Thema des Tages: Haben Mjam und Lieferando ein Problem?

DER STANDARD DER STANDARD 3/9/23 - Episode Page - 25m - PDF Transcript

Ich bin Tobias Holub, das ist Thema des Tages, der Nachrichten-Podcast vom Standard.

Schlechte Arbeitsbedingungen und Streit mit Restaurants.

Essenslieferdienste wie Miam oder Lieferando stehen im Visier heftiger Kritik, denn es

bestätigt Gefahr, dass sie ihre Marktmacht missbrauchen könnten. Wir sprechen heute darüber,

was im Hintergrund der sogenannten App Economy schiefläuft. Wir schauen uns an,

was der Staat gegen mutmaßliche Ausbeutung von Lieferanten und Restaurants tun kann.

Und wir fragen nach, ob wir Konsumentinnen an solchen Problemen vielleicht selbst schuld sind.

Berena Keinrad, du beschäftigst dich für den Standard ganz ausführlich mit der

Wirtschaft rund ums Essen. Und da gibt es aktuell Aufregungen um Lieferdienste,

wie zum Beispiel Miam und Lieferando. Kannst du uns vielleicht mal kurz für den Anfang

als Kontext sagen, wie geht es eigentlich solchen Lieferdiensten in Zeiten von erst

Pandemie und dann auch noch Teuerung? Naja, also um von vor an zu beginnen,

die Corona-Krise hat den Zustelldiensten, also für Lebensmittel, wie für gastronomische

Dienstleistungen, also wirklich enormen Rückenwind gebracht. Wir wissen jetzt ja von uns selber,

es war Lockdown, man hat sich die Welt nach Hause bringen lassen, Start-ups rund um Fahrradboten,

die sind wie die Schwammer aus dem Boden geschossen. Mittlerweile ist eine Nüchterung

eingekehrt. Logistisch kostet eben Geld, auch wenn Konsumenten gern suggeriert wird,

dass man sich das Essen vom Wirten innerhalb von, was er sich, 15-30 Minuten offen warm gratis daheim

servieren lassen kann. Und so schnell sie gekommen sind, so schnell waren viele Anbieter auch wieder

weg, also es gab hier durchaus eine Insolvenzwelle, die Leute gehen wieder auswärts essen, der große

Boom der Zustellung ist vorbei und der Markt konzentriert sich derzeit sehr stark. Die Geister,

die man rief, die wird man als Gastronom halt nicht mehr so schnell los. Also viele haben sich

wirklich sehr engagiert ins Zustellgeschäft geworfen, manche machen mittlerweile 70-80% ihrer

Umsätze damit. Und da gibt es halt jetzt sehr starke Abhängigkeiten, konkret von zwei großen

Plattformen, Myanmar und Liferando. Also was Booking.com mit all seinen erwünschten und

unerwünschten Nebenwirkungen für die Hotellerie ist, das sind diese beiden für die Gastronomie.

Finanziell gesehen waren in der Branche bis zuletzt keine Gewinne drinnen, also die Myanmar-Mutter

Delivery Hero etwa streicht international gerade im großen Stil Jobs, um Kosten zu senken. Da ist

auf Teufelkommen raus expandiert worden, lange Zeit ohne Rücksicht auf Verluste, weil entscheidend

war und ist Marktpräsenz. Konkurrenz hat man durch Übernahmen aus dem Weg geräumt. Kapital war

ja genug da, denn für Investoren hat die Story bisher ja auch gepasst. Und du hast am Anfang auch

gesagt, dass gerade diese Fahrradboten und Fahrradboten so ein bisschen wie Schwammerl aus den

Brunnen geschossen sind. Gleichzeitig hört man bei denen ganz oft, dass die Arbeitsbedingungen für

diese Fahrerinnen ganz schlecht sind. Stimmt das eigentlich? Naja, die viel zitierte Freiheit auf

zwei Rädern, die ist sicher Illusion, genauso dass es vier Studenten bei diesen Dienstbotengeschäften

und nichts anderes ist, es ja da lustig Sport und Arbeit verbinden könnten. Also da ist der Lack ab.

