Echo der Zeit: Israel verstärkt Angriffe auf Hamas
Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 10/28/23 - 29m - PDF Transcript
Radio SRF, Echo der Zeit mit Christina Scheidecker.
Der Krieg im Nahen Osten, unser Schwerpunkt heute am 28.
Oktober.
Israelische Bodentruppen in Gaza, massive Luftangriffe, wir fassen die Ereignisse der letzten
Stunden zusammen und fragen nach, was hat es auf sich mit der neuen Eskalation in der
Osten?
Ich glaube, was wir jetzt sehen, ist eine erste Welle, eine kleinere Welle und das wird sich
wahrscheinlich in den nächsten Tagen und Wochen noch intensivieren.
Das Gespräch mit dem Sicherheitsexperten Peter Neumann.
Trotz Wahlniederlage, die Grünen wollen in den Bundesrat.
Wir treten an, es braucht das Klima im Bundesrat.
sagte heute Parteipräsident Balthasar Glättli.
Wir zeigen, wie die Partei ihren Anspruch begründet.
Und wir sind zu Besuch auf der Basler Herbstmesse, wo bei den Fahrgeschäften in den letzten Jahren
ein Generationenwechsel stattgefunden hat.
Eine junge Schaustellerin erzählt im Echo der Zeit.
Seit gestern Abend hat Israel seine Angriffe auf die militant-dislamistische Hamas verstärkt.
Truppen seien seit gestern Abend im Norden des Gazastreifens aktiv, sagte ein Sprecher
der israelischen Armee, dazu kommen massive Luftangriffe.
Der Krieg im Nahen Osten hat eine neue Eskalationsstufe erreicht.
Veronica Meyer.
Die Angriffe, die die israelische Armee in den letzten gut 24 Stunden auf Ziele im
Gazastreifen ausgeführt hat, waren die bislang schwersten.
Seit jenem Tag vor drei Wochen, als die Hamas in Israel einfiel, sei sie laut israelischen
Angaben mindestens 1400 Menschen tötete und über 200 Geiseln in den Gazastreifen verschleppte.
Der Norden des Gazastreifens sei seit gestern in einem Ausmaß getroffen worden, wie man
es noch nie zuvor gesehen habe.
Fast ununterbrochen seinen Explosionen zu hören, aus der Luft und von schwerer Artillerie
entlang der Grenze, so beschreiben es heute Journalisten vor Ort, die einen auf der
palästinensischen, die anderen auf der israelischen Seite.
In den letzten rund 24 Stunden hat Israel seine Angriffe auf die Hamas im Gazastreifen
verstärkt, aus der Luft und auch am Boden mit Panzern und Truppen.
Und anders als vorher haben die Truppen und Panzer das Kampfgebiet offenbar noch nicht
wieder verlassen.
Ein Armee-Sprecher forderte die Bewohnerinnen und Bewohner im Norden des Gazastreifens am
Nachmittag erneut auf, das Gebiet zu verlassen und – Zitat – vorübergehend in den Süden
umzuziehen.
Und Israels Verteidigungsminister Galanz sagte, dass israelische Militär habe eine neue Stufe
im Krieg erreicht, im Krieg gegen die Hamas.
Israel will sie vernichten, ihre Tunnels, ihre Raketen zerstören, Vergeltung üben.
Das ist das erklärte Ziel.
Bei den jüngsten Angriffen seien mehrere ranghohe Kommandeure der Hamas getötet worden, heißt
es von israelischer Seite, die Armee, so sagte Verteidigungsminister Galanz, werde
ihre Operation bis auf weiteres fortsetzen.
Tausende Opfer hat dieser Krieg bereits gefordert, laut angabende Hamas mehr als 7.600 allein
im Gazastreifen.
Die humanitäre Lage ist katastrophal, doch seit gestern Abend dringend kaum mehr Informationen
aus dem schmalen Küstenstreifen, Internet und Telefon funktionieren weitgehend nicht
mehr.
