FALTER Radio: Frankreich am Abgrund - #914

FALTER FALTER 4/1/23 - Episode Page - 35m - PDF Transcript

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Falter Radio, der Podcast mit Raimund Löw.

Herzlich willkommen, meine Damen und Herren im Falter Radio. Europas Arbeitskämpfe werden immer härter.

Frankreich bringen sie nach Meinung vieler Beobachter an den Rand des Abgrunds.

Der Kampf der Gewerkschaften gegen die Pensionsreform von Präsident Macron ist immer wieder außer Kontrolle geraten.

Die fünfte französische Republik könnte erschüttert sein.

Die Straßenprozesse halten an, mit denen Gewerkschaften und Jugendliche eine verfassungsmäßig zustande gekommenene Reform nicht akzeptieren wollen,

durch die das Pensionsalter generell auf 64 Jahre erhöht wird.

Der Präsident hat offenbar das Ausmaß des gesellschaftlichen Widerstands total unterschätzt.

Und Frankreich steht nicht alleine da, dürfen wir nicht vergessen.

In Deutschland gab es die letzten Tage die größten Massenstreik seit vielen Jahren.

Auch in Großbritannien sind Krankenhausbedienstete Lehrer und andere in den Streik getreten.

Sind diese Unruhen in Paris und anderen Städten in Frankreich ein primär französisches Phänomen?

Oder sind sie Zeichen einer tieferen gesamteuropäischen Krise? Darüber wollen wir heute sprechen.

Ich begrüße im Podcast Studio des Falters Joel Stolz. Hallo. Joel Stolz ist Buchautorin,

langjährige Korrespondentin der französischen Tageszeitung Le Monde.

Und in Paris zugeschaltet ist Frankreich Spezialist und langjähriger Korrespondent mehrerer österreichischer Zeitungen.

Dani Leder, willkommen. Dani Leder, wie ist der aktuelle Stand?

Wochenlang ist demonstriert, protestiert und diese Pensionsreform zu blockieren. Das ist nicht gelungen. Die Regierung Macron hat sie per Dekret durchgepeitscht.

Aber die Proteste gehen weiter. Gibt es irgendwelche Anzeichen, dass die Gewerkschaften jetzt gern beigeben und das höhere Pensionsantrittsallt akzeptieren?

Vom Beigeben kann keine Rede sein. Die Gewerkschaften werden sicher nicht diese Rentenreform in der Weise, also Erhöhung des Pensionsantrittsallt auf 64 Jahre akzeptieren.

Das ist ganz klar. Da wird es kein Nachgeben geben. Allerdings kann es sein, dass die Protest- und Streikbewegung,

dass der inzwischen doch langsam aber sicher die Puste ausgeht. Man muss dazu wissen, dass das zwar eine sehr spektakuläre Bewegung ist.

Aber wenn man sich das jetzt genau anschaut von den Beteiligten her, die da wirklich die Arbeit niederlegen,

ist das ein relativ geringer Teil der französischen Arbeitnehmer. Ganz einfach, weil die französischen Gewerkschaften schlechte Kasse sind.

Das heißt, das sind gewaltige Opfer, die diese Streikenden bringen, in dem es kaum Streikassen gibt.

Und die Leute pro Tag über 100 Euro Verdienstengang oder mehr noch haben.

Aber es hat doch Wochen und Wochen gedauert, die Städte sind blockiert worden. Man hat die Bilder gesehen.

Man kann Städte ja blockieren, indem man durch Demonstrationen, durch Straßenaufmärsche,

durch Konfrontation, Angriff auf Behörden, Zusammenstöße mit der Polizei.

Und dann kann man strategische Einrichtungen bestreiten, wie etwa Raffinerien,

und dadurch eine Versorgungskrise auslösen. Aber das ist nicht gleichbedeutend mit einem echten Generalstreik.

Und auf der Ebene des Streiks selber besteht die große Schwäche der französischen Gewerkschaften, die jetzt ersplittert sind.

