Echo der Zeit: Gespräche zwischen UBS und CS

Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 3/18/23 - 30m - PDF Transcript

Radio-SRF. Ich war derzeit mit Matthias Gündig.

An diesem Samstag, den 18. März, beschäftigt uns zunächst die Frage des Tages.

Übernimmt die U-Best die angeschlagene CS oder zumindest Teile davon, denn derzeit wird offenbar genau darüber verhandelt.

Die Nationalbank und die FinMAR, die machen Druck.

Wie in Amerika, dort wurde in der globalen Finanzkrise auch einige Zwangshochzeiten arrangiert.

Das ist halt eine Möglichkeit, wie man Vertrauen wiederherstellen kann in Banken, sagt Bankenprofessor Thorsten Hens.

Ökonom Klaus-Wellershoff hingegen findet...

So was kann ich mir nur in einer absoluten Notfallsituation vorstellen.

Dann, eindrücklicher Rekord für Marco Odematz.

Noch nie hat ein Skifahrer in einer Weltkörpsaison so viele Punkte gesammelt.

Und in Ägypten produziert ja Meteigwaren, baut Hochhäuser und betreibt Tankstellen.

Wir fragen nach den Folgen dieser wirtschaftlichen Aktivitäten.

Korruption öffnet das Tür und Tor. Es zerstört natürlich den Wettbewerb.

Und behindert dadurch die wirtschaftliche Entwicklung, sagt Ägypten-Spezialist...

... im Echo der Zeit.

Zunächst zur Krediswiss. Die Vertrauenskrise ist enorm.

Auch der 50-Milliarden-Hilfskredit der Nationalbank hat ihre Lage nicht beruhigen vermocht.

Es bringt nun die Konkurrentin U-Bess als Retterin ein.

Übernimmt sie die CS, vollständig oder in Teilen in der Hoffnung, dass Schaden vom gesamten Finanzplatz abenden werden kann.

Die britische Wirtschaftszeitung Financial Times schreibt, dass die beiden Großbanken an diesem Wochenende genau darüber sprechen.

Orchesteriert von der Finanzmarktaufsicht und der Nationalbank.

Wirtschaftredaktor Ivan Lieberher.

Die Gerüchteküche brodelt. Doch niemand war heute für eine Stellungnahme zu erreichen.

Weder die Krediswiss, noch die U-Bess, noch die Nationalbank oder die Finanzmarktaufsicht.

Zu vermuten ist aber, dass hinter den Kulissen die verschiedensten Szenarien durchgespielt und durchgerechnet werden.

Von einer Abspaltung des Schweizer Geschäfts der CS, bis hin zu einer Teilweisen oder gar vollständigen Übernahme der CS durch die U-Bess.

Letzteres ist gemäß der Financial Times der favorisierte Plan von Nationalbank und Finanzmarktaufsicht...

... um die Abwärtsspirale zu brechen. Keine gute Idee, findet Ökonom und Unternehmensberater Klaus Wellershoff.

Ich glaube, die Kombination von U-Bess und Krediswiss, das wäre für beide Seiten keine gute Geschichte.

Sagt der Wellershoff am Freitag, noch bevor die Financial Times über angebliche Übernahmeverhandlungen berichtet hat.

Gerade aus Sicht der U-Bess wäre eine Übernahme ihrer angeschlagenen, kleineren Konkurrentin mit Risiken verbunden.

Bilanzrisiken ebenso wie Reputationsrisiken.

So was kann ich mir nur in einer absoluten Notfallsituation vorstellen.

Die U-Bess ihrerseits hat bereits wiederholt klargemacht, dass sie kein Interesse an einer Übernahme der CS habe.

Dazu zwingen kann sie niemand. Aber Nationalbank und Finanzmarktaufsicht können die U-Bess dazu drängen.

Davon geht Wirtschaftsprofessor Thorsten Hens aus, der Vizedirektor des Bankeninstituts der Universität Zürich.

Die Nationalbank und die FINMA machen Druck.