Es sind große interne Nationale Organisationen, darunter das norwegische Rote Kreuz oder die
Weltgesundheitsorganisation WHO konnten und können ihre Mitarbeitenden nicht mehr erreichen,
Menschen, ihre verwandten bekannten Freunde nicht mehr kontaktieren.
Ein verlässliches Bild lässt sich deshalb keines machen derzeit, auch nicht über die
Zahl der Opfer, die es gegeben hat, bei dieser jüngsten Eskalation.
Die Zusammenfassung der Ereignisse von Ausland-Redaktorin Veronica Meier Was bedeutet diese neue
Eskalation und welches Kalkül steckt hinter dem Vorgehen der israelischen Armee, das
fragen wir gleich den Sicherheitsexperten Peter Neumann, zuerst die Nachrichten.
Und auch da geht es um den Krieg in Nahost.
Shiliad Shild.
Mehrere Tausend Menschen nahm sich heute in Bern, in Zürich und Basel mit der Bevölkerung
in den Palästinänzergebieten solidarisiert.
In Zürich sprachen die Organisatoren von rund 7.000 Teilnehmenden.
Die Stadtpolizei schrieb von mehreren Tausend.
In Bern schätzte ein Korrespondent der Nachrichtenagentur Kistenest ja die Zahl auf über 1.000 Teilnehmende
und in Basel waren es rund 300 Personen.
In Basel war die Demonstration unbewilligt, in Bern und in Zürich hingegen bewilligt.
Das Buschlaf im Kanton Graubünden ist momentan nur schwer erreichbar, sowohl die Bahnstrecke
als auch die Straße über den Berliner Pass sind zurzeit gesperrt.
Die Straße ist schon seit gestern nicht mehr befahrbar, wegen eines Steinschlags ist sie
zwischen Lagalb und Sandgarloh gesperrt, voraussichtlich noch bis morgen wie die kantonalen Behörden
mithalten.
Und nun ist auch die Zugstrecke blockiert zwischen Posciavo und Alp Grüm auch hier wegen eines
Steinschlags.
Die Sperrung soll laut der Rätischen Bahn bis Betriebsschluss dauern.
Es gebe bis auf weiteres keinen Bahnersatz.
Die Gewerkschaft SINA hat eine neue Präsidentin.
Die abtretende Nationalrätin Yvonne Ferri ist von den SINA-Delegierten in Luzern gewählt
worden.
Das schreibt die Gewerkschaft, welche Arbeitnehmende in Gewerbe, Dienstleistung und Industrie vertritt.
Die Agaurin Yvonne Ferri saß zwölf Jahre für die SP im Nationalrat.
Bei den Wahlen am letzten Sonntag trat die 57-Jährige nicht mehr an.
Nach Malta nun, dort hat ein internationales Treffen zum russischen Angriffskrieg auf die
Ukraine begonnen.
Es ist das dritte solche Treffen, Top-Diplomaten und Sicherheitsbaratinnen aus über 60 Ländern
sind dabei.
Thema des Treffens ist der ukrainische Vorschlag für einen Friedensplan.
Dieser will unter anderem, dass die russischen Truppen die Ukraine verlassen und die Grenzen
des Landes wiederhergestellt werden.
Das zweitägige Treffen organisiert hat die Ukraine.
Sie erhofft sich, noch in diesem Jahr einen globalen Friedensgipfel veranstalten zu können.
Russland ist zu den aktuellen Gesprächen nicht eingeladen.
Das Land hat das Treffen auch kritisiert.
Dieses sei eine antirussische Veranstaltung.
Eine Meldung vom Sport.
Im österreichischen Sölden hat heute die neue Skiveldgöbb-Saison begonnen mit einem
Riesenslallym der Frauen und mit einem Schweizer Sieg.
Lara Gut-Beramie gewinnt das Rennen, 200 Sekunden vor Federica Brignone aus Italien und der
Slovakien Petra Vullova.
Nach dem ersten Lauf wurde eine Fahrerin disqualifiziert wegen zu hohen Flurwerten
in ihrem Skivax, die Norwegerin Ranghilds Movinkel.
