11KM: der tagesschau-Podcast: Flüchtlingsunterkunft: Ein Dorf radikalisiert sich

tagesschau tagesschau 5/10/23 - Episode Page - 30m - PDF Transcript

400 Geflüchtete untergebracht in einer 500 Seelengemeinde.

Kann das gut gehen?

Tumult vor dem Kreistag in Gräwis-Mühlen.

Die Beamten mussten mehrfach aufstocken,

um die Kommunalpolitiker abzusichern.

Die beraten hinter verschlossener Tür.

In Uphal, in Mecklenburg-Vorpommern,

ist das nicht nur nicht gutgegangen, die Sache ist eskaliert.

Und das noch bevor auch nur ein einzigartiger

Mensch dort wirklich untergebracht wurde.

Es geht um den Bau einer Containersiedlung für Asylbewerber

und Geflüchtete im Gewerbegebiet am Rand des Dorfes Uphal

in Westmecklenburg.

Die Demonstration wird hitzig.

Heute ist der Flüchtlingsgipfel.

Da beraten die Politiker aus Bund und Ländern

über die Unterbringung von Geflüchteten.

Und darüber, wer dabei welche Kosten übernimmt.

Aber es ist damit getan.

Der Fall Uphal, der zeigt, dass es da Probleme vor Ort gibt,

die noch viel tiefgreifender sind.

Und nicht einfach mit Geld berufen werden können.

Mirko Seekamp aus der NDR Panorama Redaktion

war sechs Wochen lang regelmäßig in der Gemeinde Uphal.

Er sagt uns, woher die Ängste der Menschen kommen

und wie ernst man die nehmen muss.

Ihr hört 11 km der Tagesschau-Podcast.

Ein Thema in aller Tiefe.

Mein Name ist Victoria Michalsack

und heute ist Mittwoch, der 10. Mai.

Mirko, herzlich willkommen.

Vielen Dank, dass ich wieder sein darf.

Du warst in einem Dorf,

von dem seit einer Weile ganz Deutschland spricht.

Uphal heißt es.

Wie war dein erstes Eindruck, als du da angekommen bist?

Wie man die Landschaft in Mecklenburg-Vorpommern kennt,

es war viel Fläche, sage ich mal.

Wo ich mich als erstes gefressen habe,

und hier soll es keinen Platz geben,

um die Geflüchteten unterzubringen.

Und dann natürlich ist es ein kleines Dorf, 500 Einwohner.

Es gibt kein Supermarkt, keine Ärzte

und auch keine gute Anbindung

an die nächstgrößeren Orte

mit öffentlichen Verkehrsmitteln

oder so.

Einfach ein sehr ländliche Umgebung da.

Ganz, ganz klein auch.

Ist ja dann eigentlich nur eine Straße?

Genau.

Es gibt so eine Hauptstraße,

und gefühlt ist man so nach einer Minute

schon durch, durch den Ort.

Und dann ist es bloß uns direkt aufgefallen,

dass dort überall Transparenze stehen.

Also es gibt fast kein Haus,

vor dem nicht irgendwie einen Slogan stand,

einen Spruch stand,

mit dem sie darauf aufmerksam gemacht haben,

dass sie eben bei sich keine Unterkunft

für Geflüchtete haben wollen.

Okay.

Und was steht dann da?

Also das heißt, wenn man da so reinfährt,

das ist noch dem Ortseingangsschild.

Also das sind so entweder so Sachen wie

Nein, Uphold sagt Nein

oder Mecklenburg-Vorpommern wach auf,

aber eben auch teilweise so rassistische Vorurteile,

die da mitschwingen.

Also schützt unsere Frauen, schützt unsere Kinder quasi,

dass sie diesen Menschen, die da kommen,

unterstellen, grundsätzlich kriminell zu sein.

Das schwingt da immer so ein bisschen mit.

Aber auch so generelle Forderungen an die Bundespolitik

stoppt den Asylwahn und so,

was man normalerweise in AfD-Wahl-Programm findet.

Also das heißt, man merkt schon,

wenn man da ankommt, da ist gerade richtig was los.

Und was diese ganzen Schilder angeht,

das hast du dir ja genauer angeschaut.

Du warst nämlich dabei,

wie die Bewohnerinnen und Bewohner dort gemeinsam

solche Schilder gebastelt haben, ne?

Nimm uns mal mit, erzähl mal.