Das ist eine Vielzahl von Gewerkschaften, die miteinander rivalisieren und die auch nicht eine vergleichbare finanzielle Stärke aufbringen,

wie etwa der ÖGB oder auch noch immer der deutsche Gewerkschaftsspund oder die IG Metall.

Und das beeinflusst den ganzen politischen und sozialen Vorgang in Frankreich.

Das heißt, in Frankreich wird immer losgeschlagen, weil ja die Gegenseite,

also die Unternehmen bzw. die Regierung, die wissen, dass die Gewerkschaften verhältnismäßig schwach dastehen, finanziell,

und dadurch einen Streik wahrscheinlich nicht sehr lange durchstehen können,

sodass vorher gestreikt wird, vorher weggehört wird von Seiten der Unternehmer,

bevor dann überhaupt Verhandlungen zustande kommen. Und das ist ein Schlüssel für den Radikalisierungsprozess in Frankreich.

Jetzt, Joel Stolz, warum löst diese Anhebung des gesetzlichen Pensionsalters in Frankreich derdig riesige Emotionen aus?

In Deutschland geht man mit 67 Jahren in Pensionen, in anderen Staaten, Nordeuropas auch, oder noch höher sogar.

Das hat niemanden wirklich aufgeregt. Schon ein bisschen hat Diskussionen gegeben,

aber es ist kein Vergleich zu diesen Emotionen in Frankreich. Warum?

Ich glaube, das ist eine heilige Kuh, auch weil die französische Wirtschaft

eine ganz andere, zum Beispiel als die deutsche, viel weniger auf Exporte zu gewiesen ist,

aber viel mehr auf dem inneren Markt.

Ich sehe schon, dass viele Staunen, die Leute, die streiken, das ist eine Sache,

aber die Umfragen zeigen, und das wäre mein Vorwurf an Dani Leder, die Umfragen zeigen,

ein Wurf, der Einwurf, die Umfragen zeigen, dass zwei Drittel der Franzosen gegen diese Reform sind,

und vor allem die Leute, die jetzt im beruflichen Leben sind. Also das zeigt, dass die Leute massiv dagegen sind.

Warum? Weil sie das Gefühl haben, dass etwas genommen wird.

Und es stimmt, wenn die sozialistische Regierung damals das Alter zunächst auf 60 Jahre gerückt hat.

Und dann 62 Jahre, was im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wenig erscheint,

ist es für die Leute etwas, das sie haben. Und um diesen Widerstand zu beurteilen,

muss man auch sehen, dass die Pensionen viel weniger, also die durchnichtliche Pension,

weniger ist als in Österreich oder in Deutschland, ist. Sogar mit den mickrigen Pensionen von vielen Frauen

in Deutschland und in Österreich ist, also ich meine, die Tatsache,

dass man als Minispension von 1.200 Euro gesprochen hat, zeigt, wie wenig es ist.

Ich glaube, durchschnittlich, das ist 1.400 Euro pro Person, durchschnittlich.

Jetzt Daniel Leder, es gibt natürlich das generelle Argument, das überall in Europa gebracht wird,

dass die Menschen leben länger und wenn sie länger, die Lebenserwartung steigt, viel höher ist es früher,

dann kann der Pensionsantritt Alter nicht das Gleiche sein wie früher.

Dieses Argument, dass Leute eben länger arbeiten sollen, wenn die Lebenserwartung länger ist,

warum zieht das in Frankreich nicht oder zieht es doch bei bestimmten Kreisen?

Also, zwei Punkte dazu. Erstens einmal, also direkt auf deine Frage zu kommen,

die absolute Mehrheit der französischen Wirtschaftsexperten.

Der französische Pensionsberatungsrat, das ist eine vom Staat installiertes Expertengremium.

Alle diese einflussreichen Kräfte, Experten haben in den letzten Wochen erklärt,

dass diese Anhebung des Pensionsmindestantritts alters in Frankreich unter den gegebenen Umständen,

unter den gegebenen finanziellen Verhältnissen, was die Pensionskassen betrifft, nicht notwendig ist.