Schnee auf dem Gletscher in Sölden und bei uns, Schülya Tild.
Auch morgen ist es trotz Wolkenfeldern länger Sonnig, in der Nordwestschweiz sind die Wolken
zahlreicher.
Die Temperaturen liegen bei rund 16 Grad.
Mit störmischem Föhn gibt es in den Alpenthälern lokal bis zu 23 Grad.
Und im Süden ist es bewölkt und zeitweise nass bei 14 Grad.
Der Krieg im Nahen Osten, die israelischen Bodentruppen im Gasastreifen, unser Hauptthema
heute.
Wir haben uns die Entwicklungen genauer angeschaut mit Peter Neumann, Sicherheitsexperte am
Kings College in London.
Ich wollte von ihm wissen, ob das nun der Beginn der lange angekündigten israelischen
Bodenoffensive sei.
Ja, das ist glaube ich der Beginn dieser Bodenoffensive, obwohl man sich wochenlang darüber
gestritten hat, wie genau diese Bodenoffensive aussehen soll.
Ich glaube, was wir jetzt sehen, ist eine erste Welle, eine kleinere Welle und das wird sich
wahrscheinlich in den nächsten Tagen und Wochen noch intensivieren.
Der israelische Verteidigungsminister hat ja letzte Woche gesagt, er geht von mindestens
drei Monaten Kämpfen aus.
Diese schrittweise Eskalation von israelischer Seite, welches Kalkül steckt dahinter?
Also ich glaube, das hat auch was damit zu tun, dass man sich noch Gedanken darüber
macht, welche politischen Ziele man überhaupt erreichen möchte, wie soll der Gaserstreifen
nach dieser Bodenoffensive aussehen, wer soll da eigentlich regieren?
Ich glaube, das ist noch gar nicht wirklich entschieden worden.
Zum anderen sind da natürlich noch über 200 israelische Geiseln, die möchte man befreien.
Es gibt eine Vermittlungsbemühungen von Qatar unterstützt von den Amerikanern und man erwartet
eigentlich, dass da möglicherweise in den nächsten Tagen noch was rauskommen könnte.
Deswegen glaube ich auch, dass man etwas langsamer angefangen hat, weil man diese Vermittlungsbemühungen
nicht aufs Spiel setzen möchte.
Aber ich meine, der Druck, der jetzt kommt von israelischer Seite mit den Luftangriffen
und jetzt eben auch Tropen in den Gaserstreifen selber, das merkt ja auch die Hamas, dass
da was passiert.
Das gefährdet die Sicherheit der Geiseln nicht, ihre Anschätzung nach.
Also ich glaube, momentan ist es gerade so an dem Kipppunkt, wo glaube ich diese Geiselverhandlungen
noch weitergehen können.
Wenn es sich deutlich erhöht, ich glaube dann ist der Punkt erreicht, wo die Hamas dann
diese Vermittlungsbemühungen abbrechen würde.
Und deswegen glaube ich, geht Israel momentan noch relativ vorsichtig vor, auch wenn es nicht
so aussieht.
Aber ich glaube, da kommt noch viel, viel mehr.
Diese Vorsicht, aktuell diese Zurückhaltung, steckt da auch eine taktische Überlegung dahinter,
um die Gegenseite nicht zu stark zu provozieren.
Also zum Beispiel auch andere Player wie die Hezbollah in Libanon vor einem Kriegseintritt
auf Seiten der Hamas abzuhalten?
Das ist sicher auch eine Überlegung.
Die Hezbollah hat ja bisher im Norden Israels, im Süden Libanons noch nicht so reagiert auf
diesen Konflikt, wie man eigentlich erwartet hatte.
Das war recht zögerlich.
Und die Iraner, die ja sowohl die Hamas als auch die Hezbollah unterstützen, haben gesagt,
sie haben den Finger am Abzug, aber sie würden erst tatsächlich einschreiten, offen in diesen
Konflikt einschreiten, wenn es zu dieser massiven Bodenoffensive kommt.
