FALTER Radio: Herbert Grönemeyer über Klima, Krise und Kapitalismus - #910

FALTER FALTER 3/25/23 - Episode Page - 43m - PDF Transcript

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Falter-Radio, der Podcast mit Raimund Löw.

Sehr herzlich willkommen meine Damen und Herren im Falter-Radio.

Herbert Grönemeyer ist der erfolgreichste Pop-Sänger Deutschlands, doch damit nicht

genug der superlative, der 66-Jährige mit dem markant-kantigen Vortragstil ist auch

der sympathischste, selbstironischste und schmäbegabteste der Musiker.

Nicht unbedingt in seinen Liedern, in Interviews aber durchaus.

Ein politischer Kopf ist Grönemeyer obendrein, das Herz trägt, er steht auf der Zunge.

Mit seinem neuen Album Das ist los, liefert der in Berlin lebende Künstler eine Art Rede

zur Lage der Nation in Liedern.

Er reflektiert die multiplen Krisen unserer Zeit und plädiert für Zusammenhalt, Zuversicht

und Solidarität.

Falter-Redakteur Gerhard Stöger hat mit Herbert Grönemeyer über seine neuen Lieder gesprochen,

aber auch über Fußball, über persönliche Schicksalsschläge, die Bekämpfung der Armut, ihr

Weg in der Hippe ist und über das Arumentiger auf der Bühne im Alter.

Herbert, schön dich wiederzusehen, unser allererstes Gespräch, das vor über 20 Jahren

stattgefunden hat, da war ich junger Journalist und etwas unsicher, weil ich all meine Interviewpartner

davor gedutet habe und mir gedacht habe, Herbert Grönemeyer, das ist ja nicht so der durchschnittliche

Popsänger, muss ich möglicherweise Sie sagen zu ihm, du hast mich dann sehr herzlich

mit den Worten hallo, ich bin Herbert, begrüßt und damit waren meine Sorgen gleich verflogen.

Wie ist denn das bei dir, kommst du noch heute vor, dass du in der Öffentlichkeit vor Meller

oder strenger wahrgenommen wirst, als du bist?

Ja, das glaube ich nach wie vor, ja, ich glaube, dass ich, also es gibt immer noch so ein

respektvoller Herr Grönemeyer, was mich dann ja wundert, so dieses Urgebiet sagt man

Herbert, wenn man Herbert bis alt geworden, sieht es ja ein bisschen komisch aus inzwischen,

oder ich war gerade vorgestern, flog ich von Berlin, wirklich am frühen Morgen um viertel

nach sieben, also kam wie einer, der meinte, das ist glaube ich sehr nett, aber der Haute

bin direkt entgegen.

Sie sind aber auch schon alt geworden, oh Gott, danke schön, guten Morgen, wünsche ich

dir, freue mich auch, Sie kennenzulernen, doch es gibt eine Form von Respekt, die mich

selber schon wundert, also wie ich wahrgenommen werde oder ich kann das auch nicht beschreiben,

weil ich Geld glaube ich immer noch als der gescheitelte, strenge Deutsche mit diesem

etwas bellenden Charakter oder so dieses, also in Anführungsstrichen bin ich, würde ich

sagen, zu 70, 80 Prozent, also eher ein etwas alberner Frohsinn-Spolzen, also ich habe auch

in Deutschland nach wie vor, was ich zum Tag ganz angenehm finde, weil ich, dadurch scheiden

sich natürlich auch die Geister an mir, das ist auch in Ordnung so, aber ich wundere mich

dann schon manchmal über die, mit welcher Ernsthaftigkeit die Leute denken oder die

mich wahrnehmen.

Dein frohes Wesen merkt man natürlich auch bei Konzerten, die zeichnen auch eine unglaubliche

Energie und durchaus auch Euphorie aus, was weiß jeder, der schon mal eines gesehen hat,

woher rührt denn das?

Ja grundsätzlich bin ich von meinem Wesen, glaube ich, eher war ich immer ein sehr, sehr

heiterer Zeitgenosse, so dass meine Eltern, glaube ich, sogar am Anfang auch so psychologischen

Beirat, weil ich war nicht ganz sicher, ob ich jetzt ganz dicht bin oder auch meine Mutter

irgendwann mal gesagt hat, so wie du bist und nicht also, weil ich so toll bin, sondern

wie du bist vom Wesen, ja wirst du schwer haben im Leben, ich wusste nicht genau, was

der andere war, ich war 14, also nicht von meiner Art und mein Vater war ein unglaublicher

Lebensfroherzeitgenosse, mein Vater hatte seinen Vater verloren mit vier, als er dabei

stand, weil der musste in so eine Grube einsteigen, mein Großvater, beim Bergbordern war er Gas

einbruchter, weil er sofort tot hat, mein Großvater, dann hat er seinen Arm verloren

in Stalingrad, also war im Krieg, aber hat dadurch, glaube ich, also war auch von seinem

Wesen so, dass meine Mutter über seinem siebzigsten Geburtstag, zu ihrem siebzigsten Geburtstag,

die Einzige, was sie sagte über irgendein aus unserer Familie, war über meinen Vater,

aber auch nicht, ich liebe dich und schön, dass wir so lange zusammen sind, dass jemand

so einen frohen Sinn hat oder so frohsinnig ist, das wäre ungewöhnlich, das war das

ein Statement meiner Mutter über meinen Vater und der hatte, glaube ich, in seinem Leben

einfach für begriffen, wie elementar es ist mit Demut, aber dennoch dem Leben auch abzugreifen,

was zu kriegen ist, weil er selber, glaube ich, zu viel, hat er dann irgendwann auf der

Strecke noch meinen Bruder, also seinen Sohn verloren und das war auch, muss ich sagen,

der Knackpunkt, das muss ich sagen, war sein Knackpunkt, aber bis dahin hatte er eine große

Menschenfreude und auch Lebensfreude und davon habe ich ein bisschen etwas abgekriegt.

Diese positive Grundhaltung, hast du von ihm gelernt oder glaubst du, war diese lebenslustigen

Gene schon in die Wiege gelegt?

