Input: Hilfe, wieso kann ich mir keine Gesichter merken?
Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 4/5/23 - 33m - PDF Transcript
Hey zusammen, das ist Input. Ich bin Rina Telli, die Frau, die die Leute oft zweimal kennenlernt.
Oder auch dreimal.
Weil ich so schlecht bin im Gesicht der Erkennung.
Beispiel, letzte Woche beim Schaffen, ist im Grossraumbüro jemand neben mir angesetzt.
Ich kann da nicht kennen und habe gedacht, dass ich mich schnell vorstellen kann.
Hallo, ich bin Rina.
Und er hat mich mit Licht auf den Blick angeschaut und gesagt,
ja, wir haben uns schon kennengelernt.
Meine Beine 4,9 Mario thanks,
gemeinsam im Umgekehrt,
bin auf der St nasze nachhause angehaut und mega herzlich begrüßt
und sagt Hey, Hey, Rina, schon lange nicht mehr gesehen, wie sie sind.
Und ich habe kein Plan, wer von mir precediert.
Ich bin wing pozw, dass ich allein mit diesem Problem,
Allein mit diesem Problem, bis ich in einem Artikel auf den Ausdruck gestoßen bin,
der alles erklärt, einen Sonnenbrecher, Achtung, Prosopagnosie.
Oder auf Deutsch, Gesichtsplintheit.
Und ich bin nicht alleine, sondern in allerbesten Gesellschaft,
Brad Pitt oder Tami Glauser sollen auch Gesichtsplintheit sein.
Und jetzt gerade bin ich unterwegs in einer Frau,
die das Problem auch kennt.
Meine erste Station ist Stadtstadt von Winterthur.
Als ich nach Leute gesucht habe, die Gesichtsplintheit sind,
hat der Kollegin gemeint, meine Mutter sei jemand,
und hat mir ihre Nummern gegeben.
Sie heisst Louisa, ist 65 und redet mit dem schönsten Akzent der Welt,
einmal in meinen Ohren.
Sie kommt ursprünglich aus Brasilien.
Louisa, wir sind per tu, gell?
Wir haben uns von Anfang an irgendwie so verstanden.
Ich finde es aber schön, jemanden wie dich kennenzulernen,
weil ich glaube, wir haben etwas gemeinsam.
Wir sind beide nicht so gut im Gesicht ihrer Kennen.
Irgendwie ist es beruhigend, dass ich nicht die Eins gebe
mit dieser Störung.
Wir laufen durch das belebte Städtli, da gibt es viele Leute,
wie eine Frau, die gerade an uns vorbeiläuft
und mir gar nicht gerissen hat.
Sie kennt ihr, kennst du sie auch?
Ich weiß, sie schafft da in dem Geschäft.
Dann weiß ich.
Es ist Dammenschneiderin,
und es hat für mich schon ein paar Mal Kleide geändert.
Wenn sie es da in meiner Geschäft sehen,
begegnet, begrüßen sie mir sehr freundlich.
Aber wenn ich sie jetzt so 300 Meter weit entfernt
von ihrem Laden gesehen hätte, hätte sie sie nicht erkannt.
Absolut nicht.
Ist das ja wahnsinnig, oder?
Solange man das so elegant mit einem Smile lösen kann, wie du...
Das kenne ich nur zu gut.
Wenn der Kontext nicht stimmt, habe ich auch mehr bei Leuten,
die ich noch oberflächlich kenne.
Ich kenne zum Beispiel den Koch aus der Radiokantin,
weil er nicht in seiner Kochschürze, sondern in breiter Baggy-Pant,
auf dem Kopf vor mir stand, ist.
Ich habe ihn in Zivil und in einem anderen Ort als der Kantinen
nicht erkannt.
Louisa kennt das auch.
Als ich nach Vollberufstedt war,
habe ich auf verschiedenen Situationen erlebt,
die auch so peinlich waren.
Was hast du geschafft?
Ich habe eine Tagesstruktur gearbeitet,
als Kinderbetreuerin.
Und Kinder habe ich alle relativ schnell erkannt.
Also im Hort habe ich alle erkannt.
Im Hort, aber sobald ich Kinder außerhalb
aus dem Quartier gesehen habe, habe ich gewusst,
Kinder in dem Alter, es kann nur sein,
dass ich vom Hort kenne.
Aber als Gesicht nicht erkannt.
Ich habe gewusst, es muss nur vom Hort sein,
aber nicht wirklich erkannt.
Und die Eltern gegenüber sind nach Schwiergen.
Dann war meine Strategie da.
Hallo, alles klar, schönen Tag.
So habe ich das auch geschirent ein bisschen.