Und das ist gerade momentan so der Punkt, wo es wirklich wichtig ist, wie sich alle Seiten
verhalten.
Also die Iraner, glaube ich, möchten nicht offen in diesen Konflikt eintreten.
Das wäre auch für den Iran möglicherweise negativ im Libanon, will man auch keinen Konflikt.
Aber natürlich ist der Druck der Straße riesig.
Und es wird jetzt vieles drauf ankommen, was in den nächsten Tagen passiert, ob dieser
Konflikt tatsächlich auf Israel beschränkt bleibt oder ob dieser Konflikt möglicherweise
auf die ganze Region übergreift.
Das ist ein extrem schmaler Grad für alle Beteiligten, oder?
Das ist ein extrem schmaler Grad.
Und ich glaube, das ist auch die Motivation gewesen in den ganzen letzten Wochen des
amerikanischen Einsatzes, sowohl von Außenminister Blinken als auch des Präsidenten von Joe
Biden, dass man versucht hat, auf die Israelis einzuwirken, versucht hat ihnen zu erklären,
was verschiedene Aktionen für Konsequenzen haben können.
Denn es ist klar, dass die Israelis nach dieser Terroroffensive, nach dem Massaker der Hamas
schon auch wütend waren und traumatisiert waren, dass der Druck der eigenen Bevölkerung
auch sehr, sehr hoch ist.
Auf der anderen Seite müssen die Israelis natürlich berücksichtigen, dass der Druck
der Straße in arabischen Ländern auch sehr, sehr hoch ist und dass wir auf der einen
Seite eine Situation im Gaserstreifen haben, die eskaliert, aber die über den Gaserstreifen
hinaus eskalieren könnte in die ganze Region.
Dieses Kriegsziel, das man sich gesetzt hat, die Vernichtung der Hamas, ist es denn überhaupt
zu erreichen?
Also ich bin da sehr skeptisch, das Kriegsziel ist ja in Wirklichkeit auch von Premierminister
Netan Yahu sehr vageformuliert worden, es wurde gesagt, wir wollen die Hamas vernichten.
Welche Hamas denn?
Es ist die militärische, terroristische Seite der Hamas, es ist die politische Seite, es
ist Hamas als religiöse oder gesellschaftliche Bewegung, das alles sind ja Facetten von Hamas
und deswegen ist Hamas ja so eng mit der Gesellschaft im Gaserstreifen verwoben.
Also das würde unglaublich schwierig.
Der Westen hat es ja selbst versucht in Afghanistan, wir wollten die Talebahn vernichten, nach
20 Jahren sind wir gescheitert, die Amerikaner haben es im Irak versucht, wollten die Aufständischen
vernichten, nach knapp 10 Jahren ist ISIS dabei rausgekommen.
Also ich glaube, man muss wirklich um Erfolg zu haben, das ist die Lehre aus dem sogenannten
Krieg gegen den Terror, ist eigentlich, dass man militärische Ziele relativ bescheiden
formuliert und konkret und auch erreichbar.
Und ich glaube, da fehlt es noch etwas auf der israelischen Seite.
Ich glaube, es wäre ein legitimes und erreichbares Ziel für die Israelis, zu sagen, wir schalten
die militärische, terroristische Seite der Hamas aus und wir schaffen eine Situation, wo es
der Hamas nicht mehr gelingen wird, für Jahre eine solche Offensive gegen unser Land zu starten.
Aber die Hamas insgesamt zu vernichten, ich glaube, das ist zu ambitioniert.
Und warum wird das Ziel dann trotzdem so formuliert von israelischer Seite, weil einfach der Druck
der Gesellschaft nach diesem Angriff der Hamas auf Israel so dermaßen groß ist?
Ja natürlich, das ist die Antwort und weil natürlich auch, glaube ich, vermute ich,
vielleicht verständlicherweise, Premierminister Netten-Jahu, kompensieren will, überkompensieren
für die Tatsache, dass während seiner Regierungszeit diese Bedrohung offensichtlich ignoriert wurde.