Wie in Amerika, dort wurde an der globalen Finanzkrise auch einige Zwangshochzeiten arrangiert.

Merrill Lynch wurde gekauft von Bank of America usw.

Das ist halt eine Möglichkeit, wie man Vertrauen wiederherstellen kann in Banken.

Wenn der Bund sich verpflichten sollte, allfällige Risiken zu tragen, die mit einer Übernahme verbunden wären,

dann könnte die U-Bess ihren Widerstand womöglich aufgeben.

Die U-Bess, solle den Bundesrat um die Absicherung von Risiken gebeten haben, meldet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg.

Ob mit oder ohne staatliche Garantien.

Und der U-Bess-Leitung könnte rasch wieder Ruhe einkehren, sagt der Zürcher Wirtschaftsprofessor Hens.

Die übernehmende Bank, die gibt das Vertrauen dann an die Bank, die übernommen wird.

Und ja, ich denke, damit ist das Vertrauen wiederhergestellt.

Der Abfluss von Kundengeldern könnte gestoppt werden und das ist ja das große Problem der Creditswiss.

Aber eine Übernahme der ZS durch die U-Bess hätte weitreichendere Folgen allen voran für das Personal.

Wahrscheinlich wird es nicht gut kommen für viele Creditswiss-Mitarbeiter, wenn man die beiden Unternehmen zusammenführt.

Es gibt für jede Aufgabe erstmal zwei, den von der U-Bess, den von der Creditswiss, die sind im Wettbewerb miteinander und das ist keine angenehme Situation.

Zu befürchten ist, ein massiver Stellenabbau um Doppelspurigkeiten zu eliminieren, allein in den Bankfilialen landauf, landab.

Tausende Arbeitsplätze sind gefährdet. Darüber hinaus könnte die Wettbewerbskommission Vorbehalte anmelden,

denn beide Großbanken haben eine marktdominierende Stellung.

Finanzprofessor Hens relativiert, dank Reifeisen, Kantonal- und Regionalbanken,

spiele der Wettbewerb im herkömmlichen Bankengeschäft, dem sogenannten Retail-Banking.

Der Retail-Markt ist ziemlich umkämpft, also da mache ich mir keine Sorgen.

Und im Investment-Banking gebe es Konkurrenz von europäischen und US-amerikanischen Banken.

Dass eine ausländische Bank ebenfalls Interesse an der Creditswiss oder einzelnen Geschäftsteilen haben könnte, ist nicht auszuschließen.

Mit Blick auf den Wettbewerb wäre das von Vorteil. Doch es gehe um mehr, sagt der Bankenexperte.

Ich vermute, dass die UBS der natürliche Kandidat wäre, weil es eben auch um die Finanzstabilität in der Schweiz geht.

Und ich weiß nicht, ob eine ausländische Bank da Interesse daran hat.

Die müssen auf ihren eigenen Profit achten und nicht unbedingt auf die Finanzstabilität in der Schweiz.

Aber wäre die Finanzstabilität ohnehin nicht noch stärker gefährdet mit einer neuen fusionierten UBS-CS-Großbank?

Was, wenn die der einst ins Banken gerieten?

Auch hier beschwichtigt Thorsten Hens, der Vizedirektor des Bankeninstituts der Universität Zürich.

Die finanzielle Feuerkraft der Nationalbank wäre groß genug, um auch ein solches Unternehmen im Notfall zu stützen.

Doch zuerst müssen die beiden Banken nun entscheiden, ob sie sich zusammenschließen möchten und zu welchen Bedingungen.

Oder ob es noch Alternativen gibt.

Ich wohn lieber her.

Nun zu Manuel Risi. Er hat die Nachrichten über sich des Tages.

Und da geht es zunächst um den russischen Präsidenten Putin.

Dieser ist heute auf die Halbinsel Krim gereist, neun Jahre nach der Annexion.

Das russische Staatsfernsehen veröffentlichte Aufnahmen vom Besuch. Zu sehen ist Putin mit einer Gruppe von Behördenvertretern.