Genau, das war so ziemlich zu Anfang der Recherche,

dass wir die Möglichkeit hatten, ja so dabei zu sein,

wie die sich eigentlich organisieren,

wie die den Protest aufbauen.

Da haben die sich in einem Garten getroffen

und ein Wäschelein, ja, so Bettlaken aufgehängt.

Und diese Bettlaken haben sie dann mit Farbe besprüht,

also mit so Spray, so wie man das von Graffitis kennt,

mit so einer Sprühfarbe.

Und ja, da haben sie dann so gemeinsam gebrainstormt so regelrecht,

was sie denn darauf schreiben könnten, was denn ankommt.

Wie geht da, hast du einen Einfall,

was wir noch aufschreiben können?

Wer schützt unsere Kinder?

Ja, wer schützt unsere Kinder.

Das können wir auch aufsprühen.

Wer schützt unsere Einwohner?

Wer schützt unsere Frauen?

Das sind doch die Einwohner.

Wir haben nicht ewig Platz.

Ja, genau so Geschichte draufschreiben.

Schreibt mal hier.

Denkt an unsere Kinder.

Opa sagt nein.

Und wer ist das denn, den du da begleitet hast?

Also im Zentrum steht der Organisator Michael Krieger,

der ist ein Rentner, kommt aus dem Ort,

lebt schon Jahrzehnte da

und möchte einfach nicht, dass so viele Menschen

anderer Herkunft in diesen Ort kommen.

Und da merkt man, da schwingen rassistische Vorurteile mit.

Überall in den Ecken von Deutschland,

es wird gestochen, geschlachtet, um was nicht nach.

Vergewaltigt, gestohlen, eingebrochen.

Davor haben unsere Leute Angst,

dass sie genauso betroffen werden.

Das ist doch verständlich.

Michael Krieger, der lebt schon seit Jahrzehnten in dem Ort.

Der hat bis vor ein paar Jahren eine Gaststätte geführt

auf der Insel Pöhl, die auch in der Nähe liegt.

Also der ist so Anfang 70

und plant sozusagen jetzt diesen Widerstand,

weil es eben auch eben ein Stück Lebensinhalt

da vor Ort gibt.

So scheint es manchmal so.

Und er glaubt sozusagen, dadurch eine Aufgabe zu haben

und ist den ganzen Tag im Prinzip

unterwegs mit seinem Auto

und versucht, Leute anzusprechen,

die dazu zu holen, zu Veranstaltungen,

zu Demonstrationen, zu irgendwelchen Aktionen,

die die planen.

Achtung, Achtung, wichtige Mitteilung.

Wir laden euch recht herzlich ein

in der Gemeindezentrum UPAL.

Thema ist das entstehende Flüchtlingskontinenthof

in UPAL.

Ihr seid genau so betroffen.

Ihr seid herzlich eingeraten.

Ein schönes Wochenende.

Wir wollen schnell informieren,

damit wir die ganzen Dörfer durchmachen.

Also Dienstag 17 Uhr in der Gemeinde braucht.

Genau so.

Schönes Wochenende.

Wenn es um Themen rund um Geflüchtete geht,

ist es ja ohnehin schon mal super schwer,

mit Menschen ans Gespräch zu kommen,

aber gerade dort, wo Menschen Plakate malen

und unzufrieden sind,

das haben wir in den letzten Jahren gezeigt.

Und oft sehen wir dann ja eben nur Menschen,

die Schilder halten, vielleicht was rufen.

Aber man kommt den selten nah und mit denen ins Gespräch.

Du warst aber dabei, mit der Kamera,

als da Plakate bemalt wurden

und du hast die Menschen dort getroffen,

in ihrem Zuhause mit denen geredet.

Wie schwer war das

und wie wurdest du da wahrgenommen als Journalist?

Erst mal total auf Abstand,

die Angst hatten letztendlich,

dass wir ihre Aussagen in einem falschen Licht darstellen.

Wir sind aber mit denen eigentlich

die ganze Zeit sehr transparent umgegangen,

dass es bestimmte Gründe gibt,

die man auch nachvollziehen kann,

aber dass es eben auch andere gibt,

wo es ein bisschen schwieriger wird.

Und das haben wir versucht, den von Anfang an klarzumachen.

Aber es war halt immer so ein Drahtseilakt,

weil man auf der einen Seite versucht hat,

die Menschen nicht zu verlieren

als Gesprächspartner oder Gesprächspartnerin,

aber auf der anderen Seite.

