11KM: der tagesschau-Podcast: Illegaler Holzhandel: "Wir verschiffen an alle Häfen"

tagesschau tagesschau 3/15/23 - Episode Page - 26m - PDF Transcript

Mit illegalem Holz wird fast so viel Geld verdient wie mit Drogen.

Besonders selten und heißt begehrt,

wildgewachsenes Tiek aus Myanmar.

Ich weiß, dass die ganzen Holzhändler in Deutschland oder Europa,

mit denen wir so arbeiten, die sind alle leer.

Die haben auch keine Möglichkeit, da was anzubekommen.

Würden Sie es kriegen, wenn Sie es wirklich anlegen würden?

Wenn wir es in die Illegalität gehen würden, würden wir das bekommen.

Wir folgen der Spur eines Holzes, an dem Blut klebt.

Tiek aus Myanmar.

Das kommt noch immer tonnenweise in die EU und auch nach Deutschland.

Obwohl diese Ware das brutale Militär-Regime dort unterstützt.

Was eigentlich verboten ist.

Also, wie kann das sein?

Markus Engert aus dem Investigativ-Ressort des NDR

erzählt uns heute von seiner Recherche,

die er zusammen mit Benedikt Strunns

als Teil des internationalen Recherche-Teams

Deforestation Inc. gemacht hat.

Zu organisierter Kriminalität im Holzhandel.

Das ist 11km der Tagesschau-Podcast.

Ein Thema in aller Tiefe.

Ihr findet uns in der ARD-Audiothek

und überall, wo ihr Podcasts hört.

Abonniert uns gern und lasst uns Sternchen da.

Mein Name ist Victoria Michalsack

und heute ist Donnerstag, der 16. März.

Wir starten diese Geschichte auf einer Bootsmesse,

einer Bootsbauer-Messe.

Da warst du auf Recherche.

Was hast du da gemacht und warum seid ihr da hingegangen?

Also, der Anlass, wegen dem wir da hingefahren sind,

ist natürlich ein Trauriger und Ernst.

Aber ich muss es einfach so sagen, das war ein skurrile Welt.

Eine wahnsinnig skurrile Welt.

Die Produkte, um die es dort geht, das ist was,

ich hatte davon keine Ahnung.

Alle Stereotype, die jetzt in deinem Kopf sind, stimmen.

Wir waren auf einer Messe in Düsseldorf,

auf einer in Amsterdam.

Es gibt die Champagnergläschen, die großen, gemachten Lippen

und die russisch-sprechenden Ehemänner.

Es ist wirklich so.

Auf dem Kundenparkplatz stehen auch Autos, wo du genau siehst.

Hier ist Kundschaft mit Geld.

Für diese Kundschaft mit Geld haben wir uns genau genommen

für deren Yachten.

Weil die wollen auf ihren Yachten ein Holz,

das man eigentlich nicht mehr in die EU bringen darf.

Tiek, wildgewachsenes Tiek aus Myanmar.

Das heißt in Fachkreisen auch Burmese Tiek oder Burma Tiek.

Myanmar hieß früher Burma.

Und darum geht es denen.

Aber wir wollten hören, wie ist das, wenn ich das möchte,

komme ich da noch ran.

Und was antworten diese Leute, diese Händler dort,

wenn man die darauf anspricht?

Wir hatten erwartet, mit uns will keiner darüber reden.

Das ist...

Man versucht...

Man wird von Leuten auch auf Messen angesprochen,

die einem Holz anbieten.

Wo du sofort sagst, bitte verlassen sie meinen Stand.

Es gibt unheimlich viele Leute, wo du sofort merkst,

die haben...

Das ist kein korrektes Geschäft.

Da geht es mit Sicherheit um illegal.

Du sagst zu dem auch, sie wissen schon, dass das illegal ist.

Und er sagt, es ist billig.

Bitte verlassen sie meinen Stand.

Also, das passiert.

Und das war schon überraschend.

Ja, denn anscheinend ist dieses Tiek-Holz,

dieses spezielle, wild gewachsene Tiek aus Myanmar.