Also denke ich schon auch in die Wiege gelegt, denke ich, nun komme ich auch aus dem Ruhrgebiet,

wie ihr, glaube ich, lernt da auch sehr, sehr schnell ein großes Maß an Selbstriero nie

kennen, weil das kriegt man relativ entgegengehauen, wenn man groß wird da, durch auch durch den

polnischen Einfluss im Ruhrgebiet, also man muss im Ruhrgebiet nimmt man sich selber nicht

so ganz so ernst, weil die Lage ist sehr ernst und war immer sehr ernst, also man hat zum

bisschen so einen Hauch von britischen, polnischen Humor und diese Mischung, glaube ich, ja,

ich war aber trotzdem immer in meinem Wesen auch durch die Musik, die ich machte, glaube

ich, immer relativ munter unterwegs, ja.

Das Glas ist bei dir immer halbvoll, nie halb leer in deinem öffentlichen Auftreten,

indem du verkörperst, viele Menschen sehen das anders, hast du einen Tipp für sie, wie

sie diese sichtweise, respektive Lebenseinstellung ändern könnten?

Alles singend beginnen, oder?

Ja, das meine ich, ich kann das, überwär ich sehr vorsichtig, also ich glaube, das ist

das.

Ich kann ja jetzt nicht allen sagen, mal einen Munterer zu werden, das ist ein Teil, denn

er ist mir zugeflogen, also da wäre ich sehr vorsichtig, also ich versuche mit meiner Musik

oder mit dem, was ich mache, was zu produzieren, wo ich hoffe, dass wenn man es hört, eventuell

auch in seine Niedergeschlagenheit und auch in seiner Ohnmacht zum Teil, vielleicht Momente

findet, die haben irgendwie ein bisschen aufrichten, aber ich würde mich hüten, Menschen Tipps

zu geben, wie sie, dafür habe ich zu viel Respekt vor den Lebenssituationen von Menschen,

denen jetzt irgendwie sagen, ich habe jetzt gelernt, mein Leben macht das mal so und so,

dann geht es dir auch besser, also da wäre ich sehr vorsichtig, sondern ich denke diese

Mischung aus Text und Musik oder dem, was ich tue, ist hoffentlich hat, hoffentlich

in irgendwelchen Momenten die Möglichkeit, einen bisschen den, vielleicht mal drei Minuten

zu erleichtern oder vielleicht auch den Tag, keine Ahnung.

Du selber hast schwere Schicksalsschläge erlitten, denn Tod deines Bruders hast du

vorher schon angesprochen, trotzdem bezeichnest du dich als Sturenoptimisten und man hatte

nie das Gefühl, dass du, also man hatte immer das Gefühl, dass du Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit

trotz, woher kommt das, wie macht man das, ein Stureroptimist zu bleiben, trotz allem,

was im Leben passiert?

Ich glaube, das sieht man jetzt ja auch in der Situation, in der sich Menschen befinden,

sei es Menschen im Iran, sei es Menschen in der Ukraine, man merkt ja, worauf können

sie sich berufen bei sich selber und wenn sie nicht das Gefühl hätten, wir könnten was

auch in aller Notlage, so habe ich das ja auch erlebt, nicht was die erleben, aber

woran appellieren die sie bei sich selber, sie gucken, was kann ich bei mir selber konzentrieren,

um mich aus dieser Situation zumindest millimeterweise rauszuhangeln.

Gleichzeitig kam bei mir im Orient zu, dass ich eben auch sehr viele Freunde habe, die

mir geholfen haben.

Ich denke, so sind wir alle gestrickt, wir alle Menschen sind gestrickt, dass wir in den

komplexen Situationen, entweder in unsere eigene, bei uns selber gucken, wie schaffe

ich es da durch beziehungsweise, hoffentlich dann Menschen um mich herum haben oder so

oder auch Hilfe suchen, aber das war mein Ansatz, aber da bin ich nicht besonders, das

machen wir alle, wir alle haben ein Überlebensdrang und wollen irgendwie gucken, also versuchen

zumindest alles, um das hinzukriegen und denke, aber ich bin, glaube ich, mit gesegnet,

mit sehr viel Freunden, sehr viel Freundschaft, also sehr vielen Menschen um mich herum, die

alle, wenn es darauf ankommt, so habe ich das auch erlebt in meinem Leben, in diesen

schweren Zeiten, dann auch in der Lage sind, einen seelischen Beistand zu leisten und einen

wirklich daraus zu hiefen und das, glaube ich, ist, das war mein großes Glück in meinem

Leben und auch gleichzeitig auch mein Glaube, warum ich an Menschen nehme, auch Glaube und

das ist vielleicht auch ein Teil meines Optimismuses.

Verzweiflung oder zumindest große Sorge war ein kollektives Gefühl der letzten Jahre.

Du antwortest drauf mit dem neuen Album, einem Bledoyer für Hoffnung, Mut und Zuversicht.

Ich will jetzt ja nicht wieder ärgste, schwarzmaler klingen, aber trotzdem, wo soll die Zuversicht

herkommen, wenn die Klimakatastrophe spürbar ist, ein Virus die Welt auf den Kopf stellt,

der Krieg in Europa herrscht, Fake News, Wallen entscheiden und heizen und warmt, duschen

plötzlich auch in Mitteleuropa zum Luxus wird.

Wenn überhaupt nur, also ich male diese Dinge nicht schön und die sind mir genauso bewusst

und machen mir die gleichen Sorgen wie an allen Menschen, wenn mir nicht klar ist, dass

es umgekehrt eben immer mehr Menschen gibt, die sich aufraffen und in Aktion treten, die

auf die Straße gehen, die Dinge anprangern, die in die Aktion treten, Menschen, die Geflüchtende

entgegen gehen und die aufnehmen, sich um die kümmern seit acht Jahren, also in Deutschland

enormen Maße.