Das hat die Bevölkerung natürlich bestärkt in dem, was Visuell sagt, seit völlig recht.

Zwei Drittel der Franzosen sind da an sich, dass diese Reform nicht sinnvoll, nicht gerecht, nicht erforderlich ist.

Gleichzeitig, darum habe ich vorhin gesagt, in Gewerkschaften könnte die Buste ausgehen,

der Bewegung könnte die Buste ausgehen, von Anfang an ist den Leuten klar gewesen,

dass sagen die Unfragen ebenfalls, und das habe ich in meinem persönlichen Umfeld gemerkt.

Die Leute sagen, wir sind gegen diese Reform, der Macron macht uns wieder fertig, er respektiert uns nicht,

er arbeitet nur für die Reichen, er fordert von uns nur Opfern, aber es hat keinen Sinn, er wird sich am Ende durchsetzen.

Das heißt, die Leute, die Mehrheit der Bevölkerung ist schon von Anfang an,

trotz ihrer Ablehnung der Reform, geschlagen in diese Schlacht gegangen.

Jetzt gibt es einen zweiten Punkt, den ich ergänze, zu den allen richtigen Aspekten beifügen möchte,

die Visuell gesagt hat, warum diese Pensionsfrage so wichtig ist.

Der entscheidende Punkt in Frankreich ist der, dass die Menschen sehr unter der Arbeit leiden.

Das ist ja nicht ein Spezifikum in Frankreich, aber in Frankreich möglicherweise, im Vergleich zu einigen anderen europäischen Ländern,

ist die Qualität am Arbeitsplatz, ist der Druck, ist die Spannung, ist die Überwachung, ist das Dress schlimmer, das Verhältnis hierarchischer.

Ich würde sagen, man soll das auch nicht in anderen europäischen Ländern unterschätzen.

Sie ist schon richtig, in Italien ist die Pensionsreform durchgegangen unter einer liberalen, linksliberalen Zentrumsregierung,

aber die Rechnung ist dann präsentiert worden. Die haben wir ja jetzt im Form eines Antriebs einer Rechtsregierung und der Meloni.

Diese ganzen Opfer, die heute einen beträchtlichen Teil der arbeitenden Bevölkerung,

ich rede jetzt nicht von unseren intellektuellen, gebildeten Gräsen, aber die anderen Schichten der Bevölkerung abverlangt werden,

die Leute fressen das möglicherweise in sich hinein, scheinbar akzeptieren sie die Erhöhung dieser Pensionsamplizalter,

aber in Wirklichkeit akzeptieren sie es nicht und die Retourcoachie kommt dann in Form des Brexit,

sie kommt dann in Form der Weilerfolge eines Donald Trumps und ähnlichen mehr. Je nach Land ist der Aufstand gegen die Verschlechterung

der Lebens- und Arbeitsbedingungen unterschiedlich, aber er ist da und er erschüttert unsere politischen Koordinaten

und das Vertrauen eines großen Teils der Bevölkerung in die repräsentative Demokratie und zum Schluss möchte ich noch eins sagen,

ich sprach vorhin von den schwierigen Arbeitsverhältnissen in Frankreich. Ich war eben erst gestern bei einem Vortrag über Burnout und Arbeitsunfälle.

Da ist Frankreich Spitzenreiter. Frankreich hat ein toxisches Arbeitsmilieu in vielen Bereichen, wo die Leute unglaublich verbraucht werden

und da ist es natürlich vital ganz entscheidend, ob man ein Jahr verliert oder ein Jahr gewinnt

und zum Schluss möchte ich sagen, ich verfolge die britische und amerikanische bürgerliche konservative Presse

und das Phänomen ist interessant, wir haben hier einige Korrespondenten, zum Beispiel der Korrespondent der Financial Times,

die sind praktisch von der Bewegung gegen die Gewerksprengtenreform bekehrt worden.

