Echo der Zeit: Gelingt Pierre Maudet die Rückkehr in die Genfer Regierung?
Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) 4/2/23 - 28m - PDF Transcript
Radio SRF Echo der Zeit mit Simon Hulliger.
Unsere Zemen am 2. April, die Rückkehr des Pierre Mode, eines deines korruptionsteligtes
Schuldigesprochen, schafft er sich heute eine gute Ausgangslage für eine Wiederwahl
in die Genfer Regierung. Die Rückkehr der Frauen, im Kandolozern gelingt er mit der
Politikerin Michaela Chour die Wahl in die Regierung. Diese Regierung war acht Jahre
rein männlich besetzt. Dann Tauwetter zwischen Griechenland und der Türkei. Das verheerende
Erdbeben habe den Ton in der türkischen Außenpolitik maßgeblich verändert.
Das vergeht kaum einen Tag, an dem aus Ankara nicht wohlwollende Töne zu hören sind.
Sagt die Beobachter in Griechenland, was steckt dahinter? Und Gleichberechtigung statt Gleichstellung,
weil Frauen andere Vorlieben hätten als Männer, sei die Vorderung nach konsequenter Gleichstellung.
Schwierig, weil so lange Frauen nicht überall die gleichen Interessen haben wie Männer,
werden sie sich wahrscheinlich auch nicht überall genauso einfinden wie Männer.
Der Soziologe Martin Schröder im Echo-Gespräch
Wir beginnen die Sendung mit den Nachrichten und Michael Wettstein. Die Bundesanwaltschaft
hat rund um die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS-Ermittlungen aufgenommen.
Es geht um Informationen, die an internationale Medien durchgesickert sind, bevor die Übernahme
durch den Bundesrat und weitere Stellen heute vor zwei Wochen bekannt gegeben wurde. Die
Bundesanwaltschaft will nun abklären, wie diese Informationen an die Medien gelangt sind. Sie
bestätigt eine entsprechende Meldung der NCZ am Sonntag. Die Bundesanwaltschaft wolle Informationen
sichern und auswerten, um allfällige Straftaten, die in ihre Zuständigkeit fallen, zu identifizieren
und analysieren, heißt es. Bei Ausschreitungen in den Zürcher Stadtkreisen 4 und 5 sind
gestern Abend sieben Mitarbeitende der Stadtpolizei Zürich verletzt worden. Mehrere parkierte
Fahrzeuge und weitere Gegenstände sind beschädigt worden. Das hat am Nachmittag die Stadtpolizei
Zürich bekannt gegeben. Die Einsatzkräfte seien unter anderem mit Eisenstangen, pyrotechnischen
Gegenständen und Molotov-Cocktails angegriffen worden. Die Polizei habe mit Gummischrot,
Trennengas und einen Wasserwerfer eingesetzt. Insgesamt 17 Personen sind festgenommen worden.
Ins Ausland, in Israel hat die Regierung den Weg geebnet, um eine sogenannte Nationalgarde
zu gründen, das melden verschiedene Nachrichtenagenturen übereinstimmend. Was genau die Kompetenzen
und Zuständigkeiten der neuen Einheit sein sollen, ist unklar. Kritikerinnen und Kritiker
befürchten, dass sie direkt dem rechtsextremen Polizeiminister Itamar Benguer unterstellt
werden könnte. Laut Beobachterinnen und Beobachtern macht Ministerpräsident Benjamin Netanyahu
Benguer mit der Nationalgarde ein Zugeständnis, um diesen im Streit rundum die Justizreform
in der Regierung halten zu können. Die Außenminister Russlands und der USA,
Serge Lavrov und Anthony Blinken haben miteinander telefoniert. Mehrere Nachrichtenagenturen
melden, in dem Gespräch sei es unter anderem um einen amerikanischen Journalisten gegangen,
der kürzlich in Russland festgenommen wurde. Russland wirft dem Journalisten Spionage vor.
