Echo der Zeit: Israel bildet Notstandsregierung
Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 10/11/23 - 44m - PDF Transcript
Radio-SRF Echo der Zeit mit Simon Hulliger.
Unsere Themen am 11. Oktober. Israel hat eine neue Führung. Ministerpräsident Benjamin
Netanyahu und Oppositionsführer Benigans einigen sich auf eine Notstandsregierung.
Nach den Attacken der Hamas, der Bundesrat will sie als terroristische Organisation
einstufen und prüft ein Verbot. Dann, der Trend setzt sich fort, die Grünen verlieren,
die SVP gewinnt, die Resultate des letzten SG-Wahlbarometers vor den eigenösischen Wahlen.
Und in Ungnade gefallen. Bei den kommenden Wahlen in Özeeland spielt die ehemalige
Premierministerin Jacinda Ardern keine Rolle mehr. Sie sei froh, dass sie weg sei,
sagt diese Wählerin im Echo der Zeit. Am fünften Tag der schweren Gewalt im Nahen Osten bildet Israel
eine Regierung der nationalen Einheit. Derweil halten die Kämpfe weiter an. Franco Battel fasst
den heutigen Tag zusammen. Premier Benjamin Netanyahu und Oppositionsführer
Benigans haben heute Nachmittag beschlossen, ein Kriegskabinett zu bilden. In diesem soll
auch Benigans Einsitz nehmen. Er war in einer früheren Regierung Verteidigungsminister gewesen.
Das neue Kabinett soll ausschließlich Beschlüsse verabschieden, die mit dem Krieg zu tun haben.
Alle anderen politischen Geschäfte, auch die umstrittene Justizreform, sollen ruhen.
Diese politische Einigung gelingt an einem Tag, der erneut von Gewalt und Anschlägen geprägt war.
Aus seinem israelischen Kibbutz nahe der Grenze zum Gasastreifen barkt die Armee weitere Leichen,
unter ihnen auch Kinder, die von der Hamas getötet worden waren. Und Israel setzte die
Angriffe auf Ziele im Gasastreifen fort. Wegen der herrschenden totalen Blockade geht dort der
Treibstoff aus. Das einzige Kraftwerk musste seine Betrieb einstellen. Seither sind die 2,3
Millionen Leute im Gasastreifen ohne Strom. Auch Wasser und Brot werden knapp. Gleichzeitig
schoss die Hamas weitere Raketen aus dem Gasastreifen Richtung Israel ab. Darum heulten in
verschiedenen Städten und Dörfern Israels wieder die Sirenen. Auch von Libanon her wurde
Richtung Israel geschossen, was sofort israelischen Gegenbeschuss auslöste. Ob Israel eine Bodenoffensive
im Gasastreifen startet, blieb heute weiter offen. Die weitere Mobilisierung von Reservistinnen und
Reservisten in Israel ist ein Zeichen dafür, dass seine solche Intervention bevorstehen könnte.
Israel gibt sich also eine neue Regierung, eine Einheitsregierung. Ich bin nun verbunden mit
Susan Brunner in Jerusalem. Heißt das Israel einzig im Kampf gegen die Hamas?
Ja, Israel einzig nicht nur im Kampf gegen die Hamas, sondern Israel einzig, muss man sagen. Weil wir
erinnern uns, 39 Wochen gingen hunderttausende von Menschen auf die Straße gegen diese Regierung
und eine Frau, mit der ich am Montag im Süden Israels gesprochen hatte, sagte es so.
Sie müssen jetzt nicht mehr choice sein. Sie müssen zusammen sein, weil die
Gäste und alle verstehen, dass es eine schlimme Situation ist, dass es auch arme Menschen sind.
Der Sicherheitsminister Itamar Benguir wurde wegen extremistischer Gesinnung gar nicht
zu militär zugelassen, also eine solche Regierung geht sicher nicht um das Land zu einen, um
gegen die Hamas zu kämpfen. In Netanyahu's neuen Kabinett sitzt unter anderem Benny Gans,
ein ehemaliger Armeechef und Verteidigungsminister, der selbst einen Gaserkrieg befähligte und der
bisherige Verteidigungsminister Joav Galland bleibt Verteidigungsminister. Dieses Kriegskabinett
fällt nur entscheidert, die mit dem Krieg zu tun haben, keine politischen Entscheide,
aber diese in dem Moment sowieso ausgesetzt. Besten Dank, Susanne Brunner, wir hören
Sie später gleich wieder. Zuerst in die Schweiz, auch die Schweizer Politik hat sich heute mit
dem Nahostkonflikt befasst. Der Bundesrat will die Hamas als terroristische Organisation einstufen.
Außerdem prüft er ein Verbot, das hat die Regierung heute bekannt gegeben. Aus dem Bundeshaus
Die Hamas, müsse als terroristische Organisation verstanden werden, hält die Regierung fest und
will die rechtlichen Möglichkeiten prüfen, um die Hamas zu verbieten. Ein solches Verbot fordern
verschiedene Parteien und Organisationen. Auch die Sicherheitspolitische Kommission des Nationalrats
hat das gestern einstimmig verlangt. Zudem will der Bundesrat die Finanzflüsse von der Schweiz
in den Nahen Osten unter die Lupe nehmen. Der Bundesrat möchte ausschließen können,
dass die Hamas oder deren Aktivitäten von Geld aus der Schweiz profitierten. Deshalb wird das
Außendepartement die Zusammenarbeit mit Hilfswerken und Nichtregierungsorganisationen im Nahen Osten
erneut analysieren. Ferner stellt der Bundesrat die zuständige Taskforce des Außendepartements
breiter auf. Sie wird vom Verteidigungsdepartement, dem Justiz- und Polizeideppartement sowie dem
Präsidialdepartement und der Bundeskanzlei unterstützt und wird so zur Taskforce der
Regierung. In deutlichen Worten verurteilt der Bundesrat die terroristischen Angriffe der Hamas
aus dem Gasastreifen auf die israelische Bevölkerung. Er fordert ein sofortiges Freilassen der
Geiseln. Zugleich an erkennt der Bundesrat das Recht Israels, sich zu verteidigen. Doch fordert
er ein sofortiges Ende der Gewalt und erinnert daran, dass die Zivilbevölkerung immer geschützt
werden muss. Mit Verweis auf das humanitäre Völkerrecht.