Der sagt, ich war am Anfang der Gegend wie alle an übrigen Experten, Intellekt werden außerhalb Liberalen, außerhalb Frankreichs,

warum soll man die Pension nicht erhöhen und inzwischen habe ich mich von den Franzosen bekehren lassen.

Es geht nämlich darum um das, was er als Goldenes Jahrzehnt bezeichnet.

Das heißt, das ist die Periode, wenn die Leute schon sehr, sehr verbraucht sind, aber doch noch halbwegs gesund.

Da bleibt ein Jahrzehnt übrig ab etwa 60, 61, wo die Leute noch irgendetwas vom Leben haben können.

Leute, die nicht in unserem Bildungsmilieu verankert sind.

Und das wird ihnen jetzt genommen durch diese Reform.

Und was Macron betrifft, du hast gesagt, er hätte sich da verschätzt, er hat sich nicht verschätzt.

Macron hat das von Anfang an gewusst, dass das die Lunge sein wird, die er anzündet.

Und er wollte es noch einmal wissen, er wollte noch einmal diese Kraftprobe starten.

Aber was bringt das, was bringt das Macron?

Ja, wie getrachtet die französische Bevölkerung als unberksame Gallia, die man bändigen muss.

Und er will in die Geschichte eingehen, als derjenige, der im Stande ist, sie zu bändigen.

Und auf diesem Weg hat er die Möglichkeit verspielt, zum Beispiel mit einer sehr wichtigen Teil der von solchen Gewerkschaftswege,

dem pragmatischen Flügel, dem sozialdemokratischen Flügel, der CFDD, die hat er verloren.

Durch diese radikale Art durchmarschieren zu wollen.

So hüber ist Joël Stolz auf der Seite des Präsidenten, der aber doch ein erfahrener Politiker ist, der viele, er hat eine Partei gegründet,

der hat schon sehr viel zusammengebracht in Frankreich und hat sich da dann die Leder sagt, er hat sich nicht verschätzt,

er wollte die Machtprobe, aber hat offensichtlich doch seine Machtposition falsch eingeschätzt.

Weil ich nehme an, wochenlange Streiks und Proteste, wie sie gegeben haben, teilweise mit aufständischen Charakter, hat er nicht einkalkuliert.

Ob wir viel Erfahrung hat, das bezweifle ich.

Ich glaube, er hat, das ist ein Wunder, also er ist durch ein Wunder zu Präsidenten geworden,

ohne politische, große politische Erfahrung, wenn wir zum Beispiel mit Chirac vergleichen.

Ja, absolut. Und Chirac hatte sicher, er war ein rechter Politiker, aber hatte sicher viel politische Erfahrung.

Macron, das bezweifle ich sehr und das ist nicht das erste Mal, dass er eine große Krise entsteht.

Erinnern wir uns, das ist nicht so lange her, an die Gelbwesten.

Das war auch eine Krise, die von der Regierung Macron und in einer Zeit, wo Macron noch viel mehr Garten in der Hand hatte,

entstanden ist. Es war eine selbst geschaffene Krise.

Und Macron, er hat sicher das Gespür, er ist aus dieser Krise dann relativ gut gekommen.

Also immerhin hat die französische Regierung 17 Milliarden Euro auf den Tisch gelegt.

Das ist das auch nicht wenig. Das war eine Art, aus der Krise herauszukommen.

Und die zweite Art, und das macht Macron sicher sehr gut, das waren diese Meetings in ganz Frankreich,

wo er persönlich gesprochen hat und alle verführt hat irgendwie.

Aber das ist das zweite Mal in zwei Präsidentschaften.

Und jetzt, also ich glaube auch nicht, dass das Land am Rand des Abgrunds steht.

Wir hatten solche Krisen und diese Krise wird er wohl überstehen.