Der Politik-Wissenschafter Peter Neumann, er ist Professor am Kings College in London.
Das ist das Echo der Zeit auf Radio SRF, so geht's bei uns weiter.
Die Grünen wollen in den Bundesrat, auf Kosten der FDP, mit überschaubareren Erfolgsaussichten.
Anders sieht das aus bei der SP, sie wird den Sitz von aller Börse halten können,
fragt sich, mit welchem Personal.
Und an der Basler Herbstmesse zeigt sich, eine junge Generation von Schaustellerinnen
und Schaustellen hat übernommen eine Berg- und Talfahrt, im wahrsten Sinne des Wortes.
Nun also doch, heute Mittag haben die Grünen bekannt gegeben, dass sie für den Bundesrat
kandidieren trotz der Wahlniederlage vom vergangenen Sonntag.
Bei den Bundesratswahlen vom 13. Dezember wollen sie aber nur die FDP-Sitze angreifen, nicht jene der SP.
In Landredaktor Raffael von Matt.
Doch wir wollen immer noch in den Bundesrat, dies die Botschaft der Grünen heute Mittag.
So sagte Parteipräsident Balthasar Glättli.
Wir treten an, es braucht das Klima im Bundesrat.
Die Grünen wollen also das ökologische Lager im Bundesrat stärken.
Konkret heißt dies, dass sie bei den Bundesratswahlen am 13. Dezember den zweiten Sitz der Freisinnigen angreifen,
wie Alin Trede, die Fraktionspräsidentin der Grünen, am Mittag im Bundeshaus vor den Medien sagte.
Die FDP ist ganz klar die Partei, die am meisten übervertreten ist und sie muss jetzt Verantwortung übernehmen und Platz machen.
Wir haben deshalb in der Fraktion ganz klar entschieden, dass wir die FDP angreifen werden.
Gleichzeitig haben die Grünen einstimmig entschieden, die Sitze der SP nicht anzugreifen, wie Balthasar Glättli betonte.
Die Entscheidung nicht gegen einen SP-Sitz anzutreten, da auch nicht für Spiele zur Verfügung zu stehen,
die ist einstimmig gefallen am Anfang der Sitzung.
Die Grünen wollten nicht bei politischen Spielchen mitmachen.
Damit meint der Parteipräsident die Situation, dass die bürgerliche Mehrheit im Parlament
eine Grüne oder einen Grünen anstelle der SP wählen könnte.
Dann würden die Grünen die Wahl nicht annehmen.
Wie geht es nun weiter?
Grüne Politikerinnen und Politiker haben jetzt eine Woche Zeit, um ihr Interesse anzumelden.
In zwei Wochen will sich die Partei dann auf eine offizielle Kandidatur einigen.
Konkrete Namen von Kandidierenden natten die Grünen heute nicht.
Als möglicher Kandidat gehandelt, wird der kleiner Ständerat Matthias Zopfi.
Ambitionen haben könnte auch die Genferin Lisa Masone.
Sie hat jedoch ihre Wiederwahl in den Ständerat im ersten Wahlgang verpasst.
Insgesamt dürfte der Andrang von potentiellen Kandidatinnen und Kandidaten nicht allzu groß sein,
denn die Erfolgshaussichten der Grünen sind sehr gering.
Die Niederlage bei den National- und Ständeratswahlen hat ihrem Anspruch auf einen Bundesratssitz geschadet.
Und bei den Bundesratsparteien herrscht bis der Einigkeit darin,
dass amtierende Bundesräthinnen und Bundesräte nicht abgewählt werden sollen.
Sie werden den Angriff der Grünen auf den FTP-Sitz also nicht unterstützen.
Doch davon lässt sich Grünen-Präsident Gleitli nicht abschrecken.
Es kann nicht sein, dass man nichts ändert bloß, weil alle an den Sitzen festkleben.