Christine Wanne, auch in der Nachrichtenübersicht mit Manuel Riesi geht es zuerst um die Angriffe
auf Israel. Die Universität Bern reagiert auf umstrittene Äußerungen eines Dozenten
in den sozialen Medien. Der Dozent arbeitet am Institut für Studien
zum Nahen Osten und hatte den Angriff der radikal-islamischen Hamas auf Israel in den
sozialen Medien als Geburtstagsgeschenk bezeichnet. Die Uni Bern hat jetzt eine Untersuchung
eingeleitet und den Dozenten bis zum Abschluss freigestellt. Grundsätzlich dürften Dozentinnen
und Dozenten ihre persönliche Meinung äußern, so die Uni, in diesem Fall sei aber klar eine
Grenze überschritten worden. Die Fluggesellschaft Swiss plant im Auftrag des Bundes für morgen
einen dritten Sonderflug von Tel Aviv nach Zürich. Damit sollen weitere Schweizer Staatsangehörige
die Möglichkeit erhalten, Israel zu verlassen. Weiter teilt das Außendepartement mit. Man
verfolge auch Hinweise, wonach es bei den Kämpfen in Israel Schweizer Opfer gegeben haben
könnte. Man prüfe Anhaltspunkte auf möglicherweise Vermisste oder verstorbene israelische Staatsangehörige,
die auch die schweizerische Staatsangehörigkeit besitzen.
Der Kanton St. Gallen will die Vorwürfe rund um mutmaßliche Züchtigungen an der evangelikalen
Privatschule Domino Servite in Caldbrunn nicht näher untersuchen. Es werde aber eine Anlaufstelle
für die ehemaligen Schülerinnen und Schüler eingerichtet, schreibt die St. Galler Regierung.
Frühere Schülerinnen und Schüler hatten in einem Dokumentarfilm von SRF schwere Vorwürfe
gegen die damaligen Verantwortlichen erhoben. Die Rede ist etwa von Schlägen mit Gürtel
und psychischer Gewalt.
Bereits dreimal war Robert Vizos schon Regierungschef in der Slowakei. Nun steht der linksnationalistische
Politiker von einer vierten Amtszeit.
Robert Vizos, es mehr Partei, hat sich mit zwei weiteren Parteien auf die Bildung einer
neuen Regierung geeinigt. Ihr gehören künftig auch die liberaleren Sozialdemokraten und
die pro-russische Slowakeische Nationalpartei SNS an. Robert Vizos war zwischen 2006 und
2018 dreimal Regierungschef. Bei den Wahlen vor rund zwei Wochen wurde seine Partei stärkste
Kraft. Vizos hatte im Wahlkampf eine andere Ukraine-Politik versprochen. Etwa eine andere
Welt war, dass die Slowakei der Ukraine zwar weiter humanitär helfe, aber keine Waffen
mehr liefern werde.
Nach dem schweren Erdbeben in Afghanistan vom Wochenende hat die Erde im Land am Morgen
erneut gebibt. Laut dem US-Erdbebendienst hatte das Beben im Westen des Landes eine Stärke
von 6,3. Es soll neue Schäden und Verletzte gegeben haben. Das Beben am Wochenende hatte
eine vergleichbare Stärke und forderte mehr als 2000 Todesopfer. Das Welternährungsprogramm
der UNO warnt, derweil vor einer Hungersnot die Programme für Hilfe in Afghanistan seien
drastisch unterfinanziert. Verglichen mit dem Vorjahr fehlten 80 Prozent des Geldes.
Es ist die bislang größte Übernahme in der Wirtschaft in diesem Jahr. Für knapp 60 Milliarden
US-Dollar will der US-Öl-Rise ExxonMobile seinen konkurrenten Pioneer Natural Resources
kaufen, wie die beiden Unternehmen mithalten. Pioneer ist in den US-Bundesstaaten Texas
und New Mexico einer der größten Förderer von Schieferöl, das mit dem sogenannten
Fracking gewonnen wird. Für die Übernahme ist noch die Zustimmung der Wettbewerb zu
hören und der Aktionäre nötig. Der Online-Shop Microsport verschwindet vom Schweizer Markt,
das teilt die Betreiberin Cob mit. Microsport wird in den kommenden Monaten mit Inter-Discount
zusammengelegt. Danach soll es nur noch den Online-Shop von Inter-Discount geben. Zu Entlassungen
kommen es deswegen aber nicht. Damit zu den Börsendaten von 18.10 geliefert von 6.
Das US-Market-Index schließt bei 11.008 und 30 Punkten plus 0,3 Prozent. Der Dow Jones-Index
in New York ist im Vergleich zum Vortag unverändert. Der Euro wird zu 95°75 gehandelt, der Dollar
zu 90°25. Und wie wird das Wetter? Morgen ist es ziemlich sonnig. Mit schleier Wolken,
lokale Nebelböcke lösen sich auf. Am Nachmittag ziehen im Norden dichtere Wolkenfelder auf.
Die Temperatur erreicht 21 bis 25°. Für die Menschen in Israel ist die Lage aktuell
nur schwer auszuhalten. Die Städte Bedrohung dazu gibt es stets neue Informationen zu
den Gräueltaten, welche die Hamas verübt hat. Susanne Brunner ist zur Zeit für Radio-SRF
in Israel und mir nun zugeschaltet. Sie haben in den vergangenen Tagen mit vielen Menschen
gesprochen. Wie gehen Sie mit dieser Situation um?