Das heißt also, dieser humanistische Geheist oder der Humanik ist verankert, die Menschen

wollen in Aktion treten, wollen helfen, wollen beschützen, wollen Unterstand bieten, mir

sind diese Themen genauso bewusst, die lassen mir auch meine Haare ausfallen, aber dennoch

glaube ich eben, dass wir, wenn wir in Aktion treten, wenn wir in die Aktion kommen, dass

wir in der Lage sind, auch Dinge zu verändern, ob wie schnell oder wie uns das gelingt oder

ob uns das noch rechtzeitig gelingt, was das Klima angeht, weiß ich nicht, aber es

nützt ja nicht, wir müssen ja trotzdem in die Aktion, also insofern, da bin ich dann

vielleicht auch fatalistisch, aber wir sind die Dinge bewusst, wir sind die Dinge bewusst,

aber gleichzeitig muss man umgekehrt man sagen, der Krieg in der Ukraine ist ein Krieg für

die Ukraine im Sinne von, wir wissen gar nicht, was den gerade passiert, also wir können

uns gar nicht in Ansätzen hineinversetzen, was bedeutet das eigentlich wirklich, da sind

wir ja noch fast in einer komfortablen Situation, also in einer riesen komfortablen Situation,

also insofern oder auch im Iran, ich meine, was heißt das auf die Straße zu gehen und

wissen, dass man vom Tode bedroht ist, das ist ja nicht mal eben nur eine Spaßveranstaltung,

das ist ja nicht eine Demo gegen keine Ahnung, irgendwie eine Fahrpreiserhöhung, sondern

das ist, da weiß ich, wenn ich auf die Straße gehe, dass ich mit dem, dass mir der Tod drohen

kann in der Sekunde und trotzdem gehe ich, ich meine, das sind alles oder in der Ukraine,

das sind existenzielle Zustände, die sind für uns noch, also nicht in annähernd Vorstellungen,

aber umgekehrt ist es eben ein Zeichen, selbst in solchen Umständen gehen die raus oder kämpfen,

so, was heißt das für uns, wir auch in einer komfortablen Situation haben die Pflicht dann

zumindest so, wo es uns wirklich in Anführungsstrichen deutlich besser geht, also vielen Menschen

geht es nicht, also weiß Gott nicht sozial oder finanziell gut, das will ich nicht, dass

man das missversteht, aber wir können aufgrund unserer Situation, und da haben wir auch tieflich

eben dann die Missstände anzupragern und alles in Bewegung zu setzen gemeinsam, was geht.

Was hat so zufern gefühlt, kommen wir ausreichend in die Aktion oder Harparts da?

Da ist noch viel möglich, würde ich sagen, also da sind wir noch alle, da gibt es viel,

viel Druck oder entsteht Druck, aber der ist natürlich, würde ich sagen, noch deutlich

steigerbar.

Verändert sich der Zugang zum Songwriting in Zeiten der Krise?

Ja, natürlich, der ändert sich komplett, weil was machst du jetzt, also was ist das,

was du jetzt gerade tust, also ich habe so eine Situation auch noch nicht erlebt, die

ist für mich verdammt neu, ich habe, ich mein, Tumult war für mich eben die Situation

auch, was den Rechtsruck anging in Deutschland hatte, da hat der Flüchtlingssituation, aber

selbst die Platte habe ich von einem relativ festen Boden geschrieben.

Die Platte jetzt, das ist los, war am Anfang, habe ich gerade gesagt, wo bist du, wo befindest

du dich eigentlich gerade in diesem Turmäul von Pandemie, dann kamen vier Monate später

der Krieg in der Ukraine, was ist das, was du hier gerade machst, was ist das, was, was

wird das, dann konnte man auch mit niemandem reden, weil man hatte ja wenig Leute getroffen

in der Pandemie, man konnte auch nicht groß reisen, man hatte keine Eindrücke von draußen,

man war also letztendlich angewiesen auf alles, was man konsumierte an Nachrichten, also

online und in Zeitungen und das ist eine, das ist eine absolute Sonder-Situation, in

dem man dann besichtigt ist und was wird das, was du da fabrizierst und das wusste ich auch

nicht und ich hoffe, dass, und das ist mir jetzt auch noch nicht ganz, ganz klar, was

ich da gemacht habe, weil letztendlich erzählen mir meine Platten auch erst so nach einem halben

oder nach einem Jahr oder anderthalb Jahren das, was da wirklich drauf ist, weil man ist

so im Tunnel und hofft, dass das, was man getan hat, eine Qualität hat, gut, das wird

man noch gegenchecken können, also so durfte ich jetzt nicht, aber was ich genau erzähle

oder was das auch von Energie hat oder auch musikalisch, das wird Energie hat oder Kanäche

hat oder wie Bida das ist oder Spiesig oder Klug oder auf, das weiß ich nicht, aber es

war eine absolute Sonder-Situation, muss ich schon sagen, beim Leben in der Zeit eine

Rolle zu machen, ja. Sag, Prus Brings den hat auf die Terroranschläge vom 11. September

einst mit dem Album der Rising reagiert, das war so eine Art Rockalbum geworden, eine Rede

zur Lage der Nation, wartest du beim Schreiben der neuen Songs ähnliches im Sinn?

Ich glaube, dass Musik ist eben auch so ein Trommeln, wofür auch immer, es ist so ein

merkwürdiges Trommeln für Motivation und Durchhalten, sagen wir mal so ungefähr, wie

man das dann formuliert oder was das, ich glaube, diese Farbe, die so ein Album bekommt

auch durch die Zeit, in der man es macht, die ist ganz massiv, aber dir selber nicht

klar und ich denke, wenn Prus Brings, ich kenne das Album jetzt nicht Rising, aber das Wort

sagt ja schon mal einiges, so ist es, ist Musik eben dafür, der Kunst generell, Kultur

generell, selbst auch die schreibende Zone, auch Journalismus, ist ja die Frage, wie setze

ich mich auseinander, was mache ich den Menschen klar, was mache ich den Menschen

bewusst, wie kann ich die auch stützen in dem, was ich tue, wie kann ich von meinen

eigenen Zweifeln schreiben, das stützt dann auch, weil man nicht das Gefühl hat, da sitzt

jetzt einer, der weiß alles besser, sondern der ist auch selber betroffen, also diese

Mischemarsch ist, aber dennoch ist es, glaube ich, Kultur und Kunst dafür immer so für

einen Aufbruch zu plädieren, also eine Perspektive zu öffnen, aber nicht jetzt Tipps zu geben

oder eben so einfach nur anhand der Kraft, die das, der Inhalt in sich, diese merkwürdige

Mischung, also wenn man gut gegessen hat oder keine Ahnung, so eine, so zu motivieren,

ja.

Du singst gerne Liebeslieder, nur Liebeslieder zu singen hat dir aber nie gereicht, du bist

immer ein politischer Sänger gewesen und du bist lang genug dabei, dass du den Kampf gegen

die Wiederaufbereitungsanlage wackerstorferaktiv miterlebt hast, Friedensbewegung und so weiter,

hast du jetzt in Deschavu, wenn du an die 80er denkst an Begriffe wie Waldsterben saurer

regen und heute hat man die Klimakatastrophe?

