Echo der Zeit: Israel verstärkt Vorbereitungen für Bodenoffensive
Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 10/15/23 - 29m - PDF Transcript
Radio SRF Echo der Zeit mit Ivan Lieberherr.
Sonntag, der 15. Oktober, auch heute steht eine Ostkrieg im Zentrum unserer Sendung.
Die israelische Armee bringt laufend mehr Soldaten und Kriegsmaterial in die Nähe des
Gaza-Streifens. Wir fassen gleich die aktuelle Lage zusammen und zeigen dann, wie die
Golfstarten ihre Kontakte zu Hamas nutzen könnten, um eine weitere Eskalation zu verhindern und wie
die Hamas im Gaza-Streifen zu ihrem Raketenasenal gekommen ist. Sie hat eine eigene Low-Tech-Billig-Produktion
aufgebaut. Es gibt Berichte, wonach die Hamas alte Wasserrohre verwendet hat und sie zur
Raketenmotoren umfunktioniert hat, alte Artilleriegranaten, die nicht explodiert sind, wiederverwendet hat,
als Sprengköpfe neu befüllt hat und wiederverwendet hat. Also man versucht wirklich sehr, sehr viel
zu improvisieren, sagt Militäranalyst Fabian Hinz im Echo-Gespräch. Schließlich die Frage,
weshalb in der Schweiz die Kosten fürs Zug fahren in den letzten 15 Jahren kräftiger
gestiegen sind, als die fürs Autofahren. Auch heute hat die israelische Armee Luftschläge auf
den Gaza-Streifen durchgeführt und die Kämpfer der extremistischen Hamas feuerten Raketen auf
israelisches Gebiet. Weiterhin fliehen tausende Menschen vom Nordengasas in den Süden. Auslandredaktor
Die israelische Armee bringt laut Medienberichten mehr Soldaten und Kriegsmaterial in die Nähe des
Gaza-Streifens. Viele Beobachter gehen davon aus, dass die Armee bald mit Angriffen von
Bodentruppen starten wird. Dazu passt, dass Israel heute die Menschen im Nordengasas erneut
nachdrücklich dazu aufforderte, ihre Häuser zu verlassen und in den Süden des Küstenstreifens
zu fliehen. Sonst brechten sie sich in Gefahr, sagte Militärsprecher Daniel Hagari vor den Medien.
Hunderttausende hätten den Norden bereits verlassen.
Er beschuldigte die Hamas, sie halte die Menschen aktiv davon ab, sich in den Süden in Sicherheit zu begeben.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO kritisiert das Vorgehen Israels Scharf. Insbesondere auch
die Forderung, dass Spitäler im Nordengasas gereimt und die Patientinnen und Patienten verlegt
werden sollen. Die WHO publizierte Aussagen des Vizegesundheitsministers von Gaza,
Yusef Abu Al-Rish. Er sagt, es habe gar keinen Platz in den Spitälern im Süden.
Komme hinzu, dass viele kranke und verletzte in instabilem Zustand seien. Sie würden einen
Transport nicht überleben. Die humanitäre Lage im ganzen Gaza-Streifen wird immer prekärer.
Noch immer gelangen keine Hilfsgüter in die Region. Israel und Ägypten behalten ihre Grenzen geschlossen.
Beim Grenzübergang Raffach zwischen Ägypten und Gaza sind zwar inzwischen Lastwagen mit
Grundnahrungsmitteln und medizinischem Material angekommen. Die Lieferungen sind aber noch blockiert.
Inzwischen hat Israel offenbar die Wasserversorgung im Süden Gases wiederhergestellt. Die Leitungen
seien wieder in Betrieb. Das meldete der israelische Radiosender Reshet Bet. Im Schatten der Kämpfe
im Gaza-Streifen und im Süden Israels ist es auch im Norden rund um die Grenze zu Libanon
zu vereinzelten Zwischenfällen gekommen. Die libanesische Hisbollah-Militz schoss mehrere
Raketen auf Israel. In einem Dorf nahe der Grenze ist dabei laut israelischen Angaben ein Mann
getötet worden. Israel hat im Gegenzug Einrichtungen der Hisbollah in Libanon bombardiert. Außerdem
wurde im Grenzgebiet im Norden Israels ein 4 km breiter Streifen zum Sperrgebiet erklärt.