Wir treten fürs Grundgesetz ein,

es gibt das Recht auf Asyl

und da können wir nicht das stehen lassen,

dass die halt einfach diesen Menschen

das grundsätzlich absprechen, zum Beispiel.

Okay, Michael Krieger hat aber mit dir gesprochen.

Du hast ihn dann auch zu Hause bei sich besucht

und da war schon wieder das Thema Medien präsent.

Also jetzt nicht nur,

mit welchen Medien er spricht,

sondern welche Medien er konsumiert.

Was hast du da erlebt bei ihm zu Hause?

Michael Krieger war einer der Ersten,

den wir kennengelernt haben.

Während viele andere uns die sofort die Tür

vor der Nase zugeschlagen haben,

war er relativ offen

und hat uns auch tatsächlich ja zu sich reingelassen.

Wer hat Lust auf deutsche Sache?

Ja, sich abschlechen zu lassen.

Und natürlich die Kriminalität Rauschgift.

Damit haben wir hier keine Probleme.

Das wird auch kommen.

Ich weiß nicht, ob das für den Leuten mitkommt

oder wie, aber die versuchen dann

noch nebenbei Geschäfte zu machen.

Einbrüche vielleicht auch noch.

Und da haben wir erlebt,

in welcher Realität er lebt, sage ich mal.

Also eben, dass er sich abgewendet hat

von klassischen Medien,

dass er nur noch seine Inhalte

oder das, was ihn interessiert,

über Telegram oder YouTube bekommt

und so Gruppen ist,

in denen z.B. von einer Umvölkerung gesprochen wird.

Also, dass die Bevölkerung ausgetauscht werden soll.

Islamisierung, also letztendlich,

da werden so Feindbilder aufgebaut,

die eigentlich nichts mit der Realität zu tun haben.

Also, der sitzt dann zu Hause, geht auf YouTube.

Und was gibt er da ein?

Also, was konsumiert er da?

Ja, ich habe ihn gebeten, mir das mal sofort zu machen,

wie das so ist, wenn er da abends zu Hause bei sich sitzt

an und hatte auf seinem Fernseher

eingetippt Straftaten, Flüchtlinge z.B.

und dann sagte er, ja, und das rauscht hier nur so rein

und dann hat er mit seinem Daumen

aufs der Tastatur rumgeklickt

und quasi da sprang die Schlagzeilen rein.

Und das ist natürlich ganz klar,

dass, wenn man dann diese Begriffe eingibt,

da waren dann auch ein paar Sachen drunter,

die waren ja dem kritisch oder dem einordnen gegenüber.

Aber darauf hat er gar nicht geguckt,

sondern er hat dann nur diese Sachen vorgelesen,

z.B. stand, Zweijährige erstochen, ob das stimmt oder nicht.

Das hat er nicht überprüft, sondern er hat das einfach so vorgelesen

und damit sozusagen seine eigene These bestätigt,

dass eben viele dieser Menschen kriminell sein.

Jetzt warst du ja dann dort bei ihm zu Hause

und der Michael Krieger macht die das vor und zeigt das

und ihr sprecht auch miteinander.

Und dann, also du hast schon gesagt,

diese Horrorszenarien wirklich werden da gezeichnet

oder vielleicht auch nach erzählt.

Wie geht man da als Journalist mit solchen Situationen

um auch mit so einer Äußerung?

Ja, das war für uns eine recht schwierige Situation,

weil wir durch die Zeit, die wir da verbracht haben,

also wir sind sechs Wochen immer mal wieder da gewesen,

hatten wir natürlich auf der einen Seite so eine Verbindung

quasi zu ihm aufgebaut.

Wir haben auch ein bisschen über alle möglichen Themen geredet.

Dann spricht man ja nicht die ganze Zeit nur über dieses eine Thema.

Und dann hat man auch gemerkt, also wir sind ihm so ein Partisch anscheinend.

Das hat uns ja nicht davon befreit,

dass wir ihn dann auch darauf ansprechen müssen.

Also, dass wir ihm auch mal spiegeln müssen,

wie das wirkt, was er die ganze Zeit erzählt.

Um Ihnen das noch einmal kurz zu spiegeln,

also sehr viele Sachen, die Sie gesagt haben,

die sind ausländerfeindlich und rassistisch.

Was denn?

Sie haben ständig die Menschen über einen Kamm geschert,

haben gesagt, die Gruppen dort.

Das sehe ich nicht so.

Was hat das mit Rassismus zu tun?

Rassismus wäre zum Beispiel,

ich habe grundsätzlich etwas gegen Schwarze,

weil die Schwarze sind.