Das ist in der Dramatik sicherlich noch etwas anders, weil ich sage, das ist aber was diesen

Aufbruch anging in den 80er Jahren, auch damals gegen die Stationierung der Pershings, was

das für eine Motivation hatte, in der Gesellschaft, dann haben wir eine Demo, glaube ich, von

300.000 Leuten wohnen, dieser Aufbruch auch in den 80ern, was der Protest anging oder damals

dann auch gegen Wackers Dorf, das Konzert, den Geist, würde ich sagen, den spüre ich

wieder.

Ich spüre den Geist bei dieser Generation, die jetzt da ist, die suchen nach Formen, also

zeitgemäßen Formen und Gemeinsamkeiten, einen ähnlichen Aufbruch in Gang zu setzen,

also einen ähnlichen Protest in Gang zu setzen, nur ich würde sagen, die Situation ist im

Verhältnis zu den 80ern deutlich traumatischer, das würde ich schon sagen.

Wer hat versagt, war es deine Generation, war es meine Generation, also ich bin jetzt

48, warum liegt es jetzt wieder an den Jungen, so wie damals es die Jungen waren, die aufbegehrt

haben, die gemahnt haben?

Es wird jetzt kompliziert, also ich glaube, ich glaube, ich will jetzt keinem die Schuld

geben, aber dass dieser, sagen wir mal, dieser neoliberale Geist im Gegensatz zum sozialdemokratischen

Geist, würde ich nur sagen, der hat gewonnen und der hat auch den Menschen, die sicherlich

aus der Arbeiterschaft oder heute würde man sagen, niedrig lohnen oder was immer wieder

sich alles bedeutet, aus der Arbeiterschaft, so nenn ich sie aber nach wie vor, hat die

frustriert, weil sie gemerkt haben, wir werden nicht mehr repräsentiert, wir werden

noch nicht mehr gesehen, wir werden noch nicht mehr gehört, jetzt kümmert sich keiner,

jetzt alles geht nur, du kannst es schaffen, wenn du willst und wenn du es nicht schaffst,

bist du selber schuld und dieses Thema war früher anders, so hat man das früher nicht

gesehen, früher gab es einen Geist, wo man sagte, es kann nicht jeder schaffen, weil

seine soziale Situation, seine familiäre Situation, seine Herkunft ist einfach zum

Teil einfach so einschneidend, sondern die Gemeinschaft ist, hat die Verantwortung, wir

haben ein Verantwortungsgefühl füreinander und dieses Gefühl spüren die Leute nicht

mehr, wir haben das Gefühl und das treibt die dann natürlich, das frustriert die,

da gibt es diesen Ansatz von Wut gegen Eliten, die meinen, können alles besser, dann die

Leute zwischen Stadt und Land, langer Rede, es ist, es ist, dass die dann eben sich nicht

mehr vertreten fühlen und dann suchen, wo werde ich vertreten und dann rücken natürlich

sagen wir mal die, die Populisten nach und sagen über mir wissen, ich mache laut, ich

sage denen das und das ist schon ein riesen Dilemma und das hat ein, zwei Generationen

übersprungen, das war so der Übergang und jetzt ist das Drama aber so eklatant, auch

was die soziale Spannung angeht in der Gesellschaft, dass die junge Generation zum Glück, würde

ich sagen, plötzlich spürt, da gab es nicht zwischen Generationen oder zwei und natürlich

sind wir alle teilweise auch, wir haben uns auch behaglich eingerichtet, so ist nicht,

also so ist nicht, würde ich mich da selber auch mit einbeziehen, aber die greifen wieder

an, weil die merken, wir haben die Kraft, wir haben die Energie, unser Zukunft ist wirklich

verdammt kritisch, wir haben furchtbare Ängste, was die Zukunft angeht, wir sind die, die,

die, die wirklich die ja meistens auch glitten haben unter der Pandemie und es wurden ganz

elementare Jahre genommen und, und da sehe ich schon die große Chance, aber es, es, es,

es hat Generationen haben, da nicht, sind da nicht eingeschritten, das stimmt ja.

Du hast schon gemeint, was dieses Klima anbelangt, steht man heute schlimmer Daumen gleich schlimmer

als in den 80ern, noch etwas hat sich verschlimmert, nämlich die Schere zwischen Arm und Reich,

die kapitalistische Weltordnung aufgehen hat lassen und trotzdem bleibst du positiv gestimmt

und hoffnungsfroh.

Wo siehst du da einen, einen möglichen Ausweg, wo siehst du einen, weiß ich nicht, Silberstreif

am Horizont?

Nein, nein, ich sehe, ich sehe genau, also du sprichst das genau an, weil ich glaube,

das ist jetzt so ein Thema, mit dem ich mich jetzt gerne, oder wir uns beschäftigen wollen

in den nächsten zehn Jahren, wir sind eine Gruppe, wir haben uns jetzt gerade zusammengetan,

wir fangen so die ersten Gespräche an, mich interessiert, also wir, wie viele andere auch,

wollen wir mit, mit dem Thema Armut auseinandersetzen, wir möchten gerne rausfinden, wir wollen,

also wir wollen rausfinden, was ist das, warum gibt's das, warum ist das in Deutschland in

keinem Parteiprogramm verankert, keine Deutschland, keine Partei von links nach rechts hat in

ihrem Programm, außer den Grünen, so internationaler Armut, aber keine im Lande, weiß ich nicht,

wie das in Österreich ist, also mich interessiert das, weil du sprichst exakt den Punkt an,

es geht hier um Armut, in Deutschland sind 13 Millionen von Armut betroffen, und da sind

noch Untersuchungen, nur fünf Prozent der Menschen haben keinen Job, der Rest ist 25

Prozent arbeiten, und 70 Prozent in den Ruhestand oder sind durch ihre Krankheit zum Teil werbsbehindert

oder kümmern sich um andere Menschen, weil das wird ja immer das Bild so hochgraden,

da sitzt einer auf dem Sofa und guckt die ganze Zeit nur irgendwie, keine Ahnung, wenn man

selbst, das ist einfach gemein, und dann ist aber interessant, wieso ist das, wieso hat

man dieses Bild so hoch, wieso ist das kein Thema, wieso haben die Menschen, die von Armut

betroffen sind, keine Lobby, also wo ist das, lange Red, ich will das gar nicht so schwafen,

aber du sprichst, ich will damit doch erklären, es ist nicht so, deswegen will ich nicht nur

irgendwelche, und gleichzeitig sind aber die Menschen, dann kommen wir zu dem Punkt, was

du sagst, sind die Menschen an sich absolut willens anderen zu helfen, also es ist ja

nicht so, dass die Menschen, so wie sie auch jetzt Geflüchteten helfen, sie werden sie

auch absolut in der Lage zu sagen, ich würde auch gern meinem Nächsten helfen, ich wüsste

wie, ne, und jetzt ist die Frage, und wir fangen wirklich gerade, wir sind ganz jungfreulich,

wer sind wir?