Blinken habe Lavrov dazu aufgerufen, den Journalisten frei zu lassen. Lavrov antwortete
laut der Nachrichtenagentur Reuters, dass das Schicksal des Journalisten von einem
Gericht entschieden wurde. Saudi-Arabien, Irak und weitere Ölförderländer der Allianz
OPEC Plus haben angekündigt, ihre Förderung bis Ende Jahr zu drosseln. Und Russland gibt
an, an der aktuellen Menge festhalten zu wollen. Russland hatte die Fördermenge schon
früher reduziert. Von Mai bis Ende Jahr dürfte damit die Ölproduktion täglich um rund
eine Million Barrel niedriger ausfallen. Ein Barrel entspricht knapp 160 Litern. Die
offizielle Begründung lautet, es handelt sich um eine Vorsichtsmaßnahme zur Stabilisierung
des Marktes. Die Staaten des OPEC Plus Verbundes haben einen weltweiten Marktanteil von etwa
40 Prozent. Zum Sport mit Jan Zürcher, die Flandern
Rundfahrt gehört zu den wichtigsten Eintagesrennen des Radsports. Bei der heutigen Austragung
setzt es sich einer der großen Favoriten durch. Der Slovenitadej Pogacar ist sein Konkurrenten
heute beim über 273 Kilometer langen Rennen keine Chance. Dies ist sein erster Sieg bei
der Flandern Rundfahrt, damit setzt seinen weiteren Meilenstein in seiner noch jungen
Radsport-Karriere. 17 Kilometer vor dem Ziel setzte der 24-Jährige zum Angriff an und
gewann Solo vor dem zweiten Topfavoriten und Vorjahres Sieger Mathieu van der Poel aus
der Niederlande. Als dritter Vorderdäne Mats Pedersen über
die Ziellinie mit Stefan Künk, wo auch ein Schweizer unter die besten zehn, der Thurgauer
wurde am Schluss sechster. Damit verpasst er sein bestes Karriereergebnis bei diesem
Rennen noch knapp. Letztes Jahr wurde Künk fünfter. Bereits
nächsten Sonntag steht mit Pari Rube der nächste Frühjahres-Klassiker auf dem Programm. Dort
vor Künk letztes Jahr sogar auf das Podest. Und jetzt um Wetter, Michael Wettstein.
Im Norden liegt morgen zuerst Hochnebel, spätestens am Nachmittag wird es Sonnig. Mit Biese erreicht
die Temperatur höchstens acht Grad. Im Süden scheint meistens die Sonne die Temperatur erreicht
19 Grad. Der Kanton Genf hat heute Regierung und
Parlament gewählt und erstanden im Vorfeld zwei Fragen im Fokus, kann sich die links-grüne
Mehrheit in der Regierung halten und gelingt Pierre-Maudet als politische Comeback. Zur
Erinnerung, Pierre-Maudet, der ehemalige Bundesratskandidat, machte sich eines Korruptionsdeliktes
schuldig, da er sich eine Reise nach Abu Dhabi hat spendieren lassen. Er wurde vor zwei Jahren
aus der Regierung abgewählt. Nun will er es wieder wissen und tritt an mit einer eigenen
Partei, move more, liberty, justice, sozial. Frage nun an Westschweiz-Korrespondentin
Valerie Wacker. Wie hat sich Pierre-Maudet geschlagen? Ja, viel besser als allgemein
angenommen. Dass Pierre-Maudet sein Comeback schaffen könnte, das hatten hier unten einige
auf der Rechnung. Nicht aber, dass das schon im ersten Wahlgang geschieht. Sein Move more
justice, die liberty, social hat den Sprung ins Parlament tatsächlich geschafft. Die 7-Prozent-Hürde
passiert. Maudet ist also mindestens ins Parlament gewählt. Bei der Regierung, da liegt er bei
den 7-Sitzen auf Platz 5 aktuell. Zum Parlament kommen wir gleich. Bleiben wir noch bei der
Regierung. Rot-Grün ist ja geschlossen angetreten mit dem Ziel, die Mehrheit zu sichern, die
sie bei den letzten Wahlen erreicht haben. Ist Rot-Grün auf Kurs? Ja, sie sind auf Kurs,
aber man muss dazu sagen noch. Denn es dürfen noch viel passieren bis Ende Monat bis zum
zweiten Wahlgang. Die Bürgerlichen haben bis jetzt keine Allianz geschmiedet und das