Ich gebe Ihnen ein Bild. Ich war heute Morgen Kaffeeholenden Jerusalem gleich gegenüber
meines Hotels und erstmals hatten überhaupt Kaffees wieder geöffnet. Menschen sitzen draußen
auch jetzt noch, aber sie sitzen vor den Handys. Und aus diesen Handys hörte ich die Schreie
von Kindern aus Videos, die ich auch gesehen habe. Kinder, die richtiggehend abgeschlachtet
wurden von der Hamas. Also unaushaltbar, das Grauen hängt über dem Land. Fast alle
kennen jemanden, der die betroffen ist von diesen Massakern oder jemanden kennt. Die
Bilder brennen sich ins kollektive Bewusstsein ein. Es ist die brutale Erneuerung eines Traumers,
welche die Bevölkerung in diesem Land nur zugut kennt. Umgehen kann man damit nicht.
Wirklich wer kann hilft anderen. Was dazu kommt, die Sorge um all die Frauen und Männer, die
jetzt in den Krieg ziehen müssen. Und eben vor der Sendung habe ich von einer partisinenzisch-israelischen
Schriftstellerin an der Grenze zu Libanon in einem christlichen Dorf eine Sprachnachricht
aus dem Luftschutzkette erhalten. Und von dort kommen beunruhigende Warnungen. Terroristen
seien möglicherweise in den grenznahen Dörfern unterwegs und eventuell sogar feindliche Flugzeuge
aus Libanon oder Flugkörper aus Libanon im Flugraum Israele. Sie reden im Süden, jetzt auch im
Norden. Die Menschen kommen kaum eine Sekunde zur Ruhe. Und ich muss zum Schluss doch noch etwas
Schönes sagen. Mit allen Menschen, mit denen ich geredet habe und mit denen ich Interviews gemacht
haben, die tauschen WhatsApp-Nummern mit mir aus, weil sie auch die Beiträge hören müssen. Und ich
manchmal komme, ich fasse noch zum Arbeitenwahl alle Fragen, wie es mir geht. Wir hören ja hier
von über tausend Opfern auf israelische Seite. Wir hören von über 100 Geiseln, die von den Hamas
verschleppt wurden. Was sind das für Menschen, die hinter diesen Zahlen stehen? Man kann sagen,
sie sind so divers wie die israelische Gesellschaft ist. Es sind junge, es sind ältere Menschen,
es sind Soldaten, es sind Frauen, Männer, Familien, Kinder, nicht alle jüdisch. Es war auch die Rede
von Hausangestellten aus dem asiatischen Raum. Man könnte es so beschreiben, Menschen, die nichts
Böses ahnten, wurden aus ihrem alltäglichen Situationen aus dem Wochenende daheim gerissen
und entführt. Und dazu, es gibt jetzt ja einen Koordinator für die Vermissten, tauchen jetzt auch
die Namen von Geiseln auf, die seit dem Gasekrieg 2014 von der Hamas festgehalten werden. Zum Beispiel
ein Geistigbehindeter, ein Bedouine und die tauchen jetzt auch wieder auf, leben offenbar noch. Und es
ist sehr beunruhigend oder fürchterregend für die Menschen, die betroffen sind, die Familienmitglieder
jetzt von den Terroristen entführt haben, weil die Hamas droht ja für jeden Militärschlag in
Gaza, eine Geisel zu töten. Wir haben es gehört und gibt es eine neue Regierung, eine Einheitsregierung
in Israel. Wie wurde diese Meldung bei der Bevölkerung aufgenommen? Die Meldung kam
zu kurz vor der Sendung, also dass ich mit vielen Menschen darüber reden konnte. Aber ich weiß von
den letzten Tagen, vor allem die Menschen in den Kibuzim, wo die größten Massaker auch
stattgefunden haben, das waren Menschen an der Protestbewegung, 39 Wochen lang jede Woche protestiert
haben gegen diese Regierung. Die haben gesagt, es geht überhaupt nichts anders. Allerdings habe
ich auch Stimmen gehört, weshalb nicht früher. Weshalb musste man die Nation zuerst spalten und
natürlich ist dort der Verdacht auch groß, dass diese Regierung komplett versagt hat. Und die andere
Seite, die jetzt für die Regierung ist, also nicht für dieses Kriegskabinett ist, die hält sich im
Moment ruhig, weil ein Teil dieser Leute sind nicht diejenigen, die jetzt an der Front sterben.
