Echo der Zeit: In Gaza droht eine humanitäre Katastrophe

Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 10/14/23 - 27m - PDF Transcript

Radio SRF Echo der Zeit mit Ivan Lieberherr.

Und das sind unsere Themen am Samstag, dem 14. Oktober. Israel erneuert sein Ultimatum.

Eine Million Zivilisten aus Gaza-Stadt soll in den Süden des Gebiets fliehen.

Dort droht eine humanitäre Katastrophe.

In Libanon verhält sich die Hisbollah-Militz-Auffallen ruhig.

Ich rechne nicht unbedingt sofort mit einem Großangriff,

der sofort in eine Eskalation führt, die nicht zu bremsen ist.

Es sei denn, Israel überschreite gewisse rote Linien,

sagt der Libanon-Experte im Echo-Gespräch.

Dann, Kriegsmüde, ja, aber die Ukraine kämpften weiter, um in Freiheit zu überleben,

sagt unsere Gesprächspartnerin.

Und Australien sagt Nein zu mehr politischen Rechten für seine Ureinwohner.

Nichts scheint mehr wie vor einer Woche in Nahost.

Am vergangenen Samstag durchbrachen hunderte Kämpfer der Hamas aus dem Gasastreifen

die Grenzbefestigungen zu Israel und begingen Massaker an Jüdinnen und Juden,

wie sie Israel nie erlebt hatte.

Die israelische Antwort auf den Terror der Hamas kam umgehend, erklärt das Ziel,

die Strukturen der islamistischen Organisation vernichten.

Mehr als 4.000 Menschen wurden in dieser einen Woche bereits getötet.

Es könnten viele mehr werden.

Auslandredaktor Philipp Scholkmann fasst zusammen.

Schock auf den israelischen Fernsehkanälen.

Gezeigt werden wieder und wieder die Bilder von wahllos tötenden Hamas-Kommandos

von dem Massaker an jüdischen Zivilisten in den Dörfern und Städten um den Gasastreifen.

In Diskussionssendungen wird der Bezug zum Holocaust gemacht.

Nie in der Geschichte des Staates Israel kamen in einer Gewaltwelle so viele Israelis ums Leben.

Die Antwort ist ein israelisches Bombardement des Gasastreifens, wie es noch nie vorgekommen ist.

Zusätzlich hat Israel um den Gasastreifen eine Streitmacht zusammengezogen,

welche die Dimensionen des bisherigen sprengt.

Die Zeit wird kommen, um die toten Freunde und Verwandten zu beweinen,

sagt ein israelischer Soldat, einer Eliteeinheit der BBC.

Auch seien drei seiner Kameraden im Gasastreifen in Geißlhaft.

Doch jetzt müssen wir reingehen und Schluss machen mit der Hamas.

Es wird ein ganz anderer Krieg als alle, die wir bisher gekannt hatten.

Und der Gasastreifen wird danach nicht mehr der gleiche sein, sagt der Soldat.

The Gaza Strip won't stay the same after this war and we are not afraid.

I'm telling you that for sure.

Israel erneuerte heute sein Ultimatum an über eine Million Menschen im nördlichen Gasastreifen.

Sie sollten ihre Häuser verlassen und in die südliche Hälfte des Gasastreifens fliehen.

Dies habe so schnell wie möglich zu geschehen.

Bereits sind hunderttausende auf der Flucht innerhalb des extrem dicht besiedelten Küstenstreifens

eine Flucht ins Ungewisse.

Es gibt keine humanitäre Struktur, kein Auffanglager wie in anderen Flüchtlingskrisen.

Gaza ist von humanitärer Versorgung abgeschnitten.

Selbst die Grenze zu Ägypten ist geschlossen.

Der Preis fürs Trinkwasser habe sich bereits verzehnfacht, heißt es.

Es könnte erst der Anfang sein.

Bald hätten zwei Millionen Menschen kein Wasser mehr,

warnt der Schweizer Philipp Lazarini eindringlich.

Die Frage des Wassers sei eine Frage von Leben und Tod geworden.

Lazarini leitet die UNVRA, die UNO-Behörde für Palästina-Flüchtlinge.

Sie übernimmt im Gasastreifen, der von der Hamas kontrolliert wird,

seit Jahrzehnten einen großen Teil der Versorgung der Zivilbevölkerung.

