dass man da auf eine humanitäre Katastrophe zu steuert?

Nein, es ist die Krankenhäuser.

Es sind zum Teil auch Fluchtpunkte von vielen,

die sagen, ich suche einen sicheren Platz.

Ich gehe entweder zu UN-Schulen,

da sind schon 10.000 dort,

oder halt in Krankenhäuser,

Schifferkrankenhaus, das größte in Gaserstadt.

Das sind immer, immer, immer viele verwundete Todesopfer.

Die Kühlräume, das darf man fast gar nicht sagen,

sind überlastet.

Aber die Versorgung mit medizinischen Gütern,

die sich jetzt unabhängig von Krieg.

Deine Mutter ist Krebspatientin.

Die macht da gar keinen Stich im Augenblick.

Das ist gar nicht drin.

Inwiefern zielt Israel jetzt auch auf die kritische Infrastruktur?

Ich glaube, das Denken gegenwärtig der israelischen Regierung

und auch der Streitkräfte ist,

den drehen wir jetzt endgültig, buchstäblich mal den Saft ab.

Das heißt, das ist mir wurscht.

Also, die haben alle Spielregeln,

die es in diesem unglaublich langen Konflikt,

das hat sich letztendlich auf Besatz und Nichtbesatzung durchbrochen.

Also, so was hat es noch nicht gegeben.

Es ist gesagt, wenn es das nicht gegeben hat,

werden wir auch damit reagieren,

dass ihr etwas erleben wird, was ihr euch auch nicht abvorstellen könnt.

So ist die Denke.

Also, das heißt, diese auch kritische Infrastruktur

und die Folgen, die das hat, das ist auch erklärtes Ziel aktuell.

Ja, ich meine, Herr Maas ist für alles verantwortlich.

So ist die Sprachregelung auch.

Und dementsprechend muss auch die Bevölkerung das mit erleiden.

Und es wird nach einer Woche.

Das kann man also prognostizieren, darf man gar nichts,

weil es meist immer daneben geht.

Aber es ist an allen zwei Fingern abzuzählen,

dass natürlich die humanitäre Lage, die ohnehin schon, ohne,

das war schon, miserabel.

Wirklich, also, das habt ihr gesagt, schlecht, schlecht, schlecht.

Das ist ein bisschen miserabel, war,

dass die sehr, sehr schnell anschwillt,

dass von mir auch was Ernährung angeht,

was sanitäre Sachen angeht,

dann kriegen was, was ich von Hygienartikeln bis Sanpasta

von Essens, Nahrung, Mittel,

ist auch die Kommunikation eingestellt.

Es sind die Sendemasten zerstört worden.

Es ist da kein Strom.

Das heißt, normalerweise hat Gazerimms enorm viele Generatoren,

das ist das dauernde Geräusch,

weil normalerweise war vorher auch Nummer 3, 4 Stunden Strom überhaupt.

Dann hat man schnell seine Waschmaschine nach zum 2,

wenn das Strom da war, gemacht.

Und ich denke, das ist jetzt alles auch vorbei.

Das war eigentlich schon die Situation, ne?

Das war eigentlich schon eine humanitäre Krise.

Und jetzt wäre es eine Katastrophe.

Ich befürchte schon, dass es dann deutlich, deutlich schlimmer wird.

Ja, Clemens, du hast schon gesagt,

das sind eigentlich Ausmaße, die so noch nicht da gewesen sind,

die du so nicht kennst.

Ich würde sagen, der Nahrostkonflikt, der schwählt immer.

Und mit dem sind wir irgendwie alle groß geworden.

Welche Dimension hat das, was jetzt passiert, das für dich?

Das ist ein Einschnitt.

Das ist jetzt nicht wie in den vergangenen Jahren,

nicht wie bei der letzten militärischen Konfrontationen,

sondern das ist etwas, was die Beziehungen,

wenn man das so nennen will,

zwischen Israelis und Palästinensern.

Nicht allein Gaserstreifen,

es sind ja 7 Millionen Palästinensern verteilt.