Das ist eine Gruppe von Freunden, wir sind so eine Gruppe von Freunden, die sich zusammen

getan haben, und wir wollen, wir versuchen dem auf den Grund zu gehen, auch mit anderen

Organisationen, die das auch tun, also nicht, dass wir jetzt, und wir haben, es gibt dann

auch die Ersten, also in Deutschland wäre es zum Beispiel mit 15 Milliarden im Jahr

könnte man schon die Armut querbeet schon deutlich lindern, zum Beispiel, das ist interessanter,

das ist von einem, ich sage auch nicht jetzt von wem das ist, aber jemand, der sich mit

nichts anders beschäftigt, als mit einem der Armut.

Ketzelische Frage, müsste man nicht in größeren Mengen der SPD beitreten und die SPD wieder

auf links Polen?

Man müsste die Sozialdemokraten, deswegen komme ich da noch, ich komme ja noch aus

dem Ruhrgebiet, ich bin groß geworden in einem sozialdemokratischen Kernland und der Geist

im Ruhrgebiet war, ohne das jetzt schön reden zu wollen, war eben genau der, wir hatten

das Gefühl, wir wissen voneinander und wir sind aufeinander verantwortlich, und das ist

genau der Geist, der muss zurück, und ich glaube, es ist über die Jahre den Sozialdemokraten

weltweit, würde ich fast sagen, also es geht gar nicht hier um Deutschland, ist der Geist

halt ab angekommen, weil es ist wesentlich schicker sich keine Ahnung, nämlich ein Schröder

zu gucken, wo bleibe ich eigentlich später und kriege ich da mal einen Vertrag über

zu 100.000 Euro im Jahr, oder keine Ahnung, ich bin jetzt wie gemein, wie jetzt ketzelisch,

aber der muss zurück, der Sozialdemokratische Geist muss zurück, dieses, dieses, und es

gibt einem Buch von Paul Collier, kann ich sehr empfehlen, das ist jetzt ein Soziologe

aus England, der beschreibt, gerade Deutschland und Österreich lustigerweise, wären in der

Lage, beispielhaft das Problem der Armut deutlich in Griff zu bekommen, was jetzt nicht

nur Thema das Geldes ist, wir reden ja nicht nur über ein Thema das Geldes, sondern auch

der natürlich auch der Zugang zu Bildung, und es ist komplexer, ich rede jetzt auch

so klug, ich will damit nur erklären, ich würde das mal interessieren über einen langen

Zeitraum, nicht um einfach rauszufinden, wieso gibt es keine Lobby, wieso ist das, das

ist hochkomplex, das machen auch viele Leute schon sehr interessante, aber das mal zu

bündeln, und weil daran liegt, das ist ein enormer Sprengsatz in der Gesellschaft, und

besonders in den Gesellschaften, wo es nicht sein müsste, und dann fragt man sich, warum

ist es dann doch so?

Dein Podcast macht kurz Pause, im Gegensatz zu Hades Beach, die online scheinbar immer

lauter wird, es sind etwa fünf Prozent der Menschen, die online Hass verbreiten, lasst

uns dagegen gemeinsam lauter sein, wenn Liebe laut ist, hat Hass keine Chance, werde Teil

der Initiative gegen Hass im Netz der Deutschen Telekom und ihren Partnern, auf telekom.com

slash gegen Hass im Netz.

Das ist aber um das nur zu... Mir ist das bewusst, deswegen will ich nicht nur darum

singen, sondern ich möchte auch eben, das habe ich damals nach der Wiedervereinigung

auch gemacht, da habe ich einen Jugendheim aufgemacht für rechte Jugendliche in Leipzig, da habe

mich alle für bekloppt erklärt, wir haben alle gesagt, was soll denn der Scheiß, ich

sage ja, wenn ich um die Jugendlichen nicht kümmere nach der Wiedervereinigung, dann

werdet ihr ein Problem haben, weil die Eltern kommen im neuen System nicht klar, die verlieren

ihre Autorität von den Kindern, die Kinder wissen gar nicht wohin, sind verzweifelt, das

lange Reden, und das habe ich auch acht Jahre lang gemacht, mit dem Ergebnis, dass dann

in dem Viertel die Gewaltplätze runterging und die Polizeistation abgezogen wurde, und

mit dem ich das gemacht habe, nachdem ich ein Jahr mit der Stadt gekämpft habe, dass

ich das machen kann, wurde dann Bürgermeister aufgrund des Projekts.

Ich will das nicht mich loben, ich will nur erklären, sondern ich will erklären, dass

es interessant sein kann, Themen einfach rauszuholen, und alle als Gesellschaft sagen, warum ist

das immer noch vorhanden, wieso haben wir das, also weil, ich halte dann auch die Klappe,

aber ich will das nur mit mich interessiert das.

Wie schätzt du jetzt die Ampelkoalition, bisher ein, die Arbeit, das gibt wieder einen SPD-Kanzler

in Deutschland erstmals nach vielen Jahren?

Also was den sozialdemokratischen Geister geht, den sehe ich noch nicht so richtig.

Fairerweise muss ich aber auch sagen, sind die an die Macht gekommen oder in die Regierung

gekommen in eine sehr, sehr komplizierte Zeit, das muss man auch sagen.

Was geschaffen worden ist, zumindestens, man hat das Gefühl, es gibt öffentliches Gerangel,

das finde ich auch gar nicht sportlich, das Einzige, was ich finde, was passiert ist,

was ich gut finde, ist, dass es zum Teil von Ministern eine Sprache gibt, die neu ist,

wo ich wirklich verstehe oder wo sich auch Minister hinstellen soll, ich weiß auch nicht,

worum es geht oder auch keine Ahnung, also dieser neue Sprachduktus ist zumindestenmal

so, dass einige dieser Minister inzwischen so sprechen, dass man auch nicht nach drei

Sätzen nicht mehr hinhört, weil man es nicht mehr versteht oder der nur die ganze Zeit

irgendwas kaschieren will.