Wir sprechen ja nicht von allen möglichen Tiek-Holzen,

sondern von diesem speziellen.

Das ist anscheinend immer noch beliebt für Yachten und Bote vor allem.

Genau. Also, es hat nichts zu tun mit dem Tiek,

dass man jetzt vielleicht auf dem Balkonmöbel zu Hause hat

oder einen alten Schrankgeerb von Oma oder so.

Das ist nicht das Tiek, über das wir reden.

Das ist ein allerregelplantagentiek.

Plantagentiek, das liegt in der Natur der Sache, wächst sehr schnell.

Deswegen ist das für Leute, die eine Luxusjacht oder ein teures Boot haben

und da ein Tiek-Tag drauf haben, nicht das Richtige.

Das wild gewachsene Tiek wächst viel, viel langsamer.

Und weil das so langsam wächst,

wenn man die Jahresringe anguckt,

ist das eng beieinander. Und in dieser Tiksorte,

die heißt tectonagrandis, da sind bestimmte ätherische Öle drin.

Es wird dieses Holz dadurch sehr, sehr widerstandsfähig

gegen Wind, gegen Sonneinstrahlung, gegen Salzwasser.

Gegen diese Einflüsse, die vor der See gelten,

ist das sehr, sehr widerstandsfähig.

Das muss man auch ehrlich sagen, es sieht auch wirklich toll aus.

Es hat eine ganz rötlich-goldene Farbe.

Und Experten, wenn die ein Stück wild gewachsenes Tiek in der Hand haben,

die erkennt das auch sofort.

Die könnte sofort sagen, das ist diese Sorte.

Und die könnte auch sofort sagen, ob das Wildgewachsen ist.

Und das ist auch der Grund, warum wir jetzt z.B. über ein Land

wie Myanmar reden.

Diese Tiksorte wächst auch in anderen Ländern.

Aber dort ist es ein allerregelplantagentiek.

Die wilden Tiekwälder, die Mangrovenwälder,

die gibt es in der Regel nicht mehr, das ist abgeerntet.

Und wer jetzt z.B. wildgewachsenes Tiek möchte,

für den wird es allmählich schwierig,

weil diese Wälder, diese wilden Tiekwälder, diese Mangrovenwälder

im Prinzip fast verschwunden sind.

Die gibt es fast gar nicht mehr, ja?

Experten haben uns gesagt, dass sie davon ausgehen,

dass in zwei bis fünf Jahren die wilden Tiekwälder

in Myanmar verschwunden sind.

Zwei Jahre, das ist ja nichts mehr.

Im Prinzip ist es eine Katastrophe,

die sich sehenden Auges vor uns entfaltet.

Also, man kann das beobachten.

Myanmar hat immer, immer mit Tiek gehandelt.

Es gab diese Wirtschaft dort eigentlich immer.

Die haben auch ganz spezielle Anbau- und Ernteverfahren,

wenn man das so nennen möchte.

Entwickelt die Ernten mit speziellen ausgebildeten Elefanten.

Weil diese Wälder sind sehr feucht, der Boden ist sehr matschig.

Also, du kannst da nicht mit großen, schweren Maschinen rein.

Deswegen ist das dort eine ziemlich spezielle Wirtschaft.

Und ehrlicherweise, diese Wirtschaft wäre auch nicht dramatisch,

wenn die Ausgewogen funktionieren würde.

Aber was dort passiert, ist eine Raubwirtschaft.

Also, diese Ware, dieses wilde Tiek,

ist so brutal abgeschlagen und abgeerntet worden

über die letzten Jahrzehnte,

die fast verschwunden sind.

Die Nachfrage ist ja weiter da.

Es gibt immer noch Oligarchen, die wollen unbedingt dieses Zeug auf ihrem Deck haben.

Und das Angebot ist endlich,

die Preise gehen durch die Decke.

Die Leute bezahlen perverse Preise inzwischen für dieses Zeug.