Israelische Zivilistinnen und Zivilisten dürfen sich dort nicht mehr frei bewegen. Die Einwohnerinnen
und Einwohner müssen in ihren Dörfern bleiben. Seit Anfang des Krieges vor acht Tagen ist die Zahl
der Opfer auf palästinensischer Seite auf 2450 gestiegen. Das meldet das Gesundheitsministerium
in Gaza. Auf israelischer Seite sind bisher über 1300 Opfer gezählt worden.
Seit dem Angriff der Hamas auf Israel hat die Online-Plattform TikTok bereits hunderttausende
Videos entfernt. Die Nachrichten mit Marco Koller. Insgesamt seien mehr als 500.000 Videos
gelöscht worden, weil darin zum Beispiel die Angriffe unterstützt oder die Opfer
verhöhnt worden seien. Das schreibt TikTok in einer Mitteilung. Der Konzern stelle auch mehr
Personen ein, die arabisch und hebräisch sprechen und Inhalte kontrollieren könnten.
Am Donnerstag hatte der zuständige EU-Kommissar TikTok aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen,
damit keine illegalen Inhalte und falsche Informationen verbreitet werden, weil viele
Kinder und Jugendliche die Plattform nutzen, sei TikTok besonders in der Pflicht. Bei der
Parlamentswahl in Polen zeichnet sich eine höhere Wahlbeteiligung ab als vor vier Jahren.
Bis zum Mittag gaben knapp 23% der Wahlberechtigten ihre Stimme ab, wie die Wahlkommission mitteilt.
Zum Vergleich, 2019 hatten bis am Mittag rund 18% gewählt. Die Urnen sind noch bis um 21 Uhr
geöffnet, danach soll es seine erste Hochrechnung geben, die Wahlergebnisse werden in der Nacht
erwartet. Prognosen im Vorfeld gingen davon aus, dass die regierende rechtskonservative
Peace-Partei stärkste Kraft in Polen bleibt, die absolute Mehrheit aber verfehlen wird.
Laut Umfragen liegt an zweiter Stelle die proeuropäische Bürgerkoalition um den
ehemaligen Regierungschef Donald Tusk. Der aserbajanische Präsident Ilham Aliyev ist
nach Berkarabach gereist, also in das Gebiet, das aserbajanische Truppen vor knapp einem
Monat eingenommen hatten. An mehreren Orten, darunter in der Hauptstadt von Berkarabach,
Histe Aliyev die aserbajanische Flacke, wie sein Büro mitteilte. Berkarabach gehört
völkerrechtlich zu Aserbajan, wurde bis zum Einmarsch der aserbajanischen Truppen aber
mehrheitlich von Armenierinnen und Armenien bewohnt. Mehr als 100.000 von ihnen sind in
zwischen nach Armenien geflüchtet, wie die UNO mitteilte. Im Nordwesten von Afghanistan hat
am Morgen erneut die Erde gebebt. Das Beben in der Provinz Herat, an der Grenze zu Iran,
hatte laut der US-Erdbebenwarte eine Stärke von 6,3. Es war also etwa gleich stark wie das
stärkste Beben vor einer Woche. Damals waren laut dem UNO-Nothilfe-Büro mindestens 1.000
Menschen ums Leben gekommen. Laut Angaben von Spitälein- und Hilfsorganisationen gab es heute
mindestens zwei Tote und über 150 Verletzte, die genauen Folgen des heutigen Bebens sind zur
Zeit aber noch unklar. Der Mobland-Straßentunnel, der Frankreich und Italien verbindet, bleibt
ab morgen während neun Wochen geschlossen. Grund sind Wartungsarbeiten, wie die Betreibergesellschaft
mitteilt. Unter anderem werden die Belüftungsanlage erneuert. Der Mobland-Tunnel ist 60 Jahre alt.
Zum Sport, wo die olympischen Winterspiele 2030 stattfinden, wird erst im nächsten Sommer bestimmt.