Was ich dann auch so unangenehm finde,
ich habe das Gefühl, die Leute finden mich arrogant.
Oder die Leute haben das Gefühl, ich bin nicht aufmerksam.
Oder sie geben sich nie erkennen.
Ich komme auf mich zu, sie sind so nett.
Und ich finde, oh scheisse, ich habe gar keine Ahnung, wer du bist.
Also ich befürchte, dass mein Gegenüber denken könnte,
ich habe sie oder er nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt.
Und es ist sehr unangenehmer,
weil es für mich genau umgekehrt ist.
Wenn ich ein Mensch gegenüber habe,
ich will meine alle Aufmerksamkeit schenken.
Ich bin voll da.
Oder mindestens habe ich vor, voll dabei zu sein.
Und ich versuche, die Charakterengesicht einzuprägen,
gut zu hören.
Und dem hilft nicht wirklich.
Und dann ist es schwierig.
Weil ich habe das Gefühl, dass ich bei meiner Gegenüber weg bin.
Etwas, das überhaupt nicht mit meiner Haltung zu tun hat.
Das ist ganz anders.
Luisa hat ihre Gesichtsblindheit nie abklären lassen.
Weil es zwar unangenehm sei, aber keine Belastung.
Mir selbst belastet es auch nicht.
Aber lässig, finde ich es nicht.
Darum will ich genau wissen, was das ist, die Prosopagnosie.
1, 2, 3, 4, 5.
Ich glaube, es ist cool, wenn sie da ist,
weil sie immer wissen, wie es ist.
Eine von den vierenden Forscherinnen in Sachen Gesichtserkennung
ist Maike Ramon.
Mein Name ist Maike Ramon.
Ich bin Assistenzprofessorin an der Universität Lausanne,
wo ich das Applied Face Cognition Lab Leiter.
Sie und ihr Team interessieren sich dafür,
wie wir Gesichter im Herd nicht verarbeiten.
Warum wir nicht alle gleich gut sind im Gesichter erkennen
und was das überhaupt im Alltag bringt.
Wenn man gut ist, im Gesichtsverband,
und das überhaupt im Alltag bringt, wenn man gut ist, im Gesichter erkennen.
Sind Sie gut im Gesichter erkennen?
Ich glaube, ich bin eher auf der guten Seite.
Was fasziniert Sie am Gesichter,
dass Sie sich so intensiv damit befassen?
Ich finde das total spannend, weil jedes Gesicht ein Unikat ist.
Alle sind einzigartig.
Irgendwie haben wir alles das Gleiche, aber doch komplett anders.
Ich finde jedes Gesicht wunderschön.
Wenn man sich die Gesichter anguckt,
verbirgt sich immer mehr Informationen dahinter.
Während Maike Ramon und ich uns kennenlernen,
errichtet ein Techniker alles ein für das Interview.
Ja, ich bin gespannt.
Ich auch.
Er ist gespannt aus Gesprächen,
weil er, wie ich, auch nicht so gut ist im Gesichter erkennen.
Ich finde es so lustig, je mehr Leute ich davon erzähle,
umso mehr erfahre ich von anderen, die auch mich haben.
Ich selber bin jemand,
der sehr oft passiert,
dass ich auf der Strasse gehe.
Dann kommt jemand,
der sehr herzlich heuer ist.
Nein, es ist so lange her wie Gott.
Ich merke einfach,
ich habe keinen Plan, wie vor mir steht,
aber ich weiss, ich sollte die Person kennen,
wenn sie mich kennt.
Dann habe ich mich schlau gemacht
und bin auf den Zungenbrecher gestoßen.
Prozopagnosie.
Ich habe mich gefragt, habe ich das echt?
Das ist theoretisch hart.
Ja, also ich glaube,
man sollte ein bisschen ausholen.
Die Prozopagnosie ist streng genommen.
Es ist eigentlich ein Defizit,
was durch Hirnschädigung erworben wird
und was sich ausschließlich
auf Gesichter bezieht.
Ganz vereinfacht gesagt
geht es in unserem Hirn als Aureal,
wo du für zuständig ist,
für Menschen, die nach einer Hirnverletzung
in genau diesem Aureal
zum Gesichter wiedererkennen haben.
Und nicht so wie die Louisa oder ich.
Diese Leute haben eine so richtig Mühe.
Michael Ramon bringt ein Beispiel
von einer Patientin.
Sie erzählt mir einmal,
dass sie in einer fremden Stadt war.
Sie kannte sich da überhaupt nicht aus
und ging an der Einkaufsstraße entlang
und stammte natürlich in die Schaufenster herein.