Die politische Konsequenz ist, wie Dani das gesagt hat, das Risiko, dass es den extremen Recht der Marine Le Pen gut kommt

und sie braucht fast nichts zu machen. Sie wird sehr wahrscheinlich beim nächsten Mal kandidieren.

Macron kann nicht mehr, das ist völlig offen, das ist 27.

Wir sind nicht einmal ein Jahr nach seiner Wiederwahl und er hat ziemlich vieles verspielt.

Also Dani hat recht, es ist sicher eine Minderheit.

Ich kann mich noch daran erinnern, die ersten großen Streiks gegen eine Pensionsreform, das war im Jahr 1995.

Also da war wirklich Paris völlig gelähmt und wenn Dani damals dort gelebt hat, kann er sich wohl daran erinnern.

Also meine Kollegen von Le Monde sind zu Fuß ins Büro gegangen, weil nichts funktioniert hat.

Ja, das ist ein interessantes, deine Kollegen von Le Monde, weil ich meine, man muss sich das so vorstellen,

ich habe Kollegen unter Anführungszeichen, also im Teil nicht meine Arbeit, aber die sind aus den Vororten gekommen.

Das war ein Merkthorium. Die Leute sind drei, vier Stunden in völlig überlaufenen Schnellbahnen,

haben sich um jeden Platz gekämpft und das ist zum Teil noch immer der Fall aufgrund der Probleme

und der Nahverkehrsmittel, die sich inzwischen nicht gebessert hat.

Trotzdem ist der Streik populär.

Das ist komplizierter, weil wer sind da in diesen Fällen die Hauptopfer?

Die Hauptopfer in diesem Fall ist eine Kategorie der Bevölkerung, die diesmal und auch bei der gelbfesten Krise relativ gering vertreten war.

Und zwar sind das die Menschen mit Migrationshintergrund, die dieser Gesellschaft am Laufen halten.

Und der Streik, den du angesprochen hast, der erste lange, wochenlange Streik in Paris der Verkehrsmittel,

war auf Kosten dieser vielen, vielen Arbeitnehmer in den Vororten ausgetragen worden,

die schreckliche Transportbedingungen aushalten mussten und das war nur möglich.

Das konnten sich sowohl die Gewerkschaften als auch die Regierung diese Kraftprobe leisten,

weil sie wussten, dass diese Bevölkerung um zum Teil zu einem beträglichen Teil nicht wählen geht.

Aber ich möchte jetzt auf die gelbfesten Krise zurückkommen.

Das ist nämlich ein wichtiger Punkt. Wir haben hier einen Politologen,

einen Bauerbauer, wie das die Franzosen sagen, der sagt, wir leben in Frankreich in Einung derselben Krise.

Die geht von den gelbbesten, ich erinnere daran, das waren 52 Wochen der Zusammenstöße in den Städten,

getragen von etwa derselben Bevölkerungsteilen, die jetzt auch wieder rebellieren,

wobei aber jetzt die schweren Partagione der organisierten Gewerkschaften noch dabei sind.

Diese 52 Wochen des Aufstands der Geldwesten und das, was heute ist und das, was Joelle erwähnt hat,

inzwischen vorher am Streiks, das ist eine und dieselbe schwellende aufständige Bewegung,

die Frankreich ständig erschüttert und die sich, wie ich es vorhin formuliert habe,

in anderer Form politisch äußert, auch die Antikorona-Bewegung,

die zum Beispiel in Deutschland und Österreich hernimmt.

Und wenn man das überlappt mit den sozialen Kategorien, die gegen die Impfung waren,

dann äußert sich darin auch eine Form des sozialen Aufstands.

Und auch wenn man das überdeckt mit den FPÖ-Wählern, dann sieht man ja,

das ist das selbe Milieu, das abdriftet.

Das ist nicht nur wegen der sozialen Opfern, die ihnen abverlangt werden,

weil wenn man die FPÖ-Wähler analysiert, dann merkt man, da sind die Impfverweigerer,

wie hier, dasselbe soziale Milieu.