Das internationale olympische Kommite hat entschieden, die Vergabe zu verschieben,
denn es hat Mühe, einen Austragungsort zu finden. Zuletzt hatte der Favorit,
das japanische Sapporo, abgesagt. Hintergrund ist der Bestechungskandal um die Spiele 2021 in
Tokio. Nächstes Jahr soll gleichzeitig auch entschieden werden, wo die Winterspiele 2034
stattfinden. Bewerben könnte sich jeweils auch die Schweiz. Der Dachverband SwissOlympic hat
dieses Jahr eine entsprechende Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Und noch eine Meldung zum
Iso-K. In der Schweizer Meisterschaft hat Davos gegen Zug verloren mit 1 zu 5. Und wie wird
das Wetter Marco Colla? In der Nacht lösen sich die Wolken auf. Morgen ist es im Norden dann oft
Sonnig. Am Morgen hat es entlang der Berge jedoch Hochnebelfelder. Dazu bläst die Biese. Die Temperatur
erreicht rund 13 Grad. Im Süden wird es morgen oft grau bei 16 Grad.
Die Golf starten und ihre Bemühungen eine Ausweitung des einer Ostkriegs zu verhindern. Die
israelische Armee und die Risiken einer Bodenoffensive in Gaza. Der Zugverkehr in der Schweiz,
seine Kosten sind in den letzten Jahren stärker gestiegen als die fürs Auto. Das sind unsere
weiteren Themen hier im Echo der Zeit. Die Sendung international gleich im Anschluss beschäftigt sich
mit der Frage, wie die Drogenschwämme Ecuador verwüstet. Beide Sendungen Echo und International
gibt es natürlich auch online auf allen gängigen Podcast-Plattformen. Er versucht zu vermitteln
im Nahostkrieg US-Außenminister Anthony Blinken. Deshalb besuchte er dieser Tage mehrere arabische
Länder. Heute war er in Saudi-Arabien, wo er Kronprinz Mohammed bin Salman getroffen hat.
Welche Rolle können die Länder am arabischen Golf den Spielen bei Vermittlungen zwischen Israel
und den Palästinensern? Der Bericht von Nahost-Korrespondent Thomas Gutersohn.
Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman will sein Land auf dem internationalen Paket als
wichtigen Akteur positionieren. Jungs hat das Königreich wieder diplomatische Beziehungen mit Iran
aufgenommen und war vor einigen Monaten Gastgeber einer internationalen Konferenz zum
Ukraine-Krieg. Nun bietet sich Saudi-Arabien als Vermittler an im neuesten Nahostkrieg. Denn die
Golf-Mannarchie habe keinerlei Interessen an einer weiteren Eskalation, sagt Christian Koch von
der saudischen Denkfabrik Golf Research Center. Man sieht einfach, dass weitgehende Konflikte in
der Region selbst auch die Sicherheit der Länder in Golf und Saudi-Arabien selbst auch gefährdet
und man versucht sich hier doch ja auch als Vermittler zu positionieren. Konflikte in der
Region schaden zudem, um Saudi-Arabien als attraktiven Wirtschaftsstandort zu präsentieren. Das
Königreich ist daran, seine Wirtschaft breiter aufzustellen in Hinblick auf eine Zukunft,
in der die fossilen Brennstoffe weniger wichtig werden. Es lockt im großen Stil ausländische
Investoren an. Eine Ausweitung des Krieges zwischen Israel und der Hamas in die Region wäre dafür
äußerst hinterlich. Deshalb bringt sich Saudi-Arabien als Vermittler ins Spiel. Das Königreich
werde seine Kanäle zu Israel und der Hamas nutzen, aber auch seine Partner in der Region mit einbeziehen,
sagt Koch. Saudi-Arabien wird den Rahmen des Golfkooperationsrates nutzen. Das sind ja die sechs
Golfstaaten, also Kuwait, Oman, Bahrain, Saudi-Arabien, Vereinigt Arabische Emirate und Qatar. Und es
wird auch diesen Rahmen benutzen. Einige dieser Staaten haben ihr Verhältnis mit Israel bereits
normalisiert und diplomatische Beziehungen aufgenommen. Dies aber ohne die politischen Anliegen
der Palästinense zu berücksichtigen. Das sorgte für Unstimmigkeiten in der arabischen Welt.