Israel reagiert auf die Gewalt der Hamas. Es hat den Gasastreifen abgeregelt. Wir haben es gehört,
kein Strom, kein Wasser, keine Lebensmittel. Die Anzeichen verdichten sich, dass es zu einer
Bodenoffensive kommt. Gleichzeitig hat Ägypten den Grenzübergang zu Gaser geschlossen. Was kommt
auf die Menschen in Gaser zu? Man kann sich, man kann glaube ich gar nicht in Worte fassen,
was die Menschen in Gaser mitmachen und das ist ja nicht das erste Mal, es ist das nächste Mal in
den letzten Jahren. Also der Gasastreifen wurde ja nie richtig wieder aufgebaut, seit den letzten
Kriegen immer wieder fallen Bomben. Und jetzt muss man sich vorstellen, kein Strom, Lebensmittel
werden knapp, Wasser wird knapp, also nur schon hygienische Zustände, ständige Terror, Menschen,
die nicht wissen wohin sie rennen sollen, Verwundete, die nicht behandelt werden können,
weil Ambulanzen nicht mehr durchkommen, die Straßen sind bombardiert. Also der Horror ist
unglaublich. Und natürlich auch Menschen, die Richtung ägyptische Grenze gehen und dieser
Grenzübergang geht und geht nicht auf. Ägypten macht natürlich auch nicht auf, weil ich denke,
dass die genau wissen, wenn sie jetzt diese Menschen durchlassen, dann wird eine Situation
entstehen, wie es sie im Libanon seit Jahrzehnten, in Jordanien seit Jahrzehnten gibt, all diese
palästinensischen Flüchtlinge, die dann nie mehr zurückkehren. Also das heißt, sie gehen davon
aus, dass Gaza vielleicht gar nie mehr wieder aufgebaut wird. Ich kann mir ganz, ich kann mir
kein Szenario vorstellen, indem man Gaza wieder aufbauen wird. Niemand wird das finanzieren,
Israel wird das nicht wollen. Was löst das im West-Jodan-Land aus bei den palästinensischen
Palästinensen, die dort leben? Da läuft der ganze Tag der Fernseher mit den schrecklichen
Bildern aus Gaza. Die Menschen können jetzt nicht raus, weil die Checkpoints geschlossen sind und es
ist eine riesige Wut da. Und ich denke, da bahnt sich die nächste Krise für Israel an. Eigentlich
wäre es die palästinensische Autonomiebehörde und der Präsident Mahmut Abbas, die sich jetzt
äußern müssten, diese regieren im palästinensischen West-Jodan-Land. Doch diese schwiegen bislang,
noch immer haben sie sich nicht zu den Gräueltaten der Hamas geäußert. Sie, zusammen mit Brunhaben,
versucht mit jemanden von der Behörde zu reden und ist ihnen gelungen, aber nicht am Hauptsitz in
Ramallah. Hier ist ihr Bericht. Zu palästinensischen Autonomiebehörde im West-Jodan-Land zu gelangen,
ist dieser Tage nicht einfach. Die Checkpoints vor Ramallah, wo sich ihr Hauptsitz befindet,
sind seit Tagen geschlossen. Also Ausweichen nach Jericho, dem einzigen Tor zur Außenwelt. Vor
dem Checkpoint ein langer Stau. Es ist unklar, ob er offen ist oder noch immer geschlossen. Aufnahmen
sind verboten. Mit dem Ausweis des israelischen Regierungspresseamtes klappt die Durchfahrt nach
einer halben Stunde und dann sind es nur noch wenige Autominuten bis zum Verwaltungsgebäude.
Für ein Interview zugesagt hat Yusra Sueti, die Gouverneurin von Jericho und damit eine
Vertreterin der palästinensischen Autonomiebehörde. Der geschlossene Checkpoint macht ihrem
Verwaltungsbezirk und damit auch ihr gerade zu schaffen. Seit Samstag ist der Checkpoint geschlossen.
Die Leute können nicht zur Arbeit ein- oder ausreisen, nicht einmal Lehrerinnen, Ärzte und das Personal
vom roten Halbmond. Yusra Sueti drückt ihre Bestürzung über die Ereignisse der letzten Tage aus.
Ich weiß nicht, ob wir jetzt im Krieg sind, wir sind einfach alle schockiert über die Ereignisse.
Die Gouverneurin von Jericho stockt. Sie ist noch nicht lange im Amt. Erst seit
Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas im August fast alle Gouverneure im West-Jordanland feuerte und
ersetzte. Das Interview ist für sie heikel. Ein Parteifunktionär der Vatach sitzt im Raum und hört
ihr zu. Die palästinensische Autonomiebehörde warnt schon lange vor so etwas. Erst kürzlich an
der UNO-Generalversammlung in New York habe Abbas diese Warnung vor der versammelten Weltgemeinschaft
wiederholt. Die Europäer und die Amerikaner wollen einfach nicht sehen, wie die Palästinenser unter
der israelischen Besatzung leiden, sagt die Gouverneurin und zählt auf. Der stetige Ausbau der Siedlungen
auf palästinensischem Land, die zunehmende Gewalt von Siedlern gegen die Zivilbevölkerung,
der Wassermangel, der durch den Siedlungsbau immer akuter werde, dann zeigt sie auf ihr Handy. Bilder von
getöteten Babys in Gaza. Diese Bilder wollen sie nicht sehen. In Jericho hätten fast alle Verwandte
in Gaza. Wir sind keine Terroristen. Wir wollen in Frieden leben, sagt die Gouverneurin. Dann kommt
die Frage, die sie nicht beantworten kann, respektive Darf. Und die Hamas? Sind das die
Terroristen? Eine Antwort auf diese Frage wäre für die Gouverneurin Mitglied der palästinensischen
Autonomiebehörde politischer Selbstmord. Denn die Hamas hat 2006 die Wahlen gewonnen,
weil sie als die Partei gilt, die sich für die Palästinenser wehrt. An der Macht geblieben
im West-Jordanland ist jedoch die Vatach-Partei von Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas.
Diese gilt in den Augen der meisten Palästinenser als Marionette, Israels und als Korrupt. Auch
im West-Jordanland feierten viele öffentlich die Massaker der Hamas an Israeles. Dass sich die
palästinensische Autonomiebehörde nicht klar und deutlich distanziert, ist für die westliche Welt
unverständlich, zumal sie diese finanziert. Das drohende Ende dieser Finanzierung auf der einen
Seite, das Erstarken der Bewunderung für die Hamas auf der anderen, das könnte das Ende der
palästinensischen Autonomiebehörde bedeuten. Und was dann? Das wissen nicht einmal die Israeles.
Ich weiß nicht, ob Netanyahu weiß, was er jetzt tun oder was passieren wird. Sagt Yusra Sueti,
Gouverneurin von Jericho und Mitglied der palästinensischen Autonomiebehörde.
Eschere Zeit auf Radio SRF. Bei uns geht es weiter mit der brockenen Unterstützung für
die Ukraine am NATO-Treffen. Mit der komplizierten Ausgangslage der Leibepartei in Neuseeland vor
den Parlamentswahlen, mit der komplexen Beziehung zwischen Ungarn und Rumänien und mit den
Schwerpunkten der Schweiz an der Jahrestagung des internationalen Währungsfonds.