Aber ich denke, das sind in einer komplizierten Situation, ich gebe den noch ein bisschen,

Herr Scholz kommuniziert genauso wenig wie Frau Merkel, das ist dramatisch, das sehe

ich als ein Riesentrama, aber dennoch sind sie in der Zeit da, wo wir selber ja merken

bei uns, wir justieren unseren Kopf alle anderthalb Tage, also das ist wenig, nicht einfach.

Ich habe dich vor zehn Jahren mal gefragt, ob du nicht deinen guten Bundespräsidenten

abgeben würdest und du hast mit deinem Abwehrenden geantwortet, wie siehst du das heute?

Ja, das ist quatsch, ich bin da, wo ich bin richtig, ich bin noch, weil ich Sänger bin,

ich bin ein guter Schlachtzeuger und ich bin schon gar kein guter Politiker, das habe

ich nicht gelernt, das will ich auch nicht lernen und ich verstehe auch diese Welt da

nicht.

Man sieht es an dem Arm, Herr Lauterbach, der ist Mediziner und ist jetzt Minister geworden,

wenn man ihn glaube ich privat fragen würde, Herr Lauterbach, wie finden Sie das gerade

da?

Da sagt er, wenn ich das gewusst hätte, wäre ich glaube ich lieber mit dem Zier geblieben.

Aber nee, das ist nicht mein, das ist ein lustiger, das ist eine spaßige Idee, aber

ich bin da, wo ich bin, hoffentlich, also bin ich gut aufgehoben.

In einem der neuen Lieder sprichst du, dezidiert den idealistischen Kampf junger Klimaaktivist

innen an, muss die Welt erst in Flammen stehen, dass wir uns aus unserem Koma drehen, heißt

es da, allerdings auch, ist es nicht längst so weit, dass die Welt in Flammen steht,

Stichwort globaler Wärmung.

Ja, das meine ich ja damit, da sind wir, ja, da sind wir.

Ich muss die erst, sondern wir stehen in Flammen, also sogar in Europa, sogar noch analog,

würde ich sagen, also da brennt es auch, also zusätzlich noch, aber das sind wir bereits,

ja, aber deswegen ist, wir haben, es ist weit nach zwölf.

Und trotzdem sind noch nicht alle aufgewacht, hat man das, das ist der Punkt, also wir schaffen

das auch nur, wenn sich alle klar darüber sind, dass es eine unglaublich zusammenraufen,

nur durch ein unheimlich zusammenraufen geht, sonst ist es fatal.

Wir wollen gemeinsam aus dem Nebel, dein weiblicher Blick, ist da hebel, singst du am Ende der

neuen Platte, ist das dein Outing als Feminist?

Also erst mal, bin ich so feministisch, wie ich es hin kriege, ja, es ist, man spürt

ja, dass die Zeit eben auch diesen feministischen Geist auf den Plan ruft und dass die deutlich

Akzente setzen, sei es der Aufbruch in der Protestin im Iran und generell, dass man

gerade in diesen Zeiten merkt, wie sehr der weibliche Geist versucht eben, also ihre Rechte

zu erkämpfen und gleichzeitig auch Lösungen anzubieten, wie wichtig der ist, ja, das ist

so ein bisschen die Oder an diesen beeindruckenden Kampfgeist, ja.

Kinder an die Macht, hast du in den 80ern gesungen, meinst du heute Frauen an die Macht, ohne

es direkt so zu formulieren?

Also auf jeden Fall deutlich stärker an die Mächte, würde ich sagen, also es ist jetzt

nicht, also die Kinder an die Macht war sicherlich ein Hauchplatter als jetzt Turm hoch, aber man

sieht ja, wie weit wir noch entfernt davon sind, also selbst nachdem das Thema ja nun

schon seit 30, 40 Jahren Thema ist, sind wir immer noch weit entfernt davon, dass es Gleichberechtigung

und gleiche Löhne gibt, Akzeptanz gibt, patriarchalische Systeme, also insofern ist

ja noch sehr, sehr viel zu tun, aber es ist beeindruckend, wie so eine zweite Welle gerade

kommt.

An der Flotte des neuen Lieder reimt sich Lifehacks Burnout Horoscope auf Cisbinäer und Transqueer

Fulp.

Hast du keine Angst, oder vorher gemeint hast du so schön, dass es Minister und Ministerinnen

gibt, die verständlich sprechen, hast du keine Angst, mit dieser Terminologie die allgemeine

Verständlichkeit einzubüsen?

Ja, ich muss nicht allgemein verständlich sein, also ich nicht, als Minister, ich verlange

von Politikern, das fand ich schon immer dramatisch, wie die es schaffen innerhalb von 1,5 Setzen

direkt wieder in dieses Geschwafel umzukippen, ich denke ich als Musiker mache ja keine

Vortragsreise, ich reise Dinge an, wenn ich es schaffe, ich sehe mich nicht, das ist

keine Lyrikreise, sondern ich versuche eine Dynamik hinzukriegen oder eine Energie hinzukriegen

und ich muss nicht für alle Menschen verständlich sein, das war der größte Kritikpunkt für

viele Menschen, also nicht nur inhaltlich nicht versteht, auch stimmlich nicht versteht,

da sehe ich nicht, das muss ich nicht, ich muss nicht für alle Menschen verständlich

sein.

Seit wann hast du den Begriff Cis im Repertoire?

Ich habe schon ganz viele Cis gesungen.

Passendst du diese Antwort, meine Frage, wurdest du schon mal als alter weißer Mann beschimpft?

Also höchstens von mir selber, aber ich gehöre sicherlich dazu, also ich meine, das glaube

ich ist ja, wäre ja etwas überheblich zu sagen, dass ich nicht auch dazu gehöre, ich

meine, ich bin jetzt 67 und ich bin sicherlich einer, also ich bin jetzt nicht daran komplett

schuld alleine, aber ich gehöre zu dieser Generation, die natürlich die Welt auch auf

Grund ihres Geizes und ihrer eigenen Ego-Dynamik auch dahin getrieben hat, wo wir gerade sind,

also das ist, da würde ich sagen, ich bin auf jeden Fall Teil dieser Kultur her.