Die Fluktuation in diesen Jobs ist sehr hoch, das ist auch Teil des Geschäftsmodells. Während der

Corona-Zeit gab es dafür einen riesen Pool an verfügbaren Arbeitskräften, etwa auch aus der

Gastronomie, die ohne Job waren. Das ist jetzt nicht mehr so, der Kampf vom Mitarbeiter ist auch hier

mittlerweile ein sehr harter. Was der Branche aber immer noch zu Gute kommt, ist, dass die

Einstiegsbarrieren halt sehr niedrig sind. Also Zustellung bietet einfach einen einfachen,

schnellen Zugang auf den Arbeitsmarkt, Qualifikation, Sprachkenntnisse, also die Anforderungen dafür

sind einfach sehr niedrig. Der Preis ist freilich ein Hoher, den man dafür bezahlt. Also der Arbeitsplatz,

das ist die Straße, der Job ist ein täglicher Wettlauf gegen die Zeit, soziale Absicherung durch

Urlaubs- oder Krankengeld spielt es nur bedingt und was nach hoher Flexibilität aussieht, ist

letztlich fehlender Schutz. Univin und ToVin haben dazu im Vorjahr in einer Studie die

Arbeitsbedienungen dieser Plattform Ökonomie abgeklopft, der Sukus daraus. Es sind überwiegend

sehr prekäre Arbeitsbedienungen. Von grassierender Schein-Selbstständigkeit ist die Rede von Working

Poor. Kurzum eine Branche, die von niedrigen Löhnen geprägt ist und von wirtschaftlichem Risiko,

das auf Arbeitnehmer abgewälzt wird. Die Fahrerinnen sind die eine beteiligte Gruppe, eine andere große

Gruppe sind eben die Gastronom-Innen, diese Restaurants, die das Essen zubereiten, das dann

geliefert wird. Die hast du auch schon angesprochen und dass diese abhängig sind von den Plattformen,

aber profitieren die denn dann eigentlich von diesen Lieferdiensten auch wirklich?

Ja und nein, also jeder wird muss schon ehrlich sein, also würde er selbst zustellen, rechnet sich

das in der Regel schlichtweg nicht. Also ein Restaurantbetreiber hat mir vorgerechnet,

dass ihm in Wien jede Lieferung bis zur Haustür Just in Time 15 Euro kostet. Das lässt sich

finanziell vielleicht bei mindestens Bestellmengen von mehr als 60 Euro unterbringen, aber ansonsten

ist das ein klares Verlustgeschäft. Noch mehr, wenn man nicht 100 Zustellungen am Tag hat. Es braucht

daher hocheffiziente Dienstleister, die das mit ausgeglügelter Software und einem heranfahren

professionell abwickeln. Natürlich hat die Gastronomie von Yam und Lieferando profitiert. Das

Zustellgeschäft an die beiden auszulagern war halt auch sehr bequem, also nur wenige können es sich

leisten, da in eigene Plattformen, eigene Webshops, eigene Werbung zu investieren. Mittlerweile wird

aber vor allem Yam von vielen als Krake bezeichnet, aus der es kaum mehr einen Enkommen gibt. Die

Provisionen etwa, die Pro Bestellung und Lieferung kassiert werden, also die haben sich stark erhöht.

Es spießt sich an neuen Richtlinien für Lieferkosten und Mindestbestellmengen, die wird

der etwas seit Neuestem nicht mehr selber vorgehen dürfen. Es geht um Exklusivitätsansprüche,

die Botendienste für sich beanspruchen. Es geht um sogenannte Ghost Kitchen, die an Boden gewinnen.