Laut der staatlichen Agentur Novos, die besuchte Putin in der Stadt Sevastopol eine Kunstschule und ein Zentrum für Kinder.

Der Besuch Putins auf der ukrainischen Halbinsel Krim erfolgt einen Tag nachdem der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag

einen Haftbefehl gegen den russischen Präsidenten erlassen hat.

Das Gericht wirft Putin Kriegsverbrechen vor. Er sei für die Verschleppung von ukrainischen Kindern verantwortlich.

Das internationale Abkommen, dass die Ausfuhr von Getreide aus ukrainischen Häfen am Schwarzen Meer ermöglicht, ist verlängert worden.

Das teilten die UNO und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mit.

Zur Dauer der Verlängerung gibt es jedoch keine Angaben.

Russland sagte zuletzt, es sei bereit, das Abkommen um 60 Tage zu verlängern.

Die Ukraine, die UNO und die Türkei drängten auf 120 Tage.

Das Abkommen wäre an diesem Wochenende ausgelaufen.

In Pakistan spitzt sich der Machtkampf zwischen Ex-Ministerpräsident Imran Khan und der amtierenden Regierung zu.

Khan reiste in die Hauptstadt Islamabad für eine Gerichtsanhörung.

Im wird unter anderem vorgeworfen, er habe während seiner Amtszeit teure Staatsgeschenke weiterverkauft.

Vor dem Gerichtsgebäude kam es zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Anhängern, Khans.

Zur selben Zeit hat die Polizei nach eigenen Angaben das Privatgrundstück und das Wohnhaus des ehemaligen Premierministers Imran Khan in Lahore gestürmt.

Weil Khan Waffen besessen haben soll, dutzende Anhängerkarns wurden bei der Polizeiaktion festgenommen.

Im April 2022 war Khan durch ein Misstrauensvotum als Premierminister abgesetzt worden.

Deutschland und Japan wollen künftig enger zusammenarbeiten bei der Verteidigung und bei der Versorgung mit wichtigen Rohstoffen.

Das teilten die beiden Staaten in einer gemeinsamen Erklärung mit nach einem Treffen zwischen dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz und dem japanischen Ministerpräsidenten Fumio Kishida in Tokio.

Der deutsche Bundeskanzler Scholz sagte nach dem Treffen, der russische Angriff der Ukraine habe gezeigt, welche Schwierigkeiten es gebe, wenn wirtschaftliche Abhängigkeiten in kritischen Bereichen zu stark seien.

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hat seine Anhängerinnen und Anhänger zu Protesten aufgerufen.

Er habe Informationen, dass er am kommenden Dienstag verhaftet werde, ohne dass ihm ein Verbrechen nachgewiesen werden könne, schrieb Trump auf seinem sozialen Netzwerk Truth Social.

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft gab dazu keinen Kommentar ab. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Trump wegen mutmaßlicher Schweigegeldzahlungen an eine Pornodarstellerin.

Trump plant für die Republikaner als Präsidentschaftskandidat nominiert zu werden.

Zum Sport der Schweizer Skiernfahrer Marco Odomath hat beim Saisonfinale in Andorra nochmals gezeigt, dass er derzeit das Maß aller Dinge ist. Odomath gewinnt den Riesenslalom mit über zwei Sekunden Vorsprung auf den Norweger Henrik Christoffersen.

Und er sammelt damit in dieser Saison 2042 Weltgepunkte, so viele wie kein Skifahrer je zuvor. Uli Reist.

Marco Odomath war in den letzten Wochen stets bemüht, den allfälligen Rekord herunterzuspielen. Das sei viel mehr ein Medienthema.

Er wolle sich auf die einzelnen Rennen konzentrieren, sagt er jeweils. Und man hatte immer schon den Verdacht, Odomath ist dabei wohl eher um Selbstschutz.

Im Spitzensport will jede und jeder gewinnen, immer.