dürfte sich bis Ende Monat ändern. Und damit könnte sich dann auch das Kräfteverhältnis
in der Regierung, in der Genfer-Regierung nochmals ändern. Übrigens steht fest, niemand ist
im ersten Wahlgang in die Regierung gewählt. Auch Finanzministerin Natalie Fontané von der FDP
hat zwar ein Glanzresultat erzielt, aber nicht das Absolute mehr erreicht. Der zweite Wahlgang wird
also ziemlich spannend. Besonders die Frage, wer mit wem zusammenspannt? Ja, wer mit wem zusammengeht,
das wird die große Frage in den nächsten Wochen. Und vor allem wagt sich jemand an eine Allianz
mit Mude. Fest steht, im Parlament gab es heute einen Rechtsrutsch und die bürglichen Kräfte
werden alles daran setzen, sich auch in der Regierung die Mehrheit zurückzuholen. Schauen wir
noch aus Parlaments. Sie haben gesagt, es gab einen Rechtsrutsch. Ist das das große Bild,
das sich dort zeigt? Ja, es ist wirklich ein deutlicher Rechtsrutsch passiert im Kanton
Gämpf. Die Linksausenparteien von Ensemblea Gauch, die sind aus dem Parlament gefallen. Aber diese
Linksausenstimmen, die gingen nicht rüber zu SP und Grünen. Diese beiden Parteien, die bleiben
stabil zulegen, konnten Protestparteien, wie eben das Mouvement situé à Ginevoire oder Modes
libre de justice social. Und das alles auf Kosten von etablierten Parteien der FDP und auch die
Mitte, beide verlieren Sitze. Die definitiven Resultate, die kommen in wenigen Stunden. Das war
Westschweiz-Korrespondentin Valerie Wacker. Echore Zeit auf Radio SRF. Bei uns geht es weiter mit dem
Blick in den Kanton Luzern. Auch dort werden Parlament und Regierung gewählt. Mit der Annäherung
zwischen der Türkei und Griechenland, die auch mit den USA zu tun hat. Mit einem zahlenbasierten
Plädoyer für einen Chancenfeminismus. Und mit Afghanistan. Eineinhalb Jahre nach der Rückkehr
der Taliban mussten sich Mädchen und Frauen erneut fast vollständig aus der Öffentlichkeit
zurückziehen. Dies ist das Thema der Sendung international, heute im Radio und immer auch
als Podcast oder via SRF. Sehr schreckstrich Audio. Die Regierung des Kantons Luzern war in
den letzten acht Jahren in rein männlicher Besetzung. Mit den heutigen Gesamteneuerungswahlen
sind diese Zeiten vorbei. In der fünfköpfigen Luzern-Regierung ist neu eine Frau vertreten
und im zweiten Wahlgang dürfte es noch eine zweite in die Regierung schaffen. Aus Luzern
berichtet Zentralschweiz-Korrespondent Christian Ökslin. Die Frauen melden sich zurück in
der Luzerner Kantonspolitik. 350 raten zu den Kantonsratswahlen an. Sieben zu den
Regierungsratswahlen. Beide Zahlen sind ein Rekord. Und eine Frau freut sich heute ganz besonders.
Michaela Tschuor von der Mitte-Partei schafft als neue Kandidatin auf Anhieb den Sprung in die
fünfköpfige Kantons-Regierung. Also das ist wirklich für mich ein einmaliges Resultat und das
zeigt mir auch, es ist die richtige Zeit für eine Frau, für eine bürgerliche Frau. Das ist nicht
nur wichtig für mich persönlich, sondern es ist vor allem wichtig für die ganze Luzerner Bevölkerung.
Nur die beiden bisherigen Regierungsräte Fabian Peter von der FDP und Reto Wies von der Mitte
holen mehr Stimmen als die 45-jährige Gemeinde Politikerin. SVP-Vertreter Armin Hartmann landet
auf dem vierten Platz, verpasst aber das absolute Meer. Er dürfte die Wahl im zweiten Wahlgang jedoch
schaffen. Um den fünften und letzten Sitz kämpfen damit die beiden Kandidatinnen von SP und
Grünliberalen. Und das heißt, in der Luzerner Regierung werden künftig zwei Frauen politisieren.