Die drei Entzahlzungsanlagen GASAS laufen nicht mehr

und Israel hat die Zulieferung von Trinkwasser gestoppt in das Territorium,

in dem mehr als zwei Millionen Menschen eingesperrt sind.

Auch Nahrungsmittel kommen seit einer Woche nicht mehr durch.

Wir brauchen die menschliche humanitärische Exzesse durch Gaza.

In New York schlug Lazarinis Chef,

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres heute ebenfalls Alarm.

Die UNO verlangt sofortigen humanitären Zugang

in den gesamten Gasastreifen, um Wasser und Nahrungsmittel liefern zu können.

Auch im Krieg würden Regeln gelten, sagte Guterres.

Er richtete sich damit an Israel.

An die Adresse der Hamas, sagte der Generalsekretär der Weltorganisation,

alle Geiseln müssten sofort freigelassen werden

und die Zivilbevölkerung dürfe nicht als menschlicher Schutzschild missbraucht werden.

Tatsächlich hat die Hamas die Bevölkerung trotz bombardement

und drohender israelischer Bodenoffensive aufgefordert, in den Häusern zu bleiben.

Die Extremisten haben ihre Stellungen in Gaza inmitten des bewohnten Gebietes.

Israel hat zwei Korridore von Kasarstaat in den südlichen Kasarstreifen bezeichnet,

welche für Flüchtlinge sicher sein.

Offenbar wurde dennoch ein Lastwagen mit fliehenden Beschossen.

Es seien mehrere Menschen getötet worden.

Auf Arabischen Nachrichten Kanälen werden in Dauerschleife

die Opfer auf palästinensischer Seite gezeigt.

Männer, Frauen und Kinder, die aus den Trümmern totgeborgen oder schwer verletzt

in völlig überlastete Krankenstationen und Spitäler gebracht werden.

Der palästinensische rote Halbmunt gab am Nachmittag bekannt,

er sei von Israel aufgefordert worden,

sein Krankenzentrum in Gaza-Stadt noch vor heute Abend zu räumen,

doch das sei unmöglich.

Ein Bekannter in Gaza schildert uns,

wie er sich dem großen Flüchtlingsstrom Anschloss

mit Frauen und Kindern auf den Weg gemacht hat, ins Ungewisse,

wie aber sein Vater Part 2 bleiben wolle,

in Jabalia, einem Flüchtlingslager nördlich von Gaza-Stadt.

Die Hälfte der Menschen im Kasarstreifen

sind palästinensische Flüchtlinge oder Stammen von diesen ab.

Menschen, die ihre Heimat und ihren Besitz verlogen,

sind in Gaza noch vor heute Abend zu räumen.

Der Vater habe keine Kraft mehr, noch einmal zu fliehen,

wolle lieber in Jabalia sterben.

Und während auf israelischer Seite der Holocaust evociert wird,

ist es auf palästinensischer Seite die sogenannte Nakba,

die Flucht und Vertreibung von Hunderttausenden

von Palästinenserinnen und Palästinensern im Kontext des Kriegs,

der die Staatsgründung Israels begleitete.

Wir sollten nicht als Menschen,

Menschen, die ihre Heimat und ihren Besitz verloren haben,

in der die Staatsgründung Israels begleitete.

Auch der palästinensische Unobotschafter

Yabman Zur sprach heute davon.

Es dürfte nicht sein, dass die palästinensische Bevölkerung

in einer neuen Nakba von Gaza nach Ägypten vertrieben

und das Problem Ägypten aufgebürdet wäre.

Ägypten warnte heute ebenfalls vor einem solchen Szenario

und behielt seine Grenze zu Gaza zu.

Die UNO ließ Versorgungsgüter nach Ellarisch fliegen.

Der nächstgelegenen ägyptischen Großstadt

nur so viel erlaubte Ägypten bis zur Stunde.

An einer anderen Front im südlichen Libanon

wurde ein Journalist der britischen Agentur Reuters getötet.

Sechs weitere Presseleute wurden verletzt,

mutmaßlich durch israelischen Beschuss.

Die israelische Armee betonte, sie werde den Vorfall untersuchen.