Wie sind die Wahlabsichten der Stimmbevölkerung kurz vor den eigenösischen Wahlen? Heute
ist der neuste SRG-Wahlbarometer erschienen, die Tendenz bleibt die gleiche, die SVB gewinnt,
die Grünen verlieren, allerdings noch deutlicher als bei früheren Umfragen. Spannend bleibt es
zudem in der politischen Mitte. Dort liefern sich die Mittepartei und die FDP noch immer ein Kopf
an Kopfrennen. Livia mit dort berichtet. Die Grünen verlieren in der Umfrage 3,5
Prozentpunkte gegenüber den Wahlen 2019. Die SVB gewinnt 2,5 Prozentpunkte. Der Linksrotz
bei den letzten Wahlen wurde somit ein Stück weit wieder rückgängig gemacht. Durchgeführt hat
die Umfrage das Forschungsinstitut SOTOMOM auftragte SRG. Zarabytikhofer von SOTOMOMO sagt,
dass Wahlbarometer zeigen, dass das links-grün-progressive Lager, das vor vier Jahren sehr stark
mobilisiert war, was dann zu diesen großen Gewinnen geführt hat, die eben zu Gunsten der
Grünen und der GLP ausgefallen sind, in diesem Jahr nicht werden kompensiert werden können durch
die SP. Die SP kann gemäß der Erhebung nur einen Teil der Verluste der Grünen für
sich gewinnen. Sie gewinnt 1,5 Prozentpunkte. Der Fehlerbereich der Umfrage liegt bei plus
minus 1,2 Prozentpunkten. Somit zeigt sich bei den übrigen Parteien Stabilität, wie bei der
letzten Umfrage liegt, die Mitte leicht vor der FDP, wobei der Vorsprung minim ist. Auch die
EVP und die GLP bewegen sich wenig. Dass das Wahlbarometer in diesem Wahljahr weniger
starke Verschiebungen zeigt, als noch bei der Wahl 2019, als die Klimapolitik im Zentrum stand,
erklärt sich Zarabytikhofer folgendermaßen. Zum einen hat einfach Migrationzuwanderung als
Grundthema wieder an Bedeutung gewonnen, was sich zu Gunsten der SVP auswirkt. Und der Klimawandel,
die Umweltpolitik hat verloren, weil eben auch andere Themen wieder gewonnen haben, nicht zu
vergessen natürlich in erster Linie die Krankenkassen, die die Leute sehr stark beschäftigen. Im Rahmen
des SRG-Wahlbarometers wurde zusätzlich erhoben, wie wichtig die Wahlen der Schweiz als Stimmbevölkerung
sind. Und auch hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied zu 2019. Damals hatte die Hälfte der
Befragten angegeben. Der Ausgang der Wahlen sei sehr wichtig für die Zukunft der Schweiz. Heute
sind es knapp 40 Prozent. In diesem Jahr haben wir eine völlig andere Ausgangslage. Wir hatten
auch schwierige Jahre hinter uns, viele große internationale Krisen, die sich unter dem Strich
eher so etwas dämpfend auswirken, einfach auf die allgemeine Mobilisierung und Motivation
sich an den Wahlen zu beteiligen. Diese externen Ereignisse durften es für die Partei also
schwieriger machen, ihre Wählerbasis an die Urne zu bringen. Die Datenerhebung fand online statt
zwischen dem 22. September und dem 5. Oktober. Befragt wurden knapp 32.000 Stimmberechtigte.
Der Fehlepereich liegt zwischen plus minus 1,2 Prozentpunkten.
Neue Flugabwehrsysteme, Kampfflugzeuge, Artillerie und mehr Munition. Auf den ersten Blick wirken
die heutigen Zusagen für die Ukraine auf dem NATO-Verteilungsministertreffen beeindruckend. Doch
auf den zweiten Blick sieht es anders aus, die Unterstützung für die Ukraine bröckelt. In der
eben noch so geeinten westlichen Militärallianz tun sich wieder Gräben auf. Die Einschätzung von
Friedrich Steiger. In letzter Minute fand sich noch ein Überraschungsgast auf dem NATO-Verteidigungsminister
treffen in Brüssel ein. Der ukrainische Staatspräsident Volodymyr Zelensky. Wir brauchen mehr
Unterstützung, deshalb bin ich hier, macht er in ständig klar. Die bisherige reicht nicht und ist
außerdem in Gefahr. Durch Ukraine-Müdigkeit in vielen Ländern, durch absehbare politische
Verschiebungen in etlichen Hauptstädten und nicht zuletzt wegen der massiven Hamas-Terror-Attacke
gegen Israel. Ihretwegen wird in der Prioritätenliste Russlands Krieg gegen die Ukraine abrutschen.
Ressourcen, vor allem militärische der USA, dürften zu ihren Ungunsten umgeleitet werden.
Dabei klingt vieles auf dem NATO-Treffen positiv für die Ukraine. Bloß klaffen Töne und
Taten inzwischen deutlich auseinander. Gewiss, die USA versprachen Zelensky heute Luftverteidigungsmittel,
Artillerie und Antidronenwaffen für weitere 200 Millionen Dollar. Deutschland sagt Panzer und
Luftabwehr für insgesamt gar eine Milliarde Euro zu. Großbritannien legt ein 100 Millionen Pfund
Hilfspaket auf den Tisch. Neue Zusagen machten auch Dänemark Rumänien und andere. Das ist
nicht nichts. Gleichzeitig wird immer offenkundiger, dass die Ukraine nicht die nötigen Waffen
erhält, um Russland entscheidend zurückzuschlagen. Ein Beispiel, die gerade jetzt für die Offensiverrichtung
schwarzes Meer wichtigen Taurus-Marschflugkörper mag Deutschland weiterhin nicht liefern. Und
fast schon zynisch wirkt es, wenn Belgien F-16-Kampfflugzeuge verspricht, ab 2025. Dann
könnte es für die Ukraine zu spät sein. Die Zurückhaltung ist groß, ob schon alle
sehen, dass die Ukraine bei ihrer Gegenoffensive im Süden kaum vorankommt und weiter nördlich,
worüber im besten kaum berichtet wird, unter enormen russischen Druckgerät. Dacklingen
die repetitiven Beteuerungen Holman unterstütze Kiev so sehr und so lange wie nötig, womit
sich vor allem die Amerikaner hervortaten. Die Regierung von Joe Biden meint, dass zwar
ernst, doch nächstes Jahr sind wahlen und schon jetzt wenden sich Teile der republikanischen
Partei von der Ukraine ab. Voriges Jahr in Madrid und diesen Sommer in Vilnius erlebte
die NATO zweiter erfolgreichsten Gipfel ihrer Geschichte. Und nach dem russischen Überfall
gab es für das Bündnis in fast allen Mitgliedländern einen Popularitätsschub sondergleichen. Doch
die Einigkeit scheint wenig nachhaltig, die Differenzen wachsen. So spielt Ungarns Regierung
zunehmend unverfroren, des kremlstrojanisches Pferd in der NATO. Die künftige Regierung
in der Slowakei dürfte sich anschließen. Sogar Polen, bis Herr Treuer und einflussreicher
Unterstützer wankt und irritiert mit einem üblen Zwiss zwischen Regierung und Generalität.