Das Verhältnis wird sich dauerhaft ändern.

Es wird ein tieferes Versurfenes,

als man sich es kaum vorstellen kann, geben.

Und daraus dann die politischen Schlussfolgerung zu ziehen,

da bedarf es meines Erachtens nicht allein,

nur der guten Worte auch aus dem Ausland,

sondern tatsächlich auch Unterstützung und Ermutigung.

Dass das Einzige, was ich sehen könnte, fast danach an ...

Es ist ja fast problematisch zu sagen,

was daran kann, nichts Gutes rauskommen.

Aber nach Katastrophen öffnet sich der Blick, sagen wir es mal so.

Clemens, vielen Dank für deine Einschätzung.

Gerne.

Alle aktuellen Informationen zu den Auseinandersetzungen

im Nahen Osten findet ihr auf tagesschau.de

und auf tagesschau24.

Ich hatte vorhin schon unsere FKM-Folge

zum Justiz-Umbau in Israel erwähnt.

Die Link dazu findet ihr in den Show Notes,

genauso wie zu unserer Folge zum Oslo-Abkommen.

Denn vor 30 Jahren gab es ja mal die Hoffnung

auf eine zwei Staatenlösung und damit auf Frieden.

Hört mal rein.

Autor dieser Folge ist Marc Hoffmann.

Mitgearbeitet haben Nicole Ales und Christian Schepsmeier.

Produktion Konrad Winkler,

Christine Dreyer und Ursula Kirstein.

Redaktionsleitung Lena Gürtler und Fomiko Lippen.

FKM ist eine Produktion von BR24 und NDR Info.

Mein Name ist Victoria Kopmann.

Wir hören uns morgen wieder.

Tschüss.

Ihr wollt rund um die Uhr kompakt und aktuell informiert sein

und auch keine News zu Israel und den Krieg im Nahen Osten verpassen,

dann empfehle ich euch als schnellen Überblick

den Podcast Tagesschau in 100 Sekunden.

Und natürlich gibt es auch die abendliche Nachrichtensendung

jeden Tag um 20 Uhr als Podcast.

Unter anderem hier in der ARID-Audiothek.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Der Nahostkonflikt eskaliert so plötzlich und brutal, wie es kaum jemand erwartet hatte: Israel vs. Hamas und eine ganze Region ist in Aufruhr. Raketen schlagen ein, Bomben fallen, friedliche Zivilisten werden gekidnappt und massakriert. Was folgt da noch? Wie geht es weiter im Nahen Osten und was heißt das vor allem für die Menschen dort? 11KM: der tagesschau-Podcast versucht die Lage zu sortieren und zu verstehen - mit dem langjährigen Auslandskorrespondenten Clemens Verenkotte vom BR.



Wir haben diese Folge am 9. Oktober um 13 Uhr aufgezeichnet. Alle aktuellen Entwicklungen findet ihr im Liveblog auf tagesschau.de:

https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-israel-gaza-montag-100.html



Hier geht es zur 11KM-Folge über den Justizumbau in Israel "Wir Frauen lassen uns nicht ausradieren" - Justizumbau in Israel:

https://www.ardaudiothek.de/episode/11km-der-tagesschau-podcast/wir-frauen-lassen-uns-nicht-ausradieren-justizumbau-in-israel/tagesschau/94816888/



Und vor 30 Jahren gab es eine große Chance auf Frieden im Nahen Osten. Was aus den Oslo-Friedensabkommen geworden ist, hört ihr in dieser 11KM-Episode "Nahostkonflikt: Ein Handschlag, kein Frieden":

https://www.ardaudiothek.de/episode/11km-der-tagesschau-podcast/nahostkonflikt-ein-handschlag-kein-frieden/tagesschau/94776254/



An dieser Folge waren beteiligt:

Folgenautor: Marc Hoffmann

Mitarbeit: Nicole Ahles und Christian Schepsmeier

Produktion: Konrad Winkler, Christine Dreyer und Ursula Kirstein

Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler



11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Episode liegt beim BR.