Das ist Rassismus.

Aber nicht das, was ich gesagt habe.

Das sind gesellschaftliche Vorgänge, die entstehen.

Das ist natürlich dann so seine Auslegung davon.

Aber eben, wenn man sich die Definition von Rassismus mal anguckt,

geht es eben darum, Menschen anderer Herkunft,

grundsätzlich wegen ihrer Herkunft zu diskriminieren.

Und das ist eben das, was er auch an der Stelle gemacht hat.

Ja, und wenn er quasi sagt, alle Flüchtlinge sind kriminell,

dann ist das ja genau das.

Aber das hat er nicht so gesehen,

das hat er gar nicht so aufgefasst selber.

Da waren wir auch überrascht.

Wir haben ihm versucht, das zu spiegeln

und hatten gehofft, mit ihm so ein bisschen da auch in den

Austausch drüber zu kommen.

Wie kann das sein?

Das ist uns mit manchen anderen auch gelungen.

Man kann auch nicht grundsätzlich sagen,

dass alle in dem Dorf so denken.

Es gibt auch einige, die sich sogar freuen würden,

wenn es mehr Menschen mit Migrationshintergrund da gebe.

Aber bei ihm war es tatsächlich so,

dass er dann nur darauf geantwortet hat,

wie das sein kann, dass das der Zustand sei

und dass man nicht wissen, wer denn da kommt.

Aber das ist ja genau das Komplexe,

weil er auf der einen Seite halt immer wieder

das sozusagen dieses Horror-Szenario zeichnet

und auf der anderen Seite aber eben auch sagt,

man wisse nicht, wer da kommt

und deswegen gibt es diese Angst vor dem Unbekannten.

Wo hören Ängste auf?

Ängste vor dem Fremden?

Wo fängt Rassismus an?

Also in eurem Beitrag weinen ja direkt mehrere Menschen,

wie sie sagen, vor Angst.

Und das ist halt, wie auch das einjournalistisch,

das ist irre schwer, ne?

Ja, vor allem weil ein das ja auch erstmal so irgendwie

auch berührt, weil man sich so fragt,

wieso weint die Person jetzt?

Also das ist ja anders, als wenn man mit Neonazis spricht,

die irgendwie dann ihre Parolen irgendwie da so brüllen

und man eh den Eindruck hat,

die sind total auf Krawall aus.

Wenn jetzt so eine Frau, ich sag mal in den 40ern,

plötzlich vor deinem Mikrofon in Tränen ausbricht,

da denkt man natürlich, die Angst scheint in den Köpfen

schon so real zu sein, obwohl die Menschen noch gar nicht da sind.

Ja, dass sie das unbedingt abwenden wollen.

Und das führt jetzt zum Beispiel dazu,

dass inzwischen Selbstverteidigungskurse angeboten werden.

Das ist ja also absurd eigentlich, ne?

Also die Angst vor Fremden ist dieses eine große Motiv,

dass in diesem kleinen Dorf Uphail immer wieder auftaucht.

Das andere ist, glaube ich, die Wut,

nämlich darüber nicht gefragt worden zu sein.

Das taucht auch immer wieder auf, auch in der Berichterstattung

und in den Hashtags, dass nämlich die Bürger nicht gefragt wurden.

Es gab nämlich keine Abstimmung,

das macht anscheinend auch viele Wüten, ne?

Ich glaube, was hier falsch gelaufen ist,

ist, dass der Landrat diese Entscheidung vor dem Kreistag

hat beschließen lassen, ohne vorher mit den Einwohnerinnen

und Einwohnern von Uphail gesprochen zu haben.

Also am 26. Januar wurde das beschlossen.

Und erst eine Woche später haben sie dann auch die Bürgerinnen

und Bürger informiert und dann schon wenige Tage später

angefangen zu bauen.

Und das war halt auch was, was denen dann halt da übel aufgestoßen ist.

Ist das einfach auch eine Kommunikationspanne oder irgendwie fern?

Also mit Sicherheit ist das eine Kommunikationspanne,

weil die Menschen erst so spät eingebunden wurden

und das natürlich dann zusätzlich nochmal die Wut schürt.

Aber auf der anderen Seite muss man das so ein bisschen fielschichtiger

sehen, weil er eben auch so lange gewartet hat

oder so lange keine Fläche gefunden hat, der Landrat,

bis es eben zu dieser für ein bisschen vielschichtiger ist.