Um die Unterstützung der Ukraine sieht es längst nicht so gut aus, wie viele auf dem
NATO-Treffen vorgeben. Zelenskis Überraschungsbesuch ist nichts weniger als ein Hilfe ruf.
Fredrik Steiger Kommtensamstag wählt Neuseeland ein neues Parlament. Die
Labour-Partei könnte nach sechs Jahren an der Macht abgelöst werden. Anfang Jahr war die
Premierministerin Jacinda Ardern zurückgetreten, weil sie keine Energie mehr habe, wie sie sagte.
Seither doziert sie in den USA an der Harvard-Universität. Die Sozialdemokratin Ardern war
weltweit bekannt, doch in ihrem Heimatland ist sie inzwischen in Unknade gefallen und ihr
Partei somit keine Hilfe mehr im Wahlkampf. Aus Welterlin. Mit 37 Jahren wurde Jacinda Ardern
Premierministerin, die dritte Regierungschefin, in der Geschichte Neuseelands. Sie zeigte der
Welt, wie Politik auch gehen kann mit Charme, Empathie und Schlagkraft. Davon sollte die
regierende Labour-Partei bei den anstehenden Wahlen profitieren, könnte man meinen. 1.500 Kilometer
quer durch Neuseelands Nordinsel, eine Landschaft mit Vulkanen und Geisieren und kein Zeichen von
Jacinda. So nennen in diesem Land von fünf Millionen fast alle die ehemalige Premierministerin.
Sie sei für die Labour-Partei im Wahlkampf toxisch, wird spekuliert ein in Unknade gefallener Mensch.
Im Papenhaberat, der Hochburg der Milchindustrie, verlost eine Ansagerin Lammkortletz und Würste.
Bei Bier und Rindspraten wird über das Wetter geredet und die kommenden Wahlen. Frage an die
Bäuerin Claire Bishop, wo ist Jacinda Ardern? Sie wissen es nicht, aber sie sei froh, dass sie weg
sei, denn sie sei nicht gut für das Land gewesen. Man sucht lange, bis man jemanden findet, der Jacinda
Ardern mag. Ihr Name löst meist eine Flut von Beschuldigungen aus Mutmarsungen und Spekulationen.
Dabei hat in den letzten Jahren kaum eine Politik krön die Welt so inspiriert wie die Polizistentochter.
Als sie 2017 an die Macht kam, war sie die jüngste Regierungschef in der Welt. Sie wurde zum
Vorbild für viele junge Frauen. 2018 brachte sie Garriere Baby in die UNO-Generalversammlung.
Dann kam die Katastrophe von Christchurch. Am 15. März 2019 erschoss ein rassistisch motivierter
Australier in zwei Moscheen 51 Menschen. Ihre Reaktion damals sei für Ardern der Anfang vom
Ende gewesen, meint die Politik-Kommentatorin Heather Ramsey. When she and our whole nation came
together Jacinda wore a hijab and a few days later the government led by Jacinda banned guns.
Ardern habe ein islamisches Kopftuch angezogen aus Solidarität mit Muslimen. Das und ein
kurz darauf erlassenes Waffenverbot habe die konservativen Kräfte in Neuseeland in Rage
gebracht. Mit der Pandemie kam die nächste Bewährungsprobe für Ardern. Die Corona-Politik
Neuseelands wurde zwar dank einer regierten Abschottung der Insel anfangs weltweit als
Erfolg bewertet. Die harte Impfpolitik hat das Land aber auch gespalten. Die Folgen der
Quasi-Stilllegung der Wirtschaft sind bis heute spürbar. Schwaches Wachstum, Infation,
eskalierende Lebenshaltungskosten. Auch die Enttäuschung über die nicht eingehaltenen
Wahlversprechen drückten auf ihre Popularitätswerte. Trotz Milliarden Investitionen in Sozialprogramme
bleibt Kindermut endemisch. Ardensversuch, die extremer Wohnungsnot zu bekämpfen,
blieb auf halber Strecke liegen. Die Hucca-Passerfälle auf der Nordinsel, eine Touristenattraktion.
Aber Neuseeland ist alles andere als grün und sauber. Fast alle Gewässer sind kontaminiert
mit der Jauche von sechs Millionen Kühen. Sie sind die Grundlage für eine lukrative
Exportindustrie, Milchpulver für China. Ardern wollte Neuseeland zu einem globalen Vorreiter
im Klimaschutz machen. Bauern klarkt über eine Lawine von Vorschriften und Kosten. Weitere
Maßnahmen zur Trosselung der substanziellen Emissionen aus der Landwirtschaft sind geplant.
Ein Albtraum, sagt die Bäuerin Claire Bishop.