Also das sind Küchen, die quasi nur kochen und ausliefern, ohne Gäste vor Ort, oft von,

ich sage es überspitzt, irgendwelchen Kellern aus, die sich aus Italiener, in der Türken,

Österreicher, was auch immer ausgeben, wo aber eigentlich alles aus einem Topf kommt,

vor allem aber auch aus dem Dunstkreis der Plattform an Bieter selbst. Alles in allem es

brodelt ziemlich in der Branche. Aber sind das dann Einzelfälle oder ist das wirklich ein

systematisches Problem in dieser Branche? Naja, bisher hat sich viel Ärger hinter den Kulissen

abgespielt, offen darüber zu reden, hat kaum einer gewagt. Man will ja schließlich auch prominent und

gut online platziert sein, also wenn ich mich als Restaurantbetreiber irgendwo auf Platz 831

finde und keinem Kunden mehr gesehen werde, habe ich einfach ein Problem. Nun finden sich aber

Betriebe, die sich offen dagegen werden, die dafür auch Mitstreiter finden wollen, die sagen,

wir werden ausgepresst, verschlungen, in die Verlustspirale getränkt, dass das Ganze auch

ökologisch bedenklich sei, wenn etwa quasi zum Null Tarif, ich betreibe es dann ein bisschen,

ein Bucklecatcher durch ganz Wien geliefert werden muss und dass es halt Konsumenten bewusst werden

müssen, welche Kehrseiten diese nach wie vor florierenden Dienstleistungen haben. Was gegen

diese Probleme getan werden könnte, schauen wir uns gleich genauer an nach einer kurzen Pause. Wir

sind gleich zurück. Schaffen wir es noch, die Erderhitzung zu stoppen? Wie verändert künstliche

Intelligenz unser Leben? Wie werden wir in einer heißeren Welt leben, arbeiten, urlauben? Und wann

fahren Autos autonom? Ich bin Alicia Prager und ich bin Florian Koch. Um solche und viele weitere

Fragen geht es im Podcast in die Zukunft und in die Zukunft Klimafragen. Wir sprechen mit

Expertinnen und Experten und diskutieren Lösungen für die Welt von morgen. Jeden Freitag gibt es eine

neue Folge. Jakob Flügel, du beschäftigst dich hier beim Standard mit rechtlichen Fragen und damit

wir diese beiden Player Miam und Liferando ein bisschen besser einordnen können. So gefühlt

sind das ja die einzigen Lieferdienste, wenn ich das jetzt so blöd sagen kann. Die orangenen Fahrer

von Liferando und die grünen Fahrerinnen von Miam haben diese beiden Firmen eigentlich so was wie

ein Monopol in Österreich? In Österreich vielleicht nicht, aber in Wien, wo der Markt natürlich ein

Größen ist für solche Lieferdienste, ist es tatsächlich so, dass es im Prinzip nur mehr

diese beiden Anbieter gibt. Es gab mal Uber Eats, die sind aber mittlerweile aus dem Markt ausgetreten.

Monopol ist das streng genommen noch keines. Das würde bedeuten, dass es wirklich nur mal einen

Anbieter gibt, der den Markt dominiert. Aber es besteht natürlich auch bei zwei Anbietern schon die

Gefahr, dass sie zu viel Markt macht haben. Die Gefahr, dass sie zu viel Markt macht haben,

also ist das auch tatsächlich etwas Negatives, etwas Schlechtes potenziell. Naja, es ist

grundsätzlich so, dass in einer Marktwirtschaft, die wir haben in Österreich und in ganz Europa

und in der westlichen Fälle allgemein, Wettbewerb extrem wichtig ist. Es braucht verschiedene