Der Vorwurf, die reichen Golfstaaten würden die Palästinenser im Stich lassen. Wie gestern bekannt
wurde, hat Saudi-Arabien nun seine Gespräche über eine Normalisierung der Beziehung zu Israel
aufgrund der massiven Bombardierung des Gasastreifens gestoppt. Ein Signal an die Adresse der
Palästinenser seitens Saudi-Arabiens, sagt Koch. Auf der einen Seite ist es natürlich eine Antwort
auf die aktuellen Entwicklungen, in der die Frage der Palästinenser einen höheren Stellenwert
bekommen hat und Saudi-Arabien jetzt sein Gewicht hinter die Rechte der Palästinenser stellen wird.
Dennoch dürfte der Stopp der Verhandlungen nicht überbewertet werden, sagt Koch weiter. Auf der
anderen Seite bekommt mit den aktuellen Entwicklungen die Rolle Saudi-Arabiens als Vermittler einen noch
höheren Stellenwert, da auch Saudi-Arabien seine Kanäle zu palästinensischen Gruppierungen aber auch
zu starten, wie den Iran nutzen kann, um hier gegen eine weitere Eskalation zu argumentieren.
Kronprinz Mohammed bin Salman hat bereits mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi gesprochen,
um allenfalls auch dessen Einfluss auf die libanesische Hezbollah zu nutzen, damit der
Neuenfachtekrieg nicht weiter eskaliert. Ein anderer wichtiger Akteur in der Region ist das Emirat
Qatar, das gute Beziehung zur radikalen Hamas pflegt und die Gruppe auch lange Zeit finanziell
unterstützte. Davon sei Qatar aber abgekommen, sagt Christian Koch, und Engagierer sich in
Gaza verstärkt für humanitäre Zwecke wie den Bau von Spitälern oder Stromkraftwerken.
Katars Kontakte zu Hamas sei nun sehr wichtig. Ich glaube in solchen Konfliktsituationen,
wie wir es jetzt sehen, braucht man auch die Kommunikationskanäle zu diesen Gruppierungen,
weil nur so finden wir einen Weg, um vielleicht jetzt jedenfalls in den aktuellen Fragen von
Befreiung von Geiseln, humanitäre Korridoren usw. vielleicht einige Rotschritte zu erzielen.
Und Qatar führt bezüglich gefangenen Austausch bereits Gespräche mit der Hamas. Die Ereignisse der
vergangenen Woche haben gezeigt, dass die Region ohne eine politische Lösung der Palästinenserfrage
wohl nicht zur Ruhe kommen kann. Einige Staaten am arabischen Golf befürworten die zwei Staatenlösung,
also einen unabhängigen Staat Palästina, neben dem Staat Israel. Diese Ansatz sei in den letzten
Jahren insbesondere in Europa in den Hintergrund gerückt, sagt Christian Koch von der saudischen
Denkfabrik Golf Research Center. Europa, glaube ich, hat in den letzten Jahren die Frage der
zwei Staatenlösung vernachlässigt. Das wird ganz notwendig sein, dass wir hier eine breitere
Diskussion anfächten, um die zwei Staatenlösung wieder in den Vorderpunkt zu bringen. Für Christian
Koch ist klar, sei der Arabien so wie Qatar, können und wollen sich als Friedensvermittler in
der Region einsetzen. Thomas Guter Sohn. Israel bereitet seit Tagen eine Bodenoffensive im
Gaza-Streifen vor gegen die Terroristen der Hamas. Stellt sich die Frage, wie das Militär auf
einen solchen Einsatz vorbereitet ist? Israel setzt ja vor allem auf seine Luftwaffe. Ist das
israelische Militär bereit für eine Großoperation am Boden in einem eng bebauten, dicht besiedelten
Gebiet, das auch mit einem Tunnelsystem durchzogen ist? Das habe ich den Militärexperten Fabian
Hinz von der britischen Denkfabrik DoubleEy DoubleS gefragt. Ich würde sagen, sie ist gleichzeitig
bereit und nicht bereit dafür. Also die israelische Armee hat in der Vergangenheit sehr intensiv
trainiert, ob eine Kriegsführung durchzuführen, hat sehr viele Ressourcen reingesteckt, aber
gleichzeitig bleibt ob eine Kriegsführung auch immer kompliziert, egal wie gut sie ausgestattet
sind, egal wie gut sie als Armee trainiert sind. Das ist kein steriler Hightech-Krieg für die eigene