Damit bedeuten diese Wahlen auch einen Erfolg für den Verein Frauen-Luzern-Politik. Das
überparteiliche Netzwerk wurde vor fünf Jahren gegründet, mit dem Ziel, mehr Frauen in die
Regierung und ins Parlament zu bringen. Claudia Bernasconi, Co-Präsidentin des Vereins sagt,
Also ich freue mich riesig, es ist wichtig, dass in der Regierung auch Frauen vertreten sind,
die gemischten Gremien funktionieren besser und wir freuen uns natürlich sehr, dass jetzt
eine Frau mindestens im ersten Wahlgewalt geworden ist. Der zweite, der Zimmer überzogen wird,
auch noch einmal eine Frau kommt. Der Verein Frauen-Luzern-Politik organisierte in den letzten
Jahren verschiedene Veranstaltungen, wo politinteressierte Frauen sich austauschen konnten und wo
amtierende Politikerinnen über ihr Amt berichtet. Dabei sei es vor allem darum gegangen,
den Newcomerinnen die Angst vor dem Frauen-Politalltag zu nehmen. Wir haben sicher Frauen motiviert,
Mutter in Politik zu gehen, Mutter anzustehen, ihre Meinungen vertreten. Ich glaube, das ist
die grösste, die wir mit diesem Verein erreicht haben. Die Arbeit der vergangenen Jahre haben
sich gelohnt, ist Claudia Bernasconi überzeugt. Ob sich das Engagement auch auf die Wahl von mehr
Fraueninsel zu einer Kantonsparlament ausgewirkt hat, ist noch offen. Hier stehen die definitiven
Resultate noch aus. Auch der Kanton Tessin wählt heute Parlament und Regierung, noch liegen aber
keine aussagekräftigen Resultate vor. Das Verhältnis zwischen der Türkei und Griechenland ist seit
Jahren geprägt von Konflikten. Athen und Ankara streiten sich um Hoheitsrechte und Energievorkommen
in der AGS und im östlichen Mittelmeer. Der türkische Präsident Erdogan drohte Griechenland
gar offen mit einer Invasion. Doch nun hat sich die Tonart verändert. Auslöser war das verheerende
Erdbeben der Türkei und Syrien. Griechenland zeigte sich solidarisch, schickte Rettungstruppen,
der griechische Außenminister flog umgehend ins Katastrophengebiet und traf seinen türkischen
Amtskollegen. Diese Anteilnahme führte in der Türkei zu einem Stimmungswandel, auch türkische
Medien sprachen plötzlich von den Brüdern in Griechenland. Ronald Meinardus ist Leiter des
Mittelmeerprogramms bei der griechischen Denkfabrik Eliamep. Er hat mir diese neue Stimmungslage
beschrieben. Ja, eine andere Stimmung insofern, weil es einen unterschiedlichen Tag und Nacht ist und
noch am Vorabend des schrecklichen Erdbebens hat die türkische Regierung relativ offen den
Griechen gedroht und in den Wochen und den Monaten vor diesem schrecklichen Erdbeben Anfang
April ist wirklich kaum ein Tag vergangen, ohne dass nicht zum Teil sehr kriegerische Drohungen
in Richtung Athenen ausgesprochen wurden. Und das ist wirklich ein Sinneswandel,
der nur als radikal zu bezeichnen ist. Und das hat eindeutig auch mit der veränderten Stimmung
in der Türkei zu tun. Man kann sagen, dass die so zu kulturelle Grundlage gewissermaßen in der
Bevölkerung sich geändert hat. Auf einmal änderte sich das Narrativ und der Regierung