Also ich sehe das eben, wenn man sich überlegt, dass die Welt, dass diese Generation mal hippie

so hat, also wenn man den Bogen mal schließt, dass diese Menschen, die heute zwischen 60

und 80 sind, auch weltweit an sich geprägt sein sollten in der westlichen Welt von ihrer

Zeit in der hippie Zeit und sich dann überlegt, wie geht es eigentlich hier gerade mit Umverteilung

und wie bewusst ist in Menschen die Situation anderer, dann wundert man sich, weil man würde

ja erwarten, wenn ich daher komme, müsste das Groh dieser Generation ja je einer sein,

die nichts anderes im Kopf hat als Gleichberechtigung und also das ist so ein Thema, was mich interessiert,

also wieso oder sind das die cleversten, sind das diese Generation, die cleverste, die so

tut als ob, aber also die Wasser predigt und Wein sinkt, also Wein trinkt und in dieses

Spannungsfeld würde ich zumindest von Denken her sagen, gehöre ich auch, also mit dem muss

ich mich auch auseinandersetzen, weil ich komme daher, das heißt, was hat das für mich für

eine Bedeutung.

Aber du stehst doch dazu, dass du Wein trinkst.

Ja, ja, richtig, das tu ich.

Nein, aber ich sage, natürlich hat mich diese Zeit und diese Denken, ich finde das phänomenal,

dass diese darüber denke ich an, wie kann es sein, dass wir an so einer komplexen Situation

in der Welt sind, obwohl die, die den Ton angeben, in Anführungsstrichen, sei es auch

in den Betrieben und Industrien oder an der Wirtschaft oder auch in der Politik oder in

allem, im Grunde die Generation der hippie sind, das meine ich, darüber rede ich.

Mit welchem aktuellen deutschen Fußballer kannst du dich am ehesten identifizieren?

Mit welchem aktuellen deutschen Fußballer kann ich nicht ernst nehmen?

Ich weiß, du bist Borussia Dortmund Fan, jetzt kommt von möglich jemandem, niemand kennt

hier, das ist der Geil, aber schauen wir mal, was du sagst.

Im Moment würde ich sagen, muss es ein deutscher Fußballer sein oder muss es in der Bundesliga

spielen?

Ja, sagen wir mal, wer fällt dahin?

Ich würde im Moment sagen, Wirts von Bayer Leberkusen.

Okay, warum?

Weil der war schwer verletzt und ist aber, denke ich, einer der größten deutschen Fußballverlänze

und ist jetzt gerade wieder da und ist in dieser Verletzung komischerweise auch, ist noch immer

noch sehr jung, aber hat ein unglaublich gutes Auge für den Raum, für die Leute, also verteilt

unheimlich klug, der hat uns bei der Wärm gefehlt, aber das ist ein wunderbar Florian Wirts,

das ist ein wunderbarer Fußballer und das ist ein Mittelfeldspieler, das hat mich immer

interessiert, so eine Regie für ihn, also auch wie Goretzka, der kommt, den mag ich deswegen

gerne, weil er aus Bochum kommt.

Und auch Haltungsstark, der kommt auch wie Neuer, der kommt aus Gelsenkirchen.

Auf den ersten Blick möchte man ja meinen, auf den oberflächlichen ersten Blick Joshua

Kimmich, der strenge Mittelfeldgeneral von Bayern München, der zur Not auch das Dore

Schießen selber erledigt, wenn die anderen auslassen, das wäre der Grönermeier im deutschen

Fußball, allerdings hätte ich bei genauerem Hinschauen vermutet, dass sie so ein unberechenbarer

Schmähbruder wie Thomas Müller ungleich näher ist, wenn es denn ein Bayer sein darf.

Das ist für mich auch preußisch schwer, also da nehme ich eben den, also ich halte mich

dann immer fest an der Energie von Bayern München, weil die zwei Bochum haben.

Einmal war Hermann Gerland, der war auf der Bank, das war ein Urgestein und dann eben

Leon Goretzka, weil der Vermittler hat für mich alles, hat den Müller und den Kimmich

in sich.

Ja, nirgendwo sonst, auf der Welt scheint die letzte WM, der hatte das Politikum gewesen,

zu sein, wie in Deutschland.

Du hast selber schon Fußball-Lieder geschrieben und sogar dem Ex-Teamchef Jogi Löw besungen.

Warst du beim Tournee am Schirm mit dabei oder hast du beigotiert als Fußball-Lieder?

Ich war am Schirm dabei und fand aber dann auch diese Aufarbeitung jetzt und im Nachhinein

dieser Eiertanz, den fand ich sehr, sehr speziell und finde natürlich die FIFA in ihrer Art

und auch den Herrn Infantino, der da wohl, glaube ich, wohnt in Qatar, das ist natürlich

schon der pure Zynismus.

Das lag auch über dem ganzen Turnier, das ist, dadurch war es schwierig, aber ich habe

es gesehen, ich habe mich als Fußball-Fan nicht entzogen.

Würde der deutschen Nationalmannschaft unrecht getan in der öffentlichen Beurteilung?

Nein, sie haben sich dann nicht für keine Seite entschieden, das ist natürlich fatal.

Also wenn ich mich aufmache und dann muss ich auch den ganzen Weg gehen, dann muss ich

klar sagen, und das war ja wohl die Debatte auch hinter den Kulissen, auch mit der One

Love Binde und überhaupt, dann muss ich wirklich nach vorne gehen und sagen, ich mach das

jetzt.

Und dieses komische, dann irgendwie so eine halbe Aktion, ich glaube das war sehr schade,

dass das politisch, auch wenn man sagt dann immer, die Spieler müssen nicht politisch

sein, das sehe ich einen leider einen Tick anders, ich glaube Fußball-Spieler sind genauso

Menschen wie du und ich und wenn ich da bin und mir quasi sukzessiv erklärt wird, du

musst jetzt aber die Klappe halten, was auch eben die Art und Weise, wie man mit den Homosexualitäten

umgegangen wird in Qatar, dann darfst du nicht äußern, dann muss ich leider sagen, dann

fahre ich nach Hause.

Also dann, das sehe ich anders, sehe ich, oder speziell nicht so zu reden und dann nicht

zu reagieren.

Wie machst du im Finale die Daumen gedrückt?