Und es war vor kurzem eine Untersuchung über die Frage,

welche Wählerschichten in Österreich die meisten Aktien haben, die Grünen.

Und bei den FPÖ-Wählern sind die wenigsten Aktionäre da.

Ich würde damit sagen, wir haben das Phänomen eines Abdriftens, eines Aufstands,

eines latenten Aufstands weg von der parlamentarischen Demokratie,

weg von den traditionellen Arbeiterparteien, die sie nicht mehr genug schützen können,

eines Deils der kleinen Weißen, würde man unter Anführungszeichen sagen.

Das heißt, der nicht-migrantischen unteren Deils der Mittelschicht.

Und das ist auch genau die Krise, die sich hier abspielt.

Und ich möchte auch noch einen anderen Österreich bezucht haben.

Warte mal, Moment, Joel schüttelt den Kopf, sehe ich.

Nicht einverstanden?

Ja, ich bin nicht ganz einverstanden.

Ich glaube, es gibt sicher mehrere Schichten, die gegen die Regierung sind,

aber man muss auch nicht vergessen, dass es politische Parteien und politische Kräfte gibt.

Und was du sagst, immerhin wäre das Lanypes, also das Held,

bis jetzt, trotz den Differenzen und den Meinungsunterschieden.

Kommunismus und Linkspopulisten.

Ja, also man kann auch denken, was man will, aber das hält,

obwohl sie nicht in allen Fragen einverstanden sind.

Und also was du sagst, das ist genau gleich wie die extremen Rechte.

Stimmt nicht, also ich bin nicht einverstanden, aber was ich sagen wollte,

das habe ich hier nicht, aber wir leben in einer politischen Blase.

Ja, aber es gibt eine Krise.

Du redest über die Parteien, Rechte, Linke, Sozialdemokraten, muss ich sagen.

Und das hat mit einem brechlichen Teil der Bevölkerung nichts mehr zu tun.

Die haben sich verabschiedet.

Nimm die letzten französischen Parlamentswahlen her.

Daher kommt ja der Umstand, dass Frankreich bis zum Gewissen glaubt, heute unregierbar ist.

Dass sie ist ja die erdrückende Mehrheit.

A, der jungen, B, der noch aktiven Arbeitnehmer nicht wählen gegangen.

Bei den letzten Wahlen, vor allem die Partei von Macron, aber auch die anderen sind vor allem

vom Rentnern gewählt worden und von relativ gut situierten Rentnern.

Das heißt, der Rest der Bevölkerung ist schon immer da.

Und die haben ja wirklich keine Ahnung von den UPS und auch nicht einmal die, auch des Rassamblements National,

auch die Rechten in Frankreich zum Glück drunter.

Weil immer eigenen Anhänger nicht mehr wählen gehen.

Das ist jetzt meine Frage, Danieleder.

Wie wirkt sich das?

Natürlich, es ist eine soziale Krise.

Teile der Bevölkerung sind nicht Teil des politischen Prozesses aus den Mehrheitengründen.

Du sagst die Mehrheit, aber trotzdem, es gibt trotzdem ein politisches Kräfteverhältnis,

das natürlich relevant ist für die Orientierung eines Staates.

Was macht diese Auseinandersetzung jetzt mit dem politischen Kräfteverhältnis in Frankreich?

Wo steht Marine Le Pen?

Weil Marine Le Pen steht natürlich für eine Art von Frankreich, wie wir es in ganz Europa sehen,

also dass das eine Entwicklung wäre, die dann zu einem Zerfall Europas führen würde

oder zu einer völligen Ummodelung Europas, die in Italien eine recht extreme Regierungschefin

und eine Marine Le Pen, die mehrmals versucht hat, in Frankreich Präsidentin zu werden.

Wo steht in dieser ganzen Auseinandersetzung Marine Le Pen und was bedeutet das für sie?

Joël zuerst und dann Danieleder.

Also ich glaube, das verstärkt Marine Le Pen, aber und das ist eben die Diskussion jetzt.