Es ist ja so, wir arbeiten mit verschiedenen Holzhändlern zusammen.

Und die verkaufen,

soweit ich informiert bin,

nur noch Restbestände.

Man sieht es natürlich,

dass die Restbestände kleiner werden.

Und die Preise nach oben gehen.

Das merken Sie in Ihrem Deck.

Das merkt man extrem.

Okay, was wird da so für bezahlt?

Also, was wir gehört haben,

ist so ungefähr 1.000 Euro

für eine Fläche von 1 Meter mal 1 Meter auf deinem Deck.

Und wenn du jetzt weißt,

dass so eine große Yacht,

so ein richtig dickes Ding, gerne mal 7, 800 Quadratmeter an Deckfläche haben.

Oh Gott, wow, das ist viel mehr als ich dachte.

Ja, also du bist dann halt 800.000 Euro...

...los, aber nur für das Holz, ja?

Da ist ein Spot nicht dabei, die Leistung nicht dabei,

die Arbeitsleistung.

Die Leute wollen nicht günstig ist.

Die wollen Geld ausgeben, die wollen nichts Alternatives haben.

Das muss gut und teuer sein.

Und wenn man was kriegen möchte, wird sicherlich noch Wege geben,

um daran zu kommen.

Das Thema, bei das wir reden, ist Prestige.

Die Leute kaufen sich Prestige.

Die wollen dieses Zeug auf ihrem Deck haben.

Es gibt inzwischen Alternativprodukte.

Der Handler hat uns gesagt, stellen Sie sich vor,

Sie sind ein Superreicher und haben eine riesige Yacht.

Und laufen da, weiß ich nicht, an der Kultasie,

an irgendeinem Yachthafen ein oder so.

Dann gucken Sie nach links, da ist dieses Schöne rote Holz.

Dann gucken Sie nach rechts, der ist dieses Schöne rote Holz.

Und dann gucken Sie auf ihr Deck und da ist da irgendein Kunststoff.

Die Leute wollen das nicht.

Aber du hast eben gesagt, ihr seid auf diese Messe gegangen,

weil dort eigentlich seit Jahren

dieses Holz gar nicht mehr zu finden sein dürfte.

Warum denn?

Weil diese Wälder sind schon fast weg.

Ist es dann also verboten, dieses Holz zu handeln,

um diesen Truppenwald zu schützen?

Oder warum sollte das nicht mehr da sein?

Ja, das ist ein irritierender Punkt, den du da ansprichst.

Die primäre Motivation, warum der Import von TIG nicht erlaubt ist,

ist nicht der Artenschutz.

Sondern Myanmar als Land ist ein sehr schwieriges Land.

In Myanmar sind heute viele Menschen dem Aufruf der Gewerkschaften

zu einem Generalstreik gefolgt, der sich gegen die Militär unterrichtet.

Ein Land, das seit 2021, seit einem Putzstort,

wieder unter Militärdiktatur ist.

Die Militärregierung in Myanmar regiert blutig.

Es gibt dort Zwangsarbeit, es gibt dort Kinderarbeit,

es gibt Vorwürfe, dass ganze Dörfe zwangsgeräumt wurden,

systematische Folte, systematische Vergewaltigung.

Auch Kindersoldaten.

Das sind Vorwürfe, die der Regierung in Myanmar gemacht werden.

Angesichts der Gewalt in Myanmar wächst die Kritik aus dem Ausland

an den Militärmachthabern.

Bei der Niederschlagung der anhaltenden Proteste gab es heute wieder Tote.

Medienberichten zufolge setzt das Militär zunehmend schwere Waffen ein.

In mehreren Städten schoss die Polizei auf Demonstranten.

Auch Tränengas und Blendgranaten wurden eingesetzt.

Die Demonstranten fordern die Freilassung der bisherigen

de facto Regierungschefin Aung San Suu Chi

und ein Ende der Militärherrschaft.

Jetzt muss man wissen, gleichzeitig der Wald in Myanmar

ist komplett Staatseigen.

Es gibt kein Privatwald dort.