Aus dem Grenzgebiet zwischen Libanon und Israel

werden auch heute wieder begrenzte Auseinandersetzungen

zwischen Israel und der libanesischen Hezbollah gemeldet.

Wie die Hamas, wird auch diese libanesische Miliz von Iran finanziert.

Begrenzte Auseinandersetzungen.

Weshalb sich die Hezbollah-Miliz zurückhält,

das vertiefen wir gleich nach weiteren Meldungen des Tages

mit Michael Wettstein.

Saudi-Arabien hat offenbar die Gespräche mit Israel

über eine Ernährung ausgesetzt.

Das melden die beiden Nachrichtenagenturen,

A und AFP, unabhängig voneinander.

Sie berufen sich auf saudische Diplomaten

und regierungsnahe Quellen.

Eine offizielle Bestätigung gibt es derzeit nicht.

Saudi-Arabien hatte gestern den israelischen Aufruf

zur Evakuierung des nördlichen Gasastreifens

kritisiert und von einer Zwangsumsiedlung gesprochen.

Die Gespräche zwischen Israel und Saudi-Arabien

waren von den USA vermittelt worden.

Bei einem Besuch in Saudi-Arabien sagte

US-Außenminister Anthony Blinken heute,

der gemeinsame Austausch sei wichtig.

Sein saudischer Amtskollege Faisal bin Farhan erklärte,

man müsse sicherstellen, dass der Konflikt im Gasastreifen

nicht auf andere Orten und Fronten übergreift.

In Frankreich sind heute zwei beliebte Touristenattraktionen

wegen Drohungen evakuiert worden.

So mussten rund 15.000 Menschen das Museum Louvre verlassen,

nachdem eine Bombendrohung eingegangen war,

auch das Schloss Versailles wurde geräumt.

In Frankreich herrscht derzeit die höchste Terrorwarnstufe.

Die Regierung hat angekündigt, 7.000 Soldaten einzusetzen,

um die Sicherheit im Land zu erhöhen.

Dies nachdem im nordfranzösischen Achas

ein junger Mann einen Lehrer erstochen

und zwei weitere Personen schwer verletzt hatte.

Die französischen Behörden gehen davon aus,

dass die Tat einen islamistischen Hintergrund hat.

In die Ukraine, im Osten des Landes,

haben die Kampfhandlungen in den letzten Tagen wieder deutlich zugenommen.

Das meldet das ukrainische Militär.

Die russischen Streitkräfte würden etwa seit mehreren Tagen

immer wieder die Stadt Avtivka in der Ostukraine beschießen.

Die Stadt stehe in Flammen, so die Militärverwaltung.

Die russischen Truppen hätten sich nach ihren Verlustern neu formiert.

Russland meldet derweil, es habe zwei Drohnen

über der Stadt Sochi am Schwarzen Meer abgewährt,

dabei seien keine Schäden entstanden.

In Neuseeland hat die oppositionelle National Party

die Parlamentswahl gewonnen.

Die konservative Partei erreichte einen Stimmenanteil von rund 39%.

Zusammen mit ihrem bevorzugten Koalitionspartner der rechtsliberalen ACT

verfügt die National Party nun über eine Mehrheit im Parlament

und dürfte eine Regierung bilden.

Die bislang regierende sozialdemokratische Labourparty

verlor 23% Punkte und kommt noch auf 27% Wähleranteil.

In die Schweiz. Die SPG Graubünden schickt Nationalrat John Pultins Rennen

für den freiwilligen Bundesratssitz von Allerbergsee.

Sie hatte 39-jährigen John Pult am außerordentlichen Parteitag

in Hureinstimmig nominiert.

Noch bis am 29. Oktober können weitere Kandidaturen eingereicht werden.

Ende November entscheidet dann die SP-Bundeshausfraktion darüber,

wen sie auf das Bundesrats-Ticket setzt.

Bisher haben fünf SP-Politiker ihr Interesse am Amt angemeldet.

Der Waldbrand in der Wolfsschlucht beim solothurnischen Herbert Zwiel ist

mehrheitlich gelöscht.

Das hat die Kantonspolizei auf Anfrage von Radio Esref mitgeteilt.