Irgendwann dachte sie,
was startet mich diese Frau so an
und so, dass sie aber dreist
und denkt so, die hat ja ähnliche Ohren wie ich.
Es hat Sekunden gedauert,
bis sie gemerkt hat, dass es kein Glas
sondern das verspiegelte Wand war.
Und ich glaube,
das sind ja eben so Sachen,
die einem ganz krass vor Augen führen,
wie stark ein Defizit ausgeprägt sein kann.
Das hat sich selber nicht erkennt.
Beziehungsweise erst nachdem
diese Kaskade an Überlegung so,
warum startet die mich an.
Die hat ja ähnliche Ohren wie ich.
Krass.
Das fährt vermutlich recht ein,
wenn man sich selber zuerst nicht kennt.
Ich habe im Rahmen der Recherche
auch von anderen Bespielen gehört.
Ich habe vor zwei Geschwisterte gelesen,
die per Zufall begegnet sind.
Die Schwester ist gesichtsblind
und ist mit den Rolltreppen offen gefahren
und ihrer Bruder gleichzeitig abwärts.
Sie hat ihren eigenen Bruder zuerst nicht erkannt,
weil er auf Geschäftsreis war
und darum einen Anzug angehauen hat.
Auf diesem Level bin ich nicht.
Ich habe zwar amicsmien,
vor allem bei flüchtigen Bekanntschaften,
aber Leute, die ich kenne,
erkenne ich schon.
Man nimmt einem Wunder, was Menschen,
die ich nicht erinnern kann,
nicht alle übergehen.
Eigentlich ist der Begriff gesichtsblind blöd.
Das ist ja nicht so,
dass sie durch die Welt aufnimmt,
sondern es ist einfach so,
dass man nicht schnell den Eindruck hat,
anhand von was
sich die Personen unterscheiden.
Es ist eher so,
dass alles sehr ähnlich ist.
Dann fängt man an,
nach Merkmalen zu suchen.
Einzelne isolierte Merkmale
und man geht Merkmale für Merkmale.
Das heißt, es wird langsam.
Es ist seriell.
Aufgrund der Tatsache,
dass es seriell ist,
eins nach dem anderen, wird es langsam.
Dadurch ist es auch fehleranfällig.
Vergesichtsblind ist,
es kann also ein Gesicht nach Merkmale zum erkennen.
Aber die Methoden sind auffällig
für Fehler.
Weil Augenbrauen sich verändern lassen.
Das heißt, es ist besser,
wenn, und das hat die Patientin auch beschrieben,
sie hat mich damals dann immer
in meinen Mutter malen.
Und ich hatte auch meinen Zogenviersing
eben daran erkannt.
Man sucht sich die möglichst unveränderlichen
Merkmale,
wenn man eher nicht gut ist.
Personen, die halt eher gut sind,
können das vielleicht gar nicht so beschreiben.
Es ist nicht die Augen und nicht die Nase,
sondern das ist immer das Ganze.
Das ist schneller und das ist intuitiv
und gibt vielleicht auch eher
einen Eindruck von der Person.
Es ist wie ein Rauschen,
wo das Signal stört.
In jedem System gibt es Rauschen
und ein Signal.
Vielleicht ist es bei Leuten,
die eher gesichtsblind sind,
sodass da mehr Rauschen ist
und deswegen das Signal nicht zum Vorschein kommt.
Für die, die sich jetzt fragen,
wie viele Menschen haben denn jetzt
Prosaupagnosie?
Mir hat es auch wundern genommen
und ich habe Zahlen gefunden,
es scheint 2-5 % der Menschen
in der ganzen Welt gesichtsblind sind.
Die Forscherin Maike Raman
sagt aber,
vergessen die Zahlen,
weil es keine verlässlichen Zahlen gibt.
Ich nehme bis an einmal mit,
ganz streng genommen
dürfen sich nur diese Leute als gesichtsblind bezeichnen,
die eine Verletzung im Hirn haben.
Denn diese haben noch einmal ganz anders
mich als Leute wie ich.
Weil Leute, die keine Hirnverletzung haben
und wir haben es zum Gesichter unterscheiden,
wir haben es theoretisch auch zu anderen
Sachen unterscheiden.
Zum Beispiel Stil.
Ich merke, dass wir unsere Fähigkeit
zum Gesichter erkennen
als Spektrum, wie ich es verstehe.
Am einen enden sind die,
die sich selbst nicht im Spiegel erkennen,
die, die Prosaupagnosie haben.
Das sind übrigens auch nicht heilbar.
Dann gibt es so Leute wie
die Louisa.
Nachher kommt Alba ich.
Ich nehme meine Schwierigkeit zum Gesichter erkennen,
nicht so stark wahr,
wie Louisa von sich beschreibt.