Und der Import- und Export- und auch die Einschlaggenehmigungen

für das Holz in Myanmar

werden von der staatlichen Holzhandelsagentur,

so nenne ich das jetzt mal, organisiert, die heißt MTE.

Das heißt, in Plump gesprochen möchtest du an Myanmar Holz kaufen,

importieren, exportieren, eine Einschlaggenehmigung.

Du musst mit dem Staat dienen.

Das heißt, dann macht man Geschäfte mit dieser brutalen Militärregierung.

Das ist der Hintergrund für Sanktionen, die es in der EU gibt,

seit 2021.

Da wurden nach dem Putsch dann Sanktionen beschlossen.

Die Sanktionen sagen aber nicht,

der Import der Ware TIG ist verboten.

Also, das TIG als solches ist jetzt nicht unter Embargo.

Sondern das spielt so über Bande.

Die Sanktionen sagen, du darfst mit der MTE keine Geschäfte machen.

Davor gab es schon eine andere Verordnung, die EU-Holzhandels-Richtlinie

der EU-Holzhandels-Verordnung, EUTR.

Die EUTR sagt, wenn du ein Holzhändler bist

und willst in den Binnenmarkt der EU Holz bringen,

um das hier zu verkaufen,

dann musst du gewisse Sorgfaltspflichten erfüllen.

Du musst eine Nachweis dafür bringen,

dass beim Abbau dieses Holzes nicht bestochen wurde,

dass es da nicht korrupt so ging.

Das war einfach Belege beibringen.

Für diese EU-Holzhandels-Verordnung gibt es in jedem Mitgliedsland

der EU eine Behörde, die für die zuständig ist.

Bei uns in Deutschland heißt diese Behörde BLE.

Und die kontrollieren das.

Und die dürfen ganz schön viel.

Die dürfen Ware festhalten, Beschlagnahmen,

deine Firma durchsuchen.

Die können Ordnungsgeld aufbrummen, auch ein ziemlich dickes.

Im Prinzip ist es wie eine kleine Polizei für ein Holzhandel,

wenn man so sagen möchte.

Und gesagt, für Myanmar geht das nicht.

Diese Sorgfaltspflichten, die du erfüllen musst unter der EU-TR,

wir sehen nicht, wie das für Myanmar funktionieren soll.

Eben weil das unterstaatliche Monopol ist,

weil es dort korrupte Strukturen gibt,

weil es dort Banden gibt, die in den Holzabbau involviert sind.

Wir sehen keine Möglichkeit,

wie du aus Myanmar legal Holz in die EU bringen kannst.

Es ist politisch und auch vom Gesetzgeber nicht gewollt,

dass diese Ware herkommt, es ist nicht gewollt.

Was ich weiß, dass die ganzen Holzhändler in Deutschland oder Europa,

die wir so arbeiten, die sind alle leer.

Und die haben auch keine Möglichkeit, damit was heranzubekommen.

Jetzt sagen Sie, Sie kriegen es gar nicht mehr.

Würden Sie es kriegen, wenn Sie es wirklich drauf anlegen würden?

Ja, definitiv.

Wenn wir es wirklich, wenn wir in die Illegalität gehen würden,

würden wir das bekommen.

Wenn wir auf solche Messen fahren und gehen ins Gespräch mit den Leuten,

die in diese Branche Business machen und fragen, die komme ich da noch ran,

sollte die Antwort sein, nein.

Ja. Und die Antwort, die wir gehört haben, ist,

wenn Sie entsprechende Kleingeld haben, dann kommen Sie da schon noch ran.

Und in Amsterdam auf der Bootsmesse ist es tatsächlich so,

dass uns einer, der Aussteller dort gesagt hat, hier war heute auch schon jemand,

der hat gesagt, ich habe das am Angebot.

Und der hat einen Flyer hier gelassen

und eine Visitenkarte mit einem Namen und einem Nummer drauf.

Und der bietet das hier an.