Der Landrat, bis es eben zu dieser

für alle schlechtmöglichsten Lösungen gekommen ist,

dass eben 400 Menschen in ein 500 Einwohnerdorf kommen sollen,

wo man natürlich auch schon aus Integrationsgesichtspunkten sagt,

das ist schwer möglich.

Und da ist sozusagen so ein bisschen diese Problematik,

die sich daraus begründet, dass es die einzige kreiseigene Fläche ist.

Und der Landrat hat uns gesagt, er hätte keine andere Fläche gefunden,

die ihm Leute verpachtet hätten oder so,

um sozusagen dieses Containerdorf darauf zu bauen.

Und deswegen müsse er jetzt auf die einzige kreiseigene Fläche zurückgreifen,

auf der er die Nutzung bestimmen kann.

Ja, und in diesem konkreten Fall, eben in Uphal,

ist das der Landrat Tino Schumann, den hast du getroffen.

Erzähl mal, wer ist das, wie sieht das aus,

was für ein Eindruck kriegt man, wenn man den trifft?

Ziemlich groß ist er, also so etwa zwei Meter würde ich schätzen.

Der Landrat, also so zwischen 30 und 40,

scheint Karriere machen zu wollen, ist in der CDU sehr engagiert,

schlägt keine Einladung in Talkshows aus.

Jetzt kürzlich ist er dann dadurch, dass der Ort Uphal

solche Berühmtheit bekommen hat, mehrmals in Talkshows eingeladen worden

und macht da seinen Standpunkt klar, dass die Bundesregierung

eben die illegale Migration begrenzen müsse

und dass da jetzt gesteuert und begrenzt werden müsse.

Da gab es einen Auftritt von dem Landrat Tino Schumann.

Ende März war das beim Kommunalgipfel der CDU-CSU-Bundestagsfraktion

zur Asyl- und Flüchtlingspolitik.

Wir brauchen einfach eine Perspektive für die Menschen,

die keine Perspektive bei uns haben.

Und damit spreche ich aus, dass wir nicht die in den Kommunen brauchen.

Wir haben ein Tunisier, der im letzten Jahr zu uns kam,

zugewiesen wurde und im 2. Januar abgeschoben werden sollte.

Zurück nach Italien über Dublin kam er zu uns.

Und am 28.12. erhielten wir die Nachricht,

dass der Staat Italien die Aufnahme verweigert hat.

Und sofern ist er dann bei uns in das Asylverfahren gekommen.

Das ist ein Problem, ein Problemmann, der Frauen nachstellt.

Das ist auch bekannt.

Und der hat gerade gestern bei uns in meinem Landkreis,

in meiner Kreistadt, kleinen Medien nachgestellt,

Frauen nachgestellt und macht das viele Monate.

Und dann hat das aber trotzdem dazu geführt,

eben dieser Auftritt vom Landrat,

dass am nächsten Tag oder in den Folgetagen

eben diese Menschen da vor Ort in Wismar war das,

zur Selbstjustiz gegriffen haben.

Und er eben dann verprügelt worden ist.

Und dann liegen mir auch so Nachrichten aus Chats vor,

wo die Leute dann schreiben, der Typ liegt jetzt im Krankenhaus.

Wismar hat sich selbst darum gekümmert.

Also da merkt man eben, oder wie das der Flüchtlingsrat,

da wird halt bewusst Öl ins Feuer gegossen.

Hier zum Beispiel von Seiten des Landrats.

Der Landrat stellt sich sozusagen gerne an die Mikrofone

oder in Talkshows hin und schimpft auf die Bundesregierung.

Sie müssen die illegale Migration begrenzen.

Also er spricht von illegaler Migration.

Das heißt, er geht davon aus, dass es viele Menschen gibt,

die keinen Bleiberecht haben.

Jetzt erstmal haben alle Menschen in Deutschland das Recht

auf ein Asylverfahren.

In der Tat sind natürlich Menschen dabei, die eben keinen Bleiberecht haben.

Und er stellt es in diesem Fall aber so da,

als müsste man generell sich darum kümmern,

dass der Bund Steuern und begrenzen muss.

Und damit übernimmt er auch teilweise sehr konservative

oder rechte, wie soll ich man sagen, Parolen oder Forderung.

Und er sagt, ich kann nichts dafür.

Ich musste diese Menschen da unterbringen.

Ist das wirklich so? Hat er da wirklich gar kein Handlungsspieler?

Naja, also ich sage mal, Mecklenburg-Vorpommern

ist eines der am dünnsten besiedelten Bundesländer.