Niemals werde sie Labour wählen, stimmen die Prognosen, wird die Bäuerin zu den Gewinnerinnen
der Wahlen gehören. Ardern-Nachfolger Chris Hipkins dürfte die Macht an eine Koalition
unter der Führung der Nationalpartei mit ihrem Chef Chris Lachsen verlieren. Beobachter
glauben, der Konservative werde den Großteil der Entscheide aus der Ära Ardern abschwächen
oder sogar ganz rückgängig machen.
Als Welterlinie im Echo der Zeit und zum Schluss der Sendung schauen wir auf die Annehierung
zwischen Ungarn und Rumänien und auf das Zusammentreffen der Notenbänke und Finanzministerinnen
in Marokko. In Marrakesch findet nämlich aktuell die Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds
statt der wichtigsten internationalen Finanzorganisation. Auch die Schweiz ist vertreten, etwa mit den
Präsidenten der Schweizerischen Nationalbank Thomas Jodan. Wirtschaftssektor Damian Rast
hat es mit ihm gesprochen und ihn gefragt, welches denn die Prioritäten der Schweiz
an diesem Treffen sind.
Grundsätzlich unterstreicht die Schweiz immer, wie wichtig es ist, dass wir eine vernünftige
Wirtschaftspolitik überall haben in allen Ländern. Vernünftig heißt eben, dass die
Zentralbanken versuchen, Preisstabilität anzustreben und dass die Regierungen versuchen, möglichst
ein geringes Budgetdefizit zu haben und eine eigentlich nachhaltige Verschuldung. Das
ist enorm wichtig, dass wir eine tragbare gute Wirtschaftspolitik haben. Das erlaubt
Wachstum für diese Länder. Es ist möglich, da braucht diesen Ländern auf bestimmte Störungen
viel besser zu reagieren.
Ein zweites Schwerpunkt, den wir immer haben, ist, dass wir darauf hinweisen, wie wichtig
es ist, dass der IWF bei seinem Kernmandat bleibt. Nur ein IWF, der sich wirklich auf
das Kernmandat konzentriert kann, kann dann auch liefern, wenn es entsprechend darauf
ankommt.
Und vielleicht jetzt auch Aktualitätsgründen ist natürlich die ganze geopolitische Situation,
der Konflikt in Israel, was sind die Auswirkungen, was heißt das für die Energiepreise, was
heißt das für die Inflation, was passiert, wenn der ganze Konflikt auch noch eskaliert?
Also das sind so die Schwerpunkte, die die Schweiz jetzt an diesem Jahrestreffen hier
in Marokko hat.
Jetzt findet das Treffen eben in Marrakesh, in Marokko, statt zum ersten Mal seit 50 Jahren
auf dem afrikanischen Kontinent. Sprechen wir doch über ein paar Themen, die eben Afrika
auch beschäftigen. Jetzt war eben dieses schwere Erdbeben in Marokko vor kurzem in
Libyen, hat es schwere Überschwemmungen gegeben. Der Klimawandel ist natürlich ein großes
Thema in Afrika, das wurde auch immer wieder angesprochen jetzt in diesen Tagen. Ist der
IWF für den Umgang mit solchen Situationen gut aufgestellt heute?
Also man muss sagen, der IWF muss eigentlich immer so aufgestellt sein, dass er auf alle
möglichen Entwicklungen reagieren kann. Sei es eben eine Weltrezession, eine Pandemie,
sei es Naturkatastrophen, Klimawandel, etc. Er muss ein Instrument immer so anpassen,
dass er eben in der Lage ist, die Länder zu unterstützen. Es geht ja immer darum, dass
ein Land plötzlich nicht mehr in der Lage ist, die Zinsen auf Fremderungskrediten
zu bezahlen oder die Importe zu finanzieren und da braucht es eine sofortige Unterstützung.
Also das ist sehr wichtig, das ist die Aufgabe des IWFs, diese internationale Finanzstabilität
aufrecht zu erhalten und die Länder zu unterstützen. Er hat eine ganze Reihe von Instrumenten, um
diese Aufgabe zu erfüllen. Er hat gerade auch ein Instrument, das er für Naturkatastrophen
einsetzen kann, wo er sehr schnell Geld geben kann. Er hat jetzt auch ein neues Instrument
gegründet, das vor allem eben auch jetzt verwendet werden soll, um die Länder zu motivieren,
ihre Wirtschaft umstrukturieren, sodass sie dann besser gegen den Klimawandel gewappnet
ist, respektive auch hilft, eben den Klimawandel etwas zu reduzieren. Das ist diese Facilität
mit dem Namen RST, Resilienz- und Nachhaltigkeitsfonds. Wenn Sie diesen Vorgerade ansprechen, unterstützt
die Schweiz solche Bestrebungen, weil es gibt auch Kritiker, die sagen, das gehört eigentlich
mehr in den Bereich der Weltbank und nicht ins Mandat des IWF. Ja, das ist ein wichtiger
Punkt, dass sie die Schweiz unterstützt, eigentlich alle Initiativen des IWFs. Es gibt
zwei wichtige Fonds kann man sagen und einer, der existiert seit langem und dort geht es
darum, die ärmsten Länder zu unterstützen. Das heißt, bei ihren normalen Programmen sind
sie oft nicht in der Lage, dann die Zinsen zu bezahlen oder die Rückzahlungen. Das ist
ein wichtiger Fonds, Armutsbekämpfung und Wachstum heißt dieser Fonds und wir planen
eigentlich auch beim anderen, Resilienz und Nachhaltigkeitsfonds dabei zu sein. Das ist
im Moment im Parlament. Wir unterstützen das und hoffen, dass das Parlament dann hier auch
entscheidend wird. Das heißt, die Kritik der IWF werde immer mehr zur Weltbank, die
würden Sie so nicht teilen. Nein, ich glaube, man muss hier auch aufpassen. Ich glaube,
es ist sehr wichtig, dass der IWF wirklich bei seinem Kernmandat bleibt. Jetzt eben
dieser RST-Fonds, der soll eigentlich so wie ein Katalysator sein, um die Länder zu ermutigen,
in diese Richtung zu gehen und das erleichtert dann entsprechend die Finanzierung. Die müssen
aber auch etwas dafür tun, die bekommen nicht einfach das Geld. Beispielsweise müssen
sie Subventionen bei fossilen Brennstoffen abbauen, sodass eben die Anreize richtig
gesetzt sind. Wir haben schon ein großes Interesse, dass die Ausrichtung des IWFs, die
jenige bleibt, die vorgesehen ist und auch die Weltbank ihre Aufgabe übernimmt. Es ist immer
problematisch, wenn zu viel gemischt wird, weil plötzlich ist dann der IWF auch nicht in der
Lage mehr, seine Kernaufgabe richtig zu erfüllen. Sie haben gesagt, der IWF muss immer in der Lage
sein, den Ländern zu helfen in schwierigen Situationen. Ist der IWF-Stand heute genug gut
ausgestattet? Ist die Feuerkraft sozusagen die finanzielle Ausreichend? Wir gehen davon aus,
dass die gesamte Feuerkraft im Moment ausreichend ist. Sonst muss man sich dann später einmal
anpassen, aber es gibt im Moment eine große Diskussion, weil es unterschiedliche Töpfe gibt.