Da Anna Bersse von der SP der einzige Bundesrat ist,
der am 13. Dezember nicht wieder antritt
und da die Grünen keinen SP-Sitz angreifen wollen,
dürfte die grüne Bundesratskandidatur jedoch ein Schaulaufen für die Galerie bleiben.
Ein politisches Zeichen, mehr nicht.
Die Grünen wollen in den Bundesrat nicht auf Kosten der SP,
die derzeit einen Nachfolger, einen Nachfolgerin für Innenminister Aller-Bersse sucht.
Dieses Wochenende läuft die Frist ab für interessierte Kandidatinnen und Kandidaten.
Das heißt, das Feld ist weitgehend abgesteckt.
Matthias Ebischer und Evi Alemann aus Bern,
Bert Jans aus Baselstadt, Daniel Josic aus Zürich,
Roger Nordmann aus dem Kanton Waad und John Pult aus Graubünden
möchten Bersse gerne beerben.
Ende November entscheidet die Fraktion,
wen sie aufs offizielle Ticket für die Bundesratswahl setzt.
Fünf Kandidaten, eine Kandidatin.
Wer sticht da besonders hervor?
Das habe ich Raphael von Matt gefragt.
Einerseits sticht schon Evi Alemann hervor,
eben weil sie die einzige Frau unter den Kandidierenden ist.
Frauen sind ja in der SP-Fraktion in der Mehrheit.
Ihr könnt das also helfen, aufs Ticket zu kommen.
Und andererseits sticht sich Daniel Josic heraus.
Er gilt schon lange als potenzieller Bundesrat,
ist in Umfragen beliebt, in Zürich wurde gerade
mit einem sehr guten Resultat in den Ständerat wiedergewählt.
Parteiintern ist allerdings umstritten
wegen seines Vorpressions bei der letzten Bundesratswahl.
Insgesamt unter diesem Kandidatenfeld
eine offene Ausgangslage.
Es präsentiert sich kein klarer Favorit,
wie wir es z.B. bei Albert Rösti oder bei Viola Amherd hatten.
Bei Bundesratswahlen geht es ja immer auch darum,
wer aus welchem Kanton kommt, wer welches geschlecht hat.
Welche Rolle spielen diese Faktoren,
Geschlechtherkunft bei dieser Auswahl?
Das sind natürlich wichtige Aspekte.
Gerade die SP, hier ist es ja immer sehr wichtig,
dass die beiden Geschlechte möglichst gleichmäßig
im Bundesrat vertreten sind
und dass die Regionen auch angemessen berücksichtigt werden müssen.
Das steht ja sogar in der Verfassung.
Aktuell dürfte die SP aber nicht zuerst auf die Region schauen,
sondern darauf, wen sie als starke Figur in den Bundesrat hiefen kann.
Etwas Gegengewicht zu Albert Rösti
in den wichtigen Energie- und Verkehrsfragen.
Da kommt beispielsweise der ehemalige
SP-Fraktionschef Roger Nordmann ins Spiel.
Er gilt als strategisch stark,
wäre für viele also ein starker Kandidat.
Allerdings wäre mit ihm die Romondie weiter übervertreten.
Eh für alle Mann, wenn sie gewählt würde,
wären zwei SP-Bundesrei-Tinnen.
Ich denke, in der Fraktion hätten viele kein Problem damit.
Wie genau läuft dieser Nominationsprozess
bei der SP jetzt überhaupt ab?
Nun, Kandidierende können sich noch bis morgen Sonntag-Mittag melden.
Dann gibt es im November vier Hearings
in den verschiedenen Landesteilen,
wo sich die Kandidatinnen und Kandidaten
den Partei mitglieden, aber auch der Öffentlichkeit präsentieren.
Und dann Ende November, genau am 25. November,
entscheidet die SP-Fraktion, wer es aufs offizielle Ticket schafft.
Dabei ist auch wichtig, die Frage, gibt es ein Zweier
oder ein Dreierticket zu handeln der Bundesversammlung?
Ein Dreierticket bietet mehr Auswahl,
da kann man das Ticket auch besser zusammenstellen.