Nun, nachdem er den Rekord geschafft hat, tunt es doch ein bisschen anders.

Wenn man weiss, was es braucht, um die auf 1950 Punkte zu kommen, dann vielleicht in der nächsten Saison oder so, wenn es jetzt nicht klappt, dann ist es definitiv einfacher, dass jetzt hier mit einem Rennen zu erledigen oder den Rekord erreichen darf.

Man muss es so sagen, Marco Odomath hat eine unglaubliche Saison hinter sich. Er gewann den Gesamtweltgöp, die Disziplinenwertungen im Super G und im Riesensalom und, nicht zu vergessen, zwei WM-Gold-Metallien.

Insgesamt gewann er in einer Saison 13 Weltgöprennen und damit bewegt sich der 25-jährige Nidwaldner in den Sphären von Skigrößen wie Ingermas-Denmark, Hermann Meier oder Marcel Hirscher.

Und nochmals zurück zu Manuel Riesi, er weiß, wie das Wetter wird.

Morgen ist es meist bewölkt mit wenigen Auffällungen und einigen Schauern im Norden.

Im Süden scheint zunächst die Sonne, später ziehen ebenfalls Wolken auf, die Temperatur erreicht 15 Grad.

Im Echo der Zeit auf Radio SRF geht es weiter mit diesen Themen, die SVP und das Klimaschutzgesetz. Der eigene Bundesrat wirbt für ein Jahr, doch die Delegierten sagen nein.

Die ägyptische Armee und ihre wirtschaftlichen Aktivitäten, wie die Militärs, die Entwicklung des Landesbehindern.

Und die Märzrevolution in Berlin vor 175 Jahren. Jugendliche spielen die Ereignisse von damals nach und machen sich Gedanken zur Gegenwart und zu ihrer Identität.

Ein Theaterbesuch im Echo der Zeit.

Nein zum Klimaschutzgesetz. Diese Parole für die Amstimmung vom 18. Juni hat die SVP heute gefasst und zwar einstimmig.

Interessant dabei war vor allem, dass Albert Rösti erstmals als Bundesrat an einer Delegiertenversammlung seiner eigenen Partei aufgetreten ist.

Als Energieminister musste er die Ja-Parole vertreten, also die Gegenposition.

Wie Rösti diese Aufgabe gemeistert hat, zeigte Bericht von Inland-Redaktor Raphael von Matt aus Meran im Kanton Genf.

Zum Auftakt gab es in der Mehrzweckhalle von Meran flotte Marschmusik.

Dann stimmte Parteipräsident Marco Gäser seine SVP auf das Nein zum Klimaschutzgesetz ein und blies den linksgrünen Parteien den Marsch.

Die Schweiz habe zu wenig Energie und diese sei zu teuer.

Linksgrün sei Schuld daran, dass die Energieversorgung der Schweiz im Winter unsicher sei.

Das Klimaschutzgesetz ist der indirekte Gegenvorschlag zur Gletscherinitiative.

Es sieht vor, bis 2050 eine CO2-neutrale Wirtschaft zu erreichen.

Die SVP hat gegen das Gesetz das Referendum ergriffen.

Das Klimaschutzgesetz sei am 18. Juni unbedingt abzulehnen, denn es verteuere die Energie weiter und bringe nichts, sagte Gäser vor den Delegierten.

Dann folgte der erste Auftritt des neuen SVP-Bundesrats vor den Delegierten seiner Partei.

Albert Rösti war sich der besonderen Umstände bewusst.

Ungewohnt war für Albert Rösti, dass er gegen die Haltung seiner eigenen Partei antreten musste.

Er legte bestimmt die wichtigsten Punkte des Klimaschutzgesetzes dar und plädierte ein

Entscheidender für die erneuerbaren Energien nun rasch auszubauen.

Obwohl Rösti um die Stimmen der SVP Delegierten warb, diese folgten ihrem Bundesrat nicht.

Mit 151 zu 0 Stimmen, also ohne Gegenstimme, lehnten sie das Klimaschutzgesetz ab.