Wenn man da so durch die Straßen fährt, über die Landstraßen,

dann sieht man links und rechts ganz viel Fläche.

Also ich glaube, an dem Platz scheitert das nicht.

Sondern das hat er uns auch dann im Interview bestätigt,

nachdem wir mehrmals nachgefragt haben.

Die Akzeptanz ist eine andere wie vor acht Jahren.

Das spüren wir, das sehen wir in den Ausführungen,

auch wenn wir Grundstücke anfragen,

und wenn wir sagen, wofür wir die Grundstücke haben wollen.

Und dann auch solche Signale kommen und sagen, nein, dafür nicht.

Es liegt an der Ablehnung der Menschen, die diese Flächen bereitstellen.

Und da sind wir sozusagen wieder an einem Punkt,

dass er eben aber auch nicht dafür sorgt,

dass diese Ablehnung abgebaut wird,

sondern eben sich einfach an den Bund wendet

oder an die Landesregierung und denen das als Aufgabe vor die Tür legt sozusagen.

Wie sieht es denn jetzt aus?

Kommt die Unterkunft nach Oppal?

Ja, das steht noch so ein bisschen in den Sternen.

Also momentan ruht die Baustelle schon seit dem 3. März,

also jetzt auch schon einige Wochen, Monate.

Und der Kreisstag hat jetzt eine Begrenzung

auf 200 Menschen beschlossen,

wenn es weitere temporäre Standorte gibt.

Also sie suchen, um die Ablehnung zu machen,

um die Ablehnung zu machen.

Und wenn es temporäre Standorte gibt,

also sie suchen und versuchen noch weitere Standorte zu finden.

Der Bauantrag läuft aber weiter auf 400 Personen.

Und in Oppal eskaliert es aber trotzdem weiter.

Also die gehen weiter regelmäßig auf die Straße.

Wir sind Oppal!

Es ist so, dass die Baustelle jetzt ruht,

weil es ein Gerichtsverfahren gab,

indem die Gemeinde geklagt hat,

dass sie eben nicht eingebunden worden sind

und das ist ein Verfahrenungsprozess.

Und eben kein Einblick in den Bauantrag hatte und so weiter.

Und daraus entstand sozusagen,

dass der Landrat zugeben musste, es gibt noch gar kein Bauantrag.

Er hat sich dabei auf eine Bundesverordnung des Bauministeriums bezogen,

in der es heißt,

dass es für ukrainische Geflüchtete möglich ist,

eine Unterkunft umzubauen

und die dann temporär genutzt werden kann, ohne einen Bauantrag.

Aber das bezog sich eben auf ukrainische Geflüchtete

und die dann eben auf umbauen eines Gebäudes,

aber nicht dem Neuerrichten von einem Containerdorf an der Stelle.

Das heißt, diese Bauverordnung war nicht gültig

und von dem Zeitpunkt an musste jetzt erstmal

der Landkreis nachliefern

und wird dann erst weitermachen können,

wenn geklärt ist, ob alles eingehalten wurde an Vorschriften,

um da eben dieses Containerdorf zu errichten.

Also der Bau liegt erstmal auf Eis.

Wie waren denn eigentlich die Reaktionen auf deinen Filmwerke?

Es war ja ganz schön schwer, Menschen zu finden,

verständlicherweise, die mit dir sprechen,

die du da so eng begleiten durftest.

Wie haben wir denn reagiert auf das, was dann letztendlich zu sehen war?

Das war ja auch deren Sorge.

Klar, also wir haben versucht, einen ausgewogenen Film zu machen,

indem wir sowohl die Menschen zu Wort kommen lassen,

die eben nicht diese Vorurteile haben

oder die eben nicht so denken, aus Upal,

aber eben auch die Menschen, die halt diese Vorurteile haben,

weil das aus unserer Sicht die Mehrheit im Ort gewesen ist.

Und da haben wir gemerkt, dass die halt nach dem Film

teilweise mit einer Wucht reagiert haben,

dass sie gesagt haben, das geht gar nicht,

der Film war ganz schlimm und so weiter.

Womit wir auch so ein bisschen gerechnet haben,

weil natürlich ihnen damit der Spiegel vorgehalten wird

und sie sagen, wir werden hier als Rassisten dargestellt,

aber da herum ging es uns eben nicht,

wir wollten diese Menschen nicht abstempeln,

sondern wir wollten verstehen, woher das kommt,

nämlich auch, dass sie sich dort abgehängt fühlen.