Diese Leute fühlen sich offensichtlich sicher genug,

um mit Flyer und Visitenkarte auf große europäische Messen zu fahren

und das dort zu hinterlegen.

Ich habe das jetzt auch gerade noch mal als Foto hier offen auf dem Handy.

Also, es steht halt drin, Burmese Teak.

Und die goldene Farbe.

Also, es ist Myanmar Teak, das dort angeboten wird.

Ganz offen.

Also, ihr habt die erste Spur.

Wie ging es dann weiter? Wie seid ihr da gefolgt?

Hey, good morning. This is Benedict speaking.

How are you doing?

I was wondering if you're around here

and we could probably meet and have a little chat.

Excellent. Excellent.

Wir haben diesen Menschen angerufen.

Direkt auf der Messe.

Und haben gesagt, wir sind auf der Bootsmesse in Amsterdam

und interessieren uns für den Import- und Export von Holz.

Und sind sie zufällig auch da.

Und dann hat er sich mit uns getroffen.

Wenig später.

Wir haben uns zur Erkennung gegeben als Journalisten.

Aber dieser Händler hat mit uns gesprochen.

Great to meet you. Thank you so much that you made it.

Did you just arrive?

I was supposed to come because everyone in the morning is so busy.

Und hat uns erklärt, was er da tut.

Und hat gesagt, er verkauft schon nach Teak aus Myanmar,

aber nur nach Indien und ein bisschen in die USA.

Aber eigentlich nur nach Indien.

Und dann haben wir gesagt, die haben doch gar keine Yachtenindustrie.

A guy who saw this leaflet told me that your company would mix up legal wood

and illegal wood and sell it to the European market.

Why will I do that?

Why will my bios do that?

I don't know.

I mean, Burmeseek is the king, right?

No. You cannot say that. We have Indian tea.

Er war total abgebrüht und hat gesagt, warum soll ich das machen?

Warum sollen unsere Kunden das machen?

Er hat gesagt, weil man damit viel Geld machen kann.

Er sagte, ich kann auch in Indien viel Geld machen.

Am Ende haben wir ihn noch gefragt, aber wenn du das nicht verkaufst,

warum kommst du nach Europa geflogen auf eine Messe?

Was hat er denn gesagt, was er da bitte macht?

Er hat einfach gesagt, alte Freunde besuchen.

Ach nee, er war zufällig in der Gegend.

Alte Freunde besuchen.

Also, wir sind mit diesem Befund erst mal nach Hause gefahren

und haben gedacht, wir müssen das besser verstehen.

Ist das ein Einzelfall? Hatten wir einfach Glück.

Steht das für was Größeres?

Und es gibt für alles in Deutschland und in Europa Statistiken.

Und es gibt eine Handelsstatistik.

Die wird in Europa vom europäischen Statistikamt.

Das heißt, Euro stattgeführt.

Gimmst du Binnenhandel und Außenhandel?

Du kannst dir bis runter zur einzelnen Glühbe und alles angucken.

Dieses Tool ist leider wahnsinnig kompliziert.

Es ist wirklich eine riesige Pein, sich da durchzuarbeiten.

Und unter vielen Schmerzen und aufwendungen von Lebenszeit

haben wir es irgendwann geschafft.

Wir saßen davor und haben gedacht, wir müssen in Fehler...

Wir haben am Anfang gedacht, wir haben dieses Tool falsch bedient.

Weil du siehst in den offiziellen Importstatistiken

im Port von TIG aus Möhrenmar in die EU.

Es wird statistisch erfasst.

Und im Jahr 2022 kannst du in die Euro-Stadtstatistik reingucken.

Du wirst sehen, 3000 Tonnen Holz aus Möhrenmar kommen in die EU.

Werden statistisch erfasst.

Werden hier im Zoll angemeldet, kommen hier einfach an.

Ich dachte, das darf überhaupt nicht sein.

Es ist nicht gewollt, dass diese Ware hierher kommt.

Und sie kommt einfach weiter hierher.

Aber wie? Wie geht das?