Seite, wo man von großer Entfernung außer den Ziele vernichtet. Das ist immer schwierig, das wird
im Moment größeren eigenen Verlusten einhergehen. Was macht das denn so kompliziert? Das komplizierte
ist, dass sie in Grunde genommen in mehr als zwei Dimensionen agieren. Sie sind auf dem Boden,
gleichzeitig haben sie mehrstöckige Gebäude, sie können von oben beschossen werden, sie können
Leute haben, die aus Tunneln kommen, sie können Leute haben, die sich im Geheimen in Tunneln
bewegen oder in Gebäuden bewegen und dann plötzlich in ihrem Rücken auftauchen. Solche
Geschichten machen es sehr, sehr, sehr schwierig und dazu kommt natürlich noch, dass Gebäude
relativ gut zu verteidigen sind, gerade wenn man sie wie die Herr Masses wahrscheinlich getan hat,
zum Teil als Festungen ausgebaut hat, mit Tunnelsystemen verknüpft. Das ist alles sehr,
sehr kompliziert und selbst die beste Hochtechnologie macht es nur beschränkt einfacher.
Was erwartet denn die Soldatinnen und Soldaten bei einem allfälligen Einsatz in Gaza statt?
Ich würde sagen, es erwartet sie eine sehr unklare Situation, wo sie nie genau wissen können,
wo der Feind genau steht. Wo sie nie genau wissen, wenn sie jemanden begegnen im
Gaza streifen, ist das jetzt ein Zivilist, ist das ein Kämpfer. Das sind so die ganz,
ganz großen Probleme dabei. Scharfschützen, Antipanzerwaffen, das können sowohl Panzerfäuste
sein als auch Antipanzerraketen, die plötzlich aus dem Nichts heraus abgefeuert werden. Eventuell
auch ein paar Drohnen. Das sind so die ganz großen Herausforderungen und natürlich noch
Sprengfallen. Die Möglichkeit, dass einfach ganze Gebäude mit Sprengfallen versehen worden
sind oder auch Teile der Straße, solche Dinge haben wir auch schon gesehen in der Ost.
Ist die israelische Armee ausgerüstet für einen Häuserkampf? Teile der israelischen Armee sind
sicher ganz hervorragend dafür ausgerüstet, zwar hervorragend wie es geht, aber man darf nicht
vergessen, dass die Israelis eine sehr, sehr große Zahl Reservisten eingezogen haben und die
alle mit dem besten Kit auszustatten, den es gibt. Das ist sehr, sehr schwierig. Es gibt schon Berichte,
dass manche der Reservisten nicht die Ausrüstungen bekommen haben, die sie eigentlich bräuchten.
Also es wird sicherlich auch Mängel geben und das haben wir auch in der Vergangenheit gesehen bei
Armeen wie der amerikanischen Armee, als sie in den Irak reingegangen sind und dann gesehen haben,
okay, wir haben einfach nicht die perfekte Ausrüstung für den Häuserkampf und dann improvisieren
müssen und nachrüsten müssen. Armeen müssen immer verschiedenen Bedrohungen begegnen. Das können
teilweise Hightech-Bedrohungen von gegnerischen Armeen sein, aber eben auch ob an Häuserkampf
und die meisten Armeen, selbst die wirklich guten Armeen auf der Welt, sind nicht perfekt auf jedes
Szenario vorbereitet. Und wie sind die Hamas-Kämpfer bewaffnet? Die Hamas-Kämpfer sind gut bewaffnet,
sie haben nicht die alle modernste Ausrüstung. Das sind teilweise relativ alte Waffensysteme,
auch Waffensysteme, die selber gebaut werden in Gaza. Und das ist nicht das Beste, was man
bekommen kann, aber es ist ausreichend, um den Häuserkampf sehr, sehr schwierig zu machen. Auf der
einen Seite steht natürlich die Ausrüstung selber, auf der anderen Seite steht das Training. Die
Hamas hat sich sehr, sehr lange auf diesen Fall vorbereitet. Dementsprechend kann man davon
ausgehen, dass der Häuserkampf trainiert wurde und dass man auch die Infrastruktur in Gaza dafür
vorbereitet hat und Häuser zu Festungen ausgebaut hat, das Tunnelsystem aufgebaut hat. Alles mit
dem Gedanken im Hinterkopf, dass es irgendwann mal so weit kommen könnte, dass die Israelis in
Gaza selber einmarschieren und man dann dort die israelische Armee konfrontieren will.