Immerhin, dass der eigene Bundesrat eine andere Haltung vertrat,

dies nahmen die Delegierten ihm nicht übel.

Albert Rösti hat das sehr sportlich und hat das auch super gemacht und da habe ich auch Verständnis dafür.

Mit Albert bin ich zufrieden.

Auch für SVP-Parteipräsident Marco Giesa war die Haltung von Rösti kein Problem.

Trotz allem Wohlwollen in der Partei Rösti gegenüber.

Das einstimmige Nein zum Klimaschutzgesetz zeigt, die SVP bleibt in der Klimapolitik die Oppositionspartei.

Auch wenn der eigene Bundesrat versuchte, sie in die andere Richtung zu ziehen.

Nach Ägypten.

Der Ukrainekrieg und die Preissprünge für Energie und Nahrungsmittel haben auch den ägyptischen Staatshaushalt in Schieflage gebracht.

Vor einigen Wochen musste der internationale Währungsfonds IWF dem Land mit einem Kredit von 3 Milliarden Dollar unter die Arme greifen.

Die Hilfe ist allerdings an eine wichtige Bedingung geknüpft.

Ägypten muss die Rolle der Armee in der Wirtschaft zurückfahren.

Der Neute mischt das ägyptische Militär in fast allen Bereichen der Wirtschaft mit.

Vom Infrastrukturprojekten über den Tourismus bis hin zur Produktion von Lebensmitteln.

Darüber habe ich mit Stefan Roll gesprochen, er ist der Ägyptenspezialist der Stiftung Wissenschaft und Politik.

Er hat mir zunächst die vielfältigen wirtschaftlichen Aktivitäten der ägyptischen Armee beschrieben.

Na ja, wie Sie das schon gesagt haben, es ist tatsächlich so, dass das Militär überall letztlich mitspielt.

Wir sehen in allen Wirtschaftsbereichen im Grunde genommen Unternehmen des Militärs,

Aktivitäten des Militärs, also das reicht von Hotelketten, die das Militär kontrolliert,

über Energieunternehmen, über Unternehmen im Nahrungsmittelbereich,

aber vor allem natürlich über die Bauaktivitäten, die in Ägypten sehr wichtig geworden sind in den vergangenen Jahren,

wo Militärunternehmen eben mitmischen oder auch staatliche Behörden, die dem Militär letztlich unterstehen.

Und wie wird denn eigentlich begründet, dass der Armee zum Beispiel Teigwaren produziert oder Hotels betreibt?

Wie wird das gerechtfertigt?

Ich sehe nicht, dass das offensiv begründet wird.

Es wird halt einfach grundsätzlich gesagt, dass das Militär sozusagen absolut zentral ist für den ägyptischen Staat,

absolut zentral ist für die ägyptische Gesellschaft.

Tatsächlich haben ja auch sehr, sehr viele Familien, wahrscheinlich alle Familien, irgendwie Beziehungen zum Militär,

weil das ägyptische Militär eben so groß ist, ist auch eine Wehrpflicht Armee.

Das heißt also die Bezüge in die Gesellschaft, in die Bevölkerung hinein, die sind sehr, sehr groß.

Gibt es verlässliche Zahlen oder Schätzungen zum prozentualen Anteil der Armee an der ägyptischen Wirtschaft?

Also offizielle Zahlen besagen, dass wir da über weniger als ein Prozent reden.

Das hat Präsident Sissi selber mal gesagt.

Informelle Zahlen von europäischen, amerikanischen Analysten gehen da auf 30, 40, 50 Prozent hoch.

Ich kann ja ganz ehrlich sagen, ich weiß es nicht und es ist auch kompliziert, weil wir reden hier nicht nur über formelle Aktivitäten.

Also Firmen, von denen man tatsächlich weiß, sie gehören dem Militär, sondern die wirtschaftlichen Aktivitäten gehen darüber noch hinaus.