wurde es möglich, auf einmal diese freundschaftlichen Töne auszusprechen. Und diese freundschaftlichen
Töne halten an auf verschiedenen Ebenen. Inzwischen kann man fast sagen, es vergeht kaum
einen Tag, an dem aus Ankara nicht wohlwollende Töne zu hören sind. Und am 25. März ist es
ein ganz besonderer Tag für die Griechen. Dem Tag, an dem der Aufstand gegen die Türkenherrschaft
hier begann, hat kein anderer als Erdogan dem griechischen Ministerpräsidenten, den er freundlich
mehr sehen wollte, doch ein sehr schmeichelhaftes Glückwundstelegramm geschickt, das hier in den
Medien natürlich die Runde machte. Ist denn dieser Wandel in der türkischen Außenpolitik nur auf
Griechenland bezogen? Oder sehen Sie diesen auch ziemlich grundsätzlich? Ich glaube, man muss den
griechischen türkischen Bereich in einem erweiterten Kontext sehen. Wir beobachten in den Wochen nach dem
Erdbeben doch eine ganz beeindruckende Kurskorrektur der türkischen Politik, die im Westen immer
kritisiert wurde, dass sie zu nah an der russischen Seite stünde. Erdogan hat immer auf seine
Autonomie gepocht. Aber wir sehen das sehr, sehr eindrücklich jetzt in der Ratifizierung des
Beitritts der Mitgliedschaft Finders in der NATO. Ein Paukenschlag gewissermaßen für die NATO,
aber auch für die türkische Außenpolitik. Weniger schlagzeilen trächtig, aber nicht
unbedeutend ist die Abkehr der Ankeras von der Verweigerung der Sanktionierung Russlands. Ankeras
und die Türkei galten immer als Schlupfloch für die Hintergierung der Sanktionen. Dort hat die
Türkei jetzt ohne großes Aufheben sich jetzt klammheimlich den westlichen Sanktionen gegen
Russland angeschlossen. So hört man von westlichen Diplomaten in der Türkei und so hört man in
ausgewählten Pressemitteilungen. Ein ganz wichtiges Thema ist schließlich das Thema der S400 Raketen.
Es ist ein Spezialgebiet. Das sind russische Raketen, die die Türken vor einigen Jahren gekauft haben und
die zu einer sehr, sehr deutlichen Verstimmung zwischen den USA und der Türkei geführt haben.
Und jetzt hören wir von Experten in der Türkei, dass die Türkei diese S400 und die S300 gar nicht
mehr braucht und ihre eigenen Entwickler. Und wenn das S400-Thema nicht mehr im Raum stehe,
dann könnte man wirklich von einer sehr, sehr grundlegenden Änderung der US-türkischen Beziehung
sprechen. Und all das steht natürlich im Zusammenhang mit diesem schrecklichen Erdbegen.
Also, dass Präsident Erdogan erkannt hat, wenn er Hilfe benötigt, dann kommt diese aus dem Westen.
Das ist der Hintergrund. Es ist, glaube ich, in den ersten Wochen deutlich geworden, dass die
materielle Hilfe überwiegend nicht jetzt von Russland oder von China oder von Erdogans Freund
in Katta kommt, sondern es ist deutlich geworden, dass die aus dem Westen kommt, aus der Europäischen
Union, aber vor allen Dingen von den Amerikanern. Und ich gehe davon aus, dass die Amerikaner
ziemlich deutlich gemacht haben, okay, wir helfen euch, wir helfen euch möglicherweise auch,
Unterstützung von dem IWF zu bekommen. Aber dafür müsst ihr ein, zwei, drei Dinge machen.