Woher stammen denn die Waffen der Hamas? Zum Teil haben sie Waffen, die aus Syrien
geliefert wurden, noch vor dem Bürgerkrieg. Im syrischen Bürgerkrieg hat sich die Hamas
gegen das syrische Regime gestellt, aber vorher war man sehr eng verbündet. Dann gibt es Waffen,
die vom Iran geliefert wurden, Waffen, die einfach nur vom internationalen Markt geschmuggelt wurden,
Waffen, wo man nicht genau weiß, wo sie herkommen. Die Hamas hat besitzt einige
nordkoreanische Antipanzerraketen und es ist nicht ganz klar, ob man die direkt aus
Nordkorea bekommen hat über eine dritte Partei oder ob die Iran sie für die Hamas gekauft hat
und man sie dann in den Gazelstreifen geschmuggelt hat. Also es ist eine relativ große Quelle,
aber ich würde sagen, der Iran nimmt trotzdem eine Schlüsselrolle ein, denn man darf nicht vergessen,
auch wenn die Kalaschenkopfes irgendwo anders gebaut wurden. Man braucht jemand, der die
Beschaffung finanziert, der den Schmuggel organisiert und da spielt Iran eine sehr,
sehr große Rolle. Bekonnen hat die Eskalation jetzt damit einen massiven Raketen beschusst,
der Hamas auf Israel. Hat die Hamas ihr Arsenal bald aufgebraucht? Die Hamas hat ihr Arsenal
wahrscheinlich noch nicht so schnell aufgebraucht. Es gibt Schätzungen der Israelis, die kann man
nicht unabhängig bestätigen, dass die palästinensischen Fraktionen im Gazelstreifen, also Hamas und
palästinensische islamische Jihad und noch ein paar kleinere, weitere bis zu 30.000 Raketen
besessen haben vor dem Beginn des Krieges. Was bei den Raketen ein bisschen anders ist als bei,
sagen wir mal, Sturmgewehren oder Antipanzerraketen ist, dass die überwiegende Zahl der Raketen,
die Hamas abfeuert, mittlerweile in Gaza selber hergestellt werden. Das ist überhaupt erst der
Grund, warum man es geschafft hat, so gigantische Arsenal aufzubauen. Rein über Schmuggel wäre
das wahrscheinlich nicht gegangen und dementsprechend hat man ein sehr, sehr großes Arsenal. Es gibt
Berichte, wonach die Hamas am ersten Tag 2500 bis 3000 Raketen abgefeuert hat. Es ist davon
auszugehen, dass die Hamas nicht alle Raketen am ersten Tag abfeuert und noch nicht 50 Prozent,
sondern viel kleineren Prozentsatz und dementsprechend groß dürfte das Arsenal noch sein, das bestätigt.
Ist es denn so einfach, eigene Raketen zu bauen? Es kommt auf die Art der Rakete darauf an. Die
Raketen, die Hamas produziert, das sind ungelenkte Bodenbodenraketen mit Reichweiten von meistens
zwischen 20 und 80 Kilometern. Es gibt einige größere mit Reichweiten bis 52 Kilometern.