Unternehmen, die miteinander in Konkurrenz stehen. Das steigert nicht um die Qualität der Produkte,

sondern es sinkt auch die Preise. Es ist ganz einfach deshalb so, weil die Verbraucherinnen

sich ja dann aussuchen können, wo sie einkaufen. Jetzt ist es nicht zwingend ein Problem, wenn es ganz

wenige Anbieter gibt, weil sie theoretisch auch sein kann, dass die in einer sehr harten Konkurrenz

zueinander stehen. Aber die Gefahr bei wenigen Anbietern, dass die ihre Marktmacht missbrauchen,

ist natürlich größer. Und im Fall von Online-Plattformen, so wie bei Leverando oder wie beim Jamm oder im

Prinzip auch bei Amazon zum Beispiel, ist diese Gefahr noch einmal größer oder kommen zusätzliche

Probleme. Für Kundinnen ist es natürlich ein Vorteil, so eine Plattform, sie steigen dort ein

und haben in einer großen Übersicht alle Anbieter, die es gibt. Das ist praktisch aus Kundensicht. Für

die Anbieter auf Amazon werden das zum Beispiel die Händlerinnen, die dort ihre Produkte verkaufen,

im Fall von Leverando und Jamm, die Rest heraus, die dort ihre Gerichte verkaufen. Ist es natürlich

ein Problem, weil die sind total abhängig von diesen Anbietern, von diesen Plattformen. Wenn es

noch eine Plattform gibt, kann die theoretisch die Bedingungen diktieren. Die kann sagen, du kannst

den Schnitzel gern über unsere Plattform verkaufen, aber wir bekommen 30 Prozent Provision von diesem

Schnitzelpreis. Und das Restaurant ist quasi daran gebunden. Und das kann das Problem sein.

Aber wenn es da jetzt tatsächlich zu vielen Problemen kommt, die wir schon gehört haben,

müsst ihr dann der Starter nicht irgendwie eingreifen, damit es nicht zu Ausbeutung kommt von

Fahrerinnen und eben auch Wirtinnern, die eben teilweise fast schon zusammenarbeiten müssen

mit solchen Lieferdiensten? Es ist natürlich Aufgabe des Staats, für einen fairen Wettbewerb zu sorgen.

Auf europäischer Ebene macht es die europäische Kommission und in Österreich macht es die sogenannte

Bundeswettbewerbsbehörde oder auch kurz BWB. Und die kontrolliert, ob sich Unternehmen zum

Beispiel bei Preisen absprechen oder ihre Marktmacht anders missbrauchen, indem sie zum

Beispiel Lieferanten unter Druck setzen. Und wenn die Behörde das beweisen kann, dann kann sie beim

Kartellgericht Strafen verhängen lassen. Aber das große Problem ist eben dieser Beweis. Die

Webbewerbsbehörde kann den Markt analysieren, sie kann Leute befragen, sie kann sogar Hausdurchsuchungen

theoretisch durchführen, wenn sie einen konkreten Verdacht hat. Aber das tatsächlich beweisen zu

können, dass es einen Marktmacht Missbrauch gibt oder Absprachen zwischen den Unternehmen,

ist in der Praxis sehr, sehr schwierig. Aber schaut sich, dass diese Behörde jetzt im Fall von

diesen Liefer-Services dann zum Beispiel an aktuell? Die Behörde, die schaut sich den Markt an,

die analysiert den Markt, die führt jetzt in erster Linie mal Gespräche, hat Fragenkataloge

geschickt an die Anbieter und sie schaut sich den Markt auf drei Ebenen an. Zum einen das Verhältnis

der Plattformen zu den Restaurants, also ist da das Problem, dass die die Restaurants unter Druck

setzen, dann im Verhältnis zu den Kunden, haben die Kunden überhaupt Wahlfreiheit sozusagen. Und

das dritte ist die Ebene der Fahrerinnen und Fahrer, wie du schon gesagt hast, die grünen und

errauschenen Männer und Frauen, die mit ihren Fahrrädern das Essen von A zu B bringen, weil das

Problem ist, dass diese Menschen ja oft unter sehr prekären Verhältnissen angestellt sind.