Dann gibt es die Leute,
die gut sind im Gesichter erkennen,
auch bei fleuchtigen Bekanntschaften.
Louisa kennt sie jemandem sehr gut.
Ich war
ein Jahr lang mit einem Mann zusammen.
Der ist genau das Gegenteil von mir.
Ich habe immer gestaunt
und ich war fasziniert
von seinem
Fähigkeit,
Gesicht zu erkennen.
Zum Beispiel Fanseleute.
In der Stadt.
Wenn sie herumlaufen,
sie sind anders geschminkt.
Es ist ein anderes Licht.
Sie sind anders angezogen.
Und er hat so einen Vater gekannt,
das ist der Herr.
So und so.
Oder Leute, die ein einzigmal gesehen haben.
Wochen später
hat er noch genau gewusst.
Die Leute haben es dann und dann gesehen.
Noch einmal
eine ganz andere Liga
sind die sogenannten Superrecogniser.
Das sind Menschen,
die so gut sind im Gesichter erkennen,
dass sie sogar
Gesichtserkennungsprogramm toppen.
Bei der Stadtpolizei Winterthur
arbeitet ein Superrecogniser,
weil die Fähigkeit beim Fahnen
natürlich goldwert ist.
Ich kann letztendlich auf SRF ein Beitrag hören.
Weil der Fahnder anonym will bleiben,
beschreibt sein Chef
die Fähigkeiten anhand von einem Fall.
Und dann geht es so.
Ein junger Mann klaut ein Roller.
Eine Überwachungskamera macht zwar Bilder von ihm,
aber vom Gesicht
zeigen die Bilder fast nichts.
Auf diesem Bild sieht man
eine Person mit einem Motorradhelm.
Und vom Gesicht sieht man
lediglich die Augenpartie
und ein bisschen von der Nase.
Und unser Superrecogniser war in der Lage,
diese Person zu erkennen.
Ein Software hat das allwähn nicht können,
dass wir keine Infomationen von Handen gesehen haben,
um das Gesicht zu erkennen.
Wir sehen also, wie gut wir Menschen
im Gesichter erkennen sind,
ist eine individuelle Sache.
Schränkner dürfen sich Leute wie Luisa
um ihre Lebensprosopagnosie nicht geben,
weil wir keine Verletzungen
in diesem Teil des Herrn haben,
die für die Gesichtserkennung zuständig sind.
Es gibt keine Namen für das, was wir haben.
Aber auch wir haben auf diesem grossen Spektrum
einen Platz, der allwährnöcher
bei der Gesichtsplintern ist,
das ist unser Superrecogniser.
Wie lange ich darüber nachdenke,
umso mehr komme ich zum Schluss,
dass es so etwas alltägliches wie Gesichter erkennen,
eine ganz besondere Leistung ist
von unserem Herrn.
Die meisten von uns merken sie im Alltag einfach nicht,
weil es normal ist für sie.
Aber es ist eine kognitive höchste Leistung,
sagt der Psychologe Janek Loebmeier.
Auf jeden Fall, das ist eine
absolut irrsinnig grosse Leistung,
die uns das hinmacht.
Und das ist auch immer noch,
eine sehr lange Forschung,
immer noch ein Mysterium,
wie unser Gehirn arbeitet.
Und das zeigt sich vor allem auch,
wenn man versucht,
das künstlich zu erreichen,
was wir als Menschen finden,
wenn man jetzt automatische Gesichtserkennung
an den Flughafen oder so denkt,
dann ist das etwas sehr, sehr Schwieriges.
Man ist zwar schon viel weiter,
als noch vor 10 Jahren oder so,
aber man ist immer noch nicht
an dem Punkt, wo man sagt,
dass man sich nicht an den Flughafen
oder an den Flughafen hat.
Der Janek Loebmeier und ich treffen uns
für ein Wirten-Welsgespräch.
Von ihm will ich wissen,
wie wir überhaupt lernen,
Gesichter zu erkennen,
wie die höchste Leistung genau funktioniert.
Er lernt und vorerst an der Uni Bern,
beschäftigt sich mit sozialen Neurowissenschaften
und Sozialpsychologien,
umso hat sich schon viel mit Gesichtern beschäftigt.
In faszinierenden Gesichtern
will sie uns viel verroten,
um eine andere Sache zu erkennen.
Zum Beispiel, ob die Person glücklich ist
oder vielleicht eine Traurung verwirrt.
Viele Sachen,
kleine Szenale,
können wir aussenden mit Gesichtern.
Das finde ich extrem faszinierend,
v.a. zu verstehen,
warum wir das können
und warum wir diese Urteile fehlen.