Wir haben einfach auch in privaten Firmen zum Beispiel ehemalige Offiziere sitzen.

Das sind jetzt keine Militärunternehmen, aber auch hier kann man davon sprechen, dass das Militär irgendwie seine Finger mit im Spiel hat.

Die ägyptische Armee hatte ja schon seit den 50er Jahren unter den damaligen Macht aber nasser eine sehr starke Stellung in der Wirtschaft.

Doch diese Stellung hat sie in den letzten Jahren sogar noch ausgebaut. Wie kommt das?

Naja, das hat was mit der Veränderung des politischen Rahms zu tun.

Das Militär hat faktisch 2013 ja die Macht wieder übernommen.

Man kann so sagen, es gab ein Militärputsch, bei dem der gewählte Präsident eben abgesetzt und eingesperrt wurde.

Und letztlich der damalige Verteidigungsminister, Abdel Fattah Assisi, dann ein Jahr später zum neuen Präsidenten gewählt wurde.

Und seitdem sehen wir hier einen wirklichen Anstieg der militärischen Wirtschaftsaktivitäten.

Und wir sehen auch, dass sich der rechtliche Rahmen für solche Aktivitäten sozusagen auch nochmal deutlich verbessert hat.

Also in einer Verfassungsänderung 2019 wurde das Militär praktisch über die Verfassung gestellt.

Hat also hier wirklich auch nochmal eine sehr herausragende Stellung, die letztlich solche Aktivitäten in gewisser Weise auch absichert.

Welche Folgen hat es denn, wenn eine Armee in der Wirtschaft eine derart dominierende Stellung hat?

Naja, also ich glaube das große Problem ist, dass das Ganze wahnsinnig intransparent ist, dass das eine, also Korruption öffnet das Tür und Tor.

Es zerstört natürlich den Wettbewerb, weil Militärunternehmen, militärische Wirtschaftsaktivitäten in Ägypten einfach auch staatlich massiv gefördert werden.

Zum Beispiel durch umfangreiche Steuerbefreiung Militärunternehmen müssen keine Grundsteuer zahlen, müssen keine Einkommensteuer zahlen.

Also hier gibt es einen deutlichen Wettbewerbsvorteil und ja letztlich wären eben freie Marktkräfte damit ganz klar außer Kraft gesetzt und das verhindert letztlich eine wirtschaftliche Entwicklung.

Ich habe bei Reportagenreisen auch junge Ägypter getroffen, die mir erzählt haben, dass sie als Rekruten in Militärbetrieben arbeiten mussten.

Also das Militär, das kann auch mit billigen Arbeitskräften operieren.

Völlig richtig, das ist ein anderer Faktor zusätzlich zu den Steuererleichterungen bzw. den Steuerbefreiung, dass man hier auf ein letztlich unbeschränktes Pool von Arbeitskräften, von preiswerten Arbeitskräften zurückgreifen kann.

Das ist definitiv auch ein Faktor.

Der ägyptische Präsident Assisi hat dem IWF nun zugesichert, es würden als Gegenleistung für den Kredit von 3 Milliarden US-Dollar Reformen durchgeführt und der Einfluss des Militärs werde in der Wirtschaft verringert.

Gibt es Anzeichen, dass dies auch tatsächlich passiert?

Ich bin da sehr skeptisch, weil letztlich sind das erstmal nur Lippenbekenntnisse. Es gibt jetzt ein Privatisierungsprogramm, bei dem über 30 Unternehmen letztlich privatisiert an die Börse gebracht werden sollen, öffentliche Unternehmen.

Und dabei sind wohl auch Militärunternehmen. Aber ob das wirklich passiert, in welchem Zeitrahmen das passiert, was dann mit den Einnahmen passiert, das sind alles offene Fragen.

Und deswegen werde ich da sehr, sehr vorsichtig jetzt schon zu sagen, dass wir hier einen neuen Trend sehen.

Das war Stefan Roll, er leitet die Forschungsgruppe Afrika und Mittlerer Osten bei der Stiftung Wissenschaft und Politik, die die deutsche Regierung berät.