Diese Raketen besitzen keine Steuerungselemente. Das macht sie relativ simpel. Es gibt Berichte,
wonach die Hamas alte Wasserrohre verwendet hat und sie so Raketenmotoren umfunktioniert hat,
alte Artilleriegranaten, die nicht explodiert sind, wiederverwendet hat, als Sprengköpfe neu
befüllt hat und wiederverwendet hat. Also man versucht wirklich sehr, sehr viel zu improvisieren und
die Masse an Material, die in den Gaseschreifen geschmuggelt werden muss, so weit wie möglich zu
improvisierte Low-Tech-Raketen. Was kostet eigentlich so eine Rakete?
Also genau wissen wir nicht, wie viel die Herstellung einer solchen Rakete kostet. Es gibt
große Unbekannte. Wir wissen nicht, wie viel die Materialien, die man dafür braucht, in Gase
wirklich kosten, gerade wenn man sie schmuggeln muss. Aber selbst wenn man davon ausgeht, dass die
Raketen sehr, sehr teuer in der Produktion wären, werden sie verglichen mit anderen modernen
Waffensystemen immer noch sehr, sehr günstig. Ein Hausnummer? Es gibt Schätzungen, die sagen,
dass eine Rakete vielleicht 1.000 Dollar kostet, vielleicht kostet sie auch 5.000. Aber
verglichen mit den Kosten für moderne westliche Waffensysteme oder auch den Kosten für die
Abfangraketen, die Israel verwendet, um diese Raketen abzuschießen, ist das immer noch sehr, sehr gering.
Sagt Militärexperte Fabian Hinz von DoubleEyeWS, das Institut mit Sitz in Laundern gilt weltweit
als Autorität in Militär- und Sicherheitsfragen.
Nahrungsmittel, Krankenkassenprämien, Mieten, vieles wird teurer in der Schweiz. Was nun aber
überrascht, im ersten Moment Autofahren blieb in den letzten 20 Jahren ungefähr gleich teuer.
Die Bahnpreise dagegen haben in dieser Zeit deutlich zugelegt. Zuletzt aufträngendes
Bundes- und gegen den Willen der Bahnunternehmen. Inland redakte Mathias Straßer berichtet.
Zum Fahrplanwechsel im Dezember sollen die Billettpreise ansteigen, um gut 3,5%. Allerdings,
die Bahnunternehmen, die diese Preise festlegen, wollten gar keine Preiserhöhung. Das zeigen
interne Unterlagen der SBB, die auch Radio-SRF vorliegen. Der Sonntagsblick hatte zuerst darüber
berichtet. Bis 2030 waren eigentlich keine Anpassungen mehr geplant. Das Bahnfahren jetzt
doch teurer wird, hat es mit dem Bundesamt für Verkehr BAV zu tun. Dessen Direktor Peter
Füglis Dala schrieb Ende März in einem Brief an die Verkehrsunternehmen, auf 2024 sind Tarifmaßnahmen
umzusetzen, sowohl national als auch bei den regionalen Tarifverbünden. Das für den
Bahnverkehr zuständige Bundesamt verlangte also, dass die Billettpreise steigen. Besonders stark
müssten die Preise im Regionalverkehr angehoben werden. Erstaunt, zeigt sich deswegen Preisyberwacher
Stefan Meier-Hans. Ich stelle fest, dass in dieser klaren Art und Weise eine Erwartung formuliert
wurde, wie es bis jetzt mindestens nicht üblich war. Pikant ist die Forderung des BAV aus zwei
Gründen. Erstens sind die Bahnpreise in den letzten 20 Jahren deutlich stärker angestiegen,
als jene fürs Auto fahren. Das zeigt eine Auswertung der Sonntagszeitung, die ebenfalls heute
erschienen ist. Während die Betriebskosten pro Kilometer beim Auto um gut 4% anstiegen,
nahmen die Preise beim öffentlichen Verkehr um 27% zu. Noch mehr aufgeschlagen hat das
Generalobbenoment, fast 38% teurer wurde es, verglichen mit 2003. Der Mediensprecher des
Bundesamts für Verkehr Andreas Windlinger erklärt das so. Der ÖV ist in den letzten Jahren fast
jedes Jahr weiter ausgebaut worden mit neuen S-Bahmen, Viertelstunden-Takten oder die Nea,
Trottel und January. Und das Angebot ist dadurch auch teurer geworden natürlich und dann stellt sich
die Frage, wer diese Mehrkosten bezahlt. Beim Bund ist man der Meinung, auch die
Bahnkundinnen und Kunden. Das hängt auch damit zusammen, dass der Bund seine Beiträge nicht
im geplanten Maß steigern will. Nach der Corona-Pandemie ist der Bund mit Ausgaben an
den ÖV zurückhaltender geworden. Fehlen Gelder der öffentlichen Hand müssen entweder die
Billettpreise steigen oder das Angebot muss gekürzt oder Kosten eingespart werden. Ja,
die Kosten fürs Bahnfahren seien gestiegen, sagt auch FDP-Nationalrat und Verkehrspolitiker
Christian Wasserfallen. Nichtsdestotrotz ist bis heute beim öffentlichen Verkehr der
Kostentäkungsgrad enorm tief, wo hingegen der individuelle Verkehr seine Kosten deckt.