Ich muss das jetzt stark abkürzen

und kann die Details nicht nennen, auch aus Quellenschutzgründen.

Irgendwann haben wir jemanden gefunden,

der hat mir eine Tabelle in die Hand gedrückt.

Und in der Tabelle sind 67 TIG-Importe in den Jahren,

also so zwischen Herbst 2018 und Herbst 2020,

insgesamt 1300 Tonnen, 7 Mio. Euro wert.

Und hinter diesen Importen stehen die Namen von drei deutschen Händlern.

Diese Lieferungen in dieser vertraulichen Tabelle,

die wir bekommen haben, sind alles keine direkten Lieferungen.

Die gehen alle über Bande.

Der eine Händler bestellt über Italien, der zweite über Kroatien,

der dritte über Griechenland.

Da habe ich Benedikt direkt eine Sprachnachricht geschickt.

Hallo, Bene. Ich komme gerade vom Treffen mit einer Quelle.

Weil das war für uns schon so ein Moment des Durchbruchs.

Die zeigen TIG-Importe.

Und wir haben diese Firmen gefragt.

Und die Firmen wollen entweder mit uns nicht darüber reden

oder sagen, in deren Worlding klingt das dann so,

wir bestellen kein TIG aus Mörnmaar.

Wir kaufen ihn europäisch.

Es gibt Länder, da werden manche Dinge laxer gehandhabt.

In Ländern, da werden manche Dinge strenger gehandhabt.

Und in Italien zum Beispiel oder auch in Griechenland und in Kroatien,

da sind die Behörden nicht ganz so streng dahinter,

dass diese EU-Holzhandelsverordnung betrifft.

Und das haben dann Händler in Ländern, wo es strenger zugeht,

bemerkt und gedacht, na, Moment,

wenn diese Ware einmal im Binnenmarkt der EU ist,

dann kannst du sie ja frei handeln.

Und was sehen wir also in den Statistiken?

Es kommen riesige Mengen TIG nach Italien.

Und wo sie von dort bleiben in der EU, keiner weiß das.

Okay, also das heißt, man sucht sich quasi so ein bisschen

das schwächste Glied oder die, wie soll man es sagen,

die offenste Tür in die EU.

Und wenn es einmal drin ist, dann ist es quasi EU-Holz.

Dann ist es da und dann kann es auch gehandelt werden

und in Yachten verbaut.

Es ist ein großes, großes Problem, diese EU-Holzhandelsverordnung,

dass die nur so stark ist, wie ihr schwächstes Glied.

Und du kannst, wenn du ein bisschen Zeit hast

und ein bisschen weißt, wie so Online-Recherche funktioniert,

diese Händler einfach finden, z.B. auf LinkedIn,

in einem öffentlichen sozialen Netzwerk.

Und jetzt, wenn ich das fahre, ganz kurz.

Also, fass auf, ich schreibe ohne Betreff.

Ich drücke jetzt auf Senden, dann müsstest du jetzt eine Mail bekommen,

da sind zwei Links drin.

Und wir machen es mal zusammen auf und du sagst mir,

was du siehst und wie du es findest nach all dem,

was du jetzt gehört hast.

Ja, die Adresse ganz einfach aufmachen,

das ist eine ganz stinknormale Website.

Ach, warte mal.

Da ist jemand, der steht da auch, so ein Mann in Hemd und Krawatte,

und der steht da quasi so ganz stolz,

neben dem Haufen gefälter Baumstämme.

Und dahinter ein Logo mit einem Elefanten,

der ein Stück Holz trägt.

Also, das ist offensichtlich, das ist Holz aus Myanmar.

Und wenn man jetzt in die Aktivitäten dieses Mannes

und seines Profils geht,

dann sieht man da tolle Fotos von Yachtenmessen, zum Beispiel.

Ah ja, da stimmt's, ja.

Häfen, Yachten, Menschen.

Blaues Meer und diese Anhänger, die man immer aufmessen hat.

Genau, und das ist ungefähr ein halbes Jahr her.

Ein Foto, großer Container, so ein Frachtcontainer.