Der Brand war gestern Abend ausgebrochen und erstreckte sich über mehrere

hundert Quadratmeter mehr als hundert Feuerwehrleute

und ein Löschhelikopter standen für die Löscharbeiten im Einsatz.

Die Brandursache ist noch unklar.

Und wie entwickelt sich das Wetter, Michael Wettstein?

Morgen beginnt der Tag im Norden vielerorts mit Wolken.

Diese machen danach zunehmend der Sonneplatz.

Am Alpen-Nordhang bleibt es trüb und nass.

Die Temperaturen erreichen noch 14°C.

In Süden wird es mit Nordfön recht sonnig und 23°C warm.

Das ist das Echo der Zeit von Radio Esref.

Weiter geht es in Libanon, wo die Hisbollah Militz den Krieg

anscheinend nicht zusätzlich anheizen will.

Vorerst jedenfalls.

In der Ukraine, wo sich Menschen häufiger auf Beerdigungen begegnen

als im Café und in Australien, wo Indigenen nicht mehr

Mitsprache in der Politik eingeräumt wird.

Die israelische Armee greift also weiter Ziele im Gasastreifen an

und bereitet anscheinend eine Bodenoffensive vor.

Eine Reaktion auf den massiven Angriff der Hamas auf Israel vor einer Woche.

Wir haben es vor den Nachrichten gehört.

Auffallend ruhig bleibt es derweil im Norden Israels,

zwischen Israel und Libanon.

Auch heute wurden zwar wieder begrenzte Auseinandersetzungen

zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah Militz gemeldet.

Die Hisbollah hält sich anscheinend aber zurück.

Ich übersprach mit Heiko Wimmen.

Er arbeitet bei der International Crisis Group,

eine Nichtregierungsorganisation, die zu internationalen Konflikten forscht.

Wimmen ist zuständig für Libanon, Syrien und Irak.

Ich habe ihn gefragt, ob die Zurückhaltung der Hisbollah

die Ruhe vor dem Sturm sei.

Das könnte die Ruhe vor dem Sturm sein.

Bis jetzt hat Hisbollah klargemacht,

dass die sich in dieser Phase noch nicht einschalten werden.

Wir haben also seit Samstag sich zurückgehalten.

Es gab einige Auseinandersetzungen an der Grenze,

die es alle im Rahmen der Spielregeln sind.

Die Hisbollah und Israel stehen sich schon seit Jahrzehnten gegenüber.

Es gibt relativ klar definierte Regeln, was passiert,

wenn der eine oder der andere etwas über die Grenze schießt.

Noch bewegt sich das alles in diesem Rahmen.

Aber es ist sehr, sehr angespannt.

Wir sind auf jeden Fall da in einer sehr gefährlichen Situation.

Mit dieser Zurückhaltung, was signalisiert die Hisbollah Israel?

Sie haben am Sonntag, also am zweiten Tag,

einige Raketen geschossen in diesem umstrittenen Gebiet,

den so einen Sheba-Farmen.

Das war ganz offiziell eine Warnung, eine Nachricht,

was die Nachricht genau heißen soll.

Darüber hat man die Israelis im Unklaren gelassen.

Es heißen jeden Fall wir sind da und wir schauen sehr,

sehr aufmerksam, was da passiert.

Wir haben Gespräche geführt in den letzten Tagen

mit Kontakten in den Milieu.

Da wurde uns gesagt, wenn die Israelis in Gaza

über eine bestimmte Grenze hinausgehen.

Und die Grenze ist halt nicht genau definiert.

Dann wird sich diese Position möglicherweise ändern.

Und wo genau diese roten Linien sind, sage ich mal,

das haben die noch nicht so definiert.

Aber sie deuten schon an, sollte da tatsächlich

eine Vertreibung von Palästinenser in großem Ausmaße passieren

oder sollte Israel tatsächlich versuchen, Hamas

komplett als Organisationen zu zerstören.

Also wie das der israelische Verteidigungsminister ja gesagt hat,

also ausradieren, dass sich dann die Position tatsächlich ändern könnte.

Und das heißt, Baller dann möglicherweise offensiv auftritt.

Das wird angedeutet.

Das kann man jetzt überlegen, sind das Drohungen

oder wie viel Substanz haben diese Drohungen tatsächlich?