Es gibt eine Krise und ein Ausweg aus dieser Krise könnte die Entscheidung sein vom Verfachsungsrat,

vom Conseil constitutionell, das wird am 14. April erwartet.

Und die Abschwächung wäre eine Abschwächung der Pensionsreform.

Man weiß noch nicht genau, was, also der Präsident von diesem Verfachsungsrat,

der nicht ganz wie die Supreme Court in den USA ist, aber nicht so stark,

aber möchte gerne so stark werden, ist Laurent Fabius, der früherer sozialistische Premier.

Und man wird sehen, wie sie müssen sich über das Gesetz,

vielleicht eine Abschwächung des Gesetzes, vielleicht, vielleicht nicht, vielleicht, oder teilweise.

Und das wäre ein Ausweg in dem Sinn, dass die Regierung, also wenn man sich daran erinnert,

das letzte Mal, dass die Regierung, zum Beispiel die französische Regierung zurück musste,

das war 2006, das war CPE, das war der Kontra der Premier-Enbauche.

Und die Idee war auch gut, das war irgendwie, um die Arbeitslosigkeit der Jungen,

Nein, also um diese 20% von Arbeitslosen unter den jungen Leuten, um das zu verhindern, das war die Idee.

Und es wurde nicht akzeptiert, die Jugend ist en masse auf den Straßen gegangen, viel mehr als jetzt.

Und die Region der Verfassungsrat hat eben das nicht censiert, es hat das akzeptiert, hat gesagt,

ja, ja, das ist gemäß der Verfassung, und dann musste Schirak, er war Präsident,

musste das Gesetz durchführen und sofort sagen, aber wir werden das nicht anwenden.

Also das war irgendwie ein öffentlicher Rückgang.

Also jetzt zurück zur Frage Lupin, was macht das, was bedeutet das für die Position von Lupin in Frankreich, Dani?

Ich weige mich, jetzt eine Pugnose über die Zukunftsperspektiven von Marine Lupin abzugeben,

weil alle Zeitungen in Frankreich, in Europa, überall schreiben dies so wahnsinnig schick, sie ist ruhig,

aber gleichzeitig dagegen, was auch nicht ganz stimmt, sie hat also eine wirklich wackelpolitik in der Rentnerreform,

weil sie ist ja rechte und kann nicht unbedingt gegen die Rentnerreform sein, aber ihre Wähler sind gegen die Rentnerreform.

An und für sich ist sie sehr geschickt und auf dem Papier kann man sagen, sie steht gut da, das ist keine Frage.

Aber sie hat es jetzt schon x-mal verhaut.

Wenn man sich die letzten 10, 20 Jahre anschaut, da war sie die Bauerfrau, wie ich damals der Strache gesagt habe, bewundert.

Und dann sind ja alle anderen Rechten in Europa vor der Nase davon gefahren und sie sitzt noch immer in der Opposition.

Also kann man hoffen, dass das wieder irgendwas dazwischen kommt.

Es ist überhaupt, ich glaube, diese Zukunftspläne, die haben nicht für Lag.

Man muss einfach nur sie die Frage stellen, wie lange das so weitergehen kann, diese Opfer, die man dem Menschen auch verlangt.

Und da möchte ich noch mal auf Österreich zurückkommen.

Es gibt ein Qualkdingersong, den hat eigentlich der Gerhard Brunner in 1957 geschrieben und das ist schon lange her, wird sie sagen.

Und der schreibt da unter anderem und sagt da unter anderem, wann die scheißliche Arbeit vorbei ist.

Und bei der Arbeit säkert die der Master und die anderen bei bohrenem Freistaum, warum erzähle ich das?

Weil wir heute solche Arbeitssituationen am Mass in Frankreich haben.

Und weil das die Leute immer aushalten.

Und was das politisch ergeben wird, in den nächsten Wochen, in den nächsten Monaten, kann kein vernünftiger Mensch ehrlich beantworten.