Rappelvoll mit Holz, und daneben steht so sinngemäß drunter.

Wir sind total proud, also total stolz hier, wie der erstklassige Ware.

Die verlässt sozusagen jetzt hier unser Depot.

Und diese Webseite, die da genannt ist,

die kannst du ja auch mal aufmachen jetzt.

Und da steht...

Wir handeln mit Premium-Bomaholz, also auf Englisch,

zum Yacht verlegen und Böden verlegen.

Woher sind die? Aus welchem Land?

Also, er ist Amerikaner.

Er hat seinen Firmensitz, glaub ich, in Singapur.

Sie haben aber eine Präsenz in Myanmar.

Und auf der Webseite und auch auf dem LinkedIn-Profil

steht ein Satz, über den bin ich wirklich gestolpert.

Deswegen hab ich mich an denen aus ein bisschen verbissen.

Der Satz heißt,

Wir verschiffen in jeden Hafen der Welt.

Und dann denk ich, wer das im Jahr 2023

immer noch auf seine Webseiten draufschreibt.

Obwohl das nicht gehen sollte.

Also, hab ich dem geschrieben und gesagt,

wir interessieren uns zu dem Port von Thiek.

Wie funktioniert das denn und wie geht das denn?

Und da wollte er erst mal wissen, wie viel und welche Sorte.

Dann hab ich gesagt, vielleicht so ein Container.

Und die sind jene Sorte.

Und dann schrieb er mir freimütig zurück.

Wir können liefern, wir können die Menge liefern.

Also, ein Container ist auch viel.

Man kennt ja diese großen Frachtcontainer,

die auf diesen riesigen Schiffen sind.

Und er schrieb mir zurück, wir können liefern,

auch diese Menge, kein Problem.

Wir haben das natürlich nicht bestellt,

weil es sozusagen eine Anstiftung wäre

zu einem illegalen Handel.

Aber in den Frachtpapieren würde dann stehen,

keine Ahnung, Singapur, Thailand, was auch immer,

Madagaskar, irgendwas.

Und das ist schon irritierend.

Ich finde, es geht halt nicht um irgendwas essentielles,

sondern es geht um Luxusartikel.

Wenn man hier auf dieser Seite ist,

da sieht man riesige Yachten, Sonnenuntergänge,

glitzende Häfen,

da sind Pools auf Deck und so.

Und das ist halt was,

wo ich mir jetzt denke, man, das braucht doch kein Mensch.

Das ist halt so überflüssig.

Und da irgendwie so zu merken,

das ist alles kein Problem.

Die EU ist da irgendwie auf beiden Augen blind.

Das ist irgendwie...

Also, ich bin ein bisschen baff.

Uns ging es in der Recherche irgendwann auch so.

Ich hatte ja gesagt,

dass wir auch innerhalb des Projektes

diese Holzmafia in Rumänien verfolgt haben.

Kurze Notiz.

Markus hat nicht nur zu Myanmar recherchiert,

sondern auch zur Holzmafia in Rumänien.

Zusammen mit seinem Kollegen Benedikt Strunz.

Dazu haben wir auch eine FKM-Folge.

Wir verlinken Sie euch in den Shownotes.

Markus und Benedikt haben sich als Teil

einer internationalen Recherchekooperation

richtig intensiv mit der Holzszene auseinandergesetzt.

Und waren auch vor Ort in Rumänien

auf den Spuren der Holzmafia.

Und das ist auch alles wahnsinnig schlimm.

Das sind die letzten Urwälder Europas.

Zauberhaft schöne Wälder.

Also, du kannst das nicht fassen.

Und die werden in Größenordnungen abgeerntet,

die für den Wald nicht gesund sind.

Aber mit einem großen Unterschied.

Die Ware, die dort dann irgendwann bei uns auch landet,

die landet in Möbelhäusern und in Pelletölfen und so.

Das ist auch alles nicht schön.

Das muss auch alles ordentlich funktionieren.