Wie schätzen Sie denn die Bewaffnung der Hisbollah ein?

Also Hisbollah ist bekannterweise mit einem sehr großen Raketenasenal

ausgerüstet.

Die Israelis glauben, das ist denke ich auch realistisch,

dass Hisbollah außerdem jede Menge Drohnen hat.

Der Generalsekretär hat vor zwei Monaten

so ein Szenario nochmal entworfen, ein Konfliktszenario angedeutet,

dass die Organisation also Präzisionsraketen hat,

mit denen sie sehr viele zentrale Elemente

der israelischen Infrastruktur lahmlegen können.

Das sind alles glaubhafte Szenarien, glaubhafte Drohungen.

Wie effektiv ein solcher Angriff dann wäre,

hängt davon ab, wie die israelischen Raketenabwehrsysteme

damit umgehen können.

Man sollte nicht annehmen,

dass da sofort ein Großangriff stattfinden würde.

Meiner Erwartung wäre eher,

dass wenn Hisbollah entscheidet,

dass sie tatsächlich sich in den Konflikt einschalten wollen,

dass dann eine solche Offensive mit Angriffen beginnt,

die auf einem Niveau sind, wo die Israelis noch die Option haben,

zu entscheiden, okay, wir nehmen das jetzt erst einmal hin.

Wir schlagen nicht zurück,

wir eskalieren nicht an dieser zweiten Front,

in der Hoffnung, dass dort diese Auseinandersetzungen

noch auf einem Niveau bleiben,

damit das wir managen können, mit dem wir umgehen können.

Und dann kann man hoffen,

dass dieser Konflikt auch der Grenze noch gestoppt werden kann.

Also ich rechne nicht unbedingt sofort mit einem Großangriff,

der sofort in eine Iskalation führt, die nicht zu bremsen ist.

Die USA haben ja auch Kriegsschiffe in die Region entstand.

Wirkt das abschreckend auf die Hisbollah?

Also Kriegsschiffe, denke ich, sind nicht das geeignete Mittel,

um solche Organisationen einzuschüchtern.

Das ist in der Regel nicht besonders effektiv.

Ich meine, wen will man dann beschießen im Libanon aus amerikanischer Sicht?

Die Israelis haben 2006 in wochenlanger Bombardierung

nicht geschafft, die Infrastruktur der Hisbollah zu sehr schlagen.

Also ich denke, diese Kriegsschiffe gerade,

das ist wirklich rhetorik und symbolische Politik.

Das ist vermutlich, da müssen Sie an die Militärexperten fragen,

auch nicht das richtige Mittel,

um in einer solchen Organisation fertig zu werden.

Wenn die USA eingreifen würden, müsste dann Iran nachziehen,

quasi als Sponsor der Hisbollah.

Droht da ein Flächenbrand im schlimmsten Fall?

Also ich denke, wir sollten jetzt nicht davon ausgehen,

dass solche Entwicklungen quasi automatisch sind

und dass dann da 20 Domino-Steine in ein paar Sekunden umfallen.

Auf allen Seiten werden Droh-Szenarien konstruiert und aufgebaut

und an einem bestimmten Punkt muss man befürchten.

Also ich will das nicht vorhersagen, aber man muss befürchten,

dass dann die eine oder andere Seite dann diese Droh-Szenarien

auch mit tatsächlichen Angriffen in irgendeiner Form untermauern will

oder entscheidet, dass das jetzt notwendig ist,

dem sozusagen Nachdruck zu verleihen auf diesem Weg.

Aber ich denke, alle Parteien sind sich dessen bewusst.

Es ist ein Flächenbrand, ein Großkonflikt in der Region.

Nun wirklich nichts ist, was man gebrauchen kann.

Alle Beteiligten werden an jedem Punkt dieser Eskalation

immer noch versuchen, die Dinge in einem Rahmen zu halten,

wo man das wieder einhegen kann und zurückrollen kann,

in dem eben ein Kompromiss erzielt wird.

Und ich denke, der Kompromiss wird am Ende in Gaza erzielt werden müssen.

Da ist im Moment der Konflikt her, da ist sozusagen der Brandherde.

Alle anderen Brandherde, die möglicherweise entstehen könnten,

hängen da dran.