Man kann mehr Kandidatinnen und Kandidatinnen berücksichtigen.
Bei einem Zweierticket hat die Partei
hingegen mehr Kontrolle darüber,
wer am Ende dann auch gewählt werden kann.
Vor diesem Hintergrund, von welchem Szenario
gehen Sie aus, Zweierticket, Dreierticket und wer landet drauf?
Das ist natürlich eine sehr schwere Frage, die Sie mir herstellen.
Ich vermute, dass es am Ende auf ein Zweierticket hinausläuft.
Ich denke, Evie Allemann dürfte auf diesem Ticket stehen,
eben weil sie eine Frau ist.
Daniel Josic, meine persönliche Einschätzung,
wird es vermutlich nicht aufs Ticket schaffen.
Aber eben, das Rennen ist wirklich noch sehr offen.
Am Ende könnte es auch ganz anders sein.
Denn gerade auch diese Hearings, die ja im November noch folgen,
die darf man nicht unterschätzen.
Da haben Kandidatinnen und Kandidaten
schon auch die Möglichkeit, intern zu beeindrucken
und das Ruder nochmal herumzureißen.
Inland-Redaktor Raphael von Matz.
Seit heute Mittag ist in Basel Herbstmesse.
Es duftet nach Magen, Brot und gebrannten Mandeln,
aus der ganzen Schweiz sind Schaustellerinnen und Schausteller
mit ihren Bahnen angereist.
Bei einigen von ihnen hat in den letzten Jahren
die junge Generation übernommen.
Einen richtigen Wechsel habe es gegeben,
heißt es beim Schweizer Schaustellerverband.
Was motiviert die Jungen, in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten,
bei einem Beruf, der weit entfernt ist
von einem normalen Arbeitsalltag?
Basel-Korrespondentin Martina Inglien.
So, jetzt wird's rumpen, boah, let's go, hey, hoppa!
Seit zwölf Uhr heute Mittag dreht sie die Snowdream,
eine Berg- und Talbahn, oder wie man auch sagt, Himalaya-Bahn,
mitten auf dem Baslam-Münsterplatz.
Es blinkt und rattet.
Im Billethäuschen sitzt Alexandra Buchser,
eine aufgestellte junge Frau, 30 Jahre alt.
Seit diesem Jahr gehört die Snowdream ihr.
Sie hat sie von ihren Eltern übernommen
und erlebt dieses Jahr zum ersten Mal den Messestart
als Inhaberin einer großen Bahn.
Wir sind gut gestartet, das Wetter ist gut,
die Leute haben Freude, super.
Das Schaustellerleben kennt Alexandra Buchser bestens.
Ihre Mutter ist Schaustellerin in vierter Generation.
Die Familie besitzt mehrere Bahnen.
Schon als Kind war Alexandra Buchser regelmäßig
auf sämtlichen Chilbipletzen der Schweiz.
Meine Erinnerungen sind positiv, sehr schön.
Wir konnten natürlich Kinderkarren fahren,
man war immer dabei.
Dass sie selber einmal einsteigt ins Geschäft der Eltern,
das war für sie schon immer klar.
Ja, absolut.
Ich bin so aufgewachsen.
Ich habe schon als kleine jemanden gesagt,
ich werde auch Schaustellerin.
Ich bin auch Schaustellerin mit Liebe und Zähl.
Das ist für mich der schönste Beruf.
Dass herumreisen, den Kontakt zu den Menschen,
die Stimmung auf den Plätzen und v.a.
den Leuten verurteilt zu können.
Trotzdem, ganz ohne Plan B, ging es nicht.
Die 30-jährige absolvierte eine Ausbildung als Treuhänderin,
auch wenn ihr klar war,
dass sie auf diesem Beruf nicht arbeiten möchte.
Eine Absicherung hat sie trotzdem,
dass sei ihr und auch ihren Eltern wichtig gewesen.
Die Eltern, sie sind bei dieser für ihre Tochter
speziellen Herbstmesse dabei.
Unterstützen Alexandra Buchser, wenn es nötig ist.