Darüber haben wir heute erst mal ein bisschen was gehört, aber verstehe ich das dann richtig,

dass in diesem Fall tatsächlich so ein Marktmacht Missbrauch vorliegen könnte?

Theoretisch könnte das der Fall sein, es gibt jetzt zumindest sagt die Werbbewerbsbehörde,

dass keinen konkreten Verdacht auf tatsächlich Absprachen oder einen Marktmacht Missbrauch,

aber es besteht zumindest die Gefahr und deshalb sagt die Behörde, sie will jetzt mal auch genauer

hineinsehen. Das hat natürlich in der Praxis auch eine gewisse Abschreckungswirkung, wenn die

Behörde mal anklopft und sagt, sie will jetzt Informationen haben und Daten haben, dann hat

das bei den Unternehmen natürlich auch einen Abschreckungseffekt, weil sie sagen, oh jetzt müssen

wir aufpassen. Was sagen denn diese Lieferdienste selber, so Lieferando und Miam, zu dieser Gefahr,

dass eben ein Marktmacht Missbrauch bestehen könnte? Wir haben natürlich Anfragen ausgeschickt

an Miam und an Lieferando, was sie ganz allgemein zu diesen Untersuchungen sagen und wie sie sich

rechtfertigen und von Lieferando haben wir bis Redaktionsschluss keine Antwort bekommen. Miam betont

auf Anfrage, dass es sich um eine Branchenuntersuchung handelt, die Zitat nicht ungewöhnlich sei und

das Unternehmen, werder der Behörde Zitat sämtliche angefragte Informationen selbstverständlich zur

Verfügung stellen. Ja, wenn ich so Begriffe höre wie Markt macht und fast schon Monopoly,

dann muss ich an einen anderen Bereich denken, über den wir schon einige Podcasts gemacht haben,

nämlich so die Lebensmittelbranche ganz allgemein, also auch das Einkaufen im Supermarkt. Das sind ja

die Preise wohl durch die Inflation in letzter Zeit extrem hoch, aber besteht da jetzt nicht auch

so eine Gefahr, dass da die Unternehmen eben ein bisschen mehr Gewinn mitschneiden, der eben weit

über die Inflation hinausgeht? Die Gefahr besteht auch im Handel, im Lebensmittelhandel, da ist

auch der Markt sehr konzentriert. Das heißt, es gibt wenige Anbieter, es gibt Bilder, Sparhofer,

also drei sehr große Anbieter, die sich gegenseitig auch sehr stark beobachten und

voneinander reagieren und natürlich schauen, wie viel verlangt jetzt der andere für einen Liter Milch

und auch bei wichtigen Lieferanten ist das zum Teil so in Österreich. Jetzt ist es so,

wir haben eine extrem hohe Inflation in ganz Europa, in Österreich ist sie nochmal höher als

in vielen anderen Ländern und eine Vermutung ist, dass es auch sein könnte, dass das deshalb so ist

in Österreich, dass die Inflation deshalb höher ist, weil es eben wenig Wertbewerb gibt. Die Inflation

ist natürlich ursprünglich zurückzuführen auf höhere Energiekosten, die Gaspreise sind gestiegen,

die Stromkosten sind gestiegen. Freilich ist aber, ob die gestiegenen Preise für Lebensmittel

und die gestiegenen Energiekosten zusammenpassen oder ob es nicht Unternehmen gibt, die die Situation

jetzt ausnutzen, um halt ihren Gewinn zu maximieren. Und schaut sich das, diese Behörde, von der wir

gehört haben, jetzt auch irgendwie ganz genau an, oder? Ja, die Webbewerbsbehörde untersucht jetzt

schon seit einigen Monaten auch die gesamte Lebensmittelbranche, also sowohl die Händlerinnen

als auch die Lieferantinnen und will wissen, wer von diesen Preisteigerungen profitiert. Aber auch

da wird es im Endeffekt schwierig sein, das tatsächlich nachzuweisen, dass Unternehmen ihre