Wie lernen wir eigentlich,
Gesichter zu erkennen?
Fangen wir ganz von vorne an.
Das ist der Ort,
wo ein Baby lernt,
Gesichter zu unterscheiden.
Ein Baby kommt aus der Mutter nicht raus.
Von einem dunklen, ruhigen Ort,
wo wir vielleicht schon
dunkle Geräusche hören können.
Es kommt raus in diese hennigerelle Welt
und ist das erste Mal
auch überwältigt
von den vielen Inputs,
die es dann überkommt,
v.a. visuellen Art.
Das würde ich mich gerne erinnern.
Wenn wir als Baby aus dem Bauch kommen,
um ins Licht der Welt zu tauchen.
Janek Lobmayer sagt,
dass die Neugeborene auf Gesichter stark reagieren.
Man konnte ja schon
Untersuchungen mit Babys machen,
die wenige Stunden alt sind
und hat gesehen,
dass die Babys schon ganz früh
eine Vorliebe für
gesichtsähnliche Stimmungen haben.
Gesichter
oder Sachen, die wir im Gesicht liken,
in den Kopf eines Teddy Bears
finden ein Baby visuell spannend.
Spannend ist auch,
dass Babys die Welt ganz anders gesehen,
nämlich in schwarz-weiß.
Und wegen dem finden sie kontrastspannend.
Wenn wir das wieder aufs Gesicht übertragen,
dann ist es natürlich
jedes von uns ein Gesicht.
Es ist so aufgebaut,
dass wir zwei Augen das Maul haben.
Das sind tendenzielle Areale,
die eher dunkler sind.
Es gibt so Mechanismen,
die wir annehmen,
dass die bei Babys angeboren sind,
dass sie dunkle Sachen,
vor allem im oberen Bereich
von einem Objekt sind,
dass das besonders
interessant ist für ein Baby.
Dass wir lernen,
Gesichter zu erkennen, sind einerseits angeboren.
Darum reagiert ein Neugeborene
überhaupt auf Gesichter.
Andererseits lernt es auch dazu.
Es tut sich quasi spezialisieren
und lernt zwischen unbekannten Gesichter
zu unterscheiden.
Wie z.B. das von den Eltern.
Es ist auch unsere evolutionäre Geschichte.
Natürlich war es sehr wichtig,
dass wir auch Fremde
von unseren nachstehenden Personen unterscheiden können.
Weil Fremde nicht unbedingt
uns wohl gesehen sind.
Und man hätte ja dann sehr schnell
unterscheiden müssen.
Ist das ein Finde oder ein Freund?
Das fand ich schon sehr früh in der Kindheit an,
dass wir die vertruten Gesichter
sehr gut sicher einprägen.
Und auch immer erwachsenen Alpen stehen.
So lernen wir also als Babys
Gesichter zu unterscheiden.
Und zum nochmal verdeutlichen,
was für eine crazy Leistung das ist,
nochmal ein Beispiel.
Machen die Augen zu und denken an Goldfisch
in einem Aquarium.
Sieht irgendwie alle gleich aus, oder?
Nehmen wir irgendein anderes Tier,
sagen wir einen Spatz.
Unser Hirn ist mit einem richtigen Training
in der Lage,
um auch diese Gesichter zu unterscheiden.
Also, weil wir jetzt
eine Baby-Nummer-Affen-Gesichter
zu schauen gibt.
Zum Beispiel in einem Bilderbuch mit Affen-Gesichtern
werden die auch vermehrt
oder auch später im Leben
die Affen-Gesichter besser unterscheiden
als ein Kind,
der das Affen-Buch nicht angeschaut hat.
Und da gibt es da eine Studie dazu,
wo es gezeigt hat,
dass wenn wir Babys
bis zu 9 Monaten jeden Tag
ein Bilderbuch mit Affen-Gesichtern zeigen,
dass sie dann
nach den 9 Monaten sehr viel besser sind
im Affen-Gesichter zu unterscheiden
als ein Kind,
der das Buch nicht gesehen hat.
Crazy.
Und ich brauche schon eine Ewigkeit,
bis ich das Gesicht von diesem merke,
das im Grossraumbüro ab und zu neben mir sitzt.
Was ich übrigens auch spannend finde,
ist so ein kultureller Aspekt.
Es können zum Beispiel
aus Südostasien schwieriger sein,
zum Beispiel aus Nordeuropa auseinanderhalten
und umgekehrt.
So im Sinn von, die sehen ja alle gleich aus.
Das ist ganz klar so.