Dass die eigene Tochter, die Snowdream übernommen hat,
macht die Eltern stolz.
Erwartet hätten sie es aber nicht, sagt Vater Remo Buchser.
Alexandra habe selber die Initiative ergriffen.
Unternehmer sagten, du, die Schäfte sind hier.
Weil du es willst, kannst du übernehmen.
Du duest es abzahlen.
So soll sie es machen, das ist gut.
Sie hat ihre Lastwagen übernommen
und muss selber Lastwagen fahren.
Sie muss das alles selber machen.
Sie fahren mit den grossen Transpärten um.
Sie macht das sehr gut.
Der Generationenwechsel bei Familie Buchser
ist nicht der einzige auf der Basler Herbstmesse.
Es gebe einige Schausteller,
die in den letzten ein, zwei Jahren
ihr Geschäft an die jüngere Generation weitergegeben haben,
sagt der Präsident des Schweizer Schaustellerverbandes Peter Howald.
Das habe ein Stück weit auch mit Corona zu tun.
Die Zwangspause habe bei vielen Schaustellern dazu geführt,
dass sie sich intensiv mit der Zukunft auseinandergesetzt haben.
Dann haben viele gehört vom Alter her.
Das war eigentlich gelegen.
Corona, zwei Jahre, nichts zu machen.
Viele haben sie auch den Jungen übergeben.
Sie sind aber schon im Hintergrund die Eltern.
Es sei erfreulich,
dass der Generationenwechsel bei vielen funktioniert.
Denn das Schaustellerleben sei kein einfaches,
arbeiten bis spät in die Nacht auch am Wochenende.
Junge Leute dafür zu begeistern,
sei keine Selbstverständlichkeit.
Bei Alexandra Buchser braucht es nicht viel Überzeugungskünste.
Die 30-jährige will die Tradition ihrer Eltern weiterleben.
Vorerst mit der Snowdream.
Für mich war der Snowdream immer der Raumbank.
Für mich sind auch die Bahnen, die meine Eltern haben,
die, die ich übernehme.
Mit denen bin ich aufgewachsen.
Und die liegen mir am Herzen.
Da habe ich schon eine Bindung dazu.
Noch bis 23 Uhr dreht die Snowdream auf dem Münsterplatz weiter,
lässt Kinder und Erwachsene schreien und kreischen.
Dann zieht sich Alexandra Buchser in ihren Wohnwagen zurück.
Alleine ohne ihre Eltern.
Die fahren zurück nach Zürich
und überlassen die Snowdream ganz ihrer Tochter.
Zum Schluss ein kleiner Hörtipp.
In den Niederlanden sind viele Böden stark überdünkt
und darum mit Stickstoff verseucht.
Die Folgen für die Natur sind immens.
Aus diesem Grund wollte die Regierung von Mark Rütter
viele Bäuerinnen und Bauern dazu bewegen,
ihre Höfe aufzugeben.
Doch der Widerstand gegen diese Maßnahme ist immens.
Die Regierung Rütter zerbrach.
Dazu sagt Bio-Bauer Jan Ari Korevar.
Es ist ein Lott von diesem Land,
dass wir uns erst Politik kaputt lassen,
und dann bauen wir das wieder.
In den Niederlanden machen die Politik das Land kaputt,
erst dann raufe man sich zusammen.
Noch aber besteht das Stickstoffproblem
und die Politik bleibt in der Krise.
Bei den anstehenden Wahlen könnten auch in den Niederlanden
jene Parteien gewinnen,
die die etablierten Parteien herausfordern.
Das ist Thema der Sendung international.
Dieses Wochenende im Radio oder jederzeit im Internet,
zum Beispiel auf srf.ch schrägstrichaudio.
Dort gibt es übrigens auch uns zum Nachhören.
Das war das Echo der Zeit.
Redaktionsschluss ist um 18.28 Uhr.
Verantwortlich für die Sendung Christoph Forster,
für die Nachrichten Sandro Peter,
am Mikrofon Christina Schadecker.
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