Im Finale habe ich schon, ich bin sehr francophil, also ich bin sehr francophil, weil ich da

früher meine ganze Jugend, meine ersten Freundin, war alles Französin, aber ich fand Argentinien,

habe ich schon, das war schon, und ich mag ihm dem Maria, ich mag den halt, ich finde

den, finde ich halt gigantisch, weil der auch immer noch lacht, wenn der Fußball spielt,

der hat diese große Fähigkeit, der läuft über dem Lachen übers Feld, das hat auch

ein Spieler Kolomwani bei Eiter Frankfurt, der freut sich immer schon bevor, das Dorschließ

lacht er schon, also der ist auch so ein Mörderfußballer, aber ich habe Argentinien

die Daumen rücken.

Hast du schon mal ausprobiert, von einer künstlichen Intelligenz in ein Grönnemaer-Song schreiben

zu lassen?

Ich habe gerade ein Interview gemacht mit einer anderen großen deutschen Zeitung, die mir

so künstliche Energietexte vorgelesen haben, künstliche Intelligenztexte vorgelesen haben,

und haben der Maschine eingegeben, sie möchten mal wie Grönemaer schreiben und haben die

gefüttert mit Texten von mir, und dann habe ich mir das durchgelesen, also ich habe überhaupt

das nicht gemacht, nein, und dann habe ich mir das durchgelesen, und ich glaube einfach,

also es war erst mal relativ schlecht, und ich glaube was Kunst angeht, also ich denke

sie können in der Administration vielleicht ganz gute Dinge leisten, auch mögen Künstler

sich deren Bedien und mit der Künstlichen Intelligenz auch Kunstwerke herstellen, aber

das heißt sie können sie vielleicht in ihre Kunst integrieren, aber ansonsten denke ich,

sie künstliche Intelligenz, zumindest hat sie nicht die menschlichen Fähigkeiten oder

die menschlichen Qualitäten wie Ungeschicklichkeit, Trauer, Verzweiflung, Unsicherheit, Krampf,

Humor, Zynik, also Unberechenbares, aber die Texte war noch relativ schwach, aber das

ist ja auch erst die erste Entwicklungstufe, mal gucken was da noch kommt.

Ist das in deinen Augen ein realistisches Zukunftsszenario Kunst, die der Algorithmus

schafft?

Nein, das nicht, die Besicherlichkeiten, die nicht Kunst, die Algorithmus schafft, das

glaube ich, wird nicht funktionieren, das ist das gleiche Thema zwischen digitalem

Instrumenten und Analogeninstrumenten, aber sie werden sicherlich immer weiter, also

immer noch heutzutage ist schon sehr viel Berechnung, auch in der Speziellen der Musik

Szene, auch durch die Streaming-Unternehmen, die Streaming-Situation führt das schon sehr

stark zu so einer Formatierung von Musik, aber es wird immer, es wird immer meinig,

die Debatte bleiben, so bin ich groß geworden, was ist gut und was ist schlecht und das ist

dann letztendlich spürbar, ob dir eine Maschine in Essen kocht oder ob du mir in Essen kocht

hast.

Andere Menschen freuen sich in deinem Alter, du bist heute 67, wird die Pension, ist was

für dich überhaupt denkbar, in Pension zu gehen?

Also ich habe mal geguckt, ob irgendwo eine liegt, ich habe es für noch keine gekriegt,

nee, das ist für mich nicht insofern, das ist auch das Glück, weil so denke ich halt

nicht, also ich denke schon über das Alter nach, würde ich nicht sagen, ich fühle mich

jetzt noch wie ein Jungspund, aber dass ich Musik machen darf und kann, das ist schon

so ein Riesengeschenk und ich mache es eben auch für mich, dass ich und auch singe für

mich, dass ich das werde ich nie aufgeben und ich bin dafür auch extrem dankbar, dass

ich überhaupt in dieser Welt mich bewegen kann.

Die Stones waren letztes Jahr, 60 Jahre nach Gründung der Band wieder auf Welttournee,

siehst du dich selber auch mit 80 noch über die Bühne Tigern?

Ich glaube ich werde nicht mehr Tigern leider, ich glaube das wird sich so nach und nach,

also ich glaube Mick Jacker nimmt auch Tanzunterricht oder glaube ich ein hartes Training, ich habe

ein mittelhartes Training, aber ich werde sicherlich noch hoffentlich so lange wie möglich, vielleicht

auch bis 87 oder 83 oder keine Ahnung wie lange mir der Limo Gott noch gibt, halb ist

klar durch die Gegend zu hechten, hoffentlich singen dürfen, so will ich sagen, aber das

werde ich so lange, woher du wirst, das Social Club glaube ich, der war 96, rohrte dann

90 Jahre und spielte noch Klavier und Schalser aus der Wur war 92, aber ob ich dann auch

über die Bühne Tigern, dann werde ich vielleicht da stehen und im kleinen entspannten Rahmen,

das 1.0-Lied noch trellern.

Leonhard Kohn ist auch nur still gestanden und hat die ganze Chance.

Genau, ich habe Leonhard Kohn zweimal noch gesehen, ich bin ja ein riesen Leonhard Kohn-Fan

und er hat das eben sehr würdig und sehr, sehr ruhig, aber eben dann auch drei Stunden,

muss man auch mal sagen.

Ein bisschen tänzelnd zu sein.

Genau, ganz leicht angehoben, I'm your man, also so, also ich bin noch der Mann, aber

wie weit ich dann auch da rumtiege, das wird sich dann so langsam legen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Gleichfalls.

Sie waren mir wie immer eine Freude.

Gleichfalls.

Zu hören war der deutsche Musiker Herbert Grönemeyer im Gespräch mit Falter Redakteur Gerhard Stöger.

Ich verabschiede mich von allen, die uns auf UKW hören, im Freirad Tirol und auf Radio Agora

in Kärmten.

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Ein Abonnement des Falters sollten Sie sich leisten.

Alle Informationen gibt es im Internet unter der Adresse www.arbau.falter.at.

Ursula Winterauer hat die Signation gestaltet, Philipp Dietrich betreut die Audio-Technik

im Falter.

Ich verabschiede mich, bis zur nächsten Sendung.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Der Musiker Herbert Grönemeyer will den sozialdemokratischen Geist zurück. Ein launiges Gespräch mit FALTER-Musikjournalist Gerhard Stöger.

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