Aber immerhin steht da dahinter

irgendeine Form von Wertschöpfung,

wo ich sage, ich verstehe, warum es das braucht.

Natürlich braucht es günstige Möbels.

Es ist nicht jeder reich.

Und natürlich müssen wir unsere Wohnungen heizen.

Am Ende steht ein Ansinn, von dem ich weiß, warum es das braucht.

Auch wenn ich finde, der Weg dahin ist falsch.

Und die Rahmenbedingungen sind falsch.

Aber ich weiß, warum es das braucht.

Ich kann dir aber nicht sagen, warum es dieses Tieg auf Luxusjachten braucht.

Wir wissen, dass dieses Geld in den Taschen einer Militär runterlandet.

In den Kassen einer Regierung, die ein Land unterdrückt.

Und da leidet ein ganzes Land unter einer diktatorischen Regierung.

Und wegen dieser Ware

kann diese Regierung sich länger an der Macht halten,

als es unbedingt nötig wäre.

Mit dem Geld für schicke Yachten.

Ja.

Markus, danke, dass du uns davon erzählt hast.

Danke für euer Interesse.

Das war 11 km der Tagesschau-Podcast.

Heute mit der Recherche von Markus Engert und Benedikt Strunz

aus der NDR-Investigation

als Teil des internationalen Recherche-Teams Deforestation Inc.

Der recherchieren 140 Journalistinnen und Journalisten

zur illegale Abholzung und zu kriminellem Holzhandel weltweit.

Markus und Benedikt haben auch einen eigenen Podcast

über die Recherche gemacht.

Vier Folgen, er heißt, gestohlener Wald.

Wir verlinken ihn in den Show-Notes,

genauso wie die 11 km-Folge zur Holzmafia in Rumänien

mit Benedikt Strunz.

Abonniert uns gerne in der AID-Audiothek

oder da, wo ihr Podcast hört und lasst uns eure Bewertung da.

Autorin der heutigen Folge ist Katharina Hübel.

Mitgearbeitet hat Hans-Christoph Böhringer.

Produktion Ruth-Maria Ostermann, Gerhard Wichow,

Simon Schuling, Fabian Zweck, Konrad Winkler und Florian Teichmann.

Redaktionsleitung Lena Götler und Fumiko Lipp.

FKM ist eine Produktion von BR24 und NDR Info.

Mein Name ist Victoria Michalsack. Wir hören uns morgen wieder.

Ciao.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Teak aus Myanmar sollte in Europa nicht mehr kaufbar sein, vor allem seitdem dort die brutale Militär-Junta regiert. Aber auf Bootsmessen in Deutschland und Nachbarländern tauchen Angebote für das begehrte Jachtholz auf. Investigativreporter Marcus Engert ist der Spur gefolgt, zusammen mit seinem Kollegen Benedikt Strunz. Wie kommt das Teak trotz Sanktionen in die EU? Wer zahlt die horrenden Preise? Und wer kassiert?



Der Podcast zu der gesamten Recherche “Gestohlener Wald”:

https://www.ardaudiothek.de/sendung/organisiertes-verbrechen-recherchen-im-verborgenen/85849836/



Zu dem konkreten Verdacht gegen zwei norddeutsche Holzhändler:

https://www.ndr.de/nachrichten/info/Illegaler-Holzhandel-Norddeutsche-Firmen-unter-Verdacht,tropenholz120.html



Benedikt Strunz spricht in einer anderen 11KM-Folge über die rumänische Holzmafia:

https://www.ardaudiothek.de/episode/11km-der-tagesschau-podcast/holzmafia-der-grosse-wald-raub/tagesschau/12427433/



An dieser Folge waren beteiligt:

Autor:in: Katharina Hübel

Mitarbeit: Hans Christoph Böhringer

Produktion: Fabian Zweck, Simon Schuling, Gerhard Wicho, Eva Erhard, Florian Teichmann und Konrad Winkler

Host: Victoria Michalczak

Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler

11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die redaktionelle Verantwortung für diese Folge liegt beim NDR.