Es gibt den sogenannten
Other-Race-Effekt
oder auch Other-Race-Bias
und es sagt genau das,
und das ist auch mit der Studie gezeigt worden,
dass wir die Gesichter
der eigenen Kultur
der ähnlichen Abstammung
besser unterscheiden als
die, die uns ein bisschen fremder sind.
Gehen wir zurück
zu der Gesichtsforscherin Maike Ramon.
Sie hat ein Test mitgebracht
zu meiner Gesichtsblindheit-Messe.
Sie legt auf eine kleine schwarze Weißfötterli aufs Pult.
Wie viele sind jetzt?
Das sind jetzt 40 Bilder.
Aber gut geschätzt.
Das sind 40 Bilder, genau.
Und Ihre Aufgabe besteht jetzt darin,
dass Sie alle Bilder,
die dieselbe Person zeigen,
darstellen, zusammenlegen.
Also wie eine Identitätsgruppe.
Also
einfach nach Ihrer Wahrnehmung.
Das ist wie Memory einfach mit offener Karte, oder?
Ja, obwohl, also
Sie bestimmen, wie viele zusammengehören.
Ja, bei Memory ist es ja, glaub ich, immer nur 2.
Immer 2, genau.
Also gut, ich habe das Gefühl,
ich habe hier schon mal ein Ball.
Die Fötterli sordieren
und alle diese Bilder zusammen tun,
wo die gleiche Person drauf ist.
Das darf man einfach nicht täuschen lassen
von geschminkter oder nicht geschminkter
oder der gleiche Schmuck an.
Oh Gott, oh Gott.
Die hat eine auffälligste Gesicht,
die für mich anders aussieht als alle anderen.
Ich glaube, die gibt es noch einmal.
Das ist interessant,
Leuten dabei zuzuschauen.
Es ist nie alt für mich.
Das habe ich gerade gesehen,
wie irgendjemand hier arbeitet.
Ja, das ist auch recht am Drüllen.
Okay.
Ich bin fertig.
Ich habe die 40 Fötterli sordiert.
Alles in allem sehe ich 23
verschiedene Menschen.
Von der einen hat es mehrere Fötterli,
von anderen Nummer 1.
Und jetzt nimmt mir natürlich Wunder,
wie ich abgeschnitten habe.
Resultat, ich war schlecht.
Richtig,
richtig schlecht.
Ich glaube, ich habe in meiner Wahrnehmung
nie mehr trauert.
Das sollten wir alle nicht.
Das ist ja schön.
Die Lösung selber sollte ich leider nicht verroten.
Weil Michael Ramon
macht den Test nicht nur von der Input,
sondern auch mit mir.
Sie braucht ihn auch im Labor
zum Lüttest.
Wenn ich die Lösung in die Welt hausere,
wird der Test unbrauchbar,
weil ich den ja möglichen Proband
verroten habe.
Wir haben diesen Test
mit etlichen Personen inzwischen gemacht.
Im Durchschnitt sagen Leute,
dass sie um 7-8 Personen
sehen.
Ungeachtet von den Fehlern.
Sie sind halt eher
auf der Seite,
wo sie sich eher von
Bildvariation ablenken lassen.
Sagen wir es mal so.
Ich habe mir auch ihre Tiere vor Augen,
die anders geschminkt sind
und die Leute, die ihre Haare plötzlich
offen tragen.
Ein Knacknuss ist auch,
dass ich die Gesichter in diesem Test nicht
kennt habe.
Wer das Foto von Leuten, die ich kenne,
hätte ich wohl alle auseinanderhalten können.
In meinem Familienalbum
weiss ich auch, wer wer ist.
Unbekannte Gesichter auseinanderzuhalten
ist total schwierig.
Viele wissenschaftliche Studien fangen
mit dem Satz an,
dass Menschen Experten für Gesichter sind.
Wir sind Experten
und Experten von Gesichtern,
die wir kennen.
Bei unbekannten Gesichtern wird es schwierig.
Vielleicht ist die Frage nicht,
wie viele Gesichter wir uns
können oder meinen,
sondern vielleicht ist die Frage
wie viele Menschen in einem Leben
überhaupt Platz haben.
Relevante sind die Gesichter von Menschen,
die wir kennen, zu denen wir einen Bezug haben.
Ich will das herausfinden
und stehe bei den Recherchen
auf eine interessante Zahl.
150.
150, das ist die sogenannte
Dunbarzahl.
Die Zahl heisst wie ihr Begründer
der Anthropologe Robert Dunbar.
Er hat herausgefunden,
dass unser Beziehungsnetz
höchstens 150 Personen umfasst.
Das sind Menschen,
mit denen wir in irgendeiner Art und Weise zu haben.