An dieser Stelle nun noch ein Hinweis. Unser Nachbarland Österreich wird seit Jahren von schweren Polizkandalen heimgesucht.

Wir haben in Österreich ein ganz, ganz großes Korruptionsproblem und das ist auch das, was die Menschen von der Politik total entfremdet, weil man macht die Zeitung auf und sieht, sonderlich anständig ist das eigentlich nicht.

Das sagt Marco Pogo, der Gründer der Bierpartei. Pogo erreichte im letzten Herbst bei der Wahl des Bundespräsidenten überraschend den dritten Platz.

Ein Zeichen dafür, dass sich immer mehr Leute wegen der Skandale von den etablierten Parteien abwenden.

Die Korruption und ihre Ursachen, aber auch was man dagegen tun könnte, das sind die Themen der Sendung international morgen um 18.30 Uhr auf SRF 1 oder jetzt bereits im Internet.

In Berlin, direkt am Brandenburger Tor, liegt der Platz des 18. März. Er erinnert an die Märzrevolution von 1848.

Damals verlangten auch in Berlin junge Menschen Demokratie und Freiheit. Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. ließ auf sie schießen, dabei gab es über 250 Tote.

Dieses Wochenende gedenkt Berlin der Erreignisse vor 175 Jahren und würdigt sie als Beginn der Demokratisierung.

Schülerinnen und Schüler beteiligen sich mit einem Straßenteater. Sie haben sich aber nicht nur mit der Vergangenheit befasst, sondern auch mit ihrer Gegenwart und Identität.

Simon Pfadzer war bei den Theaterproben dabei.

Getränkekisten werden zu Barrikaden, denn es war beim sogenannten Barrikadenkampf in Berlin. Als viele Zivilisten ums Leben kamen, der blutige Teil der Märzrevolution hier in Kurzfassung.

Metternich wurde abgesetzt und ist geflohen. Wir nehmen meine Lieben Berliner das auf. Sie roten sie im Tiergarten zusammen, sie fordern eine Verfassung.

Sie üben sich im Widerstand. Diesen Widerstand schossen die Soldaten nieder.

Militär zurück! Militär zurück! Verrat! Verrat! Man schießt auf das Volk! Man schießt auf das Volk! Und das ist halt ein König! Ein deutscher König gezahlt!

Und jetzt geht ihr alle ab nach dort. Ihr nehmt die Leiche mit. Wir haben das geübt. Die Leichen bitte stocksteifen auf den Rücken.

Lehrerin Maden-Bomarius unterrichtet das Fach Darstellendes Spiel. Sie hat am Gymnasium in Dahlem das Stück erarbeitet.

Es ist so verführerisch, dass man große Helden aufbaut und dann diese Revolution, die letztendlich auch gescheitert ist, überhöht.

Und da wollte ich ganz und gar nicht hin. Das war für mich die größte Herausforderung. Mit den Schülern war die Herausforderung. Wie kommen Sie überhaupt mit diesem Thema klar?

Die Märzrevolution vor 175 Jahren ist schon sehr weit weg von den 16- und 17-Jährigen. Maden-Bomarius suchte also nach einer Verbindung zu heute.

Die Revolutionäre trugen damals alle kleine schwarz-rot-goldene Symbole und so thematisierte sie neben der Demokratisierung auch die Nation. Und was die Jungen heute für ein Verhältnis dazu haben.

Und da war gerade Weltmeisterschaft und ich habe sehr günstig dann diese ganzen Fan-Nationalitäten Sachen gekauft für die Schüler.

Ich habe die ihnen hingestellt und gesagt, so greift zu und niemand wollte.

Die Jugendlichen identifizieren sich nicht über solche Symbole.

Dann habe ich gesagt, gut, dann schreibt mir was dazu.

Diese Texte, diese differenzierte Auseinandersetzung mit der Nation haben die Lehrerin überrascht und so wurden sie Teil dieser Aufführung.