Und am Ende muss man da ran, muss man da die Entwicklungen stoppen.

Und ich denke, wenn das geschieht,

alle anderen möglichen Brandherde oder mögliche Orte,

wo sich das ausdehnen könnte, kann man dann ebenfalls einhegen.

Es sei denn, wir überschreiten diese Grenze zu einem Flächenbrand,

wie sie das ausdrücken, was sicherlich niemand will.

Sagt Heiko Wimmen bei der International Crisis Group zuständig,

unter anderem für Libanon.

Ich konnte Anfang Nachmittag mit ihm sprechen.

So viel für den Moment zum Krieg im Nahen Osten.

Nicht vergessen wollen wir einen anderen Krieg,

den russischen Angriffskrieg in der Ukraine.

Seit Beginn der Invasion lässt uns die Ukrainerin Darina Anastasiwa

regelmäßig teilhaben an ihren Gedanken.

Heute beschreibt sie, was diese angebliche Ukraine-Müdigkeit

bei ihr auslöst, von der in letzter Zeit so oft die Rede ist,

nach anderthalb Jahren leben unter Dauerbeschuss

im Bericht von Auslandredaktorin Judith Huber.

Kürzlich sei ein gute Freund gestorben,

erzählt die 35-jährige Darina Anastasiwa.

Es handelt sich um Icher Koslovski,

einen der wichtigsten Intellektuellen der Ostukraine.

Er erlag 69-jährig überraschend einem Herzinfarkt.

Er war учern und Professorin der Religion von Donetsk.

Der Professor für Religionswissenschaften sei,

nach der Besetzung von Donetsk durch die Russen 2014

in seiner Heimatstadt geblieben.

Die Besatze hätten ihn in den Kerken geworfen.

Er war im berüchtigten Voltegefängnis Isolatia.

Nach 700 Tagen kam er im Rahmen eines gefangenen Austausches frei.

Auf dem Weg zur Beerdigung traf ich in Kiev einen Bekannten,

der zu mir sagte, wie wunderbar du aussiehst,

gehst du an ein Fest?

Worauf ich ihm antwortete, in gewisser Weise schon,

ich gehe zu einem öffentlichen Anlass

zum Begräbnis von Icher Anatolyevich Koslovski.

Diese leicht surreale Begegnung, so die Tagebuchschreiberin,

habe ihr bewusst gemacht,

dass Begräbnisse inzwischen Alltag geworden seien.

Jeden Tag erfahre sie vom Tod von Freunden

oder von Freunden von Freunden.

Sie sagt, man trifft sich inzwischen häufiger auf dem Friedhof

als im Café.

Gestorben wäre am häufigsten an der Front.

Aber es gebe eine neue Welle von Todesfällen,

von Menschen, die eines in Anführungszeichen

gewöhnlichen Todes stirben.

Sie erleiden einen Schlaganfall, einen Herzinfarkt

oder haben eine Lungenentzündung.

Diese Welle hätten zugenommen

und die Verstorbenen würden immer jünger.

Sie erinnert daran, meint Darina,

dass sie in der Ukraine nun schon mehr als 1,5 Jahre

unter Dauerbeschuss lebten und der Sirenengeheul

das Städte zerbompt würden

und dass der Alltag beschwerlich geworden sei.

Doch gleichwohl sei man unermüdlich tätig,

das Land entwickeln sich.

Zerstörte Gebiete würden wieder aufgebaut

und man passe sich der Kriegsrealität an,

so unmenschlich die auch sein möge.

Wenn ich von ausländischen Journalisten die These höre,

die Ukraine seien des Krieges müde,

dann reagiere ich negativ.

Natürlich sind wir in der Ukraine müde.

Wir müssen nach einem anstrengenden Arbeitstag

um 2 Uhr nachts aufstehen,

um die Kinder in den Schutzraum zu bringen.

Können dann bis 5 Uhr nicht schlafen?

Müssen die Kinder um 7 Uhr in die Schule bringen

und um 8 Uhr an der Arbeit sein?

Es ist echt schwierig,

wenn die Kinder in der Schule arbeiten.

So lebe ein Großteil der Bevölkerung

und das schon seit 1,5 Jahren.

Außerdem müsse man damit fertig werden,

dass die Liebsten an der Front seien.