Und in diesem Kontext ist eine Entspannung zwischen Griechenland und der Türkei für den Westen eine
ganz wichtige Voraussetzung für eine massive amerikanische und westliche Unterstützung der
Türkei. Der Westen, Sie haben es geschildert, hat ein Interesse an eine Annäherung. Wer profitiert
denn eigentlich von den Spannungen zwischen der Türkei und Griechenland? Also, wer hat kein
Interesse an eine Annäherung? Wenn der Westen ein Interesse hat, dann haben die Feinde oder
der Feind des Westens kein Interesse. Der Westen hat ein Interesse, weil in diesem Moment ist die
Hauptpriorität des Westens eine geschlossene Front gegenüber dem russischen Aggressor an der
Orkeane. Auf der anderen Seite ist natürlich Russland, Moskau gar nicht daran interessiert,
dass hier eine Südausklangte der NATO Harmonie herrscht. Also, die Russen sind ein Störfaktor,
aber im Moment nicht zuletzt dank oder wegen ihrer wirtschaftlichen Schwäche ziehen sie den
Kürzerin. Und ich habe das Gefühl, dass der Westen dort anders als das vor noch ein paar Monaten
vor dem Erdbeben der Fall war, mehr bessere Karten hat. Ronald Meinatus ist Leiter des Mittelmeer
Programms bei der griechischen Denkfabrik Eliamep. Den Frauen gehe es besser, als der Feminismus uns
glauben lässt. Dies sagte deutsche Soziologe Martin Schröder in seinem Aktwellenbuch. Anhand
einer großen deutschen Langzeitstudie mit über 700.000 Befragten zeigte auf, dass Männer und
Frauen mit ihren Leben fast gleich zufrieden sind. Es gebe keine pauschale Benachteiligung mehr von
Frauen. Männer und Frauen in Deutschland hätten im Wesentlichen das Leben, das sie haben wollten.
Denn Frauen gehe es besser, als die Feminismus uns glauben lassen. Ich wollte von Soziologe
Martin Schröder wissen, wie er zu dieser Aussage kommt. Naja, es gibt übrigens auch in der
Schweiz mit dem schweizerischen Haushaltspanel, wie sie sagen, einfach Untersuchungen, die viele
Jahrzehnte lang immer wieder ein Querschnitt der Bevölkerung abbilden. Und da sieht man eben nicht
nur, dass die Lebenszufriedenheit der Menschen, sowohl übrigens der Frauen als auch der Männer
relativ hoch ist, so ungefähr sieben oder acht von zehn ist es meistens, sondern man sieht eben
auch keine Unterschiede zwischen den Frauen und den Männern. Und nicht nur das, auch wenn sie nach
einzelnen Aspekten fragen, sind sie denn zufrieden mit ihrem Job, mit ihrem Privatleben. Da sind die
Menschen, nicht nur die Frauen, auch die Männer recht zufrieden, eben viel zufriedener, als man
immer wieder liest. Also die Frauen sind zufrieden mit dem Leben, mit der Arbeit, im Privatleben. Wir
erklären Sie, dass eine Kleinkindererzieherin, die mit ihrem Lohn so knapp durchkommt oder eine
Rentnerin, die wegen der jahrlangen Teilzeitarbeit fast keine Rente bekommt oder der Frau, die sich
vor ihrem gewalttätigen Mann fürchtet. Genau, da sprechen sie natürlich einen ganz, ganz wichtigen
Punkt an. Also ungefähr 15 Prozent aller Menschen sind auf dieser Skala von 0 bis 10 mit der Zufriedenheit
gemessen wird in der unteren Hälfte. Und das darf man natürlich auch nicht kleinreden. Also mein
Argument ist sozusagen über den Durchschnittswert und zum Beispiel 50 Prozent aller Menschen geben
sich acht, neun oder zehn Lebenszufriedenheitspunkte, aber damit will ich natürlich nicht bestehendes
Leid kleinreden. Und es gibt drei Punkte, wo das Argument nicht funktioniert. Das ist einmal
sexuelle Belästigung, die trifft natürlich fast ausschließlich Frauen. Das ist einmal Gewalt
in Beziehung, das trifft ausschließlich Frauen und das sind vor allem Alleinerziehende. Bei allen
anderen Faktoren, wenn Sie einfach nur fragen, sind Sie mit Ihrem Job zufrieden oder so, da sind
die durchschnittlichen Lebenszufriedenheitswerte eben doch sehr hoch. Erstaunlich ist ja auch
Ihre Aussage, dass je mehr Gleichberechtigung es in einer Gesellschaft gibt, desto geringer ist
die Gleichstellung. Können Sie das erklären? Das ist das sogenannte Gender Equality Paradox und