Marktmacht missbraucht haben. Wie gesagt, in der Praxis ist es oft so, dass sich die Unternehmen

halt gegenseitig beobachten, schauen, was verlangt der andere für eine Liter Milch und dann ihre

Preise entsprechend anpassen. Allein das ist aber noch nicht verboten. Und wenn jetzt an diesem

Beispiel die Weltbewerbsbehörde wohl nicht hohe Preise verbieten wird in nächster Zeit,

kann man irgendwas anderes tun gegen diese extrem hohen Lebensmittelpreise, die wir ja noch immer

haben? Der Staat hat theoretisch die Möglichkeit, mit dem sogenannten Preisgesetz direkt in Preise

einzugreifen. Das ist aber nur ein absoluten Ausnahmesituationen möglich. Also wenn die Lage

völlig eskaliert, das ist derzeit unwahrscheinlich. Was der Staat jetzt schon macht, ist, dass er

versucht, die Preise indirekt zu senken oder zumindest dafür zu sorgen, dass sie weniger

stark steigen, indem er die Energiekosten für Unternehmen teilweise subventioniert, also übernimmt.

Es gibt ja das sogenannte Energiekostenbremse für Unternehmen. Auch da besteht natürlich wieder

die Gefahr, dass Unternehmen das ausnutzen und diese Kostensenkungen dann nicht wirklich an

die Verbraucherinnen weitergeben. Verhindern kann das eigentlich nur ein gesunder Wettbewerb

zwischen den Unternehmen, sodass Verbraucherinnen die Möglichkeit haben, auf andere Anbiete

zurückzugreifen. Kommen wir noch mal zurück zu diesen Lieferdiensten, zu Myanmar und Lieferando.

Könntest du da noch mal ganz kurz für uns zusammenfassen, wie es jetzt wirklich rechtlich

weitergehen wird, was diese Wettbewerbsbehörde angeht? Die Wettbewerbsbehörde macht jetzt

ihre Untersuchungen. Sie wird ganz viele Personen befragen. Sie wird den Markt analysieren und dann

wird es irgendwann in zwei, drei Monaten der genaue Zeit planen, es schwer abzuschätzen,

ein Ergebnis geben. Und dann liegt dieses Ergebnis auf dem Tisch und dann wird es die Entscheidung

geben, ob man eingreifen muss, ob es vielleicht andere Möglichkeiten gibt, das anders zu gestalten.

Es gebe auch die Möglichkeit, dass die Politik sagt, sie reguliert diesen Markt stärker,

also sie verabschiedet Gesetze, diesen Markt verbessern und freier machen, sodass wieder mehr

Wettbewerb besteht. Verena, kommen wir noch mal zu dir. Du beschäftigst dich ja eben ganz

eingehend mit dieser Branche, mit Lieferdiensten. Was denkst du, dass passieren müsste, damit

diese mutmaßlichen Missstände von denen, die uns erzählt hast, in Zukunft ausgeräumt werden

könnten? Also zum einen, wie es mein Kollege Jakob schon angesprochen hat, ist es wichtig,

dass hier die Wettbewerbsbehörden national, aber auch international ein Auge darauf werfen. Und

das passiert ja jetzt auch. Dafür müssen Gastronomen aber auch mehr Informationen,

mehr Hinweise liefern, Verträge offenlegen. Und das ist bisher leider kaum passiert. Was

die Arbeitsbedienungen betrifft, ich denke, es muss einfach eine stärkere Regulierung von

Plattformarbeit geben. Das ist politisch viel zu lange zu wenig angedastet worden, weil man

dieses Pflänzchen anfangs halt auch nicht abwürgen wollte. Mittlerweile ist dieses Pflänzchen

ziemlich gewuchert und jetzt gilt es, das wieder in den Griff zu bekommen und in geordnete