Man müsse Angehörige und Freunde beerdigen

und gleichzeitig versuchen,

das Land vorwärts zu bringen.

Sie verstehe, dass man im Ausland

der Schlagzeilen über die Ukraine

überdrüssig wird.

Es ist schwierig,

dass die Ukraine überdrüssig wird.

Sie verstehe auch,

dass es andere Konflikte,

Krisen und Kriege gebe auf der Welt.

Doch...

Die Vernichtung eines großen europäischen Landes

im 21. Jahrhundert

könnte äußerst negative Auswirkungen

auf die ganze Welt haben.

Deshalb werde die Ukraine weiterkämpfen,

dankbar für die Hilfe der Länder,

die die Ukraine unterstützten.

Es ist wichtig,

dass die Kinder in der Schule

die die Ukraine unterstützten.

Zu überleben

und in Freiheit leben zu können.

Das sei ihre höchste Motivation.

Mehr politische Mitsprache

für Indigene bei Angelegenheiten,

die sie besonders betreffen.

Die australische Regierung hat das vorgeschlagen,

ist aber gescheitert.

Die selchste Änderung der Verfassung

ist klar abgelehnt worden.

Urs Walterlin berichtet.

Hunderttausende australische

Ureinwohnerinnen und Ureinwohner

hatten gehofft,

ihren Alltag und ihre Zukunft

mehr mitbestimmen zu können.

Diese Hoffnung hat sich zerschlagen.

Die Stimmbefölkung hat am Samstag

eine Referendumsvorlage

zur Änderung der Verfassung klar abgelehnt.

Vertreter der Indigenen

zeigten sich enttäuscht.

Thomas Mayo meinte,

er sei, Zitat, am Boden zerstört.

Im Gegensatz zu anderen Ländern

mit indigenen Minderheiten

hat Australin keinen Vertrag

mit seinen Ureinwohnern,

der ihnen gewisse Rechte einräumt.

Ein Jahr hätte bedeutet,

dass die Aboriginal und der Wohner

der Torres Meeresstraße

in der Verfassung wenigstens erwähnt würden.

Sie leben seit etwa 65.000 Jahren

auf dem Kontinent.

Das Gremium als Vertretern

der verschiedenen Indigener Gemeinden

hätte das Parlament in Fragen beraten sollen,

welche für die ersten Bewohner

von besonderer Wichtigkeit sind.

Die Gesundheitsversorgung,

Armut, Diskriminierung,

Befürworter des Referendumswiesen

auf andere Länder hin,

wo stärkere Mitbestimmung

der Direktbetroffenen zu einer Verbesserung

der Lebensbedingungen

indigener Menschen beitragen.

Die Vorlage hatte kaum noch eine Chance,

weil sich die konservative Opposition

vor ein paar Monaten dagegen entschied.

Die Gegner streuten Zweifel

an Sinn und Zweck

einer indigenen Stimme im Parlament.

Der Abstimmungskampf

wurde gelegentlich mit rassistisch gefärbt

der Rhetorik geführt.

So wurde behauptet,

Ureinwohner hätten dann mehr Macht

und Einfluss auf die Politik

als nicht Indigene.

Selbst vor erzwungenen Landrückgaben

und vom Mitspracherechten für Aboriginal

beim Abbau von Rohstoffen

konservative Politiker

und ihnen nahestehende Medien.

Das Gremium hätte jedoch

keine gesetzgebende Funktion gehabt.

Seine Rolle im Parlament

wäre ausschließlich beratend gewesen.

Das war Urs Wälterlin

aus Australien

und das war das Echo der Zeit

vom Samstag, dem 14. Oktober

mit Redaktionsschluss um 18.26 Uhr.

Verantwortlich für diese Ausgabe

Anna Träcksel, für die Nachrichten

von Doppel und ein Mikrofon

war Ivan lieber her.

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Israel hat sein Ultimatum erneuert: Eine Million Zivilisten aus Gaza-Stadt soll «so schnell wie möglich» in den Süden des Gebiets fliehen. Nach den Terrorattacken von Hamas auf Zivilisten in Israel und den darauffolgenden israelischen Luftangriffen auf den Gazastreifen sind bereits mehr als 4000 Personen getötet worden.

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