das ist eben in der Tat so, also umso gleichberechtigter Länder sind. Ganz oben wären dann so
Schweden, Dänemark, Norwegen, Finnland. Umso mehr unterscheiden sich die Interessen von Männern
und Frauen und umso mehr unterscheiden sich auch die tatsächlichen Ausbildungsgänge, die Männer
und Frauen einschlagen. Und weil Männer und Frauen unterschiedlicher werden, umso freier sie
sind, wird es natürlich umso schwieriger, sie wieder gleich zu machen, weil erst mal ihre Interessen
und auch ihre Berufsinteressen immer weiter auseinandergehen, umso mehr Möglichkeiten sie haben,
frei zu leben. Also je gleichberechtigter Frauen und Männer sind, umso weniger Frauen wählen typische,
sag ich mal, Männerberufe. Ganz genau so, ja. Also die Länder, wo Frauen am öftesten typische
sagen immer Frauenberufe machen, das sind eben Schweden, Dänemark und so weiter. Die Länder,
wo Frauen am öftesten zum Beispiel Ingenieurswissenschaften studieren, das wären dann Türkei,
Saudi-Arabien, also Länder, die man was Gleichberechtigung angeht, vielleicht nicht immer unbedingt
als Vorbild ansehen möchte. Also die Zahlen sagen, die sie anschauen, diese Unterschiede,
die können man eigentlich eben nicht mit Benachteiligung erklären, sondern mit den
unterschiedlichen Vorlieben, die Männer und Frauen haben. Aber woher kommen dann diese unterschiedlichen
Vorlieben? Sind diese nicht auch eben von der Gesellschaft geprägt, von Vorbildern oder eben
fehlenden Vorbildern oder von Bestätigung, die man erfährt, wenn man sich rollenkonformen verhält?
Ja, auf jeden Fall. Also niemand bezweifelt, dass Erziehung und auch unsere generellen
gesellschaftlichen Rollenbilder natürlich einen Einfluss auf Menschen haben. Nur dann müsste
man eben argumentieren, warum der zum Beispiel in Schweden oder Norwegen stärker wäre als jetzt
zum Beispiel in Saudi-Arabien oder der Türkei. Und das andere Problem ist eben, weil man das so
schwer auseinanderhalten kann, wäre eben das Argument, wir wissen zwar nicht, warum die Leute
wollen, was sie wollen, aber wichtig ist erstmal, dass sie so leben können, wie sie wollen, weil
wir eben gar nicht auseinanderhalten können. Kommt das von denen, wie stark ist der Anteil der
Gesellschaft und so weiter. Und das ist einfach der Grund, warum ich immer dagegen wäre, sozusagen,
die Menschen müssen so und so leben. Ja, wenn die Frauen nicht das machen, was die Männer machen,
ist es komisch. Und darum ist Gleichberechtigung, wo einfach jeder erstmal die gleichen Rechte zu
leben hat, wie er oder sie möchte. Vielleicht auch ein sinnvolleres Ziel als Gleichstellung,
wo man erstmal alle Leute anschaut, die nicht, naja, gleichgestellt leben, obwohl die Interessen
aber oft stark auseinandergehen. Und darum auch ihre Forderung, dass es die beste Kinderbetreuung
der Welt brauchen, damit eben alle Männer und Frauen das Leben so leben können, wie sie möchten.
Genau, so was wie eine tolle Kinderbetreuung zu haben, das kann quasi nie schaden, weil es nur
ein Angebot ist. Also, dass ich zwinge ja niemand, sie in Anspruch zu nehmen, nur weil sie da ist. Aber
umso mehr wir solche Möglichkeiten schaffen, umso mehr können wir eben sicher sein, dass Menschen
wirklich das Leben leben können, das sie haben möchten. Und der Feminismus, den Sie beschreiben,
der hat ein anderes Ziel. Nicht der Feminismus, sondern es gibt sozusagen einen Chancenfeminismus,
der eben genau diese Argumentation hat, also Menschen sollen das Leben leben können,
das sie haben möchten. Da gehören zum Beispiel Catherine Hakim zu. Viele Philosophen auch,
aber es gibt eben auch so eine Art, man könnte es Gleichstellungsfeminismus nennen, der sagt,
naja, wenn irgendwo nicht 50 Prozent Frauen sind, dann kann da was nicht stimmen. Und da ist dann
tatsächlich mein Argument schwierig, weil so lange Frauen nicht überall die gleichen Interessen haben
wie Männer, werden sie sich wahrscheinlich auch nicht überall genauso einfinden wie Männer.