Bahnen zu lenken. Also es geht etwa darum, Schein-Selbstständigkeit zu bekämpfen. Also freie

Dienstverhältnisse, moderner Tagelöhne auf Herz und Nieren abzuklopfen. Unternehmen gehören

auch für resupliferanten Stärker zu Verantwortung gezogen. Und natürlich muss auch Konsumenten

bewusst sein, dass Dienstleistung das Logistik etwas kostet. Wenn ich das so höre, dann frage ich

mich, heißt das eigentlich, dass ich persönlich besser nichts mehr bestellen sollte über solche

Lieferdienste? Nein, so würde ich das jetzt nicht sagen. Aber ich denke, man sollte sich ansehen,

welches Zeugen ist, Lieferdiensten etwa ausgestellt wird. Also es gibt da Fair Work-Reporte,

die ganz guten Einblick geben. Auch Trinkgeld sollte drinnen sein. Also im Restaurant ist das

für viele selbstverständlich die meisten Boten, aber gehen leer aus. Wenn man Restaurants stärken will,

also sollte man vor Ort essen, Take-away nutzen oder direkt über die Homepage bestellen. Das ist

es vielleicht nicht ganz so bequem und unkompliziert. Das macht Gastronomen aber unabhängiger von

wenigen großen internationalen Lieferkonzernen. Und das kommt letztlich, denke ich, auch ihren

Gästen wieder zugute, weil ein Wirt, der um jeden Send kämpft, um sich finanziell übers Wasser

zu kochen, der spart auch bei der Qualität. Muss ein bisschen mehr bewusst sein, wann und wo man

bestellt, vielleicht auch mal Essen gehen und Trinkgeld geben kann ich mir auf jeden Fall mitnehmen.

Danke euch für den Einblick, Werner Keinrad und Jakob Frügel. Ich danke vielmals. Danke. Und

kurz nach unserem Interview ist jetzt auch noch eine Stellungnahme von Livarando hereingekommen.

Sie schreiben, dass auch Ihnen die Untersuchung bekannt ist und Sie mit der Behörde zusammenarbeiten

wollen. Wir sprechen jetzt dann in unserer Meldungsübersicht gleich noch weiter über das

neueste Kapitel im SPÖ-Machtkampf und über Kokainilpferde. Wenn Ihnen ein Thema des Tages

bis hierhin schon gefallen hat, dann abonnieren Sie uns am besten gleich auf Ihrer liebsten

Podcast-Plattform und wenn Sie schon dabei sind, können Sie sehr gerne auch eine gute

Bewertung oder einen netten Kommentar dort lassen. Vielen Dank dafür. Jetzt aber dranbleiben. Wir

sind gleich zurück. Ich bin Doris Priching und ich bin Michael Steingruber und gemeinsam sind wir

Serienreif. Das ist der Standard-Podcast über die spannende Welt der Serien. Genau, bei uns erfahren

Sie faszinierende Details über House of the Dragon und die Ringe der Macht. Und restlos

alles über satanische Spiele in Stranger Things. Wir widmen uns Seriengrößen von Obi-Wan Kenobi

bis zu RuPaul und zerlegen die neueste Marvel-Serie, wenn nötig. Serienreif, euer Streaming-Podcast,

jeden zweiten Donnerstag eine neue Folge. Und hier ist, was Sie heute sonst noch wissen müssen.

Erstens. Es gibt ein neues Kapitel im SPÖ internen Machtkampf. Gestern am Mittwoch gab es Medienberichte,

dass die burgenländische Landesgruppe keine Mitgliedsbeiträge mehr an die Bundespartei

weiter überweisen will. Die Reaktion aus dem Burgenland, alles nur ein Missverständnis und

die Genossen in Wien sollen doch bitte nicht nur über die Medien kommunizieren. Die nächste

Gelegenheit für interne Gespräche gibt es dann nächste Woche bei einer Sitzung des Parteipräsidiums,

dabei werden dann Parteichäfe in Pamela Rendi-Wagner und Burgenland-Chef Hans-Peter Doscuzil

persönlich dabei sein. Möglicherweise wird dort dann auch ein Sonderparteitag beschlossen und auf

so einem könnte dann im Laufe des Jahres auch über die Parteiführung abgestimmt werden.