Führt man die zusammen, sodass die ganze Finanzierung über die Quoten geht und nicht mehr über
diese quasi zusätzlichen Töpfe. Das ist eine Diskussion, die wir jetzt hier in Marrakesch
intensiv führen und dann auch weiterführen. Aber ich glaube, die insgesamte Mittelausstattung des
Fonds im Moment aus unserer Perspektive scheint ausreichend zu sein. Der Präsident der Schweizerischen
Nationalbank, Thomas Jordan, die Fragen stellte Wirtschaftsredaktor Damjan Rast.
In Budapest gab es heute eine politische Premiere. Zum ersten Mal kam Rumäniens Präsident Klaus
Johannes zu einem Staatsbesuch in die ungarische Hauptstadt. Das ist sehr spät. Johannes ist
seit fast neun Jahren im Amt und Ungarn ist für Rumänien das wohl wichtigste Nachbarland.
Dieser späte Besuch ist symptomatisch für das schwierige rumänisch-ungarische
Verhältnis, findet Osteuropa-Korrespondent Roman Filinge. Wer im Rumänischen Sfanto-Jorge
unterwegs ist, wähnt sich in Ungarn. Das beginnt beim Namen der Stadt. Die Einheimischen sagen
Shepshi Senjörg. Der Ausländer schluckt leer und versucht es auch. In Shepshi Senjörg sind
drei Viertel der Bevölkerung ungarisch. In ganz Rumänien sind es rund 7%. Das heißt
rund 1,2 Millionen Menschen. Und sie alle kennen das Säklar-Lied, die inoffizielle Hymne der
ungarischen Minderheit. Gott lasst sieben Bürgen nicht verloren sein. Das fasst ziemlich gut die
Gemütslage ungarischer Nationalisten zusammen. Sie finden es auch nach über 100 Jahren schwer
erträglich, dass Ungarn sieben Bürgen ein Gebiet mehr als doppelt so groß wie die Schweiz nach
dem Ersten Weltkrieg an Rumänien verloren hat. Auch Ungarns Regierungschef Viktor Orban flirtet
gerne mit großungarischen Fantasien. Zum Beispiel, wenn er zum Länderspiel einen Schal trägt mit
den Umrissen Großungarns inklusiver sieben Bürgen. Zum Beispiel, wenn er in einer Rede in Rumänien sagt,
er habe nie behauptet, dass sieben Bürgen rumänisch sei. Und Orban unterfüttert sein Gefühl der
Zuständigkeit jenseits der ungarischen Grenzen mit viel Geld. Er sorgt dafür, dass Jahr für Jahr
zig Millionen Franken von Ungarn nach Rumänien fließen. Für ungarischsprachige Schulen, ungarischsprachige
Medien, ungarische Fußballklubs. An dieser ungarischen Parallelwelt auf dem eigenen Staatsgebiet
stören sich wiederum nationalistische Rumäninnen und Rumänen. Und auch sie werden von ihren
Politikern bedient. Rumänins Präsident Klaus Johannes sollte als Staatsoberhaupt eigentlich
über den Niederungen der Tagespolitik schweben. Stattdessen behauptet er, ohne Beweise, seine
politischen Gegner wollten sieben Bürgen an Ungarn verhökern. Oder er efft den ungarischen Akzent
nach und behauptet, Budapest betreibe heimlich die Abspaltung sieben Bürgens von Rumänien.
Budapest und Bucharest Ungarn und Rumänien, das ist eine Beziehung, in der oft ein giftiger Ton
herrscht. Und doch kommt es derzeit zu hochrangigen Besuchen und sanften Tönen. Heute kam
Rumäniens Präsident Johannes nach Budapest und im Sommer postete Ungarns Regierungschef Orban ein
Bild von seiner ersten Visite beim rumänischen Amtskollegen seit mehr als zehn Jahren. Unter
das Bild schrieb er, das sei der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Das mag hochgegriffen
sein, auf jeden Fall verfolgen die beiden Länder derzeit ein gemeinsames Interesse. Denn Schengen
beitritt Rumäniens. Davon verspricht sich die rumänische Wirtschaft große Vorteile und die
ungarische Regierung, erhofft sich eine noch bessere Anbindung der ungarischsprachigen
Minderheit an Budapest. Roman Filinge, das war es vom heutigen Echo der Zeit mit der
Derationsschluss um 18.43 Uhr. Verantwortlich für die Sendung war Marc-Christoph Forster für
die Nachrichten Mario Sturni am Mikrofon Simon Hulliger.
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Israel hat eine neue Führung: Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Oppositionsführer Benny Gantz haben sich angesichts der aktuellen Lage auf eine Einheitsregierung geeinigt. Derweil halten die Kämpfe im Land an.
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