Und dieses Festhalten an den gegebenen politischen Parteiengruppen hat wenig Sinn, weil es ständig über den Hafen geworfen wird.

Und zum Schluss möchte er nur sagen, dass ihr den Macron nicht versteht.

Vor allem die Joël, die Glaube oder du, dass er es umgeschickt, er ist nicht umgeschickt.

Er will Frankreich aus seiner Sicht auf Vordermann bringen, an den Weltwettbewerb anpassen, mit Gewalt, mit Härte.

Er will es den Leuten zeigen, er will die Leute bendigen. Das hat er ja auch immer wieder als theoretisiert.

Und er will die Leute niederbraten, ein bisschen wie so ein liberales Gegenstück zum Agritetscher.

Mit ihm das gelingen, ich bezweifle es, aber es ist auch möglich, es ist nicht unmöglich.

Jetzt Joël, stolz, wenn wir ein bisschen auf Europa schauen.

Diese Entwicklung in Frankreich, ähnliche Proteste in Großbritannien, Deutschland, Gewerkschaftsproteste.

Was ist der wichtigste Unterschied aus deiner Sicht dieser französischen Entwicklung?

Wenn man das etwa vergleicht mit dem deutschen Streik, in den letzten Tagen Bahnstreik, Flugstreik.

Schon auch ziemlich eine große Streikbewege.

Ein wesentlicher Unterschied ist sicher die Stärke der Gewerkschaft.

In Deutschland, das ist keine Frage, es gibt eine einheitliche Gewerkschaft.

Also nicht wie bei uns, wo es historisch gesehen, also zwischen Kommunisten und Sozialisten sich,

also die Bewegungen sich getrennt haben.

Und wir leiden noch darunter. Und das ist, das war immer eine Minderheit.

Und das ist ein Minderheitsprogramm. Es war schon vor 20 Jahren ein Minderheitsprogramm, das ist noch mehr geworden.

Da gibt es einen erheblichen Unterschied mit zum Beispiel Deutschland, wo die Gewerkschaft nach wie vor relativ stark ist.

Also starke Gewerkschaften, vielleicht ist eine Voraussetzung dafür auch gesellschaftliche Konflikte,

ohne die destruktiven Auseinandersetzungen, die es zum Teil in Frankreich gegeben hat.

Vor allem in der Industrie mehr in Frankreich. Das ist der springende Punkt. Darum sind die Gewerkschaften so schwach.

Und darum geht es also auch so aus dem Ruder.

Und schwache Gewerkschaften, die stark auf der Straße sind, aber doch gleichzeitig eine große Popularität in der Bevölkerung mit ihren Aktionen,

haben, wie man das jetzt sieht, weil die Proteste sind radikal.

Es brennen die Mühltronen in Paris, aber in den Meinungsumfragen heißt, das ist die Bewegung ist ganz okay.

Das war eine Ausgabe des Falterradios zu aktuellen Situationen in Frankreich.

Ich bedanke mich bei Joel Stolz und bei Danny Leder fürs Mitmachen.

Danke für Ihr Interesse.

Ich verabschiede mich von allen, die uns auf UKW hören, im Freirad Tirol und auf Radio Agorain Kärnten.

Wir haben neue Analyse, aktuelle Einschätzungen. Die gibt es jede Woche im Falter.

Alle Informationen über AboMonsters Falter finden Sie im Internet unter der Adresse Abo.falter.at.

Ursula Winterauer hat die Signation gestaltet.

Philipp Dietrich betreut die Audio-Technik im Falter.

Im Namen des gesamten Teams verabschiede ich mich. Bis zur nächsten Folge.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

Wie der Kampf der Gewerkschaften gegen Macrons Pensionsreform außer Kontrolle geraten ist und die französische Fünfte Republik gefährdet. Zu hören Frankreich-Korrespondent Danny Leder (Paris) und die ehemalige Le Monde-Korrespondentin Joelle Stolz.

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