Es geht ja ein Gleichgewicht zu halten beim ÖV aus Billettpreisen und öffentlicher Finanzierung.
Der SP-Nationalrat und Präsident der Verkehrskommission, John Pult dagegen erklärt, die
Rechnung beim Auto berücksichtigen nicht alle Kosten, etwa fürs Klima. Es ist klar, dass
aus Sicht des Gemeinwohls nicht nur das klimapolitischen, sondern auch als Flächeneffizienz und auch
als verkehrspolitischen Gründen nicht zielvoll ist, wenn die Schere aufgeht zu Gunsten des
Autofahrens. Teureres Bahnfahren bei vergleichbaren Kosten fürs Auto, das sei nicht mit den Klimazielen
vereinbar. Der Einsatz des Bundesamts für Verkehr zu Gunsten höherer Billettpreise lässt aber noch
aus einem zweiten Grund aufhorchen, denn eigentlich legen die Verkehrsunternehmen die Tarife selber
fest. Sie verfügen laut Gesetz über sogenannte Tarifautonomie. Der Brief des BAV-Direktors
lässt daran zweifeln, wie frei die ÖV-Unternehmen die Preise tatsächlich festlegen können. Bei
der Branchenorganisation des öffentlichen Verkehrs, der Allianz SwissPass, bestätigt Sprecher
Rito Hügli. Das Bundesamt für Verkehr hat natürlich vor dem Hintergrund der Sparmaßnahmen
im Regionalserkehr einen gewissen Einfluss. Ein Problem sei das aber nicht. Preisyberwacher
Stefan Mayer haben es hingegen, hält dazu fest, de facto sei die Tarifvorheit stark eingeschränkt,
das hätten ihm Vertreter aus den ÖV-Unternehmen mündlich mitgeteilt. Ein kleiner Trost für
die Bahnkundinnen und Kunden, auch aufgrund der Intervention des Preisyberwachers fällt die
Billettpreiserhöhung im Dezember etwas weniger stark aus als ursprünglich angekündigt.
Wir sind schon fast am Ende der Sendung, es fehlt noch der Blick in die nächste Woche. In
Polen wird heute ein neues Parlament gewählt, die Wahllokale schließt um 21 Uhr, morgen sollten
wir genauer wissen, wir analysieren das Ergebnis mit dem deutsch-polnischen Politologen und
Kulturmanager Basile Kerski erleitet das europäische Solidarnoschzentrum in Danzig. In Österreich
beginnt am Mittwoch ein Prozess gegen den ehemaligen Kanzler Sebastian Kurz. Er muss sich wegen
möglicher Falschaussagen vor einem parlamentarischen Ausschuss verantworten. Kurz ist ebenso ein Thema
bei uns wie Italiens Premierministerin Giorgia Meloni, die seit gut einem Jahr im Amt ist. Wie
sieht ihre Bilanz aus, innen und außenpolitisch? Und wie hat sie Italien verändert? Diesen
Fragen geht unser Korrespondent nach in der nächsten Woche. Für heute war es das, das Echo der Zeit
vom Sonntag dem 15. Oktober mit Redaktionsschluss um 18.28 Uhr verantwortlich für diese Ausgabe Anna
Drexel, für die Nachrichten Yvonne Lambricker und am Mikrofon war Yvonne Lieberherr.
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