Aber es gab auch teilweise bemerkenswerte Rückmeldungen.

Wir haben auch Leute geschrieben, die aus dem näheren Umfeld da kamen,

die ins Nachdenken gekommen sind,

die sich selbst reflektiert haben und gedacht haben,

ja, muss ich mal drüber nachdenken.

Das ich halt hoffe so für die Zukunft auch,

dass man irgendwie weiter im Gespräch bleiben kann.

Dass man trotzdem darüber sprechen kann,

warum, was dahinter steckt, aufzuklären,

letztendlich über alle Facetten.

Und deswegen war es mir zum Beispiel auch total wichtig,

dass wir mit den Geflüchteten im Film sprechen,

dass wir versuchen, alle Perspektiven abzubilden

und im besten Fall, dass jeder von jedem so ein bisschen was lernt.

Ja, wie war das denn eigentlich für die?

Also, wenn man das sieht, dass man da absolut nicht willkommen ist

und man weiß, man soll da hin.

Also, ich glaube, die wissen schon,

dass es Deutschland gibt, die sie nicht mit offenen Armen empfangen.

Ja, ich meine, die haben recht, wenn sie erstmal überrascht sind.

Aber versucht bitte auch, unsere Situation zu verstehen,

die Situation in unserem Land.

Wir sterben da jeden Tag.

Wir hoffen, dass sie uns eine Chance geben

und uns nicht gleich verurteilen,

sondern uns eine Gelegenheit geben, die Sprache zu lernen.

Dann verstehen wir sie und sie uns.

Denn sie haben ein falsches Bild von uns.

Gebt uns ein, zwei Jahre und dann zeigen wir,

wie fleißig und freundlich wir sind.

Also, ihr habt euch das echt auch angeschaut

in vielen Facetten dieses, ja, vielleicht kann man schon sagen,

Phänomenopal.

Wir sprechen jetzt in ganz Deutschland über dieses kleine Dorf.

Du hast ja gesagt, ihr wollt jetzt so ein bisschen gucken,

woher kommt das denn, diese Wucht, die sich da entwickelt hat?

Bist du deine Antwort eigentlich ein bisschen näher gekommen?

Ich glaube schon.

Also, ich glaube, natürlich sind es so diese rassistischen Vorteile,

die uns auch innerhalb der Recherche

oder innerhalb der Zeit, die wir da verbracht haben,

herausgestellt, dass das auch mit diesem Gefühl zusammenhängt,

was Menschen in ländlichen Regionen oft haben,

abgehängt zu sein.

Und es ist eine strukturschwache Region.

Es gibt wenig Jobs und so.

Und der Ort, wo die Geflüchteten hinkommen sollen,

ist auch noch ein Industriegebiet.

Also, das heißt, der Ort, an dem sie sich neue Jobs gewünscht haben,

da kommen jetzt die Geflüchteten hin.

Und das waren alles so kleine Punkte,

wo man immer wieder gemerkt hat,

aha, da ist wieder so ein bisschen was, wo man mehr verstehen kann,

woher das so ein bisschen kommt.

Oder jetzt soll für die Geflüchteten

eine Buslinie eingerichtet werden,

damit sie auch eine Möglichkeit haben,

dem so ein bisschen zu entgehen.

Und die in dem Ort Upal warten schon,

kümmern sich schon seit Jahren darum,

ein Schulbus nach Gräwismühlen zu bekommen.

Und das führt auch wieder dazu,

dass sie das Gefühl haben,

für die wird was gemacht, für uns nicht.

Und das waren alles so kleine Punkte,

die es für uns nachvollziehbarer gemacht haben,

warum die Menschen eben so denken.

Oder auch, wie man es nicht machen sollte, vielleicht, ne?

Das ist sozusagen auch was, was mir hängen geblieben ist.

Also 400 Geflüchtete in so einem kleinen Dorf

und das auch noch in so einer Gegend,

in der sich die Menschen sowieso schon abgehängt fühlen.

Das war vielleicht keine gute Idee

und das hatte die Politik da vielleicht auch nicht im Blick,

dass das so in offenen Rassismus einfach enden kann.

Mirko, danke, dass du uns davon erzählt hast.

Vielen Dank, dass ich hier sein durfte.

Ein zerrissenes Dorf, Upal und die Flüchtlingsunterkunft.

So heißt der Film von Mirko Seekamp.

Mitgearbeitet haben daran Eike Köhler,

Armin Gassim und Suleiman Tatmouri.