Mich stört es absolut nicht, Flaggen vor politischen Gebäuden zu sehen. Aber anderswo, ich finde es seltsam. Auf mich wirkt es einfach übermäßig stolz im Hinblick auf die eigene Nationalität.

Und schließlich bin ich hier nicht deutsch genug und dort schon wieder zu deutsch. Daher habe ich die Sprache gelernt, die Filme gesehen, das Essen gegessen und den größeren Anteil meiner Identität zurückgelassen.

Nur um am Ende eine Antwort wie Shinshan Chong zu hören, wenn ich stolz über meine Ethnizität und das Land, in dem ich geboren wurde, erzähle.

Als wäre meine Identität ein reiner Witz.

Das ist eine Nation, eine Familie, ein Zuhause, eine Gemeinschaft, ein Kartenhaus, der in Zusammenhalt gleichwertig von jeder einzelnen Karte abhängt.

Ein Himmel, der durch ein Verbrechen eines Menschen zur Hölle werden kann.

Deutschland ist für mich ein Privileg, Krankenkassen, Bildung, Demokratie. Deutschland ist ein Privileg für Privilegiert, Privatsversicherheit, Alltagsrassismus, 13 Millionen Armut, Nazis, Potschweigen, Generalamnisi.

AfD, bist du 25 Prozent im Landtag? Nichts gelernt? Kindheit, Strohblpeter, Zimtschnecke.

So gelang es auch, über Nation und Identität seine Brücke zu schlagen, zu heute.

Also ich fand das erstmal sehr, sehr verwirrend mit den Symbolen und so.

Ich kenne die nur von der WM und selbst da, finde ich mir da sehr unsicher, die zu tragen.

Auf jeden Fall hat es aber irgendwie geholfen, mehr nachzuvollziehen, was damals passiert ist und was sie damals empfunden haben.

Wir haben schon allein bei einer kleinen Gruppe gesehen, dass jeder eine komplett verschiedene Geschichte einfach so mit der Nation und sich hatte.

Alle haben verschiedene Hintergründe irgendwie von woher sie wirklich kommen.

Und jeder hatte irgendwie was Neues zu erzählen eigentlich und das fand ich sehr interessant.

Es war auch ziemlich tauchig zu sehen, dass einige meiner Kassenkameraden da eigentlich ein bisschen schon darunter gelitten haben.

Mit dieser Frage, wo gehöre ich in, welche Nation habe ich jetzt?

Doch heute bei Blaum Himmel und Sonnenschein unter den Linden mitten in Berlin haben die langen Ausläufer der dramatischen Märzrevolution dann doch noch für einen Glücksmoment gesorgt.

Nicht nur bei Maren Bomarius.

Sie haben wirklich laut gegen den Verkehr hier angesprochen und die Sache verteidigt.

Es war wirklich wunderschön. Es hat sehr viel Spaß gemacht.

Und wir haben so viel positive Rückmeldung bekommen, dass wir die Leute berührt haben, einige hatten Tränen in den Augen, besonders bei den Texten.

Wir sind rundum glücklich und zufrieden.

Das war eine Reportage von Deutschland-Korrespondentin Simon Pfadzer.

Und das war der 6. der Zeit am Samstag, den 18. März, mit der Redaktionsschluss um 18.29 Uhr.

Über die weitere Entwicklung im Fall CS und UBS informieren wir Sie in den Nachrichten und in der SRF News App.

Verantwortlich für die heutige Sendung ist Franco Battel für die Nachrichten Yvonne Lambricker. Mein Name Matthias Kündig.

Das war ein Podcast von SRF.

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Auch der 50-Milliarden-Hilfskredit der Nationalbank hat die Lage der CS nicht zu beruhigen vermocht. Springt nun die Konkurrentin UBS als Retterin ein? Die "Financial Times" schreibt, dass die beiden Grossbanken an diesem Wochenende genau darüber sprechen. Orchestriert von der Finanzmarktaufsicht und der Nationalbank.

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