Von den Älteren über die beste Freundin
und zum Nachbarn,
wo wir einmal im Stegenhaus antreffen,
bis zum Kollegen,
wo auch immer wieder mitkommt,
wenn man zusammen um die Füße zieht.
Die einen gehören fix zu unserem Leben.
Zu ihnen haben wir eine intensive Beziehung,
zu den anderen weniger,
aber gleich gehören sie irgendwie dazu.
Laut neuerer Studie
hat sich Dunbarzahl mittlerweile verdoppelt.
Wir haben heute bis zu 300 soziale Kontakte.
Lese ich immer ein Artikel
von einer Wissenschaftsjournalistin.
Ich habe einen euch verlinkt
in den Show notes.
300 soziale Kontakte pro Person.
Vielleicht begegnen wir heute
einfach viel mehr Menschen
und dort mit ihren Gesichtern
als in unserem Leben überhaupt Platz haben.
Je nachdem,
wie wir unterwegs sind
und was wir schaffen,
sehen wir ständig neue Gesichter.
Das war bei unseren Vorfahren,
wo wir mit dem Fuschtkeil um das Feuer gesessen sind,
eigentlich müssen wir auch sagen,
wir sind heute wahrscheinlich
historisch wie noch nie zuvor
so vielen Personen ausgesetzt,
dass wir vielleicht auch einfach
eine unglaublich hohe Erwartung
in unseren Gehirn haben.
Evolutionär betrachtet ist es wahrscheinlich
eher nur, dass wir so vielen Gesichtern
und Bildern von Gesichtern ausgesetzt sind.
Und danach haben wir noch
die sozialen Medien dazu,
wo uns im Sekundentakt mit neuen Bilder fluten.
Ich denke an all die Selfies,
die wir jeden Tag begegnen.
Es gab wahrscheinlich die Variation schon immer
in der Ausprägung der Fähigkeit,
aber vielleicht kam sie gar nicht so zum Tragen.
Also würde ich
in einer anderen Zeit
oder in einem anderen Ort leben,
wo ich mit einer überschaubaren Zahl
von Leuten tun habe,
dann haben wir vielleicht gar nicht aufgefallen,
dass ich nicht gut bin im Gesichter erkennen.
Weil ich dann gar nicht so viele Gesichter begegne,
die ich mir merken müsste.
Nach allem, was ich erfahren habe,
bleibt mir v.a. eines.
Dass unser Hirn überhaupt
so viele Gesichter unterscheiden und erkennen
ist eine grosse Leistung.
Wir merken es einfach nicht,
weil es für die meisten völlig normal ist.
Und ich nehme mit, die Fähigkeit
zum Gesichter erkennen,
das ist ein Spektrum
und von Mensch zu Mensch verschieden.
Schon allein das zu wissen,
macht den Alltag angenehmer für die,
die aus der vermeintlichen Norm ausdanken.
Das ist eine sehr schöne Anekdote dazu.
Ich hatte ein Erlebnis mit meiner Nachbarin,
der ich während Corona
ganz viele Einkäufe erledigt habe.
Wir haben uns regelmäßig gesehen
und dann hat sie mich eines Tages
irgendwie im Hinterhof getroffen
und sie fragte mich irgendwas
und ich sagte, ja, Frau Sowieso, ich bin Zmaike.
Und dann sagt sie, ach wissen Sie,
das was Sie studieren, das habe ich.
Und sie hatte halt davon gelesen
in einer anderen Zeitschrift,
dass ich eben dazu forsche
dass sie etwas hat
und dann können andere das vielleicht besser einordnen.
Warum sie sie manchmal nicht erkennt
und deswegen ist es egal,
ob es jetzt streng genommen ist,
ob sie Prosopagnosie ist oder nicht.
Ob es auch gibt in Leuten,
womit sie dann vielleicht besser mit anderen kommunizieren können,
was ihre Fähigkeit entlangt.
Louisa ging es ähnlich,
sie, die noch gesichtsblender ist, als ich.
Seit sie einmal
von Prosopagnosie gelesen hat,
ist es für sie viel einfacher,
umzugehen.
Es zeigt ihr, dass sie weder unaufmerksam
noch ignorant durch die Welt läuft.
Sondern es zeigt ihr,
dass Gesichter erkennen,
nicht alle Menschen gleich gut können.
Vielleicht mache ich sie in Zukunft auch so wie sie.
Sie hat mir einen Tipp
zum püncheren Wiedersehen vermieden.
Ich mache es so.
Wenn es geht, ich sage es voraus.
Es tut mir leid.
Wir plaudern jetzt miteinander.
Wenn wir zwei Wochen später uns begegnen würden,
dann verzeihe ich mich,
wenn ich dich nicht sofort erkennen kann.