Den Link haben wir euch in die Show notes gepackt.

Autorin dieser Folge ist Azadeh Peshman.

Mitgearbeitet haben wir uns auch in die Show Notes gepackt.

Wir haben uns auch in die Show Notes gepackt.

Autorin dieser Folge ist Azadeh Peshman.

Mitgearbeitet hat Hannes Kunz, Produktion Gerhard Wichow,

Ursula Kirstein, Eva Erhardt, Viktor Werisch und Hanna Brünjes.

Redaktionsleitung Lena Götler und Frumi Kulipp.

FKM ist eine Produktion von BR24 und NDR Info.

Mein Name ist Victoria Michalsack.

Wir hören uns morgen wieder. Tschüss.

Und am Ende dieser Episode gibt es wieder einen Podcast-Tipp von uns.

Die Jagd, die Geheimen Chats der AfD Bundestagsfraktion,

ist eine fünfteilige Reihe von WDR-Investigativ und NDR-Rechercher.

Die ist im vergangenen Jahr veröffentlicht worden.

Der Podcast thematisiert die ersten vier Jahre der AfD im Bundestag

und Nachrichten einer lang geheim gehaltenen Chatgruppe.

Den Podcast findet ihr in der Kommentare.

Das hier sind Sätze, die eigentlich niemand hören sollte.

Ich könnte kotzen.

Wenn wir nichts tun, ist dieses Land ein für alle mal verloren.

Es sind über 40.000 Chat-Nachrichten.

Wir sind die letzte Chance, die dieses Land hat.

Und das meine ich bitter ernst.

Aus fast vier Jahren.

Die Ratte.

Die Ratte.

Die Ratte.

Die Ratte.

Und das meine ich bitter ernst.

Aus fast vier Jahren.

Die Ratte Merkel an der Spitze.

Diese Volksverräterin hört lebenslang in den Knast.

Von einer Gruppe, die glaubt, Deutschland retten zu müssen.

Wir werden sie jagen.

Wir werden Frau Merkel oder wen auch immer jagen.

Das ist die Jagd.

Ein Podcast von WDR-Investigativ und NDR-Recherche.

Verdammt.

Ich darf Betrunken nicht am Chat-Teil nehmen.

Wir nehmen dich mit ins digitale Hinterzimmer der AfD-Fraktion.

Die ersten vier Jahre im Bundestag.

Auch beim Hashtag Jagen gilt, möglichst nicht ins eigene Knie schießen.

Was denken die Abgeordneten wirklich?

Welche Ziele und Strategien verfolgen sie?

Und wie gefährlich ist diese Partei am äußersten rechten Rand für die Demokratie?

Jeder von uns sollte ohnehin ab und zu den Chatverlauf hier löschen.

Machine-generated transcript that may contain inaccuracies.

400 Geflüchtete, untergebracht in einer 500-Seelen-Gemeinde. Eine Bürgerinitiative in der mecklenburgischen Gemeinde Upahl sagt Nein, protestiert gegen die geplante Flüchtlingsunterkunft, radikalisiert sich. Die Ablehnung wächst, wird immer rassistischer - bevor überhaupt ein Mensch dort untergebracht wird. Upahl sorgt damit für deutschlandweites Aufsehen, die tagesschau berichtet. Und der zuständige Landrat Tino Schomann sieht die Verantwortung für die eskalierende Situation beim Bund.

Woher kommt der Hass im Dorf? Woher kommt die Angst? In dieser 11KM- Folge erzählt Mirco Seekamp vom NDR Magazin Panorama 3 von dieser zerrissenen Gemeinde, in der er wochenlang Menschen begleitet hat. Er hat mit Bewohner:innen in Upahl gesprochen und Geflüchteten, die dort untergebracht werden sollen.



Die Reportage von Mirco Seekamp, Eike Köhler, Armin Ghassim und Sulaiman Tadmory für Panorama 3 findet ihr in der ARD Mediathek: https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama3/Panorama-3,panoramadrei4348.html



An dieser Folge waren beteiligt:

Folgenautorin: Azadê Peşmen

Mitarbeit: Hannes Kunz

Produktion: Gerhard Wicho, Ursula Kirstein, Viktor Veress, Hanna Brünjes, Eva Erhard

Redaktionsleitung: Fumiko Lipp und Lena Gürtler



11KM: der tagesschau-Podcast wird produziert von BR24 und NDR Info. Die Verantwortung für diese Folge trägt der NDR.