Zweitens. Die Social-Media-App TikTok will Daten von europäischen NutzerInnen vermehrt auch in

Europa speichern. Dafür sollen dieses Jahr insgesamt drei Rechenzentren in Irland und

Norwegen in Betrieb gehen. Der Hintergrund sind Diskussionen über den Datenschutz bei

TikTok in den USA und vermehrt jetzt auch in der EU-befürchten KritikerInnen, dass die

Betreiberfirma von TikTok nämlich ByteDance Daten von NutzerInnen an die chinesische Regierung

weitergeben könnte. Die neuen TikTok-Rechenzentren in Europa sollen jetzt zu einer möglichen

Sperre der App in Europa entgegenwirken. Und drittens. Es wird eng für die sogenannten

Kokain-Nielpferde in Kolumbien. Die ein etwas unvorteilhafter Name kommt von dem Mann,

der sie in den 1970er Jahren ins Land geschmuggelt hat, dem Drogenhändler Pablo Escobar. Der ist

mittlerweile tot, aber seine Anfangs nur vier Hippos haben sich mittlerweile schon auf über

130 weiter vermehrt. Und das Problem dabei ist, dass Nielpferde in Südamerika nicht heimisch sind

und jetzt immer mehr Schaden an der lokalen Natur anrichten. Die kolumbianischen Behörden

tun sich schwer, wie sie damit umgehen sollen, das sterilisierende Hippos funktioniert nicht

so gut und ein Abschluss der Tiere wird immer wieder heftig diskutiert. Ein lokaler Politiker

hat sich jetzt eine andere Lösung überlegt, 70 Hippos sollen in Tierschutzzentren in Indien

und Mexiko ausgeflogen werden. Ein Umzug in ihren natürlichen Lebensraum, nämlich nach

Afrika ist demnach allerdings nicht möglich, denn die Gefahr sei zu groß, dass dadurch neue

Krankheiten ins lokale Ökosystem mitgebracht werden. In jedem Fall wünsche ich den Hippos,

wenn es notwendig ist, einen guten Flug und alles Weitere, wichtige zu den Hippos und dem

aktuellen Weltgeschehen lesen sie auf der Standard.tv. Wenn Sie jetzt noch nicht genug von

Standard-Podcasts haben, dann hören Sie am besten in unseren Schwester-Podcast besser Leben rein.

Da geht es in der aktuellen Folge darum, warum Listen schreiben so wichtig ist und wie man es am

besten macht. Überall, wo es Podcasts gibt. Falls Sie Feedback für uns haben, dann schicken Sie

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danke auch fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal.

Untertitel im Auftrag des ZDF für funk, 2017

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Wenige Unternehmen teilen sich den blühenden Markt der Essenslieferung in Österreich auf. Kommen dabei Wirtinnen und Fahrradboten unter die Räder?

Schlechte Arbeitsbedingungen und Streit mit Restaurants: Essenslieferdienste wie Mjam und Lieferando stehen in der Kritik, denn es besteht die Gefahr, dass sie ihre Marktmacht missbrauchen könnten.

Verena Kainrath aus der Wirtschaftsredaktion des STANDARD spricht im Podcast darüber, was im Hintergrund der sogenannten App-Economy schiefläuft.

Ihr Kollege Jakob Pflügl erklärt, was der Staat gegen mutmaßliche Ausbeutung von Lieferanten und Restaurants tun kann. Und wir fragen nach, ob wir Konsumentinnen und Konsumenten an diesen Problemen selbst schuld sind.

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