Also immer,
wenn möglich, sage ich es voraus.
Und dann höre ich,
in den lustigen Weisen,
habe ich auch schon mal gehört,
ah, das kenne ich gut.
Es muss jetzt auch mal ausprobieren.
Und sonst kenne ich jetzt
den Zungenbrecher Prosopagnosie.
Ich finde es praktisch,
weil wenn ich jemanden nicht kenne,
dann sage ich nicht,
sorry, ich kann mich nicht mehr erinnern.
Ich kenne nicht so gut im Gesicht.
Dann kann ich einfach den ganzen Object sagen,
ich kann so eine Art Prosopagnosie
dann doch viel besser.
Bevor ich das Mikrofon weitergebe,
habe ich noch eine Frage.
Ich bin nämlich schon am nächsten Input.
Und in dieser Folge geht es um Rassismus.
Für die, die nicht wissen, wie ich aussehe,
ich habe indische Wurzeln,
ich habe also schwarze Haare und braune Haut
und merke immer wieder,
wie extrem schwierig es ist
um über Rassismus zu reden in der Schweiz.
Schon allein das Wort Rassismus
wirkt ja dann schwer.
Wer will schon ein Rassist sein
oder ein Rassist sein?
Leute, die nicht für Rassismus betroffen sind,
erzählen wir immer wieder von Unsicherheiten.
Ob man zum Beispiel nach der Frage,
wo jemand herkommt
oder ob das schon rassistisch sei
oder was genau das Problem ist
mit wie nicht zu tun.
Genauso Unsicherheiten interessieren mich.
Unsicherheiten von Menschen,
die nicht von Rassismus betroffen sind
und auch nicht, wenn rassistisch sie sind,
aber manchmal nicht wissen, was okay ist
und was nicht,
weil es nicht einfach ist.
Und das Ziel ist,
einen rassismuskritischen Umgang miteinander zu finden.
Ich würde mich sehr freuen
über einen Austausch.
Ihr verwirrt mich per Mail am Input
atsrf3.ch
für einen Moment.
Ich bin Rina Telli und gibt das Mikrofon
mit dem Kollegen Matthias von Wartburg weiter,
wo ich in einer Woche für euch am Start
bin.
Als Liebespaar ist man sich nicht immer einig.
Es gibt Differenzen,
manchmal sind sie klein,
manchmal gross.
Und dann gibt es Mähnungsverschiedenheiten,
damit man das Gefühl,
dass sie zu gross sind.
Ich hatte schon die klassische Vorstellung,
dass man die Frau vom Leben findet
und dann das Füßchen kauft.
Und dann schon.
Auch Kinder hat es doch, absolut.
Ich kann es eigentlich immer als Thema gehen,
dass ich keine Kinder wird wollen,
aber auch in der Zukunft nicht.
In dieser Frage gibt es keine Kompromisse.
Entweder man hat Kinder,
oder man hat keine Kinder.
Das ist mir jetzt wichtiger,
meine Frau mit allem,
darum heran oder den Kinderwunsch.
In der nächsten Inputfolge hören wir zwei Paar,
die sehr persönlich erzählen,
wie sie mit diesem unterschiedlichen
Kinderwunsch umgehen.
Sie erzählen von gesellschaftlichen Normen,
gegenseitigen Erwartungen
und auch von Zweifel.
Beide Paar sind aus endlich unterschiedlich
mit diesem in Anführungszeichen
unlösbaren Konflikten umgegangen.
Wie genau?
Das hören wir in der nächsten Folge hier bei Input.
SRF 3 Input.
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Sie lernt Leute meistens zweimal kennen und fragt sich, ob sie gesichtsblind ist: Input-Redaktorin Reena Thelly wird immer wieder von vermeintlich unbekannten Menschen herzlich angesprochen: «Hey, schon lang nicht mehr gesehen, wie geht's?» Sie hat aber leider keine Ahnung, wer vor ihr steht.
Das ist unangenehm, weil es arrogant und unaufmerksam wirkt. Heute weiss sie: Sie ist bei weitem nicht allein und sie kann vor allem nichts dafür. Denn die Fähigkeit, sich Gesichter zu merken, variiert von Mensch zu Mensch.
Zu hören in dieser Folge:
* Meike Ramon ist eine der führenden Forscherinnen zur Gesichtserkennung. Sie ist Assistenzprofessorin an der Uni Lausanne und leitet dort das Applied Face Cognition Lab.
* Janek Lobmaier ist Psychologe, forscht und lehrt an der Uni Bern und beschäftigt sich mit sozialer Interaktion.
* Luiza Da Silva hat grosse Mühe, Gesichter wiederzuerkennen.