Was Sie auch schreiben, Frauen werden schon auf dem Arbeitsmarkt benachteilt, aber nicht,
weil die Frauen sind, sondern falls sie Kinder bekommen. Der Unterschied verläuft also nicht
zwischen Männer und Frauen, sondern zwischen bevorteilten kinderlosen Frauen und benachteiligten
Müttern. Sind es also die Mütter, die noch immer die größte Benachteiligung erleben?
Das kann man, denke ich, sehr gut argumentieren. Also man sieht zum Beispiel, wenn man über 21.000
Bewerbungen wurden in sechs Berufe, in sechs Ländern verschickt und im Schnitt wurden mittlerweile eher
die Frauen als die Männer eingeladen. Das heißt zu Bewerbungsgesprächen. Das heißt,
Frau an sich scheint sozusagen nicht das Problematsch-Kriterium zu sein. Was man aber durchaus
immer wieder sieht, ist das Mütter oder sozusagen, ich nenne das jetzt mal so Frauen, die Gefahr laufen,
bald Mutter zu werden, durchaus bei gleichen Qualifikationen für weniger kompetent gehalten
werden und auch weniger eingestellt werden. Und das ist ganz klarer Diskriminierung. Die muss
abgestellt werden. Die richtet sich aber nicht sozusagen gegen die Kategorie Frau, sondern die
richtet sich gegen die Kategorie Mutter. Das heißt hier, genauso wie bei Alleinerziehenden zu
argumentieren, Mütter und auch Väter, die sich um Kinder kümmern, aber öfter sind es nun mal die
Mütter, die brauchen besondere Unterstützungsleistung, weil hier zeigen auch die aktuellen empirischen
Studien, hier scheint eine Diskriminierung zu sein, die aber, dass es die andere Seite gegen
kinderlose Frauen nicht mehr wirklich sichtbar ist, in den allerneuesten Studien zumindest.
Ihr Buch hat ja auch zu Widerspruch geführt, die Süddeutsche Zeitung, die schrieb, am Ende ist
es vor allem, dass das Interesse des Autors an den Komplexitäten seines Themas, dass das Buch so
unverschämt macht und so enttäuschend. Was löst diese Kritik bei Ihnen aus? Ja, ich meine, ich
zitiere 250 Studien, davon 50 aus den letzten drei Jahren, fast alle in beguteten Fachzeitschriften.
Das Buch hat 450 Fußnoten. Ich habe mich drei Jahre mit diesem Thema beschäftigt. Also ich muss es
jetzt mal so sagen, wer dann sagt, ich habe ein Desinteresse für dieses Thema oder ich habe
keine Kompetenz in diesem Thema oder wer sogar sagt, ich darf dazu nicht schreiben, weil ich ein
Mann bin. Es tut mir leid, aber der diskriminiert natürlich genauso mich in diesem Fall als Mann,
wie man früher Frauen diskriminiert hat, die sich ja auch lange anhören mussten. Du kannst
schon mal zu einem wissenschaftlichen Thema nicht sagen, weil du eine Frau bist. Der Soziologe
Martin Schröder ist Professor für Soziologie an der Universität des Saarlandes. Sein neues Buch
heißt, wann sind Frauen wirklich zufrieden? Überraschende Erkenntnisse zu Partnerschaft,
Karriere, Kindern und Haushalt. Zum Schluss der Sendung noch der Blick in die kommende Echo-Woche.
Diese steht unter anderem im Zeichen der CS und UBS. Am Dienstag findet die letzte Generalversammlung
der Credit Suisse als eigenständige Bankstadt. Am Mittwoch treffen sich dann die Aktionärinnen
und Aktionäre der UBS. Außerdem schauen wir nach New York, wo nächste Woche Donald Trump vor
Gericht erscheinen muss und bereits jetzt sind große Kundgebung für ihn angekündigt.
Mit Aktionsschluss der heutigen Sendung ist um 18.28 Uhr. Verantwortlich war heute
Damian Rast, verantwortlich für die Nachrichten Jan Fontobel, am Mikrofon Simon Hullige.
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